FaktenBlatt Gesundheitspolitik
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- Helene Bretz
- vor 8 Jahren
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1 1 FaktenBlatt Gesundheitspolitik I. Fragen und Antworten zur Kosten- und Prämienentwicklung im Gesundheitswesen Stand: Januar 2013
2 Kosten- und Prämienentwicklung im Gesundheitswesen 3 Liebe Leserin, lieber Leser Jahr für Jahr steigen die Gesundheitskosten wurde in der Schweiz erstmals die 60-Milliarden-Grenze überschritten. Davon gehen rund 25 Milliarden zulasten der obligatorischen Grundversicherung (2011), deren Kosten täglich um zwei bis drei Millionen Franken wachsen. Die Krankenkassenprämien sind das Abbild der Kosten. Mit den jährlich steigenden Gesundheitsausgaben erhöhen sich auch die Prämien für die Versicherten. Besorgniserregend an dieser Verknüpfung ist, dass die Gesundheitskosten im Durchschnitt stärker wachsen als die Wirtschaft in der Schweiz. Das Kostenwachstum kann somit nicht durch das Wirtschaftswachstum abgedeckt werden. Dies geht zulasten der Prämienzahlerinnen und Prämienzahler. Diese Entwicklung wirft Fragen auf. Die solidarische Finanzierung der obligatorischen Grundversicherung stösst an ihre Grenzen. Gefragt sind Massnahmen und Lösungsansätze, mit denen die Kostenentwicklung langfristig auf dem Niveau des Wirtschaftswachstums stabilisiert werden kann. Die CSS unterstützt diese politischen und wirtschaftlichen Bestrebungen aktiv. Mit ihren Faktenblättern zur Gesundheitspolitik will die CSS Gruppe verständliche Antworten geben, Hintergründe beleuchten und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Georg Portmann Vorsitzender der Konzernleitung Riccarda Schaller Leiterin Gesundheitspolitik
3 4 Kosten- und Prämienentwicklung im Gesundheitswesen Weshalb steigen die Gesundheitskosten? Die Gesundheitskosten in der obligatorischen Grundversicherung steigen jährlich um durchschnittlich vier bis fünf Prozent. Gründe für diesen Kostenanstieg gibt es viele: 1. Fehlanreize im Krankenversicherungssystem Der Wettbewerb in der Krankenversicherung ist stark reguliert. Für ein effizientes Gesundheitssystem fehlen zum Teil die richtigen Anreize: Unter den Leistungserbringern fehlt die Konkurrenz. Die Versicherer müssen heute alle Leistungen der Grundversicherung vergüten. Es besteht kein Anreiz für die Leistungserbringer, kostengünstige Behandlungen anzubieten. Auch mangelt es an Transparenz bei Preis, Leistung und Qualität. Die Rolle der öffentlichen Hand ist in sich widersprüchlich. Die Kantone haben in der Spitalpolitik mehrere Hüte an. Sie sind gleichzeitig Anbieter, Finanzierer und Regulator. Auf Seite der Versicherer gibt es wenig Anreize, echtes Leistungskosten-Management zu betreiben. Der Anreiz, sich auf das Anwerben «guter Risiken» zu konzentrieren, war bisher gross. Die Situation verbesserte sich 2012 etwas mit der Erweiterung des Risikoausgleichs, der die Risikoselektion für die Versicherer uninteressanter macht. Die Kunden haben im aktuellen System wenig Anreize, Eigenverantwortung zu übernehmen. Die bezahlten Prämien werden als Eintrittsbillett ins Gesundheitswesen betrachtet und sind ein Anreiz für den Konsum von Leistungen. 2. Medizinischer und technologischer Fortschritt / Ausdehnung Leistungskatalog Nachrichten über neue Diagnosemethoden, zusätzliche Präventionsmittel und therapeutische Fortschritte in der Medizin sind immer erfreulich. Solche wissenschaftlichen Erfolge sind aber nicht gratis. Besonders neue Medikamente sind oft ein Vielfaches teurer als ihr jeweiliges Vorgängermedikament. Ein neues Krebsmedikament kostet beispielsweise bald einmal Franken pro gewonnenes Lebensjahr. Jede neue Behandlungsmethode und jedes zusätzliche Medikament ist letztendlich gleichbedeutend mit der Ausdehnung des Leistungskataloges. Auch politische Entscheide, wie die Annahme des Gegenvorschlags zur Volksinitiative «Ja zur Komplementärmedizin», können zur Erweiterung des Leistungskatalogs führen.
4 Kosten- und Prämienentwicklung im Gesundheitswesen 5 3. Steigende Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten Früher wurden medizinische Leistungen meist nur bei ernsthaften Problemen in Anspruch genommen. Heute hat die Gesundheit einen neuen Stellenwert erhalten. Gesundheit, Schönheit und Fitness liegen im Trend. Dieser Wertewandel führt dazu, dass immer mehr Leistungen erwartet und schon von gesunden Menschen konsumiert werden. Im Jahr 2009 verursachten fast 85 Prozent aller Versicherten mindestens einmal ambulante oder stationäre Kosten. 4. Demografische Entwicklung Die Alterung der Gesellschaft wird als Kostentreiber im Gesundheitswesen teilweise überschätzt. Eine Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (obsan) zeigt, dass zwischen 1998 und 2010 die veränderte Altersstruktur für das Kostenwachstum eine untergeordnete Rolle spielte. Weitere Studien bestätigen, dass die letzten Lebensjahre vor dem Tod die Kosten stärker beeinflussen als die Alterung der Bevölkerung.
5 6 Kosten- und Prämienentwicklung im Gesundheitswesen Wo wachsen die Kosten am stärksten? Die Kosten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung belaufen sich mittlerweile auf rund 25 Milliarden Franken pro Jahr (2011). Pro versicherte Person entstanden Kosten von 3171 Franken. Diese Kosten steigen pro Jahr im Durchschnitt um 3,5 Prozent an. In den vergangenen zehn Jahren verzeichnete insbesondere der Bereich «Spital ambulant» ein grosses Wachstum mit durchschnittlich 7,1 Prozent pro Jahr mehr als doppelt so viel wie das Durchschnittswachstum in allen Bereichen. Problematisch ist, dass viele der Patienten, die in die kostenintensiven Notfallabteilungen der Spitäler eintreten, ebenso gut von den günstigeren medizinischen Grundversorgern behandelt werden könnten. Ein stark überdurchschnittliches Wachstum der Ausgaben weisen in den vergangenen zehn Jahren auch die Bereiche «Spitex» (7,2 Prozent) sowie «Mittel und Gegenstände» (7,5 Prozent) auf. Die Kosten im stationären Spitalbereich haben im Schnitt 3,4 Prozent zugenommen; er bleibt mit 22,8 Prozent der Gesamtkosten der teuerste Bereich des Gesundheitswesens. Wo die Kosten am stärksten steigen Durchschnittliches Jahreswachstum Bruttoleistungen pro Versicherten 2001 bis 2011 Mittel und Gegenstände Spitex Spital ambulant Labor Spital stationär Pflegeheim Medikamente Apotheke Arzt ambulant Medikamente Arzt Quelle: BAG 7,5% 7,2% 7,1% 4,2% 3,4% 3,1% 2,8% 2,6% 1,7%
6 Kosten- und Prämienentwicklung im Gesundheitswesen 7 Welche Massnahmen zur Kostendämpfung schlägt die CSS vor? Das Gesundheitswesen muss freiheitlicher ausgestaltet werden, damit die kommenden Herausforderungen bewältigt werden können. Die Aufgabe des Staates ist es, die geeigneten Rahmenbedingungen festzulegen. Je stärker der Staat in das Gesundheitswesen eingreift, desto mehr werden Strukturbereinigungen verzögert und Sparpotenziale nicht realisiert. Die CSS setzt sich im Interesse ihrer Kunden dafür ein, dass sich die jährliche Kostensteigerung in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung stabilisiert. Grundsätzlich soll die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen nicht stärker sein als die allgemeine Teuerung. 1. Beitrag der Politik und der Leistungserbringer zur Dämpfung der Leistungskosten Der Politik muss es gelingen, den Prämienanstieg für die kommenden Jahre zu dämpfen. Die CSS schlägt folgende Massnahmen vor: Weitere Preissenkung bei Medikamenten, insbesondere bei den Margen auf die Medikamentenabgabe durch Ärzte und Apotheken (Einsparpotenzial: rund 400 Mio. Franken). Ausserdem sollte der Vertriebsanteil für Medikamente zwischen Versicherer und Leistungserbringer verhandelt werden. Angleichung der Tarmed-Taxpunkte von Ärzten und ambulantem Spitalbereich innerhalb des Kantons auf das jeweils tiefere Niveau (Einsparpotenzial: 80 Mio. Franken). Bewirtschaftung des Leistungskatalogs durch die systematische Bewertung von Kosten und Nutzen medizinischer Verfahren, um ihren wirtschaftlichen und effizienten Einsatz sicherzustellen. Umsetzung des neuen Risikoausgleichs Die CSS hat die Verbesserung des Risikoausgleichs immer unterstützt und die Reform zum neuen Risikoausgleich angestossen und massgeblich entwickelt. Nun trat der neue Risikoausgleich am für fünf Jahre in Kraft. Neu wird neben den Risikofaktoren «Alter» und «Geschlecht» auch der Faktor «Gesundheitszustand» (gemessen am Aufenthalt in einem Spital) der versicherten Person in die Ausgleichszahlungen zwischen den Versicherern miteinbezogen. Mit dieser Veränderung ist es für die Versicherungen bedeutend weniger
7 8 Kosten- und Prämienentwicklung im Gesundheitswesen interessant, nur junge und gesunde Personen für ihre Produkte anzuwerben. Der Wettbewerb findet vielmehr über echte Leistungen der Versicherer statt. Ein funktionierender Risikoausgleich ist damit die ideale Voraussetzung für die Weiterentwicklung von Managed Care. Entsprechend unterstützt die CSS sowohl die definitive Verankerung des Risikoausgleichs im Gesetz ab 2017 als auch seine zusätzliche Verfeinerung. Letztere müsste neue Kriterien zur besseren Erfassung chronisch erkrankter Personen berücksichtigen (wie z.b. Medikamentenkostengruppen). 2. Beitrag der CSS zur Dämpfung der Leistungskosten Im Durchschnitt verwenden die Krankenversicherer nur 5,3 Prozent (CSS 4,8 Prozent) der Kosten in der obligatorischen Grundversicherung, um ihre Aufgaben wahrzunehmen (Verwaltungskosten). Dabei leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Gesundheitskosten. Jährlich spart die Krankenversicherungsbranche rund 1 Milliarde Franken durch die konsequenten Rechnungskontrollen. Der Anteil der Verwaltungskosten an den Gesundheitskosten ist seit der Einführung des KVG 1996 kontinuierlich gesunken. Das ist vor allem möglich, weil der Wettbewerb unter den Versicherern dazu führt, dass nur Versicherer mit effizienten Dienstleistungen langfristig überleben. Die CSS setzt deshalb alles daran, die Kosten und die Prämien auch in Zukunft möglichst tief zu halten. Dieses Ziel erreicht die CSS, indem sie: in den Verträgen mit den Leistungserbringern bessere Preise und Konditionen für ihre Kunden aushandelt, Generika statt Originalpräparate fördert, ambulante statt stationäre Eingriffe propagiert, die Rechnungskontrollen und deren Rückvergütungsprozesse (z.b. durch Automatisierung) verbessert, im Bereich «Managed Care» die integrierte Versorgung beziehungsweise alternative Versicherungsmodelle sowie die Patientenbegleitung und -betreuung (Care-, Fall- und Disease- Management) fördert.
8 Kosten- und Prämienentwicklung im Gesundheitswesen 9 Verbesserung der Rahmenbedingungen für Managed Care Die CSS engagiert sich für die Verbreitung von Managed Care, das heisst für eine Verbesserung des Gesundheitsmanagements und der Begleitung der Patientinnen und Patienten über den gesamten Behandlungsprozess. Unter Managed Care versteht die CSS Versicherung, wenn sich der Patient vertraglich zu einer Steuerung seines Behandlungsweges verpflichtet und gegebenenfalls zwischen Krankenkasse und Leistungserbringer ein Vertrag zur Steuerung des Patienten besteht. Damit können, beispielsweise durch die Verhinderung von Doppelbehandlungen, bei gleichzeitigem Qualitätsgewinn Kosten gesenkt werden. Die CSS Gruppe bietet ihren Kundinnen und Kunden mit alternativen Versicherungsmodellen in der Grundversicherung, die eine Einschränkung der Wahlfreiheit des Versicherten beinhalten, und mit Angeboten zur Patientenbegleitung und -betreuung bereits heute zahlreiche Möglichkeiten von Managed Care zu profitieren.
9 12 Wir dokumentieren Sie gerne mit Fakten und zusätzlichen Informationen. Kontakt: CSS Versicherung Riccarda Schaller Gesundheitspolitik Telefon c00134d occ Impressum Herausgeber: CSS Gruppe, Luzern Produktion: Riccarda Schaller, Leiterin Gesundheitspolitik Zsòfia Szalai, Gesundheitsökonomin Übersetzung: CSS Versicherung, Übersetzungsdienst Druck: CSS Versicherung, Lettershop
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