Anreizsysteme zur Verbreitung
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- Irmela Holst
- vor 8 Jahren
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1 Anreizsysteme zur Verbreitung betrieblicher Gesundheitsförderung Erfahrungsinput aus dem Bereich der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland St. Gallen 24./25. März 2011 Dr. Michael Drupp Leiter des nds. AOK-Instituts für Gesundheitsconsulting
2 1. Anreizsysteme = Gesamtheit der einem Individuum oder einer Organisation gewährten materiellen und immateriellen Anreize, die für den Empfänger einen Wert (finanzieller Nutzen, Befriedigungswert, Image etc.) besitzen. = stellen im betrieblichem Kontext auf die zielgerichtete Verhaltenssteuerung ab. Mögliche Kritik an verhaltenswissenschaftlichen Grundannahmen: Individuen wie Organisationen verhalten sich nicht allein auf der Basis von Anreiz- und Sanktionsmechanismen. Dr. Michael Drupp 2
3 2. Betriebliche Gesundheitsförderung oder Betriebliches Gesundheitsmanagement? (Definition des DNBGF) Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist eine moderne Unternehmensstrategie zur Verbesserung der Gesundheit am Arbeitsplatz. Sie umfasst die Optimierung der Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung, die Förderung aktiver Teilnahme aller Beteiligten sowie die Unterstützung der Personalentwicklung bei der Realisierung dieser Ziele. BGF zielt sowohl auf eine gesundheitliche Gestaltung der Arbeitsabläufe als auch auf Anreize für ein gesundheitsbewusstes Verhalten der Beschäftigten. Alle Gesundheitspotentiale in Unternehmen und Organisationen werden so gestärkt. Dr. Michael Drupp 3
4 3. Fragen Lässt sich durch monetäre Anreizsysteme ein gewolltes Gesundheitsverhalten auf der individuellen wie der betrieblichen Ebene fördern? Wie müssen Anreizsysteme ausgerichtet sein, um die Wirksamkeit der betrieblichen Gesundheitsförderung zu erhöhen? Der deutsche Arbeits- und Gesundheitsschutz blickt auf eine z. T. Jahrzehnte alte Tradition von Bonus-/Malusverfahren zurück - z. B. bei den Gefährdungsklassen in der gesetzlichen Unfallversicherung - seit 2003 durch fakultative Bonusregelungen in der gesetzlichen Krankenversicherung zur Förderung der individuellen und betrieblichen Gesundheitsförderung Dr. Michael Drupp 4
5 4. Gesetzliche Grundlagen, Bonus für gesundheitsbewusstes Verhalten in der GKV in Deutschland 65 a SGB V (1) Optionale Satzungsregelung zur Gewährung eines Bonus bei Wahrnehmung von Leistungen zur Früherkennung von Krankheiten oder qualitätsgesicherten Leistungen der Krankenkassen zur primären Prävention. (2) Optionale Satzungsregelung zur Gewährung eines Bonus für Arbeitgeber und Versicherte bei Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung. (3) Aufwendungen für Maßnahmen nach Abs. 1 müssen mittelfristig aus Einsparungen und Effizienzverbesserungen finanziert werden; der zuständigen Aufsichtsbehörde muss über diese Einsparungen alle drei Jahre berichtet werden; bei fehlendem Nachweis von Einsparungen dürfen keine Boni gewährt werden. Dr. Michael Drupp 5
6 5. Nutzen-/Kostendimensionen von Bonusregelungen nach Akteursgruppen (beispielhaft) Betriebe Beschäftigte GKV Gesamt- wirtschaft Verbesserung von Produktivität Kosteneinsparung Transfereinkommen (Bonuszahlung) Imagevorteil Transfereinkommen Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden Kosteneinsparung (bei Wirksamkeit des Anreizsystems) Mitgliederbindung Imagegewinn Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes Verbesserung der gesamtwirtschaftlich en Produktivität Investitions- (Zeit-) Investition Beitragsminderein- Investitions-/ aufwand nahmen Bewertungsaufwand Dokumentationsaufwand Beratungsaufwand Dr. Michael Drupp 6
7 6. Qualitätsmanagement und Evaluation am Beispiel eines betrieblichen Gesundheitsbonus Voraussetzungen 500 Punkte Ergebnisse 500 Punkte Mitarbeiter - orientierung 10 % Führung 16% Strategie & Planung 10 % Strukturen und Prozesse des betr. Gesundheits - managements (BGM) 10 % Ergebnisse des betrieblichen Gesundheitsmanagements (50 %) Ressourcen 4 % Innovation und Lernen Dr. Michael Drupp 7
8 7. Bonifizierung im Stufenmodell Beispiel der AOK Niedersachsen Stufe A niedriger Bonus 100 Stufe B mittlerer Bonus 150 Stufe C hoher Bonus 175 Dr. Michael Drupp 8
9 8. Kennzeichen und Ziele des AOK-Modellprojektes EFQM-basierte Umsetzung EFQM-Modell als Leitbild für ganzheitliche Managementsysteme Weltweite Akzeptanz und Verbreitung von Excellence Modellen Verknüpfung von Ergebnissen und deren Voraussetzungen Excellence-Modell als Bewertungsbasis Managementansatz Anwendung von Managementprinzipien (z. B. kontinuierliche Verbesserung, Ziel- und Stakeholderorientierung, Langfristigkeit) Integration von Gesundheitsthemen in das Managementsystem einer Organisation Beitragsbonus für die erfolgreiche Umsetzung Ziele Aufbau eines entwicklungsfähigen Gesamtsystems, nicht die Umsetzung spezifischer Einzelmaßnahmen Sicherung von Effektivität und Effizienz Dr. Michael Drupp 9 Quelle: ITA,, Dr. Martin J. Thul, 2007
10 9. Evaluationsdimensionen am Beispiel des AOKN- Modellvorhabens Prospektiver Beitragsbonus Zwei Dimensionen der Evaluation Effektivität: Nutzen für Anspruchsgruppen Effizienz: Aufwand-/Nutzen-Verhältnis Besonderer Evaluationsfokus der Längsschnittstudien: Entwicklung der Leistungsausgaben (Effektivitätsaspekte) Beitragsbonus Aufbau und Weiterentwicklung des BGM Verbesserung der Gesundheit im Unternehmen Reduktion von Leistungsausgaben Kennzahlen-Sets, die Erfolge belegen können Nicht-verfügbare Daten Verfügbare Daten Jahr 3 Jahr 2 Jahr 1 Medikamente Ambulante Leistungen Heil- und Hilfsmittel Stationäre Leistungen Krankengeld Quelle: ITA,, Dr. Martin J. Thul, 2007 Dr. Michael Drupp 10
11 10. Besonderheiten von Effektivitätsbetrachtungen bei BGF-Projekten in der GKV (beispielhaft Besonderheiten der Effektivitätsbetrachtung Monetäre Erfolge bilden nur eine Teilmenge des Gesamtnutzens ab Begrenzter Zugang zu Kostendaten Begrenzte Proportionalität zwischen Gesundheitseffekten und Kosten (Globalbudget etc.) Strukturelle Verschiebungen (Teuerungsrate, Gesetzesänderungen) Verläufe von Kosten- und Einsparungsentwicklungen (Time Lags, Deckeneffekte, Positivauswahl der Unternehmen) Konsequenzen für die Evaluation Normierte Kennzahlen-Sets und Branchenvergleiche Prognose zukünftiger Entwicklungen Hochrechnung der Einsparungen Ergebnisinterpretation vor dem Hintergrund einer Positivauswahl Dr. Michael Drupp 11 Quelle: ITA,, Dr. Martin J. Thul, 2007
12 11. Perspektiven/Fragestellungen Weiterentwicklung der Anreizmodelle: - stärkere Anbindung des Bonus an realisierte Kosteneinsparungen durch entsprechende Gestaltung des Bewertungsverfahrens - zeitliche Befristung einer Bonus-Gewährung im Sinne einer Anschubhilfe Künftige Nutzung von betrieblichen Anreizsystemen durch die GKV: Möglichkeit zur Preisdifferenzierung im Wettbewerbsmarkt und/oder Kosteneinsparung? bei starker QM- und Kostenbindung (= hohe Eintrittshürde) nur eingeschränkt geeignet zur Verbreitung der BGF jedoch Anreiz zur Förderung von Models of good practice Die Effekte von anreizgestützten BGM-Systemen gehen über die Nutzenperspektive der GKV hinaus: Anlass zu sozialversicherungsübergreifenden Initiativen/Anreizmodellen? Dr. Michael Drupp 12
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