Prof. Dr. med. Volker Köllner Fachklinik für Psychosomatische Medizin Mediclin Bliestal Kliniken, Blieskastel
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- Artur Lorenz Schäfer
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1 Prof. Dr. med. Volker Köllner Fachklinik für Psychosomatische Medizin Mediclin Bliestal Kliniken, Blieskastel
2 Fachkliniken für Innere Medizin, Orthopädie und Rheumatologie sowie Psychosomatische Medizin Enge Kooperation mit der Uniklinik Homburg In der Psychosomatik ca vollstationäre Reha- Maßnahmen/Jahr, Schwerpunkte: chronischer Schmerz, arbeitsplatzbezogene Störungen, Depression, Angst/Trauma und Verarbeitung chronischer körperlicher Erkrankungen
3 Zunahme psychischer Störungen im 21. Jahrhundert? Seelische Gesundheit und Arbeitswelt Depression: mögliche Ursachen Symptome und Häufigkeit Behandlungsmöglichkeiten Prävention der Depression im Betrieb
4 Zunehmende AU-Zeiten wegen psychischer und psychosomatischerkrankheiten Deutliche Leistungsbeeinträchtigung und erhöhte Unfallgefahr bei ArbeitnehmerInnen, die trotz Erkrankung weiterarbeiten Die Prognose hinsichtlich Heilung, Lebensqualität und Erwerbsfähigkeit verschlechtert sich mit der AU-Dauer Oft mehrer Wochen Wartezeit auf einen Diagnostik-Termin
5 Entwicklung AU-Tage/100 Vj. Entwicklung AU-Flle/100 Vj. Entwicklung Betroffenenquote Indexdarstellung 1997 =
6 Häufigste Diagnosen: Depression, Ängste und chronische Schmerzen 17% aller AU-Tage sind durch psychische Störungen bedingt (Barmer Gesundheitsreport 2009) 32% aller vorzeitigen Berentungen bei Männern und 44% bei Frauen erfolgen wegen psychischer Störungen (DRV-Statistik, 2009) Diese erfolgte ca Jahre früher als bei anderen Krankheitsbildern Verminderte Arbeitsproduktivität bei chronischen psychischen Störungen
7 Die häufigsten Krankheitsbilder: Somatoforme Störungen Panikstörung Generalisierte Angst Phobien Depression Dysthymie Bipolare Essstörungen Zwangsstörungen Alkohol Drogen Psychotische Störungen 2,3% 2,5% 4,5% 1,3% 0,3% 0,7% 3,7% 0,6% 2,6% 8,5% 11% Angststörungen Affektive Störungen Substanzstörungen 12,6% In Mill. Bevölkerung 6,91 5,82 2, Quelle: Wittchen et al. 2001
8 Häufigkeit psychischer Störungen in der allgemeinärztlichen Praxis Psychische Störung Körperliche Erkrankung Quelle: Wittchen et al. 2001
9 Erkennung psychischer Störungen in der allgemeinärztlichen Praxis Psychische Störung erkannt Psychische Störung nicht erkannt Quelle: Kruse et al. 2004
10 Bessere Diagnostik und Therapie. Höhere Anforderungen in Gesellschaft und Beruf bringen die Betroffenen schneller an ihre Grenzen. Arbeitslosigkeit und Angst vor Arbeitsplatzverlust machen psychisch krank (v. a. Depression). Soziale Ungleichheit führt zu mehr psychischen Belastungen (z. B. PTSD in den USA).
11
12 zeitliche Strukturierung des Alltags Erweiterung des sozialen Horizonts Einbindung in kollektive Zweck- und Sinnstruktur Statuszuweisung und soziale Identitätsbildung Aktivierung Chance zur Kontrolle der eigenen Lebensumstände nach Jahoda, 1983
13 Pathogenese: Was macht uns krank? Gesundheit ist der Normalzustand Bedrohung durch Risikofaktoren und Krankheitserreger Wie kann ich mich schützen? Salutogenese: Was hält uns gesund? Gesundheit wird aktiv hergestellt Ideal ist, wenn Anforderungen und Ressourcen übereinstimmen Was kann ich tun?
14 Globale Orientierung mit den drei Komponenten Verstehbarkeit (Comprehensibility) Handhabbarkeit (Manageability) Bedeutsamkeit (Meaningfulness) Ein hohes Kohärenzgefühl war in empirischen Studien mit einem guten Gesundheitszustand verknüpft.
15 13% beschreiben sich als engagiert 68% leisten Dienst nach Vorschrift 19% haben innerlich gekündigt
16 Kurzfristige Gewinninteressen verdrängen langfristige Personalplanung shareholder value Aufhebung des commitments zwischen Beschäftigten und Betrieb ( McKinsey- Gesellschaft ) Zunehmende Leistungsverdichtung Multitasking und ständige Unterbrechungen Mangelnde Führungs- und Motivationsfähigkeit von Führungskräften Weber A, Hörmann G, Köllner V. Psychische und Verhaltensstörungen - Die Epidemie des 21. Jahrhunderts? Deutsches Ärzteblatt 2006, 103:
17 Seelisch Depression Angststörungen Schlafstörungen Schmerzen Innere Kündigung Abwanderung der Leistungsfähigsten Körperlich Gewicht Blutdruck ( ) Herzinfarkt ( ) Arbeitsunfälle Arztbesuche Daten aus J. E. Ferrie, 2006
18 Downsizing = Personalabbau ohne Werksschließung Survivors = nach Downsizing im Betrieb verbleibende MitarbeiterInnen
19 Downsizing erfüllt nur selten die ökonomischen Erwartungen Auflösung des psychologischen Kontrakts (Alternativmodell: Japan) Gesundheitliche Folgen sind bisher noch unzureichend erforscht.
20 Depression Schlafstörungen & Erschöpfung Magen- Darmbeschwerden Kurzfristige Krankmeldungen Langfristige Krankmeldungen Raucherquote Sterblichkeit an Herzinfarkt doppelt so hoch bei major downsizing (>18%) Daten aus V. Weis & I. Udris, 2006; K. Zok, 2006
21 Mobbing-Report der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2002: Punktprävalenz 2,7% (= 1 Mio. Betroffene) Opfer bis zu 75% Frauen, bei den Tätern überwiegen männliche Vorgesetzte Am häufigsten betroffen sind < 25-jährige und > 55-jährige Höheres Risiko in sozialen Berufen, öffentlichem Dienst, Banken/Versicherungen.
22 bei 44% gesundheitliche Beschwerden, bei 33% Therapiebedarf, bei 16% stationäre Therapie/Rehabilitation (Mobbing Report BAuA, 2002) Häufigste Beschwerden: Depression, Angststörungen, Schlafstörungen, somatoforme Beschwerden, Art. Hypertonie (Weber et al, 2006) Folgekosten für den Betrieb: ca / Mobbingfall.
23 Lat. depressus = niedergedrückt Schwer beschreibbarer, quälender Verlust an - Lebensfreude - Leistungsfähigkeit - Wohlbefinden
24 Kernsymptome: gedrückte Stimmung Interessenverlust, Freudlosigkeit Verminderter Antrieb, gesteigerte Ermüdbarkeit
25 Körperlich verminderter Appetit, Gewichtsverlust, Schlafstörungen, erhöhte Ermüdbarkeit, deutlicher Libidoverlust Psychisch Schuldgefühle, Konzentrationsstörung, Suizidgedanken /- handlungen, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
26 Reaktive Depression (Anpassungsstörung) Einmalige depressive Episode (leicht, mittelschwer oder schwer ausgeprägt) Rezidivierende depressive Störung Bipolare Störung (manische und depressive Episoden) Chronische Depression (Dysthymie)
27 Suizid Komplizierter Verlauf / erhöhte Mortalität bei körperlichen Erkrankungen (KHK, Diabetes) Sucht (gescheiterter Versuch der Selbstbehandlung) Probleme am Arbeitsplatz
28 Depression Arbeitsplatz
29 12% der Männer und 20% der Frauen erleben mindestens einmal eine depressive Episode 12-Monats-Prävalenz (Bundesgesundheitssurvey) - depressive Episode 8,8 % - Dysthymie 4,5% - bipolare Störung 1,3 %
30 Vernachlässigung und Traumatisierung in Kindheit und Jugend Genetische Veranlagung Körperliche Erkrankungen Verlusterlebnisse (z. B. Trennung, Tod des Partners, Arbeitsplatzverlust) Soziale Isolation Gefühl von Ohnmacht und Sinnlosigkeit Erschöpfungsdepression ( Burn out )
31 Psychotherapie Antidepressiva Bewegung / Ausdauertraining Lichttherapie Weitere medikamentöse und somatische Behandlungsmöglichkeiten Selbsthilfe In der Regel ist eine erfolgreiche Therapie möglich!
32 Antidepressiva machen im Gegensatz zu Beruhigungsmitteln nicht abhängig! Sie machen auch nicht zwangsläufig dick und sie verändern nicht die Persönlichkeit und sind wirksamsten bei schweren Episoden. Bei rezidivierenden Formen ist eine Prophylaxe sinnvoll. Psychotherapie kann Rückfällen verbeugen. Eine stationäre Therapie/Rehabilitation kann die Heilung erheblich beschleunigen.
33 Gespräch mit dem Arzt suchen (zunächst Hausarzt, Betriebsarzt Weiter soziale Kontakte pflegen Auf ausgeglichene Tagesstruktur (Be- und Entlastung achten, Problem: AU) Körperlich aktiv bleiben /werden Bei Suizidgedanken sofort ärztliche Hilfe suchen! Durch gezielte Diagnostik und Therapie konnte die Suizidrate in Deutschland erheblich gesenkt werden!
34 Verschweigen macht alles nur noch schlimmer! Verdacht auf psychische Störung offen ansprechen und auf Behandlungsmöglichkeiten hinweisen Betriebliche Informationskampagnen (ähnlich Programmen zur Suchtprävention) Beratungstelefon z. B. der Krankenkasse
35 Sichere Arbeitsplätze und solidarisches Arbeitsklima Das soziale Netz schützt vor psychischen Erkrankungen: - Betriebssportgruppen - gutes soziales Netzwerk niedrigschwellige Beratungsangebote Programme zur Prävention von Mobbing und Burnout Schulung von Führungskräften (kohärenzfördernder Führungsstil)
36 Durch IV-Verträge haben Krankenkassen die Möglichkeit, ihren Versicherten bessere Untersuchungs-/Behandlungsmöglichkeiten zu bieten (und gleichzeitig Geld zu sparen) Psych-Direkt (BKK Bosch Mediclin Bliestal Kliniken-niedergelassene Ärzte/Ärztenetze): Beratungstermin innerhalb von 2 Wochen, kurzfristige ambulante oder tagesklinische Behandlung.
37 Depression ist eine häufige und gut behandelbare Krankheit. Depression ist eine häufige Ursache von Arbeitsunfähigkeit und Produktivitätsverlust. Probleme am Arbeitsplatz können sowohl Ursache als auch Folge einer Depression sein. Der Früherkennung und Prävention im Betrieb kommt daher besondere Bedeutung zu!
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