Das britische Bankensystem. 1. Allgemeine Charakteristik
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- Sofia Steinmann
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1 Das britische Bankensystem 1. Allgemeine Charakteristik 2. Zentralbank 3. Bankenaufsicht 4. Depositenbanken 5. Großbanken 6. Sparkassen 7. Handelsbanken 8. Ausländische Banken 9. Geldmarktinstitute 10. Bausparinstitute 11. Teilzahlungskreditinstitute 12. Kreditinstitute mit Sonderaufgaben Quellen: Die Bankensysteme der EG Länder Dietmar K. R. Klein Verlag Fritz Knapp GmbH, 1992 Die Bankensysteme der EU Länder Dietmar K. R. Klein Verlag Fritz Knapp GmbH, 1998 Geld-, Bank- und Börsenwesen Obst/Hinter Schäffer Poeschel Verlag für Wirtschaft Steuern Recht GmbH, 1993
2 Das britische Bankensystem 1. Allgemeine Charakteristik - galt lange als Musterbeispiel klarer Arbeitsteilung: nicht gesetzlich verordnet, sondern historisch gewachsen - seit 70er Jahren: deutlicher Trend zum Universalbankensystem erkennbar - insbesondere Depositenbanken: früher: auf krzfr. Einlagen- und Kreditgeschäft beschränkt heute: bieten praktisch alle banküblichen Leistungen an entweder direkt/tochtergesellschaften - neben Depositenbanken: Entwicklung früher eng begrenzter Spezialinstitute (Sparkassen u. größeren Teilzahlungs-KI) zu Universalbanken - weiteres wesentliches Merkmal (bis vor wenigen Jahren): kaum regulierende Eingriffe des Staates in das Bankgeschäft durch Rechtsnormen - Kontrolle und Lenkung: enge informelle Kontakt zw. ZB und Kreditgewerbe - seit einigen Jahren: Gesetz, welches Zulassung und Beaufsichtigung der Banken regelt (Banking Act 1979/1987) außerdem: - Gesetz, welches Kapitalanleger besser schützen soll (Financial Services Act 1986) - flexible Handhabung wird beibehalten; von allzu detaillierten Regelungen wird abgesehen - im Financial Services Act: Aufsicht wird verschiedenen Gremien der Selbstkontrolle zugewiesen nicht nur einer Behörde - unverändertes Merkmal: große Gewicht ausländischer Banken überragen nach Zahl und zusammengefaßten Bilanzvolumen die brit. Industrie - ausl. Banken: kaum am Inlandsmarkt, fast nur im grenzüberschreitenden Fremdwährungsgeschäft (Eurogeld- /Eurokapitalmarkt) tätig - London: internationaler Finanzplatz Grund: liberale Haltung der brit. Regierung gegenüber der Betätigung ausl. Banken in London 2. Zentralbank - = Bank of England: übernimmt neben geldpolitischer Lenkung auch Bankenaufsicht - alleiniger Eigner der Bank ist nach Verstaatlichung (1946) das Schatzamt - an Spitze der Bank steht Direktorium (Court of Directors) - Ernennung d. Mietglieder auf Vorschlag des Premierministers von der Krone: Gouverneur, Vizegouverneur (beide auf 5 Jahre),
3 16 Direktoren (jeweils auf 4 Jahre) (höchstens 4 der Direktoren sind hauptamtlich tätig übrigen nebenamtlich - kommen aus Banken, Industrie, Gewerkschaften) - geldpolitische Entscheidungen trifft das Committee of Treasury, einer der acht ständigen Ausschüsse des Direktoriums - bei Entscheidungsfindung spielt die vom Schatzamt maßgeblich bestimmte Ausrichtung der Geldpolitik eine zentrale Rolle - geldpolitischen Einflußmöglichkeiten: im einzelnen nicht gesetzlich geregelt - Politik beruht stark auf Vereinbarungen und Empfehlungen, an die sich Geschäftsbanken dann halten - seit Kreditreform 1971: Ausrichtung der Politik der Bank of England stärker an Geldmenge - seit 1976: Veröffentlichung des Wachstumsziels der Geldmenge - im Vordergrund steht Zinspolitik: wichtigstes Instrument: Offenmarktoperationen sowohl am Diskontmarkt (Markt für krzfr. Papiere) als auch am Markt für Staatsanleihen - mit Teilnahme des Pfundes am Wechselkursmechanismus des EWS (1990): nachhaltige Veränderung der Rahmenbedingungen für Geldpolitik - zur Vermeidung von Wechselkursänderungen: Orientierung der Bank of England am Wechselkurs - Diskontpolitik hat Bedeutung verloren: Gründe: Aufgabe des Zinskartells (Bankrate als Leitzins) der Clearingbanken seit : ZB ersetzte Diskontsatzänderungen durch minimum lending rate seit 1981 keine Bekanntgabe des offiziellen Zinssatzes Folge: offizielle Empfehlungen allgemeiner Art; auch Richtung an einzelne Institut ( qualitative guidance ) 3. Bankenaufsicht - staatliche Aufsicht über Banken: lange Zeit von Bank of England wahrgenommen ohne gesetzliche Grundlage; auf sehr liberaler, flexibler Weise - in Folge einer Bankenkrise ( secondary banking crisis ): Verschärfung der Aufsicht und Aufstellung einer gesetzlichen Grundlage: (Banking Act 1979) - zur Verbesserung der Informationsmöglichkeiten der Bank of England: 1987 Novellierung des Gesetzes - förmliche Zulassung (authorisation) für alle Institute erforderlich, welche Einlagen vom Publikum hereinnehmen - erst ab bestimmter Größe (dieser Institute) darf Bezeichnung Bank geführt werden - mit Gesetz 1979: erstmalige Schaffung eines Einlagensicherungssystems in GB
4 schützt jeden Einleger in Höhe von im Fall des Konkurses seiner Bank - Bankensektor im engeren Sinne: Bank of England erfasst zwei große Blöcke von Instituten in ihren Statistiken ( statistical banks ) - britische und ausländische Banken - Tabelle: zeigt Marktanteile der Gruppen; Verhältnis der Einlagen in Sterling und Fremdwährung verdeutlicht, welche Institute schwergewichtig das Inlandsund internationale (Eurogeschäft) betreiben 4. Depositenbanken - Bank of England: Zusammenfassung jener Institute, die Einlagengeschäft mit breiten Bevölkerung pflegen, als zentrale britische Bankengruppe - dazu zählen: früher gesondert erfaßten London clearing banks; in Nordirland tätigen Depositenbanken neu hinzugruppiert wurden: Sparkassen (trustee savings banks) zentrale Postamt (Girobank) 5. Großbanken - dominierende Teilgruppe der retail banks: großen Londoner Aktienbanken (London clearing banks) - erfassen mit rund Geschäftsstellen gesamte Gebiet von England & Wales - in Schottland, Nordirland u. Ausland durch Tochterunternehmen vertreten - auf Banken entfällt fast Hälfte aller Sterling - Einlagen in GB - Konzentration der Banken auf: krzfr. Einlagen- und Kreditgeschäft; verbunden mit Abwicklung des bargeldlosen ZV - durch Zunahme der Termin- und Spareinlagen (inzwischen 60 % der Einlagen): Vergabe längerfristiger Kredite möglich - darüber hinaus: Angebot banküblicher Leistungen direkt oder über Tochterund Beteiligungsunternehmen - von früher 11 Instituten: big four verblieben Grund: Fusionen, insbesondere 1968/69 6. Sparkassen - trustee savings banks: Beschränkung lange Zeit auf Entgegennahme von Spareinlagen Staat ließ nur wenig Spielraum für deren Anlage - Sparkassengesetz 1976 eröffnete tiefgreifenden Wandel: Entwicklung zielstrebig zu Banken:
5 Aufhebung von Beschränkungen im Geschäft (keine eigene Kreditvergabe) und im Kundenkreis (nur Privatpersonen) - zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit: Zusammenführung der damals 72 Institute zu 4 Landessparkassen - heute: bieten umfassendes Sortiment von Bankleistungen über ein Netz von rund Geschäftsstellen - Zuordnung statistisch zu retail banks 7. Handelsbanken - = merchant banks; zweite bedeutende Gruppe nach Depositenbanken - Maßschneider für Finanzen : Führung einer innovativen und dynamischen Geschäftspolitik; Übernahme von Bankleistungen, die nicht in Massenbetrieb der Großbanken passen - bilden heterogene u. in der Zahl nicht genau bestimmbare Gruppe: Grund: unterschiedliche Geschäftsschwerpunkte - ursprünglich: reine Handeslunternehmen (merchants); nach und nach Finanzierung von Geschäften anderer Kaufleute: internationale Warenverkehr mit Hilfe von Akzeptkrediten - Akzeptbanken (accepting houses) = innerer Kreis der merchant banks - Weiterentwicklung der Tätigkeit der merchant banks: umfassende finanzielle Betreuung mittelgroßer und großer Unternehmen (corporate finance); Schwerpunkt: Emissionsgeschäft - bedeutende Rolle im Euro Geschäft: zwei merchant banks wird zugeschrieben, den Eurodollar Markt erfunden zu haben 8. Ausländische Banken - = overseas banks: bilden größte Bankengruppe gemessen an Zahl und Bankvolumen - Herbst 1990, London: 402 ausländische Banken waren durch Filialen oder Tochterunternehmen (270) oder wenigstens mit einer Repräsentanz (132) vertreten 48 japanische, 47 US amerikanische, 105 Banken aus anderen EG Ländern - mitentscheidend für Zunahme: Expansion der Euromärkte - meisten Institute: Engagement im Euro Geld- und Euro Kreditgeschäft - in neuerer Zeit: Einräumung von Sterling Krediten - aber: nur wenige Institute gehen nachhaltig ins Inlandsgeschäft - bedeutendste Teilgruppe heute: japanischen Banken - sonstige Finanzinstitute = weiteren Institutsgruppen; Bank of England zählt diese nicht mehr zum Bankensektor i. e. S. 9. Geldmarktinstitute
6 - = discount houses - halten Teil der Liquiditätsreserve der Banken in Form krzfr. Kredite je nach Liquiditätslage: Reduzierung/Aufstockung - Anlage der Mittel in breites Sortiment krzfr. Wertpapiere dadurch Schaffung eines Marktes - besondere Stellung der discount houses: Privileg der Kreditaufnahme bei der Bank of England - Ausweitung des traditionellen Geschäfts durch Aufnahme der Vermögensverwaltung und des Leasinggeschäfts 10. Bausparinstitute - = building societies; vergeben Darlehen gegen erststellige Hypotheken - bei weitem bedeutendste Quelle zur Wohnungsbaufinanzierung - gemeinnützige, genossenschaftlich organisierte Institute - Gegensatz zu dt. Bausparkassen: Trennung des Aktiv- und Passivgeschäftes: Kunde kann Spareinlagen tätigen, ob er bauen will oder nicht; Kreditvergabe setzt kein Ansparen voraus - Mittelbeschaffung durch Ausgabe von Anteilen: Vergütung steuerfreier Zinsen; Rückgabe unter Einhaltung einer Kündigungsfrist möglich - Gesetzgebung (Building Societies Act 1986) gibt Weg frei für bisher untersagte Geschäfte: Beginn einer Entwicklung in Richtung Universalbank : Anerkennung des ersten Institutes als Bank 11. Teilzahlungskreditinstitute - Zusammenschluss der bedeutendsten Instituten in der Finance Houses Association (48, auf die über 85 % des Kreditvolumens entfallen) - alle größeren finance houses: = Tochtergesellschaften großer Depositenbanken oder von Versicherungsgruppen - Konsumentenkredite: bilden heute rund 40 % ihrer Aktiva; 2/3 davon = Kredite für Auto- und Wohnwagenkäufe - bei Unternehmenskrediten hat Leasinggeschäft an Bedeutung gewonnen - Mittelbeschaffung vorwiegend von Banken - Bank of England: Anerkennung einiger Institute zu statistical banks ; Zuordnung zum Bankensektor i. e. S. 12. Kreditinstitute mit Sonderaufgaben - Errichtung spezieller Finanzinstitute:
7 finance corporations zur Vergabe längerfristiger Kredite an mittelständische Unternehmen - Mittelbeschaffung überwiegend durch Emission von Schulverschreibungen - Zusammenfassung verschiedenartig spezialisierter Institute unter Holdinggesellschaft Investors in Instustry Group
8 Stand: Ende 1990 Einlagen (Beträge in Mrd. ) Bilanzsumme insgesamt Sterling Fremdwährung British banks - Retail banks 426,1 359,8 83 % 17 % - Merchant banks 59,4 51,8 68 % 32 % - Other British banks 56,5 46,6 84 % 16 % 542,0 458,2 81 % 19 % Overseas Banks - American banks 110,3 107,0 17 % 83 % - Japanese banks 254,5 251,4 16 % 84 % - Other overseas banks 359,6 349,0 28 % 72 % 724,4 707,4 22 % 78 % Banks in the United Kingdom 1 266, ,6 45 % 55 % UK banking sector ( statistical banks )
9 Struktur des Bankensystems einschließlich Bausparkassen im Vereinten Königreich (In Mrd. Pfund Sterling) Institutsgruppe Bilanzsumme dar.: Einlagen Sterling Fremdwährung Banken Clearingbanken u. sonst. Retailbanks Merchantbanken Sonst. brit. Banken Auslandsbanken Amerikanische Japanische Sonstige Diskonthäuser Bausparkassen Insgesamt (aggregiert) Quelle: Bank of England, Monetary and Financial Statistics, Vol. 1, Issue 3, März 1997 (früher Quarterly Bulletin und HMSO Financial Statistics)
10
11 Auslandsforderungen der Banken im Vereinten Königreich 1) Nach verschiede- Ende 1989 Ende 1996 nen Kategorien Mrd. US - $ In % Mrd. US - $ In % Forderungen an EU - Länder , ,5 Forder. an Nicht EU - Länder , ,5 Insgesamt Davon nach Währungen: US Dollar , ,0 Deutsche Mark , ,7 Pfund Sterling 74 8, ,7 Japanischer Yen , ,0 ECU ,1 Sonstige , ,5 Davon nach der Nationalität der Banken: Deutsche ,8 Britische ,8 Japanische ,6 US amerikanische ,1 Italienische ,3 Französische ,5 Sonstige ,0 Quelle: Bank of England, Monetary and Financial Statistics, Vol. 1, Issue 3, März 1997 (früher Quarterly Bulletin). 1) Einschl. einiger berichtender Finanzinstitute, die nicht Banken sind, und Intrabankbeziehungen; ohne Direktinvestitionen.
12 Retail banks Sparkassen London Depositenbanken Postgiroamt (Trustee Clearing banks (Girobank) savings banks) (Londoner Aktienbanken) "big four" Barclays Bank National Westminster Bank (NatWest) Midland Bank Lloyds Bank Handelsbanken (Merchant banks) Akzeptbanken (Accepting houses) S.G. Warburg Kleinwort Benson Morgan Grenfell Hambros Bank Traditionshäuser: N.M. Rothschild & Sons Baring Brothers
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