Volkswirtschaftliche Bedeutung und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie

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1 Volkswirtschaftliche Bedeutung und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Masterarbeit Gruppe Agrar-, Lebensmittel- und Umweltökonomie Institut für Umweltentscheidungen Autor: Matteo Aepli Referent: Prof. Dr. Bernard Lehmann Korreferent: Dr. Robert Jörin Betreuung: Dr. Michael Weber Februar 2011

2 ETH Zürich Gruppe Agrar-, Lebensmittel- und Umweltökonomie (AFEE) Institut für Umweltentscheidungen (IED) Matteo Aepli Sonneggstrasse 33 SOL F5 CH-8092 Zürich Tel

3 Vorwort Die Motivation dieser Arbeit war es, eine möglichst umfassende Analyse der volkswirtschaftlichen Bedeutung und der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie durchzuführen. Die Analysen und Berechnungen haben einerseits das Ziel, umfassende Informationen zur Branche und zu deren Umfeld zusammenzustellen und andererseits einen Beitrag zur aktuellen Forschung zu liefern. Für die Betreuung meiner Arbeit möchte ich mich an erster Stelle bei Herrn Dr. Michael Weber bedanken. Er liess mir bei der Ausführung grossen Spielraum und unterstützte mich dort, wo Bedarf bestand. Auch meinem Korreferenten Herrn Dr. Robert Jörin möchte ich danken für die wertvollen Gedankenanstösse und die anregenden Diskussionen. Herrn Prof. Dr. Bernard Lehmann danke ich für die Besprechungen und die Unterstützung meiner Vorschläge zur Bearbeitung der beschlossenen Ziele und Forschungsfragen. Ich hoffe, dass diese Arbeit der Leserschaft einen vertieften Einblick in die Schweizer Nahrungsmittelindustrie gibt und die Lücke, die dabei aus Sicht der Forschung auf dieser Stufe der Agrarwertschöpfungskette bestand, teilweise schliessen kann. Zürich, Februar 2011 Matteo Aepli I

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5 Zusammenfassung Ausgangslage und Problemstellung: Der Schweizer Agrarbereich steht vor entscheidenden Veränderungen. Der Grenzschutz ist umstritten und es ist unsicher, wie lange sich dieser noch aufrechterhalten lässt gegen den äusseren wie auch gegen den inneren Druck. Da sich die Forschung im Agrarbereich oft auf die Landwirtschaft und teilweise auf den Detailhandel beschränkt, richtet sich der Fokus dieser Arbeit auf die Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Konkret sollen die volkswirtschaftlichen Bedeutung und die Wettbewerbsfähigkeit dieser Branche ermittelt werden. Beide Aspekte sind wichtig, wenn es darum geht, die Folgen einer Liberalisierung des Schweizer Agrarmarktes abzuschätzen. Charakterisierung und Systemgrenzen: Die Nahrungsmittelindustrie ist Teil des Schweizer Agribusiness, welches sich aus den einzelnen Teilen der Agrarwertschöpfungskette zusammensetzt. Ergänzend können auch Behörden, Verbände, Genossenschaften und andere Dienstleistungserbringer dazugezählt werden. Lieferanten der Schweizer Nahrungsmittelindustrie sind die Landwirtschaft und weitere zuliefernde Branchen (z.b. Aromahersteller). Direkte Abnehmer der Produkte sind der Gross- und Detailhandel, der Fach- und Einzelhandel sowie die Gastronomie. Die Branche gliedert sich in neun Subbranchen, welche alle Bereiche der Verarbeitung von Agrarprodukten abdecken. Volkswirtschaftliche Bedeutung: Die gesamte Bruttowertschöpfung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie liegt im Bereich von 10 Mia. CHF jährlich. Die wertschöpfungsstarken Subbranchen sind jene im Bereich der Milch- und Fleischverarbeitung, der Herstellung von Back- und Teigwaren, der Getränkeherstellung und der Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln (Schokolade, Kaffee, Zuckerwaren etc.). Für die Gesamtwertschöpfung von geringerer Bedeutung sind die Subbranchen im Bereich der Müllerei, der Öl- und Fettherstellung, der Obst- und Gemüseverarbeitung und der Fischerei. Abgesehen von der Fleischverarbeitung, die kaum Exporte aufweist, sind die Subbranchen mit grosser Wertschöpfung gleichzeitig auch jene mit einem verhältnismässig hohen Exportanteil. Knapp 50% aller Exporte der Schweizer Nahrungsmittelindustrie, die sich im Jahr 2009 auf 6.3 Mia. CHF beliefen, sind auf Ausfuhren innerhalb der Subbranche Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln zurückzuführen. Gegen 40% des Umsatzes generiert diese Subbranche auf den ausländischen Absatzmärkten, wobei ein grosser Teil auf den Export von Kaffee und Kaffeeextrakten zurückzuführen ist. Bei der Milchverarbeitung ist es vor allem der Export von Käse, der jährlich mehr als 550 Mio. CHF generiert (Tendenz steigend). Die EU ist mit Abstand der wichtigste ausländische Absatzmarkt der Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Methoden zur Ermittlung der Wettbewerbsfähigkeit: Die Beurteilung der Nahrungsmittelindustrie erfolgt anhand verschiedener Methoden. Ex-post wird die Wettbewerbsfähigkeit erstens durch eine Analyse des intra-industriellen Handels ermittelt, zweitens durch die Berechnung und den Vergleich der Arbeitsproduktivität und drittens III

6 durch einen Vergleich der Grösse der Arbeitsstätten ermittelt. Unter intra-industriellem Handel versteht sich der Austausch von ähnlichen aber nicht identischen Produkten, die der gleichen Produktkategorie angehören. Daran lässt sich erkennen, in welchen Bereichen die Nahrungsmittelindustrie wettbewerbsfähig ist und wie weit die Integration des Schweizer Agrarmarktes mit jenem der Nachbarländer fortgeschritten ist. Als Ergänzung zur Handelsanalyse wird eine Umfeldanalyse erstellt (ex-ante), die sich am Diamant von Porter orientiert und sich auf jene Faktoren fokussiert, die die Wettbewerbsfähigkeit der Nahrungsmittelindustrie in Zukunft entscheidend beeinflussen werden. Intra-industrieller Handel: Der intra-industrielle Handel wurde über den Grubel-Lloyd Index für eine Vielzahl von Produktkategorien ermittelt. Insgesamt konnten besonders zwischen der Schweiz und Deutschland hohe Werte festgestellt werden. Für die einzelnen Produktkategorien wurde ein hoher intra-industrieller Handel bei Schokolade und bei Lebensmittelzubereitungen aus Mehl ermittelt. Die Schweizer Nahrungsmittelindustrie kann sich dort trotz intensiven Wettbewerbs gut behaupten. Bei anderen Produkten ist die Wettbewerbsfähigkeit jedoch gering und die Integration der Märkte schwach. Da sich stärker integrierte Märkte schneller von Shocks verschiedener Art erholen (z.b. Konjunkturschwankungen, Wechselkursveränderungen), sollte eine weitere Integration des Agrarmarktes Schweiz mit jenem der EU angestrebt werden. Dafür bräuchte es aber einen Abbau des Grenzschutzes. Porters Diamant: Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Unternehmen ist die optimale Wahl der Absatzmärkte. Während in der Schweiz und in anderen west- und nordwesteuropäischen Ländern die Marktsättigung bald erreicht ist, sind besonders die Märkte im asiatischen Raum wachsend sowohl bezüglich der Bevölkerung als auch dem Einkommen. In Europa wird ein hohes Einkommenswachstum im Osten und im Baltikum erwartet. Schweizer Nahrungsmittel werden durch die gesteigerte Kaufkraft für die obersten Einkommensschichten zunehmend erschwinglich. Die Konsumtrends, welche die Nachfrage und das Konsummuster ebenso beeinflussen, gehen zum einen hin zu mehr Convenience-Produkten. Zum andern wird sich auch der Trend zu regionalen und natürlichen Produkten verstärken. Ein grosses Potential liegt zudem im Bereich Ernährung und Gesundheit, wie sich im wachsenden Segment für functional food erkennen lässt. Bei der Beschaffung von Rohstoffen wird die Nahrungsmittelindustrie auf dem Weltmarkt mit zunehmender Preisvolatilität konfrontiert sein. Dieser ist mit einem geeigneten Risikomanagement (z.b. Absicherung an Terminmärkten) zu entgegnen. Zusätzlich ist je nach Szenario (z.b. Öffnung des Agrarmarktes) mit Veränderungen der landwirtschaftlichen Produktion in der Schweiz zu rechnen. Viele Unternehmen werden sich deshalb bei der Faktorbeschaffung internationaler ausrichten müssen, um ihren Bedarf sicherstellen zu können. Auf Seiten der Abnehmer wird der Wettbewerb zunehmen, was sich mit einem verstärkten Druck auf die Einstandspreise bemerkbar machen wird. Die Unternehmen sind gefordert, mit innovativen und qualitativ hochstehenden Produk- IV

7 ten, sowie einer guten Logistik und preislicher Konkurrenzfähigkeit, dem entgegenzutreten. Schliesslich sind auch die zukünftigen Rahmenbedingungen ein wichtiger Einflussfaktor für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Langfristig ist von einer weiteren Öffnung des Schweizer Agrarmarktes auszugehen, auch wenn der Zeitpunkt und das Ausmass der Öffnung (z.b. vollständiger Abbau der Handelshemmnisse im Rahmen eines FHAL oder unilateraler Abbau der Zölle) nicht bekannt sind. Der Wettbewerb wird sich intensivieren und die Unternehmen zu weiteren Kostensenkungen und Rationalisierungsmassnahmen zwingen. V

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9 Offizielle Aufgabenstellung Auftrag für die Masterarbeit von Herrn Matteo Aepli Volkswirtschaftliche Bedeutung und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Hintergrund Die Schweizer Ernährungswirtschaft befindet sich nach einer langen Periode einer Agrarpolitik mit zum Teil intensiven Markteingriffen seit längerer Zeit in einer Phase der Neuorientierung. Im Rahmen der verschiedenen Reformen der Landwirtschaftspolitik seit den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts zieht sich der Staat immer stärker aus der operativen Lenkung der Agrarmärkte zurück. Gleichzeitig wurde mit dem Direktzahlungssystem ein Mechanismus zur Abgeltung von gemeinwirtschaftlichen Leistungen der Landwirtschaft eingeführt. Der Prozess der agrarpolitischen Reformen läuft weiter. Neben vor allem intern bedingten Vorhaben wie der Weiterentwicklung des Direktzahlungssystems (WDZ) wird der Reformprozess in erster Linie getrieben durch den zunehmenden externen Druck zur Liberalisierung der Handelsbeziehungen auch im Agrarsektor. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang insbesondere die Verhandlungen im Rahmen der WTO-Dauha-Runde, Verhandlungen über bilaterale Freihandelsabkommen mit verschiedenen aussereuropäischen Staaten sowie die Verhandlungen mit der Europäischen Union (EU) über ein Freihandelsabkommen für den Agrar- und Lebensmittelbereich zwischen der Schweiz und der EU (FHAL). Je nach Ausgang dieser Verhandlungen werden sich für den Schweizer Ernährungssektor erhebliche Konsequenzen ergeben (v.a. hinsichtlich Zollschutz, interner Stützung und Exportsubventionen). Bisher werden in der Öffentlichkeit sowie im politischen Prozess insbesondere mögliche Auswirkungen auf die Schweizer Landwirtschaft sowie allenfalls notwendige Begleitmassnahmen zur Abfederung unerwünschter Effekte thematisiert. Allfällige Effekte auf die Schweizer Nahrungsmittelindustrie werden bisher kaum öffentlich diskutiert. Dies obwohl die Nahrungsmittelindustrie einen grossen Anteil der schweizerischen Urproduktion verarbeitet und vertreibt und damit der Absatz von Schweizer Agrarprodukten weitgehend auch vom Bestand der Nahrungsmittelindustrie abhängt. Die Struktur der Schweizer Nahrungsmittelindustrie ist geprägt von den agrarpolitischen Rahmenbedingungen der Vergangenheit. Dies führte zu einer Ausrichtung einzelner Unternehmen auf den inländi- VII

10 schen Markt einerseits und Unternehmen mit einer strikten Orientierung an internationalen Marktgegebenheiten andererseits. Die Nahrungsmittelindustrie ist mit ihren vor- und nachgelagerten Sektoren in vielfältiger Form verflochten und in Teilbereichen erheblich exportorientiert. Zudem zeichnet sich die Verarbeitung von Nahrungsmitteln aufgrund einer ausgeprägten Verbundproduktion und aufgrund der unterschiedlichen Rohstoffe, die verarbeitet werden (Milch, Fleisch, Getreide etc.), durch eine sehr grosse Heterogenität aus. Es kann also nicht von einem homogenen Wirtschaftssektor gesprochen werden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung und der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Die Beantwortung dieser Frage hat eine hohe Relevanz in Bezug auf die Beurteilung möglicher Wirkungen von allfälligen veränderten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Forschungsgegenstand Innerhalb dieses Rahmens soll sich Herr Matteo Aepli mit der Thematik der Volkswirtschaftlichen Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie auseinandersetzen. Dabei sollen insbesondere folgende Fragestellungen bearbeitet werden: Wie lässt sich die Schweizer Nahrungsmittelindustrie abgrenzen (Systemgrenze)? Wie lässt sich die Schweizer Nahrungsmittelindustrie beschreiben in Bezug auf Anzahl Unternehmen, Arbeitsplätze, geografische Verteilung etc.? Wie lässt sich die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie mit Hilfe des ausgewählten methodischen Konzeptes konkret beurteilen? Welche methodischen Konzepte zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche gibt es und welches Konzept eignet sich für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie? Wie ist die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie einzuschätzen? Methodik Erwartete Resultate Dokumentenrecherche, Datenrecherche & quantitative Methoden, Synthese Aufarbeitung themenbezogener Theorien bzw. Grundlagen Beantwortung der aufgeführten Fragestellungen Darstellung der Ergebnisse in einem Textdokument Zeitraum Im Zeitraum ab Mitte Februar 2010 VIII

11 Referent Korreferent Referent: Prof. Dr. Bernard Lehmann, Korreferent: Dr. Robert Jörin, Betreuung: Dr. Michael Weber, Besonderes Die Masterarbeit wird zu einem Teil im Rahmen des Gesamtprojekts Folgen unterschiedlicher Freihandelsszenarien auf die Schweizer Nahrungsmittelindustrie erstellt. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass die Ergebnisse der Untersuchung (mit Ausnahme des theoretischen Teils) bis Ende August zusammen mit den Ergebnissen des restlichen Projekts veröffentlicht werden können. Die entsprechenden Textkapitel, die von M. Aepli zu formulieren sind, müssen bis dann in den Gesamtbericht integriert werden können. IX

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13 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Ausgangslage Problemstellung und Aufbau der Arbeit Charakterisierung und Systemgrenzen Vom Schweizer Agribusiness zur Schweizer Nahrungsmittelindustrie Einteilung in Verarbeitungsstufen Systematik Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Verwendetes Konzept Beschäftigte und Arbeitsstätten Beschäftigtenanteil der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Beschäftigte und Arbeitsstätten nach Subbranchen Unternehmensstrukturen Unternehmensstruktur der Gesamtbranche Unternehmensstruktur der Subbranchen Umsatz und Bruttowertschöpfung Umsatzentwicklung Bruttowertschöpfung der Nahrungsmittelindustrie Bruttowertschöpfung nach Subbranchen Exporte Exportentwicklung der Nahrungsmittelindustrie Exporte nach Subbranchen Exportanteile der Subbranchen Regionalwirtschaftliche Bedeutung Verteilung der Beschäftigten und Arbeitsstätten Entwicklung der Anzahl Beschäftigter und Arbeitsstätten Ausgewählte Subbranchen Fazit Theoretischer Hintergrund und Methoden zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche Definition Wettbewerbsfähigkeit Wettbewerbsfähigkeit, ökonomische Konzepte XI

14 4.2.1 Aussenhandelstheorie Strategisches Management Methoden zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche Systematik der Methoden Auswahl oft verwendeter Methoden Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Resultate Intra-industrieller Handel bei Agrargütern zwischen der Schweiz und ihren Nachbarländern Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie bei ausgewählten Produktkategorien Zusammenfassung der Resultate Diskussion Integration des Agrarmarktes der Schweiz mit ihren Nachbarländern Interpretation der Ergebnisse der Produktkategorien Verzerrungen durch den Grenzschutz und Implikationen für den Abbau von Handelshemmnissen Konsequenz für ein Freihandelsabkommen der Schweiz mit der EU im Agrarsektor Liberalisierung und intra-industrieller Handel: eine neue Perspektive.. 85 Exkurs 1: Vergleich der Strukturen in der Schweiz mit jenen von Deutschland.. 87 Verteilung der Arbeitsstätten nach Grössenklassen Durchschnittliche Grösse der Arbeitsstätten Exkurs 2: Arbeitsproduktivität Vergleich mit anderen Branchen der Schweizer Volkswirtschaft Vergleich mit den deutschen und österreichischen Subbranchen Porters Diamant Zukünftige Entwicklung der Determinanten und der Variablen Nachfragekonditionen Faktorkonditionen Verwandte und unterstützende Branchen Strategie, Struktur und Wettbewerb Regierung Zufall Folgerungen XII

15 6.2.1 Nachfragekonditionen Faktorkonditionen Verwandte und unterstützende Branchen Strategie, Struktur und Wettbewerb Regierung und Zufall Zusammenfassung der wichtigsten Interaktionen Schlussfolgerungen Wichtigste Erkenntnisse Methodenreflexion Weiterer Forschungsbedarf Literaturverzeichnis Anhang XIII

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17 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Aufbau der Arbeit... 4 Abbildung 2: Systematische Darstellung des Schweizer Agribusiness... 6 Abbildung 3: Definition der Verarbeitungsstufen... 8 Abbildung 4: Verwendete Gruppen/Subbrachen der Systematik... 9 Abbildung 5: Verwendetes Konzept zur Ermittlung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Abbildung 6: Entwicklung der Beschäftigten der Nahrungsmittelindustrie Abbildung 7: Anteil der Beschäftigten je Grössenklasse, nach Subbranchen (%) Abbildung 8: Umsatzentwicklung der Nahrungsmittelindustrie, des 2. Sektors und der gesamten Schweizer Volkswirtschaft, Basisjahr Abbildung 9: Berechnungsmethode Abbildung 10: Entwicklung der Bruttowertschöpfung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und der Schweizer Landwirtschaft (inkl. Fischerei) Abbildung 11: Entwicklung der wertmässigen Exporte der Schweiz insgesamt und derjenigen der Nahrungsmittelindustrie, indexiert, 2001 bis Abbildung 12: Beschäftigte und Arbeitsstätten nach Kantonen Abbildung 13: Anteil der Beschäftigten der Nahrungsmittelindustrie am Total der Beschäftigten der Kantone Abbildung 14: Entwicklung der Beschäftigten und Arbeitsstätten (zwischen 2001 und 2008, nach Kantonen) Abbildung 15: Beschäftigte und Arbeitsstätten der Subbranche Milchverarbeitung nach Kantonen Abbildung 16: Beschäftigte und Arbeitsstätten der Subbranche Schlachten und Fleischverarbeitung nach Kantonen Abbildung 17: Beschäftigte und Arbeitsstätten der Subbranche Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln nach Kantonen Abbildung 18: Wechselkurs und absolute Preisvorteile Abbildung 19: Erklärung des Aussenhandels Abbildung 20: Porters Diamant Abbildung 21: Erklärung des Konzepts zur Auswertung der Resultate anhand dreier Fallbeispiele XV

18 Abbildung 22: Milchprodukte und Schokolade; GL-Werte und Handelsflüsse; arithmetische Durchschnitte der Jahre 2008 und Abbildung 23: Schokolade, differenzierte Betrachtung 6-stellig; GL-Werte und Handelsflüsse; arithmetische Durchschnitte der Jahre 2008 und Abbildung 24: Getreideprodukte; GL-Werte und Handelsflüsse; arithmetische Durchschnitte der Jahre 2008 und Abbildung 25: Teigwaren, differenzierte Betrachtung 6-stellig; GL-Werte und Handelsflüsse; arithmetische Durchschnitte der Jahre 2008 und Abbildung 26: Wettbewerbsfähigkeit auf einen Blick, Produktkategorien im Spannungsdreieck zwischen komparativen Wettbewerbsvorteilen und Wettbewerbsnachteilen und dem intra-industriellen Handel Abbildung 27: Skaleneffekte, theoretischer Hintergrund Abbildung 28: Verteilung der Arbeitsstätten nach Grössenklassen, Schweiz und Deutschland, in Prozenten am Total der Arbeitsstätten Abbildung 29: Durchschnittliche Anzahl Beschäftigte pro Arbeitsstätte, nach Grössenklassen, Schweiz/Deutschland, in Prozenten am Total der Arbeitsstätten Abbildung 30: Arbeitsproduktivität der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und anderen Branchen (2007, Bruttowertschöpfung pro Vollzeitäquivalent, in Tausend CHF) Abbildung 31: Bevölkerungsentwicklung der Schweiz, drei Szenarien Abbildung 32: Demographische Verteilung der Schweizer Bevölkerung nach Altersklassen für die Jahre 2005 und 2060 (drei Szenarien) Abbildung 33: BIP pro Kopf für die Schweiz, jährliche Veränderung zum Vorjahr, real, Prognosen von 2010 bis Abbildung 34: Konsum von pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln in der Schweiz Abbildung 35: Fleischkonsum in der Schweiz, Anteile am Total, absolute Werte für die Jahre 1990 und Abbildung 36: Pro-Kopf-Konsum von Fleisch in der Schweiz Abbildung 37: Pro-Kopf-Konsum von Milch und Milchprodukten in der Schweiz (für Milchgetränke ist nur der Wert für 2009 vorhanden) XVI

19 Abbildung 38: Bevölkerungswachstum (über 20 Jahre, 2010 bis 2030) und Wachstum des BIP pro Kopf (über 5 Jahre, 2010 bis 2015) in den EU- Mitgliedsstaaten (ohne Zypern) Abbildung 39: Bevölkerungswachstum (über 20 Jahre, 2010 bis 2030) und Wachstum des BIP pro Kopf (über 5 Jahre, 2010 bis 2015) in ausgewählten Ländern (ohne EU-Mitgliedstaaten) Abbildung 40: Getreide, jährliche Abweichung des Ertrags vom langfristigen Trend; Australien, EU (27) und USA Abbildung 41: Zusammenfassung der wichtigsten Interaktionen in Porters Diamant XVII

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21 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Die einzelnen Subbranchen und Beispiele zu ihrer Abgrenzung Tabelle 2: Tabelle 3: Tabelle 4: Beschäftigte und Arbeitsstätten der einzelnen Subbranchen und deren Veränderungen zwischen 2001 und Beschäftigte, Vollzeitäquivalente und Arbeitsstätten der Schweizer Nahrungsmittelindustrie nach Grössenklassen (nach Beschäftigten). 18 Berechnete Bruttowertschöpfungen der einzelnen Subbranchen (2007) Tabelle 5: Exporte der Subbranchen der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Tabelle 6: Tabelle 7: Tabelle 8: Tabelle 9: Tabelle 10: Tabelle 11: Tabelle 12: Tabelle 13: Tabelle 14: Anteil der Exporte am Gesamtumsatz der einzelnen Subbranchen, nach Kategorien, Jahr Absolute Kostenvorteile: Benötigte Einheiten an Arbeit (hypothetisch) zur Produktion einer Einheit Halbhartkäse und Fruchtjoghurt, Schweiz und Deutschland Absolute Kostenvorteile: Produzierte Mengen vor und nach der Spezialisierung Komparative Kostenvorteile: Benötigte Einheiten an Arbeit (hypothetisch) zur Produktion einer Einheit Halbhartkäse und Fruchtjoghurt, Schweiz und Deutschland Komparative Kostenvorteile: Produzierte Mengen vor und nach der Spezialisierung GL-Index für die 4-stelligen Tarifnummern ausgewählter Zollkapitel; handelsgewichtet aggregiert nach den Daten der 8-stelligen Tarifnummern (gemäss Gleichung 2); arithmetischer Durchschnitt der GL-Werte für die Jahre 2008 und Arbeitsproduktivität der Subbranchen der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und jenen von Deutschland und Österreich (2007, Bruttowertschöpfung pro Beschäftigte/Beschäftigter, in Tausend CHF) Entwicklung des Konsums in der EU zwischen 1991 und 2009 und mögliche Tendenzen für die zukünftige Entwicklung Wachstum der Nachfrage zwischen 2010 und 2019, Länder mit grösstem Wachstum XIX

22 Tabelle 15: Tabelle 16: Entwicklung der Tierbestände unter verschiedenen Szenarien im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2009; FHAL: Übergangsfrist von 2014 bis 2018 (ohne Begleitmassnahmen) Entwicklung der Flächennutzung unter verschiedenen Szenarien im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2009; FHAL: Übergangsfrist von 2014 bis 2018 (ohne Begleitmassnahmen); ohne Futtergetreide, Wiesen und Öko-Ausgleichsflächen XX

23 Abkürzungen Ab i.e.s. Ab i.w.s. a.n.g. AVV BFS BLW DESTATIS ESTV EU EZV FHAL fial KMU NOGA PO PMO PVV SNB TSM Vs WDZ WTO Agribusiness im engeren Sinn Agribusiness im weiteren Sinn anderweitig nicht genannt Aktiver Veredelungsverkehr Bundesamt für Statistik Bundesamt für Landwirtschaft Statistisches Bundesamt Deutschland Eidgenössische Steuerverwaltung Europäische Union Eidgenössische Zollverwaltung Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und der EU im Agrar- und Lebensmittelbereich Föderation der schweizerischen Nahrungsmittelindustrien Kleine und mittlere Unternehmen Allgemeine Systematik der Wirtschaftszweige Produzentenorganisation Produzentenmilchverarbeiterorganisation Passiver Veredelungsverkehr Schweizerische Nationalbank TSM Treuhand GmbH Verarbeitungsstufe Weiterentwicklung des Direktzahlungssystems World Trade Organization XXI

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25 1. Einleitung Die vorliegende Arbeit fokussiert sich auf die Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Diese ist eher selten Gegenstand von Forschungsarbeiten. Studien im Agrar- und Lebensmittelbereich beziehen sich oft auf die Landwirtschaft oder den Detailhandel. Das erste Kapitel gibt einen Einstieg zur Ausgangslage, in der sich der Schweizer Agrarbereich befindet. Im zweiten Teil werden die Forschungsfragen erläutert, die zur Analyse der Schweizer Nahrungsmittelindustrie verwendet werden. Anschliessend wird ein Überblick zum Aufbau der Arbeit gegeben. 1.1 Ausgangslage Die Schweizer Agrarwirtschaft in den folgenden Kapiteln oft als Schweizer Agribusiness bezeichnet war seit dem zweiten Weltkrieg geprägt von einem starken Grenzschutz, von Marktstützung und von Marktintervention. Davon hat an erste Stelle die Landwirtschaft, aber auch ein Teil der ihr vor- und nachgelagerte Stufen profitiert. In den 1990er Jahren wurden erste Schritte zum teilweisen oder kompletten Abbau der Staatsinterventionen und Stützungsmassnahmen in den Agrarmärkten unternommen. Geblieben ist der Grenzschutz, welcher bei einzelnen Produkten vor allem im Rahmen der Agrarpolitik über die Jahre teilweise abgebaut wurde, besonders aber im Bereich der Agrarrohstoffe den grenzüberschreitenden Handel immer noch stark behindert. Ebenso bedeutend wie der tarifäre Teil des Grenzschutzes ist der nichttarifäre Bereich, der sich mehrheitlich aus technischen Handelshemmnissen zusammensetzt. Dieses System führt dazu, dass die Konsumenten für Nahrungsmittel im Vergleich zu den Nachbarländern einen teilweise deutlich höheren Preis bezahlen müssen. Der Grenzschutz hat auch Konsequenzen für Schweizer Nahrungsmittelexporteure. Ähnlich wie die Schweiz ihren Agrarmarkt gegenüber ausländischer Ware schützt, tun es auch andere Länder gegenüber der Schweiz. Da die EU der wichtigste Handelspartner ist, fällt vor allem deren Grenzschutz ins Gewicht. Dies ist einer der Gründe, weshalb ein umfassendes Freihandelsabkommen im Agrar- und Lebensmittelbereich mit der EU (genannt FHAL) angestrebt wird. Mit der Liberalisierung des Käsemarktes zwischen der Schweiz und der EU im Rahmen der Bilateralen I und dem Abkommen über landwirtschaftliche Verarbeitungserzeugnisse (revidiertes Protokoll Nr. 2 zum Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und der EWG von 1972), welches 2005 in Kraft trat, wurden schon erste Schritte in diese Richtung eingeleitet. Zusätzlich zum bilateralen Weg hat die Schweiz auch die Möglichkeit, unilateral ihren Grenzschutz abzubauen (ohne Absprache mit den Handelspartnern). Ein Beispiel ist die Mehlzollsenkung vom 1. Juli 2010 von 65 CHF pro 100 kg Mehl auf 50 CHF pro 100 kg Mehl. Die dritte Möglichkeit besteht in einem multilateralen Abkommen; konkret in einem Abschluss der DOHA-Runde in der WTO. Der Einfluss der Schweiz auf die Verhandlungen und das Verhandlungsergebnis ist innerhalb der WTO jedoch begrenzt. 1

26 1. Einleitung 1.2 Problemstellung und Aufbau der Arbeit Die vorliegende Arbeit hat zwei Forschungsziele: Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie soll aufgezeigt und ihre Wettbewerbsfähigkeit und zukünftigen Potentiale analysiert werden. 1 Aus den oben definierten Hauptzielen lassen sich mehrere Forschungsfragen ableiten, anhand derer der angestrebte Erkenntnisgewinn erreicht werden soll. Gleichzeitig lässt sich anhand der Hauptziele auch die Struktur der vorliegenden Arbeit erläutern. 1. Systemgrenzen Forschungsfrage 1: Wie kann die Schweizer Nahrungsmittelindustrie abgegrenzt werden und aus welchen Produktionsbereichen setzt sie sich zusammen? Es geht bei der Beantwortung dieser Forschungsfrage in erster Linie darum, die Systemgrenzen festzulegen, innerhalb derer die Analysendurchgeführt werden. 2. Volkswirtschaftliche Bedeutung Forschungsfrage 2: Wie wird die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie konkret beurteilt? Wie ist die geographische Verteilung der Unternehmen und Arbeitsplätze in der Schweiz? Diese Forschungsfrage bildet einen Kern der Arbeit. Zuerst wird das verwendete Konzept zur Bewertung der volkswirtschaftlichen Bedeutung vorgestellt und anhand dessen anschliessend die Ergebnisse präsentiert. 3. Wettbewerbsfähigkeit Forschungsfrage 3: Welches sind die oft angewandten methodischen Konzepte zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche? Welches Konzept eignet sich für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie? Für die Bestimmung der Wettbewerbsfähigkeit von Branchen stehen verschiedenste Konzepte zur Verfügung. Es wird eine Reihe von Methoden besprochen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf jenen, die in den darauf folgenden Kapiteln zur Anwendung kommen. 1 Vorangehend wurde von der Professur für Agrarwirtschaft der ETH Zürich (Prof. Dr. Bernard Lehmann) und der Professur für Volkswirtschaftslehre der HTW Chur (Prof. Dr. Peter Moser) die Studie Folgen unterschiedlicher Öffnungsszenarien auf die Schweizer Nahrungsmittelindustrie erstellt (Lehmann et al., 2011, Auftraggeber economiesuisse), in die ein Teil dieser Arbeit eingeflossen ist. 2

27 1. Einleitung Forschungsfrage 4: Welche Folgerungen lassen sich aus der Analyse des intra-industriellen Handels für die Nahrungsmittelindustrie ableiten? Die Forschungsfrage 4 wird in Rahmen der Teilforschungsfragen 4.1 bis 4.3 präzisiert. Im Zentrum der empirischen Analyse des Aussenhandels stehen einerseits die direkten Erkenntnisse, die sich für die Wettbewerbsfähigkeit der betrachteten Produktkategorien ableiten lassen, und anderseits grundsätzliche Erkenntnisse zur Bedeutung des intraindustriellen Handels für Agrarprodukte im Fall der Schweiz und ihrer Nachbarländer. Folgende Teilforschungsfragen werden bearbeitet. Teilforschungsfrage 4.1: Welche Bedeutung hat der intra-industrielle Handel insgesamt für den Agrarhandel der Schweiz mit ihren Nachbarländern? Wie weit hat sich der Schweizer Agrarmarkt in den europäischen Markt schon integriert? Die Analyse der Aussenhandelsdaten einiger Zollkapitel soll einen Überblick zum Ausmass des intra-industriellen Handels geben. Teilforschungsfrage 4.2: Bei welchen Produktgruppen hat die Schweizer Nahrungsmittelindustrie ihre Stärken und ist im Vergleich zur Nahrungsmittelindustrie der Nachbarländer wettbewerbsfähig? Im Zentrum stehen die differenzierte Betrachtung einer Vielzahl von Produktkategorien und ihre Analyse in Bezug auf den intra-industriellen Handel und die komparativen Vor- und Nachteile. Teilforschungsfrage 4.3: Welche Schlussfolgerungen können aus der Analyse des intra-industriellen Handels für eine weitere Liberalisierung des Agrarmarktes der Schweiz mit jenem der EU abgeleitet werden? Die laufende Diskussion zur Liberalisierung der Märkte soll um die bis anhin kaum beachtete Dimension des intra-industriellen Handels ergänzt werden. Dabei steht die Integration der Märkte im Vordergrund Forschungsfrage 5: Wie sieht das zukünftige Umfeld der Schweizer Nahrungsmittelindustrie aus? Welches sind die zukünftigen Absatzmärkte? Mit welchen Risiken werden die Unternehmen konfrontiert sein? 3

28 1. Einleitung Mithilfe des Diamanten von Porter wird eine Umfeldanalyse für die nächsten Jahre erstellt. Der Schwerpunkt liegt auf jenen Faktoren, die in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie massgeblich beeinflussen werden. Der Aufbau der Arbeit folgt den oben formulierten Forschungsfragen. Abbildung 1 gibt dazu einen Überblick. Abbildung 1: Aufbau der Arbeit Kapitel 1: Einleitung Kapitel 2: Charakterisierung und Systemgrenzen (Forschungsfrage 1) Wettbewerbsfähigkeit Kapitel 3: Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie (Forschungsfrage 2) Kapitel 4: Theoretischer Hintergrund und Methoden zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche (Forschungsfrage 3) Kapitel 5: Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie (Forschungsfrage 4) Kapitel 6: Porters Diamant (Forschungsfrage 5) Kapitel 7: Schlussfolgerungen 4

29 2. Charakterisierung und Systemgrenzen Das folgende Kapitel bildet den Rahmen für die in den nächsten Kapiteln diskutierten Fragestellungen und Szenarien. Es dient der Abgrenzung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie von der Gesamtwirtschaft, insbesondere vom Schweizer Agribusiness. Zudem soll die Nahrungsmittelindustrie in einzelne Subbranchen aufgeteilt werden, welche zu einem späteren Zeitpunkt charakterisiert werden (vgl. dazu Kapitel 3). 2.1 Vom Schweizer Agribusiness zur Schweizer Nahrungsmittelindustrie Die Schweizer Nahrungsmittelindustrie ist aufgrund ihres vielseitigen Produktportfolios und der intensiven Vernetzung mit anderen Branchen schwierig abzugrenzen und zu definieren. Um hier Klarheit zu schaffen, werden im Folgenden über eine negativ- Definition ausgehend vom Schweizer Agribusiness die Grenzen der Schweizer Nahrungsmittelindustrie aufgezeigt. Nach Weber (2002) besteht das Agribusiness grundsätzlich aus der Landwirtschaft und den ihr vor- resp. nachgelagerten Stufen (inkl. Detailhandelsunternehmen, die ihre Produkte wieder in den Agrarsektor liefern oder eine Hauptrichtung Nahrungsmittel aufweisen). Strecker et al. (1996) weist auf eine erweiterte Definition des Agribusiness hin, welche verschiedene Formen von Dienstleistungen resp. Dienstleistungsunternehmen (Verbände, Versicherungen etc.) und sämtliche Zulieferer miteinschliesst. In der vorliegenden Arbeit wird das Agribusiness im engeren Sinn als die gesamte Agrar- und Ernährungswirtschaft verstanden: von den Betriebsmittelproduzenten für die Landwirtschaft über die Landwirtschaft selbst zur Nahrungsmittelindustrie bis zum Detailhandel, der Gastronomie und dem Fachhandel, welche direkt den Konsumenten beliefern. Die dazwischen geschalteten Handelsstufen sind selbstverständlich auch Teil des Agribusiness. Oft wird dieser Definition auch der Begriff Agri Food Chain oder auf Deutsch Nahrungsmittelwertschöpfungskette zugeordnet. Als Abkürzung wird Ab i. e. S. (Agribusiness im engeren Sinn) verwendet. Entsprechend umfassender wird das Ab i. w. S. (Agribusiness im weiteren Sinn) definiert (vgl. Abbildung 2). Dazu können sämtliche Zulieferer auf allen Stufen (ohne die Betriebsmittelproduzenten, welche schon im Ab i. e. S. enthalten sind), Transportunternehmen, die zu einem grossen Teil im Nahrungsmittelgeschäft tätig sind, private und staatliche Dienstleistungsunternehmen (z.b. Kreditgeber und Versicherungsunternehmen), Verbände, Behörden und Genossenschaften gezählt werden (in Anlehnung an Strecker et al., 1996) (vgl. Abbildung 2). Der Konsument ist nicht Teil davon, kann aber als das eigentliche Zielelement des Agribusiness bezeichnet werden. Von grosser Bedeutung ist auch der ganze Aussenhandel (sowohl Export als auch Import), welcher direkt über Unternehmen des Ab. i. e. S. abläuft, aber auch noch Agenturen und ausländische Unternehmen (z.b. Rohstofflieferanten oder Detailhandelsunternehmen) beinhaltet, die direkt oder indirekt mit Teilen des Ab i. e. S. in Kontakt stehen, Verhandlungen führen und Verträge abschliessen. 5

30 Konsument 2. Charakterisierung und Systemgrenzen Abbildung 2: Systematische Darstellung des Schweizer Agribusiness Staatliche Dienstleistungen und Behörden Ab. i. w. S. Aussenhandel Ab. i. e. S. Nur eine Vs Gastronomie Landwirtschaft Betriebsmittelhersteller Vs 1 Vs 2 Detailhandel Fachhandel Grosshandel Zulieferer Private Dienstleistungen Verbände und Genossenschaften Ab i. e. S.: Agribusiness im engeren Sinn, Ab i. w. S.: Agribusiness im weiteren Sinn, Vs: Verarbeitungsstufe Quellen: in Anlehnung an Weber, 2002, und Strecker et al., 1996 Die Nahrungsmittelindustrie grenzt entlang der Nahrungsmittelwertschöpfungskette an die Landwirtschaft. Sie veredelt die dort produzierten Rohstoffe. Teilweise ist zwischen den beiden Akteuren eine Zwischenstufe eingeschaltet mit der Funktion, die Rohstoffe der einzelnen Landwirtschaftsbetriebe gebündelt an ein Verarbeitungsunternehmen weiter zu geben (in Abbildung 2 nicht eingezeichnet). In der Milchbranche wären dies die Produzentenorganisationen (PO) oder Produzentenmilchverarbeiterorganisationen (PMO), die den Transport der Milch von den Landwirtschaftsbetrieben zu den Verarbeitungsunternehmen organisieren und unter anderem auch an den Preisverhandlungen beteiligt sind. In anderen Branchen wie zum Beispiel beim Getreide geschieht die Bündelung oft über sogenannte Sammelstellen, wo der Landwirt seine Ernteprodukte abliefern kann. Diese sind oft schon teil des nachgeschalteten Verarbeitungsunternehmens. Auf der anderen Seite der Wertschöpfungskette grenzt die Nahrungsmittelindustrie an die Stufe Detailhandel, Gastronomie und Fachhandel. Dazwischen besteht wiederum die Option von Handelsunternehmen. Besonders bei Gemüse und Obst muss zusätzlich die Stufe Grosshandel beachtet werden, welche sich dazwischen schiebt. Neben den inländischen Absatzkanälen sind für einen grossen Teil der Schweizer Nahrungsmittelindustrie auch ausländische Absatzmärkte von grosser Bedeutung, um trotz dem gesättigten Schweizer Markt weiterhin wachsen zu können. Im Jahr 2008 wurden 19 6

31 2. Charakterisierung und Systemgrenzen Prozent des Gesamtumsatzes im Export erwirtschaftet (fial, 2009). Der Aussenhandel wird jedoch auch für den Import von Komponenten (Rohstoffe, Zwischenprodukte resp. Halbfabrikate etc.) benötigt, die in der Schweiz weiter verarbeitet werden und zur Bedarfsdeckung im Inland beitragen oder wiederum exportiert werden. Ein weiterer bedeutender Teil des Ab. i. w. S. sind die Zulieferer, sowohl für die Stufe Nahrungsmittelindustrie als auch für andere Stufen des Agribusiness. Darunter fallen eine Fülle von Unternehmen z.b. solche in der Herstellung von Zusatzstoffen (Enzyme, Vitamine etc.) bis zu solchen, die Investitionsgüter bereitstellen, zum Beispiel Maschinen für die einzelnen Prozesse der Verarbeitung resp. die Produkteherstellung. All jene, die zwar Zulieferer sind, aber nicht zu einem grossen Teil spezifisch für die Nahrungsmittelindustrie produzieren (z.b. Unternehmen in der Transportfahrzeugherstellung), werden nicht als Bestandteil des Ab. i. w. S. betrachtet. Die Nahrungsmittelindustrie ist nicht homogen strukturiert. Oft wird eine Unterteilung in 1. und 2. Verarbeitungsstufe vorgenommen. Je nach Produkt und den angewendeten Prozessen macht es auch Sinn, nur von einer Verarbeitungsstufe zu sprechen (vgl. Abbildung 2) Der nächste Abschnitt gibt dazu einen Überblick. 2.2 Einteilung in Verarbeitungsstufen Die Nahrungsmittelproduktion hat sich in den letzten Jahrzehnten stetig entwickelt in Richtung weiterverarbeiteter Produkte mit einem entsprechend hohen Wertschöpfungsgrad. Dieser Trend wird unter anderem getrieben durch die gesteigerte Nachfrage nach Convenience-Produkten, die ihr Maximum noch nicht erreicht hat (Credit Suisse, 2010), aber auch durch den stetigen Ausbau von Produktlinien, die zusehends auf immer spezifischere Wünsche und Ansprüche des Konsumenten ausgerichtet sind und oft weit entfernt von den Eigenschaften des Rohstoffes liegen. Die Struktur der Nahrungsmittelindustrie hat sich entsprechend gewandelt und heute wird oft von Verarbeitungsstufen innerhalb der Produkteherstellung gesprochen. Je nach Rohstoff und Endprodukt sind gewisse Unternehmen am Anfang der Verarbeitung anzuordnen (z.b. Getreidemühlen) und andere eher im zweiten resp. letzten Teil bei der Fertigstellung der Produkte (z.b. Bäckereiunternehmen). Eine eindeutige Einteilung jedes Unternehmens ist nicht möglich. Gewisse Unternehmen können mit einigen ihrer Produkte sowohl dem Anfang der Verarbeitung zugeordnet werden (Zwischenfabrikate) und gleichzeitig mit anderen Produkten der ganzen Verarbeitungskette (nur eine Verarbeitungsstufe). Ein Beispiel wäre ein Unternehmen in der Milchwirtschaft, welches sowohl Milchpulver (Zwischenfabrikat) als auch Trinkmilch, Joghurt und Käse zum direkten Konsum herstellt. Trotz einiger Schwierigkeiten bei der Abgrenzung in Verarbeitungsstufen wird an diesem Konzept festgehalten, da es einen Ansatz zur einfachen Strukturierung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie bietet. Abbildung 3 gibt einen Überblick über die Zuordnung einzelner Unternehmen zu den Verarbeitungsstufen. Teilweise ist es sinnvoll, innerhalb des Unternehmens zu differenzieren und einzelne Geschäftsabteilungen unterschiedlich zuzuordnen. Die Eintei- 7

32 2. Charakterisierung und Systemgrenzen lung ist durch die oft fliessenden Übergänge zum Teil abhängig von der subjektiven Einschätzung und nicht immer eindeutig und per definitionem gegeben. Abbildung 3: Definition der Verarbeitungsstufen Die Differenzierung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie geschieht gemäss Abbildung 2 in 1. und 2. Verarbeitungsstufe oder nur eine Verarbeitungsstufe, wobei diese wie folgt beschrieben werden können: Erste Verarbeitungsstufe Gibt es nur, wenn gleichzeitig eine 2. Verarbeitungsstufe existiert, in der das Zwischenfabrikat weiter verarbeitet wird. Deckt den ersten Schritt der Verarbeitung von Agrarrohstoffen zur Lebensmittelherstellung ab und ist nicht standortgebunden (Inland oder Ausland). Schliesst mit einem Zwischenprodukt ab, das für mindestens einen weiteren Verarbeitungsschritt in ein anderes Unternehmen gelangt, bis es konsumfertig ist. Die Verarbeitung beginnt mit der ersten Behandlung der Rohstoffe (thermisch, mechanisch, chemisch etc.). Die Bündelung von Rohstoffen und das Abpacken, ohne dass in irgendeiner Weise der Rohstoff in seinen ursprünglichen Eigenschaften verändert wird, ist nicht Teil der Verarbeitung. Die hergestellten Zwischenprodukte sind direkt auf die Anforderungen der 2. Verarbeitungsstufe ausgerichtet. Beispiel: Ein Müllereibetrieb, der das Getreide bei den Sammelstellen abholt, es allenfalls zuerst lagert und dann auf Bestellung Mehl herstellt, das wiederum in einem anderen Unternehmen zur Herstellung von Backwaren verwendet wird ( 2. Verarbeitungsstufe). Zweite Verarbeitungsstufe Gibt es nur, wenn eine vorangehende 1. Verarbeitungsstufe existiert, in der das Zwischenfabrikat hergestellt wurde. Deckt den zweiten Schritt resp. weitere Schritte der Verarbeitung von Agrarrohstoffen resp. Zwischenprodukten zur Lebensmittelherstellung ab und ist nicht standortgebunden (Inland oder Ausland). Schliesst mit einem konsum- oder verkaufsfertigen Produkt ab und ist damit direkt auf die Erfüllung der Anforderungen und Wünsche der Kunden ausgerichtet. Beispiel: Ein Unternehmen in der Schokoladenherstellung, das Kakaomasse und andere Zwischenprodukte zukauft und daraus Endprodukte wie Tafelschokolade, Pralinen und weitere schokoladenähnliche Süssigkeiten herstellt. Nur eine Verarbeitungsstufe Schliesst die Existenz einer 1. und 2. Verarbeitungsstufe aus. Die Verarbeitung von Agrarrohstoffen bis zum konsumfertigen Produkt findet nur in einem Unternehmen statt (vorwiegend im Inland; einzelne Verarbeitungsschritte können auch im Ausland getätigt werden, sofern es das gleiche Unternehmen ist). Die Verarbeitung beginnt mit der ersten Behandlung der Rohstoffe (thermisch, mechanisch, chemisch etc.). Die Bündelung von Rohstoffen und das Abpacken, ohne dass in irgend einer Weise der Rohstoff in seinen ursprünglichen Eigenschaften verändert wird, ist nicht Teil der Verarbeitung. Beispiel: Ein Unternehmen der Milchindustrie, das aus der angelieferten Rohmilch über verschiedene Verarbeitungsprozesse Milchprodukte wie Joghurt und Käse herstellt und damit den Schweizer Detailhandel beliefert. 8

33 2. Charakterisierung und Systemgrenzen 2.3 Systematik Aufgrund der Vielseitigkeit und grossen Vielfalt in Bezug auf die hergestellten Produkte aber auch auf die verwendeten Prozesse gibt der folgende Abschnitt einen qualitativen Überblick über die Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Als Leitfaden wird die vom Bundesamt für Statistik verwendete Nomenklatur NOGA 2008 verwendet. Die in diesem Kapitel aufgestellte Systematik orientiert sich grundsätzlich am Abschnitt C (Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren) und darunter an den Abteilungen 10 (Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln) und 11 (Getränkeherstellung) (BFS, 2008b). Insgesamt beinhalten diese beiden Abteilungen zehn Gruppen (BFS, 2010a). Eine Gruppe (Herstellung von Futtermitteln) ist nicht Teil der Nahrungsmittelindustrie. Zudem muss betont werden, dass auch der (Gross-) Handel mit Agrarrohstoffen und Lebensmitteln nicht zur Nahrungsmittelindustrie gezählt wird. Auch die Firmensitze von Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie können nicht berücksichtigt werden, sofern diese nicht örtlich mit einer Produktionsstätte zusammenfallen. Sie werden nach NOGA 2008 in einem Sammelcode erfasst, welcher keine Aufteilung nach Branchen zulässt. Abbildung 4 fasst die die relevanten Gruppen, im Folgenden nur noch Subbranchen genannt, zusammen (nach BFS, 2008c). Abbildung 4: Verwendete Gruppen/Subbrachen der Systematik Gruppen zur Einteilung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie (nach NOGA 2008) Schlachten und Fleischverarbeitung Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen Fischverarbeitung Herstellung von Back- und Teigwaren Milchverarbeitung Obst- und Gemüseverarbeitung Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln Getränkeherstellung Quelle: in Anlehnung an BFS, 2008c Grundsätzlich lassen sich die Subbranchen einteilen in tierische Produkte (vgl. Abbildung 4, linke Seite, inkl. Fisch), pflanzliche Produkte (vgl. Abbildung 4, rechte Seite) und in einen dritten Teil, wo sowohl tierische als auch pflanzliche Rohstoffe verarbeitet werden, inklusive der Gewinnung von natürlichem Mineralwasser (vgl. Abbildung 4, Mitte). Der tierische Teil deckt Produkte aus Fleisch, Milch und Fisch ab, während dem 9

34 2. Charakterisierung und Systemgrenzen der pflanzliche Teil Produkte aus Getreide, Hackfrüchten, Obst und Gemüse etc. beinhaltet. Der dritte Teil enthält zum einen tierische und pflanzliche Öle und Fette, aber auch teils weit verarbeitete Produkte wie Saucen, wo tierische und pflanzliche Komponenten in verschiedenen Mischungsverhältnissen vorkommen. Dieser Teil beinhaltet auch die Getränkeherstellung. Obwohl diese Subbranche auch einen gewissen Anteil an pflanzlichen Produkten (Zucker, Aromastoffe etc.) enthält, kann sie nicht eindeutig dem Teil pflanzliche Produkte zugeordnet werden, da zum Beispiel auch die Gewinnung von natürlichem Mineralwasser enthalten ist. Die Subbranchen werden nach NOGA 2008 (vgl. z.b. BFS, 2008c) weiter unterteilt. Tabelle 1 fasst dies zusammen. Obwohl die Nahrungsmittelindustrie innerhalb des Agribusiness abgrenzbar ist (vgl. dazu auch Abbildung 2), ist es notwendig, auf Ebene der Subbranchen die Grenzen eindeutig abzustecken. Grundsätzlich muss betont werden, dass sämtliche Aktivitäten, die den Grosshandel betreffen (jegliche Ausprägungsformen), nicht als Teil der Nahrungsmittelindustrie betrachtet werden. Darunter fallen besonders auch Unternehmen, die Produkte nur lagern, abfüllen oder abpacken, ohne dass an den Eigenschaften und Inhaltsstoffen etwas verändert wird. Sie sind somit nicht Teil der hier vorliegenden Studie. Eine wichtige Abgrenzung in den Subbranchen Schlachten und Fleischverarbeitung und Herstellung von Back- und Teigwaren ist diejenige gegenüber den Metzgereien resp. Bäckereien, deren Tätigkeiten sowohl der verarbeitenden Industrie als auch dem Detailhandel zugeordnet werden können. Bezüglich des industriellen Teils bewegt man sich dabei oft in der 2. Verarbeitungsstufe (z.b. Fleischverarbeitung oder Herstellung von Brot und weiteren Backwaren). Da eine Splittung der oft kleinen Unternehmen in einen verarbeitenden Teil als auch in einen des Einzelhandels aufgrund mangelnder Datengrundlage beinahe unmöglich ist, hat sich das BFS entschieden, diese Unternehmen nicht der Verarbeitung zuzuordnen, falls sie weniger als 10 Beschäftigte aufweisen. Dies trifft auf die meisten angesprochenen Unternehmen zu. Sämtliche Abgrenzungen durch das BFS wurden vollständig übernommen und gelten für die gesamte hier vorliegende Studie. Tabelle 1: Subbranche NOGA (3-steller) NOGA (6-steller) Die einzelnen Subbranchen und Beispiele zu ihrer Abgrenzung Abgrenzung (ausgewählte Beispiele, die nicht Teil der Subbranchen sind) 101 Schlachten und Fleischverarbeitung Schlachten (ohne Schlachten von Geflügel) Schlachten von Geflügel Fleischverarbeitung 102 Fischverarbeitung Fischverarbeitung Metzgereien (Verarbeitung und Verkauf an Konsument, mit oder ohne Schlachten) mit weniger als 10 Beschäftigten, z.b. Dorfmetzgereien (wird dem Detailhandel zugeordnet) Fischer (mit eigenem Verkauf der Produkte an Konsument) mit weniger als 10 Beschäftigten 10

35 2. Charakterisierung und Systemgrenzen Subbranche NOGA (3-steller) NOGA (6-steller) Abgrenzung (ausgewählte Beispiele, die nicht Teil der Subbranchen sind) 103 Obst- und Gemüseverarbeitung Kartoffelverarbeitung Herstellung von Frucht- und Gemüsesäften Sonstige Verarbeitung von Obst und Gemüse 104 Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Unternehmen, die ausschliesslich Lagerhaltung betreiben und/oder Produkte reinigen (bürsten, waschen etc.) werden der Lagerung zugeordnet Herstellung von Ölen und Fetten (ohne Margarine u.ä. Nahrungsfette) Herstellung von Margarine u.ä. Nahrungsfette 105 Milchverarbeitung Herstellung von Frischmilchprodukten Herstellung von Käse Sonstige Milchverarbeitung Herstellung von Speiseeis 106 Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen Mahl- und Schälmühlen Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen 107 Herstellung von Back- und Teigwaren Herstellung von Backwaren (ohne Dauerbackwaren) Herstellung von Dauerbackwaren Herstellung von Teigwaren Milchsammelstellen (z.b. ehemalige Käsereien), die nicht im Besitz eines Unternehmens der Milchverarbeitung sind (wird der Lagerung zugeordnet) Transportunternehmen (z.b. von Sammelstelle zu Verarbeiter) Sammelstellen, die nicht im Besitz verarbeitender Unternehmen sind (wird der Lagerung zugeordnet) Bäckereien (Herstellung und Verkauf an Konsument) mit weniger als 10 Beschäftigten z.b. Dorfbäckereien (wird dem Detailhandel zugeordnet) 108 Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln Herstellung von Zucker Herstellung von Kakao- und Schokoladenerzeugnissen Herstellung von Zuckerwaren Verarbeitung von Kaffee und Tee, Herstellung von Kaffee-Ersatz Herstellung von Würzmitteln und Saucen Herstellung von Fertiggerichten Herstellung von homogenisierten und diätischen Nahrungsmitteln Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln a.n.g. 110 Getränkeherstellung Herstellung von Spirituosen Herstellung von Traubenwein Herstellung von Apfelwein und anderen Fruchtsäften Herstellung von Wermutwein und sonstigen aromatisierten Weinen Herstellung von Bier Herstellung von Malz Herstellung von Erfrischungsgetränken; Gewinnung natürlicher Mineralwasser Sammelstellen, die nicht im Besitz verarbeitender Unternehmen sind (wird der Lagerung zugeordnet) Quelle: BFS, 2008c 11

36 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Die in diesem Kapitel durchgeführten Analysen zeigen die volkswirtschaftliche und regionalwirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Dabei werden Daten aus folgenden Bereichen zusammengetragen und analysiert: Beschäftigung, Unternehmensstrukturen, Umsatz, Bruttowertschöpfung, Export und Arbeitsproduktivität. Anschliessend wird noch auf die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Nahrungsmittelindustrie eingegangen. 3.1 Verwendetes Konzept Die Frage nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung von Sektoren, Branchen oder Teilbranchen oft wird auch von deren gesamtwirtschaftlichen Leistung gesprochen ist Teil vieler Branchenstudien. Eine einheitliche Definition des Begriffs volkswirtschaftliche Bedeutung existiert aber nicht. Es bleibt deshalb eine Ermessensfrage, wo die Schwerpunkte der Analyse gesetzt werden und welche Sektoren und Branchen als Vergleich dienen eine Entscheidung, die nicht ganz unabhängig von der Ausprägung der zu untersuchenden Einheit erfolgt. Dabei wird oft eine Antwort auf die Frage gesucht, wie sich die Beschäftigten, der Umsatz, die Bruttowertschöpfung und die Exporte entwickelt haben. Aufgrund dieser Analysen lässt sich eine erste grobe Einschätzung der Branche vornehmen, die dann erweitert werden kann. Zur volkswirtschaftlichen Bedeutung verschiedener Schweizer Branchen gibt es eine Vielzahl von Studien (vgl. z.b. Rütter et al., 2010, Hauser et al., 2009, Vaterlaus et al., 2007 und Grass et al., 2006). In Abbildung 5 sind die verwendeten Kernelemente zusammengestellt, die zur Messung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie verwendet werden. Zusätzlich zur gesamtwirtschaftlichen Analyse wird über eine Auswertung der Daten zu den Beschäftigten und Arbeitsstätten nach Kantonen die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie in groben Zügen ermittelt. 12

37 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Abbildung 5: Verwendetes Konzept zur Ermittlung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Regionalwirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Geographische Verteilung der Beschäftigten und Arbeitsstätten Beschäftigte / Arbeitsstätten Gesamtumsatz / Bruttowertschöpfung Export Analysen auf Stufe Nahrungsmittelindustrie total und auf Stufe der Subbranchen Regionalwirtschaftliche Entwicklung / Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelind. für die einzelnen Kantone Bedeutung als Arbeitgeber / Beitrag zur Beschäftigung im Land Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt / Beitrag zum Wohlstand des Landes Beitrag zum Aussenhandel Ergänzend zur direkten volkswirtschaftlichen Bedeutung einer Branche werden in einigen Studien auch indirekte Effekte geschätzt (vgl. z.b. Grass et al., 2006), die sich aus der Verflechtung der einzelnen Branchen untereinander ergeben. Es wird argumentiert, dass eine Branche ein Glied einer Wertschöpfungskette ist und Vorleistungen für andere Branchen herstellt oder bezieht und allenfalls selbst weitere Branchen mit Zwischenprodukten beliefert. Bezieht nun eine Branche mehr (weniger) Vorleistungen, wirkt sich das positiv (negativ) auf das Wachstum der ihr vorgelagerten Branche aus (in der Literatur als Sekundäreffekt bezeichnet). Daraus lassen sich Multiplikatoreffekte in Bezug auf den Umsatz, die Beschäftigten usw. ableiten. Je intensiver die Vernetzung und die Geschäftsbeziehungen von Unternehmen einer Branche mit den ihr vor- oder nachgelagerten sind, desto grösser wird deren indirekte volkswirtschaftliche Bedeutung eingeschätzt. Grundsätzlich hat diese Methode die Tendenz, die volkwirtschaftliche Bedeutung einer Branche zu überschätzen. Bei konsequenter Anwendung ergibt sich nämlich eine Endlosschleife, die zu einem unendlich grossen indirekten Effekt führt. Branchen, die zu einem grossen Teil Vorleistungen importieren, würden demzufolge nur eine kleine indirekte volkswirtschaftliche Bedeutung aufweisen. Positive volkswirtschaftliche Effekte, die sich aus dem internationalen Handel ergeben, bleiben dabei unangesprochen. Insofern ist das Konzept der indirekten volkswirtschaftlichen Bedeutung über Multiplikatoreffekte unvollständig. In der vorliegenden Arbeit wird deshalb ausschliesslich die direkte volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und ihrer einzelnen Produktionsbereiche ermittelt. 13

38 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung 3.2 Beschäftigte und Arbeitsstätten Beschäftigtenanteil der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Wird die im Kapitel 2 festgelegte Abgrenzung verwendet, beschäftigte die Schweizer Nahrungsmittelindustrie im Jahre Personen und umfasste Arbeitsstätten. 2 Im Verhältnis zur gesamten Beschäftigung in der Schweiz von über 4 Millionen und den mehr als Arbeitsstätten (BFS, 2009a) erscheint die Bedeutung der Nahrungsmittelindustrie bescheiden. Das liegt jedoch daran, dass beschäftigungsmässig der Dienstleistungssektor mit knapp 3 Millionen Beschäftigten dominiert. Vergleicht man die Beschäftigung der Nahrungsmittelindustrie mit dem 2. Sektor, so stellt diese Branche 5.7 Prozent aller Industriearbeitsplätze, beinahe doppelt so viele Arbeitsplätze wie die Pharmaindustrie mit ihren rund Beschäftigte (Vaterlaus et al., 2007). In der Landwirtschaft sind 2008 mit deutlich mehr Personen beschäftigt. Auf 2.8 Beschäftigte in der Landwirtschaft kommt eine beschäftigte Person in der Nahrungsmittelindustrie. Die Nahrungsmittelindustrie hat in den letzten Jahren neue Arbeitsplätze geschaffen. So erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten zwischen 2001 und 2008 um Personen. Im Vergleich dazu gingen in der Landwirtschaft im selben Zeitraum Stellen verloren. Im Vergleich zur Schweizer Volkswirtschaft als Ganzes weist die Nahrungsmittelindustrie eine durchschnittliche Dynamik auf. Der Anteil der Beschäftigten am Total aller Beschäftigten in der Schweiz nahm zwischen 2001 und 2008 leicht ab und resultierte im Jahr 2008 bei 1.44 Prozent. Demgegenüber konnte die Nahrungsmittelindustrie ihren Anteil an der Beschäftigung im Industriesektor leicht erhöhen (vgl. Abbildung 6). Die Nahrungsmittelindustrie konnte somit mit dem Wachstumstempo der Schweizer Volkswirtschaft mithalten. Wie sie sich in der Wirtschafts- und Finanzkrise behaupten kann, ist momentan nicht einfach abzuschätzen. Betrachtet man die Detailhandelsumsätze in der Schweiz, die 2009 nur noch leicht gewachsen sind (Gfk, 2010) und berücksichtigt man zudem die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro, kann für die Nahrungsmittelindustrie zum jetzigen Zeitpunkt nicht von einem starken Wachstum ausgegangen werden (vgl. zu dieser Thematik auch Abschnitt 3.5). Für die Anzahl Beschäftigte ist aus diesen Gründen eine Stagnation zu erwarten. 2 Beschäftigte müssen nach Definition des BFS (BFS, 2009b) am Stichtag in einem Arbeitsverhältnis stehen und in einer erfassten Arbeitsstätte während mindestens 6 Stunden pro Woche arbeiten. Eine Arbeitsstätte wird als abgegrenzte örtliche Einheit bezeichnet, in der während insgesamt mindestens zwanzig Stunden pro Woche Güter erzeugt, repariert, gehandelt oder Dienste irgendwelcher Art erbracht werden. 14

39 % in Tausend % 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Abbildung 6: Entwicklung der Beschäftigten der Nahrungsmittelindustrie Beschäftigte (absolut) Beschäftigte (als Anteil am Total der Schweizer Volkswirtschaft) Beschäftigte (als Anteil am Total des 2. Sektors der Schweizer Volkswirtschaft) Quelle: BFS, 2009b Beschäftigte und Arbeitsstätten nach Subbranchen Dieser Abschnitt dient dem Vergleich der Subbranchen (entsprechend der Definition in Kapitel 2) in Bezug auf die Anzahl Beschäftigten, der Anzahl Arbeitsstätten, sowie deren Verteilung in Grössenklassen. Sämtliches Datenmaterial wurde den Eidgenössischen Betriebszählungen 2001 und 2008 entnommen (BFS, 2009a). In den vier grössten Subbranchen (Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln, Herstellung von Back- und Teigwaren, Schlachten und Fleischverarbeitung, Milchverarbeitung) finden sich knapp 85 Prozent aller Beschäftigten; in den fünf grössten sind es sogar deren 95 Prozent. Tabelle 2 fasst die Resultate der Auswertung nach Beschäftigten und Arbeitsstätten zusammen. Das totale Wachstum der Beschäftigten in der Branche lag zwischen 2001 und 2008 bei über 5 Prozent. Im Jahr 2008 resultierten 60'416 Beschäftigte. Dies entspricht knapp Vollzeitäquivalenten (ohne Firmensitzaktivitäten, siehe dazu Kapitel 2). Die Veränderung der Beschäftigten in den verschiedenen Subbranchen ist sehr unterschiedlich. In der Subbranche Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen ist ein starker Rückgang um über 25 Prozent festzustellen. Die Müllereiindustrie befindet sich schon seit längerer Zeit in einem intensiven Strukturwandel mit einer kontinuierlich abnehmenden Anzahl Unternehmen. Dies lässt sich bestätigen durch die Entwicklung der Anzahl Arbeitsstätten von Prozent zwischen 15

40 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung den Jahren 2001 und 2008, die sich in den nächsten Jahren fortsetzen wird, um die benötigte Wettbewerbsfähigkeit zu halten und allenfalls zu steigern. Tabelle 2: Beschäftigte und Arbeitsstätten der einzelnen Subbranchen und deren Veränderungen zwischen 2001 und 2008 NOGA, 3.Stufe Beschäftigte 2008 Prozentuale Veränderung der Beschäftigten zwischen 2001 und 2008 (in %) Arbeitsstätten 2008 Prozentuale Veränderung der Arbeitsstätten zwischen 2001 und 2008 (in %) Durchschnittliche Anzahl Beschäftigte pro Arbeitsstätte (2008) Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln Herstellung von Back- und Teigwaren Schlachten und Fleischverarbeitung Milchverarbeitung Getränkeherstellung Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Fischverarbeitung Obst- und Gemüseverarbeitung Nahrungsmittelindustrie Total Quelle: BFS, 2009a Eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung in Bezug auf die Anzahl Beschäftigter lässt sich für die Subbranche Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln feststellen, was insofern nicht erstaunlich ist, als sich die Schweizer Nahrungsmittelindustrie schon seit längerem auch aufgrund des zunehmenden Preisdrucks im Inland verstärkt auf Produkte mit hohem Verarbeitungsgrad und hoher Wertschöpfung konzentriert. Zudem muss beachtet werden, dass diese Subbranche eine Fülle von verschiedenen Produkten umfasst und der Zuwachs der Beschäftigten sich auf mehrere Abteilungen innerhalb der Subbranche zurückführen lässt. Im ähnlichen Mass ist auch die Anzahl der Arbeitsstätten gewachsen. Auf der Ebene der gesamten Subbranche kann aus diesem Grund nicht von einem Konzentrationsprozess gesprochen werden. Der Quotient Durchschnittliche Anzahl Beschäftigte pro Arbeitsstätte liegt aber mit einem Wert von 44 weit über dem Durchschnitt der Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Es muss jedoch beachtet werden, dass dieser Quotient die Verteilung der Arbeitsstätten nach verschiedenen Grössenklassen und die teils unterschiedliche Kapitalintensität 16

41 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung der Subbranchen nicht berücksichtigt. Trotzdem lassen sich allgemeine Aussagen zur durchschnittlichen Grösse der Arbeitsstätten nach Subbranchen machen. Ein Spezialfall ist die Fischverarbeitung, die zwischen 2001 und 2008 ein Plus von 100 Prozent bei den Beschäftigten aufweist. Absolut ist diese Subbranche aber von untergeordneter Bedeutung und schon der Markteintritt oder -austritt von einem oder wenigen Unternehmen (z.b. Melanderfarm in Oberriet) kann sich prozentual spürbar auf die Anzahl Beschäftigte auswirken. Es kann festgehalten werden, dass sich die einzelnen Subbranchen bezüglich Beschäftigter und Arbeitsstätten sehr unterschiedlich entwickelt haben. Einzelne können im Durchschnitt grössere Arbeitsstätten (mehr Beschäftigte pro Arbeitsstätte) aufweisen als noch im Jahr 2001, während sich andere in die entgegengesetzte Richtung entwickelt haben. 3.3 Unternehmensstrukturen Der folgende Abschnitt widmet sich der Verteilung der Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie und ihrer Subbranchen in Grössenklassen (nach Anzahl Beschäftigten) und vergleicht diesbezüglich die einzelnen Subbranchen mit jenen in Deutschland Unternehmensstruktur der Gesamtbranche Zukünftigen Herausforderungen wie Handelsliberalisierungen, die grundsätzlich zu einer Verstärkung des Wettbewerbs in den betroffenen Branchen führen, ist mit der geeigneten Strategie entgegenzutreten. Dabei sind Grössen- resp. Skaleneffekte eine Möglichkeit, um insbesondere auf der Kostenseite Einsparungen machen zu können. 63 Prozent der Beschäftigten arbeiteen in Arbeitsstätten mit der Grösse von KMUs (bis 249 Mitarbeiter). Innerhalb der Arbeitsstätten mit der Grösse von KMUs ist der grösste Teil in der obersten Grössenklasse ( Mittlere ) beschäftigt. Die mittleren und grossen Unternehmen kommen zusammen auf über 70 Prozent der total Beschäftigten in der Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Diese verteilen sich auf 227 Arbeitsstätten, was 9 Prozent am Total ergibt (vgl. Tabelle 3). Die hier beschriebene Struktur ist ein Resultat der Strukturen der einzelnen Subbranchen und der wirtschaftlichen Entwicklungen in der Vergangenheit. Im nächsten Abschnitt werden die Strukturen der einzelnen Subbranchen kurz erläutert. 17

42 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Tabelle 3: Beschäftigte, Vollzeitäquivalente und Arbeitsstätten der Schweizer Nahrungsmittelindustrie nach Grössenklassen (nach Beschäftigten) Anzahl Mikro (bis 9) (Anteil) Kleine (10-49) (Anteil) Mittlere (50-249) (Anteil) Total KMU (bis 249) (Anteil) Grosse (ab 250) (Anteil) Total (Anteil) Beschäftigte (12%) (17%) (34%) (63%) (37%) (100%) Vollzeitäquivalente (11%) (16%) (35%) (62%) (38%) (100%) Arbeitsstätten (73%) 424 (18%) 179 (7%) (98%) 48 (2%) (100%) Quelle: BFS, 2009a Unternehmensstruktur der Subbranchen Es werden insgesamt neun Subbranchen genauer betrachtet, die für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie wichtig sind (siehe Kapitel 2). Aus der Analyse der Arbeitsstätten kann besonders in den Branchen des 2. Sektors gut auf die Struktur der Unternehmen geschlossen werden. Abbildung 7: Anteil der Beschäftigten je Grössenklasse, nach Subbranchen (%) Schlachten und Fleischverarbeitung Fischverarbeitung Obst- und Gemüseverarbeitung Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Milchverarbeitung Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnisse Herstellung von Back- und Teigwaren Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln Getränkeherstellung % 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Mikro (bis 9) Kleine (10-49) Mittlere (50-249) Grosse (250 und mehr) Quelle: BFS, 2009a Wie in Abbildung 7 ersichtlich, ist besonders in der Veredelung tierischer Produkte (abgesehen von der Fischverarbeitung) ein bedeutender Teil der Beschäftigten in grossen 18

43 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Unternehmen tätig (250 oder mehr Beschäftigte). Sowohl die Subbranche Schlachten und Fleischverarbeitung als auch die Milchverarbeitung werden von wenigen grossen Arbeitsstätten dominiert. Letztere weist eine duale Struktur aus mit einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Arbeitsstätten der Grössenklasse Mikro (bis 9 Beschäftigte). Dies ist insofern nicht erstaunlich, da es eine grosse Anzahl an kleinen Käsereien gibt, welche die Produktion und einen Teil der Reifung übernehmen, bis die verschiedenen Käse zur Affinage und dem weiteren Vertrieb an meist grössere Käsehändler verkauft werden. Die pflanzliche Verarbeitung weist unter Ausnahme der Subbranche Herstellung von Back- und Teigwaren keine grossen Arbeitsstätten aus. Auch das Müllereigewerbe (Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke- und Stärkeerzeugnissen) ist trotz dem schon vorangegangenen Strukturwandel tendenziell immer noch eher klein strukturiert. Einzig die Subbranche Back- und Teigwaren weist grössere Strukturen auf. 3.4 Umsatz und Bruttowertschöpfung Dieser Abschnitt widmet sich der Umsatzentwicklung und der Bruttowertschöpfung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und vergleicht diese mit der Schweizer Volkswirtschaft, dem 2. Sektor und der Landwirtschaft (inkl. Fischerei). Zudem werden Angaben zu den Bruttowertschöpfungen der einzelnen Subbranchen der Nahrungsmittelindustrie gemacht Umsatzentwicklung Der Umsatz der Schweizer Nahrungsmittelindustrie ist zwischen 2001 und 2007 angestiegen (+16 Prozent, vgl. Abbildung 8). Die Entwicklung der Schweizer Gesamtwirtschaft fiel in der gleichen Zeitperiode stärker positiv aus (+37 Prozent). Während die Nahrungsmittelindustrie im Jahr 2006 ein verhältnismässig starkes Wachstum verzeichnete, stagnierte der Umsatz im Jahr 2007 annähernd. Der gesamte 2. Sektor der Schweiz vermochte in der Periode zwischen 2001 und 2007 etwas stärker zu wachsen. 19

44 Basisjahr Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Abbildung 8: Umsatzentwicklung der Nahrungsmittelindustrie, des 2. Sektors 160 und der gesamten Schweizer Volkswirtschaft, Basisjahr p Nahrungsmittelindustrie 2. Sektor der Schweizer Volkswirtschaft Schweizer Volkswirtschaft total (alle drei Sektoren) p = provisorisch Quellen: BFS, 2010a, ESTV, 2010 und EZV, 2010a Die Nahrungsmittelindustrie generiert den grössten Teil ihres Umsatzes auf dem Schweizer Markt über die nachgelagerten Stufen Detailhandel, Gastronomie und Fachhandel. Der Schweizer Lebensmittelmarkt ist schon seit längerem gesättigt. Die Detailhandelsumsätze sind zwar in den letzten Jahren immer noch angestiegen (Gfk, 2010) und in gewissen Segmenten besteht durchaus weiterhin Potential zu Umsatzwachstum (z.b. im Bereich Convenience-Food), doch der Preisdruck verschärft sich zunehmend. Trotz dem bestehenden Grenzschutz kann die ausländische Konkurrenz vermehrt in der Schweiz Fuss fassen. Dies lässt sich an den tendenziell steigenden Importen von landwirtschaftlichen Produkten erkennen (Chavaz und Läubli, 2009). Abbildung 9: Berechnungsmethode Als Schweizer Gesamtwirtschaft wurden die wichtigsten Branchen aus dem 2. und 3. Sektor verwendet. Für kleinere Branchen wie z.b. die Tabakindustrie werden beim Bundesamt für Statistik keine Daten publiziert. Analoges gilt für die alleinige Betrachtung des 2. Sektors. Eine Liste zu den ausgewählten Branchen befindet sich im Anhang C. Für den 1. Sektor waren Daten zu allen Branchen verfügbar (Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei). Der Gesamtumsatz der Schweizer Nahrungsmittelindustrie wurde über die Summation der steuerbaren Umsätze aus der Mehrwertsteuerstatistik der Eidgenössischen Steuerverwaltung und den Exportdaten aus der Eidgenössischen Zollstatistik (swiss impex) berechnet. Der Berechnungsmodus wird im Anhang A ausführlich beschrieben. 20

45 in Mio. CHF 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Bruttowertschöpfung der Nahrungsmittelindustrie Während die Bruttowertschöpfung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie zwischen 2001 und 2007 leicht angestiegen ist und im Jahr 2007 knapp 10 Milliarden Franken erreichte, stagnierte diejenige der Landwirtschaft (inkl. Fischerei) ohne die Berücksichtigung der Direktzahlungen im Bereich von 4 Milliarden Franken (siehe Abbildung 10). Insgesamt ist die Wertschöpfung in der Nahrungsmittelindustrie damit mehr als doppelt so hoch wie in der Landwirtschaft. Die in der Nahrungsmittelindustrie generierte Bruttowertschöpfung ergibt sich aus der Verarbeitung von Schweizer und ausländischen Rohstoffen und Zwischenprodukten (im Fall der 2. Verarbeitungsstufe). Der Anteil von Schweizer Rohstoffen variiert je nach Subbranche. Er hängt im Wesentlichen von der Wirksamkeit des Grenzschutzes ab, aber auch von den zur Verfügung stehenden Inlandmengen, der Preisdifferenz zum Ausland und den Ausfuhrbeiträgen für verarbeitete Produkte im Rahmen des Schoggigesetzes. Der Grenzschutz und die Inlandmenge korrelieren tendenziell positiv miteinander. Ein hoher Grenzschutz für einen Rohstoff führt grundsätzlich aufgrund der preisstützenden Wirkung resp. der dadurch geschaffenen Produktionsanreize zu einer grösseren Menge. Abbildung 10: Entwicklung der Bruttowertschöpfung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und der Schweizer Landwirtschaft (inkl. Fischerei) 10'000 9'000 8'000 7'000 6'000 5'000 4'000 3'000 2'000 1' p Nahrungsmittelindustrie Landwirtschaft und Fischerei p = provisorisch Quellen: BFS, 2010b und BLW, div. Jahrgänge 21

46 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Während der Inlandanteil bei Milchprodukten in der Nähe von 100 Prozent ist, liegt er bei anderen Produkten unter 50 Prozent und bei Extrembeispielen wie Kaffee (ohne Kaffeeersatz) bei null. Nahezu sämtliche in der Schweiz produzierten Agrarrohstoffe werden durch die Schweizer Nahrungsmittelindustrie verarbeitet. Dies ist sowohl bei der Milch, beim Getreide als auch den Schlachttieren der Fall. Rohmilch ist ohnehin kein internationales Handelsgut und wird demzufolge nicht exportiert. Ein Teil der produzierten Menge wird aber in den Sommermonaten auf Alpbetrieben verarbeitet. Beim Getreide wurden bis anhin nur Aussaatgetreide und Getreide zu technischen Zwecken exportiert (EZV, 2010b). Aufgrund der Rohstoffpreisdifferenzen zwischen Schweizer Getreide und ausländischem sind sonstige Getreideexporte unrealistisch. Sämtliches Getreide für die menschliche Ernährung wird demzufolge von der Schweizer Nahrungsmittelindustrie verarbeitet. Bei den Nutztieren werden Zuchttiere exportiert (EZV, 2010a). Alle in der Schweiz produzierten Schlachttiere werden durch die Subbranche Schlachten und Fleischverarbeitung und durch kleinere Metzgereien (nicht Teil der hier verwendeten Definition der Nahrungsmittelindustrie) geschlachtet und verarbeitet. Für die Landwirtschaft besteht aber eine zunehmende Alternative zur vollständigen Inlandverarbeitung der von ihr hergestellten Produkte. Der Produzent hätte zum Beispiel beim Getreide die Möglichkeit, über den Mechanismus des passiven Veredelungsverkehrs Schweizer Müller zu umgehen und ihr Getreide im Ausland mahlen zu lassen und anschliessend wieder zollfrei zu importieren 3. Dies würde theoretisch mit sämtlichen transportierbaren Agrarrohstoffen funktionieren und verlangt indirekt von der Schweizer Nahrungsmittelindustrie langfristig eine ähnliche Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz Bruttowertschöpfung nach Subbranchen Die von der Nahrungsmittelindustrie generierte Bruttowertschöpfung von knapp 10 Milliarden Franken im Jahr 2007 verteilt sich zu 90 Prozent auf die fünf grössten Subbranchen (vgl. Tabelle 4). Besonders bedeutungsvoll sind die Subbranchen Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln, Milchverarbeitung und Schlachten und Fleischverarbeitung. Vier von neun Subbranchen weisen jährliche Werte von unter 400 Millionen Franken aus. Die folgenden Angaben sind Approximationen und wurden über die Gesamtumsätze abzüglich der Vorleistungen berechnet. Da keine Gesamtumsätze und Vorleistungen nach Subbranche bestehen, wurden über Angaben aus der Produktions- und Wertschöpfungsstatistik des Bundesamt für Statistik und der Mehrwertsteuerstatistik der Eidgenössischen Steuerverwaltung Approximationen gemacht (vgl. dazu Anhang A). 3 Der passive Veredelungsverkehr ist ein Mechanismus, der es erlaubt, Rohstoffe oder Zwischenprodukte in die EU zollfrei zu exportieren, dort verarbeiten zu lassen und anschliessend zollfrei oder zollerleichtert wieder zu importieren. Die Zollverwaltung bewilligt in der Übergangsfrist bis 2011 den passiven Veredelungsverkehr nur, wenn dadurch nicht wesentliche Interessen der Wirtschaft im Inland beeinträchtigt werden (Art. 13 des Zollgesetzes). 22

47 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Dies ist der Grund, wieso keine absoluten Werte je Subbranche ausgewiesen werden, sondern eine Einteilung in Kategorien vorgenommen wird. Die Kategorien wurden so gewählt, dass sich die Subbranchen alle eindeutig zuordnen lassen und keine im Grenzbereich zu liegen kommt. Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln ist die wertschöpfungsstärkste Subbranche mit wichtigen Exportprodukten wie löslicher Kaffee und Schokolade. Die ebenfalls hohe Bruttowertschöpfung der Subbranche Herstellung von Back- und Teigwaren ist zum einen auf den anhaltenden Konsum-Trend zu Convenience-Produkten und zum andern auf die guten Absatzmöglichkeiten besonders auf dem EU-Markt zurückzuführen. Die Exporte dieser Subbranche sind während der letzten 10 Jahre tendenziell gestiegen (Jörin und Aepli, 2010). In den letzten zwei Jahren konnte jedoch eine leichte Stagnation beobachtet werden. Eine tiefe Bruttowertschöpfung einer Subbranche bedeutet zwar einen kleineren Anteil am Total der Bruttowertschöpfung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie, im Verhältnis zur Anzahl Beschäftigter können sich aber trotzdem hohe Werte ergeben, zum Beispiel bei sehr kapitalintensiver Produktion. Der Thematik der Arbeitsproduktivität widmet sich Exkurs 2. Weiter muss darauf hingewiesen werden, dass die Verteilung der Arbeitsstätten der Subbranchen auf die Kantone sehr unterschiedlich ist. Auch Subbranchen, die einen kleinen Beitrag zur Bruttowertschöpfung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie leisten, können für bestimmte Regionen in Bezug auf Arbeitsplätze, Steuereinnahmen usw. von grosser Bedeutung sein (vgl. dazu auch Abschnitt 3.6). Tabelle 4: Berechnete Bruttowertschöpfungen der einzelnen Subbranchen (2007) Kategorien <50 Mio. CHF Mio. CHF > Mio. CHF > Mio. CHF >1 800 Mio. CHF Subbranchen Fischverarbeitung Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen Obst- und Gemüseverarbeitung Getränkeherstellung Herstellung von Backund Teigwaren Schlachten und Fleischverarbeitung Milchverarbeitung Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln (im Bereich von 4 Mia. CHF) Nahrungsmittelindustrie Total (9 556)* *Approximierter Wert Quellen: BFS, 2010a, ESTV, 2010 und EZV, 2010a 23

48 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung 3.5 Exporte Exportentwicklung der Nahrungsmittelindustrie Die Nahrungsmittelindustrie exportierte 2009 Güter im Wert von 6,3 Milliarden Franken. Da sie von der Wirtschafts- und Finanzkrise wenig betroffen war, konnte diese Branche ihren Anteil am Total der Schweizer Exporte im Jahr 2009 auf knapp 3.4 Prozent steigern. Die Exportdaten der Nahrungsmittelindustrie wurden über die Aussenhandelsstatistik (swiss impex) durch Aggregation der einzelnen Tarifnummern und Zollkapitel ermittelt. Eine Liste aller verwendeten Nummern ist im Anhang B zusammengestellt. Eine Abgrenzung der Exporte, die nicht durch die Nahrungsmittelindustrie direkt, sondern über reine Handelsunternehmen getätigt werden, ist nicht möglich. Die im Anschluss diskutierten Exportdaten sind demzufolge teilweise leicht überschätzt. Besonders auffallend sind die Jahre zwischen 2004 und 2008, die alle ein starkes Wachstum der Exporte für die Nahrungsmittelindustrie zwischen 10 Prozent und 24 Prozent (nominal) aufweisen. Auch ohne die Exporte der Getränkeherstellung, die in jüngster Vergangenheit vor allem auf die Ausfuhr von Red Bull zurückzuführen sind (vgl. dazu auch Kapitel 3.5.2), konnte die Nahrungsmittelindustrie ihre Exporte zwischen den Jahren 2000 und 2009 wertmässig verdoppeln. Obwohl die Ergebnisse von 2007 und 2008 auch ein Resultat der Preishausse auf den Agrarmärkten sind, kann das Preisniveau nicht als die alleinige Ursache dieser positiven Exportentwicklung betrachtet werden. Schon vor 2007 vermochte die Nahrungsmittelindustrie bei wesentlich tieferen Weltmarktpreisen gute Exportzahlen auszuweisen und im Jahr 2009 konnten die Exporte trotz den schwierigen Bedingungen auf den Absatzmärkten und den teils stark gesunkenen Preisen auf den Agrarmärkten gehalten werden. Bei gleichzeitig angestiegenen Importen von Agrarprodukten (EZV, 2010c) kann abgeleitet werden, dass sich die Nahrungsmittelindustrie beim Export auf diejenigen Produkte beschränkt, bei denen sie Wettbewerbsvorteile gegenüber dem Ausland hat. In einer Studie zum Getreidemarkt (Jörin und Aepli, 2010) konnte dieser verstärkte Aussenhandel und die Konzentration auf bestimmte Produkte am Beispiel verarbeiteter Getreideprodukte resp. der Subbranche Herstellung von Back- und Teigwaren aufgezeigt werden. 24

49 Basisjahr Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Abbildung 11: Entwicklung der wertmässigen Exporte der Schweiz insgesamt und derjenigen der Nahrungsmittelindustrie, indexiert, 2001 bis Exporte Nahrungsmittelindustrie* Exporte Nahrungsmittelindustrie* (ohne Getränke) Exporte Schweiz total *ohne die Subbranche Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen Quellen: EZV, 2010a und EZV, 2010b Die Exporte der Nahrungsmittelindustrie scheinen insgesamt von der Wirtschafts- und Finanzkrise bis 2009 nur sehr begrenzt betroffen zu sein, wenn die tieferen Preise auf den Agrarmärkten im Jahr 2009 berücksichtigt werden. Andere Exportbranchen wie zum Beispiel die Metallindustrie oder die Maschinen- und Elektronikindustrie wiesen 2009 stark sinkende Exporte aus. Ein Grund für die relativ geringe Konjunkturanfälligkeit der Nahrungsmittelindustrie ist die tiefe Einkommenselastizität von Lebensmitteln. Insofern wirken sich die Exporte der Nahrungsmittelindustrie auch in konjunkturell schwierigen Zeiten stabilisierend auf den Schweizer Aussenhandel aus. Besonders die Exporte von Kaffee konnten im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich um über 20% gesteigert werden. Daten der Eidgenössischen Zollverwaltung zu den Exporten der Nahrungsmittelindustrie im Jahr 2010 vermitteln ein durchzogenes Bild mit einem leichten Anstieg im ersten, zweiten und vierten Quartal. Andere Exportbranchen wie die Metall- oder die Uhrenindustrie konnten stärker zulegen (EZV, 2010d). Es muss aber berücksichtigt werden, dass diese Branchen im Vorjahr einen starken Rückgang verzeichneten. 25

50 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Exporte nach Subbranchen Alle Subbranchen der Nahrungsmittelindustrie weisen in den letzten Jahren eine nominale Steigerung der Exporte aus, das Ausmass dieser Steigerung ist aber sehr verschieden. Für die Subbranche Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen konnten aufgrund von Veränderungen im Tarifnummernsystem die Exporte nur für die letzten beiden Jahre (2008 und 2009) erhoben werden. Für die Jahre zuvor lässt sich über die Tarifnummern keine geeignete Abgrenzung zur Subbranche Herstellung von Futtermitteln machen, die nicht Teil der vorliegenden Studie ist. Während einige Subbranchen wie zum Beispiel Schlachten und Fleischverarbeitung absolut niedrige Exportsteigerungen verzeichnen, konnten andere zum Beispiel die Getränkeherstellung beim Export stark zulegen. Der Anstieg dieser Subbranche besonders in den Jahren 2008 und 2009 lässt sich zu einem beträchtlichen Teil auf die neue Red Bull-Produktionsstätte in Widnau (SG) zurückzuführen, die sowohl einen Teil des EU-Marktes als auch des amerikanischen Marktes beliefert. Bei den Exporten der Subbranche Obst- und Gemüseverarbeitung sind sämtliche Frucht- und Gemüsesäfte enthalten. Darunter fallen auch mit Fruchtaroma angereicherte Zuckerwasser (Konzentrate in Tarifnummer 2009). Bis ins Jahr 2009 war der Import von Zucker und dem anschliessenden Export daraus hergestellter Zuckerwasser (z.b. mit Apfelaroma) in die EU aufgrund der Zollrückerstattungen ein lukratives Geschäft. Im Laufe des Jahres 2009 wurde dieser Mechanismus bei Zucker resp. Zuckerwasser aufgehoben. In der ersten Hälfte des Jahres 2010 lagen die Exporte dieser Subbranchen deshalb nur noch bei 60 Millionen Franken im Vergleich zur ersten Hälfte des Jahres 2009 mit 100 Millionen Franken. Die Exportsteigerung der Subbranche Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln sind zu einem grossen Teil ein Resultat der Entwicklung in Zollkapitel 9 (Kaffee, Tee, Mate und Gewürze), dessen Exporte von 218 Millionen Franken im Jahr 2006 auf über Millionen Franken im Jahr 2009 zugenommen haben. Knapp 90 Prozent wird in die EU exportiert. Löslicher Kaffee wie Nespresso spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch in anderen Zollkapiteln wie in Nummer 18 (Kakao und Zubereitungen aus Kakao) kann zwischen 2005 und 2009 eine Exportsteigerung festgestellt werden (+200 Millionen Franken). Die EU ist auch für diese Produkte der wichtigste Absatzmarkt im Export. Während die Exporte in Zollkapitel 9 vor allem vom Freihandel für landwirtschaftliche Verarbeitungsprodukte (im Rahmen der Bilateralen II mit der EU) profitieren konnten und einen besseren Marktzutritt erhielten, wurde für den grössten Teil der Produkte in Zollkapitel 18 das Rohstoffpreishandicap über Ausfuhrbeiträge im Rahmen des Schoggigesetzes ausgeglichen. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass gleichzeitig bei vielen Tarifnummern auch die Importe zugenommen haben. Die Entwicklung der Importe und der Exporte bei den Agrarprodukten verlief annähernd parallel. Die Importe liegen aber sowohl mengen- als auch wertmässig über den Exporten (diskutiert in Chavaz und Läubli, 2008). 26

51 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Tabelle 5: Exporte der Subbranchen der Schweizer Nahrungsmittelindustrie NOGA, 3.Stufe Exporte total, Jahr 2009 (in Mio. CHF) Exporte in die EU-27, Jahr 2009 (in Mio. CHF) Anteil am Total der Schweizer Nahrungsmittelindustrie, Jahr 2009 (in%) Veränderung der Exporte zwischen 2000 und 2009 (in Mio. CHF) Veränderung der Exporte zwischen 2000 und 2009 (in %) Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln Getränkeherstellung Milchverarbeitung Herstellung von Back- und Teigwaren Obst- und Gemüseverarbeitung Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Schlachten und Fleischverarbeitung Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen * * Fischverarbeitung Tierische Produkte Produkte aus tierischen und pflanzlichen Rohstoffen (inkl. Mineralwasser) Pflanzliche Produkte Nahrungsmittelindustrie Total ** ** * Daten aufgrund von Änderungen im Tarifnummernsystem mit denjenigen vor 2008 nicht vergleichbar, ** Ohne Subbranche Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen Quelle: EZV, 2010a Exportanteile der Subbranchen Die einzelnen Subbranchen können aufgrund des Verhältnisses der Exporte zum Gesamtumsatz in binnenmarktorientierte und exportorientierte eingeteilt werden. Als Referenz dient das Jahr Die Subbranche Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen muss von der nachstehenden Analyse ausgenommen werden, da für das verwendete Referenzjahr die Exportdaten nicht zur Verfügung stehen. Für die einzelnen Subbranchen werden keine genauen Daten angegeben, sie werden aber nach Kategorien eingeteilt. Dies hat mit der Berechnung der Umsätze zu 27

52 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung tun, die teils leichte Verzerrungen aufweisen können (zu dieser Thematik vgl. Anhang A). Die Kategorien sind so gewählt, dass keine Subbranche im Grenzbereich zwischen zwei Kategorien zu liegen kommt, d.h. die Einteilung aller Subbranchen ist eindeutig. Vergleiche mit ähnlichen Daten, die für gewisse Subbranchen bestehen (vgl. fial, 2009), ergeben nur minimale Differenzen. Tabelle 6: Anteil der Exporte am Gesamtumsatz der einzelnen Subbranchen, nach Kategorien, Jahr 2007 Kategorien 0% - 2% >2% - 8% >8% - 18% >18% - 28% >28% Subbranchen * Schlachten und Fleischverarbeitung Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Milchverarbeitung Fischverarbeitung Herstellung von Back- und Teigwaren Getränkeherstellung Obst- und Gemüseverarbeitung Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln Nahrungsmittelindustrie Total * (21%) * Ohne Subbranche Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen Quellen: BFS, 2010a, ESTV, 2010 und EZV, 2010a Besonders binnenmarktorientiert ist die Subbranche Schlachten und Fleischverarbeitung. Der Fleischmarkt weist aufgrund der bestehenden Importregelung über die Zollkontingente einen sehr effektiven Grenzschutz auf. Die ausländische Konkurrenz kann nur begrenzt in den Schweizer Markt eintreten. Als Folge des starken Grenzschutzes sind die Rohstoffpreisunterschiede zum Ausland gross, was die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte beeinträchtigt und die Exportchancen einschränkt. Trotz dieser Bedingungen konnten die Exporte in den letzten Jahren zulegen. Die zum jetzigen Zeitpunkt bestehende Möglichkeit ist der Export von Spezialitäten und verarbeiteten Produkten im Hochpreissegment. In den beiden höchsten Kategorien, die einen Anteil der Exporte am Gesamtumsatz von mehr als 18 Prozent aufweisen, finden sich Subbranchen mit teils regem Aussenhandel (sowohl Import als auch Export) wie Herstellung von Back- und Teigwaren. Die Schweizer Verarbeiter haben sich in diesem Bereich vermehrt auf Qualitätsprodukte spezialisiert. Dies lässt sich auch am Durchschnittspreis der exportierten Produkte im Vergleich zu jenem der importierten Produkte beobachten. Es besteht eine durchschnittliche Preisdifferenz von 10 Prozent zwischen Import- und Exportware zugunsten der Exportware (Jörin und Aepli, 2010). Die Daten der Subbranche Getränkeherstellung sollten wiederum in Anbetracht der in Abschnitt gemachten Ausführungen vorsichtig interpretiert werden. Die Red Bull-Exporte spielen hier eine wichtige Rolle. Bei der Obst- und Gemüseverarbeitung sind es die Exportgeschäfte mit Zuckerwasser, die wesentlich zum hohen Anteil der Exporte am Gesamtumsatz beitragen. 28

53 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Obwohl die Subbranche Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen aufgrund mangelnder Daten in Tabelle 6 nicht erscheint, kann ohne Zweifel behauptet werden, dass diese Subbranche binnenmarktorientiert ist und mit grosser Wahrscheinlichkeit der ersten Kategorie (0 bis 2 Prozent) zugeordnet werden kann. Der Schweizer Getreidemarkt war lange Zeit von einem starken Grenzschutz sowohl für die Getreideproduzenten als auch für die Müller umgeben. Letztere profitierten besonders von einem hohen Mehlzoll, der gleichzeitig auch einen Industrieschutz darstellte. Mit einer weiteren Mehlzollsenkung, die am 1. Juli 2010 in Kraft trat, ist aber auch diese Subbranche zusehends einem stärkeren Wettbewerb ausgesetzt. Innerhalb der Subbranchen gibt es Produktgruppen, die grössere Exportanteile ausweisen. Beim Kaffee war es mehr als 50 Prozent im Jahr 2007 und 2008 (fial, 2009). Säuglings- und Kleinkindernahrungen lagen in der gleichen Zeitperiode bei knapp 60 Prozent resp. 70 Prozent (fial, 2009). Auch der Anteil bei den Zuckerwaren liegt bei gegen 70 Prozent (fial, 2009) und derjenige beim Käse bei annähernd 35 Prozent (TSM, 2009). Schliesslich lässt sich festhalten, dass die Nahrungsmittelindustrie insgesamt im Export eine durchwegs ansprechbare Entwicklung ausweisen kann, trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage in jüngster Vergangenheit. Die einzelnen Subbranchen haben in sehr unterschiedlicher Weise dazu beigetragen. Besonders dynamisch haben sich die Subbranchen Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln und die Getränkeherstellung erwiesen, die von dem schon bestehenden FHAL für verarbeitete landwirtschaftliche Produkte mit der EU profitieren können. 3.6 Regionalwirtschaftliche Bedeutung Bis anhin wurde die Nahrungsmittelindustrie stets auf nationaler Ebene betrachtet und analysiert. Neben der volkswirtschaftlichen Bedeutung hat diese aber auch eine wichtige Funktion für die regionalwirtschaftliche Entwicklung. Sie ist mit vielen Produktionsstätten als eine der wenigen Branchen auch in den teils sehr peripheren Regionen der Schweiz vertreten. Klassische Beispiele sind Käsereien in Bergregionen, die es ermöglichen, die dort produzierte Milch zu verarbeiten und dadurch zusätzliche Wertschöpfung in der Region zu erzeugen. Die im Anschluss diskutierten Auswertungen beruhen auf der Eidgenössischen Betriebszählung 2008 (BFS, 2009a), ausser es ist anders vermerkt Verteilung der Beschäftigten und Arbeitsstätten Sämtliche Kantone weisen Beschäftigte in der Nahrungsmittelindustrie auf. Die meisten befinden sich von der Region Genfersee über das Mittelland bis zur Ostschweiz. Eine besonders grosse Anzahl weisen die Kantone Zürich und Bern aus mit über resp. über Beschäftigten, gefolgt von den Kantonen Waadt, Freiburg, Luzern, Aargau und St. Gallen (siehe Abbildung 12). Es lässt sich dabei einen Zusammenhang zwischen der landwirtschaftlichen Rohstofferzeugung und den Standorten der Nah- 29

54 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung rungsmittelindustrie feststellen. Gerade bei transportaufwendigen Rohstoffen kann dieser Faktor auch heute noch neben anderen Standortbedingungen (Angebot an qualifizierten Fachkräften, Kundennähe, logistische Vorzüge usw.) entscheidend sein. Die Verteilung der Arbeitsstätten ist ähnlich wie jene der Beschäftigten. An der Spitze steht wiederum der Kanton Bern. Am wenigsten Arbeitsstätten befinden sich in der Zentralschweiz (ausgenommen Luzern) und im Nordwesten der Schweiz. Der Süden mit den Kantonen Wallis, Tessin und Graubünden liegt im mittleren Bereich. Die exakten Daten finden sich im Anhang D. Werden Legend wie in Abbildung 12 die Kantone aufgrund des Anteils der Beschäftigten mit Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer 8-25 dem Total der Beschäftigen der Kantone verglichen, so stechen drei Kantone besonders Arbeitsstätten hervor: Freiburg (3.47 Prozent), Obwalden (3.54 Prozent) und Appenzell Innerrhoden (2.81 Prozent). Während in Freiburg mit dem Fleischverarbeiter Micarna und gg25_a_dissolve1 layer den Milchverarbeitern Cremo und ELSA drei umsatzstarke Unternehmen ihre Produktionsstätte haben, sind es in Obwalden vor allem Unternehmen der Subbranche Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln. Doch auch die Milchverarbeitung hat in diesem Beschäftigte Kanton eine grosse Bedeutung. Im Kanton Appenzell Innerrhoden ist es hingegen die Getränkeherstellung, Beschäftigte und Arbeitsstätten die zum hohen der gg25_a_dissolve1 layer 401-1'200 Anteil der Beschäftigten in der Nahrungsmittelindustrie beiträgt Arbeitsstätten 1'201 Nahrungsmittelindustrie - 3'000 in den 3'001 Kantonen - 6'000 6'001-10'000 Abbildung Shapefile_seen_ok1 12: Beschäftigte layer und Arbeitsstätten nach Kantonen Quelle: BFS, 2009a Legend Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Beschäftigte Beschäftigte '200 1'201-3'000 3'001-6'000 Legend 6'001-10'000 Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Arbeitsstätten gg25_a_dissolve1 layer Beschäftigte '200 1'201-3'000 3'001-6'000 6'001-10'000 Shapefile_seen_ok1 layer Der Anteil der Schweizer Nahrungsmittelindustrie am Total der Beschäftigten ist in vielen Bergkantonen eher gering (vgl. Abbildung 13). Obwohl die Bedeutung dieser Branche für die ländliche Entwicklung unumstritten ist und sich auch der Bund und die Kantone oft finanziell an Projekten (z.b. beim Bau von regionale Käsereien) beteiligen, ist es anscheinend bis anhin nur begrenzt gelungen, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass auch Bergkantone für die Nahrungsmittelindustrie einen attraktiven 30

55 Legend 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Shapefile_seen_ok1 layer Standort darstellen. Ein Hindernis ist dabei der starke Grenzschutz zwischen der gg25_a_dissolve1 layer Schweiz und der EU. Die Liberalisierung des Käsemarktes mit der EU im Rahmen der Anteil am Total der Beschäftigten des Kantons Bilateralen I hat nicht nur grossen, sondern auch kleinen Verarbeitungsbetrieben in der Käseherstellung in teils peripheren Regionen den Export von qualitativ hochwertigen Produkten erleichtert Anteil der Beschäftigten der Nahrungsmittelindustrie am Total des Kantons Abbildung 13: Anteil der Beschäftigten der Nahrungsmittelindustrie am Total der Beschäftigten der Kantone Legend Shapefile_seen_ok1 layer Anteil gg25_a_dissolve1 am Total layer des Kantons Anteil am Total der Beschäftigten des Kantons Quelle: BFS, 2009a Entwicklung der Anzahl Beschäftigter und Arbeitsstätten Die Nahrungsmittelindustrie konnte zwischen 2001 und 2008 ein Wachstum von knapp Beschäftigten auf über (Jahr 2008) aufweisen, dies bei einer annähernd stagnierenden Anzahl Arbeitsstätten. Auf Ebene der einzelnen Kantone verlief die Entwicklung keineswegs homogen. Wie in Abbildung 14 ersichtlich ist, verzeichnet der Kanton Zürich einen Zuwachs von über Beschäftigten (+15 Prozent). Auch der Kanton Solothurn weist ein Plus von mehr als 500 Beschäftigten aus (+45 Prozent). Verlierer sind die Kantone Genf (- 358 Beschäftigte, - 26 Prozent) und Waadt (- 208 Beschäftigte, - 5 Prozent). Dass die Mehrheit der Kantone ein Beschäftigungswachstum aufweist, ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Die Entwicklung der Arbeitsstätten muss jedoch sehr individuell diskutiert werden. Während beispielsweise in den Kantonen des Mittellandes eine Konzentration der Beschäftigten auf wenige Arbeitsstätten sinnvoll ist, kann in Bergkantonen die dezentrale Produktion durchaus zu einem für die Region wirtschaftlichen Optimum führen, falls die Produkte mit einer hohen Wertschöpfung zu wettbewerbsfähigen Konditionen abgesetzt werden können. 31

56 gg25_a_dissolve1 layer Differenz Beschäftigte (absolut) / none 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Differenz / Abbildung : Entwicklung der Beschäftigten und Arbeitsstätten (zwischen 2001 Shapefile_seen_ok1 layer und 2008, nach Kantonen) Legend Beschäftigte Differenz Beschäftigte (absolut) / none Legend Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Differenz Arbeitsstätten (absolut) / none gg25_a_dissolve1 layer Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Arbeitsstätten Differenz Arbeitsstätten (absolut) / none Quellen: BFS, 2009a gg25_a_dissolve1 layer Differenz Beschäftigte (absolut) / none Shapefile_seen_ok1 layer Ausgewählte Subbranchen Im Folgenden wird die Verteilung der Arbeitsstätten und der Beschäftigten für die drei umsatzstärksten Subbranchen besprochen. Milchverarbeitung Die vier grossen Kantone nach Beschäftigten in der Milchverarbeitung (Bern, Freiburg, St. Gallen und Luzern) weisen über 70 Prozent des Totals der Subbranche aus. Bei den acht Bedeutendsten sind es sogar 85 Prozent. Besonders schwach besetzt sind die Zentralschweiz abgesehen von Luzern und die Kantone am nordwestlichen Rand der Schweiz (vgl. Abbildung 15). Ein beträchtlicher Teil der in den Urkantonen produzierten Milch wird in den Produktionsstätten der Emmi und der Hochdorf-Gruppe verarbeitet. Ein weiterer Teil wird im Sommer auf den Alpen verkäst. Diese Beschäftigten werden von der Betriebszählung nicht erfasst und bleiben demzufolge von der Analyse ausgeschlossen. Die Kantone Aargau und Genf weisen mit 54 resp. 27 Beschäftigten pro Arbeitsstätte die höchsten Werte auf. Neuchâtel, Basel-Stadt und der Kanton Appenzell Ausserrhoden bilden mit 4 Beschäftigten pro Arbeitsstätte das Schlusslicht. Das kann in diesen Kantonen vorwiegend auf das Fehlen von grossen Verarbeitungsbetrieben zurückgeführt werden. 32

57 gg25_a_dissolve1 layer Legend Subbranche 'Milchverarbeitung': Beschäftigte / none Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung 901-2'500 Shapefile_seen_ok1 layer Subbranchen Milchverarbeitung Abbildung : Beschäftigte und Arbeitsstätten der Subbranche Milchverarbei tung nach Kantonen Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Subbranche 'Milchverarbeitung': Arbeitsst gg25_a_dissolve1 layer Beschäftigte Subbranche 'Milchverarbeitung': Beschäft Legend 901-2'500 Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Subbranche Arbeitsstätten 'Milchverarbeitung': Arbeitsstä Quelle: BFS, 2009a Schlachten und Fleischverarbeitung gg25_a_dissolve1 layer Subbranche 'Milchverarbeitung': Beschäfti '500 Shapefile_seen_ok1 layer Sämtliche Kantone weisen Beschäftigte in dieser Subbranche aus, wobei die Kantone mit den zwei grössten Fleischverarbeitern Bell und Micarna dominieren. Schwach besetzt sind die Kantone der Zentralschweiz (ohne Luzern), diejenigen am nordwestlichen Rand der Schweiz, das Wallis und beide Appenzell (Abbildung 16). Beim Vergleich der Verteilungen der Beschäftigten und der Arbeitsstätten kann auf die durchschnittliche Unternehmensgrösse geschlossen werden. Freiburg ist mit einem Wert von 266 Beschäftigten pro Arbeitsstätte an der Spitze vor Basel-Stadt mit 232 Beschäftigten pro Arbeitsstätte, während die Kantone Zug und Schaffhausen durchschnittlich 4 Beschäftigte pro Arbeitsstätte aufweisen. 33

58 21-35 gg25_a_dissolve1 layer Legend Subbranche 'Schlachten und Fleischverarbeitung': Beschäftigte / none Shapefile_seen_ok1 layer Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung 51 Subbranchen Schlachten und Fleischverarbeitung Abbildung 16: Beschäftigte und Arbeitsstätten der Subbranche Schlachten und 801-1'400 Shapefile_seen_ok1 layer Fleischverarbeitung nach Kantonen gg25_a_dissolve1 layer Subbranche 'Schlachten und Fleischver gg25_a_dissolve1 layer Beschäftigte Subbranche 'Schlachten und Fleischver Legend '400 Shapefile_seen_ok1 layer Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Subbranche Arbeitsstätten 'Schlachten und Fleischver Quelle: BFS, 2009a Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln gg25_a_dissolve1 layer Subbranche 'Schlachten und Fleischver '400 Shapefile_seen_ok1 layer Diese Subbranche ist insofern von grosser Bedeutung, da sie für einen beträchtlichen Teil des Umsatzes und der Wertschöpfung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie verantwortlich ist. Sie beschränkt sich mit ihren Arbeitsstätten jedoch auf wenige Kantone. Knapp 50 Prozent der Beschäftigten sind in den Kantonen Bern, Aargau und Zürich tätig. Die Zentral-, Süd- und Südostschweiz sind schwach vertreten (vgl. Abbildung 17). In Bezug auf die Anzahl Beschäftigter pro Arbeitsstätte steht Schaffhausen an der Spitze aufgrund des dort ansässigen Unternehmens Unilever (ehemals Knorr, Thayngen). Darauf folgen die Kantone Aargau und Zürich mit 80 resp. 75 Beschäftigten pro Arbeitsstätte. Bei der Betrachtung sowohl auf Ebene der gesamten Nahrungsmittelindustrie als auch auf Ebene der Subbranchen ergibt sich besonders für die Zentralschweiz (ohne den Kanton Luzern) und die Kantone am nordwestlichen Rand der Schweiz eine eher kleine Präsenz. Nur Obwalden mag mit einem hohen Anteil am Total der Beschäftigten des Kantons die Bilanz aufzubessern. Besonders für die Entwicklung dieser Kantone, die zu einem grossen Teil noch landwirtschaftlich geprägt sind, ist die Nahrungsmittelindustrie von grosser Bedeutung, da sie eine wichtige Funktion hat zur Generierung von Wertschöpfung in der Region. Ein Abtransport von Rohstoffen, zum Beispiel der Milch von den Bergkantonen der Zentralschweiz in Verarbeitungsbetriebe im Kanton Luzern, lässt gleichzeitig auch potentielle Wertschöpfung aus den Regionen abfliessen. Hier gilt es, die für die Nahrungsmittelindustrie nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Nicht zuletzt wird auch der Bund resp. der Steuerzahler entlastet, wenn es den peripheren Regionen mit eigenen Mitteln gelingt, ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten zu 34

59 Legend Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Subbranche 'Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln': Arbeitss / none Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung intensivieren und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Eine wichtige Voraussetzung dafür bleibt aber die Herstellung von Produkten, die wertschöpfungsintensiv und zugleich gg25_a_dissolve1 layer Subbranche 'Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln': Beschäft / none wettbewerbsfähig sind. Eine Stärkung der regionalen Wirtschaft führt zudem zu besseren Lebensbedingungen und vermindert das Risiko von Abwanderung von qualifizier ten Fachkräften Subbranchen und Herstellung Leistungsträgern. von sonstigen Nahrungsmitteln '200 Abbildung 1'201-2'400 17: Beschäftigte und Arbeitsstätten der Subbranche Herstellung von 2'401-5'000 Shapefile_seen_ok1 layer sonstigen Nahrungsmitteln nach Kantonen Legend Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Subbranche 'Herstellung von sonstigen N gg25_a_dissolve1 layer Beschäftigte Subbranche 'Herstellung von sonstigen N '200 1'201-2'400 Legend 2'401-5'000 Shapefile_seen_ok1 layer Shapefile_seen_ok1 layer gg25_a_dissolve1 layer Arbeitsstätten Subbranche 'Herstellung von sonstigen N Quelle: BFS, 2009a 3.7 Fazit gg25_a_dissolve1 layer Subbranche 'Herstellung von sonstigen N '200 1'201-2'400 2'401-5'000 Shapefile_seen_ok1 layer Basierend auf den Kapiteln 3.2 bis 3.5 lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen. Exportorientierte Subbranchen bilden das Schwergewicht Die exportorientierten Subbranchen Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln, Getränkeherstellung und Herstellung von Back- und Teigwaren weisen alle einen Anteil der Exporte am Gesamtumsatz zwischen 20 und 40 Prozent aus. Sie sind die wirtschaftlichen Schwergewichte der Branche. Sie stellen 60 Prozent der Beschäftigten, erwirtschaften 60 Prozent der Bruttowertschöpfung und mehr als 80 Prozent der Exporte der Nahrungsmittelindustrie. Wohl weist auch die Obst- und Gemüseverarbeitung einen hohen Anteil der Exporte am Gesamtumsatz auf, allerdings ist Anteil dieser Subbranche an der Bruttowertschöpfung gering. Zudem ist der hohe Exportanteil in diesen Subbranchen grösstenteils auf Zollsprunggeschäfte mit Konzentraten zurückzuführen, die im Jahr 2009 abgeschafft wurden. Die Exporte sind entsprechend im Jahr 2010 stark zurückgegangen. 35

60 3. Volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung Milchverarbeitung starke Exporte beim Käse Etwas weniger exportorientiert sind die Subbranchen Milchverarbeitung und Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten. Der Anteil der Exporte am Gesamtumsatz liegt in beiden Subbranchen bei rund 12 Prozent. Mit mehr als 550 Millionen Franken (Jahr 2009) dominiert die Ausfuhr von Käse. Die Milchverarbeitung generiert zudem einen beträchtlichen Teil des Umsatzes sowie der Bruttowertschöpfung der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und liegt diesbezüglich auf Rang zwei nach der Subbranche Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln. Binnenmarktorientierte Subbranchen Bedeutung nicht zu unterschätzen Kaum Exporte weisen die Subbranchen Schlachten und Fleischverarbeitung und Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen aus, welche somit binnenmarktorientiert sind. Trotzdem ist der Bereich Schlachten und Fleischverarbeitung für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie ähnlich bedeutend wie die Milchverarbeitung mit einem Beschäftigtenanteil von mehr als 10 Prozent und einem Umsatzanteil von mehr als 15 Prozent am Total der Schweizer Nahrungsmittelindustrie. Internationalisierung seit längerem im Gang Jene Subbranchen, welche sich schon zum jetzigen Zeitpunkt in einem (teil-) liberalisierten Markt bewegen, weisen alle ein starkes absolutes als auch prozentuales Exportwachstum auf. Dies sind konkret die Subbranchen Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln (tiefe Zollansätze, Doppelnulllösung beim Zucker), Getränkeherstellung (grösstenteils vom Freihandelsabkommen mit der EU für verarbeitete Produkte betroffen), Herstellung von Back- und Teigwaren (tiefe Zollansätze) und die Milchverarbeitung (Freihandel für Käse im Rahmen der Bilateralen I). Jedoch ist auch bei den geschützten Subbranchen eine Internationalisierung im Gang. Der internationale Handel nimmt laufend zu und die ausländischen Märkte werden zunehmend als Absatzpotenzial in Betracht gezogen. 36

61 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche Das Kapitel gliedert sich in drei Teile: Zuerst wird der Begriff Wettbewerbsfähigkeit definiert. Anschliessend werden wichtige Konzepte besprochen und theoretische Hintergrundinformationen vermittelt; diese sind sowohl zum Verständnis der verwendeten Methoden als auch zur Interpretation der Resultate nötig. Schliesslich wird eine Auswahl von Methoden zur Bestimmung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche erläutert mit Schwerpunkt auf jenen, die in dieser Arbeit verwendet werden. 4.1 Definition Wettbewerbsfähigkeit Unter dem Begriff Wettbewerbsfähigkeit finden sich in der Literatur verschiedene Definitionen. Im Zentrum stehen mögliche Antworten auf grundlegende betriebs- und volkswirtschaftliche Fragen wie zum Beispiel dem Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen, dem Investitionsvolumen eines Landes oder der Wahl von Politikmassnahmen (z.b. Handelspolitik) (in Anlehnung an Traill und Pitts, 1998). Es wird unterschieden zwischen der Wettbewerbsfähigkeit einer ganzen Volkswirtschaft, eines Sektors oder einer Branche und jener von Unternehmen. Auf volkswirtschaftlicher Ebene werden über mikro- und makroökonomische Indikatoren einzelne Länder miteinander verglichen. Ein prominentes Beispiel dafür ist der Global Competitiveness Report (WEF, 2009), der eine Rangierung von mehr als 130 Ländern über den Global Competitiveness Index vornimmt. Dieser Indikator besteht aus einer Vielzahl von Subindikatoren, wie zum Beispiel der makroökonomischen Stabilität einer Landes, der Innovationskraft der Unternehmen, dem Gesundheitszustand der Bevölkerung und damit auch der Arbeitgeber usw. Analysiert man indes die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen, stehen dabei zum Beispiel die Leistungsstruktur, die Kostenstruktur oder die Unternehmensorganisation im Zentrum (Weindlmeier, 1999). Buckley et al. (1988) definieren die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens wie folgt: A firm is competitive if it can produce products and services of superior quality and lower costs than its domestic and international competitors. Competitiveness is synonymous with a firm s longrun profit performance and its ability to compensate its employees and provide superior returns to its owners. Für Branchen oder Sektoren bewegt man sich zwischen den beiden Extremen Volkswirtschaft und einzelnes Unternehmen. Nach Weindlmeier (1999) ist die Nahrungsmittelindustrie dann wettbewerbsfähig, wenn sie nachhaltige Fähigkeiten besitzt, ertragreich Marktanteile auf in- und ausländischen Märkten zu erringen und zu verteidigen. Diese Definition lässt sich beliebig auf andere Branchen übertragen. Wettbewerbsfähigkeit muss immer als ein relatives Konzept betrachtet werden. Die Analyse geht nur über den Vergleich der gewählten Einheit (z.b. eine Branche) mit einer vergleichbaren anderen Einheit (z.b. gleiche Branche in einem anderen Land) oder sonstigen zur Verfügung stehenden Referenzwerten (z.b. aggregierte Daten meh- 37

62 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden rerer Branchen). Das Erlangen von Wettbewerbsfähigkeit ist zudem ein dynamischer Prozess, der nur unter Berücksichtigung von verschiedenen Aspekten gemessen werden kann. Ein Konzept von mehreren Methoden erweist sich dabei oft als sinnvoll (vgl. z.b. Ramanovich, 2010). Die volkswirtschaftliche Bedeutung und die Wettbewerbsfähigkeit einer Branche sind eng miteinander verknüpft. Es ist fraglich, ob eine getrennte Betrachtung der volkswirtschaftlichen Bedeutung ohne die Betrachtung der Wettbewerbsfähigkeit sinnvoll ist. Die zukünftige volkswirtschaftliche Bedeutung wird massgeblich durch die aktuelle Wettbewerbsfähigkeit und die bestehenden Potentiale einer Branche beeinflusst. Soll die volkswirtschaftliche Bedeutung einer Branche über die Entwicklung in der Vergangenheit und den aktuellen Stand hinaus bewertet werden, ist die Wettbewerbsfähigkeit eine wichtige, zu beachtende Determinante. 4.2 Wettbewerbsfähigkeit, ökonomische Konzepte Aus der Definition der Wettbewerbsfähigkeit lassen sich noch keine konkreten Einflussfaktoren und Entstehungsgründe ableiten, aus welchem Grund einige Branchen im Vergleich zu anderen Wettbewerbsvorteile haben. Das folgende Kapitel gibt einen Einblick in die ökonomische Theorie zur Wettbewerbsfähigkeit und dient als Grundlage für die im Anschluss besprochenen Methoden Aussenhandelstheorie Aussenhandel zwischen zwei oder mehreren Ländern ergibt sich dann, wenn in einer Autarkielage Unterschiede in den relativen Preisen vorliegen und sich bei freiem Warenverkehr daraus Preisvorteile bei unterschiedlichen Gütern für die einzelnen Länder ergeben (nach Siebert, 1991). Preisvorteile deuten auf Kostenvorteile bei der Produktion von Gütern hin. Wettbewerbsfähigkeit ergibt sich in der klassische Aussenhandelstheorie deshalb aus den Kostenvorteilen eines Landes bei der Produktion bestimmter Güter. Bei vollständiger Autarkie wird ein Land sämtliche Produkte herstellen, die nachgefragt werden. Bei vollständig offenen Grenzen (d.h. weder tarifäre noch nichttarifäre Handelshemmnisse) das Gegenteil zur Autarkie wird sich zwischen Handelspartnern eine internationale Arbeitsteilung einstellen. Jedes Land wird sich auf die Produktion jener Güter konzentrieren, die es relativ kostengünstiger im Vergleich zu einem anderen Land herstellen kann Klassische Aussenhandelstheorie Die klassische Aussenhandelstheorie stützt sich auf die relativen Kosten resp. relativen Preise und die daraus entstehenden Wettbewerbsvorteile. Erst in der monetären Aussenhandelstheorie werden Geld und die absoluten Güterpreise explizit eingeführt und der Einfluss des Wechselkurses auf die Wettbewerbsfähigkeit von Gütern berücksichtigt. Als Beispiel werden zwei Situationen in Betracht gezogen: die absoluten Kostenvorteile (nach Smith) und die komparativen Kostenvorteile (nach Ricardo). Beide Konzepte 38

63 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden sind statischer Natur und sollen für den Fall einer Autarkiesituation betrachtet werden mit einer anschliessenden vollständigen Öffnung der Grenzen. Bei beiden ergibt sich aus dem Aussenhandel eine Wohlfahrtssteigerung für die beteiligten Länder. Zur Erläuterung wird angenommen, dass bei der Produktion nur der Faktor Arbeit von Bedeutung ist. Weitere Produktionsfaktoren wie Kapital bleiben zur Vereinfachung unberücksichtigt. Zudem wird von einer linearen Produktionsfunktion ausgegangen. Das Beispiel wird anhand von zwei Ländern (Schweiz und Deutschland) und zwei Gütern (Halbhartkäse und Fruchtjoghurt) durchgeführt. Es können von den gewählten Zahlen keinerlei Rückschlüsse auf die realen Verhältnisse gemacht werden. Sie dienen bloss zu Anschauungszwecken und sind frei gewählt Absolute Kostenvorteile Für die Schweiz wird vorerst angenommen, dass sie absolute Kostenvorteile in der Produktion von Halbhartkäse hat. Deutschland kann im Gegenzug Fruchtjoghurt kostengünstiger produzieren. Tabelle 7: Absolute Kostenvorteile: Benötigte Einheiten an Arbeit (hypothetisch) zur Produktion einer Einheit Halbhartkäse und Fruchtjoghurt, Schweiz und Deutschland Produkt Schweiz Deutschland Produkt Schweiz Deu Halbhartkäse (1 t) 3 5 Halbhartkäse (1 t) 6 Fruchtjoghurt (1 t) 5 3 Fruchtjoghurt (1 t) 10 Arbeit total 8 8 Arbeit total 16 Die Schweiz würde Produkt sich folglich verstärkt Schweiz auf Deutschland die Produktion Total Output von Halbhartkäse Produkt konzentrieren Schweiz Deutschla und Deutschland Vor der Spezialisierung auf die Produktion von Fruchtjoghurt (vgl. Vor Tabelle der Spezialisierung 7). Diese Spezialisierung Halbhartkäse wird sich (1 aber t) nur unter 1 der Bedingung 1 des 2 freien Warenverkehrs Halbhartkäse (1 t) zwi- 1 1 schen beiden Ländern einstellen (für Fruchtjoghurt ist der freie Warenverkehr nicht Fruchtjoghurt (1 t) der EU seit Mitte Nach 2007 der Spezialisierung Freihandel herrscht). Nach der Spezialisierung Fruchtjoghurt (1 t) 1 1 gegeben, während beim Käse im Rahmen der Bilateralen I zwischen der Schweiz und Halbhartkäse (1 t) Fruchtjoghurt (1 t) Halbhartkäse (1 t) Fruchtjoghurt (1 t) 39

64 Produkt Schweiz Deutschland Produkt Schweiz D 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Halbhartkäse (1 t) 3 5 Fruchtjoghurt (1 t) 5 3 Halbhartkäse (1 t) 6 Fruchtjoghurt (1 t) 10 Tabelle 8: Arbeit total 8 8 Absolute Kostenvorteile: Produzierte Mengen vor und nach der Spezialisierung Arbeit total 16 Produkt Schweiz Deutschland Total Output Vor der Spezialisierung Produkt Schweiz Deutsch Vor der Spezialisierung Halbhartkäse (1 t) Halbhartkäse (1 t) 1 1 Fruchtjoghurt (1 t) Fruchtjoghurt (1 t) 1 1 Nach der Spezialisierung Halbhartkäse (1 t) Nach der Spezialisierung Halbhartkäse (1 t) Fruchtjoghurt (1 t) Fruchtjoghurt (1 t) Spezialisieren sich beide Länder auf jenes Produkt, das sie kostengünstiger produzieren können, wird sich die total hergestellte Menge von 2 Tonnen auf 2.67 Tonnen erhöhen. Der Faktor Arbeit wird dort eingesetzt, wo die Effizienz resp. die Arbeitsproduktivität am grössten ist. Dieses stark vereinfachte Beispiel, das in der Realität kaum vorzufinden ist, lässt sich beliebig erweitern auf mehrere Produkte, Faktoren (z.b. Kapital) und Länder. Die Betrachtung bleibt aber statisch. Sobald sich die Grenzen geöffnet haben und sich entsprechend den absoluten Kostenvorteilen der Handel eingestellt hat, können sich über Veränderungen in den Produktions- und Nachfragebedingungen auch die absoluten Kostenvorteile verschieben und müssen neu beurteilt werden. Dasselbe gilt für die komparativen Kostenvorteile Komparative Kostenvorteile Für die Schweiz wird angenommen, dass sie sowohl in der Herstellung von Halbhartkäse und von Fruchtjoghurt absolute Kostennachteile hat. Deutschland kann beide Produkte kostengünstiger herstellen, da weniger Arbeit für eine Einheit jedes Produkts benötigt wird. Tabelle 9: Komparative Kostenvorteile: Benötigte Einheiten an Arbeit (hypothetisch) zur Produktion einer Einheit Halbhartkäse und Fruchtjoghurt, Schweiz und Deutschland dukt Schweiz Deutschland Produkt Schweiz Deutschland bhartkäse (1 t) 3 5 Halbhartkäse (1 t) 6 5 chtjoghurt (1 t) 5 3 Fruchtjoghurt (1 t) 10 3 eit total 8 8 Arbeit total 16 8 ung Schweiz Deutschland Total Output ) Produkt Schweiz Deutschland Total Output Vor der Spezialisierung 40 Halbhartkäse (1 t) ) Fruchtjoghurt (1 t) rung Nach der Spezialisierung

65 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Schweiz Deutschland wird aber trotz den absoluten Kostenvorteilen nicht beide Produkte herstellen, sondern sich auf jenes Produkt konzentrieren, welches die tieferen Opportunitätskosten für die eingesetzte Arbeit hat und wo im Vergleich zur Schweiz relative Kostenvorteile bei der Produktion bestehen. 4 Deutschland braucht gegenüber der Schweiz nur 3/10 der Menge an Arbeit zur Herstellung einer Tonne Fruchtjoghurt, während es beim Halbhartkäse 5/6 sind. Deutschland hat demzufolge einen komparativen Vorteil gegenüber der Schweiz bei der Herstellung von Fruchtjoghurts (vgl. Tabelle 10). Zudem sind dort auch die Opportunitätskosten für die Herstellung von einer Tonne Fruchtjoghurt am kleinsten mit 3/5 Tonnen Käse, gegenüber den Opportunitätskosten Deutschland (1 t) 3 5 (1 t) 5 3 für die Herstellung von einer Tonne Halbhartkäse (5/3 Tonnen Fruchtjoghurt). Gleichzeitig wird sich die Schweiz auf die Herstellung von Halbhartkäse konzentrieren aufgrund der relativen Kostenvorteile. Bei freiem Warenverkehr wird sich deshalb wiederum eine Spezialisierung ergeben. Produkt Schweiz Deutschland Halbhartkäse (1 t) 6 5 Fruchtjoghurt (1 t) Tabelle 10: Arbeit total 16 8 Komparative Kostenvorteile: Produzierte Mengen vor und nach der Spezialisierung Schweiz Deutschland Total Output Produkt Schweiz Deutschland Total Output Vor der Spezialisierung Halbhartkäse (1 t) Fruchtjoghurt (1 t) Nach der Spezialisierung Halbhartkäse (1 t) Fruchtjoghurt (1 t) Wie schon bei den absoluten Kostenvorteilen steigert sich die total produzierte Menge auch bei den komparativen Kostenvorteilen nach der Spezialisierung. Diese handelsökonomische Erkenntnis ist für die Öffnung der Märkte von grosser Bedeutung. Bei liberalisierten Märkten werden sich die einzelnen Länder verstärkt auf die Produktion jener Güter konzentrieren, die am effizientesten hergestellt werden können. Kostenvorteile und die daraus folgenden Handelstätigkeiten wurden bis anhin aus der (Arbeits-) Produktivität in den einzelnen Ländern hergeleitet. Handel kann sich aber auch bei gleicher Produktivität und gleicher Faktorausstattung zweier Länder mit unterschiedlichen Nachfrageverhältnissen ergeben. Hat ein Land unter Autarkie eine kleinere Nachfrage für ein bestimmtes Gut im Vergleich zu einem anderen Land, so wird der Relativpreis dieses Gutes im Vergleich zum zweiten Land tiefer sein (in Anlehnung an 4 In der monetären Aussenhandelstheorie trifft dies nur ein, wenn sich der Wechselkurs in einem bestimmten Bereich befindet; dazu weiter unten. 41

66 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Siebert, 1991). Aus der relativ geringeren Nachfrage ergibt sich ein Preisvorteil, der bei offenen Grenzen zum Export dieses Gutes führt. Zusätzlich zu den unterschiedlichen Nachfrageverhältnissen kann eine unterschiedliche Faktorausstattung zum Handel von Gütern führen. Dazu folgt das Heckscher-Ohlin Theorem Heckscher-Ohlin Theorem Geht man davon aus, dass Faktoren wie Arbeit und Kapital innerhalb eines Landes perfekt mobil und substituierbar sind, zwischen den Ländern aber nicht gehandelt werden, keine Marktverzerrungen bestehen (z.b. Annahme von vollständigem Wettbewerb) und alle Länder die gleiche Produktionsfunktion aufweisen, dann wird sich jedes Land auf die Herstellung jener Produkte konzentrieren, bei denen die dazu benötigten Produktionsfaktoren zu relativ tieferen Kosten erhältlich sind. In kapitalreichen Ländern wird sich die Produktion vorwiegend auf kapitalintensive Güter beschränken, da Kapital relativ zur Arbeit günstiger ist im Vergleich mit kapitalärmeren Ländern. Länder mit vielen Arbeitskräften werden sich entsprechend auf arbeitsintensive Güter, Länder mit viel verfügbarem Boden auf landintensive Güter (z.b. Getreide) spezialisieren. Obwohl die dazu verwendeten Annahmen teils verletzt werden insbesondere jene der Immobilität von Faktoren zwischen Ländern, ist dieses Theorem ein wichtiges Element zur Erklärung der Handelsflüsse und der unterschiedlichen Wettbewerbsfähigkeit einzelner Länder bei verschiedenen Produkten Von der klassischen Aussenhandelstheorie zur monetären Aussenhandelstheorie Bisher wurde der Handel unbeachtet der Wechselkursproblematik diskutiert. Ändernde Wechselkurse können einen erheblichen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit von gehandelten Produkten haben. Komparative Preisvorteile sind zwar eine Voraussetzung für Handel, müssen aber nicht zwingend zu einem Wettbewerbsvorteil führen. Je nach Wechselkurssituation kann es sogar zu einem Wettbewerbsnachteil kommen. Es wird wiederum auf das Modell zwei Länder und zwei Güter zurückgegriffen. Land I besitzt bei Gut a einen komparativen Kostenvorteil und Land II bei Gut b. Über den Wechselkurs der beiden in Handel stehenden Länder werden die komparativen Kostenvorteile in absolute Preisvorteile umgewandelt (unter der Annahme, dass die Devisennachfrage eines Landes alleine auf seine Importnachfrage zurückgeht und sich der Devisenkurs in einem bestimmten Bereich bewegt, mehr dazu siehe unten) (nach Siebert, 1991). Es wird auf das oben verwendete Beispiel zurückgegriffen. Zur Vereinfachung werden wiederum zwei Produkte (Halbhartkäse und Fruchtjoghurt) und zwei Länder (Schweiz und Deutschland) betrachtet. Die Preise für die beiden Produkte (je in der Inlandwährung) bei Autarkie sind wie folgt: 42

67 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Schweiz: p Hhk = 6 CHF/ME 1 p Fj = 10 CHF/ME 2 Deutschland: p* Hhk = 5 /ME 1 p* Fj = 3 /ME 2 p Hhk = Preis Halbhartkäse p Fj = Preis Fruchtjoghurt p = Preis Schweiz p* = Preis Deutschland ME 1 = Mengeneinheit 1 ME 2 = Mengeneinheit 2 Die Schweiz hat einen komparativen Preisvorteil beim Halbhartkäse, Deutschland beim Fruchtjoghurt. Unter (verschiedenen) Wechselkursszenarien wird nun gezeigt, wann sich komparative Preisvorteile bei offenen Grenzen in absolute Preisvorteile umwandeln. Wechselkurssituation A CHF: = 2:1 p Hhk = 6 CHF/ME 1 p Fj = 10 CHF/ME 2 p* Hhk = 10 CHF/ME 1 p* Fj = 6 CHF/ME 2 Werden nun alle Preise in Schweizer Franken betrachtet und werden die Transportkosten vernachlässigt, dann ergibt sich bei diesem Wechselkurs für die Schweiz ein absoluter Preisvorteil beim Halbhartkäse und für Deutschland ein absoluter Preisvorteil beim Fruchtjoghurt. Die Schweiz wird sich dementsprechend auf den Export von Halbhartkäse und Deutschland auf den Export von Fruchtjoghurts konzentrieren. Wechselkurssituation B CHF: = 4:1 ( sehr schwacher Schweizer Franken ) p Hhk = 6 CHF/ME 1 p Fj = 10 CHF/ME 2 p* Hhk = 20 CHF/ME 1 p* Fj = 12 CHF/ME 2 Die Schweiz hätte im Fall eines schwachen Schweizer Frankens sowohl einen absoluten Preisvorteil beim Export von Halbhartkäse als auch von Fruchtjoghurt und würde beide Produkte nach Deutschland exportieren, während Deutschland keines der beiden Produkte in die Schweiz exportieren würde. Trotz des unterstellten komparativen 43

68 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Preisnachteils bei Fruchtjoghurt für die Schweiz kann sich über den Wechselkurs ein absoluter Preisvorteil ergeben, wie sich anhand dieser Situation erkennen lässt. Wechselkurssituation C CHF: = 1:1 ( sehr starker Schweizer Franken ) p Hhk = 6 CHF/ME 1 p Fj = 10 CHF/ME 2 p* Hhk = 5 CHF/ME 1 p* Fj = 3 CHF/ME 2 Bei einem Wechselkurs von 1:1 hätte Deutschland bei beiden Produkten absolute Preisvorteile. Trotz den komparativen Preisvorteilen für die Schweiz beim Halbhartkäse würde nichts nach Deutschland exportiert werden. Wie schon bei der Wechselkurssituation B kann sich bei bestimmten Wechselkursen trotz komparativen Vorteilen ein Nachteil ergeben. Abbildung 18 fasst die drei besprochenen Wechselkurssituationen zusammen und zeigt auf, in welchem Bereich sich der Wechselkurs bewegen darf, damit sich komparative Preisvorteile auch in absolute umwandeln. Es wird, wie schon bis anhin, von einem exogenen Wechselkurs ausgegangen. Der Einfluss auf den Wechselkurs durch die Devisennachfrage, die sich aufgrund des Handels von Halbhartkäse und Fruchtjoghurt ergibt, kann vernachlässigt werden. Abbildung 18: Wechselkurs und absolute Preisvorteile CHF/ME i p Hhk p Fj 10 Fj B w y A w x Hhk: Halbhartkäse, Fj: Fruchtjoghurt Wechselkurssituationen A, B und C w x und w y : Wechselkurs entspricht dem Verhältnis der relativen Autarkiepreise C 6 Hhk p* Hhk p* Fj /ME i w x ist der Wechselkurs, der dem relativen Preisverhältnis des Halbhartkäses bei Autarkie entspricht (vgl. Abbildung 18). Bei dieser Wechselkurssituation haben weder die 44

69 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Schweiz noch Deutschland einen absoluten Preisvorteil beim Halbhartkäse. Beide liegen gleich auf. Beim Fruchtjoghurt hat Deutschland hingegen einen absoluten Preisvorteil. Bewegt dieser sich aber weiter in Richtung Situation A oder darüber hinaus (d.h. der Schweizer Franken wird weiter abgewertet), wird die Schweiz einen absoluten Preisvorteil beim Halbhartkäse haben. Bewegt er sich aber in Richtung Situation C (d.h. der Schweizer Franken wird aufgewertet), verschwindet der absolute Preisvorteil für die Schweiz, und Deutschland wird Halbhartkäse in die Schweiz exportieren. Dasselbe gilt für einen Wechselkurs w y beim Fruchtjoghurt. Sobald w y erreicht ist und sich der Schweizer Franken weiter abwertet, verschwindet der absolute Preisvorteil von Deutschland beim Fruchtjoghurt. Bei offenen Grenzen würde die Schweiz nun sowohl Halbhartkäse als auch Fruchtjoghurt nach Deutschland exportieren. Bleibt der Wechselkurs im Bereich zwischen w x und w y, werden komparative Preisvorteile (bei Autarkie) in absolute umgewandelt. Bewegt er sich über diese Grenzen hinaus, kommt kein Austausch von Gütern zu Stande. Entweder wird die Schweiz oder Deutschland beide Güter exportieren resp. importieren Zusammenfassung inter-industrieller Handel In den vorangehenden Kapiteln wurde der grenzüberschreitende Handel mit komparativen Kosten- und Preisvorteilen erklärt. Die daraus entstehende Form des Aussenhandels wird als inter-industrieller Handel bezeichnet. Dabei werden Güter unterschiedlicher Art gehandelt, also zum Beispiel Fahrzeuge gegen Baumaterialien oder Käse gegen Joghurt. Bestehen komparative Preisvorteile bei bestimmten Produkten, können sich diese bei einem Wechselkurs, der zwischen den relativen Preisverhältnissen der Produkte bei Autarkie liegt (siehe oben), in absolute Preisvorteile umwandeln. Auch direkte staatliche Eingriffe können den Aussenhandel bzw. die Wettbewerbsfähigkeit der gehandelten Produkte beeinflussen (vgl. Abbildung 19). Dies gilt sowohl für die importierten als auch die exportierten Produkte und ist für erstere im Agrarbereich besonders ausgeprägt über Zölle, Zollkontingente und andere Instrumente des Grenzschutzes (sowohl tarifär als auch nicht-tarifär). Die staatlichen Eingriffe beim Export von Gütern beschränken sich vorwiegend auf Exportsubventionen oder Exportquoten. In der Schweiz wurden die Exportsubventionen für Agrarprodukte weitgehend abgebaut. Einzig die Verkäsungszulage und das Schoggigesetz müssen diesbezüglich noch kritisch beurteilt werden. Das Schoggigesetz kommt in den folgenden Kapiteln öfters noch zur Sprache. 45

70 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Abbildung 19: Erklärung des Aussenhandels Hypothesen zur Erklärung von Aussenhandel Inter-industrieller Handel Intra-industrieller Handel Direkte staatliche Eingriffe Wechselkurs Geldpolitik Absolute Preisvorteile Qualitätsunterschiede in den Produkten Wunsch nach Varietät im Sortiment z.b. Exportsubventionen Wirtschaftspolitische Massnahmen Relative Preisvorteile Skaleneffekte?? Komparative Kostenvorteile Unterschiedliche Faktorausstattuneng (Heckscher-Ohlin) Unterschiedliche Nachfrageverhältnisse Unterschiedliche Arbeitsproduktivitäten (Ricardo) Quelle: Ergänzt nach Siebert, 1991 Neben dem inter-industriellen Handel besteht aber auch reger Aussenhandel zwischen Ländern mit ähnlicher Faktorausstattung und ähnlichen Nachfrageverhältnissen wie zum Beispiel zwischen der Schweiz und einigen EU-Mitgliedstaaten. In vielen Fällen sind die in beide Richtungen gehandelten Produkte imperfekte Substitute, d.h. ähnlich aber nicht identisch. Diese Art des Aussenhandels wird als intra-industriell bezeichnet (auch intra-sektoral genannt). Das Argument der komparativen Vorteile aus der klassischen Aussenhandelstheorie kann nur begrenzt als Erklärung für den intra-industriellen Handel verwendet werden. Ein Beispiel aus dem Agrarsektor wäre der Handel von Frischkäse zwischen der Schweiz und Frankreich. Die Schweiz importiert und exportiert Frischkäse. Der nächste Abschnitt widmet sich vertieft der Thematik des intraindustriellen Handels Intra-industrieller Handel Wichtigste Meilensteine in der Forschung Während der inter-industrielle Handel schon früh zum Beispiel durch Ricardo und weitere Ökonomen beschrieben und ergründet wurde, ist das Phänomen des intraindustriellen Handels vergleichbar spät erst im Verlauf der sechziger und siebziger Jahre in der ökonomischen Literatur diskutiert worden. Grubel und Lloyd (z.b. in Grubel und Lloyd, 1975) sowie Krugman (1981) waren bei den Ersten, die diese Form des Handels analysierten. Die Erkenntnis, dass grenzüberschreitender Handel sich nicht nur auf unterschiedliche Güter beschränkt, sondern auch ähnliche Güter zwischen 46

71 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Ländern getauscht werden, führte zur kritischen Auseinandersetzung mit den bisher bekannten Ansätzen zur Erklärung des Aussenhandels. Diese stehen in keinem Widerspruch zu den neuen Erkenntnissen über den Austausch von ähnlichen aber nicht identischen Gütern (imperfekte Substitute), dem intra-industriellen Handel. Wichtig ist, diese beiden Formen des Handels auseinander zu halten, auch wenn durchaus fliessende Übergänge bestehen. Der inter-industrielle Handel wird als Austausch von unterschiedlichen Gütern verstanden, die eher schwer oder gar nicht substituierbar sind, während der intra-industrielle Handel den Austausch von ähnlichen Gütern umschreibt, die gut bis sehr gut substituierbar sind. Im Rahmen zunehmender internationaler Vernetzung und den weltweiten Transportmöglichkeiten ist die Annahme der Faktorimmobilität in der klassischen Aussenhandelstheorie nur noch begrenzt gültig. Besonders der Faktor Kapital und der Faktor Arbeit (zumindest innerkontinental) sind teils sehr mobil. Einzig Boden ist nun mal nicht mobil. Selbstverständlich gibt es Ansätze zur Erweiterung dieses Faktors (etwa bei Hors Sol-Kulturen). Die Möglichkeiten sind aber sehr begrenzt und nur für bestimmte Kulturen geeignet. Der intra-industrielle Handel kann vorwiegend zwischen Industrieländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen festgestellt werden. Bei den Agrarprodukten wurde über längere Zeit die Meinung vertreten, dass dieser nur eine begrenzte Rolle spielt. Besonders bei Produkten der Maschinenindustrie, der Chemischen Industrie, bei Transporteinrichtungsgegenständen und der Elektronik kann insgesamt ein hoher Anteil an intraindustriellem Handel festgestellt werden (OECD, 2002). Für den Agrarbereich gibt es nur sehr wenige Studien. Brülhart (2008) stellt fest, dass der intra-industrielle Handel bei den Agrarprodukten weltweit in den letzten 50 Jahren am stärksten zugenommen hat im Vergleich mit allen anderen Branchen. Das Niveau ist aber immer noch tief Ausprägungen des intra-industriellen Handels Es werden zwei wesentliche Ausprägungen des intra-industriellen Handels unterschieden: Die horizontale und die vertikale Produktdifferenzierung. Von horizontaler Produktdifferenzierung wird dann gesprochen, wenn die importierten und exportieren (ähnlichen) Güter auf demselben Preisniveau liegen. Nach Stiglitz (1987) kann daraus ein ähnliches Qualitätsniveau abgeleitet werden. Bei der vertikalen Produktdifferenzierung die Preise zwischen den importierten und exportierten Gütern unterscheiden sich massgeblich wird dementsprechend von unterschiedlichen Qualitäten ausgegangen. Ergänzend zum Qualitäts-Konzept von Stiglitz können auch Massnahmen des Marketings (insbesondere ein starkes Branding) zu einem höheren Preiserlös führen. Bei Agrargütern ist die Herkunft resp. das Produktionsland oft schon eine Unique Selling Proposition. Das gilt vor allem dann, wenn der Konsument starke Assoziationen mit dem Land oder mit Produktionsstandards im Land hat (z.b. Tierschutzvorschriften). Wie genau die Abgrenzung der vertikalen von der horizontalen Produktdifferenzierung vorgenommen wird und welche Methodik dabei zur Anwendung kommt, wird in Kapitel besprochen. 47

72 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Einflussfaktoren Über die Determinanten des intra-industriellen Handels ist man sich bis anhin nur teilweise einig. Ein wichtiger Grund ist der Wunsch der Konsumenten nach einer grossen Auswahl verschiedener (oft ähnlicher) Produkte, die oft nicht allesamt in einem Land hergestellt werden können. Im Detailhandel spricht man von einem möglichst tiefen Sortiment (viele Artikel in einer Produktgruppe). Diese spezifischen Nachfragepräferenzen sind besonders bei den Industrieländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen ausgeprägt. Zwischen Ländern mit ähnlichen Konsumtrends und ähnlichen Kulturen kann demzufolge ein höherer intra-industrieller Handel erwartet werden. Diese treibende Kraft wurden schon früh durch Krugman (z.b. in Krugman, 1981) vermutet und später auch im Rahmen von empirischen Analysen (z.b. in Brülhart, 2009) bestätigt. Auch den Transportkosten wird eine Funktion in Bezug auf den intra-industriellen Handel zugeschrieben. Geographische Nähe kann ein treibender Faktor sein (vermutlich in Kombination mit kultureller Nähe ). Bei zunehmender Vernetzung der Weltwirtschaft gewinnt auch der Veredlungsverkehr an Bedeutung. Dabei versteht man grundsätzlich die (Teil-)Veredlung ausländischer Waren (z.b. Rohstoffe oder Zwischenprodukte) im Inland oder inländischer Waren im Ausland und die Wiederausfuhr bzw. -einfuhr in das Herkunftsland oder in ein Drittland (allenfalls zollfrei oder zollermässigt). Diese Art der Splittung der Produktionsprozesse und deren Verteilung auf verschiedene Länder führen insgesamt zu einem Anstieg des intra-industriellen Handels. Krugman argumentierte (z.b. in Krugman, 1983), dass die treibende Kraft in den Skaleneffekten liegt, die durch die Spezialisierung auf bestimmte Produkte in einem Land erreicht werden können. Empirisch konnte dies aber nie nachgewiesen werden, obwohl dabei auch zu beachten ist, dass Skaleneffekte statistisch meist schwer und oft nur mithilfe von Proxies erfasst werden können. Aufgrund bestehender theoretischer als auch empirischer Analysen kann die Frage nach den Gründen für den intra-industriellen Handel nicht abschliessend beurteilt werden. Vermutlich sind es je nach Handelspartner und Produktkategorie auch individuelle Faktoren, die das Ausmass des Handels beeinflussen. Bedeutend sind dabei besonders bilaterale Handelsabkommen, die zum Abbau des Grenzschutzes beitragen und dadurch den intra-industriellen Handel ermöglichen. Diese Individualität der einzelnen Länder lässt sich nur schwer mit einem allgemeinen Modell erfassen und erklärt auch die Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Einflussfaktoren für diese Ausprägung des Handels Bezug zur Wettbewerbsfähigkeit Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit sind eng miteinander verknüpft. Kann ein hoher intra-industrieller Handel in einer Produktkategorie festgestellt werden, deutet das auf eine Vielzahl von Produktvarianten hin. Der Konsument kann unter einer grossen Vielfalt auswählen und zudem die einzelnen Produktvarianten leicht gegeneinander substituieren. Die Anbieter stehen deshalb in einem intensiven Wettbewerb 48

73 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden zueinander. Jene Unternehmen, welche sich in solchen Märkten behaupten, können als wettbewerbsfähig bezeichnet werden. Stellt man nun einen hohen intra-industriellen Handel für eine Produktkategorie fest, kann für die beteiligten Branchen oder Teilbranchen (je nach Betrachtungsweise) abgeleitet werden, dass sie wettbewerbsfähig sind. In der Literatur wird auch argumentiert, dass ein hohes Ausmass an intra-industriellem Handel in einer Branche grundsätzlich zu kleineren strukturellen Anpassungen bei einer Liberalisierung des Handels führt (vgl. dazu auch Luka und Levkovych, 2004; Kandogan, 2003). Hamilton und Kniest (1991) beschreiben es so: There is some evidence, therefore, that trade liberalization has induced more structural adjustment and higher adjustment costs in industries characterised by inter-industry rather than intraindustry trade. Strukturelle Anpassung bezieht sich dabei zum Beispiel auf die Anzahl und Grösse der Produktionsstätten, die Anzahl Mitarbeiter und die Arbeitsproduktivität. Ein hoher intra-industrieller Handel deutet auf eine fortgeschrittene Integration der Märkte hin, was grundsätzlich bei deren vollständiger Liberalisierung zu tieferen Anpassungskosten führt. Branchen oder Teilbranchen, welche diese Integration der Märkte und eine hohe Vernetzung der wirtschaftlichen Aktivitäten aufweisen, können als wettbewerbsfähiger bezeichnet werden als solche, die in stark abgeschotteten Märkten agieren. Schliesslich kann aber nicht abgeleitet werden, dass offene Märkte grundsätzlich einen hohen intra-industriellen Handel aufweisen. Kommt nämlich der Handel hauptsächlich aufgrund von komparativen Vorteilen (siehe dazu Kapitel ) zustande, wird sich auch bei offenen Märkten nur ein geringer Teil an intra-industriellem Handel einstellen. Insgesamt gilt aber für jede Form von Handel, sei diese inter- oder intra-industriell, das Prinzip des Marktzutritts. Ist dieser behindert, wird sich nur begrenzt Handel einstellen können. Nach der Einführung zur Aussenhandelstheorie wird im Folgenden noch ein weiterer Ansatz diskutiert, der neben dem Aussenhandel oft zur Analyse der Wettbewerbsfähigkeit verwendet wird Strategisches Management Die Wettbewerbsfähigkeit wird zu einem grossen Teil durch das strategische Management jedes Unternehmens beeinflusst. Die dabei verwendeten theoretischen Konzepte (z.b. jene von Porter, in Porter, 2004) lassen sich neben der direkten Anwendung in der Praxis auch zur Analyse der Wettbewerbsfähigkeit verwenden. Der Fokus liegt dabei nicht mehr nur auf einzelnen Unternehmen, sondern auf der Analyse ganzer Branchen. Mintzberg unterscheidet zwischen präskriptivem, deskriptivem und konfigurativem strategischem Management. Eine weitere Unterteilung dieser Systematik in 10 Schulen findet sich sowohl in Mintzberg (2007) als auch in zusammengefasster Version in Friedli (2002). Die präskriptiven strategischen Managementansätze geben Handlungsempfehlungen zu Themen wie Strategieformulierung oder -implementierung (z.b. 49

74 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden SWOT-Analyse). Wie die Strategie gebildet wird (z. B. welche Prozesse in welcher Abfolge verwendet werden), wird nicht diskutiert. Ursprünglich sind diese Ansätze mit dem Hintergrundgedanken entstanden, erfolgsversprechende Führungsauffassungen in die Realität umzusetzen (nach Mintzberg, 2007) Beim deskriptiven strategischen Management hingegen steht das Beschreiben und Erklären der Grundzüge des unternehmerischen Führungsgeschehens im Vordergrund (nach Jahns, 2001). Die oft zu beobachtenden Diskrepanzen zwischen der intendierten Strategie und der realisierten Strategie also die Abweichung der umgesetzten Strategie vom Planungsmodel führte zu diesen Ansätzen. Im Fokus steht das Zustandekommen einer Strategie und nicht der Entwurf der idealen Strategie, (in Anlehnung an Mintzberg, 2007). Das konfigurative strategische Management stellt nach Mintzberg eine Kombination zwischen den ersten beiden Ansätzen dar und bietet die Möglichkeit, die Aussagen der verschiedenen Schulen zu integrieren und miteinander in Einklang zu bringen. Aufgrund der gewählten Methodik (Porters Diamant, siehe Kapitel ) werden zur entsprechenden Schule (nach Mintzberg: Positioning School, Teil des präskriptiven strategischen Managements) einige zusätzliche Ausführungen gemacht. Die Positionierungsschule ist eine Fortsetzung der schon bestehenden Schulen (Planungs- und Designschule), konzentriert sich aber verstärkt auf die Bedeutung der Strategie selbst und nicht nur auf deren Formulierung. Zudem kamen besonders mit Porter (z.b. Porter, 2004) neue Techniken dazu, die ihren Fokus auf die Wettbewerbs- und Industrieanalyse konzentrieren und deshalb nicht nur für den Strategieentwicklungsprozess der Unternehmen von Bedeutung sind (in Anlehnung an Mintzberg, 2007). Auch der Branchenstruktur wird verstärkt Beachtung geschenkt, weil davon auszugehen ist, dass diese einen bedeutenden Einfluss auf die gewählten Strategien der Unternehmen hat. Aus diesem Grund wird dieser Ansatz des strategischen Managements auch bei der Analyse der Wettbewerbsfähigkeit von Branchen verwendet. Im Zentrum steht dabei oft die Perspektive der Wertschöpfungskette mit all ihren Interaktionen zwischen den einzelnen Akteuren und Anspruchsgruppen. 4.3 Methoden zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche Da die Wettbewerbsfähigkeit auf drei verschiedenen Ebenen (Volkswirtschaft eines Landes, Branche und Unternehmen) analysiert werden kann, existiert eine breite Auswahl an Methoden. Meistens sind diese spezifisch für eine der drei Ebenen konzipiert, teilweise lassen sie sich auch mit geringer Modifikation auf eine weitere anwenden. Der Fokus in dieser Arbeit liegt auf der Branchenebene Systematik der Methoden Eine systematische Einordnung der verschiedenen Methoden kann nach der zeitlichen Betrachtung vorgenommen werden: ex-post oder ex-ante (in Anlehnung an Buckley et. al., 1988). 50

75 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Die ex-post Betrachtung dient zur Analyse der erreichten Wettbewerbsfähigkeit. Dabei lassen sich Aussagen machen zu den Entwicklungen in der Vergangenheit. Die Aussagekraft für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit ist jedoch begrenzt (Ramanovich, 2010). Die verwendeten Konzepte basieren auf der Analyse von Marktanteilen und Aussenhandelsdaten und deren Entwicklungen über die Zeit. Buckley et al. (1988) fassen diese Ansätze unter dem Begriff performance measures zusammen. Die ex-ante Betrachtung dient hingegen zur Bestimmung des Wettbewerbspotentials resp. der potentiellen Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft. Buckley et al. (1988) weisen diesen Methoden die Begriffe competitive potential und competitive process zu. Letzterer bezieht sich auf das Management der Unternehmen und dessen Reaktion auf bestehende Potentiale zum Beispiel auf den Absatzmärkten. Der Vorteil der ex-post Betrachtung gegenüber der ex-ante Betrachtung liegt in den verfügbaren Daten, die quantitative Aussagen zur vergangenen und aktuellen Wettbewerbsfähigkeit zulassen. Ex-ante müssen diese entweder geschätzt oder über aufwändige Modelle berechnet werden (z.b. Gleichgewichtsmodelle, vgl. unten). Andere Ansätze der ex-ante Betrachtung basieren deshalb auf qualitativen Analysen unternehmensinterner- und externer Determinanten der Wettbewerbsfähigkeit Auswahl oft verwendeter Methoden In Anlehnung an die oben besprochene Systematik der Methoden zur Ermittlung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche wird in den folgenden Abschnitten ein Überblick über die in dieser Arbeit verwendeten Methoden gegeben. Ergänzend werden noch weitere Methoden kurz angesprochen und diskutiert, die hier nicht zur Anwendung kommen. Eine ausführliche Diskussion einer grossen Auswahl an Methoden findet sich zum Beispiel in Friedli (2002). Ex-post dienen vor allem Analysen der Aussenhandelsdaten und der Produktivität zur Ermittlung der Wettbewerbsfähigkeit, ex-ante sind es oft qualitative Methoden wie Porters Diamant oder aufwändige quantitative Methoden wie zum Beispiel Gleichgewichtsmodelle. Da die verschiedenen Methoden teils unterschiedliche Perspektiven einnehmen und nur einen Teil der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche bewerten, ist die Verwendung mehrerer Methoden empfehlenswert, um ein möglichst umfassendes Abbild der Realität zu erhalten. 51

76 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Ex-post Methoden Intra-industrieller Handel Grubel-Lloyd Index Zur Ermittlung des intra-industriellen Handels bestehen zahlreiche Indikatoren. Die meisten bauen auf dem Konzept des Grubel-Lloyd Index auf (auch GL-Index genannt, nach Grubel und Lloyd, 1975). (1) ( ) X i und M i bezeichnen die Exporte bzw. die Importe eines Landes für eine Produktkategorie i. Entsprechen die Exporte in einer Produktkategorie genau den Importen resultiert ein GL-Wert von 1 (vollständig intra-industrieller Handel). Findet der Handel nur in eine Richtung statt (nur Exporte oder Importe in dieser Produktkategorie), dann ergibt sich ein GL-Wert von 0 (vollständig inter-industrieller Handel, vgl. Kapitel ). Die Abgrenzung einer Produktkategorie erfolgt über das Zolltarifsystem. Eine genügend detaillierte Stufe ist dabei notwendig (6- oder 8-stellige Tarifnummern, siehe dazu auch unten). Die Begriffe Produktkategorie und Tarifnummer werden im Folgenden als Synonyme verwendet. Sollen verschiedene Produktkategorien gemeinsam bewertet werden können (z.b. auf Aggregationsstufe eines Zollkapitels), schlagen Grubel und Lloyd einen summierten GL-Index vor. Nun würde aber eine arithmetische Summierung der einzelnen GL- Werte der Produktkategorien ein verzerrtes Resultat liefern. Es braucht eine Gewichtung der einzelnen GL-Werte jeder Produktkategorie nach dem Handelsvolumen ( trade-weighted ). ( ( ) ) ( ) (2) w i ist der Gewichtungsfaktor der einzelnen GL-Werte jeder Produktkategorie. Beide Indikatoren (Gleichung 1 und 2) haben identische Eigenschaften und Grenzen in der Anwendung. Es braucht einige Voraussetzungen, um möglichst unverzerrte GL- Werte berechnen zu können. Die wichtigsten werden im Folgenden kurz besprochen (in Anlehnung an Brülhart, 2002). 52

77 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Aggregationsniveau: Da der intra-industrielle Handel als Austausch von Produkten innerhalb einer Produktkategorie definiert wird, stellt sich die Frage, welches Aggregationsniveau geeignet ist, um den Handel von imperfekten Substituten messen zu können. Dies ist ein rein technisches und kein ökonomisches Problem. Es muss entschieden werden, welches Aggregationsniveau des Tarifnummernsystems verwendet wird. Grundsätzlich ist empfehlenswert, die Berechnungen nach der detailliertesten Stufe durchzuführen, für welche Daten zur Verfügung stehen. So kommt man dem intra-industriellen Handel am nächsten. Geographischer Bias: Nach Fontagné und Freudenberg (1997) kommt es bei den Berechnungen dann zu einem geographischen Bias, wenn der intra-industrielle Handel zwischen einem Land und einer Ländergruppe (z.b. EU) berechnet wird. Dabei ist es wahrscheinlich, dass die Exporte vor allem in ein Land der betrachteten Ländergruppe gehen, die Importe aber hauptsächlich aus einem anderen kommen. Dieser multilaterale intra-industrielle Handel bezeichnen Fontagné und Freudenberg (1997) als einen Artefakt. Trotzdem ist diese Art der Berechnung in vielen Studien sehr geläufig vor allem beim Vergleich der EU mit Drittländern. In diesem Fall die EU-Mitgliedsstaaten bilden einen Wirtschaftsraum könnte diese Art der Berechnung jedoch gerechtfertigt sein. Unabhängig dieser Diskussion gilt aber: Wenn einzelne Länder in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Branchen miteinander verglichen werden sollen, braucht es eine getrennte Berechnung des intra-industriellen Handels für alle Länderkombinationen. Vernachlässigung des Handelsvolumens: Der GL-Index nimmt keinen Bezug zum Handelsvolumen. Gleiche oder ähnliche GL-Werte können durch verschiedene Konstellationen im Handel entstehen. Zudem besteht auch kein Bezug zwischen dem GL-Index und der Grösse der Branche und deren Output. Eine Produktkategorie mit einem grossen Handelsvolumen, die einen hohen GL-Wert aufweist, ist für eine Branche bedeutungsvoller als eine andere, die zwar denselben GL-Wert hat, aber ein viel kleineres Handelsvolumen aufweist. Rein statische Betrachtung: Der GL-Index wird für eine bestimmte Zeitperiode berechnet (z.b. ein Jahr). Veränderungen des intra-industriellen Handels über die Zeit werden dadurch keine erfasst. Sofern die Berechnungen zum Zweck haben, die strukturellen Anpassungen in einer Branche zu erfassen anhand der Veränderungen der Handelsflüsse, kann der GL-Index zu falschen Resultaten führen. Denn die Berechnung des GL-Index in ersten Differenzen (komparativ-statische Betrachtung) lässt nur in bestimmten Fällen eine eindeutige Interpretation zu. Weitere Erläuterungen zu dieser Thematik finden sich in Brülhart (2002). Konkret wird diesen Schwierigkeiten begegnet, indem erstens die Analysen auf der Ebene der 8-stelligen Tarifnummern durchgeführt und anschliessend aggregiert wer- 53

78 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden den (gemäss Gleichung [2]), zweitens eine länderweise Betrachtung vorgenommen wird (Schweiz-Deutschland, Schweiz-Frankreich, Schweiz-Österreich, Schweiz-Italien) und drittens gleichzeitig mit der Betrachtung der GL-Werte auch das Handelsvolumen in die Analyse miteinbezogen wird. Auf eine dynamische Perspektive, die Veränderungen des intra-industriellen Handels über die Zeit aufzeigen würde (marginal intraindustry trade ), wird verzichtet. Die Resultate einer solchen Analyse sind schwierig zu interpretieren und geben keine zusätzlichen Informationen zur aktuellen Wettbewerbsfähigkeit einer Branche. Zudem ist diese Betrachtungsweise erst dann sinnvoll, wenn die Veränderung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit im Zentrum steht. Trotzdem wird zum marginal intra-industry trade ein kurzer methodischer Einstieg gegeben Marginal Intra-industry trade Um die Veränderung des intra-industriellen Handels erfassen zu können, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Da eine Berechnung des GL-Index in ersten Differenzen nur in bestimmten Fällen eine sinnvolle Interpretation zulässt, schlägt Brülhart (1994) einen anderen Indikator vor. (3) X i und M i bezeichnen wiederum die Exporte resp. die Importe eines Landes für eine Produktkategorie i. Der Koeffizient variiert zwischen 0 und 1, wobei bei 0 die Veränderung des Handelsmusters vollständig inter-industriell, bei 1 vollständig intra-industriell ist. Wie schon beim GL-Index lässt sich auch der B A -Index über verschiedene Produktkategorien aggregieren. Das ist übrigens der grosse Vorteil dieses Indikators gegenüber anderen bestehenden Indikatoren. Es gelten dieselben Bezeichnungen wie oben. ( ( )) ( ) (4) Vertikale und horizontale Produktdifferenzierung Die Berechnungen zum intra-industriellen Handel basieren auf den mengenmässigen Handelsflüssen. Innerhalb der betrachteten Produktkategorien können aber durchaus Qualitätsunterschiede bestehen, die sich im Wert der gehandelten Waren niederschlagen. Zur Beurteilung, ob vertikale oder horizontale Produktdifferenzierung vorliegt, schlägt Abd-el-Rahman (1991) einen Vergleich des durchschnittlichen Importwertes mit dem durchschnittlichen Exportwert vor. In der Literatur wird dann von vertikaler Produktdifferenzierung innerhalb einer Produktgruppe gesprochen, wenn die Import- und 54

79 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Exportwerte einen Unterschied von mindestens 15% aufweisen. Ansonsten liegt horizontale Produktdifferenzierung vor. (5) UV entspricht dem durchschnittlichen Wert der gehandelten Ware. Dieser errechnet sich über das Handelsvolumen und dem totalen Wert des Handelsvolumens (getrennt für die Exporte und Importe). X und M entsprechen wiederum dem Export bzw. Import, k dem Ausgangsland und k dem Partnerland, mit welchem das Ausmass des intraindustriellen Handels ermittelt werden soll. i steht für die Produktkategorie, t für das Jahr Weitere Indikatoren zur Analyse des Aussenhandels Neben dem GL-Index steht eine Vielzahl von anderen Indikatoren zur Messung der Wettbewerbsfähigkeit von Industrien zur Verfügung. Die wichtigsten werden im Anschluss kurz erwähnt, sind aber nicht Teil der Analysen in dieser Arbeit. Für detailliertere Ausführungen wird auf Friedli (2002) verwiesen. Revealed Comparative Advantage (RCA): (ursprünglich nach Balassa, 1965) (6) X bezieht sich auf die Exporte. Die Subskripte i und k beziehen sich auf die Branchen (oder auch Produktkategorien), wobei i die zu untersuchende Branche ist und k die für den Benchmark verwendeten Branchen sind. j und l sind die Länder. Dabei steht j für das untersuchte Land und l für das Vergleichsland oder die Vergleichsländer. Der Index bildet das Verhältnis zwischen den Exporten einer Branche i eines Landes j in ein Land l und den gesamten Exporten der Referenzbranchen k des Landes j in das gleiche Land l. Resultieren Werte >1 gilt die betrachtete Branche i des Landes j als wettbewerbsfähig im Vergleich zu den Branchen k desselben Landes. Ist der Wert <1, ist das Gegenteil der Fall. Dieser Indikator eignet sich vor allem zum Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Branchen eines Landes. Um Branchen in verschiedenen Ländern untereinander zu vergleichen, ist er jedoch nicht geeignet. Zudem ist der RCA, wie viele andere Aussenhandelsindikatoren, auf Verzerrungen anfällig wie zum Beispiel dem Grenzschutz. 55

80 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Aufbauend auf dem RCA wurde eine ganze Reihe von weiteren ähnlichen Indikatoren konzipiert. Darunter gehört zum Beispiel der Relative Export Advantage Index (RXA) oder der Relative Import Penetration Index (RMP). Eine detaillierte Diskussion dieser Indikatoren findet sich zum Beispiel in Weindlmaier (1999) oder in Frohberg und Hartmann (1997). Realer Wechselkurs (Real Exchange Rate, RER; Real Effective Exchange Rate, REER): Dieser Indikator kommt ursprünglich aus der Makro-Perspektive (Vergleich von Volkswirtschaften) und gibt an, wie sich Güter verschiedener Länder gegeneinander tauschen lassen. Er sagt etwas über die Kaufkraft des inländischen Güterkorbes aus. Oft wird deshalb auch vom Kaufkraftparitäts-Wechselkurs gesprochen (nach Siebert und Lorz, 2000). (7) w r enstpricht dem realen Wechselkurs, der sich aus dem nominalen Wechselkurs w und dem Verhältnis zwischen dem ausländischen Preisniveau P* und dem inländischen Preisniveau P ergibt. Sollen sektor- oder branchenspezifische Aussagen gemacht werden, kann der RER mit Preisniveaus für bestimmte Produkte resp. Produktgruppen gerechnet werden. In diesem Fall wird von der Real Effective Exchange Rate (REER) gesprochen. Die REER ist mit der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit eng verbunden. Zu beachten sind aber Verzerrungen des Indikators, die besonders durch kurzfristige Kapitalflüsse auftreten können und einen starken Einfluss auf den nominalen Wechselkurs haben Mögliche Verzerrungen bei der Berechnung der Wettbewerbsfähigkeit mit Aussenhandelsdaten Indikatoren, die auf der Analyse von Aussenhandelsdaten basieren, sind selten frei von Verzerrungen. Bedeutend sind dabei jene Verzerrungen, die sowohl das Preisniveau des Outputs als auch jenes des Inputs (Produktionsfaktoren) beeinflussen. Für handelbare Produkte sind vor allem der Grenzschutz (tarifäre als auch nicht tarifäre Handelshemmnisse) und Subventionen (Exportsubventionen oder Exportquoten) zu erwähnen. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen den (Politik-) Massnahmen, die das Output-Preisniveau einer Branche verzerren ( output price distortions ) und solchen, die das Input-Preisniveau beeinflussen ( input price distortion ) (nach Siggel, 2007). Die Differenz zwischen dem inländischen und dem ausländischen Preisniveau (oft wird der Begriff border prices verwendet) kann über die nominal rate of protection (NRP) berechnet werden und gestaltet sich bei einem Einheitszoll einfacher als bei zusätzlichen mengenmässigen Beschränkungen (Quoten). Jegliche Formen von Grenzschutz aber auch von Subventionen können auf das Ausmass des Aussenhandels einen Einfluss haben. Besonders bei stark abgeschotteten Märkten (wie zum Beispiel dem Schweizer 56

81 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Agrarmarkt) muss dies beachtet und die Resultate der Indikatoren entsprechend vorsichtig interpretiert werden. Nicht zuletzt spielen staatliche Eingriffe auf den Wechselkurs eine bedeutende Rolle bei der Wettbewerbsfähigkeit von Branchen (vgl. dazu Abbildung 19). Der Staat kann zum Beispiel einen (zu tiefen) fixen Wechselkurs festlegen, der die Exporte preislich konkurrenzfähiger macht. Auch Interventionen der Zentralbanken können zu Verzerrungen der Wechselkurse führen Produktivitätsberechnungen Die Produktivität misst die Effizienz der eingesetzten Produktionsfaktoren. Sie definiert sich als die wirtschaftliche Aktivität (Output) pro eingesetzte Menge an Produktionsfaktoren (Input) (in Anlehnung an BFS, 2008d). Im Fokus stehen dabei Arbeit und Kapital. Oft wird von der totalen Faktorproduktivität (total-factor-productivity, TFP) gesprochen, die sich aus der Produktionsfunktion ableiten lässt. ( ) ( ) (8) (9) Q i entspricht der Produktionsmenge eines Gutes i, F i (A i,k i ) ist die Funktion, welche den totalen Einsatz an Input (Arbeit und Kapital) definiert und λ i ist der Qualitätsparameter, welcher mit der totalen Faktorproduktivität gleichzusetzen ist (vgl. Gleichung 9) (in Anlehnung an Siebert und Lorz, 2006). Oft ist es schwierig eine Produktionsfunktion zu schätzen, da Angaben zum eingesetzten Kapital selten vorhanden sind. Trotzdem sind Produktivitätskennzahlen eine oft verwendete Methode zur Bestimmung der Wettbewerbsfähigkeit und zum Vergleich einzelner Unternehmen und Branchen. Dabei beschränkt man sich häufig auf die Arbeitsproduktivität. Arbeitsproduktivität Die Arbeitsproduktivität ist ein möglicher Grund für komparative Vorteile beim Handel von Gütern (vgl. dazu Kapitel ). Eine verhältnismässig hohe Arbeitsproduktivität bei der Produktion eines Gutes i im Vergleich zur Herstellung von anderen Gütern führt zu komparativen Preisvorteilen aufgrund von tieferen Arbeitskosten. Die Gründe für eine hohe Arbeitsproduktivität liegen hauptsächlich in einer hohen Kapitalintensität, gut ausgebildeten Arbeitskräften und im Einsatz von neuen und fortgeschrittenen Technologien. Es gilt deshalb, die Resultate unter diesen Aspekten zu diskutieren. Aus der Produktionsfunktion lässt sich die Arbeitsproduktivität (λ Ai ) ableiten. 57

82 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden (10) In der Literatur werden verschiedene Ansätze diskutiert. Für den Output (Zähler, vgl. Gleichung 10) werden sowohl die Menge an Produkten, der Umsatz aber auch die Bruttowertschöpfung verwendet. Der Umsatz ist insofern eine kritische Grösse, als er anfällig auf Verzerrungen ist und die Vorleistungen nicht berücksichtigt. Die Bruttowertschöpfung ist darum geeigneter und wird im Rahmen dieser Arbeit verwendet. Für den Input an Arbeit (Nenner) können sowohl die total geleisteten Arbeitsstunden, die Anzahl Arbeitskräfte oder auch die Anzahl Vollzeitäquivalente verwendet werden. Die beiden Letzteren kommen in dieser Arbeit im Rahmen eines Exkurses zur Anwendung (Exkurs 1). Weitere Kennzahlen wie die Lohnstückkosten finden sich zum Beispiel in Friedli (2002). Kapitalproduktivität Entsprechend der Arbeitsproduktivität kann auch die Kapitalproduktivität (λ Ki ) aus der Produktionsfunktion abgeleitet werden. (11) Die Berechnung für einzelne Branchen gestaltet sich aber grundsätzlich schwierig, da Angaben zum Kapitalstock nur selten zur Verfügung stehen. Die Abschreibungen können nur mit gewissen Vorbehalten und Annahmen als Ersatz verwendet werden. Auf den Einsatz dieser Kennzahl wird deshalb verzichtet Domestic Resource Cost und Skaleneffekte Domestic Resource Cost (DRC): (ursprünglich nach Bruno, 1965) (12) DC sind die Kosten der Produktionsfaktoren eines Gutes j im Inland und NVA die Wertschöpfung zu Weltmarktpreisen (entspricht dem Erlös zu Weltmarktpreisen minus den verwendeten handelbaren Inputs zu Weltmarktpreisen). Die Kosten der Produktionsfaktoren (heimische Ressourcen) werden in Opportunitätskosten ausgedrückt (zur Kalkulation der Opportunitätsfaktoren für die wichtigsten Produktionsfaktoren vgl. z.b. Ramanovich, 2010). Oft wird dabei von sozialen Kosten gesprochen. Der Indikator ist ein gutes Mass zur Bestimmung der Wettbewerbsfähigkeit. 58

83 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Er gibt an, ob bei Weltmarktpreisen die Entlöhnung heimischer Ressourcen möglich ist, oder ob es effizienter wäre, die Ressourcen anderweitig einzusetzen. Bei einem DCR<1 ist die Produktion im Inland wettbewerbsfähig. Bei einem DCR>1 lohnt sich diese nicht, und es ist wirtschaftlicher, die Produkte zu importieren. Der DCR-Index basiert auf dem Konzept von Ricardo zu den komparativen Vorteilen (erweitert auf viele Produkte und viele Produktionsfaktoren) und kann mit einigen Einschränkungen zur Analyse von komparativen Vorteilen verwendet werden (vgl. dazu auch Siggel, 2006). Ein bedeutender Vorteil dieses Indikators ist seine Robustheit gegenüber Verzerrungen des Aussenhandels durch Zölle, Quoten, Exportsubventionen usw., da nicht die Handelsflüsse zur Bestimmung der Wettbewerbsfähigkeit verwendet werden, wie dies bei anderen Indikatoren der Fall ist. Ergänzend muss erwähnt werden, dass der DRC-Indikator auch ex-ante verwendet werden kann, wenn es zum Beispiel um eine Evaluation von Politikmassnahmen geht. Skaleneffekte (scale economies) Die erreichten Skaleneffekte können als Massstab für die Wettbewerbsfähigkeit von Branchen dienen. Geht man entgegen der Annahme in der klassischen Aussenhandelstheorie nicht von konstanten, sondern von steigenden Skaleneffekten aus (sinkende Stückkosten bei steigender Output-Menge), können aufgrund der durchschnittlichen Grösse der Unternehmen einer Branche die ausgeschöpften Kostensenkungspotentiale abgeleitet werden. ( ) ( ) (13) x ist ein Vektor von Inputs und f(x) ist die Produktionsfunktion. Mit einer t-fachen Menge an Inputs lässt sich mehr als die t-fache Menge an Output erzeugen. Es besteht eine degressive Stückkostenkurve. Wie genau der Verlauf der Stückkosten ist, kann für einzelne Branchen nur sehr schwer abgeschätzt werden und ist oft unterschiedlich. Eine entsprechende Diskussion der Resultate in Anbetracht dieser Unsicherheit ist deshalb nötig Zur Wahl der verwendeten ex-post Methoden Wie schon erwähnt wurde, braucht es zur umfassenden Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit von Branchen ein möglichst mehrdimensionales Konzept. Dem wird Rechnung getragen, indem drei der oben beschriebenen Methoden im Rahmen dieser Arbeit verwendet werden: Der GL-Index als Hauptanalyse für die ex-post Betrachtung und die Arbeitsproduktivität sowie eine Analyse zu den Skaleneffekten als Exkurse. 59

84 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Der GL-Index hat den Vorteil, dass er eine Ergänzung zu den klassischen bestehenden Konzepten zur Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit anhand von Aussenhandelsdaten ist. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht auf den komparativen Vorteilen, sondern auf dem Ausmass der Integration der Märkte verschiedener Länder. Da das Ausmass des intraindustriellen Handels weltweit auch im Bereich der Agrarprodukte laufend zunimmt (vgl. z.b. Brülhart, 2009), ist diese Perspektive besonders für die Schweiz und viele andere Länder im EU-Raum von grosser Bedeutung. Intra-industrieller Handel findet nämlich besonders zwischen Ländern mit hohem pro-kopf-einkommen statt. Selbstverständlich verliert aber das Konzept der komparativen Vorteile keineswegs an Bedeutung. Die Theorie des intra-industriellen Handels ist eine Ergänzung dazu und versucht, das Phänomen des Austausches von ähnlichen Gütern zu erklären. Ein weiterer Vorteil dieses Indikators ist die Datenverfügbarkeit über die Aussenhandelsstatistiken. Unsicherheiten, wie sie zum Beispiel bei der Berechnung der Opportunitätskosten für die eingesetzten Faktoren beim DRC-Ansatz auftreten können, sind beim GL-Index ausgeschlossen. Die Arbeitsproduktivität ist eine wichtige Determinante für die Wettbewerbsfähigkeit. Aufgrund des einfachen Konzepts und der guten Aussagekraft ist dieser Indikator weit verbreitet. Er erlaubt nicht nur den Vergleich verschiedener Branchen im Inland, sondern ermöglicht auch den länderübergreifenden Vergleich. Zudem ist er sowohl auf Ebene der Unternehmen, der Branchen, der Sektoren und der ganzen Volkswirtschaft anwendbar. Schliesslich sind die benötigten Daten meist bei den statistischen Ämtern verfügbar. Im zweiten Exkurs wird die Wettbewerbsfähigkeit über einen Vergleich der durchschnittlichen Grössen der Produktionsstätten zwischen der Schweiz und Deutschland ermittelt. Ein Vorteil besteht im guten Datenmaterial, das nicht nur auf Ebene der Branche, sondern auch auf Ebene der Subbranchen vorhanden ist. Diese drei Methoden zusammen geben ein ziemlich umfassendes Bild der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Ex-ante Methoden Porters Diamant Die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit von Branchen ergibt sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Determinanten, die zu den in der Handelstheorie diskutierten komparativen Vor- und Nachteilen führen. Das Konzept von Porter (Porters Diamant, z.b. in Porter, 1991) fasst die wichtigsten Determinanten zusammen. Der Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit einer Branche ergibt sich dabei einerseits aus der Ausprägung jeder Determinanten selbst, anderseits auch aus den ebenso bedeutenden Wechselwirkungen und Zusammenhängen zwischen den Determinanten. Das Konzept lässt sich sowohl ex-post wie auch ex-ante anwenden. Während bei der ex-post Betrachtung die Erklärung der Wettbewerbsvor- und nachteile im Zentrum 60

85 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden steht, ist es ex-ante die Abschätzung der zukünftigen Ausprägungen der Determinanten, die Potentiale für eine Branche auf den inländischen und ausländischen Absatzmärkten definieren. Die ex-ante Betrachtung steht in dieser Arbeit im Zentrum. Das Konzept von Porter beinhaltet folgende Determinanten: Nachfragekonditionen, Faktorkonditionen, verwandte und unterstützende Branchen und Firmenstrategie, - struktur und Wettbewerb (Abbildung 20). Ergänzt werden diese durch zwei weitere Variablen: Regierung und Zufall. Während die vier Determinanten einen direkten Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit einer Branche haben, ist Porter der Meinung, dass die Variablen vor allem einen Einfluss auf die Determinanten haben. Ihre Wirkung auf die Branche ist deshalb meistens indirekt. Die Analyse der Determinanten und der Variablen erfolgt für den Inlandmarkt (Produktionsland) wie auch für die ausländischen Beschaffungs- und Absatzmärkte. Durch die zunehmende Bedeutung des Handels und der Internationalisierung braucht es eine Analyse, die über jene des Inlandmarktes hinausgeht. Abbildung 20: Porters Diamant Zufall Strategie, Struktur und Wettbewerb Faktorkonditionen Regierung Nachfragekonditionen Verwandte und unterstützende Branchen Quelle: Porter, 1991 Nachfragekonditionen: Diese Determinante umfasst die Zusammensetzung, die Grösse, das Wachstum und die Internationalisierung der Inlandnachfrage. Bei der Zusammensetzung ist es zum einen entscheidend, ob eine verhältnismässig grosse Nachfrage nach bestimmten Produkten im Inland im Vergleich zu den ausländischen 61

86 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Absatzmärkten besteht. Eine starke Nachfrage auf dem Inlandmarkt fördert die Produktion. Auf der anderen Seite enthält diese aber auch die Präsenz von anspruchsvollen Nachfragern im Inland und das sogenannte antizipatorische Kundenbedürfnis: Das Vorwegnehmen von internationalen Konsumtrends durch die Inlandnachfrager. Alle diese Elemente führen dazu, dass eine Branche über Kostensenkungen, Innovation und Produktdifferenzierung Wettbewerbsvorteile gegenüber der ausländischen Konkurrenz erlangt. Die Grösse und das Wachstum der Inlandnachfrage können die Entwicklung einer Branche massgeblich steuern. Eine wachsende Nachfrage ermöglicht die Realisierung von Skaleneffekten und damit von Kostensenkungen. Das Wachstum der Nachfrage entscheidet auch darüber, wie schnell und in welchem Ausmass Branchen neue Technologien einsetzen. Eine stark wachsende Nachfrage verringert das Risiko, dass neu erstellte Kapazitäten nicht ausgelastet werden können. Unter der Internationalisierung der Inlandnachfrage versteht sich der Export von inländischen Konsumpräferenzen ins Ausland, sei es durch Tochtergesellschaften von multinationalen Unternehmungen (diese ziehen vom Heimmarkt bekannte Zulieferfirmen auf diese Weise mit ins Ausland), Touristen, ausgewanderte Staatsbürger usw. Obwohl Porter den Schwerpunkt seiner Analyse auf der Inlandnachfrage sieht, ist besonders für kleine Länder wie die Schweiz, in denen das Wachstumspotential für die Unternehmen sehr begrenzt ist, die Entwicklung der ausländischen Nachfrage ebenso entscheidend. Die Inlandnachfrage ist dabei vor allem bei jungen Unternehmen und Branchen die treibende Kraft, während bei ausgereiften Branchen ein Wachstum oft in den ausländischen Absatzmärkten stattfindet. Im Zentrum der Analyse der zukünftigen Entwicklung der Nachfragekonditionen für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie steht vor allem das Einkommen der Nachfrager, das einen wesentlichen Einfluss auf die konsumierte Menge und auf das Konsummuster hat. Weitere wichtige Komponenten sind Konsumtrends und das Bevölkerungswachstum. Faktorkonditionen: Darunter versteht man die Ausstattung mit Produktionsfaktoren wie materielle Ressourcen (z.b. Rohstoffe), Humanvermögen (z.b. Fachkräfte), Wissens- und Kapitalressourcen aber auch Infrastruktur. Borner et al. (1991) unterscheiden nach Basisfaktoren, fortgeschrittene Faktoren, allgemeine Faktoren und spezialisierte Faktoren. Basisfaktoren sind geerbt und enthalten natürliche Ressourcen (z.b. Phosphorvorkommnisse), Klima, Lage, ungelernte und angelernte Arbeitskräfte und Fremdkapital (nach Porter, 1991). Fortgeschrittene Faktoren sind jene, welche durch laufende Investitionen aufgebaut werden. Dies können zum Beispiel Investitionen in die Infrastruktur eines Landes oder in die Ausbildung von Fachkräften sein. Allgemeine Faktoren sind solche, welche in verschiedenen Industrien verwendet werden können (z.b. Autobahnnetz, Arbeitnehmer mit Grundschulausbildung). Spezialisierte Faktoren sind hingegen branchespezifisch und haben nur einen sehr beschränkten Anwendungsbereich (z.b. hochspezialisierte Arbeitnehmer) (nach Borner et al., 1991). Sollen Potentiale einer Branche in Zukunft aufgedeckt werden, müssen die wichtigsten Ver- 62

87 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden änderungen der Faktorkonditionen in Zukunft abgeschätzt werden. Für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie steht dabei besonders die Verfügbarkeit von Rohstoffen in Zentrum. Verwandte und unterstützende Branchen: Bei den unterstützenden Branchen stehen die Beziehungen zu Lieferanten und Abnehmern im Fokus. Sind die Lieferanten international wettbewerbsfähig, wird die Branche mit innovativen, technologisch hochwertigen Produkten versorgt und dies womöglich früher als andere Konkurrenten im Ausland. Wettbewerbsfähige Abnehmer verlangen von derselben Branche selber innovativ hochstehende Produkte. Diese Dynamik führt zu einem fortlaufenden upgrading- Prozess. Besonders vorteilhaft ist dabei eine Cluster-Struktur. Unter einem Cluster versteht man eine Konzentration von Unternehmen in geographischer Nähe, die aufgrund von Geschäftsbeziehungen untereinander ein Netzwerk bilden (in Anlehnung an Pfohl et al., 2010). Diese intensive Verbindung entlang der Wertschöpfungskette und die gegenseitige Abhängigkeit der Unternehmen können zu Synergieeffekten führen, die sich in Wettbewerbsvorteilen niederschlagen. Verwandte Branchen sind solche, in denen Firmen ähnliche Aktivitäten ausführen oder komplementäre Produkte herstellen (nach Borner et al., 1991). Dadurch werden zum Beispiel technische Neuerungen über die Branchen hinweg ausgetauscht, oder es lassen sich zusammen dieselben Absatzkanäle benutzen. Für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie sind in Zukunft vor allem die Beziehungen zu den Lieferanten (die Landwirtschaft) und den Abnehmern (Gross- und Detailhandel) sehr entscheidend. Veränderungen auf diesen beiden Ebenen können direkte Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie haben. Firmenstrategie, -struktur und Wettbewerb: Hier geht es um den Kontext, in dem die Unternehmen entstehen, organisiert sind und geführt werden und um die Wettbewerbsintensität und die Art der Konkurrenz (nach Porter, 1991). Die Firmenstrategien und -strukturen werden zu einem grossen Teil durch die bestehenden Rahmenbedingungen im Inland beeinträchtigt. Dasselbe gilt für die Internationalisierung der Unternehmen und die Integration in die globalen Märkte. Intensiver Wettbewerb auf dem Inlandmarkt ist eine wichtige Voraussetzung um international wettbewerbsfähig zu sein. Dadurch werden Kosten gesenkt, die Effizienz gesteigert und die Innovation und Entwicklung von neuen Produkten gefördert. Wettbewerb auf dem Inlandmarkt ist zudem ein Grund für viele Unternehmen, nach neuen Absatzmärkten im Ausland Ausschau zu halten. Aufgrund der verhältnismässig starken Eingriffe und den Regulierungen des Agrarmarktes durch den Staat (besonders über den Grenzschutz) spielt der Wettbewerb innerhalb der Schweizer Nahrungsmittelindustrie teilweise nur bedingt. Änderungen der staatlich gesetzten Rahmenbedingungen werden einen gewichtigen Einfluss auf die Wettbewerbsintensität haben. 63

88 4. Theoretischer Hintergrund und Methoden Regierung: Die Regierung nimmt hauptsächlich über die Determinanten Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit von Branchen. Sie kann sowohl durch politische Massnahmen das Preisniveau, die Nachfrage, als auch die Kostenstruktur der Unternehmen beeinflussen. Starke staatliche Interventionen zur Unterstützung von Branchen haben langfristig kaum einen positiven Effekt, sondern sind im Gegenteil oft ein Zeichen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit. Zufall: Als Zufallsereigniss kann all das betrachtet werden, was durch die Unternehmen im Voraus kaum abzuschätzen ist, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche aber beeinflusst. Darunter fallen zum einen abrupte Veränderungen der Preise für Produktionsfaktoren und der Wechselkurse, oder technologische Durchbrüche und Regierungsbeschlüsse (im In- oder Ausland). Wie schon angesprochen spielen in Porters Diamant die Beziehungen und die gegenseitigen Interaktionen zwischen den Determinanten und den beiden Variablen eine wichtige Rolle. Günstige Bedingungen bei den Faktorkonditionen bleiben langfristig oft nur erhalten, wenn positive Impulse von Seiten der Inlandnachfrage vorhanden sind. Denn ein wachsender Konsum fördert die Investitionen zur Weiterentwicklung von branchenspezifischen Produktionsfaktoren. Gleichzeitig wird dadurch auch die Attraktivität des Inlandmarktes für ausländische Konkurrenten vergrössert, die der Weiterentwicklung von Produktionsfaktoren nochmals einen Impuls liefern. Im Schweizer Agrarbereich bestehen auch intensive Interaktionen zwischen den Determinanten und der Regierung aufgrund einer Reihe von agrarpolitischen Massnahmen Modelle In der ex-ante Betrachtung der Wettbewerbsfähigkeit werden oft Modelle eingesetzt, die es ermöglichen, unter der Annahme verschiedener Szenarien die Auswirkung auf einzelne Branchen und Sektoren abzubilden. Ziel ist es immer, die komplexe Realität vereinfacht darzustellen. Dabei nimmt man in Kauf, dass die Abbildung oft nur unvollständig ist. Im Fokus stehen bei der ex-ante Betrachtung die normativen Modelle, welche grundsätzlich den Vorteil haben, dass Normen und Ziele vorgegeben werden und Wege sowie Massnahmen zu deren Erreichung aufgezeigt werden können (nach Keusch, 2000). Oft wird in diesem Zusammenhang von allgemeinen und partiellen Gleichgewichtsmodell gesprochen. Im Vergleich zu reinen ökonometrischen Modellen ( reduced-form models ) haben sie den Vorteil, dass sie robuster sind gegenüber Veränderungen in den Parametern, hervorgerufen durch Veränderungen der Rahmenbedingungen (z.b. in der Wirtschaftspolitik) und Angebot und Nachfrage genügend detailliert abzubilden vermögen (nach Frohberg und Hartmann, 1997). Solche Modelle werden eher selten eingesetzt, da der Aufwand sowie die Anforderungen an das Datenmaterial oft sehr hoch sind und die Modelle oft eine grosse Komplexität aufweisen. Dies ist auch der Grund, warum auf ein Modell im Rahmen dieser Arbeit verzichtet werden muss. 64

89 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie Das folgende Kapitel fokussiert sich auf den intra-industriellen Handel im Schweizer Agrarsektor. Die theoretischen Grundlagen und die Methodik wurden in Kapitel 4 beschrieben. 5.1 Resultate Intra-industrieller Handel bei Agrargütern zwischen der Schweiz und ihren Nachbarländern Bei den Nahrungs- und Futtermitteln besteht eine sehr grosse Anzahl an Produktkategorien. Im Tarifnummernsystem der schweizerischen Aussenhandelsstatistik werden in mehr als 20 Zollkapiteln Agrarprodukte erfasst. Diese Arbeit fokussiert sich auf einige bedeutende Zollkapitel. Da Grenzschutz oft zu einer Verzerrung der Handelsflüsse führt, wurden jene Zollkapitel ausgewählt, wo dieser für die Schweiz in den letzten Jahrzehnten schrittweise schon abgebaut wurde oder schon seit längerem von untergeordneter Bedeutung ist. Tabelle 11 fasst die Ergebnisse der Analyse des intra-industriellen Handels folgender Zollkapitel zusammen: Zollkapitel 4 (1. Teil, Milch und Molkereiprodukte, inkl. Speiseeis aus Zollkapitel 21), Zollkapitel 17 (Zucker und Zuckerwaren), Zollkapitel 18 (Kakao und Zubereitungen aus Kakao), Zollkapitel 19 (Zubereitungen auf der Grundlage von Getreide, Mehl, Stärke oder Milch; Backwaren; exkl [Tapioka]) und Zollkapitel 21 (verschiedene Lebensmittelzubereitungen, exkl [Hefen, lebend oder nichtlebend; andere einzellige Mikroorganismen, Backtriebmittel] und 2106 [Lebensmittelzubereitungen anderweitig nicht genannt]). Tarifnummer 2106 wird ausser Acht gelassen, weil in dieser verschiedenste Produkte zusammengefasst werden, die nicht eine eigentliche Produktkategorie darstellen. 65

90 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Tabelle 11: GL-Index für die 4-stelligen Tarifnummern ausgewählter Zollkapitel; handelsgewichtet aggregiert nach den Daten der 8-stelligen Tarifnummern (gemäss Gleichung 2); arithmetischer Durchschnitt der GL-Werte für die Jahre 2008 und Betrachtung Schweiz - Schweiz - Schweiz - Schweiz - Produktgruppe (Tarifnummer) 6 Deutschland Frankreich Italien Österreich Milch und Rahm, nicht eingedickt (0401) Milch und Rahm, eingedickt (0402) Buttermilch (0403) Molke (0404) Butter (0405) Käse und Quark (0406) Speiseeis (2105) Rohr- und Rübenzucker (1701) Andere Zucker ohne 1701 (1702) Melasse (1703) Zuckerwaren (1704) Kakaobohnen (1801) Kakaoschalen (1802) Kakaomasse (1803) Kakaobutter (1804) Kakaopulver (1805) Schokolade (1806) Lebensmittelzubereitungen aus Mehl, Grütze, Griess (1901) Teigwaren (1902) Lebensmittel durch Aufblähen oder Rösten von Getreide (1904) Die fett-gedruckten Zahlen weisen innerhalb der Produktkategorien auf den höchsten GL- Index im Vier-Länder-Vergleich hin. 6 Es wird jeweils eine Abkürzung der offiziellen Bezeichnung jeder Tarifnummern verwendet. Weitere Informationen finden sich in der Schweizer Aussenhandelsstatistik swiss impex der Eidgenössischen Zollverwaltung. 66

91 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Betrachtung Schweiz - Schweiz - Schweiz - Schweiz - Produktgruppe (Tarifnummer) Deutschland Frankreich Italien Österreich Back- und Konditoreiwaren (1905) Auszüge, Essenzen und Konzentrate aus Kaffee, Tee und Mate, geröstete Kaffeemittel (2101) Zubereitungen zum Herstellen von Gewürzsaucen und zubereitete Gewürzmittel (2103) Zubereitungen zur Herstellung von Suppen oder Brühen; Suppen oder Brühen, zubereitet (2104) Legende : 0= vollständig inter-industrieller Handel 1= vollständig intra-industrieller Handel Quelle: EZV, 2010a Die oft geäusserte Annahme, dass der intra-industrielle Handel bei den Agrarprodukten nur von untergeordneter Bedeutung ist, kann für die Schweiz nicht bestätigt werden. Bei einigen 4-stelligen Tarifnummern der betrachteten Zollkapitel wird das Gegenteil festgestellt. Bei allen vier Nachbarländern spielt der intra-industrielle Handel besonders bei höher verarbeiteten Produkten (z.b. Zuckerwaren, Buttermilch oder Gewürzsaucen) aber auch bei einigen Zwischenprodukten (z.b. Kakaomasse) eine bedeutende Rolle. Agrarrohstoffe wie zum Beispiel Zucker weisen hingegen kaum intra-industriellen Handel auf. Brülhart (2009) konnte dasselbe feststellen. Eine Analyse weiterer Zollkapitel für Agrarrohstoffe wie zum Beispiel Nr. 10 (Getreide) würde diese Ergebnisse bestätigen. Beim Getreide sind kaum Exporte festzustellen. Die Importe sind hingegen beträchtlich. Ein hohes Mass an intra-industriellem Handel ist dann a priori schon ausgeschlossen. Auffallend sind jedoch die hohen Werte des GL-Index für Kakaobohnen im Fall von Frankreich und Italien (vgl. dazu Kapitel 5.2). Insgesamt lässt sich feststellen, dass der intra-industrielle Handel der Schweiz mit Deutschland im Vergleich zu den anderen Nachbarländern stark ausgeprägt ist. Auffällig ist dies bei den Getreideprodukten (Zollkapitel 19). Bei Milch- und Milchprodukten (Zollkapitel 4) wurden sowohl zwischen der Schweiz und Deutschland als auch zwischen der Schweiz und Österreich hohe Werte ermittelt Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie bei ausgewählten Produktkategorien Die in Tabelle 11 aufgeführten Tarifnummern geben einen Überblick zum intraindustriellen Handel insgesamt. Es braucht eine differenziertere Betrachtung, um eine Aussage zur Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie bei den 67

92 Handelsflüsse (1000 t) 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit ausgewählten Produktkategorien machen zu können. Dabei werden der intraindustrielle Handel und die Handelsflüsse gemeinsam analysiert Konzept zur Auswertung der Wettbewerbsfähigkeit einzelner Produktkategorien Zur Darstellung der Resultate werden im folgenden Abschnitt einige wichtige Erläuterungen gemacht. Aus der gewählten Form der Darstellung wird direkt und ziemlich einfach ersichtlich, bei welchen Produktkategorien die Schweizer Nahrungsmittelindustrie Wettbewerbsvorteile und wo Wettbewerbsnachteile gegenüber ihren Nachbarländern hat. Dabei wird sowohl das Augenmerk auf den intra-industriellen Handel als auch auf den inter-industriellen Handel gerichtet. Diese beiden Ausprägungen des Handels sind komplementär zueinander (vgl. dazu auch Kapitel ). Abbildung 21: Erklärung des Konzepts zur Auswertung der Resultate anhand Konzept dreier Fallbeispiele 1G 25 Fall 1 Fall Legende G: Deutschland F: Frankreich I: Italien A: Österreich Nettoexporte Fall 2 2F 3A 10 5 Nettoimporte 1: Produktkategorie 1 2: Produktkategorie 2 3: Produktkategorie 3 GL-Index Agri-food & Agri-environmental Economics Die drei Fälle stellen Beispiele für mögliche Ausprägungen dar. Ausgehend davon kann die Interpretation der Handelsflüsse für alle Produktkategorien vorgenommen werden. Das allgemeine Konzept ist mit diesen drei Fällen vollständig beschrieben. Die Graphik liest sich folgendermassen: Ist der Pfeil nach unten resp. oben gerichtet, liegt für die entsprechende Tarifnummer Nettoimporte in die Schweiz resp. Nettoexporte aus der Schweiz vor. Der Pfeilanfang und das Pfeilende geben die Höhe der Handelsflüsse an (Exporte und Importe). 68

93 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Fall 1: Die Importe liegen bei Tonnen, die Exporte bei 500 Tonnen. Der GL- Index hat einen Wert von Der negative Handelssaldo von Tonnen bei der Produktion von Waren innerhalb der Produktkategorie 1 deutet auf komparative Nachteile der Schweiz gegenüber Deutschland hin. Der intraindustrielle Handel ist kaum ausgeprägt. Fall 2: Die Exporte liegen bei Tonnen, die Importe bei Tonnen. der GL- Index hat einen Wert von 0.3. Der positive Handelssaldo von Tonnen deutet auf komparative Vorteile gegenüber Frankreich hin bei der Produktion von Waren innerhalb der Produktkategorie 2. Aus einem hohen GL-Index kann zudem abgeleitet werden, dass viele verschiedene Produktvarianten bestehen, die zu einer hohen Wettbewerbsintensität auf den Absatzmärkten führen. Fall 3: Die Exporte liegen bei Tonnen, die Importe bei Tonnen. der GL- Index hat einen Wert von 0.5. Komparative Vor- resp. Nachteile spielen nur eine untergeordnete Rolle, da der Handelssaldo klein ist. Der sehr hohe GL-Wert weist auf viel Wettbewerb hin. Trotzdem ist die Schweizer Nahrungsmittelindustrie im Stand, eine bedeutende Menge innerhalb Produktkategorie 3 zu exportieren. Sie ist mit wettbewerbsfähig im Vergleich zu Österreich. Im Folgenden wird ein Auszug jener Produktkategorien (auf 4-stelligem Niveau des Tarifnummernsystems) diskutiert, bei welchen die Schweizer Nahrungsmittelindustrie insgesamt eine gute Wettbewerbsfähigkeit oder eine mangelhafte aufweist (innerhalb der betrachteten Zollkapitel, vgl. Tabelle 11). Solche mit nur kleinem Handelsvolumen, die für die Nahrungsmittelindustrie insgesamt von untergeordneter Bedeutung sind, werden nicht aufgeführt, ausser sie weisen einen sehr hohen GL-Wert von über 0.5 auf Milchprodukte und Schokolade Die GL-Werte wurden wie schon in Kapitel aus allen 8-stelligen Tarifnummern gemäss Gleichung 2 (vgl. Kapitel ) auf das 4-stellige Niveau des Tarifnummernsystems aggregiert. Abbildung 22 fasst die Ergebnisse zusammen. Die Analyse wurde für die Jahre 2008 und 2009 durchgeführt. Anschliessend wurden sowohl der GL-Wert als auch die Handelsflüsse arithmetisch gemittelt. Wie sich gezeigt hat, können die GL-Werte von Jahr zu Jahr schwanken. Deshalb ist eine Betrachtung über mehr als ein Jahr empfehlenswert. Dazu kommt, dass im Jahr 2008 die Weltmarktpreise für Agrarprodukte über dem langjährigen Trend lagen, 2009 aber leicht darunter. Da die Handelsflüsse neben anderen Faktoren auch von den Weltmarktpreisen abhängig sind, würde die alleinige Betrachtung nur einer dieser beiden Jahre möglicherweise ein verzerrtes Bild liefern. 69

94 Handelsflüsse (1000 t) 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Abbildung 22: Milchprodukte und Schokolade; GL-Werte und Handelsflüsse; arithmetische Durchschnitte der Jahre 2008 und Milchprodukte und Schokolade 0401F I Legende G: Deutschland F: Frankreich I: Italien A: Österreich 0406F Nettoexporte 1806G 10 Nettoimporte 0406G F 0402F 1806F 0404G 1806A GL-Index 0401: Milch und Rahm, nicht eingedickt 0402: Milch und Rahm, eingedickt 0404: Molke 0406: Käse und Quark 1806: Schokolade Agri-food & Agri-environmental Economics Quelle: EZV, 2010a Betrachtet man nur die Werte des GL-Index, lassen sich die Tarifnummern in drei Gruppen gliedern: Tiefe Werte von unter 0.1 (weniger als 10% intra-industrieller Handel), Werte im mittleren Bereich zwischen 0.1 und 0.3 und solche im hohen Bereich ab 0.5 (mehr als die Hälfte des Handelsvolumen ist intra-industriell). In die mittlere und unterste Gruppe fallen die beiden Tarifnummern 0401F und 0404F. Die erste weist einen starken Nettoimport aus, welcher auf den Import von Milch aus den Freizonen in der Nähe von Genf zurückzuführen ist. Bei Molke resp. Molkeprodukten besteht hingegen ein grosser Nettoexport. Daraus können komparative Preisvorteile gegenüber Frankreich abgeleitet werden. Dies bestätigt sich bei der Betrachtung der durchschnittlichen Export- resp. Importwerte. Die exportierten Produkte sind durchschnittlich wesentlich günstiger als die importierten (vertikaler intra-industrieller Handel, vgl. Kapitel ). Ähnliches gilt bei Molke auch gegenüber Deutschland, wo wiederum ein Nettoexport vorliegt. Das Handelsvolumen ist aber kleiner ist als jenes mit Frankreich. Beim Käse lassen sich GL-Werte im mittleren Bereich feststellen. Besonders gegenüber Deutschland weist die Schweizer Nahrungsmittelindustrie eine gute Wettbewerbsfähigkeit auf. Aus dem hohen GL-Wert der Tarifnummer 0406G kann eine grosse Produktevielfalt abgeleitet werden. Die Schweizer Industrie ist trotz den vielen Möglichkeiten zur Substitution ihrer Produkte im Inland und in Deutschland gut positioniert und verzeichnet Nettoexporte von über Tonnen F ist verkürzt dargestellt. Die Importe liegen bei über Tonnen. Der exakte Wert kann aufgrund der gewählten Achsenlänge nicht wahrheitsgetreu abgebildet werden. 70

95 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Bei der Schokolade lässt sich besonders mit Deutschland und Österreich ein sehr hohes Mass an intra-industriellem Handel feststellen. Der Handelssaldo ist klein, die Exporte liegen nur leicht über den Importen. Die Integration der Märkte ist weit fortgeschritten. Da die Märkte für Milchprodukte (abgesehen vom Käsemarkt) und für Schokolade noch nicht vollständig liberalisiert sind, können die Resultate verzerrt sein. Die Auswirkungen von Handelshemmnissen auf die Ergebnisse werden in Kapitel diskutiert Differenzierte Betrachtung für Schokolade Die hohen GL-Werte für Schokolade (siehe oben) machen eine differenzierte Auswertung interessant. Statt einer Aggregation von den 8-stelligen Tarifnummern auf die 4- stelligen, wie sie in Abbildung 22 vorzufinden ist, wird die Aggregation nur auf das 6- stellige Niveau vorgenommen. Die Vorteile liegen darin, dass sich differenziert erkennen lässt, aufgrund welcher Produkt(unter)kategorien (6-stellige Tarifnummern) die gute Wettbewerbsfähigkeit bei Schokolade besonders gegenüber Deutschland, Österreich und Frankreich zustande kommt. Es werden wiederum nur jene Tarifnummern resp. Produkt(unter)kategorien dargestellt, welche ein bedeutendes Handelsvolumen haben, oder einen besonders hohen GL-Wert aufweisen. Besonders auffällig ist die Trennung in solche mit einem hohen GL-Wert (im Bereich von 0.4 und höher) und jene mit einem eher tiefen GL-Wert ab 0.25 abwärts. Österreich und Deutschland befinden sich im oberen Bereich, während für Frankreich und Italien insgesamt tiefere Werte ermittelt wurden. 71

96 Handelsflüsse (1000 t) 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Abbildung 23: Schokolade, differenzierte Betrachtung 6-stellig; GL-Werte und Handelsflüsse; arithmetische Durchschnitte der Jahre 2008 und G I F G G G A F F A I F GL-Index Legende G: Deutschland F: Frankreich I: Italien A: Österreich Nettoexporte Nettoimporte : Schokolade in Blöcken, Stangen, Riegeln, > 2kg : Schokolade in Blöcken, Stangen, Riegeln, =< 2kg, gefüllt : Schokolade in Blöcken, Stangen, Riegeln, =< 2kg, ungefüllt : Schokolade, Rest (ohne bis ) Quelle: EZV, 2010a Bei der Tarifnummer (Schokolade in Blöcken, Stangen, Riegeln, =< 2kg, ungefüllt) weist die Schweiz gegenüber allen Nachbarländern Nettoexporte aus. Unter dieser Produktkategorie kann man sich zum Beispiel die klassische Schokolade in Tafelform vorstellen. Die Schweizer Nahrungsmittelindustrie hat in diesem Bereich komparative Vorteile, wie man erwarten konnte. Bei der Tarifnummer , welche zwar eine Art Restposten ist, und nur begrenzt als Produktkategorie betrachtet werden darf, weist die Schweiz gegenüber Deutschland und Italien hingegen grosse Nettoimporte auf. Der intra-industrielle Handel mit Deutschland ist grösser als mit Italien (GL-Wert von 0.19). Der Wettbewerb mit Deutschland ist deshalb besonders intensiv. Ein hoher GL-Wert gegenüber Deutschland kann bei gefüllten Schokoladeprodukten in kleineren Verpackungsgrössen (=< 2kg) festgestellt werden. Darunter kann man sich Produkte wie Ferrero oder Merci vorstellen (beide Importprodukte) und auf Seiten der Schweiz zum Beispiel Lindor-Kugeln. Die Integration des Schweizer und des deutschen Marktes ist in diesem Bereich schon weit fortgeschritten G und G sind verkürzt dargestellt. Die Exporte für G liegen bei über Tonnen und die Importe für G bei über Tonnen. Die exakten Werte können aufgrund der gewählten Achsenlänge nicht wahrheitsgetreu abgebildet werden. 72

97 Handelsflüsse (1000 t) 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Getreideprodukte Die Getreideprodukte (Zollkapitel 19) wurden nach dem gleichen Schema ausgewertet wie die Milchprodukte und die Schokolade. Abbildung 24: Getreideprodukte; GL-Werte und Handelsflüsse; arithmetische Durchschnitte der Jahre 2008 und Getreideprodukte 1902I 1905G 25 Legende 20 G: Deutschland F: Frankreich I: Italien A: Österreich I 1905F 1905A 1901G G F 1902G 1901I 1902A GL-Index Nettoexporte Nettoimporte 1901: Lebensmittelzubereitungen aus Mehl, Grütze, Griess 1902: Teigwaren 1904: Lebensmittel durch Aufblähen oder Rösten von Getreide 1905: Back- und Konditoreiwaren Agri-food & Agri-environmental Economics Quelle: EZV, 2010a Wie bei den Milchprodukten und bei der Schokolade kann auch bei den Getreideprodukten eine Einteilung in drei Gruppen vorgenommen werden. Ein tiefer GL-Index unter 0.1 bei gleichzeitig grossem positivem Handelssaldo (Nettoexporten) kann für Lebensmittelzubereitungen aus Mehl, Grütze und Griess zwischen der Schweiz und Frankreich und der Schweiz und Italien festgestellt werden. Sowohl bei Frankreich als auch bei Italien sind die hohen Exporte bei dieser Tarifnummer zu 90% auf die Ausfuhr von Mischungen aus Mehl, Grütze und Griess und Teige zurückzuführen. Für beide Länder liegen die durchschnittlichen Werte der in die Schweiz importierten Produkte über dem Niveau der durch die Schweiz exportierten Produkte (vertikaler intraindustrieller Handel). Das ist ein deutliches Zeichen für komparative Preisvorteile der Schweiz. Bei den Teigwaren (1902) zeigt sich für die Beziehung Schweiz-Italien ein umgekehrtes Bild mit einem starken Nettoimport der Schweiz von knapp Tonnen. Die I und 1905G sind verkürzt dargestellt. Die Importe für 1902I liegen bei über Tonnen und für 1905G bei über Tonnen. Der GL-Index für 1904G liegt bei 0.92 und kann aufgrund der gewählten Achsenlänge nicht wahrheitsgetreu abgebildet werden. 73

98 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Betrachtung der durchschnittlichen Import- und Exportwerte lassen auf deutliche komparative Preisvorteile von Italien schliessen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie ist gering. Gegenüber Österreich und Deutschland werden hingegen Nettoexporte verzeichnet. Der Intra-industrielle Handel ist besonders mit Deutschland stark ausgeprägt (GL-Wert von 0.35). Daraus kann sowohl ein intensiver Wettbewerb als auch eine fortgeschrittene Integration der Märkte abgeleitet werden. Die Schweiz ist deshalb gegenüber Deutschland bei den Teigwaren gut positioniert. Bei den Back- und Konditoreiwaren (1905) weist die Schweiz im Vergleich zu allen Nachbarländern komparative Preisnachteile auf. Die Handelssaldi sind allesamt negativ. Dies bestätigt sich bei der Betrachtung der Werte der exportierten und importierten Produkte. Die exportierten Produkte sind im Durchschnitt einiges teurer als die importierten. Bei den Importen fallen vor allem die Einfuhren von Brotwaren ins Gewicht. Ist der intra-industrielle Handel mit Österreich tief, liegt er jedoch für Deutschland und Frankreich im mittleren Bereich bei über 0.3. Ein Spezialfall bilden die Produkte, die durch Aufblähen oder Rösten von Getreide hergestellt werden wie zum Beispiel Müesli oder Corn Flakes (Betrachtung Schweiz- Deutschland). Der GL-Index liegt bei über 0.9 (mehr als 90% des Handelsvolumens ist intra-industriell; in Abbildung 24 kann der Wert aufgrund der gewählten Achsenlänge nicht wahrheitsgetreu dargestellt werden). Die Auswirkungen der bestehenden tarifären Handelshemmnisse auf die Resultate werden wiederum in Kapitel besprochen Differenzierte Betrachtung für Teigwaren Wie schon bei der Schokolade ist es auch bei den Teigwaren interessant, eine detailliertere Auswertung zu machen. Wie in Abbildung 25 ersichtlich wird, bestehen bei den Teigwaren sowohl deutliche Wettbewerbsnachteile (gegenüber Italien) als auch klare Wettbewerbsvorteile (gegenüber Deutschland und Österreich). 74

99 Handelsflüsse (1000 t) 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Abbildung 25: Teigwaren, differenzierte Betrachtung 6-stellig; GL-Werte und Handelsflüsse; arithmetische Durchschnitte der Jahre 2008 und I I F G G G G A A A F A 0.1 GL-Index I 2 1 Legende G: Deutschland F: Frankreich I: Italien A: Österreich Nettoexporte Nettoimporte : Weder gekocht oder gefüllt noch in andere Weise zubereitet, Eier enthaltend : Weder gekocht oder gefüllt noch in andere Weise zubereitet, keine Eier enthaltend : mit Fleisch oder anderen Stoffen gefüllt : gekocht oder in anderer Weise zubereitet : Couscous, auch zubereitet Quelle: EZV, 2010a Die Aufteilung der Produktkategorien entlang der GL-Skalierung (vertikale Achse, vgl. Abbildung 25) lässt sich bei den Teigwaren noch deutlicher erkennen als bei der Schokolade. In Abbildung 25 wird ersichtlich, dass die Schweiz ein grosser Importeur von italienischen Teigwaren ist. Es handelt sich vorwiegend um Teigwaren aus Hartweizengriess (ohne Eier, ). Die Importe liegen bei über Tonnen und bilden damit mit Abstand den grössten Handelsfluss innerhalb der Produktkategorie Teigwaren. Auch bei den Eierteigwaren ist die Schweiz ein Nettoimporteur. Einzig bei den gefüllten Teigwaren ( , z.b. Ravioli) ist der Handelssaldo mit Italien fast ausgeglichen. Der GL-Wert liegt bei 0.97 (97% des Handels sind intra-industriell). Bei den Tarifnummern und ist die Schweiz gegenüber Österreich ein Nettoexporteur. Der intra-industrielle Handel ist schwach ausgeprägt. Einzig bei den I und G sind verkürzt dargestellt. Die Importe für G liegen bei über Tonnen und die Exporte für G bei über Tonnen. Die exakten Werte können aufgrund der gewählten Achsenlänge nicht wahrheitsgetreu abgebildet werden. 75

100 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Teigwaren aus Hartweizengriess ( ) kann ein höherer GL-Wert festgestellt werden, wenn auch bei tiefem Handelsvolumen. Der Handel mit Deutschland unterscheidet sich insofern von jenem mit Österreich, als die Integration der Märkte weiter fortgeschritten ist. Bei den Eierteigwaren, den Teigwaren aus Hartweizengriess und den gekochten Teigwaren wurden hohe GL-Werte ermittelt. Der Handel von Teigwaren mit Frankreich ist insgesamt nur schwach ausgeprägt und deshalb im Rahmen dieser Analyse nicht von grosser Bedeutung. Über alle Nachbarländer hinweg lassen sich die bedeutendsten Wettbewerbsvorteile der Schweizer Nahrungsmittelindustrie bei der Tarifnummer (gefüllte Teigwaren) feststellen Zusammenfassung der Resultate Die präsentierten Resultate in Kapitel und werden im folgenden Abschnitt zusammengefasst und komprimiert dargestellt. Das Ziel besteht darin, dem Leser auf einen Blick die Wettbewerbsfähigkeit der ausgewählten Produktkategorien aufzuzeigen. Wie schon besprochen wurde, sind die Kriterien dafür aus Sicht des Aussenhandels ein positiver Handelssaldo, ein hoher intra-industrieller Handel oder beides kombiniert. Abbildung 26 ist in Anlehnung an diese Kriterien aufgebaut. Eine Dimension stellt die komparativen Wettbewerbsvorteile und -nachteile dar (inter-industrieller Handel). Die zweite Dimension ist der intra-industrielle Handel. Zusammen spannen sie ein Dreieck auf. Je näher eine Produktkategorie an einer Ecke zu liegen kommt, desto besser wird jenes Kriterium erfüllt. Die dunklen Linien im Dreieck stellen Niveaus gleicher Wettbewerbsfähigkeit dar in Bezug auf das Kriterium, welches in der Ecke steht. Sie können als Iso-Wettbewerbsfähigkeitslinien bezeichnet werden. Da die Kombination von komparativen Vor- resp. Nachteile mit intra-industriellem Handel durchaus möglich ist, müssen die Iso-Wettbewerbsfähigkeitslinien des intra-industriellen Handels konvex zur Ecke gezeichnet werden. Dadurch können auch Produktkategorien erfasst werden, die sowohl einen hohen GL-Wert als auch komparative Vor- oder Nachteile aufweisen. Auf der senkrechten gestrichelte Linie durch die Mitte des Dreiecks ist der Handelssaldo null (Handelssaldo-null-Linie, gleich weit entfernt von der Ecke der komparativen Wettbewerbsvorteile als auch von jener der komparativen Wettbewerbsnachteile). Die Iso- Wettbewerbsfähigkeitslinien der beiden oberen Ecken (komparative Vor- resp. Nachteile) sind so gezeichnet, dass sie die Handelssaldo-null-Linie nie schneiden, sondern sich asymptotisch annähern. Ein Schnittpunkt ist deshalb ausgeschlossen, weil komparative Vor- oder Nachteile per definitionem nicht bei einem Handelssaldo von null auftreten können. Es werden dieselben Produktkategorien betrachtet wie schon in Abbildung 22 und Abbildung 24 (nur die handelsmässig bedeutenden). 76

101 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Abbildung 26: Wettbewerbsfähigkeit auf einen Blick, Produktkategorien im Spannungsdreieck zwischen komparativen Wettbewerbsvorteilen und Wettbewerbsnachteilen und dem intra-industriellen Handel Zunehmende komparative Vorteile Handelssaldo=0 Zunehmende komparative Nachteile Komparativer Wettbewerbsvorteil Komparativer Wettbewerbsnachteil Zunehmende komparative Vorteile Zunehmende komparative Nachteile Zunehmender intraindustrieller Handel Intraindustrieller Handel 1904 Zunehmender intraindustrieller Handel Die Legende Iso-Linien für komparative Vorteile resp. Nachteile: oberste Tonnen, mittlere Deutschland Tonnen, unterste: 0401: Milch und Rahm, nicht Tonnen, eingedickt gestrichelte t Frankreich Italien Österreich 0402: Milch und Rahm, eingedickt 0404: Molke 0406: Käse und Quark 1806: Schokolade 1901: Lebensmittelzubereitungen aus Mehl, Grütze, Griess 1902: Teigwaren 1904: Lebensmittel durch Aufblähen oder Rösten von Getreide 1905: Back- und Konditoreiwaren Gruppen (I V) (Erläuterungen siehe Text) I Komparativer Wettbewerbsvorteil Handelssaldo=0 V 0401 IV Komparativer Wettbewerbsnachteil II III Intraindustrieller Handel Quelle: EZV, 2010a 77

102 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Es wird eine Einteilung in verschiedene Gruppen vorgenommen (in Abbildung 26 mit I V nummeriert). Die Übergänge zwischen den Gruppen sind fliessend. Gruppe I: Gruppe II: Gruppe III: Gruppe IV: Produktkategorien, wo die Schweizer Nahrungsmittelindustrie vorwiegend komparative Wettbewerbsvorteile aufweist. Produktkategorien, die intra-industriellen Handel aufweisen kombiniert mit mehr oder weniger schwachen komparativen Wettbewerbsvorteilen. Produktkategorien, welche sowohl komparative Wettbewerbsnachteile als auch intra-industriellen Handel aufweisen. Produktkategorien, bei welchen aus Sicht der Schweiz komparative Wettbewerbsnachteile bestehen in Kombination mit wenig intraindustriellem Handel. Diese Gruppe ist aus Sicht der Wettbewerbsfähigkeit für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie etwas schlechter zu bewerten als Gruppe III aufgrund des tiefen intra-industriellen Handels. Gruppe V: Produktkategorien, welche kaum intra-industriellen Handel in den 8- stelligen Tarifnummern aufweisen bei gleichzeitig tiefem Handelssaldo bei den 4-stelligen Tarifnummern. Die meisten Produktkategorien finden sich in den Gruppe I, II und IV. 5.2 Diskussion Integration des Agrarmarktes der Schweiz mit ihren Nachbarländern Das hohe Ausmass an intra-industriellem Handel zwischen der Schweiz und Deutschland wie zwischen der Schweiz und Österreich ist auf verschiedene Gründe zurückzuführen. Wichtige Voraussetzungen für den intra-industriellen Handel sind eine starke Kaufkraft der Konsumenten und ein grosses Bedürfnis nach Varietät im Sortiment, d.h. eine Präferenz für eine Auswahl von verschiedenen Produkten innerhalb einer Produktkategorie ( tiefes Sortiment) (vgl. dazu auch Kapitel ). Nun erklärt das aber alleine noch nicht den Unterschied im Vier-Länder-Vergleich. Andere Faktoren wie Sprache, Kultur und Tradition scheinen durchaus eine wichtige Rolle zu spielen. Dabei stehen Deutschland und Österreich der Schweiz besonders nahe. Ähnliche Konsumpräferenzen wie in der Schweiz und zudem noch ein grosser Markt mit vielen Konsumenten verleihen Deutschland als ausländischen Absatzmarkt für Schweizer Exporteure grosse Attraktivität trotz dem oft starken Konkurrenzdruck. Die mehrheitlich tiefen Werte des GL-Index für Rohstoffe (z.b. beim Zucker oder bei der Milch) lassen sich dadurch erklären, dass bei commodities Kostenvorteile bei der Produktion für den Handel eine bedeutende Rolle spielen. Die Ausprägung des Handels ist deshalb vorwiegend inter-industriell. Neben verschiedenen Faktoren ist für die Schweiz auch das hohe Mass an Protektionismus im Agrarsektor entscheidend. Die meisten Agrarrohstoffe lassen sich kaum zu konkurrenzfähigen Preisen produzieren. Ausnahmen, wie jene bei den Kakaobohnen (1801), wo der bilaterale Handel zwischen der Schweiz und Frankreich sowie Italien hohe GL-Werte aufweist, lassen sich vermut- 78

103 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit lich durch grenzüberschreitende Warenverlagerungen innerhalb von Unternehmen erklären. Diese werden von der Aussenhandelsstatistik auch erfasst, können aber nicht vom grenzüberschreitenden Handel zwischen Unternehmen abgegrenzt werden. Experten der Branche haben diese Vermutung bestätigt. Zudem muss der GL-Wert zumindest für Italien insofern relativiert werden, als das Handelsvolumen zwischen der Schweiz und Italien bei Kakaobohnen im Vergleich zum totalen Handelsvolumen klein ist. Bei der Analyse der Agrarrohstoffe, bei denen kein Verarbeitungsschritt erfolgt, gilt es zu beachten, dass damit die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und nicht jene der Nahrungsmittelindustrie beurteilt wird. Sobald ein Verarbeitungsschritt erfolgt (z.b. Getreide mahlen), kann auf die Wettbewerbsfähigkeit der Nahrungsmittelindustrie geschlossen werden. Bei den Zwischenprodukten (wie z.b. Kakaomasse) sind hohe GL-Werte auf die Aufspaltung der Produktionsprozesse und deren Verteilung auf verschiedene Länder zurückzuführen. Oft werden sogar innerhalb von Unternehmen die einzelnen Verarbeitungsschritte in mehreren Ländern durchgeführt. Der aktive und passive Veredlungsverkehr 11 zwischen der Schweiz und der EU hat deshalb in Bezug auf den intraindustriellen Handel eine zunehmende Bedeutung, solange kein Freihandelsabkommen mit der EU abgeschlossen wird. Insgesamt wird sich dadurch das Handelsvolumen zwischen der Schweiz und ihren Nachbarländern erhöhen. Momentan ist der Veredlungsverkehr gemessen am Handelsvolumen noch unbedeutend. Einzig der Import von Müllereierzeugnissen im Rahmen des aktiven Veredlungsverkehrs macht mehr als 10% der Importe im Zollkapitel Nr. 11 aus (EZV, 2010f). Wird nun innerhalb von Produktkategorien gleichzeitig aktiver als auch passiver Veredlungsverkehr betrieben, kann es zu einer Intensivierung des intra-industriellen Handels kommen. Am Beispiel von Mehl lässt sich das einfach erläutern. Mehl wird im Rahmen des aktiven Veredlungsverkehrs importiert und dann anschliessend zu Produkten verarbeitet, die wieder exportiert werden. Gleichzeitig wird eine zwar eher unbedeutende Menge an Mehl exportiert, im nahen Ausland verarbeitet und anschliessend in Form von Endprodukten wieder in die Schweiz importiert (passiver Veredlungsverkehr). Dieser Fall wird zum Beispiel von Swissmill praktiziert. Das Tochterunternehmen der Coop-Gruppe exportiert Mehl und lässt in den Ölz-Produktionsstätten Toast herstellen. Dieser wird anschliessend wieder importiert und landet in den Verkaufsregalen von Coop. Die tieferen Herstellungskosten im nahen Ausland machen diesen Fall attraktiv. Erhöht sich in Zukunft der passive Veredlungsverkehr beim Mehl und würden einzelne Unternehmen oder auch Produzenten entscheiden, den Rohstoff im Ausland verarbeiten zu lassen, führte dies zu einer Steigerung des intra-industriellen Handels. Der negative Handelssaldo würde abnehmen und der GL-Index ansteigen. Zunehmender aktiver Vered- 11 Beim aktiven Veredelungsverkehr (AVV) werden ausländische Waren oder Rohstoffe zum Bearbeiten oder Verarbeiten, unter Gewährung von Zollermässigung oder Zollbefreiung, in die Schweiz eingeführt, um danach reexportiert zu werden. Beim passiven Veredelungsverkehrs (PVV) werden inländische Rohstoffe zur Verarbeitung ins Ausland gebracht, unter Gewährung der Zollermässigung oder Zollbefreiung bei der Wiedereinfuhr (nach Jörin und Aepli, 2010). 79

104 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit lungsverkehr würde hingegen in diesem Fall den intra-industriellen Handel bei Mehl nicht erhöhen, da der Handelssaldo bei den meisten Müllereierzeugnissen schon negativ ist, d.h. die Schweiz ist ein Nettoimporteur. Der Handelssaldo würde dadurch weiter zunehmen und zu einer Steigerung des inter-industriellen Handels führen. Nun kann aber der intra-industrielle Handel durch die anschliessenden Exporte der hergestellten Produkte aus dem importierten Mehl bei anderen Produktkategorien zunehmen zum Beispiel bei Lebensmittelzubereitungen aus Mehl (Zollkapitel 19). Insgesamt birgt der Veredlungsverkehr ein Potential zu Erhöhung des intra-industriellen Handels, ohne dass eine vollständige Liberalisierung der Agrarmärkte nötig ist. Bei welchen Produktkategorien der passive oder wo der aktive Veredlungsverkehr ihren Beitrag leisten, ist von Fall zu Fall verschieden und hängt auch vom momentanen Handelssaldo jeder Produktkategorie ab Interpretation der Ergebnisse der Produktkategorien Die Ergebnisse der analysierten Produktkategorien (vgl. Kapitel 5.1.2) fallen sehr heterogen aus. Bei tiefen GL-Werten spielen komparative Vorteile eine bedeutende Rolle. Liegen die GL-Werte im mittleren Bereich (zwischen 0.1 und 0.3), tritt intra-industrieller Handel paarweise mit inter-industriellem Handel auf. Bei hohem GL-Index kann hingegen kaum noch inter-industrieller Handel festgestellt werden. Dies lässt sich aus der Definition des GL-Index ableiten (vgl. Kapitel ) Milchprodukte und Schokolade Für Milchprodukte (inkl. Käse und Speiseeis) kann insgesamt nur ein moderater intraindustrieller Handel festgestellt werden. Besonders beim Käse hätten höhere Werte durchaus erwartet werden können, da sämtliche tarifäre Handelshemmnisse abgebaut wurden (Käsefreihandel seit Mitte 2007). Sowohl die Exporte als auch die Importe von Käse sind zwar seit der Liberalisierung des Käsemarktes angestiegen. Daraus kann aber nicht a priori auf hohen intra-industriellen Handel geschlossen werden. Analysiert man nämlich die einzelnen Produktkategorien (8-stellige Tarifnummern) kommt man zum Schluss, dass beim Käse komparative Vorteile im Vordergrund stehen. Einzig gegenüber Deutschland kann ein eher hohes Mass an intra-industriellem Handel beobachtet werden. Betrachtet man die aktuelle Entwicklung der Handelsflüsse, stellt man fest, dass die Exporte der Schweiz bei Halbhartkäse, Frisch- und Weichkäse zunehmen. Speziell bei Frisch- und Weichkäse werden gleichzeitig auch Importe ausgewiesen. Das deutet darauf hin, dass sich der intra-industrielle Handel intensiviert. Das neue Gleichgewicht nach der Liberalisierung des Käsemarktes ist noch nicht erreicht. Schokolade weist einen sehr hohen GL-Index für die bilaterale Betrachtung Schweiz- Deutschland und Schweiz-Österreich aus. Die Erklärung liegt vermutlich darin, dass der Konsument besonders bei den Genussmitteln eine breite Auswahl an Produkten verlangt, die nicht alle im Inland hergestellt werden können. Da sich die Schweizer Nahrungsmittelindustrie exportmässig gut behaupten kann trotz der starken Konkurrenz und den vielen Substitutionsmöglichkeiten ihrer Produkte, ist sie wettbewerbsmässig in ähnlich guter Verfassung wie die ausländische Konkurrenz. Bei der Schoko- 80

105 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit lade spielt aber auch der Rohstoffpreisausgleich im Rahmen des Schoggigesetzes ein wichtige Rolle. 12 Der annähernd ausgeglichene Handelssaldo mit Deutschland und Österreich bei dieser Produktkategorie wird durch diese Massnahme beeinflusst. Bei einer Reduktion der dafür benötigten Mittel ist es durchaus denkbar, dass Schweizer Produkte an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und die Exporte kurzfristig zurückgehen. Da ein hoher intra-industrieller Handel auf eine starke Vernetzung der wirtschaftlichen Aktivitäten und auf eine fortgeschrittene Integration der Märkte hinweist, wird sich diese Teilbranche zumindest teilweise davon erholen. Um die Wettbewerbsfähigkeit wieder steigern zu können, würden aber einige Anpassungen zum Beispiel auf Ebene der Produkte notwendig sein. Die differenzierte Betrachtung der Schokolade bestätigt das schon mehrmals festgestellte Ergebnis, dass besonders zwischen der Schweiz und Deutschland und der Schweiz und Österreich der intra-industrielle Handel stark ausgeprägt ist. Innerhalb der Produktkategorie Schokolade gibt es auch Unterkategorien, wo die Schweiz grosse komparative Nachteile hat. Schokolade ist nicht rundum eine starke Position. Da die Tarifnummern nach dem Gewicht und der Form der Produkte definiert sind und nur vereinzelt nach der Zusammensetzung der Produkte resp. deren Inhaltsstoffen, lässt sich kaum beurteilen, welches die Gründe für die Wettbewerbsvorteile und -nachteile sind. Die Definition der Produktkategorien ist dafür nicht geeignet. Zu diesem Zweck bräuchte es eine vertiefte Analyse, die den Handel auf Ebene der einzelnen Produkte betrachtet. Damit liesse sich auch die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen bewertet Getreideprodukte Wie bei der Schokolade gilt der Preisausgleichsmechanismus auch bei Getreideprodukten in Zollkapitel 19 (ohne Tapioka 1903). Trotzdem weist die Schweizer Nahrungsmittelindustrie bei den Back- und Teigwaren gegenüber allen Nachbarländern eine schwache Wettbewerbsfähigkeit auf. Der Grund für die hohen Nettoimporte kann somit nicht bei den höheren Preisen für Schweizer Agrarrohstoffe liegen, sondern ist auf interne Faktoren der Nahrungsmittelindustrie zurückzuführen (möglicherweise strukturelle Nachteile). Dieser Aspekt wird hier nicht weiter verfolgt. Insgesamt kann aber bei den Getreideprodukten ein höherer intra-industrieller Handel beobachtet werden als bei den Milchprodukten. Da der Grenzschutz bei den Molkereiprodukten noch einen wichtigen Einfluss auf die Handelsflüsse hat, und dadurch gewisse Werte ver- 12 Das Schoggigesetz regelt den Rohstoffpreisausgleich für landwirtschaftliche Verarbeitungsprodukte. Gemeint sind höher verarbeitete Nahrungsmittel wie Schokolade, Biskuits, Teigwaren etc., die somit eine landwirtschaftliche und eine industrielle Wertschöpfung haben. Der Mechanismus besteht darin, dass die Unternehmen bei der Ausfuhr einen Beitrag erhalten, der den Preisunterschied für die verarbeiteten landwirtschaftlichen Rohstoffe ausgleicht. Schweizer Unternehmen können somit ihre Produkte im Ausland zu gleichen Bedingungen absetzen wie ihre Konkurrenz (nach Jörin und Aepli, 2010). 81

106 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit zerrt sein können, wird diesem Aspekt einen separaten Abschnitt gewidmet (vgl. Kapitel 5.2.3). Gut positioniert ist die Schweizer Nahrungsmittelindustrie bei Teigwaren gegenüber Deutschland. Eine Kombination von Nettoexporten mit hohem GL-Index stellt wettbewerbsmässig eine favorable Position dar. Trotz vielen Konkurrenzprodukten gelingt es, erfolgreich Schweizer Produkte zu exportieren. Dies gilt auch ganz speziell für jene Produkte, die durch Aufblähen oder Rösten von Getreide hergestellt werden (1904, Betrachtung Schweiz-Deutschland). Unter dieser Kategorie kann man sich zum Beispiel Corn Flakes vorstellen. Vermutlich liegt der Grund für den hohen Anteil des intraindustriellen Handels in den ähnlichen Präferenzen für Frühstückscerealien im deutschsprachigen Raum. Gegenüber Italien und Frankreich, wo teils eine andere Frühstückskultur herrscht, ist der GL-Index tief (vgl. Tabelle 11). Besonders interessant ist der bilaterale Handel bei den Teigwaren zwischen der Schweiz und Italien. Es ist nicht erstaunlich, dass Italien bei Teigwaren aus Hartweizengriess grosse komparative Vorteile gegenüber der Schweiz hat. Ein Grund liegt in der Faktorausstattung von Italien beim Hartweizen, der in der Schweiz nur in kleinen Mengen angebaut wird. Obwohl dieser Rohstoff gehandelt wird, entstehen für Länder mit geringem Anbau Wettbewerbsnachteile. Zum einen liegen diese im eigenen Grenzschutz für Hartweizen die Schweiz regelt den Import mit einem Zollkontingent und zum andern auch in den Transportkosten, die beim Handel entstehen. Weitere nicht weniger bedeutende Gründe, welche zu den Wettbewerbsvorteilen von Italien führen, sind das grosse Know-how bei der Produktion und die starke Nachfrage im Inland. Eine erfolgreiche Bearbeitung der Exportmärkte lässt sich oft nur dann erreichen, wenn ein guter Absatz auf dem Inlandmarkt gewährleistet ist. Viele exportorientierte Unternehmen werden erst nach einer Phase, während dieser sie sich auf den Inlandmarkt konzentrieren, den Sprung auf die ausländischen Absatzmärkte wagen. Die starke Konsumpräferenz für Teigwaren in Italien bildet dafür eine optimale Voraussetzung. Bei den gefüllten Teigwaren wie Ravioli lässt sich ein fast ausgeglichener Handelssaldo bei hohem GL-Wert erkennen. Diese Produkte sind weiter verarbeitet als einfache Hartweizen- oder Eierteigwaren. Die Ausstattung mit Rohstoffen ist weniger von Bedeutung, da das Getreide beim Endprodukt einen kleineren Anteil ausmacht und andere Agrarprodukte wie zum Beispiel Fleisch oder Gemüse für die Füllungen ebenso bedeutend sind. Grundsätzlich kann daraus abgeleitet werden, dass bei höher verarbeiteten Produkten die Faktorausstattung, wie sie in der klassischen Aussenhandelstheorie zur Erklärung der komparativen Vor- oder Nachteile verwendet wird, von untergeordneter Bedeutung ist. Wettbewerbsvorteile sind in diesem Fall verstärkt eine Funktion von Standortbedingungen, wie zum Beispiel dem Zinssatz, den Unternehmenssteuern, dem Ausmass an qualifizierten Fachkräften und besonders wichtig im Agrarbereich: dem Marktzutritt für ausländische Absatzmärkte. Handelsabkommen sind deshalb auch Teil der Standortpolitik und für kleine Länder wie die Schweiz von grosser Bedeutung. 82

107 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Verzerrungen durch den Grenzschutz und Implikationen für den Abbau von Handelshemmnissen Fast alle Indikatoren, die auf der Grundlage von Aussenhandelsdaten berechnet werden, sind anfällig auf Verzerrungen der Handelsflüsse durch Handelshemmnisse (tarifäre oder nicht-tarifäre). Es gibt kaum Ansätze, mit denen eine effiziente Korrektur der Werte vorgenommen werden kann. Lassen sich bei den bekannten tarifären Handelshemmnissen zumindest Aussagen machen zum ungefähren Ausmass der Verzerrungen, ist dies bei den nicht-tarifären Handelshemmnissen kaum mit vernünftigem Aufwand möglich. Auch der Grubel-Lloyd Index ist diesbezüglich nicht genügend robust. Obwohl die betrachteten Zollkapitel zu jenen gehören, bei denen sowohl die Schweiz als auch die EU den tarifären Bereich teilweise bereits liberalisiert haben, müssen einige Resultate mit Vorsicht interpretiert werden. Bei Schokolade ist der einseitige Grenzschutz zu erwähnen. Während auf Schweizer Exporte in die EU innerhalb der Tarifnummer 1806 kein Zoll erhoben wird, erhebt die Schweiz auf gewisse Schokolademischungen unter Tarifnummer einen Zoll von bis zu 560CHF/100kg (Abstufung des Zollansatzes mit abnehmendem Anteil an Milchbestandteilen). Auf den Rest in Tarifnummer 1806 wird hingegen nur ein kleiner Zoll erhoben. Aufgrund dieser Konstellation kann man davon ausgehen, dass die Importe insgesamt etwas zu gering ausfallen im Vergleich zur vollständig liberalisierten Situation. Der GL-Index ist deshalb leicht zu hoch, da bei solchen Tarifnummern die Handelssaldi aufgrund der steigenden Importe grösser ausfallen würden (vgl. Gleichung 2, Kapitel ). Bei den Milchprodukten (ohne Käse) und speziell bei Molke sind die Verzerrungen nicht ganz so eindeutig. Für Molke und Molkeprodukte erhebt die Schweiz einen Zoll von 170CHF/100kg, während dieser bei Exporten in die EU für die meisten Produkte zwischen 100Euro/100kg bis zu über 160Euro/100kg beträgt. Der Handel wird durch Zölle sowohl von Seiten der EU als auch der Schweiz ähnlich stark behindert. Nun besteht seitens der Schweiz aber noch ein Zollkontingent für Milchprodukte (Nr. 7). Die Molke ist jedoch nur über eine einzige Tarifnummer davon betroffen (innerhalb des Teilzollkontingents Nr. 7.3). Die daraus entstehenden Verzerrungen sind nicht bedeutend. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass sich bei diesen Tarifnummern an den Handelssaldi bei einem vollständigen Abbau der tarifären Handelshemmnisse nicht viel ändern wird. Der GL-Index ist nicht massgeblich verzerrt und die komparativen Vorteile bei der Molke resp. den Molkeprodukten gegenüber Frankreich und Deutschland können durchwegs als echte Wettbewerbsvorteile interpretiert werden. Bei anderen Tarifnummern, deren Import momentan durch die Grösse der Teilzollkontingente begrenzt wird, ist bei einer Liberalisierung mit zunehmenden Importen zu rechnen. Konkret sind es vor allem die Tarifnummern 0402 (Milch und Rahm, eingedickt) und 0405 (Butter). Es besteht sowohl ein Teilzollkontingent für Milchpulver (300 Tonnen pro Jahr), von dem die Tarifnummer 0402 betroffen ist, als auch eines für Butter (100 Tonnen pro Jahr). Beide wurden in den letzten Jahren ausgeschöpft (BLW, 83

108 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit 2010). Die Handelssaldi werden sich bei einer Liberalisierung vergrössern. Konkret wird sich der hohe GL-Wert für Butter zwischen der Schweiz und Deutschland verringern. Beim Käse ist aufgrund des Freihandelsabkommen mit keinen Verzerrungen des Aussenhandels zu rechnen. Bei den Getreideprodukten ist nur von kleinen Verzerrungen auszugehen. Während die EU gegenüber der Schweiz keine Zölle erhebt, sind diese für Importe aus EU- Mitgliedsstaaten in die Schweiz mit ungefähr 20CHF/100kg nur gering. Am Gesamtbild würde sich bei einer Liberalisierung nur wenig ändern. Es stellt sich insgesamt die Frage, welche Konsequenzen vom Abbau der tarifären Handelshemmnisse auf das Ausmass des intra-industriellen Handels zu erwarten sind. Besonders bei einseitigem Grenzschutz (Beispiel Schokolade) wird der intraindustrielle Handel kurzfristig sinken, wenn man davon ausgeht, dass der entstandene Marktzutritt von der ausländischen Konkurrenz auch genutzt werden kann. Mittel- bis langfristig werden inländische Unternehmen aufgrund des verstärkten Wettbewerbs auf dem Binnenmarkt vermehrt nach ausländischen Absatzmärkten Ausschau halten müssen, und werden versuchen, die Exporte zu steigern. Dabei wird sich in vielen Fällen die Integration der Wirtschaftsräume verstärken. Der intra-industrielle Handel wird wieder zunehmen, bis ein neues Gleichgewicht erreicht ist Konsequenz für ein Freihandelsabkommen der Schweiz mit der EU im Agrarsektor Aus den analysierten Produktkategorien wird deutlich, dass in allen Zollkapiteln sowohl komparative Wettbewerbsnachteile als auch Wettbewerbsvorteile bestehen, oftmals kombiniert mit intra-industriellem Handel. Ein Abbau des Grenzschutzes würde die Unternehmen dazu zwingen, sich auf die wettbewerbsmässig starken Produkte zu konzentrieren. Es wird kaum soweit kommen, dass ganze Branchen in der Schweiz verschwinden werden, denn die Wettbewerbsvorteile der Schweizer Nahrungsmittelindustrie sind ziemlich breit verteilt über viele Produktgruppen hinweg. Im Vergleich der Schweiz mit den vier Nachbarländern lässt sich auch gut erkennen, dass auch zwischen den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit der Nahrungsmittelindustrien grosse Unterschiede bestehen. Anders können die Wettbewerbsvorteile der Schweiz bei bestimmten Produktkategorien gegenüber einem Nachbarland, bei gleichzeitig bestehenden Wettbewerbsnachteilen gegenüber einem anderen, nicht erklärt werden. Ein gutes Beispiel ist die Produktkategorie Teigwaren. Die Schweiz hat komparative Nachteile gegenüber Italien aber komparative Vorteile gegenüber Österreich. Da die Handelsflüsse durch den Grenzschutz kaum verzerrt sind, folgt daraus, dass Österreich gegenüber Italien auch komparative Nachteile haben muss, was sich in den Aussenhandelsdaten bestätigt. Österreich ist wie die Schweiz ein Nettoimporteuer von Teigwaren aus Italien (UN comtrade, 2010). Eine Studie im Auftrag der EU-Kommission bestätigt diese EU-internen Unterschiede bei der Wettbewerbsfähigkeit (Wijands et al., 2007). 84

109 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit Es gibt einige Produktkategorien, wo die Schweiz gegenüber allen Nachbarländern gut positioniert ist. Die Schweizer Nahrungsmittelindustrie ist deshalb gefordert, mit den besten Kombinationen aus Produkt und Absatzmärkten ihre Position im EU-Raum zu festigen und auszubauen Liberalisierung und intra-industrieller Handel: eine neue Perspektive Aus den empirischen Ergebnissen wird die Bedeutung des intra-industriellen Handels für Schweizer Agrarprodukte offensichtlich. Die Integration der Märkte und die Vernetzung der wirtschaftlichen Aktivitäten zwischen Ländern beschränken sich nicht nur auf die NAMA (Non-Agricultural Products), sondern gewinnen auch im Bereich der Agrargüter an Bedeutung. Fördernd ist dabei neben einem hohen Pro-Kopf-Einkommen, ähnlichen Konsumpräferenzen, geographischer Nähe usw. der Abbau von Handelshemmnissen. Dieses Angleichen und Näherkommen von Märkten wurde in der Schweiz und in der EU im Agrarbereich besonders durch die Agrarreformen (1992 resp. 2003) vorangetrieben. Im Bereich der Industriegüter hat man den Grundstein mit dem Freihandelsabkommen von 1972 zwischen der Schweiz und der EU schon lange gelegt. Welches sind nun die Vorteile, die aus der fortgeschrittenen Integration der Märkte entstehen? Märkte, deren Handel sich nur aufgrund von komparativen Vorteilen (der klassische Ricardo-Fall) ergibt, sind grundsätzlich anfällig auf Shocks. Diese können unterschiedliche Gründe haben: Zum Beispiel eine abrupt sinkende Nachfrage, Änderungen der Rahmenbedingungen (z.b. Abbau von Grenzschutz), Wechselkursschwankungen usw. Weit integrierte Märkte sind fähig, solche Ereignisse abzudämpfen und mittel- bis langfristig anderweitig zu kompensieren. Kurzfristig werden sie auch betroffen sein. Aber durch die Diversifizierung sowohl auf der Ebene der Produkte als auch auf der Ebene der Absatzkanäle sind Unternehmen fähig, ohne grössere Anpassungskosten ihre Produktion den neuen Gegebenheiten anzupassen. Dies ist nicht nur aus der Perspektive der einzelnen Unternehmen vorteilhaft, sondern ganz im Sinn der Stabilität der gesamten Schweizer Volkswirtschaft. Nun wird aber auch die Kritik geäussert, dass sich bei fortschreitender Integration der Märkte aufgrund zunehmender Verknüpfungen und Abhängigkeiten zwischen den Unternehmen Shocks verstärken können. Unternehmen würden dabei wie Dominosteine agieren und eigene Probleme direkt auf andere Unternehmen übertragen (z.b. Lieferanten oder Abnehmer). Integration im Sinne des intra-industriellen Handels versteht sich jedoch als verstärkte Diversifizierung der Unternehmen in Bezug auf Produkte und Absatzmärkte. Dies geht einher mit einer Verteilung und Absicherung des Geschäftsrisikos. Stellt sich der Handel nur nach komparativen Vor- resp. Nachteilen ein, würde sich jedes Land auf weniger Produktkategorien spezialisieren. Konkret auf jene, wo komparative Wettbewerbsvorteile vorliegen. Die Abhängigkeit von einzelnen Ländern nimmt damit zu. Durch den intra-industriellen Handel wird auch in liberalisierten Märkten besonders bei Zwischen- und Endprodukten keine vollständige Spezialisierung 85

110 5. Intra-industrieller Handel und Wettbewerbsfähigkeit jedes Landes stattfinden. Ähnliche Produkte werden in verschiedenen Ländern hergestellt. Nicht jeder Liberalisierungsschritt oder jedes Freihandelsabkommen hat einen positiven Effekt auf den intra-industriellen Handel. Vordergründig sind dabei besonders sogenannte Regional Trade Agreements. Darunter kann man sich zum Beispiel ein bilaterales Handelsabkommen zwischen Nachbarländern vorstellen. Multilaterale Abkommen oder auch bilaterale Abkommen zwischen geographisch weit entfernten Ländern haben eher einen kleinen Effekt auf die Integration der Märkte. Die klassische Haltung, dass bilaterale Handelsabkommen nur second best sind und grundsätzlich die multilaterale Öffnung der Märkte vorzuziehen ist, gilt es zu relativieren. Gerade beim Agrarmarkt der Schweiz und der EU würde ein bilaterales Abkommen einen wichtigen Beitrag zur weiteren Integration der Märkte liefern. Bei der laufenden und zukünftigen Diskussion zur vollständigen Liberalisierung des Agrarmarktes zwischen der Schweiz und der EU gilt es, den Aspekt des intraindustriellen Handels als Zeichen für die Integration der Märkte verstärkt zu thematisieren und die laufende Diskussion damit zu ergänzen. 86

111 Exkurs 1: Vergleich der Strukturen in der Schweiz mit jenen von Deutschland Die folgenden Abschnitte bieten einen Überblick zum Vergleich der Struktur der Schweizer und der deutschen Nahrungsmittelindustrie. Die Analyse basiert auf dem Vergleich der Verteilung der Arbeitsstätten nach Grössenklassen und der durchschnittlichen Anzahl Beschäftigter pro Arbeitsstätte jeder Subbranche der Schweizer Nahrungsmittelindustrie mit derjenigen in Deutschland. Deutschland wurde als Referenzwert gewählt, da es vor Frankreich und Italien der wichtigste ausländische Absatzmarkt für land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse ist (EZV, 2010e). Bei einem FHAL mit der EU konkurrenziert die Schweizer Nahrungsmittelindustrie verstärkt mit diesen Unternehmen um die Absatzmärkte in der EU und der Schweiz. Ist die Struktur der Arbeitsstätten ähnlich, kann in Bezug auf die realisierten Skaleneffekte (siehe Abbildung 27) gefolgert werden, dass sich diesbezüglich keine Nachteile für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Nahrungsmittelindustrie ergeben. Da im Folgenden Durchschnittswerte miteinander verglichen werden, können keine Schlüsse auf die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen gezogen werden. Verteilung der Arbeitsstätten nach Grössenklassen Über alle Subbranchen hinweg kann sowohl die Schweizer als auch die deutsche Nahrungsmittelindustrie als eher klein strukturiert bezeichnet werden. Sind es in Deutschland in einigen Subbranchen die mittleren Arbeitsstätten, die den grössten Anteil ausmachen, werden sämtliche Subbranchen in der Schweiz durch kleine Arbeitsstätten dominiert (vgl. Abbildung 28). Mehr als 80 Prozent der Arbeitsstätten weisen weniger als 50 Beschäftigte aus. In Deutschland ist dieser Anteil wesentlich tiefer. Zudem weisen dort sämtliche Subbranchen grosse Arbeitsstätten auf ein Hinweis auf Skaleneffekte in verschiedenen Produktionsbereichen. Die Schweizer Nahrungsmittelindustrie weist lediglich bei den fünf wertschöpfungsstarken Subbranchen grosse Arbeitsstätten auf. Der grösste Anteil findet sich bei den Subbranchen Schlachten und Fleischverarbeitung mit 4.9 Prozent und Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln mit 4.1 Prozent (zum Vergleich: Deutschland weist bei diesen Subbranchen einen Anteil von 6.3 Prozent resp Prozent auf). 87

112 Exkurs 1 Abbildung 27: Skaleneffekte, theoretischer Hintergrund Die Analyse der Strukturen der Arbeitsstätten ist ein Ansatz zur Bestimmung der Wettbewerbsfähigkeit einer Branche im Vergleich mit Referenzwerten derselben Branche in einem anderen Land. Diese Methode baut vorwiegend auf dem Ansatz der Skaleneffekte auf. Es wird davon ausgegangen, dass zumindest innerhalb eines bestimmten Bereichs bei zunehmender Produktionsmenge der Anteil der Fixkosten an einer Einheit hergestellter Ware abnimmt. Dabei sind sowohl die Fixkosten in der Produktion - auf Ebene der Arbeitsstätten -, als auch des Marketings und der Forschung und Entwicklung (Ebene Unternehmung) zu beachten. Für den amerikanischen und kanadischen Markt wurden einige empirische Analysen in der Milch- und Fleischverarbeitung (inkl. Schlachten) gemacht. Dabei konnten Skaleneffekte sowohl für kleinere als auch grosse Arbeitsstätten festgestellt werden (z.b. in Ollinger et al., 2005 oder Gervais et al., 2007). Diese Ergebnisse stehen in Zusammenhang mit der starken Konsolidierung, die in der Nahrungsmittelindustrie in Europa und den USA in den letzten Jahren beobachtet werden konnte. Zusätzlich zu Skaleneffekten aufgrund einer Ausdehnung der Produktionsmenge gibt es auch noch weitere Effekte, die damit zusammenhängen. Caraveli und Traill (1998) versuchten abzuschätzen, ob neue Technologien in der Milchverarbeitung (z.b. Prozesse, Prozesskontrollsysteme etc.) die Kosten von grossen Arbeitsstätten stärker zu senken vermögen als von kleinen. Für die meisten der untersuchten Fälle konnte diese Vermutung bestätigt werden. Dies ist wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen, dass im Bereich von grossen Produktionsanlagen mehr finanzielle Mittel für Forschung und Entwicklung aufgewendet werden. Einige Subbranchen der Schweizer Nahrungsmittelindustrie weisen grosse strukturelle Unterschiede zu jenen in Deutschland auf. Sowohl bei der Milchverarbeitung, der Getränkeherstellung als auch bei der Subbranche Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen liegt der Anteil der kleinen Arbeitsstätten bei über 90 Prozent. Während die ersten beiden zumindest einige grosse Arbeitsstätten aufweisen, bleibt das Müllereigewerbe strukturell weit hinter jenem von Deutschland zurück. Diese Strukturen sind die Folgen des hohen Grenzschutzes, von dem nicht nur die Landwirtschaft sondern auch ein Teil der Industrie profitiert. Der dadurch schwächere Wettbewerb im Inland machte grössere Strukturen bislang nicht erforderlich. Der Strukturwandel in allen den hier besprochenen Subbranchen wird sich bei einem FHAL mit der EU wahrscheinlich intensivieren. Die Strukturen in der Nahrungsmittelindustrie werden sich vermehrt in Richtung jener der Nachbarländer entwickeln, wobei auf die Heterogenität im EU-Raum hinzuweisen ist. In der EU selbst gibt es je Subbranche nicht eine Struktur, sondern unterschiedliche je nach Standort. Demzufolge wird sich auch in der Schweiz trotz einem FHAL mit der EU eine eigenständige Struktur etablieren können. Dabei werden auch für kleinere Unternehmen durchwegs Existenzmöglichkeiten bestehen, wenn sie sich auf die Herstellung bestimmter Produkte konzentrieren, wo besonders Skaleneffekte eine eher untergeordnete Rolle spielen. 88

113 % % % Exkurs 1 Abbildung 28: Verteilung der Arbeitsstätten nach Grössenklassen, Schweiz und Deutschland, in Prozenten am Total der Arbeitsstätten Schlachten und Fleischverarbeitung Milchverarbeitung % % Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Herstellung von Back- und Teigwaren Grosse Arbeitsstätten % % Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln Grosse Arbeitsstätten Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten 0 Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Getränkeherstellung Legende 80 Kleine Arbeitsstätten: <50 Beschäftigte % % Kleine Arbeitsstätten Fischverarbeitung Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten: Beschäftigte Grosse Arbeitsstätten: >249 Beschäftigte Schweiz Deutschland Obst- und Gemüseverarbeitung Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten 0 Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Mahl- und Schälmühlen, Herst. von Stärke und Stärkeerzeugn Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten 0 Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Quellen: BFS, 2009a und DESTATIS,

114 Exkurs 1 Durchschnittliche Grösse der Arbeitsstätten Obwohl die Schweizer Nahrungsmittelindustrie insgesamt kleine Strukturen aufweist, können einige Subbranchen in Bezug auf die Anzahl Beschäftigte pro Arbeitsstätte im Bereich der mittleren und grossen Arbeitsstätten mit der deutschen Konkurrenz mithalten und dabei ähnlich stark von Skaleneffekten profitieren. Fünf Subbranchen können diesbezüglich als wettbewerbsfähig bezeichnet werden (Abbildung 29, oben), während vier Subbranchen grössere strukturelle Unterschied zu den Subbranchen in Deutschland aufweisen (Abbildung 29, unten). Bei einem FHAL mit der EU würden jene Subbranchen, die weniger wettbewerbsfähige Strukturen aufweisen, einem besonders grossen Druck ausgesetzt werden. Eine Studie zu den Weichweizen-Mühlenunternehmen (Bergmann et al., 2009) bestätigt die Ergebnisse für die Subbranche Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen. Darin kommen die Autoren zum Schluss, dass Grössennachteile, wie sie in Abbildung 29 ersichtlich werden, neben anderen Faktoren, wie zum Beispiel dem hohen Grenzschutz der Schweiz für Agrargüter, für die höheren Mehlpreise in der Schweiz verantwortlich sind. Die Konkurrenzfähigkeit von Schweizer Müllereierzeugnissen ist darum vermindert. Für einige Subbranchen waren bis anhin grössere Strukturen nicht erforderlich um auf dem Inlandmarkt wettbewerbsfähig zu sein, teilweise aber auch nicht realisierbar aufgrund der geringen im Inland zur Verfügung stehenden Rohstoffmenge und des hohen Grenzschutzes. Mit dem aktiven Veredelungsverkehr verfügt man aber über ein Instrument, dass die Verarbeitung von grösseren Mengen an Rohstoff durch die Schweizer Nahrungsmittelindustrie auch ohne ein FHAL mit der EU ermöglichen würde 13. Besonders beim Abbau der Ausfuhrbeiträge im Rahmen des Schoggigesetzes würde dieser Mechanismus verstärkt angewendet werden dürfen. Gleichzeitig muss aber für die dabei erzeugten Produkte eine Exportnachfrage bestehen. 13 Beim aktiven Veredelungsverkehr (AVV) werden ausländische Waren oder Rohstoffe zum Bearbeiten oder Verarbeiten, unter Gewährung von Zollermässigung oder Zollbefreiung, in die Schweiz eingeführt, um danach reexportiert zu werden. Der aktive Veredelungsverkehr (AVV) für Landwirtschaftsprodukte und landwirtschaftliche Grundstoffe wird nur bewilligt, wenn gleichartige inländische Erzeugnisse nicht in genügender Weise verfügbar sind, oder für solche Erzeugnisse der Rohstoffpreisnachteil nicht ausgeglichen werden kann (nach Jörin und Aepli, 2010) 90

115 Beschäftigte pro Arbeitsstätte Beschäftigte pro Arbeitsstätte Beschäftigte pro Arbeitsstätte Exkurs 1 Abbildung 29: Durchschnittliche Anzahl Beschäftigte pro Arbeitsstätte, nach Grössenklassen, Schweiz/Deutschland, in Prozenten am Total der Arbeitsstätten Beschäftigte pro Arbeitsstätte Beschäftigte pro Arbeitsstätte Beschäftigte pro Arbeitsstätte Beschäftigte pro Arbeitsstätte Schlachten und Fleischverarbeitung Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Herstellung von Back- und Teigwaren Kleine Arbeitsstätten Getränkeherstellung Kleine Arbeitsstätten Fischverarbeitung Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Beschäftigte pro Arbeitsstätte Beschäftigte pro Arbeitsstätte Milchverarbeitung Kleine Arbeitsstätten Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln Kleine Arbeitsstätten Legende Kleine Arbeitsstätten: <50 Beschäftigte Mittlere Arbeitsstätten: Beschäftigte Grosse Arbeitsstätten: >249 Beschäftigte Schweiz Deutschland Mittlere Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Obst- und Gemüseverarbeitung Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Mahl- und Schälmühlen, Herst. von Stärke und Stärkeerzeugn Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten 0 Kleine Arbeitsstätten Mittlere Arbeitsstätten Grosse Arbeitsstätten Quellen: BFS, 2009a und DESTATIS,

116 Exkurs 2: Arbeitsproduktivität Dieser Abschnitt analysiert die Schweizer Nahrungsmittelindustrie in Bezug auf ihre Arbeitsproduktivität. Dazu dienen ein Vergleich der Arbeitsproduktivität der Schweizer Nahrungsmittelindustrie mit weiteren Branchen der Schweizer Wirtschaft und ein Vergleich der Arbeitsproduktivität der einzelnen Subbranchen mit jenen in Deutschland und in Österreich. 14 Die Arbeitsproduktivität definiert sich als Bruttowertschöpfung pro Beschäftigter/Beschäftigte, pro Vollzeitäquivalent oder pro tatsächlich geleistete Arbeitsstunde. Im Wesentlichen können drei Einflussfaktoren ausgemacht werden (in Anlehnung an Brunetti und Zürcher, 2002): Zunehmender Einsatz von Kapitalgütern pro Arbeitskraft führt zu einer gesteigerten Arbeitsproduktivität. Kapital- resp. investitionsintensive Branchen weisen oft eine hohe Arbeitsproduktivität aus. Aus diesem Grund muss die Arbeitsproduktivität auch unter diesem Aspekt interpretiert werden. Gute Fähigkeiten und guter Ausbildungsstand der Arbeitskräfte führen zu einer höheren Arbeitsproduktivität, was sich bei gut funktionierenden Arbeitsmärkten positiv auf die Löhne niederschlägt. Bessere Technologien führen zu einer effizienteren Kombination von Arbeit und Kapital und dadurch zu einer höheren Arbeitsproduktivität. Die folgenden Analysen werden aufgrund von berechneten Arbeitsproduktivitäten pro Vollzeitäquivalente und pro Beschäftigte durchgeführt. Vergleich mit anderen Branchen der Schweizer Volkswirtschaft Als Teil des 2. Sektors der Schweizer Volkswirtschaft steht die Nahrungsmittelindustrie besonders in Bezug auf die Faktoren Arbeit und Kapital in Konkurrenz zu anderen Branchen des 2., aber auch des 3. Sektors. Eine hohe Arbeitsproduktivität korreliert mit einem hohen Lohnniveau. Insofern ist dieser Indikator ein geeignetes Mass für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt bei der Werbung um gut ausgebildete Fachkräfte. In Abbildung 30 werden die Arbeitsproduktivitäten (nach Vollzeitäquivalenten) verschiedener Schweizer Branchen einander gegenüber gestellt. Die Wahl fiel auf jene, die für einen grossen Teil der Arbeitskräfte der Schweizer Nahrungsmittelindustrie eine alternative Beschäftigungsmöglichkeit bieten. Das Konzept der Vollzeitäquivalente ist ein gutes Mass für das Arbeitsvolumen, da dadurch der Aspekt der Teilzeitbeschäftigung berücksichtigt wird. 14 Zur Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Branchen der Schweizer Wirtschaft wurde 2009 von der Credit Suisse eine Studie veröffentlicht (Credit Suisse, 2009). Die dabei angewandte Methodik basierend auf Aussenhandelsdaten kann besonders für Branchen mit teils hohem Grenzschutz wie bei der Nahrungsmittelindustrie zu verzerrten Ergebnissen führen (vgl. dazu Friedli, 2002). 92

117 in Tausend CHF pro VZÄ Exkurs 2 Die Bruttowertschöpfung wurde über den Gesamtumsatz abzüglich der Vorleistungen berechnet. Zwischen den hier vorliegenden Berechnungen der Arbeitsproduktivität und jenen des Bundesamtes für Statistik ergeben sich Abweichungen, da beim Bundesamt für Statistik die Bruttowertschöpfung über den Bruttoproduktionswert und nicht über den Gesamtumsatz errechnet wird. Weil die Berechnung der Bruttowertschöpfung über den Bruttoproduktionswert für die Nahrungsmittelindustrie nicht möglich ist, wird dieser zur Gewährleistung der Vergleichbarkeit für alle Branchen durch den Gesamtumsatz ersetzt. Die zur Berechnung benötigten Vollzeitäquivalente wurden aufgrund der mangelnden Daten für das Jahr 2007 aus den Daten der Eidgenössischen Betriebszählung 2005 und 2008 linear interpoliert. Abbildung 30: Arbeitsproduktivität der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und anderen Branchen (2007, Bruttowertschöpfung pro Vollzeitäquivalent, in Jahr Tausend 2007 mit CHF) interpollierten VZÄ Handelsvermittlung und Grosshandel (ohne Automobile) (über CHF pro VZÄ) Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus Maschinenbau Herstellung von Verlags- und Druckerzeugnissen, Vervielfältigung Nahrungsmittelindustrie Detailhandel (ohne Automobile); Reparatur von Gebrauchsgütern Bau 100 Beherbergungs- und Gaststätten 50 Quellen: BFS, 2010a und ESTV, 2010 Die Schweizer Nahrungsmittelindustrie liegt mit rund 175'000 Franken pro Vollzeitäquivalent auf einem ähnlichen Niveau wie andere Branchen der Industrie, zum Beispiel dem Maschinenbau. Einiges tiefer als die Nahrungsmittelindustrie liegen die direkten Abnehmer ihrer Produkte: der Detailhandel und die Beherbergungs- und Gaststätten. Einige Branchen weisen aber auch deutlich höhere Werte als die Nahrungsmittelindustrie auf. Besonders der Handel (Handelsvermittlung und Grosshandel) schwingt weit oben aus, obwohl dieser Sektor nicht als kapitalintensiv bezeichnet werden kann. Andere Branchen wie zum Beispiel Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen 93

118 Exkurs 2 und Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus sind in Bezug auf die Investitionen pro Vollzeitäquivalent auf einem höheren Niveau, weisen aber trotzdem nur eine begrenzt höhere Arbeitsproduktivität aus als zum Beispiel der Maschinenbau, der eine weniger investitionsintensive Branche ist (nach BFS, 2010a). Die Nahrungsmittelindustrie liegt bezüglich der Investitionsintensität im Mittelfeld. Vergleich mit den deutschen und österreichischen Subbranchen Bei einem Abbau des Grenzschutzes wird sich die Schweizer Nahrungsmittelindustrie möglicherweise mit vermehrtem Eintritt von ausländischen Unternehmen in den Schweizer Markt konfrontiert sehen. Es wird sich zeigen, wie wettbewerbsfähig die einzelnen Subbranchen sind. Um dies im Vorfeld abzuschätzen, eignet sich ein Vergleich der Arbeitsproduktivität der einzelnen Subbranchen in der Schweiz mit denjenigen im Ausland. Die Wahl der Vergleichsländer fiel auf Deutschland und Österreich. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner für Agrarprodukte und Österreich ein strukturell der Schweiz nahestehendes Land, das in den Diskussionen um ein FHAL mit der EU oft als Vergleichsmass verwendet wird. Die Resultate der Analyse sind in Tabelle 12 dargestellt. Die Arbeitsproduktivität wurde pro Beschäftigte/Beschäftigter errechnet. Vollzeitäquivalente standen für die Subbranchen in Deutschland und Österreich nicht zur Verfügung. Aus diesem Grund müssen folgende Annahmen getroffen werden: Das Ausmass der Teilzeitbeschäftigung für die einzelnen Subbranchen der Nahrungsmittelindustrie eines Landes unterscheidet sich nicht oder nur marginal zwischen den Subbranchen. Das Ausmass der Teilzeitbeschäftigung einer Subbranche der Nahrungsmittelindustrie eines Landes ist nicht oder nur marginal verschieden vom Ausmass der Teilzeitbeschäftigung der gleichen Subbranche in den Vergleichsländern. Dadurch lassen sich Vergleiche zwischen den Subbranchen in einem Land aber auch länderübergreifend machen. Da die Arbeitsproduktivität der Subbranchen der Schweizer Nahrungsmittelindustrie über eine berechnete Bruttowertschöpfung kalkuliert wurde, werden für die Subbranchen keine absoluten Werte angegeben (zur Thematik der Bruttowertschöpfung vgl. Anhang A). Es wird eine Einteilung nach Kategorien vorgenommen. Innerhalb der Kategorien sind die Subbranchen entsprechend dem Niveau ihrer Arbeitsproduktivität geordnet. Die Berechnungen wurden für das Jahr 2007 vorgenommen. Analog zur Berechnung der Bruttowertschöpfung für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie über den Gesamtumsatz abzüglich der Vorleistungen, wurde diese auch für die Subbranchen in Deutschland und Österreich berechnet. Die Umrechnung der deutschen und österreichischen Daten erfolgte über die Wechselkursangaben der Schweizerischen Nationalbank (Jahresmittel). Österreich besitzt einen hohen Anteil an Subbranchen, die eine Bruttowertschöpfung von mehr als Franken pro Beschäftige/Beschäftigter aufweisen. Wenn man 94

119 Exkurs 2 berücksichtigt, dass gleichzeitig der Bruttolohn der Vollzeitarbeitnehmenden im verarbeitenden Gewerbe weit unter demjenigen der Schweiz, aber auch unter demjenigen von Deutschland liegt, ist dies umso erstaunlicher. In den Jahren 2006/2007 lag dieser in Österreich im Bereich von Euro, in der Schweiz bei über Euro und in Deutschland bei über Euro (BFS, 2010c) 15. Von der Bruttowertschöpfung pro Beschäftigte/Beschäftigter wird in Österreich bei einigen Subbranchen prozentual weniger für Lohnkosten aufgewendet als in der Schweiz und in Deutschland. Die tendenziell gute Wettbewerbsfähigkeit von Österreich im Bereich der Milchverarbeitung und der Getränkeherstellung und die grösstenteils eher schwache Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Nahrungsmittelindustrie decken sich mit den Ergebnissen einer gross angelegten Studie zur Wettbewerbsfähigkeit der Nahrungsmittelindustrie in der EU (Wijnands et al. 2006). Tabelle 12: Arbeitsproduktivität der Subbranchen der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und jenen von Deutschland und Österreich (2007, Bruttowertschöpfung pro Beschäftigte/Beschäftigter, in Tausend CHF) NOGA, 3.Stufe Schweiz Deutschland Österreich Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln Milchverarbeitung 2 2 ** 3 ** Obst- und Gemüseverarbeitung Getränkeherstellung Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen Schlachten und Fleischverarbeitung * Fischverarbeitung Herstellung von Back- und Teigwaren : < 100'000 CHF pro Beschäftigtem, 2: 100'000 CHF bis 200'000 pro Beschäftigtem, 3: > 200'000 CHF pro Beschäftigtem, *: Im Grenzbereich, weniger als 5'000 CHF von der oberen Kategorie entfernt, **: Im Grenzbereich, weniger als 5'000 CHF von der unteren Kategorie entfernt Quellen: BFS, 2010a, ESTV, 2010, DESTATIS, 2010, Statistik Austria, 2009 und SNB, Der Bruttolohn versteht sich als Bruttojahresverdienst (inkl. Arbeitnehmerbeiträge an die Sozialversicherung, Naturalleistungen, regelmässig ausbezahlte Prämien-, Umsatz- oder Provisionsanteile), Entschädigung für Schicht-, Nacht-, und Sonntagsarbeit, 13. Monatslohn, jährliche Sonderzahlungen und Verdienst aus Überstunden. Nicht berücksichtigt sind die Familien- und Kinderzulagen. 95

120 Exkurs 2 Die Schweiz hat vor allem Wettbewerbsvorteile bei der Subbranche Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln. Auch die Milchverarbeitung weist eine Arbeitsproduktivität im oberen Bereich auf. Die hohen Werte der Subbranche Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten in der Schweiz müssen insofern relativiert werden, als auch bei den beiden anderen Ländern diese Subbranche in der obersten Kategorie ist. Die Erklärung liegt in der hohen Kapitalintensität. Eine weitere starke Subbranche der Schweiz ist Schlachten und Fleischverarbeitung. Gegenüber Deutschland weist diese eine doppelt so grosse Arbeitsproduktivität auf. Die Werte müssen aber auch in Anbetracht des durch den hohen Grenzschutz in der Schweiz verminderten Wettbewerbes interpretiert werden. Die daraus entstehenden höheren Margen sind wahrscheinlich auch ein Grund für die hohe Arbeitsproduktivität. Auch die Subbranche Herstellung von Back- und Teigwaren weist trotz ihrer Zuordnung zur tiefsten Kategorie eine doppelt so grosse Arbeitsproduktivität im Vergleich zu Deutschland und eine um 30 Prozent höhere im Vergleich zu Österreich auf. Das Müllereigewerbe erweist sich hingegen in Bezug auf die Arbeitsproduktivität im Durchschnitt als wenig wettbewerbsfähig. Sowohl der Wert für Deutschland als auch für Österreich liegt über demjenigen der Schweiz. Beim alleinigen Vergleich von Deutschland mit Österreich fällt auf, dass auch innerhalb der EU die durchschnittliche Arbeitsproduktivität der einzelnen Subbranchen sehr verschieden sein kann. Trotz des Abbaus sämtlicher Handelshemmnisse zwischen den EU-Mitgliedsstaaten ist die Produktivität im EU-Raum nicht homogen. Dies impliziert für ein FHAL mit der EU, dass sich die Schweiz diesbezüglich nicht einem EU- Referenzwert anpassen wird und dass durchaus Spielraum für unterschiedliche Arbeitsproduktivitäten zwischen den Subbranchen besteht, der die unterschiedlichen Strukturen und Präferenzen der Länder berücksichtigt. 96

121 6. Porters Diamant Die folgende Analyse basiert auf dem in Kapitel vorgestellten Konzept nach Porter. 6.1 Zukünftige Entwicklung der Determinanten und der Variablen In diesem Abschnitt werden die erwarteten Entwicklungen der Determinanten und Variablen in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten beschrieben und das Umfeld der Schweizer Nahrungsmittelindustrie analysiert. Dabei stehen die wichtigsten zukünftigen Potentiale, Risiken und Herausforderungen im Vordergrund Nachfragekonditionen Die Nachfragekonditionen für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie werden direkt durch den Konsumenten definiert. Der Gross- und Detailhandel, welcher dazwischen geschaltet ist, ist bloss der Kanal zum Vertrieb der Produkte teilweise gekoppelt mit Promotionsmassnahmen (Werbung, Aktionen etc.). Langfristig wird die Nachfrageseite durch die Bevölkerungs-, die Einkommensentwicklung und durch soziodemographische Entwicklungen beeinflusst. Bevölkerungs- und Einkommenswachstum haben einen direkten Einfluss auf die konsumierte Menge und das Konsummuster. Konsumtrends, die sowohl mittelfristig (wenige Jahre) bis auch langfristig auftreten können, sind ein weiteres wichtiges Element in der Nachfrageforschung. Die Konsumpräferenzen können sich dadurch über die Zeit erheblich verändern. In der Marktforschung konzentriert man sich oft auf diesen Teil mit dem Ziel, eine gute Grundlage für ein erfolgreiches Marketing zu schaffen. Der Fokus der Nachfrageanalyse für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie liegt zum einen auf dem Inlandmarkt, der sowohl für grosse (binnenmarktorientierte) Unternehmen als auch für viele KMUs umsatzmässig der wichtigste Markt ist. Mit der fortschreitenden Öffnung der Märkte und der zunehmenden Internationalisierung gewinnen jedoch auch die ausländischen Absatzmärkte an Bedeutung. Diese Entwicklung wird durch die Analyse der EU-Mitgliedstaaten und einer Reihe von Drittländern berücksichtigt Schweiz Bevölkerungsentwicklung Die Schweizer Bevölkerung ist zwischen 1960 und 2009 um mehr als 2.4 Mio. Personen gewachsen (+45.3%) (BFS, 2010d). In den letzten 10 Jahren (2000 bis 2010) hat der Zuwanderungsüberschuss den nötigen Impuls zum Umsatzwachstum des Detailhandels geliefert, das sich auch auf die Ergebnisse der Industrie auswirkte. Für die nächsten 50 Jahre rechnet das BFS im wahrscheinlichsten Fall mit einem weiteren Bevölkerungsanstieg (durchschnittlich 0.3% pro Jahr), aber einer zunehmenden Abschwächung des Wachstums (mittleres Szenario, vgl. Abbildung 31). Der Grund für 97

122 Bevölkerungsentwicklung in Millionen 6. Porters Diamant das vorerst noch beachtliche Wachstum liegt bei der weiterhin starken Einwanderung. Die Abschwächung des Wachstums, welches ungefähr ab 2030 erwartet wird, ist auf den wachsenden Sterbeüberschuss zurückzuführen. Ab dem Jahr 2055 stabilisiert sich gemäss BFS (2010d) die Bevölkerung bei einem Stand von knapp 9 Mio. Einwohnern. Ein Rückgang der Bevölkerung am Ende dieser Periode wird durch die Einwanderung verhindert. Abbildung 31: Bevölkerungsentwicklung der Schweiz, drei Szenarien mittleres Szenario hohes/tiefes Szenario 2 0 Quelle: BFS, 2010d Das Bevölkerungswachstum beim hohen Szenario ist sowohl auf eine Zunahme von Schweizern und von Ausländern (vor allem aus dem EWR-Raum) zurückzuführen. Der Grund für den Anstieg der Schweizer Staatsbürger ergibt sich mehrheitlich aus dem zunehmenden Erwerb des Schweizer Bürgerrechts durch Ausländer. Die Zahl der ausländischen Staatsangehörigen von Drittländern bleibt bis 2030 annähernd konstant und nimmt dann leicht ab (BFS, 2010d). Beim tiefen Szenario sind es sowohl die Schweizer wie auch die Ausländer (abnehmende Einwanderung), die für den Rückgang der Bevölkerung verantwortlich sind. Die demographische Verteilung der Schweizer Bevölkerung wird sich wie in vielen anderen europäischen Ländern (vgl. dazu auch Kapitel ) in Richtung der höhe- 16 Die wichtigsten Annahmen für das mittlere Szenario: Mittlere Einwanderung (Abnahme zwischen den Jahren 2008 und 2030 von auf , danach konstant auf diesem Niveau), mittlere Einbürgerung (kontinuierlicher Rückgang bis 2030 auf Personen jährlich, danach konstant auf diesem Niveau), mittlere Fruchtbarkeit (1.5 Kinder pro Frau) und mittlere Sterblichkeit (Lebenserwartung im Jahr 2060 liegt für Schweizer Staatsangehörige bei 90 Jahren [Frauen] resp. bei 86 Jahren [Männer]). Weitere Angaben auch zum hohen und tiefen Szenario finden sich in BFS (2010d). 98

123 in Tausend Personen 6. Porters Diamant ren Altersklassen verschieben. Beim mittleren Szenario steigt der Anteil der Personen ab 65 Jahren in der Zeitspanne zwischen den Jahren 2010 und 2060 von 17.1% auf 28.3%. Das BFS (2010d) weist in der gleichen Zeitperiode einen ansteigenden Altersquotienten (Zahl der Personen ab 65 Jahren pro hundert 20- bis 64-Jährige) von 27.5 auf 53.1 aus. Der Jugendquotient (Zahl der Personen im Alter von 0 bis 19 pro hundert 20- bis 64-Jährige) bleibt annähernd konstant. Abbildung 32: Demographische Verteilung der Schweizer Bevölkerung nach Altersklassen für die Jahre 2005 und 2060 (drei Szenarien) (mittleres Szenario) 2060 (hohes/tiefes Szenario) Alterskategorien Quelle: BFS, 2010d Auch beim tiefen Szenario mit einem Bevölkerungsrückgang von 1 Mio. (-13.7%) zwischen 2010 und 2060 werden die Alterskategorien ab 65 Jahren wachsen. Der Rückgang macht sich in den unteren Kategorien bemerkbar. Beim hohen Szenario nehmen vor allem die Kategorien ab 45 Jahren stark zu. Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Schweizer Markt ist die Haushaltsgrösse. Sie ist ein guter Indikator für die gewünschten Verpackungsgrössen. Bis 2030 werden die 1- und 2-Personenhaushalte um je 3% zulegen, während die restlichen Haushaltsgrössen (3 Personen, 4 Personen, 5 und mehr Personen) um je 2% abnehmen werden. Der Anteil der 1- und 2-Personenhaushalte steigt in der Zeitspanne von 2010 bis 2030 von 70.4% auf 76.3% (BFS, 2010e). Gleichzeitig zeigen die Berechnungen des BFS, dass bis 2030 auch die Anzahl der Haushalte mit Paaren ohne Kinder zunehmen wird und einen Anteil von 31.8% am Total der Haushalte erreicht. Ein noch höherer Anteil wird nur bei den Einpersonenhaushalten mit knapp 41% erwartet. 99

124 6. Porters Diamant Folgerungen zur Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz Ein durchschnittliches Bevölkerungswachstum in den nächsten Jahrzehnten von 0.3% jährlich (mittleres Szenario) wird weiterhin zu einem leichten Wachstum des Inlandmarktes für Nahrungsmittel führen, das sich aber tendenziell abschwächt und in die vollständige Sättigungsphase übertritt. Eine mögliche Schrumpfung des Marktes (tiefes Szenario), wie auch ein stärkeres Wachstum (hohes Szenario), ist jedoch nicht ganz auszuschliessen, gilt aber als eher unwahrscheinlich. Die zukünftige Einwanderung wird vor allem aus dem EWR-Gebiet erfolgen (Szenario mittel und hoch). Der Erwerb des Schweizer Bürgerrechts wird zunehmen. Die Alterskategorien ab 50 Jahren werden noch mehr an Bedeutung gewinnen. Das Bevölkerungswachstum wird sich zum grössten Teil dort bemerkbar machen. Die Kategorie der jungen Personen unter 20 Jahren bleibt im wahrscheinlichsten Fall stabil. 1- und 2-Personenhaushalte werden in Zukunft dominieren. Bei den 2- Personenhaushalten sind es insbesondere jene ohne Kinder, welche bis 2030 einen Anteil am Total von über 30% einnehmen. Die Nachfrage nach kleineren Verpackungsgrössen und Portionen wird aufgrund dieser Entwicklung weiter zunehmen Einkommensentwicklung Zur Analyse der Einkommensentwicklung wird oft das BIP pro Kopf herbeigezogen. Obwohl dieses nicht ganz identisch ist mit dem Einkommen pro Kopf das erste berechnet sich über das Bruttoinlandsprodukt, das zweite über das Bruttonationaleinkommen ist es ein guter Indikator für die Einkommensentwicklung über die Zeit. Zudem werden für das BIP pro Kopf ausgedehnte Prognosen für viele Länder erstellt, was internationale Vergleiche ermöglicht. Prognosen für das BIP der Schweiz erfolgen durch verschiedene Institutionen (z.b. SECO, SNB, KOF ETH). Der Trend für die Jahre 2011 und 2012 ist bei allen etwa gleich. Real wird ein Wachstum zwischen 1.5 und 2% erwartet, das im Bereich von jenem des Jahres 2008, aber unter jenem des Jahres 2010 liegt. Für das BIP pro Kopf werden mittelfristige Prognosen durch den internationalen Währungsfond (IMF) erstellt. Wird für die Schweiz im Jahr 2011 noch ein Wachstum erwartet, muss ab 2012 bis 2015 mit einer Stagnation gerechnet werden (vgl. Abbildung 33). 100

125 % 6. Porters Diamant Abbildung 33: BIP pro Kopf für die Schweiz, jährliche Veränderung zum Vorjahr, 20 real, Prognosen von 2010 bis Quelle: IMF, 2010 Ein wachsendes BIP pro Kopf hat auf den Konsum von Nahrungsmitteln verschiedene Auswirkungen. Im Folgenden werden einige wichtige Aspekte kurz erwähnt. Es bestehen nur wenige aktuelle Analysen zu den Auswirkungen der Einkommensentwicklung auf das Konsummuster in Ländern mit hohem Einkommen. Mit steigendem Einkommen nehmen die Ausgaben für Nahrungsmittel zu. Für die einzelnen Produkte ist der Anstieg direkt von den Einkommenselastizitäten abhängig. Bis zu einem gewissen Grad wird bei steigendem Einkommen auch mehr konsumiert. Gleichzeitig wird sich aber auch das Konsummuster verändern. Die Nachfrage nach teureren Produkten, wie zum Beispiel edlen Fleischstücken oder hochwertigen Milchprodukten, nimmt zu. Für die Schweiz ist es nicht erstaunlich, dass die Einkommenselastizitäten im internationalen Vergleich für Nahrungsmittel insgesamt ziemlich tief ausfallen. Für Brot/Getreide und Fette/Öle ist sie besonders tief und liegt nur leicht über 0.1. Für Fleisch, Milchprodukte und Fisch wurde eine Einkommenselastizität im Bereich von 0.3 ermittelt (USDA, 1996). Steigt das Einkommen der Schweizer Bevölkerung, hat dies nur einen sehr begrenzten Effekt auf den totalen Konsum von Nahrungsmitteln. Das Konsummuster wird sich hingegen verändern aufgrund der gesteigerten Kaufkraft. Dies ist der vordergründige Effekt und lässt sich auch an den aktuellen Konsumtrends erkennen. 101

126 Mio. Tonnen 6. Porters Diamant Folgerungen zur Einkommensentwicklung in der Schweiz In den kommenden Jahren wird von einem stagnierenden BIP pro Kopf ausgegangen. Von Seiten des Einkommens kann kein zusätzlicher Impuls für den Konsum von Nahrungsmitteln erwartet werden. Trotzdem wird sich das Konsummuster entsprechend den Konsumtrends verändern Konsum und Konsumtrends Der Konsum von Nahrungsmitteln ist abhängig von der Einkommensentwicklung (vgl. oben) und den zukünftigen Konsumtrends. Beide Faktoren sind eng miteinander verknüpft. Um den zukünftigen Konsum von Nahrungsmitteln abzuschätzen, ist ein Blick auf die aktuelle Entwicklung hilfreich Konsum von Nahrungsmitteln in der Schweiz Der Schweizer Markt für Nahrungsmittel gilt als annähernd gesättigt, wie sich bei der Betrachtung des Konsums in den letzten Jahren erkennen lässt. Zwischen 1998 und 2008 kann sowohl bei den pflanzlichen wie auch bei den tierischen Nahrungsmitteln nur ein leichtes Wachstum festgestellt werden (vgl. Abbildung 34). Abbildung 34: Konsum von pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln in der Schweiz Tierische Nahrungsmittel Pflanzliche Nahrungsmittel Quelle: BFS, 2010f Betrachtet man die einzelnen Produktkategorien, lässt sich ein leichter Anstieg bei den Milchprodukten, beim Getreide (inkl. Kartoffeln), bei den Getränken und beim Gemüse 102

127 6. Porters Diamant feststellen. Der Obst- und Fleischkonsum ist hingegen annähernd stabil geblieben (BFS, 2010f). Nun lässt sich dabei aber nicht erkennen, wie sich das Konsummuster innerhalb der Produktkategorien verändert hat. Sowohl beim Fleisch als auch bei den Milchprodukten können Verschiebungen festgestellt werden. Fleisch Abbildung 35 zeigt die Entwicklung der einzelnen Anteile beim Schweizer Fleischkonsum. Pouletfleisch konnte stark zulegen vor allem auf Kosten von Rindfleisch, dessen Konsum sich in den letzten 20 Jahren um knapp 20% verringerte. Pouletfleisch ist fettund cholesterinarm und passt deshalb optimal zum Konsumtrend Gesundheit und Ernährung (vgl. Kapitel ). Zudem ist es verhältnismässig preisgünstig. Abbildung 35: Fleischkonsum in der Schweiz, Anteile am Total, absolute Werte für die Jahre 1990 und % 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 69,231 84,870 7,990 24,020 9,594 22, ,188 82, , ,168 Geflügel Schafe Kälber Stiere, Ochsen, Kühe und Rinder Schwein Quelle: BFS, 2010g Ausser beim Geflügelfleisch war der pro-kopf-konsum in den letzten 20 Jahren rückläufig. Beim Rindfleisch betrug der Rückgang knapp 30%. Beim Schweine- und Kalbfleisch fiel er etwas geringer aus. 103

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