Yoga-Lehrer (IST-Diplom)
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- Sophie Lilli Fuchs
- vor 8 Jahren
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1 Leseprobe Yoga-Lehrer (IST-Diplom) Studienheft Grundlagen des Yoga Autorin Annette Bach Annette Bach ist Sport- und Freizeitpädagogin, Ayurvedatherapeutin sowie Yogalehrerin und betreibt seit 2004 ein eigenes Studio. Für das IST-Studieninstitut ist sie als Dozentin und Autorin im Bereich Wellness & Gesundheit tätig.
2 2 4. Tipps für die Yoga-Praxis Lernorientierung In diesem Kapitel werden Ihnen Kenntnisse zu folgenden Themen vermittelt: X positive gesundheitliche Aspekte von Yoga X grundsätzliche Anregungen für die Gestaltung der Yoga-Praxis X Besonderheiten des Ashtanga-Vinyasa-Yoga 4.1 Nutzen des Yoga Förderung der Gesundheit Disziplin, Selbststudium und Hingabe sind die Grundlagen der Yoga-Praxis. Tapas svadhyayesvarapranidhanani kriyayogah (Yoga-Sutra Kapitel II, Sutra 1) Die indische Philosophie unterscheidet drei Gedankenstränge, die unmittelbar zusammenlaufen: Arbeit (karma) Wissen (jnana) Hingabe (bhakti) Das Zitat aus Kapitel II der Yoga-Sutras des Patanjali verweist auf die Dreiteilung, die auch für dieses Studienheft die Grundlage bildet. Grundlagen der Yoga-Praxis Tapas: das disziplinierte Üben der Stellungen Svadhyaya: das Studium des Selbst und der Yoga-Philosophie Isvaraprandidhana: der Weg der Hingabe, ohne die die Yoga-Übung nicht vollständig ist 08/2014 IST-Studieninstitut 163
3 3 4. Tipps für die Yoga-Praxis Auch der Mensch besteht aus drei Komponenten: Körper, Geist und Seele Für ein zufriedenes Leben müssen die Bedürfnisse dieser drei Komponenten erfüllt sein: Das physische Bedürfnis ist Gesundheit, das psychologische Bedürfnis ist Wissen, das seelische oder spirituelle Bedürfnis ist innerer Frieden. Die Erfüllung aller drei bedeutet Harmonie. Merke Gesundheit + Wissen + innerer Frieden = Harmonie! Herausforderungen der modernen Welt Die Probleme der modernen Gesellschaft betreffen alle dieser Aspekte. Die modernen technologischen Errungenschaften sind ein eher zweifelhafter Segen. Beschleunigung und hoher Komfort gehen oft zulasten des körperlichen Wohls. Körperliche Anstrengung ist meist überflüssig, sodass die Muskeln steif werden und degenerieren. Durch Bewegungsmangel entstehen Rückenleiden, Nackenbeschwerden, Gliederschwere, Gehprobleme und Übergewicht. Die extensive Nutzung vieler visueller Medien führt oft zu Kopfschmerzen und Überanstrengung. Durch Konkurrenzdruck entstehen mentale Ängste. Sie begünstigen durch Stress verursachte Beschwerdebilder wie Schlaflosigkeit, Störungen der Verdauungs- und Atemwege sowie Nervosität. Fehlt die stille Auseinandersetzung mit dem Selbst, die einen Ausgleich zu den herrschenden Zwängen bildet, wird die Lebensqualität beeinträchtigt. Unsere modernen Theorien sind eine Verschmelzung alter und neuer Überzeugungen. Künstliche, von Besitzstreben und Selbstsucht gespeiste Werte führen zu einer Entfremdung vom eigentlichen Sinn des Lebens. Dieser Glaubensverlust kann ein Gefühl des Verlusts der eigenen wahren Identität erzeugen. Yoga ist eine Möglichkeit, diesen Problemen zu begegnen. Richtig ausgeübt, befreit er auf körperlicher Ebene von zahllosen Beschwerden. Das Üben der Stellungen kräftigt den Körper und erzeugt Wohlbefinden. In psychologischer Hinsicht schärft Yoga den Geist und fördert die Konzentration. Er fördert emotionale Ausgeglichenheit und das Interesse am Wohl der Mitmenschen. Aber was noch wichtiger ist: Yoga gibt Hoffnung. Das Üben der Atemtechniken wirkt beruhigend. Die Yoga-Philosophie rückt das Leben in eine andere Perspektive. Spirituell gesehen befähigt Yoga zu Bewusstsein und Stille. Durch Meditation gelangt man zu innerem Frieden. 08/2014 IST-Studieninstitut 164
4 4 4. Tipps für die Yoga-Praxis Yoga ist also eine praktische Philosophie, die alle Wesensaspekte des Menschen einbezieht. Durch Ausbildung von Selbstdisziplin und Bewusstsein kann sich der Übende weiterentwickeln. Jeder kann Yoga praktizieren, unabhängig von Alter, Gesundheit, Lebensumständen und Religion. Yoga besteht aus acht Gliedern, die geübt werden. In jedem Stadium der Übung kann es zu Erleuchtungserlebnissen kommen, die über die Ebene geistigen und körperlichen Strebens hinausgehen. Yoga beruht auf den ethischen Grundordnungen (Yama) und individuellen Vorschriften (Niyama). Diese allgemeinen Maximen findet man in jeder Gesellschaft. Grundregeln Vom praktischen Standpunkt aus beginnt Yoga auf der Stufe der Körperstellungen (Asanas). Jedes Glied ist ein Teil des Ganzen. Die Tradition lehrt, dass selbst Fortgeschrittene Asanas und Pranayama weiterhin üben sollen, um ihren Körper gesund zu erhalten. Die Förderung der Gesundheit ist ein wichtiger Aspekt des Yoga. Sie ist nicht selbstverständlich, sondern die Folge einer Bemühung. Gesundheit bedeutet ein harmonisches Gleichgewicht aller Körperelemente, anatomischer und physiologischer Systeme und deren optimale Funktion. Diese komplexen Systeme müssen reibungslos und ohne Unterbrechung zusammenwirken, was unter gewöhnlichen Umständen der Fall ist. Auch mentale, moralische und emotionale Aspekte sollten im Einklang stehen. Die Bewusstheit der Seele schließlich rundet die Gesundheit ab und setzt den Menschen in Bezug zum Universum. Das Streben nach diesem Ziel ist das Hauptanliegen von Yoga. Patanjalis Yoga Sutra Kapitel I, Sutra 30, 31 nennt diverse physische und psychologische Defekte, die allgemein Fortschritt hemmend sind: Hindernisse Krankheit geistige Trägheit Zweifel Gleichgültigkeit Stumpfheit Genusssucht falsche Begriffsbildung das Unvermögen, einen einmal erreichten Fortschritt aufrechtzuerhalten 08/2014 IST-Studieninstitut 165
5 5 4. Tipps für die Yoga-Praxis Hinzu kommen psychophysische Störungen wie: Kummer seelische Not Gliederzittern ungleichmäßiges Atmen Merke Yoga ist ein geeignetes Instrument, diese Probleme in den Griff zu bekommen.! Mit diesem Ziel definierte Patanjali die drei Aufgaben tapas (Disziplin), svadhyaya (Selbststudium) und isvarapranidhana (Hingabe) als Eckpfeiler der Yoga-Praxis. Hier geht es nur um tapas: Selbstdisziplin Eifer Fleiß Merke Ohne Fleiß und Hingabe erzielt man bei den Haltungen keine Fortschritte. Die geschulte Disziplin überträgt sich auch auf andere Lebensbereiche.! Tapas bedeutet: Wärme, Hitze, Feuer Zielgerichtet Denken + Handeln Damit ist die Kraft gemeint, die man gewinnt, wenn man all sein Denken und Handeln auf ein einziges Ziel, richtet ohne sich ablenken zu lassen. Derart konzentriertes Denken und Handeln wirkt selbst Energie erzeugend. Merke Asanas müssen mit tapas praktiziert werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen.! 08/2014 IST-Studieninstitut 166
6 6 4. Tipps für die Yoga-Praxis 4.2 Asanas Bemühen wir uns um die Wurzeln des Baumes, werden Knospen sprießen und ihren Duft verströmen. Bemühen wir uns um den Körper, duften Geist und Seele. (B.K.S. Iyengar) Die weitreichende Wirkung der Asanas und der Entspannungstechniken füllen unsere physischen und mentalen Ressourcen auf und unterstützen dadurch die Gesundheit. Wir sind dem Alltag besser gewachsen und nehmen ihn gelassener Asanas sind ein unverzichtbares Yoga-Element. Sie sind keine Gymnastik, sondern der Hintergrund psychologischer und physiologischer Prozesse. Sie sind untrennbar mit allen anderen Yoga-Elementen verbunden; in der Ethik verwurzelt, münden sie in eine neue Bewusstseinsdimension. Im Yoga kontrolliert der Körper den Geist, sodass beide in einem späteren Stadium gemeinsam in Harmonie mit der Seele treten. Asanas als Basis Asanas beeinflussen und durchdringen jede Zelle und jedes Gewebe, um sie zum Leben zu erwecken. Die vielen unterschiedlichen Körperhaltungen verbinden sich zu einem System, das den Körper kräftigt, die Organfunktionen optimiert und den Übenden geistig wach hält. Dabei ist eine saubere Ausführung der unterschiedlichen Positionen wichtig. Dazu sind exaktes Strecken, Gegenstrecken und Widerstände nötig. So werden Haut, Gewebe und Muskulatur nach dem Skelett ausgerichtet. Die Haltungen und Haltungsabfolgen können verschiedenartig wirken: Wirkungsweisen stimulierend beruhigend Energie spendend kräftigend Konzentration fördernd innerlich besänftigend usw. 08/2014 IST-Studieninstitut 167
7 7 4. Tipps für die Yoga-Praxis Merke Diese Nutzen bringenden Nebeneffekte sind der Lohn für die richtige Ausführung der Yoga-Körperhaltungen. Mit unterschiedlichen Handlungen können verschiedene Effekte erzielt werden: Stehhaltungen sind vitalisierend Sitzhaltungen wirken beruhigend Drehhaltungen sind reinigend Körperhaltungen in Rückenlage spenden Ruhe Körperhaltungen in Bauchlage bringen frische Energie Umkehrhaltungen geben mentale Kraft Balancehaltungen ermöglichen ein Gefühl von Leichtigkeit Rückwärtsbeugen heben die Stimmung Schnell ausgeführte, aneinandergereihte Haltungen fördern die Wendigkeit! Sich zu entspannen, ist eine Kunst für sich. Die Qualität der Entspannung hängt nicht zuletzt von der Intensität der vorausgegangenen Körperhaltung ab. Asanas können viele der häufigsten Körperbeschwerden lindern, chronische Leiden eingeschlossen. Sie nehmen Einfluss auf spezifische Körperteile wie Gelenke, Leber, Nieren und Herz. Das Bewegen und Strecken in den diversen Haltungen sorgt ebenso für eine Verbesseung der Körperfunktionen wie die umgekehrte Positionierung der inneren Organe. Der Körper wird mit sauerstoffreichem Blut gefüllt, entschlackt und kommt zur Ruhe. Herz und Lunge, Muskeltonus (Muskelspannung), Durchblutung, Atmung und die allgemeine Widerstandskraft profitieren davon. Auf diesen Prinzipien basiert die therapeutische Seite des Yoga. 08/2014 IST-Studieninstitut 168
8 Studienheft Ayurveda-Yoga Autorin Astrid Winter Astrid Winter ist Heilpraktikerin und Ayurveda-Therapeutin. Neben ihrer selbstständigen Tätigkeit als Heilpraktikerin und Therapeutin ist sie als Autorin und Dozentin für das IST- Studieninstitut tätig.
9 9 5. Welche Bedeutung haben die Gesundheit und die Krankheit im Ayurveda? Lernorientierung Nach der Bearbeitung dieses Kapitels sind Sie in der Lage, X die Unterschiede der westlichen und ayurvedischen Medizin zu überblicken; X die medizinische Philosophie des Ayurveda zu benennen; X die Ursachen von Erkrankungen und Störungen von Doshas zu erkennen. 5.1 Gesundheit Wie schon eingangs ausgeführt, bedeutet Ayurveda das Wissen vom Leben. Es ist das älteste Gesundheitssystem, das je von Menschen erdacht wurde. Die westliche (Schul-)Medizin beschäftigt sich zumeist mit den Krankheiten. Demgegenüber legt die ayurvedische Lehre ihr Augenmerk in erster Linie auf die Gesunderhaltung des Menschen, seine Lebensfreude und sein Wohlbefinden. Bereiche ayurvedischer Medizin Die ayurvedische Medizin besteht aus zwei großen Bereichen: der Gesundheitsvorsorge und der Therapie von Krankheiten. Durch Massagen, die einen großen Teil der ayurvedischen Heilkunst ausmachen, wird der Körper entgiftet, Beschwerden und Schmerzen werden gelindert und die Selbstheilungskräfte aktiviert. Philosophie ayurvedischer Medizin Grundlegend hierfür ist die philosophische Maxime, dass Körper und Geist nicht jeder für sich allein arbeiten, sondern dass sie untrennbar miteinander verbunden sind und exakt aufeinander abgestimmt nur zusammen funktionieren können. 05/
10 10 5. Welche Bedeutung haben die Gesundheit und die Krankheit im Ayurveda? Der Ayurveda beschäftigt sich mit denjenigen subtilen (feinstofflichen) Lebensenergien, denen wir sowohl in der Natur als auch im sozialen/ emotionalen Umfeld ständig ausgesetzt sind. Hierzu zählen nicht nur Nahrungsmittel, Gefühle, Gedanken und Stimmungen, sondern auch Sinneseindrücke, ja sogar die Jahres- und Tageszeiten und das Wetter. Wir nehmen diese Energien auf und verdauen sie. Je nach Qualität der Energie nimmt sie Einfluss auf die innere Balance und die drei Doshas (Bioenergien). Die subtilen Lebensenergien können uns also krank machen oder gesund erhalten. Durch Ayurveda wird unsere Sensibilität und Wahrnehmung geschult, gerade in Bezug auf die Einheit unseres Körpers mit unserem Geist. Durch Anregungen zur Ernährung und Tagesroutine, mittels Kräutern, Yogaübungen und Massagen lernen wir, wie wir unsere innere Harmonie stärken und dadurch unsere Gesundheit fördern können. Meist lassen sich durch diese vergleichsweise geringen Mittel Krankheiten vermeiden (oder gleich im Ansatz behandeln), bevor sie entstehen und sich verfestigen können. Eine gute Aufmerksamkeit für unsere körperliche und seelische Balance ist hierzu jedoch unerlässlich. Verhinderung von Krankheiten Der Ayurveda legt dementsprechend mindestens genauso viel Wert auf eine harmonische und bewusste Lebensweise wie auf die Heilung von Krankheiten. Kurz zusammengefasst könnte man die ayurvedische medizinische Philosophie beschreiben mit den Sätzen: Alles, was die Harmonie fördert, ist Medizin. Alles, was die Harmonie stört, ist Gift. 05/
11 11 5. Welche Bedeutung haben die Gesundheit und die Krankheit im Ayurveda? 5.2 Krankheit Die ayurvedische Medizin arbeitet auf der Grundlage, dass jede Krankheit durch ein Ungleichgewicht der Doshas entsteht sei es durch eine Erhöhung oder eine Verminderung eines Doshas. In beiden Fällen können die vom jeweiligen Dosha kontrollierten Körperfunktionen nicht mehr ordnungsgemäß ausgeübt werden: Der Stoffwechsel der Zellen wird reduziert, Ama sammelt sich im Körper an und Krankheit entsteht. Vata als Auslöser Beteiligung der Doshas Am schnellsten gerät Vata in eine Disharmonie, da es aus den flüchtigen Elementen Luft und Äther gebildet wird. Demgegenüber ist Kapha das stabilste Dosha, da es aus Erde und Wasser besteht. Grundsätzlich jedoch gerät dasjenige Dosha am schnellsten aus dem Gleichgewicht, das bei der jeweiligen Konstitution dominiert. Vata ist meist verantwortlich für die Entstehung einer Krankheit: Es ist für alle Bewegungsvorgänge im Organismus zuständig und trägt andere, aus der Balance geratene Doshas und ihre Disharmonien durch den Körper. Dies begründet, dass unabhängig von anderen beteiligten Doshas meist auch Vata an den Krankheiten beteiligt ist und zuerst reguliert werden muss, bevor ein anderes Dosha behandelt werden kann. Die ayurvedischen Schriften schildern, dass ein gestörtes Vata an 80 Krankheiten beteiligt ist, 40 Krankheiten durch eine Pitta-Dominanz entstehen und lediglich 20 Krankheiten auf eine Kapha-Disharmonie zurückzuführen sind: Vata-Erkrankungen zeichnen sich durch Schmerzen, Kälte, Trockenheit und Auszehrung aus. Pitta-Erkrankungen lösen Entzündungen, Fieber, Hitze und Brennen aus. Kapha-Erkrankungen haben Übelkeit, Schleimbildung und Wasseransammlungen als Symptome. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Auch Krankheiten, die normalerweise durch Vata verursacht werden, können durch eine Pitta- oder Kapha-Dominanz entstehen: Vata-Kopfschmerzen sind charakterisiert durch einen pochenden oder stechenden Schmerz und haben trockene Haut und Verstopfung als Begleitsymptome. Ein Kopfschmerz, der durch Pitta entsteht, ist verbunden mit Hitze, brennenden Augen und Lichtempfindlichkeit. Kapha-Kopfschmerzen sind dumpf und werden begleitet von Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit. In der Regel ist eine Pitta-Dominanz für Durchfall verantwortlich; jedoch kann dieser auch durch eine nervöse Vata-Störung oder eine Schleimansammlung im Rahmen einer Kapha-Disharmonie begründet sein. 05/
12 12 5. Welche Bedeutung haben die Gesundheit und die Krankheit im Ayurveda? Der Begriff gestörtes Dosha meint zumeist ein Übermaß des entsprechenden Doshas. Aber auch die Reduzierung des Doshas ist ein krankhafter Zustand: Ein Mangel an Vata trägt die gleichen Symptome wie ein Übermaß an Pitta und Kapha; ein Pitta-Mangel entspricht der Vermehrung von Vata und Kapha, und eine Reduzierung von Kapha ist dementsprechend in ihrer Symptomatik ähnlich wie eine Erhöhung von Vata und Pitta. Die ayurvedischen Schriften benennen drei Ursachen, die ein Ungleichgewicht der Doshas verursachen können: Gestörtes Dosha Ursachen für Ungleichgewicht 1. Beeinträchtigung der Sinneswahrnehmungen Aus der Umwelt nimmt der Mensch unablässig Eindrücke auf, die auf das Befinden einwirken und den Organismus beeinflussen. So ändert sich z. B. der Puls, wenn jemand einen spannenden Film sieht oder beruhigende Musik hört. Wenn diese Eindrücke (Stimuli) sehr lang anhaltend oder sehr stark sind, können sie die Doshas stören. Aber auch unpassende Stimuli (wie z. B. ungenießbare Nahrung oder unerwünschte Berührungen) oder ein Mangel an Stimuli können sich als Dosha-Störung manifestieren. 2. Fehlverhalten Vom Menschen selbst erzeugtes Fehlverhalten ist der häufigste Grund für Erkrankungen. Ein Fehlverhalten ist nicht nur im Handeln anzusiedeln, sondern auch im Fühlen und Denken sowie in den Gewohnheiten und Eigenschaften (Lügen, falsche Essgewohnheiten, Angst, Wut, Gier, Überanstrengung u. v. m.). Auch die Unterdrückung natürlicher Bedürfnisse (Niesen, Gähnen, Urinieren, Stuhlgang, Weinen, Sexualität etc.) führt zu einem Ungleichgewicht der Doshas. 3. Klimatische Einflüsse Störungen der Doshas können verursacht werden durch Klimawechsel, ein Zuviel an Kälte, Hitze, Feuchtigkeit oder durch Temperaturen, die nicht den Jahreszeiten entsprechen. Von diesen Ursachen ausgenommen sind angeborene oder Erbkrankheiten und Krankheiten, die durch Unfälle oder Gewaltanwendung entstanden sind (hier könnte nach ayurvedischem Verständnis ein negatives Karma die Ursache sein). Auch Krankheiten, die kurz vor dem Tod eines Menschen eintreten, bilden eine Ausnahme von obiger Ursachenregel. Ausnahmen Wichtiger als die Befolgung aller Ernährungs- und Lebensregeln ist jedoch eine sogenannte sattvische (harmonische) Lebenseinstellung: Ein Mensch, der sich völlig falsch ernährt, jedoch eine positive, sattvische Grundeinstellung besitzt, ist aufgrund dieser Geisteshaltung meist gesünder als ein negativ eingestellter Mensch, der sämtliche ayurvedischen Regeln befolgt. 05/
13 13 5. Welche Bedeutung haben die Gesundheit und die Krankheit im Ayurveda? Lernkontrollfragen zu Kapitel 5? Aufgabe 5.1 Beschreiben Sie die Philosophie der ayurvedischen Medizin. Aufgabe 5.2 Welche Einflüsse begünstigen eine Dosha-Vermehrung? Aufgabe 5.3 Wie entsteht Krankheit aus ayurvedischer Sicht? Aufgabe 5.4 Welches Dosha gerät am schnellsten in Disharmonie? Aufgabe 5.5 Welches Dosha ist das stabilste? 05/
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