Die Bedeutung der Bildungssprache in der Grundschule
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- Jürgen Wagner
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1 GEW-Rheinland-Pfalz Grundschultag 2014 Prof. Dr. Ursula Neumann Die Bedeutung der Bildungssprache in der Grundschule
2 Ein Rätsel: Was ist Bildungssprache? Ein Fundstück von Meinert Meyer
3 Überblick Bildungssprache in den Bildungsplänen Definition und Merkmale von Bildungssprache Ein Beispiel für die Grundschule (Gibbons) Ansatzpunkte der Schul-und Unterrichtsentwicklung Durchgängige Sprachbildung Regionale Bildungsgemeinschaften
4 Hamburger Bildungsplan Grundschule: Lehren und Lernen findet im Medium der Sprache statt. Ein planvoller Aufbau bildungssprachlicher Kompetenzen schafft für alle Schülerinnen und Schüler die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen. ( ) Der Aufbau bildungssprachlicher Kompetenzen ist Aufgabe aller Fächer, nicht nur des Deutschunterrichts. Jeder Unterricht orientiert sich am lebensweltlichen Spracherwerb der Schülerinnen und Schüler und setzt an den individuellen Sprachvoraussetzungen an. Die Schülerinnen und Schüler werden an die besonderen Anforderungen der Unterrichtskommunikation herangeführt.
5 KMK-Richtlinie Interkulturelle Erziehung (Dezember 2013): Schule nimmt Vielfalt zugleich als Normalität und als Potenzial für alle wahr. Schule trägt zum Erwerb interkultureller Kompetenzen im Unterricht aller Fächer und durch außerunterrichtliche Aktivitäten bei. Schule ist zentraler Ort für den Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen Schule gestaltet aktiv Bildungs- und Erziehungspartnerschaften mit Eltern
6 Alle Lehrer sind Sprachlehrer so sehen es die Lehrkräfte: N = 222 Quelle: Linda Riebling 2011 (privat)
7 Was ist Bildungssprache? Bildungssprache ist dasjenige sprachliche Register, mit dessen Hilfe man sich mit den Mitteln der Schulbildung ein Orientierungswissen verschaffen kann (Habermas 1977) (Gogolin 2009, 268) Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
8 Bildungssprache ist die Sprache, in der besonderes Wissen auf eine besondere Weise behandelt wird (Ortner 2009, 2227). Alltagssprache Bildungssprache Wissenschaftssprache Sie ist vor allem ein Themenentfaltungsmodus, in dem Schul- und Orientierungswissen entwickelt, d.h. bear-beitet und dargestellt wird (ebd., 2233) Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
9 Bildungssprache ist Lerngegenstand und Lernmedium. Schüler/ Studenten erwerben in der Schule ein Sprachregister, das sich von der mündlichen Alltagssprache unterscheidet. In diesem Sprachregister werden gleichzeitig auch die Bildungsinhalte vermittelt, und seine Anwendung wird in leistungsrelevanten Situationen vorausgesetzt Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
10 Diskursive Merkmale nach Reich (2008) geregelter Sprecherwechsel hoher Anteil monologischer Formen fachspezifische Textsorten stilistische Konventionen Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
11 Lexikalisch-semantische Merkmale Ausbau des allgemeinen Wortschatzes Fachbegriffe (der Winkel, gleichschenklig, addieren) Nominalisierungen (die Berechnung) Wortzusammensetzungen (der Winkelmesser) Präfixverben (verdampfen) Begriffshierarchien Teilchen Atome Ionen Moleküle Neon Argon Natium-Ion Chlorid-Ion Chlorwasserstoff Methan Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
12 Syntaktische und textuelle Merkmale: Ausbau des Spektrums von Tempus & Modus Ausbau von komplexen Attributen (z.b. die Erklärung des Verhaltens durch die Untersuchung der Mechanismen im Nervensystem) Unterordnung von Nebensätzen, Ausbau unterordnender Konjunktionen hierarchisch komplexe Textgliederung und -kohärenz (z.b. einerseits andererseits; erstens zweitens) Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
13 Mündlichkeit Zunahme Kontextunabhängigkeit Abstraktion Informationsdichte Kohärenz Komplexität etc. Schriftlichkeit Global charakterisiert, weist Bildungssprache die Merkmale formeller, monologischer, schriftförmiger Kommunikation auf und zwar auch dann, wenn sich die Kommunikation mündlich vollzieht (vgl. Gogolin 2009) Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
14 Bildungssprache Ein Beispiel von Pauline Gibbons (2006)
15 Text 1: (drei 10-jährige Schüler/innen sprechen und handeln dabei) das.. nein, es geht nicht es bewegt sich nicht versuch das ja, es geht ein bisschen das nicht das geht nicht, es ist kein Metall diese sind am besten gehen richtig schnell.
16 Text 2: (eine Schülerin spricht anschließend über das Geschehen) wir versuchten eine Stecknadel einen Bleistiftanspitzer ein paar Eisenspäne und ein Stück Plastik der Magnet hat die Stecknadel nicht angezogen, aber er hat den Bleistiftanspitzer und die Eisenspäne angezogen er hat das Plastik nicht angezogen.
17 Text 3: (von derselben Schülerin geschrieben) Mit unserem Experiment sollten wir herausfinden, was ein Magnet anzieht. Wir entdeckten, dass ein Magnet einige Arten von Metall anzieht. Er zog die Eisenspäne an, aber nicht die Stecknadel. Er zog auch Dinge nicht an, die kein Metall waren.
18 Text 4: (aus einem Kinderlexikon) Ein Magnet ist ein Stück Metall, das von einem unsichtbaren Kraftfeld umgeben ist, welches auf magnetisches Material einwirkt. Der Magnet kann ein Stück Stahl oder Eisen hochheben oder anziehen, weil sein magnetisches Feld in das Metall fließt und es vorübergehend in einen Magneten verwandelt. Magnetische Anziehung entsteht nur zwischen eisenhaltigen Materialien..
19 Ansatzpunkte der Schul- und Unterrichtsentwicklung Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
20 Das FÖRMIG-Konzept der Durchgängigen Sprachbildung Schul Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
21 Sprachliche Bildung auf der
22 Sprachliche Bildung auf der
23 Sprachliche Bildung auf der Ebene der Kooperation, Netzwerkbildung Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen Professionelle Lerngemeinschaften unter Beteiligung von Mehrsprachigen Beteiligung an/initiierung von öffentlichkeitswirksamen Aktionen (Vorlesewettbewerbe, Schreibwerkstätten ) Beteiligung an/gründung von Netzwerken zur Förderung von Mehrsprachigkeit auf Ebene der Gemeinde (Beispiel Köln)
24 Regionale Bildungsgemeinschaften statt Elternarbeit Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
25 Einfluss von Schule und Familie Ergebnis der Begleituntersuchungen zu PISA 2000 (OECD, 2001, S. 356f.) Schule, Lehrkräfte, Unterricht Einflüsse Familie Sonstige Lesekompetenz 31,0 % 66,1 % 2,9 % Mathematische Kompetenz Naturwissenschaftliche Kompetenz 28,3 % 62,0 % 9,7 % 29,4 % 62,6 % 8,0 % Familiäre Faktoren (z.b. Erziehungsklima, häusliche Unterstützung etc.) beeinflussen Schülerleistungen zweimal mehr als Faktoren der Schule, des Unterrichts und der Lehrkräfte Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
26 Fazit aus PISA 2009 (OECD, 2011, S. 4) Alle Eltern können ihren Kindern dabei helfen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen, indem sie sich etwas Zeit nehmen, um sich mit ihrem Kind zu unterhalten oder mit ihm etwas zu lesen selbst oder gerade wenn ihre Kinder noch sehr klein sind. Lehrkräfte, Schulen und Bildungssysteme sollten sich eingehender mit der Frage auseinandersetzen, wie sie überarbeiteten Eltern helfen können, in der Bildung ihrer Kinder innerhalb und außerhalb der Schule eine aktivere Rolle zu spielen.
27 Ergebnisse einer Repräsentativuntersuchung an allgemeinbildenden Schulen in Bayern (Sacher, 2006): Sowohl Schichtzugehörigkeit als auch Migrationshintergrund der Eltern beeinflusst die Beziehung zwischen Schule und Elternhaus signifikant, wobei der Einfluss von Schichtzugehörigkeit und Bildungsniveau größer ist als der des Migrationshintergrundes. Häufigkeit der Kontakte zwischen Familie und Schule ist stärker schicht- und migrationsgeprägt als der Nutzen, den die Eltern, durch die Kontakte erfahren Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
28 Stadtteil/Gemeinde Bildungsinstitution engagiert sich Familie Regionale Bildungsgemeinschaften für/in Familie Bildungsinstitution Stadtteil/Gemeinde (1) Eltern engagieren sich für das eigene Kind und die eigene Familie, bilden sich (fort) und öffnen sich für die Bildungsinstitution ihrer Kinder und den Stadtteil/die Gemeinde. (2) Eltern engagieren sich in der Bildungsinstitution ihrer Kinder, unterstützen das formale Lernen und kooperieren mit den Lehrkräften und ErzieherInnen. (3) Eltern engagieren sich im Stadtteil/in der Gemeinde (z.b. für andere Eltern im Stadtteil, in Elternvereinen, Migrantenorganisationen, in Patenschaftsprojekten etc.). (4) Lehrkräfte und ErzieherInnen engagieren sich für die Eltern ihrer SchülerInnen, unterstützen sie und arbeiten mit ihnen zusammen. (5) Bildungsinstitutionen kooperieren miteinander, sichern die Übergänge im Bildungssys-tem und beziehen die Familien dabei ein; das päd. Personal ist dafür qualifiziert. (6) Bildungsinstitutionen kooperieren miteinander und mit anderen Akteuren und Institutionen des Stadtteils/der Gemeinde; PädagogInnen engagieren sich im Stadtteil. (7) Akteure und Institutionen des Stadtteils/der Gemeinde halten Angebote für Familien und Eltern bereit, engagieren sich für sie und arbeiten mit ihnen zusammen. (8) Akteure und Institutionen des Stadtteils/der Gemeinde kooperieren mit Bildungsinstitutionen (z.b. als Moderatoren, als Referenten, im Ganztag, in der Lehrerfortbildung etc.). (9) Akteure und Institutionen des Stadtteils/der Gemeinde vernetzen sich/kooperieren; Personal wird dafür und für die Kooperation mit Bildungsinstitutionen und Eltern qualifiziert Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
29 Beispiel: Ein Quadratkilometer Bildung Wir können viel bewegen, wenn wir nicht in Zuständigkeiten, sondern in Verantwortung denken. Ein Quadratkilometer Bildung Quartiersmanagement im Bündnis von Landesverwaltungen, Kommunen und Stiftungen derzeit an 7 Standorten: km² Berlin-Neukölln km² Berlin-Moabit km² Herten km² Mannheim km² Wuppertal km² Bernsdorf km² Hoyerswerda Bildungssprache - Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg
30 Ein Quadratkilometer Bildung Freie und Hansestadt Hamburg (2011): Bildungsplan Grundschule. (Aufruf ) Gibbons, P. (2006). Unterrichtsgespräche und das Erlernen neuer Register in der Zweitsprache. In: Mecheril, P. & Quehl, T. (Hrsg.). Die Macht der Sprachen. Englische Perspektiven auf die mehrsprachige Schule. Münster: Waxmann, 271f. Gogolin, I. (2009): Zweisprachigkeit und die Entwicklung bildungssprachlicher Fähigkeiten. In: Gogolin, I. & U. Neumann (Hrsg.): Streitfall Zweisprachigkeit The Bilingualism Controversy. Wiesbaden: VS Verlag, S Gogolin, I. u.a. (Hrsg. 2013): Herausforderung Bildungssprache und wie man sie meistert. Münster: Waxmann Habermas, J. (1977): Umgangssprache, Wissenschaftssprache, Bildungssprache. In: Max-Planck-Gesellschaft (Hrsg.): Jahrbuch Göttingen, S Ortner, H. (2009): Rhetorisch-stilistische Eigenschaften der Bildungssprache. In: Fix, U., A. Gardt & J. Knape (Hrsg.): Rhetorik und Stilistik, Teilband 2, Berlin: de Gruyter, S OECD (2001): PISA 2000, Lernen für das Leben.
31 OECD (2011): PISA 2009 Ergebnisse: Potenziale nutzen und Chancengerechtigkeit sichern Sozialer Hintergrund und Schülerleistungen. Band II (Abruf ) Reich, H.H. (2008): Unveröffentlichtes FörMig-Schulungsmaterial. Universität Hamburg Riebling, L.(2013): Sprachbildung im naturwissenschaftlichen Unterricht. Eine Studie im Kontext migrationsbedingter sprachlicher Heterogenität. Münster: Waxmann Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK 2013): Interkulturelle Bildung und Erziehung in der Schule. -Interkulturelle-Bildung.pdf (Aufruf ) Sacher, W. (2006): Einflüsse der Sozialschicht und des Migrationsstatus auf das Verhältnis zwischen Elternhaus und Schule. Nürnberg Schwaiger, M. & U. Neumann (2011): Regionale Bildungsgemeinschaften. (Aufruf )
32 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Beni dinleme zahmetine katlandiğınız için teşekkür ederim! Спасибо за внимание!
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