Erfahrungsbericht: Auslandssemester in Huelva
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- Eva Bäcker
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1 Erfahrungsbericht: Auslandssemester in Huelva Annika Zöller DHBW Mannheim Universidad de Huelva Bachelor of Arts International Business 3. Semester 2013
2 1. Vorbereitung: Durch drei Jahre Spanischunterricht in der Schule und einem Jahr Spanisch an der DHBW hatte ich mittlere Sprachkenntnisse, die für den Anfang in Spanien ausreichen sollten. Dadurch, dass Spanien keine großen kulturellen Unterschiede zu Deutschland birgt, habe ich mich darauf nicht explizit vorbereitet. Durch eine Bekannte konnte ich ein Treffen mit einer Studentin arrangieren, die das Jahr zuvor ihr Auslandsemester in Huelva absolviert hatte. Sie gab mir die Nummer ihres Vermieters, einige Tipps zu Restaurants und Bars und schwärmte sehr von ihrem Aufenthalt. Die Auswahl der Kurs von Deutschland aus erfolgt in Anlehnung an die Kurse des dritten Semesters in Deutschland und mit Absprache des Studiengangleiters. Wir erstellten ein vorläufiges Learning Agreement. Aus Erfahrung wusste unser Studiengangleiter, dass vor Ort alles neu geplant werden muss, da die Kurslisten meist erst zu Beginn des Semesters endgültig feststehen. 2. Studium im Gastland: Nach der Ankunft in Spanien konnte ich direkt an einer Begrüßungs- und Infoveranstaltung von der Universidad de Huelva (Uhu) teilnehmen. Dort bekam ich die wichtigsten Informationen für die Kursbelegung und allgemeine Informationen zum Leben in Huelva. Außerdem bekam jeder einen Termin für eine Einführungsveranstaltung zu Moodle. Auch die Wohnungssuche wurde durch das International Office (IO) der Uhu unterstützt. Man bekam eine Liste mit Wohnungen, bei denen man selbst anrufen konnte oder das IO um Hilfe bitten konnte. Wohnungen konnte man auch, über schon im Vorfeld gegründete Erasmus Huelva Gruppen, auf Facebook finden. Die Unterbringung fand meist in Wohnungen mit drei oder vier Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, ein bis zwei Bädern und einer voll ausgestatteten Küche statt. Die Mitbewohner waren fast immer Erasmusstudenten. Eine Wohngemeinschaft mit Spaniern war eher die Ausnahme. Ich bekam für meine Wohnung einen Mietvertrag, mit einwöchiger Kündigungsfrist und musste die Miete plus Nebenkosten, sowie die Kaution überweisen. Viele meiner Freunde gaben die Miete monatlich Bar an den oder die Vermieter/-in. Auch um Internet musste ich mich, im Vergleich zu vielen anderen, nicht selbst kümmern. Bei mir war es im Mietpreis schon inklusive. Zum Auszug bekam ich eine Kopie der Nebenkostenabrechnung. Das in Deutschland angefertigte Learning Agreement war in Spanien hinfällig. Viele Kurse wurden doch nicht angeboten. Ich erstellte also ein komplett neues Learning Agreement mit Absprache des
3 Studiengangleiters in Deutschland. In den ersten zwei Wochen konnte ich mir die Kurse anschauen und danach einen Termin beim IO in Huelva beantragen, bei dem das Learning Agreement dann unterzeichnet und ich in die Kurse eingetragen wurde. Je schneller man einen Termin beantragte, umso höher waren die Chancen alle gewollten Kurse belegen zu können. Jeder Kurs hatte nur 65 Plätze. Insgesamt waren knapp 500 Erasmusstudenten da. Vor allem bei den englischen Vorlesungen wurde das zum Problem. Die Auswahl der Kurse war an die Kurse des 3. Semesters in Deutschland angelehnt. Von den drei Bereichen Finanzen, Marketing und Makroökonomie mussten wir mindestens zwei abdecken. Ich belegte Financial Management III, Comunicación Comercial und Intermediate Macroeconomics und hatte damit alle drei Bereiche abgedeckt. Um weitere ECTS zu bekommen habe ich zwei weitere Fächer nach meinen persönlichen Interessen gewählt. Die Möglichkeit einen Sprachkurs zu belegen hatten wir auch. Durch einen Onlinetest wurde ich dem Spanisch Sprachkurs B1 zugeteilt. Der Aufwand der Vorlesungen unterschied sich stark von dem in Deutschland. Die spanischen Vorlesungen (zb Comunciación Comercial) fanden zweimal pro Woche zwei Stunden statt. Zudem musste zu jedem Thema eine Hausaufgabe abgeben werden, die dann mit in die Endnote einfloß. Die englischen Erasmusvorlesungen fanden nur einmal pro Woche 90 Minuten statt. Hausaufgaben gab es im Normalfall nicht. Dafür musste in Gruppen eine Präsentation erarbeitet und ein Paper dazu abgegeben werden. Der B1 Sprachkurs fand einmal pro Woche zwei Stunden statt. Insgesamt war das Semester sehr viel entspannter, als die zwei vorangegangenen in Mannheim. Ich konnte die Vorlesungen so legen, dass ich nur von Montag bis Mittwoch zur Universität gehen musste. Zudem bestand nicht in allen Kursen Anwesenheitspflicht. Insgesamt wurde weit weniger Stoff behandelt und das Niveau der englischen Vorlesungen war durch die schlechten Englischkenntnisse der Dozenten eher niedrig. 3. Aufenthalt im Gastland: Der Aufenthalt in Spanien war sehr interessant und lehrreich. Durch das Leben in einem fremden Land werden kulturelle Unterschiede erst richtig deutlich. Manche weitverbreiteten Vorurteile werden bestätigt, andere wiederlegt. Nach einer gewissen Zeit im fremden Land passt man sich an den anderen Lebensrhythmus an. In Spanien beginnt der Tag viel später als in Deutschland. Vor 9 Uhr hat eigentlich kein Geschäft auf. Genauso bekommt man vor 9 Uhr in fast keinem Café ein Frühstück, meistens sogar erst ab 10 Uhr. Das Mittagessen und das Abendessen finden dementsprechend auch später statt. In vielen Restaurants bekommt man abends erst ab 21 Uhr warmes Essen. Auch wenn
4 man sich abends trifft um noch weg zu gehen, gehen viele Spanier erst gegen 2 Uhr nachts in eine Diskothek. Mittags machen die meisten Geschäfte Siesta. Deshalb ist es unmöglich zwischen 14 und 17 Uhr Einkäufe zu erledigen. Die flexiblen Öffnungszeiten erschweren die Tagesplanung noch. Die Spanier scheint das nicht zu stören wir organisierten deutschen Ausländer mussten uns erst daran gewöhnen. Wie man schon an den flexiblen Öffnungszeiten sieht, ist die ganze Lebenseinstellung ganz anders als wir es von zuhause gewöhnt sind. Die Dinge werden viel gelassener und lockerer angegangen. Wenn etwas nicht klappt, macht das gar nichts. Auch das Zuspätkommen ist in den meisten Fällen kein Problem, sogar eher erwünscht. Einen bis auf die Minute genau geregelten Busfahrplan gibt es nicht. Die Busse kommen etwa alle 20 Minuten, oder auch nicht. Durch eine langwierige Erkrankung musste ich mich mit dem spanischen Gesundheitssystem auseinandersetzen. Das wünsche ich keinem. Im Vergleich zu Deutschland ist es sehr schlecht organisiert und natürlich ist die fremde Sprache, auch wenn man das meiste versteht, in diesen speziellen Bereichen eine Hürde. Spanische Wohnungen sind nur in den seltensten Fällen mit einer Heizung ausgestattet. Gerade im Winter treibt das die Stromkosten in die Höhe, da man versucht die schlecht isolierten Wohnungen mit kleinen Elektroheizofen bewohnbar zu machen. Das Umweltbewusstsein ist leider auch nicht sehr ausgeprägt an den Füßen der warme Ofen und daneben die Balkontür auf, damit der Kopf kühl bleibt. Durch das Wochenende von Mittwochmittag bis Sonntagabend konnte ich viel Reisen und das schöne Wetter genießen. Mit dem Bus oder einem gemieteten Auto konnte ich die meisten sehenswerten andalusischen Städte (Cordoba, Cádiz, Jaén, Granada, Sevilla, etc.) besuchen und auch den ein oder anderen Ausflug nach Portugal (Lissabon und Algarve) oder den Strand unternehmen. Die viele freie Zeit und die kostengünstigen Reisemöglichkeiten sollte man unbedingt nutzen. Durch die hohe Anzahl an Erasmusstudenten in Huelva war es leider relativ schwer in Kontakt mit Einheimischen zu kommen. Meistens freundet man sich mit Studenten aus seinem Heimatland an, was die sprachlichen Fortschritte nicht gerade unterstützt. Viele gute Angewohnheiten der Spanier lassen sich mit nach Deutschland nehmen. Fremde Menschen, die man zum Beispiel an der Bushaltestelle oder der Supermarktkasse trifft sind viel freundlicher und offener als es in Deutschland normal ist. Man wird immer angesprochen und in kleine freundliche Gespräche verwickelt. Außerdem gehört es sich in Spanien einfach, dass man grüßt wenn man in einen Aufzug steigt. Diese soziale, freundliche und lockere Einstellung würde auch das Leben in Deutschland verschönern.
5 4. Persönliche Wertung: Ich finde einen Auslandssemester sehr wichtig und lehrreich. Man sammelt unglaublich viel Lebenserfahrung. Für viele ist es die erste Chance in einem fremden Land zu leben, an einer fremden Kultur teilzuhaben. Allerdings finde ich ein Semester fast zu kurz. Besser ist es, wenn man ein ganzes Jahr gehen kann. So hat man Zeit sich richtig einzuleben, feste Freundschaften und Kontakte aufzubauen und die Sprache richtig zu lernen. Die vier Monate, die ich in Südspanien war, haben mir auf jeden Fall geholfen meine Sprachkenntnisse auszuweiten, internationale Freundschaften zu schließen und geduldig zu werden. Der Transfer der spanischen No-pasa-nada-Mentalität nach Deutschland wird das Leben auch hier unkomplizierter machen. Alles in allen kann ich jedem ein Auslandssemester empfehlen und möchte diese Zeit selbst auf gar keinen Fall missen. 5. Anhang: Tabelle mit den absolvierten Kursen Studiengang an der DHBW: International Business Kurs-Code Kursbezeichnung ECTS Comunicación Comercial Financial Management III Intermediate Macroeconomics Corporate Social Responsibility and 6 Integrated Reporting Sustainable Economy Espanol B1 4
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