Nur zu Prüfzwecken -

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1 Polyfone Formen Man untersheidet einstimmiges und mehrstimmiges Musizieren: einstimmig: Auh enn mehrere Musiker diesele Melodie (Töne mit demselen Namen, auh im Oktavastand!) singen oder spielen, nennt man das einstimmiges Musizieren. mehrstimmig: Es erklingen untershiedlihe Töne gleihzeitig. Diese Form des Musizierens entstand in Europa im Mittelalter: Erste shriftlihe Üerlieferungen von Mehrstimmigkeit stammen aus dem 9. ahrhundert. Andere Musikkulturen haen die Einstimmigkeit eiehalten und eiterentikelt. Bei der Mehrstimmigkeit kann man zei Arten untersheiden: homofone Mehrstimmigkeit: Hier git es eine Hauptstimme und untergeordnete Begleitstimmen. Die Homofonie entstand im Fru harok, als sih der monodishe Stil entikelte: So urde der gesungene Text verständlih, as ei polyfoner Musik kaum möglih ar. polyfone Mehrstimmigkeit: Hier sind alle Stimmen gleiherehtigt und rhythmishmelodish eigenständig. Es git keine egleitenden Akkorde, sondern zu einer Stimme ird Note gegen Note (puntus ontra puntum) die Gegenstimme komponiert. her ezeihnet man diese Kompositionseise auh als kontrapunktish. Polyfone Gestaltungsprinzipien Alle polyfonen z. kontrapunktishen Formen (z. B. Kanon, Invention, Fuge) gehen von einem musikalishen Thema aus, das fu r den Alauf der Komposition estimmend ist. Ein ihtiges Gestaltungsprinzip ist die Imitation (Nahahmung). Beim Imitieren git es vershiedene Möglihkeiten: Imitation auf der gleihen Stufe, meist im Kanon Imitation auf einer anderen Stufe, meist in der Fuge strenge Imitation: notengetreue Wiederholung in einer anderen Stimme (z. B. reale Beantortung eines Themas) freie Imitation: geringfu gige Änderung (z. B. tonale ThemenBeantortung zur Wahrung der Tonart) Vergrößerung (Augmentation): z. B. Verdoppelung der Notenerte Verkleinerung (Diminution): z. B. Halierung der Notenerte mkehrung (Spiegelild): Spiegelung an einer aagrehten SymmetrieAhse Kres: Alauf der Töne eines Themas oder Motivs von hinten nah vorn Kresumkehrung (Spiegelkres): Spiegelild in ru kläufiger Beegung Engfu hrung:,verfru hter ThemenEinsatz, Üerlappung von ThemenEinsätzen Der Kanon 128 kuerzester Kanon Der ku rzeste dreistimmige Kanon: Amen, amen, amen. homofon polyfon Nur zu Prüfzeken Beim Kanon u ernehmen alle Stimmen die gleihe Melodie in aufeinander folgenden Einsätzen. Der Kanon ird u lihereise in eine einzelne Zeile geshrieen und die einsetzenden Stimmen mit 1., 2., 3. gekennzeihnet. Kanon Der Kanon ist die strengste Form der Imitation. In der Vokalpolyfonie des 15. und 16. ahrhunderts erlete der Kanon seine Blu te und galt in seinen kunstvollen Formen (Kreskanon, Spiegelkanon, Rätselkanon ) als Zeihen esonderer kompositorisher Meistershaft. 128 Wege zur Musik 1 Helling, Innsruk Esslingen BernBelp

2 Polyfone Formen 1 Hört den Kanon Du i du dap und singt ihn zur Begleitung durh die Lehrperson oder zum Playak. Ihr könnte den Kanon auh auf tiefen Instrumenten mit halen Noten egleiten: a d G. 129 Du i du da Du i du dap 1. C 3. paem, Domine A o Du i du da daum a Dm 7 G7 Œ ssa la gi dak, pa 2. # ga a li sam a di Melhior Frank C 1/2 Musik und Text: Egon Ziesmann Helling ṅ shai shai, # Œ # Œ (lap). du i du da a ssa la gi dak, (lap) ga a li sam a di, good ye. 2 Singt und/oder spielt die Melodie des Kanons paem, Domine einstimmig. Es handelt sih um eine Tageuheintragung Melhior Franks vom 2. Septemer paem domine Melodie. pa em, Do mi ne, da pa em, 3 4. Œ Do mi ne, in di e us no Musiziert den Kanon paem, Domine mehrstimmig (siehe Noten unten). Ihr könnt einzelne Stimmen auh durh Instrumente ersetzen oder verstärken. Der Kanon hat zum Teil ungeöhnlihe Einsätze: Sopran: a Beginn Alt: eine Quart tiefer (!) auf der fu nften Stufe eginnend, Einsatz ein haler Takt später Tenor: ie Sopran, aer Einsatz eineinhal Takte nah dem Sopran Bass: eine Quart tiefer (!) auf der fu nften Stufe eginnend, Einsatz zei Takte nah dem Sopran paem, Domine (Beginn und angepasster Shluss) V 129 paem domine Beginn Ó paem, Do mine, da paem,.. paem, Domi ne, Ó Œ Œ. da paem, Do mi paem, stris. V Melhior Frank Vom Leen des Komponisten Melhior Frank ( ) ist enig ekannt. Er ar Hofkapellmeister in Courg, erlete die Not des Dreißigährigen Kriegs soie den Tod seiner Kinder und seiner Frau; er star 1639 in Armut. 129 paem domine Nur zu Prüfzeken no no us ne, in di e stris. stris. us. Domi ne, in di eus. Helling, Innsruk Esslingen BernBelp Wege zur Musik 1 129

3 Die Invention Beispiele fu r diese polyfone Form sind vor allem die zei und dreistimmigen Inventionen (fu r Klavierinstrumente) von ohann Seastian Bah, in denen er eispielhaft zeigt, ie man aus einem einzigen kompositorishen Einfall eine ganze Komposition entikeln kann. ei endet er folgende Prinzipien der Motivverareitung an: Invention Imitation: Nahahmung des Themas in einer anderen Stimme Sequenz: Wiederholung des Themas auf einer anderen Tonstufe Transposition: s Thema ersheint in einer anderen Tonart. mkehrung: horizontale Spiegelung des Themas Vergrößerung (Augmentation) z. Verkleinerung (Diminution) der Notenerte Aspaltung: Nur ein Teil des Themas ird verendet. 1 Die Invention (lat. inventio = Einfall, Erfindung) ist eine polyfone Instrumentalkomposition, die voriegend auf dem Prinzip der motivishen Nahahmung eruht. Hör mehrmals die Invention Nr. 1 in CDur (BWV 772) von ohann Seastian Bah. Lies auf der rehten Seite mit und shrei dort die zutreffenden Nummern zu den farig markierten Noten. 1 Thema 2 Beantortung des Themas 3 KontrapunktStimme 4 Transposition (Sequenz) des Themas 5 Sequenz des Kontrapunkts 6 mkehrung des Themas*) 7 Sequenz der Themenmkehrung 8 Aspaltung und Vergrößerung des Themas*) 9 Sequenz von 8 10 mkehrung von 8 Nur zu Prüfzeken C 3 Autograf von Bahs erster Invention *) eginnt eim ersten Auftreten ereits auf einer anderen Tonstufe als das Originalthema 130 Wege zur Musik 1 Helling, Innsruk Esslingen BernBelp

4 Polyfone Formen Invention Nr. 1 in CDur (BWV 772) 131 Bah Invention 1 CDur m m Musik: ohann Seastian Bah C 3 # Ó Œ # M. # # Œ # # m #. # Œ # Œ # Œ # ## M. # # m # Œ # # n # # m m n Nur zu Prüfzeken g Helling, Innsruk Esslingen BernBelp Wege zur Musik 1 131

5 Ahtung: Die Begriffe Durhfu hrung und Exposition ei der Fuge sollten niht mit den gleihnamigen Begriffen in der Sonatensatzform verehselt erden! Fuge Die Fuge Die Fuge (lat. fuga = Fluht) ist die anspruhsvollste Form des kontrapunktishen (polyfonen) Stils. Sie zählt zu den strengsten und geistreihsten musikalishen Gestaltungseisen. n 4 # n n # 7 Œ n In einer Fuge u ernimmt ein prägnantes Thema die,fu hrung ; seine Grundgestalt heißt daher Dux (Fu hrer), die Beantortung Comes (Begleiter). zu erklingen eine oder mehrere Gegenstimmen (Kontrapunkt). Der erste Themeneinsatz (Dux) steht auf der Tonika, der zeite (Comes) in der Regel auf der Dominante. Die Beantortung kann real (intervallgetreu) sein oder tonal, also mit kleinen Vershieungen ei den Intervallen, um in der Tonart zu leien. Eine Fuge esteht aus einzelnen,durhfu hrungen, Fuge in Moll 132 Bah aus dem Fuge Wohltemperierten Moll Klavier I (BWV 847) n häufig durh modulierende und auflokernde Zishenspiele verunden. Die erste Durhfu hrung heißt auh Exposition. Sie ist ageshlossen, enn das Thema in allen Stimmen erklungen ist. Spätere Durhfu hrungen können sih auf eniger Themeneinsätze eshränken, aer auh Ereiterungen sind möglih. # n nn n n n n n Musik: ohann Seastian Bah # n n Nur zu Prüfzeken nn C 4 10 n n Wege zur Musik 1 Helling, Innsruk Esslingen BernBelp n n nn nn # n

6 Polyfone Formen 13 n n nn nn # n Œ n 16 n # 19 n n n n n n n n# n n n n n n 22 n n n n 25 n Œ nn nn n #n n n # # nn n n n nn Nur zu Prüfzeken n 28 n n n n n n ṅ n Helling, Innsruk Esslingen BernBelp Wege zur Musik 1 133

7 1 a. Hör Bahs MollFuge und verfolge die Noten auf den Seiten 132/133 mit.. Analysiere die Noten und fu ll die Lu ken im Text mit Hilfe der Ausahlörter unten. C 4 s Thema in Moll ist Takte lang und ersheint zunähst allein in der. Es ist estimmt von einem drei Mal iederkehrenden Motiv: tonshritt und ieder aufärts im Rhythmus Sehzehntel Ahtel. In den Takten 3/4 andert das Thema in die. Diese Beantortung ist tonal: Sie entspriht in ihrem vierten Ton (2) niht der Beantortung (d2). Zum Comes tritt ein in der Mittelstimme. In den Takten 5/6 folgt ein kurzes mit Motiven des Themas und des Kontrapunkts; es fu hrt nah zuru k. So kann der im Bass die in der Grundtonart ashließen. In der Folge ehseln Zishenspiele mit einzelnen die Fuge u er dem liegenden. Zeihne in der Üersiht die Themen in den drei Stimmen farig ein. Oerstimme Mittelstimme nterstimme. Am Ende eshließt der Dux in der im Bass (,Orgelpunkt ). Ausahlörter: aärts Moll Dux Exposition Grundton Hal Kontrapunkt Mittelstimme Oerstimme (2 x) zei realen Sehzehntel Themeneinsätzen Zishenspiel Takt Mozart Requiem. Ky ri e e Sonderformen der Fuge Mit Fugato ezeihnet man einen fugenmäßig geareiteten Ashnitt eines Satzes in Sinfonien, Oratorien, Konzerten, Messen, Sonaten us. Wenn der Komponist zei Themen verareitet, so entsteht eine Doppelfuge, eine Fuge mit drei Themen heißt Tripelfuge. 2 Nur zu Prüfzeken Chris te e le.# le i son, e Hör eine Doppelfuge aus Mozarts Requiem (= Totenmesse). s Bild zeigt Mozart eim Komponieren dieses Werks. Ergänze den Text. C 5 Der Beginn des Themas mit dem Text Kyrie ist geprägt von einer fallenden verminderten von nah is. s Thema mit dem Text Christe verläuft melodish v. a. in, rhyth mish v. a.. le # ## i n i son son in. Während des gesamten Hörausshnitts leien die eiden,aneinandergekettet. 134 Wege zur Musik 1 Helling, Innsruk Esslingen BernBelp