Das Niederschlagsgeschehen in Deutschland über den Jahreswechsel 2002/2003 Udo Schneider, Peter Otto und Bruno Rudolf Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie, Deutscher Wetterdienst, Offenbach a.m. Ende Dezember 2002 und in den ersten Tagen des Januar 2003 kam es wiederholt zu ergiebigen Niederschlägen in verschiedenen Teilen Deutschlands, sowie auch in einigen anderen Ländern Mitteleuropas. Die Abb. 1 und 2 zeigen den zeitlichen Verlauf des Niederschlagsgeschehens in Mitteleuropa über den Zeitraum vom 21.12.2002 bis 05.01.2003 anhand der täglichen Niederschlagshöhen. Die Wetterlage in Deutschland war während des Beobachtungszeitraums dominiert durch eine markante Luftmassengrenze zwischen kalter Festlandsluft im Norden und Osten, sowie milder Meeresluft im Süden und Südwesten. So herrschten in Nord- und Ostdeutschland Frost, sowie in Folge gefrierenden Regens bzw. durch Schneefall bedingt Straßenglätte und dadurch teils chaotische Verkehrsverhältnisse vor. Dagegen war es im Alpenvorland außergewöhnlich warm und in den Alpen lag kaum Schnee. Im Bereich dieser ausgeprägten Luftmassengegensätze kam es immer wieder zu Niederschlägen. Diese griffen am 21.12. von Südwesten her auf Deutschland über und führten am 22.12. großräumig zu ergiebigen Niederschlägen, die im Südwesten als Regen fielen, im Osten und Norden Deutschlands als Schnee und im Bereich der Luftmassengrenze als gefrierender Regen. Nach nur vereinzelten leichten Niederschlägen am 23.12. kam es am 24.12. wieder verbreitet zu Niederschlägen, die insbesondere in Niedersachsen und in Teilen Schleswig- Holsteins als gefrierender Regen fielen. Dies führte dort zu Straßenglätte und im Raum Hannover zu einem Zusammenbruch des Bahnverkehrs aufgrund vereister Oberleitungen. In der Nacht zum 25.12. fiel nur in Norddeutschland noch etwas Niederschlag, wieder in Form gefrierenden Regens. Die von Westen heranziehenden Fronten eines Tiefs brachten am 26.12. erneut ausgedehnte Niederschläge, welche im Westen Deutschlands am stärksten ausgeprägt waren. Am 27.12. regnete es im Westen und Norden Deutschlands weiter. Am 28.12. konzentrierte sich die Niederschlagstätigkeit auf den süddeutschen Raum, wo kräftige Niederschläge verzeichnet wurden. Am Nachmittag des 29.12. setzte von Südwesten erneut anhaltender Regen ein, der sich bis zum 30.12. fortsetzte und in weiten Teilen Deutschlands zu großen Niederschlagsmengen führte (die größten 24-stündigen Niederschlagshöhen wurden auf dem Großen Arber im Bayrischen Wald und in Schmücke, Thüringen, mit jeweils 43 l/m 2 gemessen). Am Silvestertag verlagerte sich die Niederschlagsaktivität nach Süddeutschland, während im Norden Aufheiterungen dominierten. In Verbindung mit Tiefausläufern, die Deutschland am Neujahrstag und am 02.01. von Südwesten her überquerten und milde Meeresluft heranführten, kam es wieder verbreitet zu ergiebigen Niederschlägen. Dabei wurden am 02.01. örtlich 24-stündige Niederschlagsmengen über 40 l/m 2 gemessen (z.b. 49 l/m 2 auf dem Großen Arber, 43 l/m 2 in Tholey, Saarland). Hierbei gingen insbesondere auch im Mittelgebirgsraum, dem Einzugsgebiet zahlreicher Flüsse, kräftige Niederschläge nieder. Im Nordosten kam es erneut zu gefrierendem Regen, allerdings entspannte sich die Glättesituation durch den kräftigen Temperaturanstieg im Verlauf des 02.01. Die am 03.01. über ganz Deutschland ausgedehnten Niederschläge hörten im Norden gegen Abend auf, so dass am 04.01. nur noch im süddeutschen Raum Niederschläge registriert wurden. Bild 3 zeigt die akkumulierten Niederschlagshöhen für den Zeitraum vom 20.12.2002 7 Uhr (MEZ) bis 06.01.2003 7 Uhr (MEZ). Die Niederschlagssummen in dieser 17-tägigen Periode betrugen in Folge der anhaltenden Niederschläge in einem weiten Bereich über 50 l/m 2 und in einigen Regionen sogar weit über 100 l/m 2. Die größten Niederschlagssummen traten regional breit gestreut auf, so z.b. im Harz (Braunlage 197 l/m 2, Brocken 182 l/m 2 ), in Freudenstadt mit 214 l/m 2, in Schmücke 199 l/m 2, auf dem Großen Arber 240 l/m 2 und in Tholey 187 l/m 2. In Bild 4 sind die akkumulierten Niederschlagshöhen für den 17-tägigen Zeitraum in Prozent des mittleren Niederschlags für Dezember (Bezugszeitraum 1961-1990) dargestellt. Hieraus geht hervor, dass der in diesem Zeitraum gefallene Niederschlag in weiten Teilen Deutschlands bereits den normalerweise im gesamten Monat Dezember fallenden Niederschlag übersteigt. Im Raum Magdeburg und Erfurt fiel sogar mehr als das Doppelte des normalerweise im Dezember fallenden Niederschlags.
Aufgrund der durch die vorhergehenden Niederschläge schon mit Nässe gesättigten Böden kam es in Folge der ergiebigen Niederschläge vom 29.12.2002 bis zum 04.01.2003 zu Hochwässern und Überschwemmungen an zahlreichen Flüssen, z.b. an Mosel und Mittelrhein, Werra, Saale, Unstrut, Ils, Lauter, Fränkische Saale, Kinzig und Main, und auch wieder an der Elbe. Betroffene Städte waren u.a. Köln, Koblenz, Bad Kissingen und Wertheim. Die Überschwemmungen erreichten nach bisheriger Einschätzung jedoch nicht die katastrophalen Ausmaße wie beim Elbe-Hochwasser im August 2002. Näheres zum Elbe- Hochwasser, sowie auch zu anderen extremen Niederschlagsereignissen ist auch im Internet zu finden unter: http://gpcc.dwd.de bzw. http://www.klis.dwd.de/ Offenbach a.m., 10.01.2003
Bild 1: Tägliche Niederschlagshöhen für den Zeitraum 21.12. bis 28.12.2002. Die Nieder-schlagshöhen gelten jeweils von 7 Uhr (MEZ) bis 7 Uhr (MEZ) des Folgetages. So bezieht sich beispielsweise der dem 21.12. zugeordnete 24-stündige Niederschlag auf den Zeitraum 21.12. 7 Uhr (MEZ) bis 22.12.2002 (MEZ).
Bild 2: Tägliche Niederschlagshöhen für den Zeitraum 29.12.2002 bis 5.1.2003.