Amerika. Asien. Rohstoffe. Öl (USO) 14 %
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- Günter Lorenz
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1 Marktübersicht (Nr. 44/10) Guter Junge böser Bube Dies alte Verhandlungsspiel beherrschen auch die geldund finanzpolitischen Protagonisten in den USA, Bernanke und Geithner. Bernanke, von den Finanzgazetten auch mit dem Kosenamen Helicopter-Ben belegt, spielt natürlich de Bösen Buben. Er setzt die Zielinflationsrate auf 2 % fest, erkennt eine Diskrepanz mit der Realität und kommuniziert den Bedarf einer gigantischen Liquiditäts-Injektion, QE2. Im vorauseilenden Gehorsam wertet der USD gegenüber fast allen Währungen ab. Einige lateinamerikanische und asisatische Staaten werden nervös und schwächen ihrerseits mit Liquiditätsgaben zur Stützung der lokalen Unternehmen ihre Landeswährung. Als dann ein Währungskrieg wie in den 1930er Jahren droht, meldet sich Geithner und verkündet Staatsmännisch: Die USA sei sich ihrer Bedeutung für die Stabilität der Finanzmärkte bewußt und habe kein Interesse an einer weiteren Abwertung des USD. Damit schrumpfen natürlich die Erwartungen der Märkte bezüglich des Umfangs des QE2 deutlich zusammen. War man noch zu Beginn der Woche von einer Liquiditätsspritze von Mrd $ ausgegangen, bewegen sich die Marktschätzungen nun zwischen (realistischen) 200 und 600 Mrd $. Wie so häufig, bewegen sich die Märkte im Vorfeld von wichtigen Ereignissen. Passiert dann tatsächlich etwas, schauen die Marktteilnehmer schon wieder ganz woanders hin und aus dem marktbestimmenden Fakt wird ein Non-Event. Ausnahmsweise schließe ich mich diesmal der Herde an und wende meinen Blick aus gegebenen Anlass wieder nach Japan. Themen der Woche Europa ta Trend aktueller Seite Trend aktueller Seite strategisch taktisch Impuls strategisch taktisch Impuls S & P % Das Devisenpaar USD/JPY 2 S & P % Australien 3 Russell % Amerika Sirtex Med 4 Nasdaq 42 % TSX(Kanada) 34 % Bovespa(Bras.) 1 % EuroStoxx 5 % Apex 1 % CAC (F) 5 % Nikkei (J) 17 % IBEX (ES) 10 % Kospi (Korea) 36 % SMI (CH) 6 % HSI(HK) 41 % DAX 33 % SSE(China) 11 % ATX (A) 3 % Asien Sensex(Indien) 2 % CeCe 4 % ASX (AU) 6 % 4 Bund-Future UBS Commodity I. 26 % USD/EUR Agrarrohstoffe 22 % USD/AUD Industriemetalle 4 % Edelmetalle 3 % Veränderungen gegenüber der Vorwoche sind farbig dargestellt. Rohstoffe Öl (USO) 14 % rote Pfeile weisen auf eine Korrektur nach unten, blaue Pfeile auf eine Korrektur nach oben hin. aktueller Impuls: Veränderungen seit dem Low der letzten Korrektur bzw. seit dem letzten Verlaufshoch; Trend (strategisch) reflektiert den Trend des Marktes auf der Basis eines Wochencharts; Trend (taktisch) gibt die Handelsrichtung auf der Basis eines Tagescharts wieder. Anregungen und Kommentare sind immer willkommen hartmut.bischoff@gmail.com
2 Marktübersicht Seite 2 Japan Das Kesseltreiben der Hedge-Fonds dieser Welt, dem die Bank of Japan(BOJ) derzeit ausgesetzt ist, wurde an dieser Stelle schon mehrfach problematisiert. Die japanische Währung wertet kontinuierlich gegenüber dem USD auf, obwohl die ökonomische und fiskalpolitische Lage in Japan eher eine schwache Währung rechtfertigen würde. Noch im April notierte das Währungspaar noch zwischen 90 und 95. Im Juli wurde erstmals die Marke von 85 unterschritten, woraufhin die BOJ ihre größte Einzel-Devisenintervention dieses Jahrzehnts durchführte. Eine Kursreaktion war zwar vorhanden, sogar eine deutliche: Das Währungspaar sprang von 83 auf 85. Der langfristige Chart zeigt dann aber doch den kurzfristigen Charakter und letztlich die Wirkungslosigkeit dieser Geldinjektion. Abbildung 1:Kursentwicklung des Währungspaares USD/JPY Im Chart wird deutlich, was die Marktteilnehmer (i.d.r. Hedge-Fonds) vorhaben (könnten): Es geht darum, den Kurs zumindest in die Nähe des bisherigen USD-Minimums aus dem Jahr 1995 zu drücken und dort dann Erträge aus der USD-Short-Position zu realisieren. Das Vorbild derartiger Spekulationen ist immer noch der Erfolg der Strategie von George Soros, der 1992 mit Beharrlichkeit und viel Geld (10 Mrd.$) erfolgreich das britische Pfund soweit drücken konnte, dass England den Vorläufer der Eurozone verlassen musste. Welche fundamentale Absicht die derzeitige Preistreiberei gegenüber dem JPY verfolgt, ist nicht klar. Deshalb vermute ich einfach charttechnische Überlegungen als Motivation. Fundamental bläst den Marktteilnehmern, die auf eine weitere Aufwertung des JPY setzen, der Wind derzeit ziemlich direkt ins Gesicht: Die BOJ kauf jeden Monat für Mrd. Yen japanische Staatsanleihen auf. Sie hält derzeit Anleihen im Volumen von mehr als 30 % des japanischen BIP eines Jahres. Im September emittierte die BOJ kurzlaufende Anleihen im Volumen von Mrd. Yen, die an Banken ausgegeben wurden und dort für Liquidität für Engagements an den Kapitalmärkten sowie im Bankgeschäft sorgten. Im November wird die BOJ für Mrd. JPY Immobilienaktien kaufen Es halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach als Antwort auf das US-QE2 ein QE3 aufgelegt werden soll, dass den Ankauf von Tier 2 Hybridanleihen und High-Yield-Bonds (Unternehmensanleihen mit einem BBB-Rating) zum Inhalt hat und dem Volumen des QE2 zumindest entspricht. Zusätzlich legt die japanische Regierung immer wieder Konjunkturprogramme auf, die japanische Unternehmen direkt mit Subventionen versorgen.
3 Marktübersicht Seite 3 Bislang zeigen die Geldinjektionen keine Erfolge, die eine Währungsaufwertung rechtfertigen würden. Es sei denn, die hartnäckige Deflation würde als Begründung ausreichen. Diese hat sich im September mit 1.1% gegenüber dem Vorjahr sogar nochmals ausgeweitet. Ferner ist die Industrieproduktion im September gegenüber dem August um 18 % zurückgegangen. Einzig die Arbeitslosigkeit ist marginal von 5,1 % im August auf 5,0 % im September zurückgegangen. Der Kursverlauf des Währungspaares USD/ JPY divergiert zunehmend von den fundamentalen Daten. Anders ausgedrückt: Es gelingt selbst mit Mühen nicht mehr, den Währungstrend mit der Realität zur Deckung zu bringen. Egal was passiert: der Währungstrend bleibt intakt. Inzwischen sind selbst die japanischen Exporteure weich gekocht. Jüngst haben Honda und Toyota ihre Währungsprognosen an die Realität angepasst: Anstatt von Kursen um die 90 gehen sie jetzt von einem durchschnittlichen Wechselkurs zum USD von 80 aus. Folglich haben sie ihre Hedging-Aktivitäten auf diese Marke ausgerichtet. (Sie liefern den spekulativen Marktteilnehmern damit einen Grund mehr, die Preise kräftig in die Gegenrichtung zu bewegen.) Auf der einen Seite reagiert die Notenbank in immer kürzeren Abständen auf die Kursbewegungen am Devisenmarkt. Die übrigen G-20-Notenbanken haben zumindest verbal ihre Unterstützung bei Maßnahmen zur Vermeidung von irrationalen Entwicklungen am Devisenmarkt zugesagt und die USA haben in einem ersten Schritt der USD-Abwertung zunächst verbal Einhalt geboten. Einzig der Devisenmarkt hält beharrlich am eingeschlagenen Weg fest. Aus meiner Sicht sind jetzt die Voraussetzungen für eine Contrarian-Strategy gegeben. Das US-QE2 könnte der Startschuß für eine, möglicherweise nur temporäre, aber deutliche Korrektur des Währungstrends USD/ JPY werden. Der Devisenmarkt preist immer noch eine Liquiditätsgabe in Höhe von Mrd. $ ein. Selbst wenn die FED am kommenden Mittwoch nur die allgemeine Markterwartung, also 500 Mrd. $, injektiert, bedeutet dies für das Währungspaar USD/ JPY eine Enttäuschung. Selbst dann sollte das Währungspaar sich wieder Richtung 85 bewegen. Wir stellen uns auf die Seite der BOJ und verkaufen japanische Yen und kaufen dafür US-Dollar. Dies führen wir entweder als Forex-Transaktion aus oder wir kaufen einen entsprechenden Währungs-ETF (z. B. YCF, den ProShares UltraShort Yen ETF). Eine Bemerkung zum Abschluß: gegenüber dem Euro wird diese Strategie nicht unbedingt funktionieren, da hier allenfalls Korrelationseffekte für eine Anpassung der Währungsverhältnisse sorgen. Für die Strategie sollte man dem ursächlichen Preistrend selbst folgen. Australien Die australische Notenbank (RBA) hat bis zum Mai 2010 in sechs Schritten den Leitzins auf nunmehr 4,5 % angehoben. Seitdem pausiert sie obwohl die Inflationserwartungen weiterhin hoch sind. Das australische Wirtschaftswachstum basiert auf der starken Nachfrage für Metalle und Kohle aus Indien und China. Weiterhin profitiert das Land von den stark steigenden Agrarrohstoffpreisen. Das BIP wächst derzeit um 3 %. Für 2011 wird ein Anstieg um weitere 3,5 % erwartet. Das ist oberhalb des Potenzialwachstums und wird unter normalen Umständen zu nachhaltig steigenden Preisen, also Inflation führen. Die Umstände sind offensichtlich aber nicht normal. Tatsächlich ist die Inflation nämlich zumindest im September zurückgegangen. Als am Mittwoch das australische Statistikamt die offiziellen Zahlen zur Preisentwicklung bekanntgab, wurden die australischen Anleihehändler auf dem völlig falschen Fuß erwischt. Anstatt einer Zunahme von 0,2 % wurde ein Rückgang um 0,1 % auf annualisert 2,8 % berichtet. Die fünfjährigen Staatsanleihen waren danach so stark gesucht, dass die Handelsplattform in Sydney für 90 Minuten zusammenbrach. Als Konsequenz sanken die Renditen am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve kräftig. Damit wurde das Gespenst einer inversen Zinsstrukturkurve, die als Vorbote einer Rezession gilt, zunächst vertrieben. Diese Sorge galt am Markt als eigentliche Triebkraft des Aussetzens der Zinserhöhungen durch die RBA.
4 Marktübersicht Seite 4 Der nachlassende Inflationsdruck in einem prosperierenden ökonomischen Umfeld ist natürlich ein zweischneidiges Schwert. Wenn in den Niedrigzinsregionen dieser Welt permanent und ausufernd Geld gedruckt wird und nicht einmal in Hochzinsländern die Preise steigen, sollten eigentlich überall sämtliche Warnlampen blinken. Tun sie aber (noch) nicht. Statt dessen steigen die Preise für Aktien moderat an. Abbildung 2:Wochenchart des australischen Leitindex ASX 200 Die Notierungen für den australischen Leitindex treten seit etwa zwölf Monaten auf der Stelle. Die Zinserhöhungen der RBA wirkten sich auch Dämpfend auf die Preise für australische Aktiengesellschaften aus. Parallel zu den Kurserholungen an den Finanzmärkten der Industrieländer steigen auch die Notierungen des ASX seit dem Sommer moderat. Seit der Überwindung des Horizontalwiderstands bei 4590 Punkten vor acht Wochen sind die charttechnischen Aussichten sogar positiv. Ein weiteres Kaufsignal ergibt sich mit dem Überwinden der oberen Begrenzung der Tradingrange bei 4800 Punkten. Da der ASX in seiner Entwicklung zurückgeblieben ist, bieten sich hier weiterhin interessante Investmentchancen bei Einzeltiteln mit internationaler Ausrichtung. Der Leberkrebsspezialist Sirtex Med Abbildung 3:Kursverlauf der Sirtex Med
5 Marktübersicht Seite 5 Die Sirtex hat sich auf die Fahnen geschrieben, Leberkrebspatienten zu helfen. Sie entwickelt (erfolgreich) Medikamente zur Behandlung dieser tückischen Erkrankung. Die Medikamente sind ein Ausfluß der Nanotechnologieforschung. Es werden radioaktive Substanzen mittels Nanopartikel spezifisch in die Leberkrebs-Zentren geschleust. Hierdurch können die Tumore zerstört werden, ohne dass die gesunden Leberzellen zerstört werden. Diese Therapie wird weltweit eingesetzt. Ein neues Produkt schleust kleine Goldpartikel in die Krebszellen ein. Die Metallpartikel werden in einem zweiten Schritt bestrahlt. Die lokale Temperaturzunahme zerstört selektiv die Krebszellen. Bereits 2009 haben wir recht erfolgreich die Preisentwicklung dieser Aktie begleitet. Das Engagement wurde mit den abbröckenden Preisen im Frühjahr zunächst beendet. Nun hat die Aktie die Korrekturbewegung mit einer dynamsichen Aufwärtsbewegung beendet. Die Korrektur hat den Wert ziemlich Exakt auf das 50 % Fibonacci-Retacement der Kursbewegung des Jahres 2009 geführt und kann deshalb unter charttechnischen Gesichtspunkten als trendbestätigend klassifiziert werden. Die Aktie ist recht markteng. Deshalb soll die Position mindestens bis zum Jahresende oder dem Erreichen des bisherigen Verlaufshochs bei 8 A$ gehalten werden, was einem Kursanstieg von 34 % entspricht. Disclaimer. Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Autor, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind ausgeschlossen. Der Nachdruck, die Verwendung der Texte, die Veröffentlichung Vervielfältigung ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors gestattet.
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