Muss Frau ihren Mann stehen Entstehung von Geschlechterstereotypen Ursula Kessels Universität zu Köln
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- Friederike Goldschmidt
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1 Muss Frau ihren Mann stehen Entstehung von Geschlechterstereotypen Ursula Kessels Universität zu Köln Fachtagung am , Potsdam Wirtschaft trifft Gleichstellung Frauen in der Arbeitswelt
2 Aufbau 1. Was ist ein Stereotyp? 2. Wie beeinflussen Stereotype unsere Informationsverarbeitung? 3. Wie entstehen Stereotype? Fokus: Soziale Rollen 4. Bedingungen der Veränderung von Stereotypen 2
3 Stereotyp als eine Komponente der Einstellung gegenüber sozialen Gruppen (die Frauen, die Männer) 3
4 Komponenten der Einstellungen gegenüber sozialen Gruppen (z.b. Frauen ) Affektive Komponente: Vorurteil - Feindselige oder negative Einstellung gegenüber einer Gruppe bzw. seiner Mitglieder Kognitive Komponente: Stereotyp - Generalisierung über eine Gruppe von Menschen, bei der man praktisch allen Mitgliedern der Gruppe identische Eigenschaften zuschreibt ohne Beachtung gegebener Variationen unter den Mitgliedern (Aronson et al.,1998) - kognitives Schema, das sich darauf bezieht, welche persönlichen Attribute die Mitglieder einer sozialen Gruppe gemeinsam haben (Smith & Mackie, 2000) - Begriff Stereotyp von Journalist Lippmann (1922) eingeführt: die kleinen Bilder, die wir im Kopf haben Verhaltenskomponente: Diskriminierung - ungerechtfertigte negative oder schädliche Handlung gegen ein Mitglied einer Gruppe, nur wegen seiner Zugehörigkeit zu dieser Gruppe 4
5 Zentrale Bestandteile der kognitiven Komponente (Stereotyp) 1. Soziale Kategorisierung Einzelne Personen als Mitglieder einer sozialen Gruppe ansehen, da sie Merkmale aufweisen, die für diese soziale Gruppe typisch sind (z.b. Männer/ Frauen) Nutzen der Kategorisierung: - Erschließen von Informationen -Absehen von unwichtigen Informationen 2. Schemata Wissensstrukturen, die generalisiertes Wissen über einen bestimmten Gegenstandsbereich (z.b. eine soziale Gruppe) beinhalten Konsequenzen der Schema-Nutzung: -Aufmerksamkeitssteuerung -Informationsselektion und interpretation -Antizipation zukünftigen Verhaltens -Beeinflussung von Speicherung und Abruf von Informationen 5
6 Stereotype beeinflussen als kognitive Schemata die Wahrnehmung, die Verarbeitung, die Beurteilung und die Speicherung von neu eintreffender Information 6
7 Inhalte der Stereotype über Männer und Frauen (Ashmore, 1981; Spence, Deaux & Helmreich, 1985; Steffens, 2003) Männer dominant unabhängig aufgabenorientiert aggressiv ehrgeizig Agency a concern for one s own self-interest Frauen sensibel warm abhängig fürsorglich Communion a concern for one s relationship with others und Relevanz dieser Stereotype für Frauen in Führungspositionen Schein (1973): Think-manager-think-male Phänomen Heilmann (1983): Lack-of- Fit 7
8 Aber entspricht es denn nicht der Realität, dass Frauen warm und expressiv und Männer aufgabenorientiert und ehrgeizig sind? Forschung zeigt: Geringe Anzahl an kleinen Unterschieden nicht diagnostisch Geschlechterstereotypen sind eher ein Mythos denn eine Reflektion der Realität (Eagly & Carli, 1981; Swim, 1994) 8
9 Wie entstehen Stereotype? Persönliche Interaktionen Soziales Lernen Erhöhte Aufmerksamkeit auf extreme Phänomene Ich kenne eine Frau die extrem schüchtern ist. Illusionäre Korrelationen Bei meiner Arbeit gibt es wenig Frauen und wenige Personen, die leicht gekränkt sind deshalb denke ich, dass Frauen leicht gekränkt sind.. Interaktionen, die auf der Zuweisung sozialer Rollen basieren Ich sehe, dass vor allem Frauen sich um Kleinkinder kümmern Emotionen in Interaktionen Ich fühle mich wohl dabei, von meiner Mutter, Krankenschwestern, Grundschullehrerinnen umsorgt zu werden. Lernen von anderen Meine Eltern haben mir beigebracht, dass Frauen zu Hause bei ihren Kindern bleiben sollen. Meine Mutter hat nicht gearbeitet. Lernen aus Medien Ich sehe Werbung, in denen Frauen als Objekt und Männer untergeordnet dargestellt werden. Stereotyp über eine Gruppe Ich glaube, dass Frauen emotional, fürsorglich und warmherzig sind Rechtfertigung typischer sozialer Rollen von Gruppen Ich glaube, dass Frauen von ihrer Natur her für die Kinderversorgung geeigneter sind als für das wettbewerbsorientiertes Verhalten in der Wirtschaft 9 übersetzt aus Smith & Mackie, 2000, S. 177
10 Wie entstehen Stereotype? Persönliche Interaktionen Soziales Lernen Erhöhte Aufmerksamkeit auf extreme Phänomene Ich kenne eine Frau die extrem schüchtern ist. Illusionäre Korrelationen Bei meiner Arbeit gibt es wenig Frauen und wenige Personen, die leicht gekränkt sind deshalb denke ich, dass Frauen leicht gekränkt sind.. Interaktionen, die auf der Zuweisung sozialer Rollen basieren Ich sehe, dass vor allem Frauen sich um Kleinkinder kümmern Emotionen in Interaktionen Ich fühle mich wohl dabei, von meiner Mutter, Krankenschwestern, Grundschullehrerinnen umsorgt zu werden. Lernen von anderen Meine Eltern haben mir beigebracht, dass Frauen zu Hause bei ihren Kindern bleiben sollen. Meine Mutter hat nicht gearbeitet. Lernen aus Medien Ich sehe Werbung, in denen Frauen als Objekt und Männer untergeordnet dargestellt werden. Stereotyp über eine Gruppe Ich glaube, dass Frauen emotional, fürsorglich und warmherzig sind Rechtfertigung typischer sozialer Rollen von Gruppen Ich glaube, dass Frauen von ihrer Natur her für die Kinderversorgung geeigneter sind als für wettbewerbsorientiertes Verhalten in der Wirtschaft 10 übersetzt aus Smith & Mackie, 2000, S. 177
11 Fokus: Wie die Zuweisung sozialer Rollen zur Zuschreibung von rollenkongruenten Eigenschaften führt 4 Zuschreibung leistungsbezogener Eigenschaften ("agentic") (Eagly & Steffen, 1984) ohne Information zu Beschäftigung Vollzeitbeschäftigt "Homemaker" Frau Mann Wenn Annahme, dass die Rolle selbst gewählt worden war: Befundmuster besonders ausgeprägt! Frauen, die freiwillig arbeiten gehen: besonders maskulin wahrgenommen 11
12 Fokus: Geschlechterstereotype als Resultat von sozialen Rollen Die verschiedenen Rollen, die Frauen und Männer einnehmen, führen ursächlich dazu, dass ihnen jeweils die zu dieser Rolle passenden Persönlichkeitseigenschaften zugeschrieben werden. Männer: Arbeit außerhalb der Familie Männern werden Eigenschaften zugeschrieben, die mit dieser Rolle übereinstimmen Frauen: Arbeit innerhalb der Familie Frauen werden Eigenschaften zugeschrieben, die mit dieser Rolle übereinstimmen (Eagly, 1987; Steffen & Eagly, 1984) Entsprechende Zuschreibungen werden auch vorgenommen, wenn Bewohner fiktiver Planeten ( Orinthier/ Ackmianer ) diese Rollen (typischerweise Arbeit außerhalb / typischerweise Arbeit innerhalb der Familie) einnehmen und diese Planetenbewohner bzgl. ihrer vermutlichen Eigenschaften beschrieben werden (Hoffmann & Hurst, 1990). 12
13 Fokus: Geschlechterstereotype als Resultat von sozialen Rollen Role Congruity Theory (Eagly & Karau, 2002) Zwei Formen von Vorurteilen gegenüber weiblichen Führungskräften 1. Negative Bewertung des Führungspotentials von Frauen, weil ihnen (als Gruppe) feminine, nicht aber maskuline Eigenschaften zugeschrieben werden (deskriptive Vorstellungen über Eigenschaften von Frauen) 2. Negative Bewertung von Führungsverhalten, das von Frauen in diesen Positionen gezeigt wird, weil sich diese damit nonkonform zur Frauenrolle verhalten (präskriptive Vorstellungen über Eigenschaften von Frauen) 13
14 FOKUS: MINT-Fächer Mädchen, die Physik sehr mögen, gelten als wenig feminin Zugeschriebene Maskulinität und Femininität von Mädchen und Jungen, die entweder Physik oder Musik als Lieblingsfach haben ,74 4,36 5,08 5,30 4,98 4,28 3,83 3, Femininität Maskulinität Prototyp Jungen Physik Prototyp Jungen Musik Prototyp Mädchen Physik Prototyp Mädchen Musik Kessels (2005) 14
15 FOKUS: MINT-Fächer Mädchen, die in Physik sehr gut sind, gelten als wenig beliebt bei Jungen (1-100) Beliebtheit bei Jungen Mädchen in Physik Klassenbeste Junge in Physik Klassenbester Mädchen in Musik Klassenbeste Junge in Musik Klassenbester Kessels,
16 Die von Frauen in unserer Gesellschaft eingenommenen Rollen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten durchaus gewandelt. Aber noch immer ähnelt das Frauenbild eher dem der Hausfrau und Mutter und weniger dem der Karrierefrau. 16
17 Stereotyp-inkonsistente Information Stereotyp bleibt und wird verwendet Stereotyp-inkonsistente Information wird wegerklärt Bildung eines neuen Subtyps Inkonsistente Person wird als untypisch angesehen Stereotyp wird ohnehin automatisch aktiviert So viel inkonsistente Information dass nicht mehr weg zu erklären Inkonsistente Information kommt von zu vielen verschiedenen Individuen Inkonsistente Information kommt von typischen Gruppenmitgliedern Person entscheidet, sich nicht auf das Stereotyp zu verlassen Stereotyp wird verändert oder nicht verwendet nach Smith and Mackie,
18 Bildung eines neuen Subtyps Inkonsistente Person wird als untypisch angesehen Inkonsistente Information kommt von typischen Gruppenmitgliedern 18
19 Stereotype beeinflussen als kognitive Schemata die Wahrnehmung, die Verarbeitung, die Beurteilung und die Speicherung von neu eintreffender Information Die Persistenz und der durchdringende Charakter von Geschlechterstereotypen sind v.a. auf ihre automatische Aktivierbarkeit zurückzuführen (Deaux & LaFrance, 1998) 19
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