Christiane Feuerstein Franziska Leeb Leeb. GenerationenWohnen. Neue Neue Konzepte für für Architektur und und soziale Interaktion
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- Kasimir Sternberg
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1 Christiane Feuerstein Franziska Leeb Leeb 5 5 GenerationenWohnen Neue Neue Konzepte für für Architektur und und soziale Interaktion 18 18
2 Neubau Wohn- und Gewerbebau Kalkbreite 5 Wohn- und Gewerbebau Kalkbreite, Zürich Architekt: Müller Sigrist Architekten, Zürich Auftraggeber: Genossenschaft Kalkbreite, Zürich Grundstücksfläche: 350 m 2 Hauptnutzfläche: insgesamt 22 m 2 (811 m 2 Wohnen, 484 m 2 Gewerbe und Kultur, 31 m 2 Gemeinschaftsflächen) Fertigstellung: 2014 Wohneinheiten: 55 Genossenschafts-Mietwohnungen mit 9 Wohneinheiten unterschiedlichen Typs (z. B. 1 und 1,5-Zimmer-Wohnungen zusammengefasst in 3 Clusterwohnungen, jeweils um einen Gemeinschaftsraum gruppiert; 2,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen; Großhaushalt, Zusammenschluss aus 21 Einzelwohnungen mit Gemeinschaftsraum und bewirteter Küche; Großwohnungen bis 1 Zimmer für Wohngemeinschaften), 9 zumietbare Jokerzimmer, 11 Pensionszimmer Gemeinschaftseinrichtungen: Innenhof, Dachterrassen, 4 nutzungsoffene»schöpfe«(überdachte, abschließbare Räume im Freien), Rue intérieure, Halle, Waschsalons, Cafeteria, Sitzungsräume, Gemeinschaftsbüros, Werkstätten, Sauna, Musikübungsraum Weitere Nutzungen: Straßenbahndepot, Gewerbeflächen, Gastronomie, Kino, Läden, Praxen, Kita, Geburtshaus etc. Spezielle Angebote: Betriebsteam»Drehscheibe«(Rezeption) mit Serviceangebot für Bewohner/Gewerbetreibende/Nutzer Auf dem innerstädtisch gut erschlossenen Grundstück Kalkbreite besteht seit 1882 ein Straßenbahndepot. Als die Züricher Verkehrsbetriebe dessen Erneuerung und die Stadt den Grundstücksverkauf planten, initiierten die Anwohner 200 unterstützt durch lokale Medien einen öffentlichen Workshop unter dem Titel»Ein neues Stück Stadt«. Die Idee dabei war, in einem Gebäudekomplex das Depot und Wohneinheiten zusammen unterzubringen. Um die Umsetzung dieser gemeinsam entwickelten Zukunftsperspektive zu unterstützen, wurde der Verein Kalkbreite gegründet, aus dem wenig später die neue Genossenschaft Kalkbreite hervorging. Im Herbst 200 sprach die Stadt Zürich der jungen Genossenschaft das Baurecht zu. Gemeinsam lobten sie, wie im Züricher Baurecht üblich, einen Architekturwettbewerb aus, den das Züricher Büro Müller Sigrist Architekten gewann. Basis des Wettbewerbs war die zuvor von Anwohnern und Fachleuten partizipativ entwickelte Vision eines ökologisch geplanten Quartiers mit begrüntem Innenhof, Photovoltaikanlage, Abb. 1 Lageplan, Maßstab 1:5000 Abb. 2 Blick auf den Innenhof Abb Rosengarten (Bestandsgebäude) 2 Zugang Freitreppe zum Innenhof 3 Innenhof Abb. 2
3 Hausgemeinschaften gemeinsam wohnen Abb. 3 Abb Obergeschoss 1 Freitreppe 2 Innenhof 3 Kindertagesstätte 4 Geburtshaus / Wochenbettwohnung 5 Sitzungsraum»Flex«Gemeinschaftsbüro Rue intérieure 8 Cafeteria 9 Eingangshalle / Rezeption 10 Waschsalon 11 Pension 12 Ess- / Wohnraum Großhaushalt Wohnungen Großhaushalt 14 Jokerzimmer 15 Clusterwohnungen 1 Cluster-Gemeinschaftsraum 1 Clusterwohnungen im Großhaushalt 18 Gemeinschaftsraum»Box«Dachgarten 2. Obergeschoss Abb
4 Neubau Wohn- und Gewerbebau Kalkbreite Wärmerückgewinnung, Grundwasserpumpe etc. Zudem war das Ziel, einen lebendigen Ort zu schaffen mit viel Raum für neue Wohn konzepte und Lebensmodelle sowie innovativem, kleinteiligem Gewerbe bei einem Verhältnis von etwa 0 % Wohnen zu 40 % Gewerbe. So sind in dem Komplex u. a. Clusterwohnungen, Wohnungen für Großhaushalte und eine Pension untergebracht sowie ein Geburtshaus, eine Wochenbettwohnung und eine Kindertagesstätte. Im Erdgeschoss, Mezzanin und im ersten Obergeschoss befindet sich u. a umgeben von Läden, Büros, Praxen und Kino das sanierte Straßenbahndepot. Auf dessen Dach ist auf Höhe des zweiten Obergeschosses ein begrünter Innenhof angelegt. Ihn umgibt eine sich über drei Seiten erstreckende blockrandartige abgetreppte Bebauung mit bis zu fünf Ebenen. Die darin angeordneten Wohnungen weisen einen durchschnittlichen Wohnflächenanteil von 32 m 2 pro Person auf. Für sie ist eine folgendermaßen zu errechnende Mindestbelegung vorgeschrieben: Anzahl der Zimmer minus 1 = Anzahl der Bewohner. Als Ergänzung zum privaten Raum wartet ein breites Angebot gemeinschaftlich genutzter Bereiche und im gesamten Gebäude verteilter, für begrenzte Zeit zumietbarer Jokerzimmer auf. Ein Raster aus Stahlbetonstützen ermöglicht auch in Zukunft eine flexible Anordnung unterschiedlicher Nutzungen und eine freie Einteil barkeit der Geschossflächen. Erschlossen wird der Komplex von außen über eine breite Freitreppe, die vom Straßenniveau hinauf zum Innenhof führt. Im Inneren durchzieht die Rue intérieure beginnend in der Eingangshalle des zweiten Obergeschosses das Gebäude in seiner Höhe. Sie dient als zentraler Erschließungsflur und kommunikativer Raum zugleich. Jokerzimmer WG Einpersonenhaushalt Zweipersonenhaushalt Alleinerziehender Haushalt Familienhaushalt WG mit Kindern Abb Abb. 3 Rue intérieure mit Blick in das Foyer Abb. 4 Skizze Gewerbe- und Dienstleistungsmix Abb. 5 Grundrisse, Maßstab 1:1200 Abb. Aufteilung Wohnformen Abb. Cluster-Gemeinschaftsraum mit Blick in das darüberliegende Malatelier. Obergeschoss Obergeschoss Abb.
5 8 Hausgemeinschaften gemeinsam wohnen Abb. 8 Ein neues Stück Stadt: gemeinsam Visionen umsetzen Die Stadtplanerin und Landschaftsarchitektin Sabine Wolf ist Chefredakteurin der Schweizer Zeitschrift für Landschaftsarchitektur anthos und Mitglied der Geschäftsleitung der Genossenschaft Kalkbreite. In ihrer Arbeit verbindet sie theoretisches Wissen mit praktischer Umsetzung. Abb. 9 Beitrag von Sabine Wolf 4 Generische Partizipation (lat. gignere,»hervorbringen«) beschreibt eine lokal ver ankerte, prozesshafte, breit abgestützte Projektentwicklung, bei der das Projekt erst durch die Beteiligung Vieler entsteht, die ihr Wissen, ihre Bedürfnisse, Erwartungen und Visionen einbringen. Von Anfang an wichtig für die Genossenschaft und ihre Arbeitsweise prägend war die intensive und breite Partizipation der künftigen potenziellen Nutzer durch alle Projektphasen Planung, Realisierung, Aufbau und Betrieb. Das prozesshafte Vorgehen, eine»planungskultur der Vielen«, mag ein gewisses Wagnis bergen angesichts der Ungewissheit des Ausgangs, doch sie schafft von Anfang an eine gemeinsame Vision und gegenseitige Akzeptanz. Bei dieser»generischen Partizipation«4 wird die gemeinsame Auseinandersetzung mit künftigen Wohn-, Arbeits- und Lebensmodellen zur eigentlichen gestalterischen Kraft. Diese Form bedarfsbasierter Projektentwicklung fördert nicht nur an den Ort angepasste, maßgeschneiderte und zukunftsfähige Konzepte. Sie leistet aufgrund ihrer breiten Abstimmung zugleich auch die Einbettung in einen größeren gesellschaftlichen und örtlichen Kontext. Nicht spektakuläre Autorenprojekte sind gesucht, sondern Lösungen, die auf die Bedürfnisse der künftigen Nutzer eingehen. Dass die Genossenschaft Kalkbreite mit dieser Planungskultur nicht allein ist und auch nicht die erste war, ist ein entscheidender Standortvorteil von Zürich. Die Genossenschaften Dreieck, Karthago und Kraftwerk1 haben dies bereits seit den 90er-Jahren in ihren Projekten verfolgt, ebenso wie später die Genossenschaft»mehr als wohnen«. Auch die lange Tradition des genossenschaftlichen Wohnungsbaus in Zürich hat Pfade geebnet und neue Möglichkeiten eröffnet; die städtische Grundstücksvergabe im Baurecht sowie die klaren und professionellen Rahmenbedingungen für Genossenschaften sind etablierte Instrumente, ohne die das Projekt nicht hätte Wirklichkeit werden können. Die Kalkbreite wurde bewusst»konventionell«und ohne General- oder Totalunternehmer gebaut. Das erfordert seitens der Bauträgerschaft viel Wissen und Disziplin, sichert aber viele Freiheiten. Denn damit können Kosten fokussierter gesteuert und Spar- sowie Ausgabenpotenziale auf andere Weise diskutiert werden. Dies ermöglicht eine kostengünstige Bauweise ebenso wie bezahlbare Wohn- und Gewerbemieten und zudem unterschiedliche Angebote für die Hausgemeinschaft, wie eine Cafeteria, nutzungsoffene Flächen und attraktive Außenräume. Die Genossenschaft Kalkbreite hat heute fast 1200 Mitglieder und realisiert mit dem ebenfalls im Züricher Zentrum gelegenen»zollhaus«derzeit ihr zweites Projekt. «
6 Neubau Wohn- und Gewerbebau Kalkbreite 9 a b c d e f Abb. 11 g h i j Abb. 8 8,5-Zimmer-Maisonettewohnung Abb. 9 Innenhof auf dem Dach der Straßenbahnhalle Abb. 10 Grundrisse Wohnungsbeispiele, Maßstab 1:400 Abb. 11 Rue intérieure mit Blick in eine Küche k Abb. 10 l a Jokerzimmer 2,1 m 2 b 1-Zimmer-Wohnung Cluster 3: 29,4 m 2 c 1,5-Zimmer-Wohnung Cluster 3: 4,1 m 2 d 1,5-Zimmer-Wohnung Cluster 1: 4, m 2 e Gemeinschaftsraum Cluster 3: 39,5 m 2 f 3-Zimmer-Wohnung: 1,2 m 2 g 2,5-Zimmer-Wohnung: 3,9 m 2 h 3-Zimmer-Wohnung: 4,9 m 2 i 2,5-Zimmer-Maisonettewohnung: 9,8 m 2 j 3,5-Zimmer-Wohnung: 4,4 m 2 k 5,5-Zimmer-Wohnung: 125,9 m 2 4,5-Zimmer-Wohnung: 94, m 2 l WG Großhaushalt: 9,5-Zimmer-Wohnung: 253 m 2
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