Mediatoren-Projekt am Heinrich Heine Gymnasium

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1 Städtisches Heinrich Heine Gymnasium Schuljahr 2002/2003 Die Schulhomepage mit weiteren Informationen finden Sie unter Mediatoren-Projekt am Heinrich Heine Gymnasium Ziele: Wenn Schüler mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Wertvorstellungen aufeinander treffen, entwickeln sich leicht Meinungsverschiedenheiten, entstehen Reibereien, ganz natürliche Konflikte arten in aggressive Streitereien aus. Bisher lernen Kinder und Jugendliche weder in der Schule noch im Elternhaus kompetent und konstruktiv mit Konflikten umzugehen. Für die Schule bedeutet dies ein weiteres Aufgabenfeld, denn schwelende Konfliktherde und gewaltsame Lösungsversuche behindern nicht nur emotionale und soziale Erfahrungen, sondern auch die Lernfähigkeit einzelner Schüler und ganzer Klassen. Kognitive, emotionales und soziales Lernen als Elemente ganzheitlichen Lernens erfordern ein Schulklima von respektvoller Auseinandersetzung und Kommunikation. Daher ist es notwendig, eine konstruktive Konfliktkultur als Teil des pädagogischen Profils unserer Schule zu entwickeln. Der Schulleitung und dem Lehrerkollegium des Heinrich Heine Gymnasiums wurde in der dritten Lehrerkonferenz des Schuljahres 1999/2000 das Projekt der Schulmediation vorgestellt. Bei der Schulmediation vermitteln unparteiische Dritte aus der eigenen Altersgruppe zwischen den Konfliktparteien. Dabei geht es darum, dass die Streitpartner mit Hilfe der Vermittler selbstständig eine für beide Seiten akzeptable Konfliktlösung finden. Diese Form der Vermittlung kann von jüngeren Schülern praktiziert werden, da die Konfliktregelung aus der Peergruppenarbeit heraus erfolgt. Diese Methode ist nach aktuellen entwicklungspsychologischen Erkenntnissen bedeutend wirkungsvoller als Interventionen von Erwachsenen. Durchführung: Das Städtische Heinrich-Heine-Gymnasium hat das Mediatoren-Projekt im Schuljahr 2000/2001 eingeführt. Um das Ziel einer konstruktiven Konfliktkultur als Teil des pädagogischen Profils unserer Schule gezielt fördern zu können, wurden im Einführungsjahr des Projekts Schulmediation durch externe professionelle Unterstützung die Akzeptanz und der Erfolg des Projekts gesichert. Der nachfolgende Bericht gibt Auskunft über die Erfahrungen und Ergebnisse des Projekts Mediation :

2 Lehrerfortbildung Mediation Damit die Lehrer und Lehrerinnen die Mediation am HHG organisieren und die wesentlichen Elemente der Mediation an die Schülermediatoren vermitteln und durch learning by doing in Form von Workshops vertiefen können, fand ein dreitägiges Einführungsseminar von Donnerstag, den 28. September 2000, bis Samstag, den 30. September 2000, statt, an dem die Schulleitung und zwanzig Kolleginnen und Kollegen teilgenommen haben. Die zwei erfahrenen Referentinnen aus dem Bereich der Familien- und Scheidungsmediation, Frau Simone Pöhlmann und Frau Fee Czisch, führten in die Theorie und Praxis wichtiger Elemente von Kommunikation und Mediation für Erwachsene und Schüler ein. Inhaltliche Schwerpunkte waren: A. Elemente der Kommunikationsfähigkeit - Konfliktanalyse und Erkennen typischer Reaktionen in Konflikten - Wahrnehmung der eigenen Stärken und Schwächen - Erkennen von Körpersprache und Stimmungen - Selbst- und Fremdwahrnehmung - Formulieren von Ich-Botschaften - Kenntnisse über Gesprächsführung - Aktives Zuhören - Entwicklung kreativer Problemlösungen B. Grundsätze und Methoden der Schulmediation - Vier Phasen der Schulmediation: 1. Einleitung des Gesprächs 2. Klärung des jeweiligen Sachverhalts 3. Ausarbeiten einer Lösung 4. Schriftliche Vereinbarung Die Mediation hat bei den Teilnehmern eine breite Basis der Zustimmung gefunden. Das Thema Strategien zur Konfliktlösung wird nun auch im Fachunterricht aller Jahrgangsstufen integriert, um möglichst viele Schüler für den konstruktiven Umgang mit Konflikten zu sensibilisieren. Mediatorenausbildung für Schüler Eine weitere Maßnahme war die Ausbildung der Schüler zu Mediatoren. Die Ausbildung wird von verschiedenen Organisationen angeboten. Aufgrund der positiven Erfahrungen des Gymnasiums Ottobrunn entschied sich das Heinrich Heine Gymnasium in den Schuljahren 2000/2001 und 2001/2002 für Frau Domabyl und Frau Wagner (Ausbildung am Institut für Mediation und Scheidungsberatung e. V.). Im ersten und zweiten Jahr wurde jeweils eine Gruppe von 30 Schülern der

3 neunten, zehnten und elften Jahrgangsstufe auf ihre Aufgabe als Mediatoren vorbereitet. Die Ausbildung führt in die Theorie und Praxis wichtiger Elemente von Kommunikation und Mediation ein. Inhalte des Seminars: 1. Tag: - Aktives Zuhören: Definition, Kennzeichen, Übungen in Rollenspielen - Einfühlungsvermögen: Gefühle - Ich- und Du-Botschaften - Konflikte: Definition, Vorkommen im schulischen und häuslichen Bereich 2. Tag: - Aufgaben des Mediators (u. a. Neutralität, Verschwiegenheit) - Rollenspiele zum Erlernen des Streitschlichterprogramms - Durchführung und Organisation an der Schule Die Kosten für die Unterkunft und Ausbildung betrugen 1250,-. Die Ausbildung wurde durch den Elternbeirat finanziell unterstützt. In diesem Schuljahr führten die Lehrkräfte, Frau Barbara Albrecht und Frau Christine Schober, die in einer achttägigen Fortbildung über Schulmediation am Pädagogischen Institut im Schuljahr 2001/2002 die entsprechende Qualifikation erworben haben, die Schulung durch und betreuen die Streitschlichter. Mediatoren-Tätigkeit Die Mediatoren stehen in jeder 1. Pause ihren Mitschülern der Unter- und Mittelstufe zur Verfügung, um bei einem Streit zwischen Schülern zu moderieren und ihnen zu helfen, eine für beide mögliche Lösung zu finden. Den Lehrern kommt in dem Projekt die zentrale Aufgabe zu, ihre Klasse auf die Möglichkeit der Mediation hinzuweisen. Gegebenenfalls können sie streitenden Schülern eine Mediation nahe legen. Betreuung der Mediationsgruppe nach der Ausbildung Am Ende der Ausbildung ist ein regelmäßiges Training in Form von praktischen Übungen und Rollenspielen erforderlich, um das konkrete Vorgehen bei der Mediation entlang aktueller Konfliktfälle zu reflektieren und einzuüben, damit keine Unsicherheiten im Verhalten aufkommen und auch komplizierte Konfliktsituationen unter Mitschülern eigenverantwortlich gelöst werden können. Der Erwerb der notwendigen Fähigkeiten und Regeln vollzieht sich im Rahmen des Wahlunterrichts. Der Wahlunterricht findet einmal pro Woche für zwei Unterrichtsstunden statt, in denen die Inhalte des Seminars thematisiert werden.

4 Inhaltliche Schwerpunkte: A. Elemente der Kommunikationsfähigkeit - Konfliktanalyse und Erkennen typischer Reaktionen in Konflikten - Wahrnehmung der eigenen Stärken und Schwächen - Erkennen von Körpersprache und Stimmungen - Selbst- und Fremdwahrnehmung - Formulieren von Ich-Botschaften - Kenntnisse über Gesprächsführung - Aktives Zuhören - Entwicklung kreativer Problemlösungen - Feedback B. Grundsätze und Methoden der Mediation - Vier Phasen der Mediation: 1. Einleitung des Gesprächs 2. Klärung des jeweiligen Sachverhalts 3. Ausarbeitung einer Lösung 4. Schriftliche Vereinbarung Der Wahlunterricht wird von den Lehrkräften Frau Albrecht, Frau Reigl, Frau Schober und Herrn Kraft gehalten. Fortführung des Projekts: Für das kommende Schuljahr 2003/2004 wird das Mediatoren-Projekt weitergeführt. Folgende Fortbildungsmaßnahmen sind geplant: Weiterbildung der Schüler im Schuljahr 2002/2003 Um das konkrete Vorgehen der Mediation in Form von Rollenspielen zu üben und die Kenntnisse in Kommunikation und Rhetorik zu vertiefen, ist eine zweitägige Fortbildung der Mediatoren am Ende des Schuljahres in einer Jugendpension vorgesehen. Weiterbildung der Lehrkräfte im Schuljahr 2003/2004 Da während der fünfjährigen Einführungszeit Weiterbildungen und Supervisionen erforderlich sind, um Wahrnehmungs- und Kommunikationsübungen zu vertiefen, sich auszutauschen und schwierige Fälle zu reflektieren, ist für das Schuljahr 2003/2004 eine Weiterbildung für Lehrkräfte zum Thema Gesprächsführung in Konfliktfällen vorgesehen.

5 Mediatorenausbildung für die Schüler im Schuljahr 2003/2004 Jedes Schuljahr wird den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 8 mit 11 eine Ausbildung zum Mediator angeboten, damit die neu gewählten Schülersprecher, Klassensprecher, Tutoren oder interessierte Schülerinnen und Schüler bei Streitigkeiten Gespräche fair und konstruktiv führen können. Die Seminarschulung für den kommenden Jahrgang werden Frau Reigl, Frau Schober und Herr Kraft übernehmen. Die Grundlagen sollen den Schülern an zwei Tagen vermittelt werden Literaturempfehlungen: Drechsler Schüler lösen Konflikte Auer Verlag 12,80 Aufbau einer guten Klassengemeinschaft (5./6. Jahrgangsstufe): Gesprächsregeln und Streitschlichtermodell als Lösung für Konflikte J. Lovyhten Hör doch endlich mal zu, Verlag an der Ruhr, 18, Kapitel 4: "Ein guter Zuhörer werden" gibt gute Anregungen für die Umsetzung im Unterricht "Mediation". Kapitel 2: "Was passiert beim Zuhören?" ist eher für den Unterricht im Fach Biologie geeignet Zehschnetzler Streitschlichtung in der Praxis, 20,60 Empfehlenswert für Schulen, die die Mediation an ihrer Schule einführen (Organisation, Planung und Durchführung) und die Schüler als Mediatoren ausbilden (Trainingseinheiten, u.a. Ich-Botschaften, aktives Zuhören, Phasen der Mediation) wollen. C. Schober (StRin) Leitung des Mediatoren-Projektes Das Mediatoren-Projekt am Heinrich-Heine-Gymnasium wird aus Mitteln des Gesamtprojekts Gewalt- und Suchtprävention für Kinder und Jugendliche an Kindertageseinrichtungen, Schulen und im Sport gefördert.