Individualisierung und Bildungsstandards ein Widerspruch?
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- Kora Gerber
- vor 8 Jahren
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1 Deutscher Geographentag, Wien, Individualisierung und Bildungsstandards ein Widerspruch? Herbert Pichler (Univ. Wien), Thomas Stern (Univ. Klagenfurt) ( ) 1
2 Warum Individualisierung? Lernrelevante Unterschiede Lernvoraussetzungen (Selbstkonzept, Sprachfähigkeit etc.) Lernmöglichkeiten (Lernstrategien, Lerntempo, Motivation etc.) Lerninteressen (sachliche Vorlieben etc.) Trends in der Weiterentwicklung der Lernund Prüfungskultur ( NCTM-Standards) INHALT: Fachsystematik > Vielfalt von Themen und Bearbeitungsformen ( Fokussieren auf Kernideen) LERNEN: Wissensvermittlung > Lernen als Prozess, Konstruieren und Generieren von Wissen, Untersuchen relevanter Probleme LEHREN: Vortragen > Fragen und Zuhören ( Neues Rollenbild: Lehrer/in als Coach; Individualisierung) BEWERTUNG: Test/Klassenarbeit > verschiedenen Formen der Überprüfung ( Methodenvielfalt, formative Leistungsbewertung) LERNERGEBNIS: isolierte Kenntnissen & Fertigkeiten > Schlüsselkompetenzen (fachbezogene Problemlösekompetenz & allgemeine Fähigkeiten) 2
3 Chancen der Individualisierung Motivierung und Lernerfolge durch + Anknüpfen an persönliche Stärken, Vorlieben, Interessen + Indiv. Lernweg & Lerntempo + Selbstreflexion & Metakognition + Nutzen der anderen S/S als Ressourcen Theoretische Fundierung durch + Lerntheorie (Piaget, Dewey, Bruner, Ausubel, Remo ) + Neurodidaktik (Spitzer, Hüther) + Intelligenzforschung (Gardner) + Reformpädagogik (Montessori, Freinet, Parkhurst etc. EVA, self-directed learning etc.) Herausforderungen der Individualisierung Erweiterte Sozialisationsfunktion der Schule ethnische/kulturelle/sprachliche/soziale Heterogenität der S/S Wandel der Familienstrukturen gesellschaftliche Veränderungen (Berufsbilder, Bildung, persönl. Perspektiven, Kontext der Globalisierung etc.) Neue Anforderungen an L/L Neues Rollenbild ( Lerncoach ) Aufwertung des sozialen Lernens (Kooperation der S/S) Kooperation im Lehrerzimmer neue Prüfungskultur (formativ Feedback und Selbstbewertung) Portfolio, Verbalbewertung, Lernforschrittsbericht, L.O.B. etc 3
4 Warum Bildungsstandards? (E. Klieme u.a.: Instrument zur Qualitätsentwicklung im Bildungsbereich Vergleichbarkeit von Lernergebnissen, Rechenschaftslegung externe Überprüfungen der Effektivität des Unterrichts bzw. des Schulsystems: Grundlage für evidenzbasierte Bildungspolitik Orientierung der Lehrkräfte an Lernergebnissen (outcome): Selbstevaluierungskultur, Entwicklung der Unterrichtsqualität Festlegung von Schülerkompetenzen anhand von exemplarischen Aufgaben mittleren Niveaus Keine Grundlage für Notenvergabe, kein Ausleseinstrument (?) Informationen für Schüler/innen, Eltern, Lehrer/innen Bildungsstandards Geographie (DGfG 2008) KOMPETENZBEREICHE Fachwissen Räumliche Orientierung Erkenntnisgewinnung/Methoden Kommunikation Beurteilung/Bewertung Handlung ( Much) 4
5 12 Globaler Klimawandel Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs Situations- bzw. Problembeschreibung (Text) M1 vom Meeresspiegelanstieg bedrohte Gebiete (Karte) M2 Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs (Aufzählung) M3 Verletzlichkeitsvergleich (Tabelle) Aufgabenbeispiel Beurteilung/Bewertung (DGfG 2008) M4 Probleme und Gegenstrategien (Texte) Aufgaben: 1) Atlasarbeit, Kartenarbeit, Verortung 2) Vergleich (ohne Produktangabe!) 3) und 4) zuordnen, beurteilen, erörtern, Handlungsoption auswählen TIMSS-Aufgaben Naturwissenschaften S04_14, S04_09 ( 5
6 ( Saul Steinberg) Nutzen von externen Lernstandserhebungen PISA-2000: Anteil der 15-Jährigen mit schwachen oder sehr schwachen Lesefähigkeiten: Deutschland 23% Österreich 20 % (2003) Finnland: 7% Zusatzstudie MPI-Berlin (Baumert 2001): Lehrerbefragung: 90% der Leseschwächen unerkannt KESS4-Studie Hamburg (Bos & Pietsch 2004) Schullaufbahnempfehlung Gymnasium für ein Kind aus oberen Schichten 3-mal so groß wie für ein Kind aus einer Arbeiterfamilie bei gleichen kognitiven Grundfähigkeiten 6
7 Mathematik-Kompetenz und Schulnoten (Nationaler Bildungsbericht Österreich 2009, S 134, bifie) Leistungen und Leistungsbeurteilung in der AHS- Oberstufe (OECD- PISA 2006) Mathematik-Kompetenz und Schulnoten (Haider & Schreiner 2006) PISA-2003-Mathematik- Kompetenz und Noten nach Leistungsgruppen in 8. Schulstufe 1: AHS oder HS 1. LG mit Sehr Gut 2: AHS oder HS 1. LG mit Gut 3: AHS oder HS 1. LG mit Befriedigend oder HS 2. LG mit Sehr Gut 4: AHS oder HS 1. LG mit Genügend oder HS 2. LG mit Gut 5: AHS oder HS 1. LG mit Nicht Genügend oder HS 2. LG mit Befriedigend oder HS 3. LG mit Sehr Gut 6: HS 2. LG mit Genügend oder HS 3. LG mit Gut 7: HS 2. LG mit Nicht Genügend oder HS 3. LG mit Befriedigend, Genügend oder Nicht Genügend 7
8 Herausforderungen von Bildungsstandards - Konzeptuelle Fehler (z.b. Ö- Regelstandards ) - Probleme beim Testdesign (einfache oder komplexe Aufgaben?) - Schwierigkeiten beim Überprüfen von sozialen u.a. Lernzielen - Beschränkung auf die Kernfächer D M E (NW, GW), Abwertung der anderen Fächer - Weniger Lernangebote teaching to the test - Keine Verbindung der Bildungsstandards (Schülerkompetenzen) mit Prozessstandards (Qualität des Unterrichts u.a.) - Fehlen von Standards für Standards (samt Metaevaluation) Schließen Individualisierung und Bildungsstandards einander aus? Individualisierung Jede/r nach seiner/ihrer Facon!! Bildungsstandards Ein- und dieselbe Norm für alle!! - Verzicht auf verbindliche Lernziele für alle Niveauverlust? Widerspruch oder Missverständnis? - Überforderung für Lehrer/innen mit 25+ Lernprogrammen? - Normierte Lernziele Über- & Unterforderung vieler S/S? - Weniger spezifische Lernangebote teaching to the test? Gegenseitige Ergänzung! Individualisierung ermöglicht: + Unterschiedliche Lernwege + Ausschöpfung von Talenten + Rückschlüsse auf Standards Tests liefern Informationen: + indiv. Lerndiagnosen (?) + Unterrichtsqualität + Schulevaluation 8
9 Lernerfolgsdiagnose: Alternative Methoden Weg vom Schema Lehrerfrage Schülerantwort Lehrerbewertung Bewertung auch von Partner- und Gruppenarbeiten Kein Aufzeigen (außer um Fragen zu stellen) ABCD Karten, Ampelsignal, Minute Paper Einbeziehung von Elementen der Selbst- und Partnerbewertung Validierung & Ergänzung der Lehrereinschätzung Lernreflexion Standards-Aufgaben für individuelle Lernförderung nutzen! Lernanregungen für S/S (zb Aufgaben bewerten) Reflexionsanregungen für L/L (zb Probetest und Diskussion) 9
10 Offene Fragen / Herausforderungen Schulrealität: Wie unterrichtet und bewertet man kompetenzorientiert? Externe Tests: Welche Folgen hat das Nichterreichen der Standards? (Sanktionen? Förderangebote?) NSES, NCTM (USA 1995ff): Standards nicht nur für Schülerleistungen, sondern auch für die Unterrichts- und Bewertungsqualität, für Curricula, Lehrerweiterbildung und Schulpolitik? (Bündnis reformpädagogisch engagierter Schulen): Standards für individuelle Förderung und Herausforderung (!) Kooperation Schulpraxis & Wissenschaft? ( IMST-RN & COOL ) ÖZEPS (Österreichisches Zentrum für Persönlichkeitsbildung und soziales Lernen) BMUKK (BM für Unterricht, Kultur und Kunst) Download & Bestellungen: IMST (Innovationen Machen Schulen Top) BMUKK (BM für Unterricht, Kultur und Kunst) Download & Bestellungen: 10
11 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! 11
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