4.5. Weitere Mittel externer Kommunikation Handy und SMS-Kommunikation
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- Silvia Bergmann
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1 4.5. Weitere Mittel externer Kommunikation Handy und SMS-Kommunikation Das Kapitel gibt einen Überblick über die Nutzung von Handy und SMS in der Schweiz. Es zeigt, wo Kirchgemeinden vom Handy besonders betroffen sind und wie sie vom SMS geeigneten Gebrauch machen können. Es schliesst mit einer Reihe konkreter Hinweise und Tipps. 1. Grundlegendes Handy und SMS sind heute fester Bestandteil des Alltags: Zu spät zur Sitzung unterwegs? Ein Handyanruf genügt. Geburtstagskarte vergessen? Wenigstens noch ein SMS schicken! Eine Velopanne mitten im Wald? Das Handy bringt Hilfe. Favorit der Jugendlichen Mitte der 90er Jahre noch wenig verbreitet, schnellte die Zahl der Mobilfunkanschlüsse in der Schweiz im Jahr 2001 auf rund 5,2 Millionen empor, 2003 waren es bereits 6 Millionen. Die Zahl der Festnetzanschlüsse ist längst überflügelt. Im Unterschied zum Internet, das heute von Jung und Alt ähnlich intensiv genutzt wird, ist das Handy der Favorit der Jungen geblieben: Kinder und Jugendliche tätigen etwa 60 Prozent aller Anrufe. Mit dem Handy-Boom kam der SMS-Boom. In der Regel werden SMS von Handy zu Handy verschickt, es gibt aber auch die Möglichkeit, sie via PC und Internet zu senden. Weitere Entwicklung Trotz mühsamer Texteingabe und knapper Botschaft: Allein am Silvester 2003 wurden in der Schweiz rund 66 Millionen SMS verschickt. Vor allem bei Jugendlichen ist der SMS-Dienst zum integralen Teil der Alltagskommunikation und -organisation geworden. Langfristig soll das SMS durch komfortablere und in der Regel auch teurere Zusatzdienste abgelöst werden. Bereits lanciert ist das MMS: Der «Multimedia Message Service», mit dem sich beispielsweise Fotos (mit der integrierten Handy-Kamera aufgenommen) von Handy zu Handy schicken lassen. Absehbar sind Entwicklungen hin zur Verschmelzung der Funktionalitäten von Laptops (z. B. Texte schreiben, Mailen, Bildbearbeitung, Präsentationen), Telefon, Download (d. h. der Möglichkeit, Musik vom Internet herunterzuladen) und Abspielgerät (z. B. zum Betrachten von Bildern, Filmen, TV-Sendern und zum Anhören von Songs) in einem mobilen Apparat. Der Erfolg der neuen Dienste lässt jedoch auf sich warten. Vorläufig leben die Mobilfunkanbieter zwar mit steigenden Abonnentenaber sinkenden Umsatzzahlen pro Abonnement. Begriffe SMS, Handy, Mobilfunk SMS ist eine Abkürzung für «Short Message Service», was soviel wie «Kurznachrichtendienst» bedeutet. Die «Länge» einer SMS ist auf maximal 160 Zeichen beschränkt. Natel oder Handy bezeichnen ein sogenanntes Mobiltelefon, das unabhängig vom «Festnetz» einsetzbar ist. Jedes Handy hat eine eigene Telefonnummer. Mobilfunk umschreibt eine Technik, die durch Funk Kommunikationsverbindungen unter verschiedenen Handy- und Natel-Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie zum Festnetz ermöglicht. Damit diese Verbindungen im ganzen Land unabhängig von der Topographie möglich sind, ist ein relativ dichtes Netz von Mobilfunkantennen erforderlich. 4/30
2 2. Bezug zur Kirchgemeinde Handy-Kommunikation benötigt ein dichtes Netz von Antennenanlagen. Kirchtürme eignen sich dank ihrer exponierten Lage häufig für den Einbau solcher Anlagen. «Strahlende Kirchtürme» Kirchgemeinden sind deshalb interessante Geschäftspartner für die Mobilfunkanbieter geworden. In manchen Gemeinden haben allerdings finanziell lukrative und meist rasch unterzeichnete Verträge zwischen Kirchgemeinde und Mobilfunkanbieter zu Konflikten geführt. Gemeindeglieder und Anwohnerinnen und Anwohner wehrten sich gegen einen «strahlenden» Kirchturm. Hintergrund dieser Abwehrhaltung ist die bisher ungeklärte Frage der gesundheitlichen Folgen der Strahlungen. Der Zürcher Kirchenrat hat 2003 allen Kirchgemeinden im Kanton Zürich empfohlen, auf die Installation von Handyantennen zu verzichten. Die Reformierte Kirche in Basel- Stadt sieht von dieser Einnahmequelle konsequent ab. Internet- und SMS-Seelsorge. Auch in einzelnen Kirchgemeinden, im persönlichen Kontakt also, lässt sich das Handy einsetzen. Eine kurze Aufmunterung, vom Pfarrer oder der Pfarrerin im richtigen Augenblick und im richtigen Ton an einen Menschen geschickt, wirkt als Aufsteller. SMS-Abonnemente Ein SMS-Abonnement zum Beispiel für Adventssprüche oder tägliche Losungen erwirbt man in der Regel via SMS («Schicke ein SMS mit dem Text <keyword> z.b. bibelvers an die Nummer 999»). In der Folge erhält man beispielsweise täglich einen Bibelvers als SMS aufs Handy. Wo die Kosten anfallen, entscheidet der Anbieter: Er kann sie selber übernehmen oder auf die Abonnenten überwälzen. Wegleitung des Zürcher Kirchenrates zu Mobilfunkantennen. 3. SMS-Nutzungen Die SMS-Technik lässt sich kreativ nutzen für die kirchliche Kommunikation. Man kann drei Typen der SMS-Nutzung unterscheiden: SMS-Seelsorge 1999 lancierte der Gründer der Internet-Seelsorge, Pfarrer Jakob Vetsch, die SMS-Seelsorge. Wie das , so bietet auch das SMS die Möglichkeit, anonym Rat zu suchen. Das SMS verlangt zudem die extreme Verknappung der Inhalte. Von der Geschichte und den Umständen eines Notrufs erfährt der Seelsorger bzw. die Seelsorgerin hier kaum mehr etwas. Die SMS-Seelsorge versucht deshalb in vielen Fällen, die Anfragenden an eine Seelsorgerin oder einen Seelsorger für eine persönliche Beratung zu vermitteln. 4/31
3 Beispiel Adventssprüche via SMS Mittels SMS abonniert man den Adventskalender smas.ch (smas bedeutet: short message adventssystem schweiz, d. h. «Kurznachrichten Adventssystem Schweiz, sprich: smäsch) und erhält jeden Tag gratis einen Spruch aufs Handy geschickt. Die Qualität der Sprüche gab auf der Homepage zu Diskussionen Anlass. Den einen waren sie zu flapsig, andere schätzten sie, weil sie moralische Inhalte ohne moralisierende Sprache vermittelten. Die Sprüche können auf der Homepage smas.ch weiterhin eingesehen werden. smas.ch wird von den katholischen und reformierten Kirchen Baselland und Basel- Stadt getragen und von den Jugendstellen Baselland ökumenisch betrieben. der andere Adventskalender. katholische Jugendseelsorge im Dekanat Liestal. Reformierte Fachstelle für Jugendarbeit Baselland. Beispiel Spenden via SMS Die erste SMS-Spendenaktion des Hilfs- werks der Evangelischen Kirchen in der Schweiz (HEKS) wurde im Advent 2003 vor allem in den Trams von Zürich, Bern und Basel beworben. Die naheliegende Überlegung war, dass die jugendliche Zielgruppe im Tram das Handy bereits zur Hand hat. Ein SMS genügte, um einen täglichen Spruch zu abonnieren. Dieser Spruch kostete CHF 2., wovon mindestens 60 Prozent direkt in ein HEKS-Projekt flossen. Das gut angelaufene Projekt hatte ein Problem. Die Kosten von CHF 2. pro Spruch sind für Jugendliche viel. Technisch bislang nicht realisierbar ist, dass die Gotte ein Geschenkabo abonniert und zahlt, die Patentochter hingegen die Sprüche erhält. Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz. Interaktive SMS-Gottesdienste Seit einigen Jahren finden Versuche mit SMS- Gottesdiensten statt. Das SMS dient dabei der Kommunikation in beide Richtungen. Vom Gottesdienst zum Handy: Via SMS erhalten die virtuellen Gottesdienstteilnehmenden in je einem SMS Sammlung, Anbetung, Verkündigung, Fürbitte und Sendung zugeschickt. Die fünf Zürcher Kirchgemeinden Fluntern, Hottingen, Balgrist, Witikon und Neumünster haben zusammen mit dem «Ten Sing» in diesem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt. Vom Handy direkt in den Gottesdienst: Im realen Gottesdienst werden während der Fürbitte Gedanken und Wünsche auf eine Leinwand projiziert, die an die SMS-Zentrale geschickt wurden. Den SMS-Gottesdienst im Kleinformat kann man auch in den Gottesdiensten der Kirchgemeinden bereits erleben: Konfirmandinnen und Konfirmanden, die in der hintersten Kirchenbank sitzen und mit dem Handy spielen, werden vom Pfarrer oder der Pfarrerin aufgefordert, ihm ihre Wünsche als SMS zu schicken. Während des Orgelspiels nach der Predigt prüft die Pfarrerin oder der Pfarrer das Handy und arbeitet die Konfirmanden- Wünsche in die Fürbitte ein. Aus dem Störfaktor Handy ist auf dem Weg ein Element eines partizipativen Gottesdienstes geworden. SMS-Gottesdienst in Zürcher Gemeinden mit Projektanleitung und Kontaktadressen. Einladen per SMS Es bietet sich natürlich an, dass man zu einem solchen SMS-Gottesdienst auch per SMS einlädt. Das lässt sich auf andere Veranstaltungen mit vorwiegend jugendlicher Zielgruppe ausweiten: «Kommst du heute Abend auch um 20 Uhr in die Kirche?» 4/32
4 4. Kosten Ein SMS kostet in der Schweiz in Regel 20 Rappen. Einzelne Telefongesellschaften bieten ihren Handy- Abonnentinnen und Abonnenten monatlich eine bestimmte Anzahl von SMS gratis an. Für SMS-Massenversände eignet sich der Computer besser als das Handy. Die Texteingabe via Tastatur ist viel angenehmer. Die Empfänger-Nummern lassen sich mit spezieller Software praktisch verwalten. Zudem können die Kosten gesenkt werden; verschiedene SMS-Vermittler bieten Massenabos zu Preisen unter 10 Rappen pro SMS an. Abonnemente Schweizer Telefonanbieter: SMS-Massenversand Eine kleine Auswahl einiger Anbieter: (deutsch) (franz.) (englisch) (deutsch) (deutsch, französisch, englisch) 5. Schattenseiten Im Umgang mit dem Handy sollte auch die Kirche einige Bedenken nicht ausser Acht lassen. Nicht nur Antennen, auch Handys strahlen. Die Gefährdung der Gesundheit ist zwar bisher noch nicht definitiv bewiesen, aber ebenso wenig auszuschliessen. Kinder sind besonders gefährdet. Jugendliche bringen sich bzw. ihre Eltern durch übermässigen Gebrauch des Handys in finanzielle Schwierigkeiten. Beispiel Umgang mit Kommunikationstechnik Eine Kirchgemeinde hat die Möglichkeit, darauf mit eigenen Angeboten in der Erwachsenenbildung zu reagieren. Zum Beispiel mit einem Informationsabend für Eltern mit Anregungen für den erzieherischen Umgang oder eine Podiumsdiskussion zur Frage der gesundheitlichen Folgen von Handys. Interessant könnte auch sein mit Fachpersonen aus der Frauenund Männerarbeit einen Abend zu gestalten und den geschlechtspezifischen Aspekten des Handys nach zu gehen bzw. welchen Einfluss die neuen Kommunikationsmittel auf das Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern haben. Checklist SMS üben 1. Machen Sie sich mit der Technik vertraut. Wenn Sie z. B. mit Konfirmandinnen und Konfirmanden eine SMS-Aktion planen, sollten Sie im Schreiben, Senden und Empfangen von SMS sattelfest sein. 2. Überlegen Sie sich, welchen Sprachstil Sie einsetzen. Wie beim , so haben sich auch beim SMS neue Sprachregeln gebildet. Vielfach werden Kürzel verwendet, um Platz und 4/33
5 Zeit zu sparen, oder um komplexe Sachverhalte wie Stimmungen, Ironie und Gefühle auszudrücken. Sie «müssen» diese Insidersprache nicht verwenden, sondern dürfen, wenn es Ihnen angemessen erscheint, grammatikalisch und orthografisch korrekt «smslen». 3. Ist SMS das geeignete Mittel? Fragen Sie sich, ob das SMS in der geplanten Aktion wirklich einen zusätzlichen Nutzen bietet, der zum Beispiel Beteiligung ermöglicht. Wenn es lediglich eine reine Spielerei ist, sollte man auf den Einsatz verzichten. SMS-Wörterbuch unter Service/MobileServices. Mobilfunk Glossar: Erklärung von technischen Begriffen und Abkürzungen. Beispiele, Vorlagen, (Internet-) Adressen, aktuelle Literaturhinweise und Bilder sowie Neuigkeiten zum Herunterladen. Bildnachweis refbild 4/34
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