so kombinieren sie Charttechnik und Analystenmeinungen

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1 aders-mag.com Neue timingtechniken für Aktien so kombinieren sie Charttechnik und Analystenmeinungen Jedes Jahr investieren amerikanische Brokerhäuser und Banken allein in den USA über eine Milliarde Dollar in die Erstellung von Aktienanalysen und konkreten Aktienempfehlungen für ihre Kunden. Die Kauf-, Halte- und Verkaufsempfehlungen werden dabei von Aktienanalysten erstellt, die über entsprechende fachliche Qualifikationen verfügen. Dieser Beitrag geht der Frage nach, welchen Stellenwert die Berücksichtigung der Meinungen von Analysten vor dem Einstieg in eine Aktie tatsächlich haben sollte und wie sich daraus ein Mehrwert für Ihr eigenes Trading erzielen lässt. Der letzte Punkt bestimmt die Grundregeln für eine kurz- bis mittelfristige Aktienstrategie, die Charttechnik mit den Einschätzungen von Analysten kombiniert und vom Autor bereits seit Jahren in der Praxis angewendet wird.» Wie geht ein Analyst vor? Brokerhäuser und Banken lassen die für ihre Kunden bestimmten Analysen und Aktienempfehlungen von qualifizierten Mitarbeitern, den Analysten, anfertigen. Aktienanalysten sind in der Regel auf eine Branche oder Industriegruppe und deren zugehörige Unternehmen fokussiert und können gleichzeitig hochqualifizierte Spezialisten in diesem Bereich sein: So stellt es keine Ausnahme dar, wenn sich ein Biologe oder Elektroingenieur, beide Faik Giese Faik Giese ist Programmierer, Consultant und Trader. Über bietet er vom Einsteiger bis zum Profi ein umfangreiches Ausbildungs- und Coaching-Programm an. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem systematischen Handel von ETFs, Aktien- und Optionen. zudem noch mit betriebswirtschaftlichem Hintergrundwissen ausgestattet, auf Biotechnologie- beziehungsweise Halbleiterunternehmen konzentriert. Die entsprechend hohe fachliche Qualifikation hat ihren Preis für die Broker und Banken: Analysten zählen zu den am besten verdienenden Mitarbeitern der Häuser, was wie sich gleich noch zeigen wird zu potenziellen Problemen bei der objektiven Einschätzung der Aussichten der analysierten Gesellschaft führen kann. Ein Analyst versucht, die aktuelle Situation einer Aktiengesellschaft und ihre Perspektiven beispielsweise durch eine Prognose des Absatzes neuer Produkte möglichst genau einzuschätzen. Er berücksichtigt dabei auch die vom Unternehmen selbst abgegebenen Stellungnahmen und Ausblicke. Als Ergebnis seiner Untersuchungen gibt der Analyst eine Gewinn- und Umsatzprognose für die kommenden Geschäftsjahre und mitunter auch einzelne Quartale ab. Die so formulierten Erwartungen sind es, die den zukünftigen Aktienkurs beeinflussen. Werden 10

2 T1) Rating-Kategorien und Internetadressen von vier Datenanbietern Anbieter Vereinheitlichte Rating-Kategorien Anmerkungen Internetseite Briefing strong buy / buy / hold / underperform / sell Liefert auch Daten für Yahoo! Finance und die Börsenseite der Nasdaq Zacks strong buy / moderate buy / hold / moderate sell / strong sell Stellt seine Daten unter anderem auch MSN Money zur Verfügung FactSet Research Systems buy / overweight / hold / underweight / sell Daten über MarketWatch einsehbar (sonst nur für institutionelle Kunden) Analyst Ratings Network strong buy / buy / hold / sell Umfassendster Anbieter mit Zugang zu historischen Ratings Tabelle 1 zeigt vier für den Handel mit Analysten-Ratings infrage kommende Datenanbieter und ihre Rating-Kategorien. Jeder der vier Anbieter ordnet das Rating eines Analysten einer in der zweiten Spalte genannten Kategorien zu, was zu einer Vereinheitlichung und damit leichteren Vergleichbarkeit der Ratings führt. Quelle: die Erwartungen eines Analysten übertroffen, steigt der Aktienkurs; werden sie enttäuscht, gibt der Aktienkurs mit großer Wahrscheinlichkeit nach. Mit der Prognose über die künftige Entwicklung des Unternehmens gibt der Analyst auch eine persönliche und konkrete Empfehlung darüber ab, wie er auf Basis des aktuellen Kurses das Unternehmen beurteilt. Diese Einstufung durch einen Analysten wird auch als Analysten- Rating bezeichnet. Der eine Aktiengesellschaft untersuchende Analyst verfolgt das Ziel, die am Ende seines Berichts abgegebene Einstufung der Aktie durch seine Detailanalyse zu untermauern. Die Vorgehensweise ist fast immer gleich: Zunächst wird eine sogenannte Erstanalyse angefertigt, die umfangreich ausfällt, durchaus über 100 Seiten dick sein kann und als Basisreport oder Referenzreport gedacht ist. Bereits die Erstanalyse beinhaltet auch eine konkrete Einstufung des Analysten, ob die Aktien der untersuchten Gesellschaft seiner Meinung nach besser gekauft, gehalten oder verkauft werden sollten. Nach Veröffentlichung des Basisreports wird die Unternehmensentwicklung weiter verfolgt. Der Analyst fertigt dann aber nur noch in regelmäßigen Abständen (mindestens auf Quartalsbasis) als Aktualisierung des Basisreports gedachte Kurzanalysen an. Wesentlicher Bestandteil der Kurzanalyse ist die Einstufung der Aktie, die dann lauten kann: Upgrade (für Hochstufungen, beispielsweise von Halten auf Kaufen), Downgrade (Herabstufung) oder Reiterated Rating (bisherige Einstufung wird bestätigt). Analysten-Ratings: Kategorien Unglücklicherweise ist die Einschätzung von Aktien nicht einheitlich kategorisiert. In den USA gibt es mehr als 200 Brokerhäuser und Banken, die ihr eigenes Rating- System implementiert haben. So können die Anzahl der Kategorien wie auch die verwendeten Ausdrücke variieren. Zudem kann die mit einem Rating ausgesprochene Haltedauer zwischen kurz- und mittelfristig bis hin zu langfristig schwanken. Fünf Beispiele für unterschiedliche Rating-Abgrenzungen zeigen die Schwierigkeit auf: Credit Swiss: Outperform Neutral Underperform (3 Abstufungen) Deutsche Bank: Buy Hold Sell (3 Abstufungen) Raymond James: Strong Buy Outperform Market Perform Underperform (4 Abstufungen) Needham & Company: Goldman Sachs: Strong Buy Buy Hold Underperform (4 Abstufungen) Conviction Buy Buy Neutral Sell Conviction Sell (5 Abstufungen) Wird beispielsweise von einem Analysten der Deutschen Bank eine Aktie mit Buy, also mit Kauf eingestuft, ist nicht eindeutig geklärt, wie diese Einstufung im Falle von Goldman Sachs (Conviction Buy oder nur Buy?) oder auch von Raymond James (Strong Buy oder Outperform?) aussehen würde. Als Trader fällt es schwer bei der Vielzahl von Variationen den Überblick zu behalten. Das haben auch Datenanbieter, die sich auf das Sammeln und Aufbereiten von Analysten-Ratings speziell für individuelle Trader spezialisiert haben, entdeckt und bieten als Service eine Vereinheitlichung der Rating-Stufen an. Jedes Analysten- Rating wird dort in eine einheitliche Form gebracht. Tabelle 1 führt die vereinheitlichten Rating-Stufen von vier im Internet frei zugänglichen und für Trader interessanten Anbietern an. Die in der Tabelle gemachten Angaben sind als Hilfestellung zu verstehen. Die vier Anbieter unterscheiden sich nicht nur in der unterschiedlichen Abstufung der Ratings und ihren Bezeichnungen, sondern auch darin, welche Häuser Zugang 12

3 zur Datenbank erhalten. So berücksichtigt der Anbieter Briefing.com nach eigenen Angaben lediglich die Analysten-Ratings, die von den ihrer Meinung nach 90 bedeutendsten Häusern kommen. Durch diese Selektion wird versucht, eine Art Qualitätsstandard zu gewährleisten (weil angenommen wird, dass nur die bedeutendsten Häuser auch die finanziellen Möglichkeiten haben, die qualifiziertesten Analysten zu bezahlen). Im Gegensatz dazu versucht das ANR (Analyst Ratings Network), möglichst viele Analysten-Ratings zu berücksichtigen, was insbesondere für nachträgliche Analysen sehr nützlich sein kann. B1) Apple mit Rating Upgrades (Nasdaq Symbol: AAPL) Im Tageschart sind alle Tage innerhalb des gezeigten Zeitraums von Dezember 2012 bis Mitte März 2014 mittels einer vertikalen Linie hervorgehoben, an denen mindestens ein Analyst das Rating für AAPL angehoben hat (auch als Rating Upgrade bezeichnet). Berücksichtigt wurden lediglich die Tage, an denen das Rating Upgrade zu einer Buy - oder einer Strong Buy -Einstufung durch den Analysten geführt hat. In der gesamten Periode gab es lediglich zwei Upgrades auf das Rating Strong Buy. Diese beiden Tage sind mit roten Pfeilen markiert. Analysten-Ratings als Handelssignale Im ersten Teil dieses Beitrags wurde detailliert erläutert und betont, dass im Regelfall qualifizierte Spezialisten die Analysen für die Häuser durchführen. Damit stellt sich die Frage: Wenn so helle Köpfe Unternehmen einer tiefgreifenden Analyse unterziehen und darauf basierend eine Empfehlung abgeben, sollte dann nicht zumindest in der überwiegenden Anzahl der Fälle nach einer Kaufempfehlung der Kurs der Aktie nachhaltig ansteigen und nach einer Verkaufsempfehlung (Bild 2) haben zu verlässlichen Signalen geführt. Das Ergebnis kann als mangelhaft bezeichnet werden. Zu betonen ist, dass das Beispiel von Apple keine Ausnahme, sondern den Regelfall darstellt. Auf einen Beweis wird an dieser Stelle verzichtet; dieser könnte aber leicht erbracht werden, indem weitere Aktien einer ähnlichen Auswertung unterzogen werden. Der Handel allein aufgrund von deutlich an Wert verlieren? Die Frage soll an dieser Stelle anhand der Aktie von Apple beantwortet B2) Apple mit Rating Downgrades (Nasdaq Symbol: AAPL) werden. Bild 1 zeigt den Ta- geschart von Apple (Börse: Nasdaq, Symbol: AAPL) und alle Rating Upgrades (Aufstufungen), die zu einem Buy oder Strong Buy, also der bestmöglichen Kategorie geführt haben. In Bild 2 ist der identische Chart von Apple gezeigt, nur dass dieses Mal alle Downgrades (Herabstufungen), die die Aktie in den vergangenen 14 Monaten erfahren hat, eingezeichnet sind. In beiden Fällen ist deutlich das ernüchternde Ergebnis zu erkennen. Weder Kaufempfehlungen (Bild 1) noch Verkaufsempfehlungen beziehungsweise Im Tageschart sind alle Tage innerhalb des gezeigten Zeitraums von Dezember 2012 bis Mitte März 2014 mittels einer vertikalen Linie hervorgehoben, an denen mindestens ein Analyst das Rating für AAPL heruntergestuft hat (auch als Rating Downgrade bezeichnet). Berücksichtigt wurden sämtliche Downgrades, unabhängig davon, wo das Rating nach der Neueinstufung stand. Rating-Herabstufungen 13

4 Werden die Erwartungen eines Analysten übertroffen, steigt der Aktienkurs werden sie enttäuscht, gibt der Aktienkurs mit großer Wahrscheinlichkeit nach. Analysten-Ratings macht somit wenig Sinn. Ohne weiteres Hintergrundwissen darüber, wie Analystenmeinungen entstehen, und ohne das Hinzuziehen weiterer Kriterien lassen sich die Informationen so zumindest die Meinung des Autors im Trading nicht vorteilhaft einsetzen. Unterteilung der Analystenwelt Aktienanalysten werden in zwei Gruppen untergliedert: die Buy-Side - und die Sell-Side -Analysten. Die Frage, wer den Analysten beauftragt und mit welchem Ziel der Bericht erstellt wird, entscheidet darüber, welcher der beiden Gruppen der Analyst zugeordnet werden kann. Sell-Side-Analysten arbeiten im Auftrag von Brokerhäusern, Banken oder Vermögensverwaltern. Ihre Empfehlungen werden den Kunden dieser Häuser zur Verfügung gestellt, also im höheren Sinne verkauft (daher der Begriff Sell-Side). In den meisten Fällen werden zudem die Ratings den gängigen Daten- und Serviceanbietern im Internet in Kurzform mitgeteilt. Damit sind die Analysten-Ratings zeitnah Tausenden von Tradern weltweit zugänglich, was wiederum zu heftigen Kursbewegungen der jeweils im Fokus stehenden Aktie führen kann, insbesondere, wenn eine Hochstufung oder Herabsetzung eines Rankings vor Börseneröffnung öffentlich gemacht wird. Der Begriff Sell-Side-Analyst entstand Anfang der 90er Jahre. Zu dieser Zeit wurden Analystenberichte von Brokerhäusern dazu verwendet, Kunden an sich zu binden, Kommissionen zu generieren (Kunden werden durch diese Berichte direkt und indirekt zum aktiven Handel animiert) und potenzielle Neukunden für das Emissionsgeschäft zu generieren. Diese Rolle hat sich Anfang der Jahrtausendwende verändert. Heute besteht die Rolle des Sell-Side-Analysten schwerpunktmäßig darin, möglichst hochwertige Informationen und Meinungen zu einer Aktie zu verbreiten mit dem Ziel, den Bekanntheitsgrad und die Reputation seines Auftraggebers zu steigern. Streng genommen erfüllt der Sell-Side-Analyst damit heute eine (indirekte) Marketing-Rolle. Im Gegensatz dazu wird der Buy-Side-Analyst in der Regel von Aktienfondsgesellschaften, Pensionskassen oder bedeutenden Vermögensverwaltern beauftragt und sein Bericht wird lediglich hausintern an die für die Anlageentscheidungen des Fonds verantwortlichen Manager weitergegeben, die dann entscheiden, welche von den Analysten empfohlenen Aktien tatsächlich gekauft werden (daher der Begriff Buy-Side ). Kunden und die breite Öffentlichkeit erhalten keinen Einblick. Das bedeutet, dass Trader lediglich auf Basis der Einschätzungen von Sell-Side-Analysten handeln können, weil nur diese Informationen zugänglich sind. Potenzieller Interessenkonflikt Sell-Side-Analysten werden, sofern sie Spezialisten auf ihrem Gebiet sind, überdurchschnittlich gut bezahlt. Unabhängig von der Höhe des Gehalts möchte jeder Analyst so wie wohl jeder Angestellte gerne seinen Job behalten. Das führt dazu, dass der Sell-Side-Analyst, dessen Analysen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, zwangsweise einem Interessenkonflikt ausgesetzt ist: Schreibt er zu viele negative Bewertungen, kann dies potenzielle Neukunden des von ihm beauftragten Hauses wie beispielsweise Unternehmen, die einen Börsengang planen abschrecken. Das birgt ein Konfliktpotenzial zwischen dem Haus (Arbeitgeber) und dem Analysten. Darüber hinaus muss ein Sell-Side- Analyst, der regelmäßig auch negative Ratings vergibt, mit Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Unternehmen rechnen, die bis hin zum Informationsboykott reichen können. Sell-Side-Analyst Mike Mayo hat zu diesem Thema ein empfehlenswertes Buch mit dem Titel Exile on Wall Street: One Analyst s Fight to Save the Big Banks From Themselves geschrieben, das 2011 im Wiley Verlag erschienen ist. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage der moralischen Verpflichtung: Kann ein Analyst es überhaupt verantworten, seine Meinung im Sinne des Arbeitgebers positiver darzustellen, als sie eigentlich ist? Die Antwort darauf gibt eine simple Statistik: Lediglich fünf Prozent aller von der Wall Street vergebenen Ratings lauten auf Sell (Quelle: Interview mit Mike Mayo, AAII Journal, Juni 2012.). Diese kleine Zahl beinhaltet viel Zündstoff, verdeutlicht sie doch, dass die von den Analysten an der Wall Street vergebenen Ratings durchweg zu positiv ausfallen. Hierin liegt der Hauptgrund, warum die anhand der Apple-Aktie gezeigte Methode, Analysten-Ratings in direkte Handelssignale zu konvertieren, nicht profitabel sein kann. 14

5 An dieser Stelle noch eine Anmerkung: Einzig Analysten, die zu unabhängigen Analystenhäusern gehören, können sich dem hier beschriebenen Interessenkonflikt entziehen. Ihre Meinung ist daher anders zu beurteilen als die der Sell- Side-Analysten auch wenn bislang die Untersuchungen des Autors zu keiner erfolgversprechenden Strategie geführt haben, die auf der direkten Umsetzung der Empfehlungen basiert. Analystenmeinungen als Strategiebestandteil Der Interessenkonflikt von Sell- Side- Analysten lässt den Wert von Kaufempfehlungen für kurz- und mittelfristig orientierte Trader nahezu wertlos erscheinen auch wenn die Analysen selbst wertvolle Hinweise über den Zustand und die Perspektiven eines Unternehmens geben können. Der entscheidende Punkt Von größerem Interesse aber sind diejenigen Fälle, in denen sich ein Analyst aus der Deckung wagt und eine Aktie herabstuft, also ein Downgrade ausspricht. Dabei ist es unerheblich, von welcher Stufe das Downgrade erfolgt und welches neue Rating die Aktie nach der Neueinstufung aufweist. Eine Herabstufung wird stets als etwas Negatives angesehen. Untersucht man die Auswirkung von Downgrades, springt sofort folgender Punkt ins Auge: Die Mehrzahl der Downgrades erfolgt regelmäßig direkt am Tag der Veröffentlichung von Quartalszahlen und geht ebenfalls regelmäßig mit negativen Gaps einher, die zu einem Großteil durch die Analysten-Downgrades verursacht werden. Siehe hierzu als Beispiel auch die Kurslücke Ende Januar 2014 in der Apple-Aktie (Bild 1). 15

6 Herabstufungen lassen sich zu Timing-Zwecken besonders gut für den Einstieg auf der Long-Seite nutzen als Gegentrend-Signal in Verbindung mit einem Trendfolgeansatz. Diesen Effekt im Handel zu seinem Vorteil zu nutzen ist allerdings Computern vorbehalten, die über die nötige Geschwindigkeit bei der Verarbeitung von Nachrichten verfügen. mindestens einem Jahreshoch und die Aktie hat sich vor dem Erreichen dieses Hochs mehrere Monate lang in einem Aufwärtstrend befunden. Als Selektionskriterium gilt: Vor Beginn der Konsolidierung muss die Aktie auf Jahressicht einen größeren Kursgewinn erzielt haben als Strategie auf Basis von Downgrades und Charttechnik Die Herabstufung einer Aktie durch einen Analysten allein reicht noch nicht aus, um als Fundament für eine nachhaltige Strategie im kurz- und mittelfristigen Bereich zu dienen. Hierzu bedarf es der Kombination mit der Charttechnik und einer geeigneten Selektion. Downgrades lassen sich zu Timing-Zwecken als Countertrend- 80 Prozent aller anderen Aktien. Grünes Licht für den Einstieg wird in dem Moment gegeben, in dem innerhalb der Konsolidierung a) mindestens zwei Herabstufungen auftreten und ein Hold- oder Sell-Rating bestätigt wird oder b) mindestens eine Herabstufung auftritt und drei Holdoder Sell-Ratings bestätigt werden. Signal besonders gut für den Einstieg auf der Long-Seite in Verbindung mit einem Trendfolgeansatz verbinden. Ein typischer Trade ist in Bild 3 zu sehen. Konkret kann das Setup wie folgt aussehen: Die Aktie befindet sich aktuell in einer mindestens seit 15 Tagen andauernden Konsolidierung (auch als Seitwärtsbewegung bezeichnet). Das Hoch dieser Konsolidierung entspricht Bild 3 zeigt das Beispiel von Tesla Motors Inc. (Börse Nasdaq; Symbol: TSLA). Die vertikalen Linien zeigen Tage, an denen Downgrades ausgesprochen oder aber Sell- und Hold-Ratings (basierend auf der ARN-Klassifizierung, vergleiche Tabelle 1) bestätigt wurden. Greifen Kriterium a) oder b) und werden auch alle vorgenannten Bedingungen erfüllt, gibt es grünes Licht für einen Einstieg. B3) Tesla Motors Downgrade Trading (Nasdaq Symbol: TSLA) Für den tatsächlichen Einstieg (das eigentliche Timing) kann innerhalb der Seitwärtsbewegung auf eine enge Konsolidierung gewartet und dann beim Ausbruch aus dieser Konsolidierung gekauft werden. Im Falle von Tesla Motors (Bild 3) ist dieser Ausbruchspunkt mit (A) gekennzeichnet. Der anfängliche Verlustbegrenzungsstopp kann unter dem Tief der Konsolidierung platziert werden. Wenn Sie mögen, können Sie als Gewinnmitnahmeziel das alte Hoch der Konsolidierung anvisieren. Gezeigt wird die Aktie des Elektroautomobilbauers Tesla über den Zeitraum April 2013 bis Mitte März In jedem Fall empfiehlt sich Nach einem starken, mehrere Monate andauernden Anstieg wurde Anfang Oktober 2013 eine längere Korrekturphase eingeleitet. Die vertikalen Linien markieren Tage, an denen es innerhalb dieser Korrektur entweder die Verwendung eines nachlaufenden Stopps auf Volatilitätsbasis, um zu einer Bestätigung des aktuellen Rankings (mit der Ranking-Einstufung Hold oder schlechter) oder zu einem Downgrade gekommen ist. Nach Ausbruch aus der kleinen Konsolidierung ergab sich am 29. November 2013, gekennzeichnet durch Punkt (A), ein möglicher Einstiegspunkt bei 129,77 Dollar. Das Anfangsrisiko Gewinne laufen zu lassen und gleichzeitig auch abzusichern. konnte am Tief der Konsolidierung bei 119,06 Dollar gelegt werden. Trader, die nach dem Einstieg ihre Gewinne beispielsweise mittels eines nachlaufenden, volatilitätsabhängigen Stopps laufen ließen, wurden bis Eine weitere Bedingung für Mitte März noch nicht ausgestoppt. Der Kurs der Aktie lag am 20. März 2014 bei 238,36 Dollar. die Selektion lautet: Die Aktie sollte von mindestens zehn Analysten 16

7 verfolgt werden. Dieses Kriterium lässt sich leicht über das Analyst Ratings Network herausfinden (auf der Haupt seite einfach oben rechts das Symbol der Aktie eingeben). Die Strategie eignet sich hervorragend für Trader, die dynamische Aktien mit einer Haltedauer von einer bis zu zwölf Wochen handeln möchten und eine Gelegenheit suchen, noch während der Konsolidierung (Korrektur) in einen ihrer Meinung nach kommenden oder bereits bestehenden Marktführer einzusteigen. Bild 4 zeigt ein weiteres Beispiel, Melco Crown Entertainment Ltd. (Börse: Nasdaq, Symbol: MPEL) von Juli 2013, das bewusst ausgewählt wurde, da es zunächst an Punkt (F) ein Fehlsignal gab (für diejenigen Trader, die wie der Verfasser dieser Zeilen mit engeren Stopps arbeiten). Das einige Tage später generierte Einstiegssignal, gekennzeichnet durch Punkt (A), war dafür erfolgreich. Trefferquote Was die Trefferquote dieser Strategie betrifft, so gibt es zwei Varianten: Variante 1: Für enge Stopps (die dem Artikel zugrunde liegen) liegt die Trefferquote bei 55 Prozent und das durchschnittliche Verhältnis von Gewinn zu Risiko bei 4:1. Variante 2: Für weiter entfernte Stopps (die im Vergleich zu Variante 1 in etwa doppelt so weit vom Einstiegspunkt entfernt sind) liegt die Trefferquote bei 65 Prozent und das durchschnittliche Verhältnis von Gewinn zu Risiko bei 1,7:1. Zusammenfassung Aktien-Trader haben lediglich Zugang zu den Berichten von sogenannten Sell-Side-Analysten, also Mitarbeitern von Brokerhäusern und Banken, die Aktienempfehlungen aussprechen, um die Kunden der Broker/Banken indirekt zum Handeln zu animieren. Das bedeutet, dass die zugänglichen Aktienempfehlungen von Analysten grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen sind, wie Sie dem nebenstehenden Infokasten entnehmen können. «B4) Melco Crown Entertainment Downgrade Trading (Nasdaq Symbol: MPEL) Gezeigt wird die Aktie des Casinobetreibers über den Zeitraum Dezember 2012 bis Januar Nach einem über mehrere Monate verlaufenden Anstieg ging die Aktie Anfang Mai 2013 in eine längere Konsolidierung über. Die vertikalen Linien markieren Tage, an denen es innerhalb dieser Seitwärtsbewegung entweder zu einer Bestätigung des aktuellen Rankings (mit der Ranking-Einstufung Hold oder schlechter) oder zu einem Downgrade gekommen ist. Nach Ausbruch aus der kleinen Konsolidierung ergab sich am 1. Juli 2013, gekennzeichnet durch Punkt (F), ein möglicher erster Einstiegspunkt, der aber bereits zwei Tage später ausgestoppt wurde. Einige Tage später gelang es der Aktie erneut, aus der Minikonsolidierung auszubrechen (Punkt (A)). Der Einstiegspunkt lag bei 23,30 Dollar, der anfängliche Verlustbegrenzungsstopp entweder bei 22 Dollar (was dem Tief der ersten Konsolidierung entspricht) oder bei 21,30 Dollar (Tief der letzten Konsolidierung). Der Ausstieg konnte entweder am alten Hoch bei 25,20 Dollar in Form einer Gewinnmitnahme erfolgen oder mittels eines nachlaufenden, volatilitätsabhängigen Stopps. In diesem Fall wäre der Ausstieg mit großer Wahrscheinlichkeit um den 22./23. Oktober 2013 herum erfolgt, zu einem Kurs von zirka 33,50 Dollar. Fazit Kaufempfehlungen werden regelmäßig zu spät ausgesprochen. Nur rund fünf Prozent aller Analysteneinschätzungen sind Verkaufsempfehlungen; diese werden regelmäßig mit mangelhaftem Timing also in einem Moment, in dem die Aktie bereits deutlich gefallen ist ausgesprochen. Die beiden soeben genannten Aussagen treffen auf zirka 90 Prozent der Fälle zu; das heißt, es gibt Ausnahmen, in denen Analysten vom Timing her richtig liegen. Die Identifikation dieser Ausnahmen ist allerdings nicht oder nur unter großem Zeitaufwand möglich. Aus den genannten Punkten lässt sich ableiten, dass die direkte Umsetzung von Analysten-Upgrades (als Kaufsignal) oder -Downgrades (als Verkaufssignal) kein nachhaltig profitables Ergebnis aufweist; vergleiche auch die in Bild 1 und 2 gezeigten Signale zur Apple-Aktie. Wird jedoch der Downgrade einer Aktie als Countertrend- Signal interpretiert und mit einem Trendfolgeansatz kombiniert, entsteht eine gute Gelegenheit für einen Einstieg, wenn innerhalb weniger Tage mehrere Downgrades von Analysten ausgesprochen werden. 17