Orientalische Quellen zum Kirchenrecht Edition und Übersetzung pseudapostolischer Kirchenordnungen in arabischer Überlieferung 1
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- Christa Pohl
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1 Zum Forschungsprojekt Orientalische Quellen zum Kirchenrecht Edition und Übersetzung pseudapostolischer Kirchenordnungen in arabischer Überlieferung 1 1. Gegenstand und wissenschaftliches Interesse des Vorhabens Die ältesten christlich-orientalischen kirchenrechtlichen Texte sind zum einen als pseudapostolische Schriften und zum anderen als Synodalbeschlüsse überliefert. Angesichts ihres Umfangs und ihres defizitären Bearbeitungszustandes soll sich das hier beantragte Vorhaben zunächst auf die pseudapostolische Literatur konzentrieren, zumal diese in chronologischer Sicht als primär und wirkungsgeschichtlich als ertragreicher angesehen werden darf. 2 Zudem darf nicht übersehen werden, daß diese Textsammlungen zu den wertvollsten Zeugen der Entwicklung des Amtes, der Liturgie, des Caritaswesens und anderer Bereiche der Gemeindedisziplin gehören. Daß sie die Zustände nicht einfach protokollieren, sondern sich hauptsächlich den ungeklärten Fragen, den Problemen und Mißständen widmen, macht sie noch wertvoller. Sie werden auf diese Weise zu untrüglichen Zeugen für neue Entwicklungen, Umbrüche und die latenten Probleme der frühchristlichen Gemeinden. 3 Daher sind diese Kirchenordnungen auch in sozialwissenschaftlicher Perspektive von großem Interesse, stellen sie doch geradezu einen Modellfall für fortschreitende Organisation und Institutionalisierung als Folge der Ausdehnung eines sozialen Systems dar. Konkret vermitteln sie ein anschauliches Bild sozialer Evolution, also funktionaler Spezialisierung und struktureller Differenzierung im Bereich des frühen Christentums, ein Beispiel, das noch der weiteren Analyse bedarf. Ein weiterer Aspekt insbesondere der orientalischen Versionen dieser Texte betrifft die Nähe zur jeweiligen kulturell-konfessionell geprägten Alltagspraxis. Hatte 1 Zusammenfassung des Antrags (für das am auf drei Jahre bewilligte Projekt) an die DFG. 2 Zur Frage der Pseudapostolizität vgl. Georg SCHÖLLGEN (Hg.), Didache. Zwölf-Apostel- Lehre. Übersetzt und eingeleitet von Georg Schöllgen, Freiburg , 18ff. (= Fontes Christiani 1). 3 Vgl. SCHÖLLGEN, a. a. O., 21; sowie DERS., Der Abfassungszweck der frühchristlichen Kirchenordnungen. Anmerkungen zu den Thesen Bruno Steimers, in: Jahrbuch für Antike und Christentum 47 (2004),
2 VI die patristische Forschung bisher die Frage nach dem zu rekonstruierenden Urtext in den Vordergrund gerückt, so können die orientalischen Übersetzungen auch im Hinblick auf die sie umgebenden Lebensumstände gelesen werden. BAUSI beschreibt dies für die breite handschriftliche Überlieferung der Kirchenrechtstexte im Äthiopischen, 4 und auch beispielsweise in den arabischen Redaktionen des Testamentum Domini zeigen sich Adaptationen der unter apostolische Autorität gestellten frühchristlichen Anweisungen und Regelungen an die Realitäten der arabophonen frühislamischen Gesellschaft im mittelalterlichen Ägypten. Das Projekt hat jenseits seiner philologischen auch eine theologische, insbesondere kirchenrechtliche Bedeutung. Eine in dieser erweiterten Perspektive angelegte weitere Bearbeitung des zu behandelnden Gegenstandes setzt aber zunächst einmal die hier intendierte philologische Vorarbeit voraus. Diese Präzisierung erscheint sinnvoll und notwendig und ist in Fachkreisen auch unbestritten. Stellvertretend sei verwiesen auf BOTTE: Je crois, pour ma part, que seuls des orientalistes pourront faire œuvre utile en ce domaine. Quant à ceux qui n ont pas cette formation, je ne saurais trop les mettre en garde contre les hypothèses sans fondement et les corrections arbitraires 5, oder auf MARKSCHIES: Die synoptische Edition der verschiedenen Übersetzungen, Bearbeitungen und Versionen der (...) Kirchenordnungen in jeweiliger Originalsprache und neuerer deutscher Übersetzung (...) bleibt eines der dringendsten Desiderate im Bereich der altkirchlichen Literatur und eine Einladung zur Zusammenarbeit von patristischer und christlich-orientalischer Wissenschaft. 6 Wenn auch in längerfristiger Perspektive Editionen der genannten Texte in allen überlieferten Versionen, also koptisch, arabisch, äthiopisch und syrisch, wünschenswert wären, muß sich das Projekt hinsichtlich seines Umfanges auf einen in überschaubarer Zeit realisierbaren Ausschnitt beschränken. Eine gleichzeitige Bearbeitung einzelner Texte in allen Sprachen scheint im Rückblick auf die bisherige Forschungsgeschichte weniger sinnvoll, vielmehr sollte das gesamte Textkorpus im 4 BAUSI, Il Senodos etiopico. Canoni pseudapostolici: Canoni dopo l Ascensione, Canoni di Simone Cananeo, Canoni Apostolici, Lettera di Pietro, Löwen 1995 (= Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 552/553). 5 BOTTE, La Tradition apostolique de Saint Hippolyte. Essai de reconstitution, Münster (= Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 39). 6 MARKSCHIES, Wer schrieb die sogenannte Traditio Apostolica? Neue Beobachtungen und Hypothesen zu einer kaum lösbaren Frage aus der altkirchlichen Literaturgeschichte in: Wolfgang KINZIG / Christoph MARKSCHIES / Markus VINZENT, Tauffragen und Bekenntnis. Studien zur sogenannten Traditio Apostolica, zu den Interrogationes de fide und zum Römischen Glaubensbekenntnis, Berlin/New York 1999, 1 74 (= Arbeiten zur Kirchengeschichte 74), hier 1f.
3 Fokus der Betrachtung stehen und in einer einzigen sprachlichen Überlieferung bearbeitet werden. Hierbei zeigen sich im Bereich der christlich-arabischen Überlieferung die spürbarsten Forschungslücken, so daß die arabischen Versionen der pseudapostolischen Kirchenordnungen zunächst ediert werden sollen. Durch eine editorische Erschließung und Übersetzung der ausgewählten Texte soll das Vorhaben einem in der Fachwelt längst bekannten und immer wieder formulierten Desiderat nachkommen und damit über den philologischen Ertrag hinaus einen substantiellen Beitrag zu weiterer Forschung leisten. 2. Zur Auswahl der Textsammlungen: In der patristischen Forschung wird die pseudapostolische Literatur gemeinhin dergestalt gegliedert, 7 daß insgesamt zwölf Titel in drei Gruppen zu je vier Texten zusammengestellt werden; es sind dies literarische Einheiten, Sonderformen und Sammelwerke. Eine der hauptsächlichen Schwierigkeiten bei der Bearbeitung der Kirchenordnungen stellte immer das Problem der Identifikation unter verschiedenen, oft sehr ähnlichen oder sogar identischen Titeln überlieferter Texte dar. Hinzu kommt, daß die ersten Herausgeber und auch spätere Bearbeiter sich häufig veranlaßt sahen, den einzelnen Schriften jeweils eigene Benennungen zuzuordnen. Dies trug zur weiteren Verwirrung bei und veranlaßte 1960 Bernard BOTTE dazu, seinen Aufsatz zu den ältesten Kirchenrechtssammlungen mit den Worten zu beginnen: Les plus anciens règlements ecclésiastiques (...) constituent un maquis dans lequel beaucoup hésitent à s engager. Et quand ils s y voient obligés, il arrive souvent qu ils s y perdent. On ne peut leur en faire un reproche, car le problème est compliqué et les manuels de patrologie ne sont pas toujours d une clarté ni même d une exactitude suffisantes. Erst die seit 1983 herausgegebene Clavis Patrum Graecorum (CPG) 8 schuf hier nachhaltig Abhilfe, indem jedem Dokument und jeder Textsammlung eine eigene Ordnungsnummer zugeteilt und so dessen eindeutige Identifikation ermöglicht wurde, weshalb im folgenden sämtliche Texte immer sowohl mit ihren CPG- Nummern als auch den in der Literatur gebräuchlichen Titeln angegeben werden. So umfassen die sogenannten literarischen Einheiten die Didache (CPG 1735), die Canones ecclesiastici Apostolorum (CPG 1739), die Didascalia Apostolorum (CPG 1738) und die Traditio Apostolica (CPG 1737). Den Sonderformen wird diese 7 STEIMER, Vertex traditionis, 6 n.2, benennt J. QUASTEN, LThK² (6), , für die Einführung der von ihm verwendeten Dreiteilung in literarische Einheiten, Sonderformen und Sammelwerke. Vgl. auch STEIMER, Art. Kirchenordnungen, in: Siegmar DÖPP (Hg.), Lexikon der antiken christlichen Literatur, Freiburg/Basel/Wien ³2002, , hier 426. CPG gruppiert die Iuris pseudo-apostolici collectiones, dann die Iuris pseudo-apostolici opera singula. 8 Maurice GEERARD, Clavis Patrum Graecorum. Volumen I: Patres Antenicaeni, Turnhout 1983.
4 VIII Bezeichnung zuteil, da sie sämtlich relectures der Traditio Apostolica darstellen. Sie umfassen die Titel Canones Hippolyti (CPG 1742), die sogenannte Epitome (CPG 1741), das Testamentum Domini Nostri Jesu Christi (CPG 1743) und die Canones Apostolorum (CPG 1740). Sammelwerke sind die Collectio Veronensis LV (53) (CPG 1731), die Constitutiones Apostolorum (CPG 1730), die Sinodos Alexandrina (CPG 1732) und der Octateuchus Clementinus (CPG 1733). Von diesen Texten sind Didache, Didascalia Apostolorum sowie die Collectio Veronensis LV (53) arabisch nicht überliefert. Die Canones Hippolyti liegen in der als mustergültig zu bezeichnenden Edition von René-Georges COQUIN 9 vor. Es verbleiben die Canones ecclesiastici Apostolorum und die Traditio Apostolica mit ihren genannten Bearbeitungen. Arabisch sind diese Texte in ihrer aus dem Koptischen übersetzten Version in zwei Sammelwerken vertreten, dem alexandrinischen Sinodos und dem pseudoklementinischen Oktateuch. Auch die Apostolischen Konstitutionen sind arabisch erhalten. Zusammenfassend sei vorab zu den einzelnen Texten und Sammlungen auf die jeweiligen Artikel im Kleinen Lexikon des Christlichen Orients verwiesen. 10 Aus kirchengeschichtlicher Perspektive ist selbstverständlich die detaillierte Bearbeitung der Einzeltexte vordringlich, da erst sie theologiegeschichtliche Einsichten ermöglicht und darüber hinaus Genese und Struktur der aus ihnen entstehenden Sammelwerke einsichtig machen kann. 11 Jedoch bietet die arabische handschriftliche Überlieferung nach derzeitigem Kenntnisstand, zumindest, was die aus dem Koptischen übersetzten Texte angeht, die aufgeführten Einzeltexte lediglich als Bestandteile der drei Textsammlungen, die im folgenden kurz vorgestellt werden sollen: 2.1. Constitutiones Apostolorum (CPG 1730) Unter dem Titel Διαταγαὶ τῶν ἁγίων ἀποστόλων διὰ Κλήμεντος ist eine in acht Bücher aufgeteilte kirchenrechtliche Sammlung des ausgehenden 4. Jahrhunderts 12 überliefert, die in ihren ersten sechs Büchern eine erweiternde Überarbeitung der Didascalia Apostolorum enthält, das siebte Buch stellt die Canones ecclesiastici Apostolorum dar, und im achten Buch findet sich die wohl 9 René-Georges COQUIN, Les Canons d Hippolyte. Édition critique de la version arabe, introduction et traduction française, Paris 1966 (= Patrologia Orientalis 31,2); vgl. hierzu auch Rez. KAUFHOLD in: Oriens Christianus 55 (1969), 269f. 10 KAUFHOLD, Art. Apostolische Kanones, Apostolische Kirchenordnung, Apostolische Konstitutionen, Apostolische Überlieferung, Hippolyt, Kanones des, Lehre der Apostel, Octateuchus Clementinus, Rechtsbücher, Testament unseres Herrn Jesus Christus, außerdem Kirchenrecht, orientalisches, in: KAUFHOLD (Hg.), Kleines Lexikon des Christlichen Orients, Wiesbaden Vgl. hierzu KAUFHOLD, La littérature pseudo canonique syriaque, in: Muriel DEBIE / Alain DESREUMAUX / Christelle JULLIEN / Florence JULLIEN (Hgg.), Les apocryphes syriaques (= Études syriaques 2), Paris 2005, , hier Vgl. STEIMER, Vertex traditionis,
5 früheste Bearbeitung des document x, wie man seit den Forschungen Jean MAG- NES 13 wohl besser den als sogenannte Traditio Apostolica berühmt gewordenen Text 14 bezeichnet. Die Apostolischen Konstitutionen liegen in den Editionen von Franz Xaver FUNK 15 und zuletzt Marcel METZGER 16 vor. Diese byzantinische Überlieferung ist allerdings differenziert zu betrachten, da das Trullanum 691/692 die Konstitutionen wegen arianischer Häresien verurteilte, was zu einer nachträglichen reichskirchlichen Überarbeitung dessen, was dennoch griechisch erhalten ist, führte. Da die genannten Texte jedoch bereits vorher ins Koptische und Äthiopische übersetzt worden waren, bieten die orientalischen Textzeugen möglicherweise einen ursprünglicheren Text als die in griechischer Sprache überlieferten Handschriften; dies gilt dann selbstverständlich auch für die arabischen Versionen, die auf den koptischen beruhen. Koptische Fragmente aus dem achten Buch hat Johannes LEIPOLDT ediert 17. Wenn er feststellt, daß die Abweichungen zu FUNKS Edition zu groß sind, als daß sie von textkritischer Relevanz sein könnten, so ist dies zwar korrekt beobachtet, unbeachtet bleibt jedoch, daß, wie METZGER gezeigt hat, FUNKS Edition die oben beschriebene byzantinische Überarbeitung wiedergibt: es ist aus textgeschichtlicher Perspektive trivial, daß der koptische Übersetzer einer vortrullanischen griechischen Textform kein guter Zeuge für eine nachtrullanische Überarbeitung ist. Dies trifft selbstverständlich nicht nur auf die koptischen Fragmente zu, sondern auch auf die vollständig erhaltene arabische und äthiopische Sekundärüberlieferung, die in der weiteren Forschungsgeschichte dann auch vernachlässigt wurde, obwohl ihnen aus den genannten Gründen hohe textkritische Bedeutung beigemessen werden muß Vgl. STEIMER, Vertex traditionis, Vgl. hierzu die unter IV. - Church Orders. An Unresolved Problem of Comparative Liturgy: A Panel Discussion vereinigten Beiträge von Christoph MARKSCHIES ( Neue Forschungen zur sogenannten Traditio Apostolica, ), Marcel METZGER ( Tradition orale et tradition écrite dans la pratique liturgique antique. Les recueils de tradition apostoliques, ) und Paul F. BRADSHAW ( The Problems of a New Edition of the Apostolic Tradition, ), in: Robert F. TAFT / Gabriele WINKLER (Hgg.), Acts of the International Congress Comparative Liturgy Fifty Years After Anton Baumstark ( ). Rome, September 1998, Rom 2001; außerdem MARKSCHIES, Wer schrieb die sogenannte Traditio Apostolica?. 15 Franz Xaver FUNK, Didascalia et Constitutiones apostolorum, Paderborn METZGER, Les Constitutions apostoliques, Paris 1985, 1986, 1987 (= Sources Chrétiennes 320, 329, 339). 17 Johannes LEIPOLDT, Saidische Auszüge aus dem 8. Buch der Apostolischen Konstitutionen, Leipzig 1904 (= Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 26,1b). 18 Vgl. hierzu Anton BAUMSTARK, Die nichtgriechischen Paralleltexte zum achten Buch der Apostolischen Konstitutionen, in: Oriens Christianus 1 (1901), , hier 112.
6 X 2.2. Sinodos Alexandrina (CPG 1732) Die Bezeichnung Sinodos Alexandrina 19 für eine koptisch, arabisch und äthiopisch überlieferte Sammlung pseudapostolischer Kanones ist der äthiopischen Überlieferung 20 entnommen. Ihre Entstehungszeit wird ins 5. Jahrhundert gelegt. Sie umfaßt die Schriften Canones ecclesiastici, Traditio apostolica, Epitoma libri VIII Constitutionum apostolorum und Canones apostolorum. Den nicht eindeutigen status quaestionis formuliert FAIVRE Les présentations ici divergent. Mais ceci est essentiellement dû à l état peu avancé des éditions et des travaux analytiques systématiques 21. Die Sinodos Alexandrina ist im griechischen Original verloren und nur koptisch, arabisch und äthiopisch erhalten. Sämtliche vorliegenden Editionen sind älteren Datums und entsprechen nicht heutigen editorischen Standards; allerdings ist nur für die äthiopische Version eine Neubearbeitung in Vorbereitung. Deren Herausgeber BAUSI hat in verschiedenen Veröffentlichungen zu diesem Editionsprojekt auch die damit verbundenen Einleitungsfragen ausführlich dargestellt Octateuchus Clementinus (CPG 1733) Unter die pseudonyme Autorschaft des Klemens von Rom wird das jüngste der Sammelwerke 23 gestellt, das seine auf die Unterteilung in acht Bücher zurückzuführende Bezeichnung dem Herausgeber der editio princeps, Paul de LAGARDE, verdankt 24. Bei der Inhaltsangabe ist zu beachten, daß diese in den verschiedenen erhaltenen Versionen differiert. Vielleicht wird der syrischen Version als der einzigen bisher (teilweise) edierten zu hohes Gewicht beigemessen; die arabische Version könnte den Zustand des verlorenen griechischen Originals besser wiedergeben. Danach umfassen die acht Bücher: I Testamentum Domini, II Canones ecclesiastici, III Traditio apostolica, IV VII Epitoma libri VIII Constitutionum apostolorum und 19 Andere Bezeichnungen: Statutes of the Apostles (HORNER), Apostolic Constitutions (TATTAM), Synodos de l Église d Alexandrie (BOTTE) und Recueil canonique anonyme (HANSSENS). 20 August DILLMANN, Lexicon linguae aethiopicae cum indice latino, Gießen 1865, s. v. ሲኖዶስ constitutiones vel canones synodi vel concilii, nec non canones vel constitutiones patrum ecclesiae; (መጽሐፈ) ሴኖዶስ est titulus libri Aethiopici, quo collectio Canonum in ecclesia A- byssinica receptorum continetur. In der arabischen Version steht an der entsprechenden Stelle jeweils,قوانين vgl. George HORNER, The Statutes of the Apostles or Canones Ecclesiastici. Edited with Translation and Collation from Ethiopic and Arabic MSS.; also a Translation of the Saidic and Collation of the Bohairic Versions; and Saidic Fragments, London 1904, 89 und passim. 21 Vgl. FAIVRE, Documentation canonico-liturgique, Vgl. Alessandro BAUSI, Alcune considerazioni sul Senodos etiopico, in: Rassegna di Studi Etiopici 36 (1990 [1992]), Vgl. STEIMER, Vertex traditionis, Paul de LAGARDE, Reliquiae iuris ecclesiastici antiquissimae, graece et syriace, Leipzig 1856 (Nachdruck Osnabrück 1967).
7 VIII Canones apostolorum. Es fällt auf, daß, mit Ausnahme des Testamentum Domini, dieselben Texte Aufnahme gefunden haben, die sich auch in der Sinodos Alexandrina finden; allerdings kann bereits hier vorweggenommen werden, daß es sich um unterschiedliche Redaktionen handelt, die zumindest auf abweichenden Übersetzungsvorlagen beruhen. Außer der syrischen Version existiert noch eine 1804 geschriebene bohairische Version 25 ; im Äthiopischen ist der Oktateuch nicht vorhanden 26. Die syrische Übersetzung des pseudoklementinischen Oktateuch gibt den entscheidenden Hinweis für dessen Datierung durch einen Vermerk, wonach Jakob von Edessa einen der Texte des Oktateuchs im Jahre 687 aus dem Griechischen ins Syrische übersetzt hat 27. Er befindet sich am Schluß dessen, was im Syrischen als zweites Buch des Oktateuch bezeichnet wird, nämlich dem zweiten Teil des Testamentum Domini, das syrisch in zwei Teile untergliedert wird. Der bei Lektüre des Textes entstehende Eindruck ist der, daß hier nachträglich die nach Ausfall der Traditio Apostolica in der syrischen Überlieferung nicht mehr gegebene Achtzahl der Bücher künstlich wiederhergestellt werden sollte. Eine vollständige Edition des pseudoklementinischen Oktateuch fehlt bisher; lediglich eine französische Übersetzung nach zwei syrischen Handschriften (s. Ciprotti S. 6) liegt vor 28. Editorisch zu erschließen sind vor allem Textcorpora aus dem Christlich- Arabischen, die seit langem als existent bekannt, bisher jedoch kaum bearbeitet sind. Darüber hinaus ist das der arabischen Überlieferung in großen Teilen zugrunde liegende Koptische zu berücksichtigen, da hier die sorgfältige philologischlinguistische Analyse zur Vorgeschichte der christlich-arabischen Texte ägyptischer Provenienz bisher fehlt. Allerdings muß auch bei der beabsichtigten Fokussierung auf die arabische Überlieferung diese in ihren Kontext als Übersetzungsliteratur gestellt werde: eventuell auszumachende griechische Übersetzungsvorlagen sowie parallele Versionen im Syrischen und Äthiopischen gilt es, ergänzend heranzuzie- 25 Henri TATTAM, The Apostolic Constitutions or Canons of the Apostles in Coptic, with an English Translation, London Vgl. hierzu Roger W. COWLEY, The Identification of the Ethiopian Octateuch of Clement and its Relationship to the Other Christian Literature, in: Ostkirchliche Studien 27 (1978), Insofern ist FAIVRES, Documentation canonico-liturgique, 18, Darstellung, La version syriaque en notre possession dériverait d une recension sahidique (perdu comme le grec original) unverständlich. Richtig ist allerdings, daß es sich um ein ägyptisches Dokument, in griechischer Sprache verfaßt, gehandelt haben dürfte, wie aus der philologischen Analyse des Testamentum Domini, und insbesondere dessen arabischen Versionen, hervorgeht. 28 François NAU, La version syriaque de l octateuque de Clément. Die Forschungsstelle Christlicher Orient der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt erarbeitet zur Zeit unter der Leitung von Hubert Kaufhold eine kritische Ausgabe des pseudoklementinischen Oktateuch; sie soll mit deutscher Übersetzung als Band 2 der Schriftenreihe der Forschungsstelle im Herbst 2011 erscheinen, wird also für die Arbeit an der arabischen Version vorliegen. Die äthiopische Überlieferung der Kirchenordnungen wird seit einigen Jahren von Alessandro Bausi (Florenz/Hamburg) bearbeitet; mit ihm besteht Kontakt und Informationsaustausch.
8 XII hen; die Entscheidung, zunächst die arabischsprachige Überlieferung in größerem Umfang zu bearbeiten, trägt der Vernachlässigung der christlich-arabischen Literatur auch auf dem Gebiet des pseudapostolischen Schrifttums Rechnung. 3. Zusatzergebnis: eine Datenbank: Die im Laufe der Arbeiten, insbesondere zur vergleichenden Textanalyse gewonnenen lexikalischen Einsichten sollen nicht nur die Editionsarbeit fördern, sondern auch in Form einer Datenbank der fachwissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verwendung und Ergänzung zugänglich gemacht werden. Ein solches Vorgehen erweist sich insbesondere im Hinblick auf das Christlich-Arabische vonnöten. Dabei soll zunächst speziell auf die koptisch-arabische Überlieferung abgezielt werden. Arabische Übersetzungen eines ursprünglich griechisch verfaßten und dann ins Koptische übertragenen Textes sind zeitlich recht spät anzusetzen und werden daher in ihrem textkritischen Wert häufig unterschätzt. Aufmerksamkeit wird ihnen im wesentlichen dann zuteil, wenn die jeweilige Vorlage nicht mehr erhalten ist. Die Art und Weise, wie ursprünglich syrisch- oder koptischsprachige christliche Autoren und Übersetzer das vom muslimischen Umfeld übernommene Arabische zur Wiedergabe der eigenen religiös-kulturellen Traditionen adaptierten, bisher nur unzureichend erforscht ist. Hervorzuheben sind hier im wesentlichen die bahnbrechenden Arbeiten zum Wortschatz von GRAF 29 und zur Grammatik von BLAU 30, die jedoch dringend der Erweiterung und Ergänzung bedürfen. Als Sprache der Vorlage arabischer Übersetzungstexte kann häufig das Syrische oder das Koptische ausgemacht werden; quantitativ bilden Übersetzungen aus diesen beiden Sprachen den größten Teil der arabischen Übersetzungsliteratur, so daß andere mögliche Sprachen, wie beispielsweise das Griechische, im Rahmen vorliegender Überlegungen zunächst ausgeklammert bleiben können. Vielfach gibt der Übersetzer oder Kopist selbst an, welcher Literatur der überlieferte Text entstammt; wo dies nicht der Fall ist, kann die Frage meist aufgrund philologischer Kriterien eindeutig beantwortet werden. Dabei sind die linguistischen Unterschiede zwischen dem dem Arabischen eng verwandten, ebenfalls semitischen Syrischen und dem ihm fernerstehenden, der hamitosemitischen Familie zuzuordnenden Koptisch deutlich wahrnehmbar, zumal letzteres sich im Gegensatz zu älteren ägyptischen Sprachstufen durch eine mehr agglutinierende Tendenz typologisch noch weiter vom flektierenden Sprachtypus des Arabischen entfernt ist Sowohl eine syrische, wie auch eine koptische Vorlage eines arabischen Textes ist fast immer ihrerseits eine Übersetztung aus dem Griechischen. Zur griechisch-syrischen Übersetzungstechnik ist bereits umfassend geforscht worden; an älteren Werken seien hier exemplarisch Victor RYSSELS Arbeit Über den textkritischen Werth der syrischen 29 GRAF, Verzeichnis arabischer kirchlicher Termini, zweite, vermehrte Auflage, Louvain 1954 (= CSCO 147; Subsidia 8). 30 BLAU, A Grammar of Christian Arabic, Louvain 1966, 1967 (= CSCO 267, 276, 279; Subsidia 27, 28, 29); DERS., A Handbook of Early Middle Arabic, Jerusalem 2002.
9 Übersetzungen griechischer Klassiker 31 von 1880, sowie BAUMSTARKS Dissertation Lucubrationes Syro-Graecae 32 von 1894 genannt. Auch über den weiteren Weg solchermaßen ins Syrische gelangter griechischer Texte dann ins Arabische wurde gearbeitet, als Beispiel wären hier die Arbeiten von Gotthard STROHMAIER 33 anzuführen. Im Bereich des Koptischen findet sich eine andere Situation, insbesondere, wenn der Übergang vom Koptischen ins Arabische betrachtet werden soll. Hier ist vor allem ein Gesichtspunkt in den letzten Jahren systematisch bearbeitet worden, nämlich die arabischsprachige koptische Grammatiktradition, vornehmlich in den Arbeiten von Adel SIDARUS 34. Er zeigt wiederholt auf, wie nach der Übernahme des Arabischen als Verkehrssprache Bemühungen zum Erhalt koptischer Sprachkenntnisse unternommen wurden, dies jedoch, ohne auf eine einheimische, ägyptischkoptische Tradition aufbauen zu können, sondern bereits ausschließlich im arabophonen Milieu 35. Die systematische Erforschung der arabischen Wiedergabe koptischer Inhalte, wie in beantragtem Projekt zu einer Datenbank intendiert, dürfte der einzige Weg sein, sich solchermaßen schwer verständlichen Texten anzunähern. Die geplante Datenbank sollte letzten Endes nicht nur auf das Koptische in seinem Verhältnis zum Arabischen begrenzt sein soll, sondern in einem weiteren Schritt das Vokabular der anderen christlich-orientalischen Sprachen und auch das Griechischen umfassen. 31 Victor RYSSEL, Über den textkritischen Werth der syrischen Übersetzungen griechischer Klassiker, Leipzig BAUMSTARK, Lucubrationes Syro-Graecae. Dissertatio inauguralis quam ad summos in Philosophia honores ad amplissimo philosophorum ordine lipsiensi rite impetrandos scripsit Antonius Baumstark constantiensis Badenus. In: Jahrbücher für classische Philologie, Supplementband 21 (1894), Vgl. z. B. Gotthard STROHMAIER, Der syrische und der arabische Galen. In: H. TEMPORINI, W. HAASE (Hgg.), Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, II, 37,2, Berlin/New York 1994, Vgl. zuletzt Adel SIDARUS, Multilingualism and Lexikography in Egyptian Late Antiquity, in: Guliko Sophia VASHALOMIDZE, Jürgen TUBACH (Hgg.), Stabilisierung und Profilierung der koptischen Kirche im 4. Jahrhundert. Hallesche Beiträge zur Orientwissenschaft (HBO) Heft 427, Halle DERS., L influence arabe sur la linguistique copte, in: Sylvain AUROUX, E. F. K. KOERNER, Hans-Josef NIEDEREHE, Kees VERSTEEGH (Hgg.), Geschichte der Sprachwissenschaften. Ein internationales Handbuch zur Entwicklung der Sprachforschung von den Anfängen bis zur Gegenwart, Berlin/New York 2000,
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