Bindungsbasierte und videogestützte Arbeit mit psychisch belasteten Eltern und ihren Kindern
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- Frida Beckenbauer
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Bindungsbasierte und videogestützte Arbeit mit psychisch belasteten Eltern und ihren Kindern Caren Indefrey 10. November 2014 Feiern Sie Ihren Erfolg! - Stellen Sie sich Ihrem Interviewpartner kurz vor Namen, Organisation/Arbeitsfeld, Aufgaben - Berichten Sie von mind. einem Erfolg, der Ihnen in Ihrer Arbeit mit psychisch belasteten Eltern und ihren Kindern gelungen sind - Arbeiten Sie zusammen heraus, warum es so gut geklappt hat! - Wechsel nach ca. 7 Minuten
2 Beobachtungskriterien der Mutter-Kind-Interaktion Beobachtungskriterium: Blick idealtypischer Verlauf: - Die Mutter/der Vater hält den Blickkontakt zum Kind das Kind steuert und regelt über Signale z.b. dreht den Kopf weg, wenn die innere Erregung (Arousal) zu hoch ist - die Mutter/der Vater nimmt die Botschaft feinfühlig auf, keine weitere Stimulation (ist entspannt) - Entspannung beim Säugling (Vorübung für Selbstregulation) - Entspannung der Mutter / des Vaters
3 Beobachtungskriterium: Sprache - Die Mutter/der Vater spricht in ruhigen Worten mit dem Kind, passt intuitiv die Tonlage / Lautstärke / Informationsmenge an (Ammensprache), verbalisiert die innere Welt des Säuglings affektiven Zustände und Handlungszusammenhänge - das Kind nimmt das Gesagte auf und benötigt Zeit für die Informationsverarbeitung - steuert und regelt über Signale - die Mutter/der Vater nimmt die Botschaft feinfühlig auf, gibt den Rahmen für die Verarbeitung - idealtypischer Verlauf wie bei Blick Weitere Beobachtungskriterien: - Mimik - Gestik - Berührung - Feinfühligkeit - Führen und Folgen im Dialog mit dem Baby Im Rahmen von gelingenden Interaktionen ist beobachtbar: mittlerer Geschwindigkeitsbereich kontingente interaktive Koppelung der o.g. Kriterien Authentiziät z.b. von Mimik und Vokalisation/Sprache reziproker Wechsel zw. Mutter/Vater und Kind (Synchronizität) weder Über- noch Unterstimulation Korrektur von Missverständnissen
4 Feinfühligkeit = die Fähigkeit, kindliche Signale wahrzunehmen, sie richtig zu verstehen und zu interpretieren und sie angemessen und prompt zu beantworten Matching - Mutter / Vater und Kind sind im affektiven Austausch übereinstimmend - Abstimmung positiver und negativer Affekte - Gesunde Elternteile: tauschen überwiegend positive Affekte mit ihrem Kind aus
5 Miss-Matching Bspw. depressive Elternteile tauschen sich überwiegend im negativen Affektbereich mit ihrem Kind aus oder sie sind weniger responsiv aufgrund von: erhöhter Anspannung, geringerer Flexibilität, weniger Antizipation, eingeschränkten Ausdrucksmöglichkeiten, z.b. passiv oder intrusiv/aufdringlich, über- oder asychron Stress-Toleranz-Fenster und Affekte Übererregung Sympathikus Dissoziation EINFRIEREN Panik Todesangst + Aktivertes Bindungsbedürfnis - Übererregung Parasympathikus Dissoziation ERSCHLAFFUNG by PD Dr. Karl-Heinz Brisch 10 Modifiziert nach Lutz Ulrich Besser Copyright Besser 2008
6 Quelle/Copyright: Papousek 2006 Fallvignette: Umkehrung - Frau S. legt ihre negativen Gefühle f. d. Kind größtenteils nachhaltig ab - Sie wechselt die Perspektive, dass ihr Sohn ebenfalls von der traumatischen Geburt betroffen ist (das Kind ist nicht mehr der Verursacher ihres Leids / Täter ) - Sie kann erstmals erkennen, dass er geschrieen hat, weil ihm wahrscheinlich etwas fehlte oder er sich nicht wohl fühlte und nur über das Schreien seine Bedürftigkeit zum Ausdruck bringen kann
7 Fallvignette: erste Veränderungen - Schrittweise Annäherung von der Mutter an das Kind - Kennen lernen der Bedürfnisse des Kindes - Frau S. lernt, sich auf ihren Sohn einzulassen - Das Kind reagiert auf ihre Angebote, positive Erfahrungen werden gemacht positive Gefühle können aufgebaut werden - Haltgebender stationärer Rahmen: - Müttergruppe - Krisenintervention - Psychotherapeutische Arbeit einzeln mit der Mutter - Videogestützte Arbeit - Medikamentöse Behandlung Fallvignette: die Entlassung Was brauchen Frau S. und ihr Sohn für den Aufbau einer tragfähigen Beziehung und Bindung in ihrem Alltag? - Hilfesystem wer. - Interventionen macht was? Übung & Auswertung - Verantwortung übernehmen Kindeswohl im Blick haben und behalten: wie kann das gelingen?
8 Die Bindungsperson ist der sichere emotionale Hafen für den Säugling (Bindungstheorie nach John Bowlby) Für ein Schiff, das seinen Hafen nicht kennt, weht kein Wind günstig (Seneca) vgl. PD Dr. Karl-Heinz Brisch
9 Fallvignette: Interventionen / Frau S. - Druck herausnehmen - Vertrauen gewinnen - Ressourcen ermitteln (äußerlich / innerlich) - Entlastung von Fr. S. / Co-Regulation ermöglichen - Ihr feinfühlig und empathisch dazu verhelfen, sich zu spüren und Sprache zu finden (inneren Helfer installieren) - Strukturierung des Alltags - Entlastungsmöglichkeiten im Alltag erarbeiten & erproben - Entwicklungspsychologische Beratung - Übersetzungsarbeit der Signale Ihres Kindes / Feinfühligkeitsarbeit/-training - Ihr Brücken zu bauen, dass sie als Leuchtturm in der Brandung hinreichend gut funktionieren kann - Erfolge in ihrer Entwicklung als Mutter regelm. besprechen Fallvignette: Interventionen / Kind - Spieltherapie u.a. zur Symbolisierung innerer Themen / Not - Der / die Dritte im Bunde sein (Verinnerlichung des helfenden Objektes / Hilfs-Ich ) - Feinfühligkeit vermitteln, Klarheit und Unaufgeregtheit - z.b. Übersetzung seiner Signale - z.b. prompte, angemessene Reaktion auf ein Signal - z.b. Möglichkeiten zur Orientierung - Dem Kind zur Sprache verhelfen, ihm bzw. seiner inneren Welt eine Stimme geben, der Mutter übersetzen - Entwicklung ermöglichen und begleiten (Kontinuität)
10 Fallvignette: Interventionen / Hilfesystem - Druck herausnehmen / impulsives Handeln vermeiden (wann / nach welchen Kriterien ist Fremdunterbringung notwendig?) - auf die Übertragungsdynamik achten und sie reflektieren - gegenseitiges Vertrauen herstellen - Klärung: wer macht was mit wem zu welchem Zeitpunkt - Klärung: Allianzen und Konkurrenzen - Abgrenzung: wer hat welchen Auftrag/was zu bestimmen - regelmäßige Helfer/innenkonferenzen, Übergänge begleiten - regelmäßiges Screening (nicht) erfolgter Schritte, familiäre/innere Ressourcen, Dosierungen von Hilfen - Kindeswohl(gefährdung) im Blick haben und abwägen - Möglichkeiten und Grenzen sowie Entwicklungspotential und -risiken mit Blick a.d. Kindeswohl abwägen - Regelm.externer Blick / unabhängige Einschätzung durch Kinderschutz-Experten/in o. psychiatrischen Experten/in Fallvignette: Interventionen Anhand von Video-Standbildern oder auch imaginierten Szenen mütterliche Kompetenzen erarbeiten - sich auf das Kind einlassen können - für das Kind emotional verfügbar sein - Feinfühligkeit: Signale wahrnehmen, richtig interpretieren & angemessen / prompt beantworten - Emotionale Abstimmung zwischen Mutter und Kind - Beschreibende Sprache / Mimik und Gestik / Körper - Im Umgang gelassen und entspannt sein können - Führen und Folgen - Beziehung zum Kind (innerlich & im Alltag)
11 Bei Videoarbeit unbedingt beachten! Im Rahmen von Beratung/Prävention ausschließlich an positiven Standbildern arbeiten mit laufenden Bildern sollte nur im sicheren, haltenden therapeutischen Rahmen gearbeitet werden (therapeutische Interventionen sind erforderlich). Das Betrachten des eigenen Aussehens und das Hören der eigenen Stimme kann auf Seiten der Klientin / des Klienten heftige Irritationen und Beschämungen auslösen. Das Betrachtete macht Verhaltensweisen und Affekte sichtbar, die im Nachhinein nicht mehr korrigierbar sind, das kann starke Ängste auslösen oder sogar triggern (Angst vor Bloßstellung, Abstempelung, Manipulierbarkeit, Ausgeliefertsein etc.) Dysfunktional: Enttäuschung, Frustration, Wut i. Bezug auf sich selbst! Empfehlenswert ist daher die Arbeit mit imaginierten Szenen! Übung: feinfühlige Haltung einnehmen Übung: Ein schönes, gemeinsames Ereignis erinnern (Ressourcen aktivieren)
12 Imaginative Übung: Glück, Stolz und Zufriedenheit - Schönes, gemeinsames Ereignis mit dem Kind (oder Partner/in) erinnern - den schönsten Moment explorieren (W-Fragen) - positiven Gedanke dazu explorieren - dazu gehörende Körpergefühl explorieren - Schnappschuss der Szene verinnerlichen - Ort für das Foto im Körper verankern - Körpergeste dazu Vgl. Reddemann, Huber, Brisch An imaginierten Bildern / am Videostandbild arbeiten - die imaginierten Bilder gemeinsam durchgehen ggf. Screen-Technik verwenden - oder gut vorbereitetes (wichtig!) Standbild zeigen - explorieren (Blick, Stimme, Körper-/Gefühl, Resonanz des Kindes, Reaktion bei Mutter/Vater darauf etc.) - positives Feedback geben und konkret zurückmelden, was die Kompetenzen / Ressourcen sind - Ich-Botschaften - positive, wertschätzende Worte sagen (ggf. zurechtlegen) - auf wichtige Details eingehen - an die positiven Rückmeldungen die entwicklungsfördernden Rückmeldungen anschließen mit z.b...und mir kam in den Sinn - gemeinsam Ihre Angebote auswerten und darüber sprechen, was die Eltern wie verändern können
13 Störungen haben Vorrang Wenn Mütter/Väter mit Ja, aber auf positive Rückmeldungen reagieren und negative Kritik fordern - sich nicht irritieren lassen - Wiederholung des positiven Feedbacks - weitere positive Details im Verhalten benennen, verschiedene Variationen finden und formulieren - die Beziehung zur Mutter / zum Vater feinfühlig stärken Wenn Mü./Vä. sich verschließen, aus d. Kontakt gehen - über eigenes mögliches Fehlverhalten sprechen vielleicht bin ich jetzt / letztes Mal zu weit gegangen? - die Beziehung zur Mutter / zum Vater feinfühlig stärken - aus Fehlern/Missverständnissen lernen, Möglichkeit zur Korrektur innerhalb der Beratungsbeziehung geben Quelle/Copyright: Papousek 2006
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