Rechtsanwalt Daniel Fuchs. Institut für Deutsches und Internationales Bank- und Kapitalmarktrecht an der Universität Leipzig
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1 Rechtsanwalt Daniel Fuchs Eigenkapital als bestimmende Größe im Aufsichtsrecht Institut für Deutsches und Internationales Bank- und Kapitalmarktrecht an der Universität Leipzig
2 Autor: Rechtsanwalt Daniel Fuchs Stand der Arbeit: Januar 2002 Thema der Veranstaltung: Aktuelle Entwicklungen und Rechtsfragen in der Bank- und Kapitalmarktaufsicht Seminar an der Ostdeutschen Sparkassenakademie Potsdam vom 02. bis 04.Februar 2000 Herausgeber: Institut für Deutsches und Internationales Bank- und Kapitalmarktrecht Burgstraße 27 (Petersbogen) Leipzig Direktoren: Prof. Dr. Franz Häuser / Prof. Dr. Reinhard Welter Zitiervorschlag: Fuchs, Daniel, Eigenkapital als bestimmende Größe im Aufsichtsrecht, Umsetzung: Stephan Dulitz / Sebastian Taschke / Gunther Thomas /
3 Eigenkapital als bestimmende Größe im Aufsichtsrecht & Basel II Daniel Fuchs Rechtsanwalt SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE Partnerschaftsgesellschaft von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Burgplatz Leipzig Telefon +49 (0) Fax +49 (0)
4 Kostenfaktor! Funktionen: Bedeutung des Eigenkapitals Gründungsfunktion Haftungs- und Garantiefunktion Vertrauensfunktion Finanzierungsfunktion Gewinnverteilungsfunktion Aufsichtliche Steuerungsfunktion SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 4
5 Eigenkapitalbeschaffung Kapitalgesellschaften Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute Genossenschaften neue Geschäftsanteile Bereitstellung von Dotationskapital oder Selbstfinanzierung (Sparkassen) Anwerbung neuer Mitglieder oder Nachschuss SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 5
6 Aufsichtliche Bedeutung 10 Abs. 1 S. 1 KWG: Die Institute müssen im Interesse der Erfüllung ihrer Verpflichtungen gegenüber ihren Gläubigern, insbesondere zur Sicherheit der ihnen anvertrauten Vermögenswerte, angemessene Eigenmittel haben.
7 Risikounterlegung mit Eigenmitteln Aktiva Anlagevermögen Umlaufvermögen Passiva Fremdmittel Risiken (Wie hoch sind die Risiken?) Eigenmittel (Risiken mit Eigenmitteln unterlegt?) SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 7
8 Eigenmittel
9 Eigenmittel nach 10 KWG haftendes Eigenkapital hek Kernkapital, 10 Abs. 2a S. 1 KWG./. Abzüge gemäß 10 Abs. 2a S. 2 KWG + Ergänzungskapital, 10 Abs. 2b KWG = hekbrutto./. allgemeine Abzüge, 10 Abs 6 S. 1 KWG = heknetto Drittrangmittel, 10 Abs. 2c KWG (ausschließlich zur Unterlegung von Marktpreisrisiken) Nettogewinn (fiktive Glattstellung des Handelsbuches) Kurzfristige nachrangige Verbindlichkeiten mit lock-in-klausel (kein Zins und Tilgung, soweit Eigenmittelanforderungen verletzt) SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 9
10 Kernkapital, 10 Abs. 2a KWG Eingezahltes Geschäftskapital (e.kfm., phg) Grund- oder Stammkapital (AG, GmbH, KGaA) Geschäftsguthaben bei eg Rücklagen und Dotationskapital bei öff.-rechtl. KI Offene Rücklagen Stille Einlagen Sonderposten für allgemeine Bankrisiken (sofern passiviert) Gewinn, sofern Zuweisung zu Kapital oder Rücklagen beschlossen SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 10
11 Abzüge gemäß 10 Abs. 2a S. 2 KWG Bilanzverlust immaterielle Vermögensgegenstände markt- oder bankunübliche Kredite an Gesellschafter Entnahmen/Kredite an p.h. Gesellschafter Korrekturposten nach 10 Abs. 3b KWG (vom BAKred festgesetzt) SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 11
12 Ergänzungskapital, 10 Abs. 2b KWG (maximal 100 % des Kernkapitals) Vorzugaktien Genussrechtkapital Vorsorge- und Neubewertungsreserven ( 340 f HGB) Ergänzungskapital II. Klasse (max. 50 %): Nachrangige Verbindlichkeiten Haftsummenzuschlag bei eg (Nachschusspflicht) SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 12
13 Allgemeine Abzüge, 10 Abs. 6 S. 1 KWG (spiegelbildlich zu 10 Abs. 2b KWG) Beteiligungen an KI und Finanzunternehmen (nicht KAG), wenn größer als 10% Forderungen aus Nachrangdarlehen gegenüber o.g. Instituten Forderungen aus Genussrechten gegenüber o.g. Instituten Vermögenseinlagen als stiller Gesellschafter bei o.g. Instituten der 10 % des hek (brutto) übersteigende Betrag aus o.g. Beteiligungen und Forderungen, sofern Beteiligung geringer als 10 % oder null SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 13
14 Eigenkapitalunterlegung
15 Risiken Adressenausfallrisiko (insbes. Anlagebuch) Marktrisiken (insbes. Handelsbuch) Zinsänderungsrisiko Kursrisiko Fremdwährungsrisiko operationelle Risiken SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 15
16 Grundsatz I des BAKred Rechtsnatur: interne Verwaltungsvorschrift, bindet das Ermessen des BAKred Grundlagen: 1988: Übereinkommen über die internationale Konvergenz der Eigenkapitalmessung und der Eigenkapitalanforderungen (Basel I) 1989: Solvabilitätsrichtlinie und Eigenmittelrichtlinie der EU 1993: Kapitaladäquanzrichtlinie 1996: Baseler Marktrisikopapier SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 16
17 Aufsichtliche Eigenmittel 8 % der grob risikogewichteten Kreditaktiva + Eigenmittelunterlegung des Marktrisikos = Aufsichtliche Eigenmittel SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 17
18 Grobgewichtung von Kreditrisiken Adressengewichtung: Bund, Land, Gemeinde, KfW, Staaten Zone A (insbesondere EU, OECD*) - oder entsprechend garantiert Kreditinstitute Zone A 0 v.h. 20 v.h. Unternehmen 100 v.h. sonstige 100 v.h SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 18
19 BASEL II
20 Neuregelung: Ziele: flexibleres System zur Erfassung und Unterlegung von Kreditrisiken Verhinderung von Umgehungen Konsultationspapier von Juni 1999 Fertigstellung 2002 (Plan) Umsetzung ab 2005 (Änderung der Solvabilitätsrichlinie und des Grundsatzes I) schon jetzt Einfluss auf Geschäftspolitik Diskussion im Fluss SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 20
21 Drei Säulen einer effektiven Aufsicht: Anforderungen an Mindesteigenkapital Aufsichtliches Überprüfungsverfahren Marktdisziplin (Offenlegung) SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 21
22 Anforderungen an Mindestkapital 8 % der fein gewichteten Kreditaktiva + Eigenkapital für Marktrisiko + Eigenkapital für operationelles Risiko = aufsichtliches Eigenkapital SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 22
23 Mindestkapitalanforderungen für Kredite Modifizierte Standardmethode (Schwerpunkt) Externes Rating Standardmethode Internes Rating und Portfolio- Risikoanalyse SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 23
24 Standardmethode Rating nach Standard & Poors AAA bis A+ bis BBB + bis BB + bis unter B - ohne Rating Kreditnehmer AA - A - BBB - BB - Staaten Banken (Aufsichtsbehörde optiert) Option 1 (nach Sitzstaat) Option (> 3 Mon.) (20) (20) (50) (20) Unternehmen Asset-Backed- Securities (ABS) SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 24
25 durch Risikominderung im Standardansatz (Credit Risk Mitigation CRM) Netting (Saldierungsvereinbarung) Garantien, Nutzung von Kreditderivaten Hereinnahme von Sicherheiten Voraussetzung (u.a.): rechtliche Prüfung (Beratungsfeld!) geringe Korrelation Robuste Risikosteuerungsverfahren für Sicherheiten-Handling Sicherheitsabschläge (Haircuts) aufsichtliche Standard-Haircuts (Faktor w für Restrisiko) interne Haircuts, sofern aufsichtlich zugelassen SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 25
26 Standard-Haircuts SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 26
27 Beispiel Unternehmen BBB + Kredit: 5 Mio. Restlaufzeit: 4 Jahre Sicherheit: Staatsanleihe ,00 AA (Restlaufzeit 6 Jahre, Haircut = 0,04), w = 0 Kreditsumme 5 Mio../. Sicherheit nach Haircut 3 Mio./(1+0,04) 2,88 Mio 2,12 Mio x Risikogewicht (100 %)= 2,12 Mio = risikogewichtetes Aktivum 2,12 Mio davon 8 % = 0,17 Mio erforderliches hek SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 27
28 Modifizierte Standardmethode (Internal Ratings-Based Approach IRB) Kreditklassen (Zuordnung nach eigener Methodik): Unternehmen Banken Staaten Privatkunden Projektfinanzierungen Anteile an Unternehmen SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 28
29 IRB-Varianten Basisansatz bankinterne Schätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit (Probability of Default - PD) Bildung von Ratingklassen aufgrund der geschätzten PD aufsichtliche Schätzung, z.b.: Loss-Given-Default LGD (Prozentualer Verlust bei Ausfall), Berücksichtigung von Sicherheiten Exposure-at-Default EAD (Forderungshöhe bei Ausfall), Probl.: lange Restlaufzeiten! FortgeschrittenerAnsatz Bank schätzt intern: EAD und PD/LGD oder EL (Expected Loss) (einschließlich Sicherheiten, Haircuts) SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 29
30 Anforderungen im IRB-Ansatz Prüfung und Dokumentation Unabhängige Kreditrisikoüberwachungseinheiten (getrennt von operationellen Einheiten) Aktualisierung des Rating mindestens jährlich Zeitreihe für PD (2, später 5 Jahre) Stress- und Back-Testing mindestens jährlich höhere Anforderungen im fortgeschrittenen Ansatz SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 30
31 Ausblick Wachsende Marktorientierung und Differenzierung Wettbewerbsvorteile für Unternehmen und Banken mit eigenem Rating Steigende Anforderungen an Transparenz insbesondere bei KMU u.u. höhere Kreditkosten für nicht extern geratete Unternehmen? Laufzeitrisiko? Bonitäts-Anpassungsklauseln im Kreditvertrag? SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 31
32 Ende SAMMLER VOLHARD BREN & LANGE 32
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