Pragmatisch glücklich: zwischen Couch. und Karriere

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1 Die McDonald s AUSBILDUNGSSTUDIE 2013 Pragmatisch glücklich: Azubis zwischen Couch und Karriere Eine Repräsentativbefragung junger Menschen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren

2 Inhalt EINLEITUNG: WELCHE BERUFSPERSPEKTIVEN HAT DIE JUNGE GENERATION IN DEUTSCHLAND? POSITIVER BLICK IN DIE ZUKUNFT: DIE MENTALE VERFASSUNG JUNGER MENSCHEN AUFSTIEGSWÜNSCHE UND AUFSTIEGSOPTIMISMUS PRAGMATISCHER REALISMUS: ERWARTUNGEN AN DAS BERUFSLEBEN DIE ELTERN ALS RÜCKHALT UND RATGEBER: DAS INFORMATIONSVERHALTEN DER JUNGEN GENERATION DER ENTSCHEIDUNGSPROZESS ERFÜLLTE HOFFNUNGEN: WIE AUSZUBILDENDE DEN START IN DIE ARBEITSWELT ERLEBEN GROSSE ARBEITSZUFRIEDENHEIT AUSBLICK: WAS JUNGE MENSCHEN VON IHRER BERUFLICHEN ZUKUNFT ERWARTEN SCHLUSSFOLGERUNGEN: WIE KANN DIE BERUFLICHE AUSBILDUNG VERBESSERT WERDEN? 97 Studiendesign im Überblick Über die AUTOREN/Impressum 2 3

3 Einleitung Einleitung Welche Berufsperspektiven hat DIE junge Generation in Deutschland? Von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann Die McDonald s Ausbildungsstudie 2013 erscheint zu einer Zeit, in der in vielen Branchen und Regionen in Deutschland Vollbeschäftigung herrscht und sich in einigen Unternehmen ein Fachkräftemangel bemerkbar macht. Das kommt uns heute schon fast selbstverständlich vor. Aber noch vor Kurzem sah die Welt der jungen Leute anders aus. Für einen großen Teil der Angehörigen der jungen Generation war der Übergang von der Bildungs- in die Arbeitswelt in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten schwierig bis unmöglich. Seit Mitte der 1990er Jahre, bald nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, verdüsterten sich in Ost- und in Westdeutschland die Berufsperspektiven. Die Jahrgänge im vereinten Deutschland waren zahlenmäßig sehr stark, und die vielen jungen Männer und Frauen stießen auf einen für sie viel zu kleinen Arbeitsmarkt. Im Osten, in den neuen Bundesländern, wurden massenhaft Arbeitsplätze abgebaut und Nachwuchskräfte kaum noch gesucht. Private und öffentliche Arbeitgeber konnten es sich leisten, alle nicht vollständig geeigneten Bewerberinnen und Bewerber zurückzuweisen. In Westdeutschland, in den alten Bundesländern, war die wirtschaftliche Konjunktur gestört und der Bedarf an Arbeitnehmern ging zurück. Gleichzeitig suchten wegen der zahlenmäßig sehr starken Jahrgänge mehr junge Leute einen Arbeitsplatz als vor der Vereinigung. Private und öffentliche Arbeitgeber konnten es sich leisten, alle nicht vollständig geeigneten Bewerberinnen und Bewerber zurückzuweisen und nur die am besten ausgebildeten von ihnen einzustellen. 4 5

4 Einleitung Einleitung Die Krise am Ausbildungsmarkt seit den 1990er Jahren Seit Mitte der 1990er Jahre hatte Deutschland ebenso wie fast alle anderen europäischen Länder mit einer sehr ernsten Krise am Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu kämpfen. In den Jahren von 1995 bis 2005 lag die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen um bis zu über der Zahl der angebotenen Plätze (Konsortium Bildungsberichterstattung 2008, S. 85). Bis zu ein Fünftel eines jeden Jahrgangs fand unter diesen Umständen keinen Ausbildungs- und Arbeitsplatz oder nur Gelegenheitsjobs. Besonders häufig waren unter ihnen die jungen Leute vertreten, die keinen oder nur einen sehr schlechten Hauptschulabschluss geschafft hatten. Sie wurden von der Krise besonders hart getroffen. Jahr für Jahr registrierte die Bundesagentur für Arbeit bis zu unversorgte Bewerber um Berufsausbildungsstellen (Gericke, Krupp und Troltsch 2009). In Wirklichkeit lagen diese Zahlen noch weit höher, da viele junge Leute aus Unwissenheit, Unsicherheit oder Scham auf eine offizielle Registrierung als arbeitssuchend verzichteten. Zwar hatten auch hochqualifizierte Absolventinnen und Absolventen Probleme, im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, und mussten sich oft mit Zeitverträgen oder dürftig bezahlten Praktika zufrieden geben (vor diesem Hintergrund entstand die Metapher von der Generation Praktikum ), aber im Vergleich hatten sie eine reale Beschäftigungsperspektive, auch wenn der Eintritt in den Arbeitsmarkt sich verzögerte. Für die schulisch sehr niedrig Qualifizierten hingegen waren der Ausbildungs- und der Arbeitsmarkt lange Jahre nicht zugänglich. Das machte sie von sozialen Transferleistungen, Familienunterstützung und/oder informellen Einkommensquellen abhängig. Die Krise brachte die Anbieter am Ausbildungsmarkt in eine starke Position. Die Krise brachte die Anbieter am Ausbildungsmarkt in eine starke Position. Unternehmen, die Ausbildungsplätze anboten, konnten immer stärker auf solche Schulabsolventinnen und -absolventen zurückgreifen, die einen mittleren Schulabschluss nach zehn erfolgreichen Schuljahren oder ein (Fach-)Abitur nach zwölf oder 13 Jahren erfolgreicher Schulzeit erworben hatten. Auf diese Weise wurde das duale System der Berufsbildung, das seit den 1960er Jahren für die große Mehrheit der jungen Leute mit einem Hauptschulabschluss der Königsweg der Berufsausbildung war, eine Domäne der Absolventen mit gehobenen Abschlüssen. Realschulund Gymnasialabsolventen besetzten über zwei Drittel aller Plätze der traditionellen Berufsausbildung. Zwei Drittel aller Plätze der traditionellen Berufsausbildung werden von Realschul- und Gymnasialabsolventen besetzt. Für Jugendliche mit einem Hauptschulabschluss, auf die das duale System mit seiner strukturierten Kombination aus betrieblicher Tätigkeit und Teilzeitberufsschule ursprünglich einmal zugeschnitten worden war, blieb nur ein Drittel der Ausbildungsstellen übrig. Jugendliche ohne einen Hauptschulabschluss, die vor der Krise fast immer noch relativ gute Chancen für Anlernberufe und einfache Arbeitsplätze hatten, gingen während der Krise praktisch leer aus (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012, S. 103). Auch das Schulberufssystem mit seinem Angebot von vollzeitlich qualifizierenden Programmen wurde im Laufe der Jahre immer stärker durch die Jugendlichen mit mittlerem Abschluss und Abitur in Anspruch genommen. Die Etablierung des Übergangssystems Tausenden von Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss, aber auch sehr vielen mit einem Hauptschulabschluss blieben die klassischen Pfade in die Berufsausbildung verschlossen. Für sie als Unversorgte wurde hastig ein Übergangssystem etabliert. Dabei handelte es sich um ein an Schulen und sonstigen Bildungsstätten eingerichtetes Angebot der allgemeinbildenden und/oder auf einen Beruf vorbereitenden Qualifizierung, das ihnen helfen sollte, nachträglich die fachlichen und sozialen Fertigkeiten zu entwickeln, die sie benötigten, um mit Zeitverzögerung den Eintritt in die duale Berufsbildung oder das Schulberufssystem zu schaffen. Das Übergangssystem mit seinem breiten Spektrum von Angeboten außerschulischer und schulischer Träger nahm zum Höhepunkt seines Ausbaus im Jahr 2003 fast Schülerinnen und Schüler auf. Es war damit größer als das duale Berufsausbildungssystem mit Jugendlichen. Weitere , so viele wie nie zuvor, besuchten Vollzeitschulen im beruflichen Ausbildungssektor (Konsortium Bildungsberichterstattung 2008, S. 80). Das Übergangssystem ermöglicht nur einem Drittel der Betroffenen den Übergang in die Berufsausbildung. Trotz seines Namens war das Übergangs- mehr ein Auffangsystem. Es gelang ihm zwar, die Zahl der offiziell registrierten arbeitslosen Jugendlichen zu reduzieren und damit soziale Unzufriedenheit und politische Unruhe zu vermeiden. Einen wirklichen Übergang in die Berufsausbildung konnte es aber nur für einen kleinen Teil seiner Klientel, nämlich für schätzungsweise ein Drittel, herstellen. Die große Mehrheit blieb auch nach dem Durchlaufen der Zusatzangebote von Berufsgrundbildungsjahr, Berufsvorbereitungsjahr, Berufseinstiegsjahr und vielen anderen mehr oder weniger hilfreichen Förderprogrammen ohne Berufsausbildung und damit Opfer der Krise am Arbeitsmarkt (Bertelsmann Stiftung 2009). Verstärkter Trend zu höheren Schulabschlüssen Aus den Jugendstudien der letzten Jahre können wir ablesen, wie die angespannte wirtschaftliche Situation die Einstellungen und Verhaltensweisen der jungen Generation geprägt hat. Die wichtigste Schlussfolgerung, die eine große Mehrheit von ihnen aus der Krise am Arbeitsmarkt gezogen hat, war eine Intensivierung der Bemühungen um eine erfolgreiche Schullaufbahn (Hurrelmann und Quenzel 2013, S. 123; Shell Deutschland 2010). Der ohnehin schon seit vielen Jahren bestehende Trend zum Besuch immer anspruchsvollerer weiterführender Schulformen wurde erheblich beschleunigt. Jahr für Jahr stieg der Anteil der Jugendlichen, die hochwertige Bildungsgänge und Qualifikationszertifikate anstrebten. Der Bildungsgang der Hauptschule wurde immer unattraktiver. Auch die Realschulen büßten an Anziehungskraft ein. Demgegenüber wuchs der Anteil der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten an der gesamten Schülerschaft kontinuierlich. Seit 1995, als die Krise am Arbeitsmarkt begann, stieg die Quote der Schülerinnen und Schüler, die das Fachabitur oder das Abitur erwerben, jedes Jahr um fast einen ganzen Prozentpunkt, während der Anteil des mittleren und des Hauptschulabschlusses um diesen Wert zurückging. Heute erwerben schon über 50 Prozent aller Schulabsolventen die Hochschulzugangsberechtigung. Der Erwerb anspruchsvoller Bildungszertifikate war die Antwort der Jugendlichen in Deutschland auf die sich lang hinstreckende Krise am Arbeitsmarkt mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit. Mit verstärkten Investitionen in ihre Bildungsabschlüsse wollten sie sich gegen die schlechten Chancen wappnen, die sie und ihre Vorgänger über einen langen Zeitraum hinweg zu ertragen hatten. Das gelang vor allem den Jugendlichen aus gut situierten Elternhäusern. Sie intensivierten ihre Bildungsanstrengungen besonders stark, um einem drohenden sozialen Abstieg ihrer Familie zu entgehen. Sie befürchteten eine Gefährdung des von ihren Eltern erreichten wirtschaftlichen und sozialen Status, wenn sie von Arbeitslosigkeit und anschließendem beruflichem Misserfolg getroffen würden. Mit hervorragenden Abschlüssen hatten sie zwar nicht die Garantie, aber doch die realistische Chance, in einem angespannten Arbeitsmarkt eine gute Berufslaufbahn zu absolvieren. Den Jugendlichen aus den oberen und mittleren sozialen Schichten war der Ernst der Lage bewusst: Sie mussten möglichst höhere und bessere Schulabschlüsse als ihre eigenen Eltern erwerben, um deren sozialen Status wenigstens halten zu können. Mit hervorragenden Abschlüssen hatten sie zwar nicht die Garantie, aber doch die realistische Chance, auch in einem angespannten Arbeitsmarkt eine gute Berufslaufbahn zu absolvieren. Die Verschärfung der Chancenungleichheit Jugendliche aus den niedrigeren sozialen Schichten konnten eine solche Statusoptimierungsstrategie nicht umsetzen. Durch die Krise am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt verschärften sich aus diesem Grund die sozialen Unterschiede bei den Bildungschancen erheblich. Seit 2000 zeigten die internationalen Leistungsvergleichsstudien bei 15-Jährigen, die PISA-Studien der OECD, wie stark sich gerade in Deutschland die soziale Herkunft auf die Schulergebnisse auswirkte. Wer Eltern mit niedrigem Bildungsstand und geringem Einkommen hatte, blieb mit seinen Leistungen weit unter dem Durchschnitt. Unter diesen Jugendlichen waren viele, deren Eltern nach Deutschland eingewandert waren. Bei den Jugendlichen aus den unteren sozialen Schichten reichten die schulischen Leistungen und Abschlüsse oft nicht aus, um im Wettbewerb um die Plätze in der Berufsausbildung erfolgreich zu sein. Bei diesen Jugendlichen aus den unteren sozialen Schichten reichten die schulischen Leistungen und Abschlüsse oft nicht aus, um im Wettbewerb um die Plätze in der Berufsausbildung erfolgreich zu sein. Viele von ihnen mussten mit der Sorge leben, keine oder zumindest keine aussichtsreiche berufliche Laufbahn einschlagen zu können. Bei ihnen und ihren Eltern baute sich in vielen Fällen eine Statusangst auf, die existenzielle Bedrohung, als Erwachsener später ohne Beruf und Einkommen zu sein. Diese Jugendlichen fühlten sich, wie die Shell-Jugendstudien dokumentieren, als sozial Abgehängte (Shell Deutschland 2010, S. 346). Ihre Eltern waren oft selbst schon längere Zeit von Arbeitslosigkeit betroffen, hatten ein nur geringes Einkommen oder waren auf Transferleistungen angewiesen. Im Laufe der Jahre kam es auf diese Weise zu sich verfestigenden Armutslagen, da weder Eltern noch Kinder einen Zugang zum Arbeitsmarkt fanden, sich der Berufswelt entfremdeten und von Leistungen nach Hartz IV und anderen Sozialhilfen abhängig wurden. 6 7

5 Einleitung Einleitung Die aktuelle Wende am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Erst seit wenigen Jahren, etwa seit 2009, zeichnet sich eine Trendwende am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in Deutschland ab. Die hier vorliegende McDonald s Ausbildungsstudie erfasst einen Zeitpunkt, an dem diese Veränderung für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum ersten Mal selbst erfahrbar wird. Für die veränderte Ausgangslage am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sind ökonomische und demografische Entwicklungen verantwortlich: Der wirtschaftliche Abschwung, der mit einer Zuspitzung vor allem zwischen 1995 und 2006 den Berufseinstieg der Angehörigen der jungen Generation schwierig bis unmöglich gemacht hat, ist zumindest vorerst beendet. Anders als in den meisten Ländern der Europäischen Union wirkt sich auch die seit 2007 andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise nicht negativ auf den deutschen Arbeitsmarkt aus. Obwohl auch Deutschland hoch verschuldet ist, hat die starke Exportorientierung der Wirtschaft für eine gute ökonomische Konjunktur gesorgt. Diese ökonomische Entwicklung fällt mit einer demografischen Komponente zusammen. Im Unterschied zu den 1990er und 2000er Jahren wachsen die Altersjahrgänge nicht weiter an, sondern sie schrumpfen beträchtlich. So bestehen diese heute aus rund Menschen pro Jahrgang, während es 20 Jahre vorher waren. In vielen Branchen werden die schulisch hochqualifizierten Jugendlichen vermisst. Innerhalb von nur wenigen Jahren hat sich durch das Zusammenspiel dieser beiden Entwicklungen die Ausgangslage am Arbeitsmarkt und in der Folge auch am Ausbildungsmarkt verändert. Konnten praktisch alle Unternehmen noch vor vier Jahren zwischen vielen Bewerberinnen und Bewerbern, darunter einer ausreichenden Zahl von sehr gut qualifizierten, wählen und die mit den besten Voraussetzungen einstellen, sieht das heute in vielen Branchen und Regionen anders aus. Von immer mehr Unternehmen wird bekannt, dass sie Probleme damit haben, freie Arbeitsplätze zu besetzen. Sie befürchten einen Fachkräftemangel. Am Ausbildungsmarkt sind ebenfalls erste sorgenvolle Stimmen zu vernehmen. In vielen Branchen werden die schulisch hochqualifizierten Jugendlichen vermisst. Im Spektrum der dualen Ausbildungsberufe im Bereich Industrie und Handel, Banken und Finanzen sowie im öffentlichen Dienst sinkt der in den letzten Jahren überwiegende Anteil der Bewerberinnen und Bewerber mit Abitur. Auch in Bereichen wie Elektrotechnik, Elektronik, Betriebstechnik, Mechatronik und Industriemechanik bewerben sich immer weniger Bewerberinnen und Bewerber mit mittlerem Abschluss und Abitur. Das gilt noch stärker für die Branchen Ernährung, Bau und Ausbau sowie für Dienstleistungsbereiche wie Verkauf und Körperpflege. In allen handwerklichen Berufen ist zu spüren, wie stark das Interesse der Absolventen mit mittlerem und hohem Schulabschluss gesunken ist, eine berufliche Lehre zu beginnen. In manchen Gewerben des Handwerks stehen inzwischen hauptsächlich noch Bewerberinnen und Bewerber mit einem Hauptschulabschluss zur Wahl. Erste Anzeichen für einen von Nachfragern beherrschten Ausbildungsmarkt Viele Unternehmen berichten von unzureichenden Qualifikationen der Bewerberinnen und Bewerber, die sich bei ihnen für freie Ausbildungs- oder Arbeitsplätze vorstellen. Viele scheinen ihnen nicht ausbildungsreif zu sein, weil sie nicht die Mindestvoraussetzungen für den Einstieg in die berufliche Ausbildung mitbringen. Es werden Lücken im Schreiben und Lesen, im Umgang mit Texten und Medien beklagt, auch Schwächen bei mathematischen und wirtschaftlichen Grundkenntnissen und nicht ausreichende Fähigkeiten in den Bereichen logisches Denken, räumliches Vorstellungsvermögen, Merkfähigkeit, Bearbeitungsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit. Soziale Fertigkeiten wie Selbstorganisation, Selbstständigkeit, Sorgfalt, Umgangsformen und Verantwortungsbewusstsein werden vermisst. Soziale Fertigkeiten wie Selbstorganisation, Selbstständigkeit, Sorgfalt, Umgangsformen und Verantwortungsbewusstsein werden vermisst. Die Klage über mangelnde Qualifikationen der Bewerberinnen und Bewerber spiegelt in der Regel aber nicht ein allgemein schwächeres Leistungsniveau als früher wider, sondern die sich verändernde Ausgangslage am Ausbildungsmarkt. In immer mehr Branchen und Regionen stehen wegen der schrumpfenden Jahrgänge generell weniger Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung. Außerdem steigt die Zahl der jungen Leute, die nach einem mittleren Abschluss noch die Oberstufe besuchen, und auch die Zahl derer, die eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben und dann direkt in ein Studium einsteigen. Alles zusammen bewirkt im Vergleich zu der Zeit vor 2009, als die Wende am Arbeitsmarkt einsetzte, dass der Anteil an schulisch Hochqualifizierten in der beruflichen Ausbildung plötzlich schrumpft, während über fast 20 Jahre hinweg mit einer Übernachfrage gerechnet werden konnte. Eigentlich sollten, vor allem im handwerklichen Bereich, die Chancen der bisher benachteiligten Jugendlichen mit einem Hauptschulabschluss damit sprungartig ansteigen. Diese Jugendlichen konnten bis vor Kurzem gar nicht bis in die Schlussrunde der Bewerbung vordringen, weil sie von den schulisch besser ausgewiesenen Realschul- und Gymnasialabsolventen verdrängt wurden. Aber: Viele Unternehmen sind es nicht mehr gewohnt, auf den Schreibtischen ihrer Personalabteilungen ernsthaft die Unterlagen auch derjenigen Jugendlichen zu sichten, die bis vor wenigen Jahren im Vorfeld aussortiert werden konnten, weil ein Übermaß an Hochqualifizierten zur Verfügung stand. Über fast 20 Jahre hinweg konnten sie auf Nachwuchs zurückgreifen, der nur wenige Lücken im Lesen, Schreiben und Rechnen hatte und zumeist ansehnliche intellektuelle und soziale Fertigkeiten mitbrachte. Innerhalb von drei Jahren hat sich das nun geändert. Zunächst unter den dunklen Wolken der Finanzkrise nicht richtig wahrnehmbar, hat sich seit etwa 2009 in ersten Branchen und Regionen nicht nur der Arbeits-, sondern auch der Ausbildungsmarkt von einem durch Anbieter in einen durch Nachfrager dominierten Markt verwandelt. Diese Veränderung kam in vielen Branchen und Regionen so überraschend, dass viele Arbeitgeber, sowohl im privaten wie im öffentlichen Sektor, sie in ihrer Tragweite immer noch nicht richtig erkannt haben. Unter den veränderten Umständen stehen sie nun vor neuen Herausforderungen. Es bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als sich auf alte unternehmerische Tugenden zu besinnen und gezielt die Entwicklung der Kompetenzen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen der jungen Leute zu fördern, die sich bei ihnen einfinden, auch wenn diese zu Beginn unzureichend sind. Veränderungen von Arbeitsund Berufsanforderungen Die McDonald s Ausbildungsstudie startet also zu einem Zeitpunkt, der für eine kontinuierliche Bestandsaufnahme der Entwicklung am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nicht interessanter sein könnte. Aus der Sicht der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wirft die Studie einen Blick auf die kompliziert gewordenen Beziehungen zwischen dem Bildungs- und dem Beschäftigungssystem. Der Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung und anschließend in den Beruf ist nicht nur wegen der quantitativen Fehlpassungen so schwierig geworden. Beide Systeme haben sich auch intern in ihren Strukturen stark gewandelt, was ihre Beziehungen zueinander vielschichtig hat werden lassen. Die Strukturen und Formen von Arbeit und Beruf haben sich in den letzten 30 Jahren erheblich umgestaltet, und hieraus ergeben sich völlig neue Anforderungen an das Bildungssystem. Umgekehrt hat auch Bildung ihren Charakter verändert und stellt damit ebenso das Beschäftigungssystem vor neue Herausforderungen. Aus den Veränderungen der letzten 30 Jahre ergeben sich völlig neue Anforderungen an das Bildungssystem. In der beruflichen Arbeitswelt haben sich die Arten und Formen von Anstellungen verändert. Die jahrzehntelang anhaltende Vorherrschaft des sogenannten Normal-Arbeitsverhältnisses ist gebrochen. Darunter wird verstanden, dass eine fachlich qualifizierte Arbeit mit voller Stundenzahl ausgeübt und mit einem tariflich geregelten vollen Gehalt bezahlt wird. Weiterhin gehören zu diesem normalen Arbeitsverhältnis ein gesetzlicher Kündigungsschutz und der volle Urlaubs- und Rentenanspruch. Alle diese Kriterien sind für heute in den Beruf einsteigende junge Leute nicht mehr selbstverständlich. Das fängt bei der fachlich qualifizierten Arbeit an, die heute in großem Umfang auch eine angelernte sein kann, geht bei der Stundenzahl weiter, die nur einen Teil des Tages umfassen kann, und endet bei den Regelungen zum Kündigungsschutz und zum Urlaub, die teilweise außer Kraft gesetzt sind. Jedenfalls sind befristete, geringfügig oder Teilzeit-Beschäftigte und Leiharbeiter heute weit mehr verbreitet als vor Beginn der Krise in den 1990er Jahren. Etwa zwei Drittel der Arbeitsplätze entfallen heute noch auf die typischen normalen, schon ein Drittel auf die atypischen nicht normalen Arbeitsverhältnisse. Neben den Arbeitsformen haben sich aber auch die Arbeitsinhalte geändert. Einfache und sich wiederholende Tätigkeiten sind seltener, komplexe und koordinierende weitaus häufiger geworden. Im Arbeitsleben kommt es immer stärker auf Selbstständigkeit und die Fähigkeit zur eigenverantwortlichen Gestaltung der Tätigkeiten an. Es ist kaum noch möglich, sich durch Vorablernen auf alle Bedingungen des Arbeitens im Beruf vorzubereiten, weil viele Anforderungen sich erst direkt am Arbeitsplatz ergeben. Die Berufstätigen müssen entsprechend flexibel und aufnahmefähig sein, schnell auf neue Anforderungen reagieren können und die sich wandelnden Qualifikationsanforderungen des Beschäftigungssystems mit ihren jeweiligen privaten sowie sozialen Lebensansprüchen in Einklang bringen. Trotz dieser vielfältigen Veränderungen wird allerdings ein großer Teil der Arbeit nach wie vor berufsförmig ausgeübt. Dem Beruf als einer Erwerbstätigkeit, bei der Eintritt und Ausübung institutionell (zum Beispiel über Berufsordnungen) geregelt sind, kommt auch heute eine sehr hohe soziale, ökonomische und biografische Bedeutung zu (Famulla 2013, S. 14). Auch wenn ein bestimmter Beruf nicht mehr unbedingt lebenslang ausgeübt wird, haben Arbeitsinhalt und Arbeitsqualität ihren hohen Wert behalten. 8 9

6 Einleitung Einleitung Veränderungen der Bildungsanforderungen Die Veränderungen im Beschäftigungssystem, aber nicht nur sie allein, strahlen auf das Bildungssystem aus. In der Bildungsforschung wird heute als das oberste Ziel der Bildung nicht mehr wie früher das Training von Qualifikation, sondern von Kompetenzen angesehen. Es geht nicht in erster Linie darum, einen Jugendlichen systematisch so zu trainieren, dass er bestimmten Anforderungen in Leben und Beruf gerecht werden kann. Denn diese Anforderungen sind heute typischerweise im Fluss, und deswegen können sie nicht als feste Größe für die Bildung gelten. In der Bildungsforschung wird heute als das oberste Ziel nicht mehr das Training von Qualifikation, sondern von Kompetenzen angesehen. Das Gleiche lässt sich für die Berufsorientierung sagen. Auch hier steht die Kompetenz im Zentrum, verstanden als die Fähigkeit des Jugendlichen, sich mit eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten die Anforderungen der Berufswelt zu erschließen und sie auf seine persönlichen Stärken und Schwächen zuzuschneiden. Da im Berufsleben ständig neue Anforderungen und Änderungen auftreten, ist eine flexible Anpassung an die veränderten Bedingungen notwendig. Um diese Problemlösefähigkeiten und das ständige Einstellen auf neue Situationen zu bewerkstelligen, sind eine autonome Handlungsführung, das Übertragen von Fertigkeiten von einem in den anderen Bereich sowie Organisationsfähigkeit so wichtig geworden. Jugendliche sollten ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen und sich darauf vorbereiten, mit ihnen eine berufliche Tätigkeit auszuüben. Wichtig ist heute, dass Jugendliche ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen und sich darauf vorbereiten, mit ihnen eine berufliche Tätigkeit auszuüben. Im schulischen Bereich kommt es darauf an, die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler für ihre Bildungsbiografie und ihre Berufsbiografie aufzubauen und den Kompetenzerwerb möglichst frühzeitig einzuleiten. Die Zeiten sind vorbei, als man einen Beruf erlernen konnte, den man anschließend dann ausgeübt hat, ohne weiterlernen zu müssen. Heute ist es typisch, sich am Arbeitsplatz neues Wissen oder neue Fähigkeiten anzueignen und parallel zur Berufstätigkeit Fort- und Weiterbildung zu betreiben. Alle diese Aspekte spielen in die Befragung der Jugendlichen und Erwachsenen hinein, die im Zentrum der McDonald s Ausbildungsstudie stehen. Die jungen Leute erhalten die Gelegenheit, ihre Einschätzungen und Bewertungen der modernen Berufswelt kundzutun und über die Strategien zu sprechen, mit denen sie sich auf den Übergang von der Schule in den Beruf vorbereiten. Der steigende Bedarf an Hochqualifizierten Wenn man sich die gestiegenen Anforderungen an die beruflichen Kompetenzen vor Augen führt, stellt sich die unvermeidliche Frage, ob in den heutigen hoch entwickelten Produktions-, Dienstleistungs- und Wissensökonomien die Schulabsolventinnen und -absolventen mit schwachen schulischen Leistungen und geringen Qualifikationen überhaupt noch eine Chance auf einen Arbeitsplatz haben. Die beruflichen Anforderungen haben sich in fast allen Branchen in die erwähnte Richtung von höherer Komplexität der Sachanforderungen und stärkerer Verdichtung des Zeitmanagements verschoben. Kommunikative und soziale Qualifikationen in Kombination mit informationstechnischen Fähigkeiten sind selbstverständlich geworden. Das erwähnte flexible und kompetente Anpassen an veränderte Situationen gehört wie selbstverständlich dazu. Schulabsolventinnen und -absolventen mit einem hochwertigen Schulabschluss bringen deshalb eindeutig bessere Voraussetzungen für den Erwerb dieser Qualifikationen mit sich als solche mit einem niedrigen oder gar keinem Abschluss. Die beruflichen Anforderungen haben sich in fast allen Branchen in die erwähnte Richtung von höherer Komplexität der Sachanforderungen und stärkerer Verdichtung des Zeitmanagements verschoben. Die Angehörigen der jungen Generation haben auf diese Entwicklungen intuitiv bereits mit dem erwähnten Schwenk zu immer höheren Schulabschlüssen reagiert. Im internationalen Vergleich ist der Anteil von 50 Prozent Hochschulberechtigten, den wir in Deutschland erreicht haben, gleichwohl immer noch sehr niedrig. Organisationen wie die OECD mahnen die deutsche Regierung regelmäßig, den Rückstand gegenüber vergleichbaren Ländern mit im Durchschnitt 70 Prozent Abiturienten so schnell wie möglich auszugleichen. Sie drängen zugleich, auch die Zahl der Studierenden im Hochschulsystem und die der Hochschulabsolventen zu erhöhen. Nur durch solche wissenschaftlich angereicherten Bildungsformen könne eine hoch entwickelte Wirtschaft den steigenden Qualifikationsanforderungen nachkommen (OECD 2012). Nur so sei es möglich, die junge Generation auf die veränderten Kompetenzanforderungen vorzubereiten. Der wichtigste Grund für den nach internationalen Maßstäben moderaten Anteil von Hochschulberechtigten und Studierenden ist die Tatsache, dass es neben dem akademischen den berufsorientierten Ausbildungsweg gibt, der in der Krisenzeit die erwähnte sehr wichtige Funktion der Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit übernahm. Nach dem Abflauen der Krise wird nun aber deutlich: Auch in Deutschland wird der Weg in die Berufsausbildung über die Oberstufe des Sekundarschulbereichs und über Hochschulen von immer mehr jungen Leuten beschritten, während der Weg über eine berufliche Ausbildung direkt im Anschluss an die Pflichtschulzeit seltener wird. In den 1980er Jahren, bevor die Ausbildungs- und Arbeitsmarktkrise einsetzte, befand sich über die Hälfte eines Altersjahrgangs im dualen System der beruflichen Ausbildung und ein Viertel in der Hochschulausbildung. Heute sind die Proportionen umgekehrt: Nur noch ein Viertel macht die Berufsausbildung nach Ende der Pflichtschulzeit, die Hälfte erwirbt sie über den Hochschulweg. So gesehen hat das duale System seine vor der Krise noch führende Position gegenüber der gymnasialen Oberstufe bereits verloren und steht vor der Herausforderung, sich zu reformieren und neu aufzustellen, wenn es nicht weiter an Boden verlieren will. Der Ansatz der McDonald s Ausbildungsstudie Wie sehen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland diese Entwicklung und wie schätzen sie selbst ihre Situation ein? Diese Fragen soll die hier vorliegende erste McDonald s Ausbildungsstudie beantworten. Sie soll umfassende Erkenntnisse liefern, sowohl über junge Menschen, die vor der beruflichen Auswahlphase stehen, als auch über solche, die sich derzeit in der Ausbildung befinden. Sie berücksichtigt auch junge Erwachsene, die bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben und im Beruf stehen. Das Ziel der Untersuchung ist, aussagekräftige Informationen über die Erwartungen, Wünsche und Wertvorstellungen junger Menschen vor, während und nach einer beruflichen Ausbildung in Deutschland zu gewinnen. Das Ziel der Untersuchung ist, aussagekräftige Informationen über die Erwartungen, Wünsche und Wertvorstellungen junger Menschen vor, während und nach einer beruflichen Ausbildung in Deutschland zu gewinnen. Es geht also darum, die Vorstellungs- und Erfahrungswelten 15 bis 24 Jahre alter Menschen abzubilden, die sich vor und nach dem Übergang von der Schule in den Beruf befinden. Ihre Pläne und konkreten Entscheidungen sollen dabei auch vor dem Hintergrund ihrer Wertvorstellungen und Zukunftserwartungen analysiert werden. Es geht um ihre Sorgen und Ängste, ihre Wunschvorstellungen von einem Beruf sowie die Erwartungen an den Arbeitgeber. Auch wird in der Studie herausgearbeitet, wie der Entscheidungsprozess für eine bestimmte Berufswahl abläuft und wie sicher oder unsicher junge Leute sich dabei sind. Genauso interessiert, wer sie bei ihrer Berufsentscheidung berät und unterstützt, welche Informationsquellen sie nutzen, wieweit Entscheidungen für die Berufswahl eher rational oder emotional gefällt werden. Für alle, die schon in Ausbildung oder Beruf sind, geht es darum, wie zufrieden sie mit ihrem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz sind, welche Enttäuschungen gegenüber den ursprünglichen Erwartungen und Wünschen existieren und wie das Verhältnis zum Arbeitgeber ist. Es wird auch danach gefragt, ob es Überlegungen gibt, die Ausbildung abzubrechen, und welche Gründe hierfür ausschlaggebend sind. Die Ergebnisse der aktuellen McDonald s Ausbildungsstudie stützen sich auf mündlich-persönliche Interviews (face to face) mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren. Die Interviews im Umfang von rund einer Stunde wurden zwischen dem 11. Mai und 5. Juni 2013 vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von McDonald s Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind repräsentativ für 9,04 Millionen deutschsprachige 15- bis 24-Jährige in Deutschland. Literatur Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2012). Bildung in Deutschland Bielefeld: wbv. Bundesagentur für Arbeit/Kultusministerkonferenz (2004). Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung zwischen der Kultusministerkonferenz und der Bundesagentur für Arbeit v Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2011). Übergänge mit System. Rahmenkonzept für eine Neuordnung des Übergangs von der Schule in den Beruf. Gütersloh. Bundesinstitut für Berufsbildung (2006). Berufsorientierung und Berufsberatung. Empfehlungen des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis. Heft 1/2006, Beilage. Famulla, G. E. (2013). Erfahrungen aus dem Programm Schule Wirtschaft Arbeitsleben. In: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Hg.). Arbeitsweltorientierung und Schule. Bielefeld: wbv, S Gericke, N., Krupp, T., und Troltsch, K. (2009). Unbesetzte Ausbildungsplätze warum Betriebe erfolglos bleiben. BIBB-Report 10. Bonn: BIBB. Hurrelmann, K., und Quenzel, G. (2013). Lebensphase Jugend. Weinheim: Beltz Juventa. Konsortium Bildungsberichterstattung (2008). Bildung in Deutschland Bielefeld: wbv. OECD (2012). Education at a Glance. Paris: OECD. Shell Deutschland (2010). Jugend Frankfurt: Fischer

7 Die mentale Verfassung der jungen Generation die mentale Verfassung der jungen Generation POSITIVER BLICK IN DIE ZUKUNFT: DIE MENTALE VERFASSUNG DER JUNGEN GENERATIon Junge Menschen planen ihre Zukunft optimistisch, pragmatisch und mit grossem Vertrauen in die eigene Leistung Die junge Generation blickt mit großem Optimismus in die eigene Zukunft. Fest verankert in ihrem sozialen Umfeld betonen die 15- bis 24-Jährigen die Bedeutung von Familie, Freunden und einer klaren beruflichen Perspektive. In ihren Aussagen lassen sie erkennen, dass der Beruf als wichtiger Bestandteil des eigenen Lebens fest eingeplant ist. Die junge Generation ist optimistisch, ihre Zukunft durch eigene Leistung positiv beeinflussen zu können. Dennoch überwiegt bei ihnen keineswegs der Hang zum Träumen. Im Gegenteil: Die beruflichen Zukunftsvorstellungen der Jüngeren folgen einem ausgeprägten Pragmatismus, der sich an den eigenen Fähigkeiten sowie dem Wunsch orientiert, die eigene Zukunft sicher planen zu können. Ihre beruflichen Zukunftschancen bewertet die große Mehrheit der jungen Menschen positiv. 71 Prozent der 15- bis 24-Jährigen sehen der eigenen beruflichen Zukunft mit Hoffnungen entgegen, lediglich 14 Prozent mit Befürchtungen. Zukunftsoptimismus Wenn Sie einmal an Ihre berufliche Zukunft denken: Sehen Sie Ihrer beruflichen Zukunft mit Hoffnungen oder Befürchtungen entgegen? 14 % 15 % Unentschieden, keine Angabe Mit Befürchtungen 71 % mit Hoffnungen 12 13

8 Die mentale Verfassung der jungen Generation Die mentale Verfassung der jungen Generation Die Zukunftschancen werden jedoch nicht von allen Jugendlichen gleichermaßen positiv eingestuft. Vielmehr zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg und dem Vertrauen in eine gute berufliche Zukunft. 81 Prozent der jungen Menschen, die ihre derzeitige wirtschaftliche Lage positiv einstufen, blicken auch optimistisch in ihre berufliche Zukunft; hingegen nur 42 Prozent von denen, die ihre eigene finanzielle Situation derzeit als eher ungünstig bezeichnen. Doch nicht nur finanzielle Sicherheit gibt den jungen Erwachsenen Zuversicht, sondern auch die Gewissheit, den richtigen Berufsweg eingeschlagen zu haben. Während 81 Prozent der jungen Menschen mit einem gefestigten Berufswunsch optimistisch in ihre berufliche Zukunft sehen, sind dies bei denjenigen, die von ihrer Berufswahl nicht überzeugt sind, gerade einmal 41 Prozent. 36 Prozent von ihnen blicken eher skeptisch auf die eigene berufliche Zukunft. Dabei kann die Mehrheit der jungen Generation auf ebendiese Sicherheiten zählen: Fast jeder Zweite bezeichnet die eigene wirtschaftliche Lage als (sehr) gut, 61 Prozent sind sich sicher, die richtige berufliche Entscheidung getroffen zu haben. Zudem ist die große Mehrheit der jungen Menschen fest verankert in einem sozialen Beziehungsgeflecht aus Eltern, Freunden und Familie. Gerade auf dieses soziale Beziehungsgeflecht legen die jungen Erwachsenen auch besonderen Wert. 69 Prozent zählen den Freundeskreis zum Wichtigsten im Leben, 60 Prozent die Familie, 56 Prozent eine glückliche Partnerschaft. Neben einem intakten sozialen Umfeld gehören vor allem sichere berufliche Perspektiven und Gesundheit zum Wertekanon der Jüngeren. 64 Prozent halten Gesundheit für ganz besonders wichtig im Leben, 62 Prozent einen Beruf, der einen erfüllt und Spaß macht, 58 Prozent einen sicheren Arbeitsplatz und immerhin 43 Prozent Erfolg im Beruf. In der Priorisierung der Lebensziele wird ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit sichtbar. Damit rangieren Beruf, soziale Kontakte und Gesundheit weit über einer Spaß- und Freizeitorientierung, die oft einseitig mit der jungen Generation in Verbindung gebracht wird. Lebensgenuss und Spaß zählen für 44 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Wichtigsten im Leben, Selbstverwirklichung wie auch Zeit für die eigenen Interessen und Hobbys für jeweils 36 Prozent, Zeit für sich selbst zu haben für 34 Prozent. In der Priorisierung der Lebensziele wird ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit sichtbar: Eigene Interessen, Spaß haben und sich selbst verwirklichen können spielen durchaus eine wichtige Rolle im Leben der Jüngeren, aber Aspekte wie Beruf, Familie und Gesundheit sind die eigentlich tragenden Säulen ihres Wertegerüsts. Lediglich 14 Prozent finden es besonders wichtig im Leben, sich sozial zu engagieren. Bemerkenswert niedrig rangiert der Wunsch nach einem individuellen Lebensstil. Nur 16 Prozent der unter 25-Jährigen halten dies im Leben für besonders wichtig und erstrebenswert, nahezu jeder Zweite hält diesen Wert für weniger oder gar nicht wichtig. Nur ein Aspekt rangiert noch niedriger: soziales Engagement. Lediglich 14 Prozent finden es besonders wichtig im Leben, sich sozial zu engagieren; 43 Prozent halten dies für weniger oder gar nicht wichtig. Was ist WICHTIG im Leben? Gute Freunde haben Gesundheit Einen Beruf haben, der mich erfüllt, der mir Spaß macht Familie Einen sicheren Arbeitsplatz haben Eine glückliche Partnerschaft Finanzielle Unabhängigkeit Sich selber treu sein, immer man selbst sein Das Leben genießen, Spaß haben Erfolg im Beruf 69 % 64 % 62 % 60 % 58 % 56 % 52 % 47 % 44 % 43 % Deutlich grösserer Optimismus bei jungen Menschen mit festen beruflichen Plänen Mit Befürchtungen 14 % 8 % 15 % 38 % 15- bis 24-Jährige (sehr) gut 71 % Es bezeichnen die eigene wirtschaftliche Lage als es geht (eher) schlecht Mit Hoffnungen 81 % 68 % 42 % Wenn Sie einmal an Ihre berufliche Zukunft denken: Sehen Sie Ihrer beruflichen Zukunft mit Hoffnungen oder Befürchtungen entgegen? Eine gute, vielseitige Bildung Meine Ideen und Vorstellungen vom Leben verwirklichen können Meine Hobbys, meine Interessen Zeit für mich selbst haben Körperlich fit sein, viel Sport treiben Eine eigene Wohnung, ein eigenes Haus haben Gutes Aussehen Viel reisen, etwas von der Welt sehen Kinder haben Frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen zu müssen 40 % 36 % 36 % 34 % 33 % 30 % 25 % 22 % 21 % 20 % Richtigkeit der Berufswahl Sich viel leisten können 19 % 8 % (sehr) sicher 81 % Sozialer Aufstieg 17 % 18 % halbwegs sicher 64 % Sich von anderen unterscheiden, seinen ganz individuellen Stil haben 16 % 36 % nicht sicher 41 % Soziales Engagement 14 % ; 14 15

9 Die mentale Verfassung der jungen Generation die mentale Verfassung der jungen Generation Mithilfe einer Faktorenanalyse kristallisieren sich aus den 24 verschiedenen Facetten sechs verschiedene Wertedimensionen heraus. Diese sind keine Typologie, sondern strukturieren die vielen Einzelaspekte in sechs Schwerpunkte, die für die junge Generation von Bedeutung sind. Diese sind: 1. Statusorientierung und individueller Lebensstil: sich viel leisten können, gutes Aussehen, sich von anderen unterscheiden, seinen ganz individuellen Stil haben, frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen zu müssen, eine eigene Wohnung, ein eigenes Haus haben, viel reisen, etwas von der Welt sehen. 2. Berufsorientierung: Erfolg im Beruf, einen sicheren Arbeitsplatz haben, finanzielle Unabhängigkeit, einen Beruf haben, der mich erfüllt, der mir Spaß macht, sozialer Aufstieg. 3. Familienorientierung: Kinder haben, eine glückliche Partnerschaft, Familie. Die Berufsorientierung ist in allen Gruppen nahezu gleich stark ausgeprägt, mit kleinen Unterschieden. So ist den beruflich Etablierten der Aspekt der Sicherheit wichtiger, jungen Menschen, die vor oder am Anfang ihres Berufslebens stehen, hingegen ein Beruf, der Spaß macht. 68 Prozent der Auszubildenden und 66 Prozent der Berufstätigen halten einen sicheren Arbeitsplatz für ganz besonders wichtig im Leben, von den Schülern und Studenten sieht das nur jeder Zweite so. Finanzielle Unabhängigkeit genießt für 60 Prozent der Berufstätigen und 58 Prozent der Auszubildenden höchste Priorität; 49 Prozent der Studenten und vergleichsweise geringe 44 Prozent der Schüler sehen das genauso. Beruflich Etablierten ist der Aspekt der Sicherheit wichtiger, jungen Menschen, die vor oder am Anfang ihres Berufslebens stehen, hingegen ein Beruf, der Spaß macht. Umgekehrt sagen jeweils rund zwei Drittel der Schüler, Studenten und Auszubildenden, ihnen sei ein Beruf, der sie erfüllt und Spaß macht, besonders wichtig, von den Berufstätigen nur 59 Prozent. In der beruflichen Orientierungsphase wünschen sich junge Menschen einen Beruf, der SpaSS macht die beruflich Etablierten achten mehr auf Sicherheit Es halten für sehr wichtig im Leben Einen Beruf haben, der mich erfüllt, der mir Spaß macht 59 % Einen sicheren Arbeitsplatz haben 51 % Finanzielle Unabhängigkeit 44 % Erfolg im Beruf 42 % Sozialer Aufstieg 66 % 67 % 69 % 51 % 49 % 44 % 66 % 58 % 45 % 68 % 60 % 48 % Die Familienorientierung ist bei jungen Frauen deutlich ausgeprägter Es halten für sehr wichtig im Leben Familie Eine glückliche Partnerschaft Kinder haben 52 % 69 % 48 % 64 % 14 % 29 % 4. Freizeit- und SpaSSorientierung: meine Hobbys, meine Interessen, Zeit für mich selbst haben, das Leben genießen, Spaß haben, gute Freunde haben, frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen müssen. 5. Bildung und Idealismus: gute, vielseitige Bildung, soziales Engagement, meine Ideen und Vorstellungen vom Leben verwirklichen können, sich selbst treu sein, immer man selbst sein. 6. Gesundheitsorientierung: körperlich fit sein, viel Sport treiben, Gesundheit. 15 % 16 % 17 % Schüler Studenten Auszubildende Berufstätige 20 % Während sich mit zunehmender beruflicher Etablierung die Wertigkeiten verschieben, gibt es zwischen Männern und Frauen hinsichtlich ihrer Berufsorientierung nur wenige Unterschiede. Jungen Männern ist zwar Erfolg im Beruf und auch finanzielle Unabhängigkeit etwas wichtiger als jungen Frauen, sind die Unterschiede in diesem Bereich jedoch bemerkenswert gering. Anders hingegen in der Familienorientierung. Hier gibt es in den Wertvorstellungen junger Männer und Frauen zum Teil gravierende Unterschiede. Unter 25-jährige Frauen legen überdurchschnittlich viel Wert auf familiären Zusammenhalt und eine glückliche Partnerschaft. 69 Prozent der jungen Frauen zählen die Familie zum Wichtigsten in ihrem Leben, bei den Männern ist es gerade einmal jeder Zweite. Eine glückliche Partnerschaft ist für 64 Prozent der Frauen, aber nur für 48 Prozent der Männer sehr wichtig im Leben. Und für doppelt so viele junge Frauen wie Männer gehört es zu den wichtigsten Zielen im Leben, Kinder zu haben. Männer Frauen Die Familie sowie ein enges Netz aus sozialen Beziehungen sind der Rückhalt für die junge Generation. Daher haben soziale Bindungen bei beiden Geschlechtern wenn auch bei den jungen Frauen ausgeprägter eine außerordentlich große Bedeutung. Das zeigt sich nicht nur bei den Lebenszielen junger Menschen, sondern auch in ihren Sorgen und Ängsten. Am meisten sorgt sich die junge Generation um die Gesundheit ihrer engsten Angehörigen. Zwei Drittel machen sich Sorgen, dass ihren Eltern, ihrem Partner oder anderen engen Familienangehörigen etwas zustoßen könnte; 54 Prozent auch, dass sie selber schwer erkranken. Diese Sorgen sind in der jungen Generation deutlich stärker verbreitet als andere Sorgen, wie zum Beispiel finanzielle oder berufliche Sorgen. Die Befürchtung, finanziell nicht über die Runden zu kommen, teilen 38 Prozent der unter 25-Jährigen, 36 Prozent, dass sie im Alter nicht genügend Geld zur Verfügung haben werden, 35 Prozent, dass sie arbeitslos werden könnten, und rund jeder Vierte, dass er sich verschulden könnte

10 Die mentale Verfassung der jungen Generation die mentale Verfassung der jungen Generation Berufliche Sorgen sind in der jungen Generation weniger verbreitet. Sie sind sehr viel stärker lebensphasenabhängig und treten somit verstärkt in bestimmten Phasen der beruflichen Ausbildung auf. So sorgt sich nur jeder vierte unter 25-Jährige, dass er die falsche Berufswahl getroffen hat bzw. treffen könnte, von den Schülern jedoch mehr als jeder Dritte. Dass man den Anforderungen in Schule und Ausbildung nicht gewachsen sein könnte, beschäftigt 24 Prozent aller Jüngeren, von den Schülern 41 Prozent. Berufliche Sorgen sind in der jungen Generation weniger verbreitet. Bei der Sorge um den Verlust sozialer Bindungen rangiert vor allem die Befürchtung, der Freundeskreis könnte auseinanderbrechen, sehr weit oben: Gut jeder Dritte aus der jungen Generation teilt diese Sorge. Dass man für einen Ausbildungs-, Studien- oder Arbeitsplatz weit wegziehen muss, beschäftigt die Jüngeren hingegen weit weniger. Lediglich 16 Prozent bereitet dies Kopfzerbrechen. Der Sorgenkatalog der jungen Generation* Ich mache mir manchmal Sorgen, dass 1. Sorgen um Gesundheit und Unversehrtheit: meinem Partner, meinen Eltern oder anderen engen Familienangehörigen etwas zustößt 68 % ich schwer erkranke 54 % die Gesellschaft immer kälter und egoistischer wird 37 % ich Opfer eines Verbrechens werde 22 % 2. Finanzielle Sorgen: ich finanziell nicht über die Runden komme 38 % ich im Alter nicht genügend Geld zur Verfügung habe 36 % ich arbeitslos werde 35 % ich mich verschulde und die Schulden nicht zurückzahlen kann 26 % jemand aus meiner Familie arbeitslos wird 21 % Ungleiche Verteilung von Lasten und Ansprüchen Man hört ja manchmal die Meinung, dass in Deutschland die Lasten und Ansprüche, z. B. bei der Rente oder im Gesundheitswesen, nicht gerecht auf die verschiedenen Generationen verteilt sind, dass also manche Generationen mehr einzahlen müssen als andere und trotzdem weniger Leistungen erhalten. Sehen Sie das auch so, oder sehen Sie das nicht so? Welche Generation wird besonders stark belastet? Eigene Generation Elterngeneration Großelterngeneration 45 % 8 % 3 % ; 34 % Unentschieden, keine Angabe 10 % Sehe das nicht so 56 % Sehe das auch so 3. Berufliche Sorgen: ich mich für den falschen Beruf entscheide bzw. entschieden habe 25 % ich den Anforderungen der heutigen Berufswelt nicht gewachsen bin 25 % ich den Anforderungen in der Schule oder Ausbildung nicht gewachsen bin 24 % ich schlechte Noten, schlechte Zeugnisse bekomme 21 % ich keinen Ausbildungs- oder Studienplatz finde 20 % 4. Verlust sozialer Bindungen: mein Freundeskreis zerbricht, ich wichtige Freunde verliere 23 % ich keinen Partner/keine Partnerin finde bzw. meine Partnerschaft zerbricht 16 % ich für die Ausbildung, das Studium oder einen Arbeitsplatz weit wegziehen muss 34 % Auch wenn in der jungen Generation die Sorge dominiert, dass einem selbst oder aber jemandem aus dem unmittelbaren familiären Umfeld etwas zustoßen könnte, bedeutet dies nicht, dass man sich keine Gedanken über den Zustand der Gesellschaft machen würde. Immerhin 37 Prozent sorgen sich hin und wieder, dass die Gesellschaft immer kälter und egoistischer wird, unter den Studenten sind es sogar 43 Prozent. Zudem ist die Mehrheit der jungen Generation überzeugt davon, dass in Deutschland die Lasten und Ansprüche der verschiedenen Generationen nicht gerecht verteilt sind und dass sie selbst diejenigen sind, die besonders stark beansprucht werden. 56 Prozent der unter 25-Jährigen kritisieren die ungleiche Verteilung von Belastungen und Ansprüchen der verschiedenen Generationen, fast jeder Zweite, dass vor allem die eigene Generation die Lasten zu tragen habe. Die junge Generation verlangt weder von der Elterngeneration noch von der Großelterngeneration große Opfer, um die eigenen Interessen besser zu wahren. Dennoch geben weder die Ergebnisse dieser Untersuchung noch anderer vergleichbarer Studien des Allensbacher Instituts Hinweise auf den oft beschworenen Generationenkrieg. Die junge Generation verlangt weder von der Elterngeneration noch von der Großelterngeneration große Opfer, um die eigenen Interessen besser zu wahren. Vielmehr betonen die Jüngeren den Rückhalt, den ihnen die Elterngeneration in finanzieller wie emotionaler Hinsicht gewährt. *Ergebnisse einer Faktorenanalyse, Faktorladung

11 Die mentale Verfassung der jungen Generation die mentale Verfassung der jungen Generation Bundestagswahl ohne gravierende Auswirkungen auf das Leben junger Menschen Glauben Sie, dass der Ausgang der Bundestagswahl im Herbst Auswirkungen für Sie persönlich haben wird, oder hat die Bundestagswahl da keine Auswirkungen? Leistung lohnt sich Würden Sie sagen, dass sich in unserem Wirtschaftssystem Leistung im Allgemeinen lohnt, dass man in der Regel für gute Leistungen auch belohnt wird, oder lohnt sich Leistung bei uns nicht? Leistung lohnt sich nicht 13 % 15- bis 24-Jährige Leistung lohnt sich 63 % Positive Bilanz der eigenen wirtschaftlichen Lage Wie beurteilen Sie Ihre eigene wirtschaftliche Lage? 7 % 40 % 15 % 6 % 43 % 3 % 22 % 8 % 34 % 7 % 41 % Hat Auswirkungen Hat keine Auswirkungen Beruflicher Status 52 % 43 % 15 % 15 % 25 % 10 % 15- bis 24-Jährige Beruflicher Status Schüler Studenten Auszubildende 64 % 59 % 58 % 69 % 12 % Berufstätige 69 % 10 % Schüler 68 % 7 % Studenten 70 % 13 % Auszubildende 61 % 16 % Berufstätige 59 % Eigene wirtschaftliche Lage 8 % (sehr) gut 74 % 15 % es geht 57 % 31 % (eher) schlecht 36 % sehr gut gut es geht eher schlecht schlecht weiß nicht, keine Angabe 37 % 10 % 3 % 3 % 15- bis 24- Jährige 25 % 3 % 1 % 4 % Gesellschaftlich-wirtschaftlicher Status hoch 40 % 8 % 1 % 2 % mittel 21 % 9 % 2 % niedrig 37 % 13 % 5 % 3 % Migrationshintergrund vorhanden 38 % 9 % 2 % 3 % ohne ; Das private Umfeld hat für die junge Generation eine weit höhere Bedeutung als die gesellschaftlichen oder politischen Rahmenbedingungen. Auch wenn diese mitunter als wenig vorteilhaft für die eigenen Interessen eingestuft werden, heißt dies umgekehrt nicht, dass man ihnen einen nennenswerten Einfluss auf das eigene Leben unterstellt. Lediglich 15 Prozent der 15- bis 24-Jährigen sind der Auffassung, dass die Bundestagswahl im Herbst Auswirkungen auf ihre persönliche Situation haben wird. So sind lediglich 15 Prozent der 15- bis 24-Jährigen der Auffassung, dass die Bundestagswahl im Herbst Auswirkungen auf ihre persönliche Situation haben wird; zwei Drittel sind hingegen überzeugt, dass die Bundestagswahl keine Auswirkungen haben wird. Lediglich bei den Studenten ist der Anteil derer, die von einem Einfluss der Politik auf die eigene Situation ausgehen, mit 25 Prozent etwas höher. Der geringe Einfluss, den die Jungen der Politik zuschreiben, lässt sich zum Teil auch dadurch erklären, dass die junge Generation weit überwiegend davon überzeugt ist, dass nicht die Strukturen über ihr Leben entscheiden, sondern ihr eigenes Handeln und Engagement. Dies zeigt sich unter anderem in dem Zutrauen in die eigene Leistungsfähigkeit. Die große Mehrheit von 63 Prozent ist davon überzeugt, dass Leistung sich in unserem Wirtschaftssystem lohnt, lediglich 13 Prozent widersprechen. Es zeigt sich jedoch ein enger Zusammenhang zwischen dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg und dem Zutrauen, dass Leistung in unserem Wirtschaftssystem honoriert wird. Die Mehrheit von 63 Prozent ist davon überzeugt, dass Leistung sich in unserem Wirtschaftssystem lohnt. Davon sind vor allem junge Menschen überzeugt, die ihre eigene wirtschaftliche Lage als (sehr) gut einstufen, während das Meinungsbild bei denen, die ihre eigene finanzielle Situation als kritisch einstufen, gespalten ist. Die Analyse der Ergebnisse zeigt, dass die Mehrheit der jungen Generation mit ihrer derzeitigen materiellen Situation zufrieden ist. Fast jeder zweite junge Erwachsene bewertet seine eigene wirtschaftliche Lage zurzeit positiv, weitere 37 Prozent zumindest als akzeptabel; lediglich 13 Prozent ziehen eine dezidiert negative Bilanz. Interessanterweise bewerten junge Menschen mit Migrationshintergrund ihre eigene wirtschaftliche Lage nur unwesentlich kritischer als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Auch bei ihnen fällt die Bilanz mehrheitlich positiv aus. Sehr unterschiedlich fällt allerdings die Zufriedenheit mit der eigenen materiellen Lage in den sozialen Schichten aus. So sind zwei Drittel der jungen Menschen aus der oberen sozialen Schicht mit ihrer materiellen Situation zufrieden, in der Mittelschicht ist es knapp die Hälfte, in der Unterschicht dagegen nur jeder Vierte. Das heißt aber nicht, dass die große Mehrheit der jungen Erwachsenen aus den unteren sozialen Schichten eine eindeutig negative Bilanz zieht: 43 Prozent der unter 25-Jährigen aus den unteren sozialen Schichten stufen ihre wirtschaftliche Lage zwar als nicht positiv, aber erträglich ein, 30 Prozent eindeutig als schlecht. Viele Untersuchungen der letzten Jahre haben den gravierenden Einfluss der sozialen Schicht auf den Bildungserfolg und damit auch auf die beruflichen Chancen junger Menschen deutlich gemacht.* Dies prägt in aller Regel auch die Vorstellungen von der Durchlässigkeit einer Gesellschaft. Als wie durchlässig eine Gesellschaft empfunden wird, definiert jedoch jede Generation aufs Neue. Vor dem Hintergrund der vorliegenden Untersuchung stellt sich somit die Frage, ob die junge Generation ihre eigenen Aufstiegsund Zukunftschancen positiv bewertet, oder ob sie die Gesellschaft als statisch und wenig durchlässig wahrnimmt. * Vgl. auch Einleitungskapitel, S

12 AUFSTIEGSWÜNSCHE UND AUFSTIEGSoptimismus aufstiegswünsche UND AUFSTIEGSoptimismus AUFSTIEGSWÜNSCHE UND aufstiegsoptimismus Jugendliche schätzen ihre Aufstiegschancen überwiegend positiv ein, rund jeder Fünfte hat jedoch wenig Vertrauen in die soziale Durchlässigkeit der Gesellschaft Die Erfolgschancen einer Gesellschaft, aber auch einer Generation, entscheiden sich ganz wesentlich an der Frage, wie durchlässig eine Gesellschaft ist, wieweit sie insbesondere Personen aus den unteren Sozialschichten Aufstiegschancen bietet und wieweit eine Generation selbst davon überzeugt ist, durch eigene Leistung eine Verbesserung ihrer materiellen Lage und ihrer sozialen Stellung herbeiführen zu können. In der jungen Generation werden die Aufstiegschancen überwiegend positiv eingestuft. 59 Prozent sind überzeugt, dass die Aufstiegschancen eines Arbeiterkindes bei entsprechendem Willen und Einsatz gut oder sogar sehr gut sind. 34 Prozent der unter 25-Jährigen sind hingegen skeptisch. Dabei sind die unteren sozialen Schichten deutlich skeptischer als die Oberschicht. Während 70 Prozent der jungen Erwachsenen aus der Oberschicht die Aufstiegschancen in Deutschland positiv beurteilen, überwiegt in den unteren Sozialschichten die Skepsis: Nur 40 Prozent der unteren sozialen Schichten gehen davon aus, dass ein Arbeiterkind in Deutschland gute Aufstiegschancen hat, 53 Prozent beurteilen die Chancen negativ. Gleichzeitig beurteilen junge Menschen mit Migrationshintergrund die Durchlässigkeit der deutschen Gesellschaft nur unwesentlich zurückhaltender als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Auch von ihnen ist die Mehrheit (51 Prozent) überzeugt, dass die Aufstiegschancen in Deutschland (sehr) gut sind; 41 Prozent äußern sich skeptisch. Die Einstellungen der Migranten unterscheiden sich kaum oder gar nicht von denen der jungen Menschen ohne Migrationshintergrund. Durchgängig zeigen die Ergebnisse, dass sich in der jungen Generation die Einstellungen der Migranten von denen der jungen Menschen ohne Migrationshintergrund kaum oder gar nicht unterscheiden. Der Status Migrationshintergrund besitzt weder in den spezifischen Einstellungen zu den Aufstiegschancen noch in der generellen Beurteilung beruflicher Perspektiven und in den Zukunftserwartungen eine Erklärungskraft. Als Differenzierungsmerkmal wirken sich soziale Herkunft und Schichtzugehörigkeit weit stärker aus dies gilt für junge Menschen mit Migrationshintergrund genauso wie für solche ohne Migrationshintergrund. So bewerten junge Menschen aus den oberen und mittleren sozialen Schichten die Aufstiegschancen in Deutschland überdurchschnittlich positiv, junge Menschen aus den unteren sozialen Schichten hingegen überdurchschnittlich skeptisch, und zwar unabhängig davon, ob es sich um Jugendliche und junge Erwachsene mit oder ohne Migrationshintergrund handelt. mit Migrationshintergrund AUFSTIEGSchancEN Was meinen Sie: Wie sehen die Aufstiegschancen in Deutschland aus, ich meine, wenn beispielsweise ein Arbeiterkind aufsteigen will? gar nicht gut weniger gut 15- bis 24-Jährige 5 % 29 % 52 % 7 % Gesellschaftlich-wirtschaftlicher Status 1 % 23 % hoch 60 % 10 % 4 % 26 % mittel 55 % 7 % 12 % 41 % niedrig 34 % 6 % sehr gut 8 % 33 % 42 % 9 % gut 22 23

13 AUFSTIEGSWÜNSCHE UND AUFSTIEGSoptimismus aufstiegswünsche UND AUFSTIEGSoptimismus Die überwiegend positive Einschätzung der sozialen Durchlässigkeit durch die junge Generation wird auch an anderen Stellen der vorliegenden Untersuchung sichtbar. So ist die Mehrheit der unter 25-Jährigen überzeugt, dass in Deutschland bei entsprechender Anstrengung jeder, unabhängig von seiner sozialen Herkunft, gute Aufstiegs- und Erfolgschancen hat. Insgesamt sind 58 Prozent überzeugt, dass sich der soziale Status durch Leistung verbessern lässt. Gut jeder Fünfte vertritt demgegenüber die Position, dass die sozialen Schichten in Deutschland zementiert sind und auch durch Leistung nicht verändert werden können. 73 Prozent der jungen Menschen aus den höheren sozialen Schichten und 60 Prozent aus der Mittelschicht vertreten die Auffassung, dass jeder seines Glückes Schmied ist. In diesen beiden Auffassungen wird eine Grundüberzeugung sichtbar, die das Urteil zu ganz unterschiedlichen Lebensbereichen, insbesondere aber zur Einschätzung der beruflichen Aufstiegs- und Zukunftschancen, maßgeblich beeinflusst. Für die detaillierte Analyse der Einstellungen junger Menschen wurden daher diejenigen, die überzeugt davon sind, dass sich der soziale Status durch eigene Anstrengung verbessern lässt, und diejenigen, die vom Gegenteil überzeugt sind, getrennt voneinander ausgewertet. Als Beschreibung der jeweiligen Grundhaltung wird die erste Gruppe im Folgenden als Statusoptimisten bezeichnet, die zweite Gruppe als Statusfatalisten. Es zeigt sich, dass der Statusoptimismus die Überzeugung, dass sich der soziale Status durch Leistung verändern lässt vor allem in der Ober- und Mittelschicht verbreitet ist. Während 73 Prozent der jungen Menschen aus den höheren sozialen Schichten und 60 Prozent aus der Mittelschicht die Auffassung vertreten, dass jeder seines Glückes Schmied ist und seine soziale Stellung durch Leistungverbessern kann, vertrauen darauf nur vier von zehn jungen Erwachsenen aus den einfachen sozialen Schichten. Ein gleich großer Anteil von ihnen bezweifelt hingegen, dass der eigene Status trotz großer Anstrengung verändert werden kann. Junge Menschen bewerten die soziale Durchlässigkeit deutlich positiver als die deutsche Gesamtbevölkerung. Damit bewertet die junge Generation die soziale Durchlässigkeit deutlich positiver als die deutsche Gesamtbevölkerung. In einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Frühjahr 2013 waren lediglich 38 Prozent der Bevölkerung überzeugt, dass sich der soziale Status durch Leistung positiv verändern lässt. Eine relative Mehrheit von 42 Prozent der Bürger vertritt hingegen die Position, dass die sozialen Verhältnisse zementiert sind und sich auch durch Anstrengung nicht verändern lassen.* Gleichzeitig hat die Mehrheit der jungen Generation großes Vertrauen in ihre eigene Leistungsfähigkeit. Ihrer Auffassung nach entscheiden vor allem eine gute schulische und berufliche Ausbildung, Leistungsbereitschaft, Intelligenz und Disziplin sowie eine gute Allgemeinbildung über die Erfolgs- und Zukunftschancen junger Menschen. Die große Mehrheit der jungen Generation ist somit überzeugt, dass sie ihre Zukunftschancen durch Anstrengung und Leistung positiv beeinflussen kann. 80 Prozent halten eine gute Schulbildung, 68 Prozent auch eine gute Berufsausbildung für wesentliche Einflussfaktoren für die eigenen Zukunftschancen. 77 Prozent zählen dazu auch Leistungsbereitschaft, 65 Prozent Disziplin und 57 Prozent eine gute Allgemeinbildung. Auch Durchsetzungsvermögen und die Persönlichkeitsentwicklung zählen für mehr als jeden Zweiten zu den wichtigen Voraussetzungen, um seine Zukunftschancen zu verbessern. Lediglich 19 Prozent der unter 25-Jährigen sind überzeugt, dass die Erfolgs- und Zukunftschancen heutzutage noch wesentlich vom Geschlecht abhängen. Weit geringerer Einfluss wird hingegen Faktoren beigemessen, die nur wenig oder gar nicht durch eigene Leistung verändert werden können. So sind lediglich 19 Prozent der unter 25-Jährigen überzeugt, dass die Erfolgs- und Zukunftschancen heutzutage noch wesentlich vom Geschlecht abhängen. Nur 31 Prozent zählen zu den wesentlichen Einflussfaktoren die persönliche Veranlagung, 34 Prozent die soziale und finanzielle Stellung der Eltern, 39 Prozent die Herkunft. Das Vertrauen, dass über die eigenen Zukunftschancen im Wesentlichen Faktoren entscheiden, die man selbst beeinflussen und durch Leistung verändern kann, ist unter jungen Menschen weit verbreitet. Lediglich die Statusfatalisten also jene 21 Prozent der jungen Generation, die davon überzeugt sind, dass die sozialen Schichten in Deutschland zementiert sind messen den äußeren und unbeeinflussbaren Faktoren eine überdurchschnittliche Bedeutung bei. Sie glauben weit überdurchschnittlich, dass die Herkunft, die Vermögenssituation der Eltern, das Geschlecht und die besuchte Schule über die Erfolgs- und Zukunftschancen junger Menschen entscheiden. GroSSes Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit Statusfatalismus vor allem in den unteren Schichten Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer sich heute wirklich anstrengt, der kann es auch zu etwas bringen. Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten und kommen bei den heutigen Verhältnissen nicht hoch, so sehr sie sich auch anstrengen. 58 % 73 % 60 % 40 % 49 % 21 % 11 % 18 % 39 % 29 % 15- bis 24- Sozioökonomischer Status Jährige hoch mittel niedrig Mit Migrationshintergrund Was entscheidet Ihrer Ansicht nach heutzutage vor allem über die Erfolgs- und Zukunftschancen junger Menschen? Was von der Liste würden Sie nennen? Gute Schulbildung Leistungsbereitschaft Die Intelligenz Gute Berufsausbildung Disziplin Gute Allgemeinbildung Persönliche Kontakte, dass man die richtigen Leute kennt 15- bis 24-Jährige Statusfatalisten Gutes Durchsetzungsvermögen Die Persönlichkeitsentwicklung Die Schule, auf die man geht Die Herkunft Wie wohlhabend die Eltern sind Die persönliche Veranlagung Wie früh man Interessen entwickelt, bestimmten Hobbys nachgeht Ob man ein Mann oder eine Frau ist Wie man sich in sozialen Netzwerken präsentiert 80 % 77 % 77 % 65 % 72 % 64 % 68 % 63 % 65 % 53 % 57 % 50 % 55 % 61 % 53 % 48 % 52 % 40 % 51 % 56 % 39 % 54 % 34 % 51 % 31 % 28 % 24 % 17 % 19 % 30 % 16 % 14 % ; ; * Vgl. Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage

14 AUFSTIEGSWÜNSCHE UND AUFSTIEGSoptimismus aufstiegswünsche UND AUFSTIEGSoptimismus Aufstiegsorientierung Wie wichtig ist es Ihnen, im Leben sozial aufzusteigen, also mehr zu erreichen als Ihre Eltern? sehr wichtig wichtig weniger wichtig gar nicht wichtig unentschieden 15- bis 24- Jährige Optimisten Status Fatalisten 12 % 13 % 10 % 36 % 38 % 32 % 39 % 36 % 43 % 9 % 9 % 11 % 4 % 4 % 4 % 100 % 100 % 100 % Allerdings zählt auch die Mehrheit der Statusfatalisten eine gute schulische und berufliche Bildung, Leistungsbereitschaft und Intelligenz zu den wichtigsten Einflussfaktoren für die Zukunftschancen junger Menschen. Und auch in ihrer Aufstiegsorientierung bleiben sie nur unwesentlich hinter der Mehrheit der 15- bis 24-Jährigen zurück. 48 Prozent aller 15- bis 24-Jährigen ist es wichtig oder sogar sehr wichtig, dass sich ihr sozialer Status höher entwickelt als der der eigenen Eltern, von den Statusfatalisten sind es mit 42 Prozent nur unwesentlich weniger. Die Ergebnisse zeigen, dass die Aufstiegsorientierung in der jungen Generation ganz generell nur schwach ausgeprägt ist: So findet es fast jeder Zweite der 15- bis 24-Jährigen weniger oder gar nicht wichtig, im Leben mehr zu erreichen als die eigenen Eltern, von den Statusfatalisten 54 Prozent. Statusfatalisten aus der jungen Generation unterscheiden sich von ihren Altersgenossen demnach nur unwesentlich in ihren Aufstiegswünschen und auch nur bedingt in ihrem Urteil, welche Faktoren die Zukunftschancen junger Menschen am meisten beeinflussen. Der entscheidende Unterschied ist der fehlende Glaube, tatsächlich aufsteigen zu können und den Status durch eigene Leistung verändern zu können. Nur knapp jeder Vierte aus dieser Gruppe glaubt tatsächlich daran, mehr erreichen zu können als die eigenen Eltern, von den Statusoptimisten sind es 42 Prozent. Der verhaltene Aufstiegsoptimismus der jungen Generation hat ganz wesentlich damit zu tun, dass die Elterngeneration vielfach beruflich etabliert und erfolgreich ist. Gleichzeitig vertraut die junge Generation darauf, dass ihre Anstrengungen sich auszahlen. 63 Prozent der unter 25-Jährigen sind der festen Überzeugung, dass Leistung sich in unserem Wirtschaftssystem lohnt. Ganz anders fällt hingegen das Urteil derjenigen aus, die kein Vertrauen in die soziale Durchlässigkeit der Gesellschaft haben. Nur 31 Prozent der Statusfatalisten vertrauen darauf, dass sich Leistung in Deutschland auszahlt, mehr als jeder Dritte ist vom Gegenteil überzeugt. Neben dem geringen Zutrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und dem fehlenden Aufstiegsglauben unterscheiden sich die Statusfatalisten von den -optimisten durch teilweise völlig unterschiedliche Wertvorstellungen. Statusoptimisten legen signifikant mehr Wert auf Beruf, Bildung und Gesundheit. Ihnen ist es deutlich wichtiger, im Beruf erfolgreich zu sein und einen Beruf auszuüben, der ihnen gleichermaßen Sicherheit bietet wie auch Spaß macht. Gleichzeitig legen die Statusoptimisten deutlich mehr Wert auf eine gute Gesundheit und eine vielseitige Bildung. Umgekehrt sind Statuspessimisten überdurchschnittlich freizeit- und spaßorientiert. Sie legen besonderen Wert darauf, ihren Interessen und Hobbys nachgehen zu können, Spaß am Leben zu haben und gut auszusehen. Dies gilt auch für den Wunsch, nicht so viele Rücksichten nehmen zu müssen und möglichst viel Zeit für sich selbst zu haben. Das verbindende Element zwischen Statusoptimisten und -fatalisten sind die sozialen Bindungen: Beide Gruppen legen gleichermaßen Wert auf die Familie, auf enge Freundschaften und eine harmonische Partnerschaft. Auch der Wunsch nach Kindern ist bei ihnen gleich stark vorhanden allerdings findet sich dieser Wunsch, wie bei allen unter 25-Jährigen, erst im unteren Drittel der Prioritätenliste. Statusfatalisten ohne Zutrauen in die eigene Leistung Würden Sie sagen, dass sich in unserem Wirtschaftssystem Leistung im Allgemeinen lohnt, dass man in der Regel für gute Leistungen auch belohnt wird, oder lohnt sich Leistung bei uns nicht? Leistung lohnt sich Leistung lohnt sich nicht Unentschieden, keine Angabe 15- bis 24- Jährige Optimisten Status Fatalisten 63 % 79 % 31 % 13 % 6 % 35 % 24 % 15 % 34 % 100 % 100 % 100 % Aufstiegsglaube Glauben Sie, dass Sie beruflich mehr erreichen werden als Ihre Eltern, oder haben Sie da Zweifel? 15- bis 24- Jährige Optimisten Status Fatalisten Insgesamt sind die 15- bis 24-Jährigen geteilter Meinung, wieweit es ihnen gelingen wird, den beruflichen Status der Eltern zu übertreffen: Ein Drittel ist der Überzeugung, mehr erreichen zu können als die eigenen Eltern, ein weiteres Drittel hat Zweifel daran, und ein letztes Drittel traut sich in dieser Frage kein Urteil zu. Der verhaltene Aufstiegsoptimismus der jungen Generation hat ganz wesentlich damit zu tun, dass die Elterngeneration vielfach beruflich etabliert und erfolgreich ist. Für einen Großteil der jungen Generation ist es dementsprechend nicht das Ziel, den Status der Eltern zu übertreffen, sondern den Status quo zu bewahren und ähnlich erfolgreich zu sein wie die eigenen Eltern. Wertvorstellungen von Statusoptimisten und -fatalisten Werte und Lebensziele, die Statusoptimisten und -fatalisten verbinden: Familie, Kinder Freundeskreis Glückliche Partnerschaft Werde mehr erreichen Habe Zweifel 35 % 42 % 23 % 32 % 26 % 47 % die sich stärker bei den Statusoptimisten finden: Berufsorientierung (Erfolg im Beruf, sicherer Arbeitsplatz, Spaß am Beruf) Bildungsorientierung Gesundheitsorientierung unentschieden 33 % 32 % 30 % die sich stärker bei den Statusfatalisten finden: 100 % 100 % 100 % Hedonismus und Freizeitorientierung (Spaß am Leben, Zeit für Hobbys, gutes Aussehen) 26 27

15 Pragmatischer Realismus Pragmatischer Realismus PRAGMATISCHER REALISMUS: ERWartungEN AN DAS BERUFSLEBEN SpaSS am Beruf sticht materielle Aspekte und Karrierewünsche Mit dem Übergang von der Schule ins Berufsleben ebenso wie mit der Zeit der Ausbildung und ersten beruflichen Erfahrungen sind viele Erwartungen und auch viele Hoffnungen verbunden. Dies zeigen auch die Vorstellungen der jungen Erwachsenen darüber, was ihnen an einer Arbeit und einem Arbeitsplatz besonders wichtig ist. Dieses Anforderungsprofil ist außerordentlich facettenreich und keineswegs primär an materiellen Gratifikationen ausgerichtet. Vielmehr stehen an der Spitze weiche Faktoren, die das Arbeitsklima betreffen und die Übereinstimmung des Berufs mit den eigenen Fähigkeiten und Bedürfnissen. 71 Prozent der unter 25-Jährigen wünschen sich vor allem eine Arbeit, die Spaß macht, jeder Zweite, dass die Tätigkeit kongruent ist mit den eigenen Fähigkeiten und Neigungen, und 47 Prozent, dass sie mit netten Arbeitskollegen zusammenarbeiten. Das Anforderungsprofil ist facettenreich und keineswegs primär an materiellen Gratifikationen ausgerichtet. Daneben spielen vor allem Sicherheitsaspekte eine Rolle sowie gute Erfolgs- und Zukunftschancen, aber auch die Anerkennung der eigenen Leistung sowie eine Arbeit, die persönlich voll und ganz erfüllt. 64 Prozent der unter 25-Jährigen legen ganz besonderen Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz, 43 Prozent auf einen Beruf, der Zukunft hat, und 41 Prozent darauf, dass die eigene Leistung anerkannt wird

16 Pragmatischer Realismus Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine leistungsorientierte Bezahlung gehören für gut jeden Dritten zu den besonders wichtigen Anforderungen an einen Beruf. Dass man sich in dem Beruf weiterentwickeln kann und dass die Tätigkeit abwechslungsreich ist, halten jeweils 32 Prozent der Jüngeren für ganz besonders wichtig. Erfolgsorientierte Aspekte wie gute Aufstiegsmöglichkeiten und hohes Einkommen spielen zwar auch eine Rolle, aber keine besonders herausragende: 29 Prozent wünschen sich unbedingt einen Beruf mit guten Aufstiegsmöglichkeiten, jeder Vierte einen Beruf, der ein hohes Einkommen verspricht. Auch Aspekte, die eine Minimierung der Belastungen versprechen, sind für die unter 25-Jährigen von eher nachrangiger Bedeutung. So legen nur 19 Prozent besonderen Wert auf geregelte Arbeitszeiten und wenig Überstunden und nur jeweils 16 Prozent auf möglichst wenig Stress und viele Urlaubstage. So bedeutend die digitale Welt mittlerweile im privaten Bereich ist, so wenig gehört sie nach Auffassung der meisten Jüngeren in die eigene Berufswelt. Bemerkenswert gering ist der Wunsch, im Beruf viel mit digitalen Medien zu arbeiten. So bedeutend die digitale Welt mittlerweile im privaten Bereich für die junge Generation ist, so wenig gehört sie nach Auffassung der meisten Jüngeren in die eigene Berufswelt: Lediglich sieben Prozent möchten auch beruflich unbedingt etwas mit digitalen Medien zu tun haben. Ebenfalls wenig attraktiv ist es für die junge Generation, für einen angesehenen Arbeitgeber oder auch für ein Großunternehmen zu arbeiten. Nur acht Prozent möchten unbedingt für eine große Marke arbeiten, lediglich fünf Prozent für ein großes Unternehmen. Nur ein Aspekt rangiert noch niedriger: der Wunsch, bei der Arbeit im Rampenlicht zu stehen, viel vor anderen zu präsentieren oder aufzutreten. Lediglich vier Prozent ist dies bei einer beruflichen Tätigkeit besonders wichtig. Erwartungen an die eigene Tätigkeit Es halten persönlich an einem Beruf für besonders wichtig Eine Arbeit, die mir Spaß macht Sicherer Arbeitsplatz Ein Beruf, der den eigenen Fähigkeiten und Neigungen entspricht Nette Arbeitskollegen, Mitarbeiter Ein Beruf, der Zukunft hat, Erfolg verspricht Anerkennung der eigenen Leistung Eine Arbeit, die mich ganz erfüllt Arbeit, die sich gut mit Privatleben und Familie vereinbaren lässt Bezahlung, die sich an der Leistung orientiert Abwechslungsreiche Tätigkeit Ein Beruf, in dem ich mich weiterentwickeln kann Viel Kontakt zu anderen Menschen Gute Aufstiegsmöglichkeiten Eine Arbeit, die mich herausfordert, bei der ich beweisen muss, was ich kann Hohes Einkommen Ein Beruf, bei dem es darauf ankommt, eigene Ideen zu haben Viel Teamarbeit Geregelte Arbeitszeit, wenig Überstunden Ein Beruf, bei dem man anderen helfen kann Große Entscheidungsfreiheit Seine Arbeit weitgehend selbst einteilen können Ein Beruf, bei dem man etwas Nützliches für die Allgemeinheit tun kann Wenig Stress Ein Beruf, der angesehen und geachtet ist Aufgaben, die viel Verantwortungsbewusstsein erfordern Viel Urlaub Flexible Arbeitszeiten Ein Beruf, in dem man stets mit neuester Technik arbeitet Möglichkeit, auch im Ausland zu arbeiten Möglichkeiten, andere Menschen zu führen Angesehener Arbeitgeber, große angesehene Marke Viel reisen, viel beruflich unterwegs sein Ein Beruf, in dem man viel mit digitalen Medien arbeitet Arbeit in einem Großunternehmen Eine Arbeit, bei der man viel im Rampenlicht steht, z. B. viel vor anderen präsentiert oder auftritt Pragmatischer Realismus 71 % 64 % 50 % 47 % 43 % 41 % 41 % 35 % 34 % 32 % 32 % 30 % 29 % 27 % 25 % 22 % 20 % 19 % 18 % 17 % 17 % 17 % 16 % 16 % 16 % 16 % 15 % 11 % 11 % 9 % 8 % 8 % 7 % 5 % 4 % 30 ; 31

17 Pragmatischer Realismus Pragmatischer Realismus Unterschiedliche Prioritäten Es halten persönlich an einem Beruf für besonders wichtig Nette Arbeitskollegen, Mitarbeiter Ein Beruf, der Zukunft hat, Erfolg verspricht Anerkennung der eigenen Leistung Ein Beruf, in dem ich mich stets weiterentwickeln kann Bezahlung, die sich an der Leistung orientiert Ein Beruf, der den eigenen Fähigkeiten und Neigungen entspricht Eine Arbeit, die mich ganz erfüllt Geregelte Arbeitszeit, wenig Überstunden Viel reisen, viel unterwegs sein Möglichkeit, auch im Ausland zu arbeiten Aufgaben, die viel Verantwortungsbewusstsein erfordern Ein Beruf, bei dem es darauf ankommt, eigene Ideen zu haben Eine Arbeit, die mich herausfordert, bei der ich beweisen muss, was ich kann Die beruflichen Prioritäten von Schülern, Studenten, Auszubildenden und Berufstätigen unterscheiden sich in weiten Teilen nur unwesentlich. Schüler wie auch Studenten legen überdurchschnittlich viel Wert auf einen Beruf, der Zukunft hat, den eigenen Fähigkeiten und Neigungen entspricht sowie die Möglichkeit bietet, viel zu reisen und im Ausland zu arbeiten. Schüler wie auch Studenten legen überdurchschnittlich viel Wert auf einen Beruf, der Zukunft hat und den eigenen Fähigkeiten und Neigungen entspricht. Studenten ist es zudem besonders wichtig, dass die Arbeit sie herausfordert, sie eigene Ideen verwirklichen und auch Verantwortung übernehmen können. Überdurchschnittlich viel Wert legen Studenten bei der beruflichen Arbeit auch auf eine erfüllende Tätigkeit, auf einen Beruf mit Potenzial zur Weiterentwicklung sowie eine Tätigkeit, die ihren Fähigkeiten entspricht. Während Schüler und insbesondere auch Studenten überdurchschnittlich Faktoren benennen, die die Wertigkeit der Tätigkeit und der eigenen Fähigkeiten widerspiegeln, betonen Auszubildende wie Berufstätige stärker Aspekte, die der beruflichen Praxis entspringen. Schüler Studenten Auszubildende 0Berufstätige 43 % 36 % 56 % 55 % 47 % 48 % 43 % 39 % 36 % 41 % 44 % 47 % 32 % 43 % 31 % 29 % 32 % 29 % 35 % 39 % 54 % 61 % 49 % 45 % 41 % 52 % 42 % 38 % 15 % 14 % 22 % 22 % 12 % 10 % 6 % 5 % 15 % 16 % 6 % 7 % 12 % 22 % 15 % 19 % 22 % 33 % 19 % 19 % 25 % 37 % 27 % 27 % So ist es Auszubildenden und Berufstätigen signifikant wichtiger, mit netten Arbeitskollegen zusammenzuarbeiten, dass ihre Leistung anerkannt wird und sie geregelte Arbeitszeiten haben; Berufstätigen zusätzlich, dass sich die Bezahlung an der Leistung orientiert. Auch die beruflichen Prioritäten junger Männer und Frauen unterscheiden sich weniger, als man es vermuten würde. Frauen sind im Beruf vor allem soziale und zwischenmenschliche Aspekte wichtiger, Männern hingegen materielle Gratifikationen und gute Entwicklungsmöglichkeiten. So legen Frauen überdurchschnittlich Wert auf einen Beruf, der sich gut mit Familie und Privatleben vereinbaren lässt, bei dem sie anderen Menschen helfen können und der ihnen viele Kontakte zu anderen Menschen bietet. Zudem ist ihnen überdurchschnittlich wichtig, eine Tätigkeit auszuüben, die sie persönlich erfüllt, die ihnen Spaß macht und von der die Allgemeinheit profitiert. Umgekehrt ist Männern an einer beruflichen Tätigkeit besonders wichtig, dass sie gute Zukunfts- und Aufstiegschancen bietet, ein hohes Einkommen garantiert und große Entscheidungsfreiheit gewährt. Zudem legen Männer überdurchschnittlich Wert darauf, mit der neuesten Technik und auch mit digitalen Medien zu arbeiten. So sehr sich Frauen und Männer in ihrer Berufsorientierung und ihren Erwartungen an die berufliche Tätigkeit in den letzten Jahren angenähert haben, so wenig lässt sich eine Annäherung in den Berufsentscheidungen von Männern und Frauen feststellen. Vielmehr ist sogar teilweise eine Auseinanderentwicklung der Berufswahl von Männern und Frauen zu beobachten. Dies zeigt sich auch sehr eindrucksvoll in den völlig unterschiedlichen Wunschberufen von jungen Männern und Frauen und der unterschiedlichen Attraktivität, die einzelne Branchen auf Männer und Frauen ausüben. Es ist eine Auseinanderentwicklung der Berufswahl von Männern und Frauen zu beobachten. Männer halten insbesondere technische Berufe und Wirtschaftszweige für junge Menschen, die eine Ausbildung machen wollen, für attraktiv. Die besten und vielfältigsten Möglichkeiten bieten ihrer Auffassung nach die Computerbranche, die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die Elektrotechnik und die Medienbranche. Einen besonders hohen Stellenwert genießt bei jungen Männern zudem das Handwerk. Frauen hingegen empfinden neben der Medienbranche und den Computerherstellern den gesamten medizinischen Bereich, soziale Berufe und die Touristikbranche als deutlich attraktiver als ihre männlichen Altersgenossen. Männerwünsche Frauenwünsche Es halten persönlich an einem Beruf für besonders wichtig Eine Arbeit, die mir Spaß macht 68 % 74 % Ein Beruf, der Zukunft hat, Erfolg verspricht 47 % 39 % Eine Arbeit, die mich ganz erfüllt Gute Aufstiegsmöglichkeiten Hohes Einkommen 38 % 44 % 33 % 25 % 30 % 20 % Arbeit, die sich gut mit Privatleben und Familie vereinbaren lässt 29 % 40 % Viel Kontakt zu anderen Menschen Große Entscheidungsfreiheit 23 % 37 % 20 % 14 % Ein Beruf, in dem man stets mit neuester Technik arbeitet 16 % 6 % Ein Beruf, bei dem man anderen helfen kann 12 % 24 % Ein Beruf, bei dem man etwas Nützliches für die Allgemeinheit tun kann 12 % 22 % Ein Beruf, in dem man viel mit digitalen Medien arbeitet 9 % 4 % Männer Frauen 32 33

18 Pragmatischer Realismus Pragmatischer Realismus Attraktive Branchen 15- bis 24-Jährige Männer Frauen Computerhersteller, Softwareunternehmen Automobilindustrie Medienbranche Elektrotechnik Maschinen- und Fahrzeugbau Gesundheit, medizinischer Bereich Telekommunikation Banken, Versicherungen Chemische Industrie Handwerk Sozialer Bereich Öffentlicher Dienst Pharmazeutische Industrie Touristik Metallerzeugung und -verarbeitung Handel Bauwirtschaft Nahrungs- und Genussmittelhersteller Textil und Bekleidung Gastronomie Spedition, Transport Landwirtschaft 63 % 66 % 59 % 56 % 64 % 48 % 56 % 52 % 60 % 45 % 54 % 36 % 43 % 55 % 31 % 43 % 34 % 52 % 40 % 42 % 39 % 40 % 39 % 41 % 38 % 39 % 36 % 36 % 42 % 30 % 36 % 28 % 44 % 35 % 32 % 38 % 34 % 30 % 38 % 33 % 24 % 42 % 26 % 32 % 20 % 23 % 20 % 26 % 21 % 24 % 17 % 19 % 16 % 21 % 17 % 12 % 23 % 16 % 14 % 18 % 12 % 15 % 9 % 10 % 12 % 9 % Noch eindrucksvoller werden die unterschiedlichen beruflichen Prioritäten von Männern und Frauen in ihren eigenen Berufswünschen sichtbar. Auch hier dominieren bei den jungen Männern die technischen Berufe: unter 25-jährige Männer interessieren sich vor allem für Berufe wie Kfz-Mechatroniker, Informatiker und Mediengestalter. Zudem stehen auf der Liste ihrer Wunschberufe Polizist, Anwalt, Journalist und Soldat. Junge Frauen interessieren sich am meisten für Berufe aus den Bereichen Gesundheit und Soziales. Sie wollen am liebsten Ärztin, Erzieherin oder Lehrerin werden. Auch Berufe wie medizinische Fachangestellte, Krankenschwester oder Apothekerin zählen junge Frauen weit häufiger zu ihren Wunschberufen als junge Männer. Dies gilt auch für die Berufe der Flugbegleiterin oder kaufmännische Berufe wie Bürokauffrau, Verwaltungsfachangestellte oder Buchhändlerin. Die größten Schnittmengen gibt es beim Anwaltsberuf, beim Mediendesigner und beim Journalisten: Diese Berufe stehen sowohl bei jungen Frauen wie bei Männern hoch im Kurs. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass Frauen bei der Berufswahl ein deutlich breiteres Interessenspektrum aufweisen als gleichaltrige Männer. Von den 27 vorgelegten Berufen stufen die Männer lediglich sieben als attraktiver ein, die Frauen hingegen 19. Zudem orientieren sich junge Männer wie Frauen bei ihren Berufswünschen primär am Machbaren. MännerBerufe Frauenberufe Verschiedene Berufe, die Sie attraktiv finden, die Sie interessieren würden Kfz-Mechaniker(in) bzw. Kfz-Mechatroniker(in) Polizist(in) Informatiker(in) Anwalt/Anwältin/ Jurist(in) Mediengestalter(in), -designer(in) Journalist(in) Soldat(in) Arzt/Ärztin Lehrer(in) Bankkaufmann/Bankkauffrau Schreiner(in), Tischler(in) Bürokaufmann/ Bürokauffrau Flugbegleiter(in) Koch/Köchin Chemielaborant(in) Steuerberater(in), -fachangestellte(r) Einzelhandelskaufmann/ -kauffrau Erzieher(in) Verwaltungsfachangestellte(r) Gärtner(in), Florist(in) Landwirt(in) Apotheker(in) Medizinische(r) Fachangestellte(r) Welche dieser Branchen bzw. Wirtschftszweige bieten jungen Leuten, die eine Ausbildung machen möchten, interessante und vielfältige berufliche Möglichkeiten? Krankenpfleger/Krankenschwester Bäcker(in), Konditor(in) Buchhändler(in) Friseur(in) Männer Frauen 27 % 2 % 25 % 16 % 25 % 5 % 21 % 22 % 20 % 24 % 19 % 23 % 18 % 5 % 15 % 27 % 15 % 22 % 15 % 17 % 14 % 4 % 11 % 19 % 9 % 23 % 9 % 11 % 9 % 7 % 8 % 8 % 7 % 10 % 6 % 28 % 6 % 14 % 6 % 11 % 6 % 4 % 5 % 12 % 4 % 18 % 4 % 16 % 3 % 8 % 2 % 11 % 2 % 10 % 34 35

19 Pragmatischer Realismus Pragmatischer Realismus Traumberufe Schüler blicken überwiegend optimistisch auf die Zeit nach der Schule 6 % Unentschieden, keine Angabe 44 % Nein, habe keinen 50 % Ja, habe Traumberuf Haben Sie eigentlich einen Traumberuf, etwas, das Sie am liebsten werden würden, wenn Sie es sich frei aussuchen könnten, oder haben Sie keinen Traumberuf? Es bezeichnen als ihren Traumberuf: Akademische Berufe Medizinische Berufe Technische Berufe Künstlerische, kreative Berufe Soziale Berufe Handwerk Kaufmännische Berufe Staatsdienst Selbstständigkeit, Unternehmensleitung Dienstleistungsberufe Pilot Fußballprofi 6 % 6 % 5 % 5 % 4 % 3 % 2 % 2 % 2 % 2 % 1 % 1 % Freuen Sie sich auf die Zeit nach Ihrer Schulzeit? Würden Sie sagen... sehr, ziemlich teils, teils nicht besonders, gar nicht unentschieden 58 % Schüler 62 % Es wollen nach der Schule Es haben von ihrem späteren Beruf studieren 58 % eine Ausbildung machen 75 % genaue Vorstellungen 54 % ungefähre Vorstellungen 38 % 48 % 43 % 37 % 37 % 34 % 21 % 11 % 4 % 3 % 4 % 3 % 2 % 1 % 1 % 1 % 1 % 1 % 3 % noch keine Vorstellungen Die Liste der spontan genannten Traumberufe liest sich wie eine Mischung aus Pragmatismus und Bescheidenheit. Zwar gibt jeder zweite unter 25-Jährige zu Protokoll, einen Traumberuf zu haben, aber die Liste der spontan genannten Traumberufe liest sich wie eine Mischung aus Pragmatismus und Bescheidenheit. Die drei meistgenannten Traumberufe sind Lehrer(in), Arzt/ Ärztin und Erzieher(in). Es folgen Polizist(in), Anwalt/Anwältin und Krankenschwester/-pfleger. Fasst man die Ergebnisse nach Berufsgruppen zusammen, so stehen an der Spitze akademische und medizinische Berufe, gefolgt von technischen, kreativen und sozialen Berufen. Klassische Traumberufe wie Pilot oder Fußballprofi nennt jeweils nur einer von hundert. Auch Schüler, die ja noch am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn stehen, äußern sich ähnlich pragmatischrealistisch wie die Gesamtheit der unter 25-Jährigen. Dies trübt jedoch keineswegs ihren Optimismus. Im Gegenteil: 58 Prozent der Schüler freuen sich auf die Zeit nach ihrer Schulzeit, 37 Prozent sehen dieser Zeit mit gemischten Gefühlen entgegen und lediglich vier Prozent verbinden überwiegend negative Gedanken mit dem Ende ihrer Schulzeit. Es zeigt sich an dieser Stelle, dass die Vorfreude auf den Berufsstart nur wenig von dem geplanten Weg abhängt, den ein Schüler einschlagen möchte, dass aber ein enger Zusammenhang zwischen der Vorfreude und dem Stand der beruflichen Planungen besteht. So blicken Schüler, die eine Ausbildung machen wollen, ähnlich optimistisch auf die Zeit nach der Schulzeit wie Schüler, die zu studieren beabsichtigen. Schüler, die bereits genaue Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft haben, sehen dem Ende der Schulzeit jedoch deutlich freudiger entgegen als Schüler ohne genaue Vorstellungen. Während sich drei Viertel aller Schüler mit genauen beruflichen Plänen sehr oder ziemlich auf die Zeit nach der Schule freuen, sind es von Schülern, die noch keine Vorstellungen von ihrem späteren Beruf haben, lediglich 38 Prozent. Der überwiegende Teil von ihnen (48 Prozent) sieht dieser Zeit mit gemischten Gefühlen entgegen

20 Pragmatischer Realismus Pragmatischer Realismus Erwartungen an eine betriebliche Ausbildung Fachkommentar Eine gute betriebliche Ausbildung bzw. der Lehrling sollte 15- bis 24-Jährige Schüler, die planen, eine betriebliche Ausbildung zu machen auf den nachfolgenden Berufsalltag vorbereiten im Betriebsalltag richtig mitarbeiten, nicht nur Hilfstätigkeiten übernehmen praxisnah sein einen festen Ansprechpartner im Betrieb haben, an den man sich bei Fragen und Problemen wenden kann viel Neues lernen eine angemessene Ausbildungsvergütung erhalten entwicklungsmöglichkeiten für den späteren Beruf aufgezeigt bekommen 86 % 77 % 77 % 76 % 73 % 73 % 69 % 87 % 78 % 77 % 79 % 76 % 75 % 66 % Dr. Dieter Hundt Arbeitgeberpräsident Die McDonald s Ausbildungsstudie 2013 gibt den Betrieben wichtige Hinweise, mit welchen Erwartungen die jungen Menschen heute in die duale Ausbildung starten. Dadurch können sie sich besser auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen einstellen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des steigenden Fachkräftebedarfs sind die Unternehmen mehr denn je gefordert, die duale Ausbildung für den Nachwuchs attraktiv zu gestalten. wenn sie noch so schulmüde sind. Eine duale Ausbildung sichert den jungen Menschen beste Startchancen für das Erwerbsleben. Genauso wichtig sind Schülerinnen und Schülern eigenständiges Arbeiten, Abwechslungsreichtum und eine reizvolle berufliche Tätigkeit. An dieser Stelle müssen wir noch deutlicher machen, dass die duale Ausbildung abwechslungsreich gestaltet wird und die Möglichkeit bietet, eigenständig zu arbeiten. anspruchsvoll sein, man sollte gefordert werden abwechslungsreich sein schon als Auszubildender eigenständig arbeiten dürfen feste Arbeitszeiten haben nicht zu stressig sein 68 % 68 % 60 % 47 % 31 % 60 % 77 % 66 % 56 % 37 % Die Ergebnisse der McDonald s-studie zeigen, dass sich erfreulich viele Jugendliche für eine betriebliche Ausbildung interessieren. Die Praxisnähe ist für sie ein Pluspunkt, denn sie bereitet entscheidend auf die folgende Berufstätigkeit vor. Die Vorteile einer betrieblichen Ausbildung sind einleuchtend: Schülerinnen und Schüler orientieren sich für ihre Ausbildung zuerst an der Praxis und bereiten sich so optimal auf den Berufsalltag vor. Der Lernort Betrieb ist keine künstliche Umgebung, sondern eine reale Herausforderung. Praxiserfahrung motiviert die Jugendlichen erfahrungsgemäß zum Lernen, auch Schülerinnen und Schüler zeigen sich noch sehr offen, was ihre spätere Berufswahl angeht. Schon in der Schule muss deshalb eine breit angelegte Berufsorientierung selbstverständlich werden, damit sich alle Schulabgänger innerhalb eines breiten Berufswahlspektrums angemessen orientieren und entscheiden können. Die Wirtschaft bietet hier sehr gern Kooperationen an. Zu häufig werden Ausbildungsverträge wegen falscher Erwartungen wieder gelöst. Dies ist sowohl für die jungen Menschen als auch die Betriebe belastend. Der richtige Weg, um falsche Vorstellungen zu vermeiden, liegt in einer frühen und umfassenden Berufsorientierung. Fachkommentar Rund jeder dritte Schüler möchte nach der Schulzeit eine Ausbildung machen. Dabei haben die Schüler klare Vorstellungen, was sie von einer beruflichen Ausbildung erwarten. Eine gute berufliche Ausbildung sollte nach Auffassung der Schüler, die eine betriebliche Ausbildung planen, vor allem auf den nachfolgenden Beruf vorbereiten und praxisnah sein. 87 Prozent erwarten eine gute Vorbereitung auf das spätere Berufsleben, 77 Prozent eine praxisorientierte Ausbildung. In den Aussagen der Schüler wird deutlich, dass sie eine hohe Bereitschaft mitbringen, sich zu engagieren und weiterzuentwickeln: 78 Prozent erwarten, nicht nur Hilfsarbeiten zu übernehmen, sondern richtig im Betrieb mitarbeiten zu dürfen, 77 Prozent wünschen sich eine abwechslungsreiche Ausbildung, 76 Prozent, dass sie in ihrer Ausbildung viel Neues lernen. Ein fester Ansprechpartner sowie eine angemessene Ausbildungsvergütung werden von einer qualitativ hochwertigen Ausbildung erwartet. Aber auch ein fester Ansprechpartner im Betrieb sowie eine angemessene Ausbildungsvergütung gehören zu den Erwartungen an eine qualitativ hochwertige Ausbildung in einem Betrieb. Im Vergleich mit den unter 25-Jährigen ist Schülern, die vorhaben, eine Lehre zu machen, überdurchschnittlich wichtig, dass man als Lehrling bereits viel eigenständig arbeiten darf und die Ausbildung abwechslungsreich ist. Sie legen jedoch auch größeren Wert darauf, dass es feste Arbeitszeiten gibt und dass die Ausbildung nicht zu stressig und anspruchsvoll ist. Trotz großer Leistungsbereitschaft signalisieren die Schüler durchaus, wo sie die Grenzen ihres Engagements sehen. Brigitte Ederer Mitglied des Vorstands der Siemens AG Leitung Corporate Human Resources und Arbeitsdirektorin Betreuung Europa und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) Die jungen Menschen sind anspruchsvoll im Hinblick auf Qualität, Aufgaben und Inhalte ihrer Ausbildung oder ihres dualen Studiums bei Siemens. Die Ausbildung soll zielgerichtet sein und bestmöglich auf den späteren Beruf vorbereiten. Unsere über Auszubildenden und dual Studierenden legen großen Wert auf die Zukunftsgerichtetheit ihrer Ausbildung. Neben den theoretischen Inhalten möchten sie viele unterschiedliche praktische Erfahrungen sammeln. Es besteht eine rege Nachfrage nach einer internationalen Ausrichtung der Ausbildung, mit Theorie- und Praxiseinsätzen im Ausland. Rund 30 Prozent unserer besten Azubis und dual Studierenden gehen diesen Weg. Unser innovatives Online-Assessment für potenzielle Kandidaten verdeutlicht zweierlei: Nicht immer zeigt der Kandidat/die Kandidatin mit den besten Schulnoten auch die besten Fähigkeiten für eine kaufmännische oder technische Ausbildung. Zweitens bringt der Test, den man bequem von zuhause aus machen kann, ungeahnte Fähigkeiten zum Vorschein. Ein Beispiel: Eine Bewerberin, die sich für eine kaufmännische Ausbildung interessierte, zeigte im Test starke technische Fähigkeiten. Auf ihre Testergebnisse angesprochen und für eine technische Ausbildung begeistert absolviert sie heute ebendiese Ausbildung. Diese innovativen Schritte im Auswahlverfahren geben zusätzlich Orientierung und haben die Anzahl an qualifizierten Bewerbern bei Siemens um zehn Prozent erhöht. Die Erwartungen an die Ausbildung und Wünsche an den Arbeitgeber werden heute mit Selbstbewusstsein geäußert, zum Beispiel was die Themen flexibles Arbeiten und Work-Life-Balance betrifft. Das bedeutet für uns, dass wir als attraktives Ausbildungsunternehmen stets am Puls der Lebenswelt und der Erwartungen dieser Generation bleiben. Beispiele sind flexible Arbeitszeiten, neue Bürokonzepte oder das Bereitstellen von rund Kitaplätzen

21 Pragmatischer Realismus Pragmatischer Realismus DIE SORGEN DER SCHÜLER Es machen sich manchmal Sorgen, dass Schüler Schülerinnen Regionale Unterschiede Es haben den Eindruck, dass es genügend Ausbildungsplätze in der Region gibt: sie keinen Ausbildungs- oder Studienplatz finden sie den Anforderungen in der Schule oder Ausbildung nicht gewachsen sind sie sich für den falschen Beruf entscheiden sie den Anforderungen der heutigen Berufswelt nicht gewachsen sind sie für die Ausbildung, das Studium oder einen Arbeitsplatz weit wegziehen müssen Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler 42 % 35 % 30 % 25 % 21 % 48 % 48 % 40 % 32 % 25 % bundesdeutscher Durchschnitt: 43 % Regionen-Ranking Anteil Bayern 55 % Baden-Württemberg 53 % Berlin 50 % Nord 44 % Nordrhein- Westfalen Nordwest Nord Südost Nordost Berlin Sachsen Auch wenn bei den meisten Schülern die Freude auf die Zeit nach der Schulzeit überwiegt und diese zu einem Großteil schon mit sehr konkreten Erwartungen verknüpft ist, heißt dies umgekehrt nicht, dass die Schüler ohne Sorgen in ihre berufliche Zukunft blicken. Schüler sorgen sich, keinen Ausbildungsoder Studienplatz zu finden und den Anforderungen in Schule und Ausbildung nicht gewachsen zu sein. Genügend Ausbildungsplätze? Wie ist Ihr Eindruck: Gibt es hier in der Region ganz generell genügend Ausbildungsplätze für junge Leute oder eher zu wenig Ausbildungsplätze? Nordrhein-Westfalen Sachsen Rhein/Main Nordwest Nordost Südost 40 % 40 % 37 % 36 % 35 % 20 % Rhein/Main Baden- Württemberg Bayern Am meisten sorgen sich die Schüler, keinen Ausbildungs- oder Studienplatz zu finden, den Anforderungen in Schule und Ausbildung nicht gewachsen zu sein und sich für den falschen Beruf zu entscheiden. Insbesondere die Schülerinnen machen sich Gedanken und Sorgen über ihre berufliche Zukunft. 48 Prozent der Schülerinnen machen sich Sorgen, keinen Ausbildungs- oder Studienplatz zu finden, ebenso viele, dass sie den Anforderungen in Schule und Ausbildung nicht gewachsen sein könnten. Von den männlichen Schülern machen sich diese Sorgen nur 42 bzw. 35 Prozent. Vier von zehn Schülerinnen haben zudem die Sorge, sich für den falschen Beruf zu entscheiden, von den Schülern teilen nur drei von zehn diese Befürchtung. Auch die Sorge, den Anforderungen in der heutigen Berufswelt nicht gewachsen zu sein, beschäftigt weibliche Schüler häufiger als männliche. 33 % Zu wenig Ausbildungsplätze Schüler 40 % Studenten 48 % Auszubildende 51 % Berufstätige 44 % 24 % WeiSS nicht, keine Angabe 43 % Es haben den Eindruck, dass es in der Region genügend Ausbildungsplätze gibt 15- bis 24-Jährige : 43 % Dass sich Schülerinnen und Schüler am meisten darüber Sorgen machen, dass sie keinen Ausbildungs- oder Studienplatz finden, hängt ganz wesentlich damit zusammen, dass nur eine Minderheit von ihnen den Eindruck hat, dass in der eigenen Region ausreichend Ausbildungsplätze vorhanden sind. Lediglich 40 Prozent aller Schüler und 43 Prozent der unter 25-Jährigen vermuten, dass es in der Region genügend Ausbildungsplätze für junge Leute gibt. Lediglich unter den Auszubildenden vermutet eine knappe Mehrheit, dass vor Ort ausreichend Ausbildungsplätze vorhanden sind. weniger als 37 % 37 % bis 49 % 50 % und mehr Auch die Einschätzung der unter 25-Jährigen in den verschiedenen Regionen unterscheidet sich zum Teil erheblich. Während in Bayern und Baden-Württemberg mehr als jeder Zweite den Eindruck hat, dass es in der eigenen Region keinen Mangel an Ausbildungsplätzen gibt, äußern große Teile der ostdeutschen Jugendlichen erhebliche Zweifel. In den Ländern Thüringen und Sachsen-Anhalt glaubt lediglich jeder Fünfte an eine ausreichende Zahl von Ausbildungsplätzen in der Region, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern 35 Prozent. Kaum mehr sind es jedoch im Nordwesten, in den Ländern Niedersachsen und Bremen, und im Rhein-Main-Gebiet, also in den Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Bemerkenswert positiv ist das Bild hingegen in Berlin. Hier vermutet jeder zweite unter 25-Jährige, dass in der Region ausreichend Ausbildungsplätze vorhanden sind

22 Pragmatischer Realismus Pragmatischer Realismus Mobilitätsbereitschaft im Nordosten am grössten Es wären bereit, für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz in eine andere Region zu ziehen: GroSSe Mobilitätsbereitschaft Wie ist das bei Ihnen: Wären Sie bereit, für eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz in eine andere Region zu ziehen, oder möchten Sie das vielleicht sogar, oder wären Sie nicht bereit, dafür wegzuziehen? Es wären nicht bereit Es wären bereit Es möchten sogar bundesdeutscher Durchschnitt: 56 % Regionen-Ranking Anteil Nordost 65 % Berlin 63 % Nordwest 62 % Nord 59 % Südost 58 % Baden-Württemberg 56 % Nordrhein- Westfalen Rhein/Main Nordwest Nord Nordost Berlin Südost Sachsen 15- bis 24-Jährige 26 % 56 % 6 % Beruflicher Status 18 % Schüler 62 % 6 % 11 % Studenten 66 % 10 % 31 % Auszubildende 53 % 4 % 34 % Berufstätige 50 % 3 % Eigene wirtschaftliche Lage Nordrhein-Westfalen 56 % Bayern 53 % Sachsen 52 % Rhein/Main 51 % Baden- Württemberg Bayern 25 % (sehr) gut 59 % 5 % 26 % es geht 55 % 5 % 33 % (eher) schlecht 48 % 6 % weniger als 53 % 53 % bis 60 % 60 % und mehr Nicht in allen Regionen deckt sich die Einschätzung, dass es zu wenige Ausbildungsplätze gibt, mit der Bereitschaft, für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz in eine andere Region zu ziehen. Besonders groß ist die beruflich bedingte Mobilitätsbereitschaft im Nordosten und Nordwesten der Republik. In den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Bremen und auch in Berlin sind mehr als 60 Prozent der unter 25-Jährigen bereit, für den Beruf die eigene Heimat zu verlassen. Im Südosten, wo die Sorge am größten ist, dass es keine ausreichende Zahl von Ausbildungsplätzen gibt, sind immerhin knapp 60 Prozent aller jungen Menschen bereit, für einen Ausbildungsoder Arbeitsplatz in eine andere Region zu ziehen. Vergleichsweise gering ist die Mobilitätsbereitschaft in den Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Obgleich auch hier erheblicher Zweifel besteht, dass die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze für die Zahl der Bewerber ausreicht, erklärt sich nur rund jeder Zweite bereit, für den Beruf einen Wechsel an einen weiter entfernten Wohnort in Kauf zu nehmen. Insgesamt trägt die Sorge, dass die Zahl der Ausbildungsplätze in der Region nicht ausreichen könnte, erheblich dazu bei, dass die Mobilitätsbereitschaft der jungen Generation in Deutschland ausgesprochen hoch ist. 56 Prozent der 15- bis 24-Jährigen wären bereit, für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz die eigene Region zu verlassen, lediglich rund jeder Vierte wäre dazu dezidiert nicht bereit. Besonders hoch ist die Mobilitätsbereitschaft unter Schülern und Studenten. 62 Prozent der Schüler, 66 Prozent der Studenten wären zu einem arbeits- oder ausbildungsplatzbedingten Umzug bereit. Jeder zehnte Student wünscht sich dies sogar. Auszubildende und Berufstätige sind hingegen deutlich weniger bereit, ihren derzeitigen Wohnort aus beruflichen Gründen zu verlassen. Diese Haltung erklärt sich größtenteils lebensphasenbedingt, da Auszubildende und Berufstätige weit häufiger bereits eine Familie gegründet haben oder sich einer Region verbunden fühlen. Darüber hinaus sind interessanterweise auch Personen, die ihre eigene wirtschaftliche Lage als ungenügend bezeichnen, unterdurchschnittlich bereit, die eigene Region für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu verlassen. An dieser Einstellung wird deutlich, dass ausgerechnet diejenigen, die am meisten gefordert wären, einen aktiven Beitrag zur Verbesserung ihrer eigenen Situation zu leisten, am wenigsten dazu bereit sind. Dass gerade dieser Personenkreis so wenig bereit ist, die eigene Situation zu verbessern, hängt ganz wesentlich mit dem Statusfatalismus zusammen: dem fehlenden Glauben, seine Lage durch eigenes Handeln optimieren zu können. Mit dieser Haltung beginnt jedoch für einen Teil dieser jungen Menschen ein Teufelskreis, der sie immer weiter nach unten führt. Denn dieser Personenkreis hat nicht nur weniger Zutrauen in die eigene Leistungsfähigkeit, sondern unterscheidet sich auch hinsichtlich seines Interesses an beruflichen Fragen und seines Informationsverhaltens von der Mehrheit der jungen Generation

23 Die Eltern als Rückhalt die Eltern als Rückhalt DIE ELTERN ALS RÜCKHALT UND RATGEBER DAS INFORMATIonsVERHALTEN DER JUNGEN GENERATIon Generationenkonflikt ade: Eltern sind bevorzugte Ratgeber für beruf- LICHE Laufbahn staatliche Angebote WENIG relevant Die Mehrheit der Schüler fühlt sich ausreichend über ihre beruflichen Möglichkeiten informiert. 58 Prozent aller Schüler geben zu Protokoll, dass sie über das, was sie nach ihrer Schulzeit beruflich machen können, ausreichend informiert sind. Jeder dritte Schüler fühlt sich hingegen nur unzureichend über die weiteren beruflichen Möglichkeiten informiert. Auch hier zeigt sich wieder ein enger Zusammenhang zwischen dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg und den Zukunftsplanungen junger Menschen. Schüler, die ihre eigene wirtschaftliche Lage als (sehr) gut bezeichnen, äußern signifikant häufiger, dass sie sich über ihre beruflichen Möglichkeiten gut informiert fühlen. Zwei Drittel der Schüler, die für sich persönlich eine positive wirtschaftliche Bilanz ziehen, halten sich für gut informiert über ihre berufliche Zukunft. Von denen, die ihre wirtschaftliche Lage als schlecht einstufen, sagen dies nur 41 Prozent

24 Die Eltern als Rückhalt die Eltern als Rückhalt MEHRHEIT DER SCHÜLER FÜHLT SICH ÜBER BERUFLICHE MÖGLICH- KEITEN AUSREICHEND INFORMIERT Unentschieden, keine Angabe Nicht ausreichend informiert Ausreichend informiert Fühlen Sie sich ganz grundsätzlich über das, was man nach der Schule beruflich machen kann, ausreichend informiert, oder fühlen Sie sich darüber nicht ausreichend informiert? 33 % 9 % 58 % Das subjektive Gefühl, gut informiert zu sein, resultiert im hohen Maße daraus, dass sich die große Mehrheit der Schüler aktiv um ihre berufliche Zukunft bemüht. 72 Prozent von ihnen haben sich bereits näher über die verschiedenen Ausbildungsoptionen informiert, die ihnen nach dem Ende ihrer Schulzeit zur Verfügung stehen. Die Schüler nutzen dabei als Informationsquellen vor allem ihr privates Umfeld sowie das Internet. 83 Prozent aller Schüler tauschen sich mit ihren Eltern über ihre beruflichen Möglichkeiten aus, weitere 56 mit anderen Familienangehörigen, 78 Prozent sprechen mit ihren Freunden über die Berufswahl. Während das Internet in der beruflichen Orientierungsphase von zwei Dritteln aller Schüler als Informationsquelle genutzt wird, besitzen soziale Netzwerke für die Berufsinformation eine weit untergeordnetere Bedeutung: Lediglich jeder vierte Schüler tauscht sich auch über soziale Netzwerke über seine beruflichen Optionen aus. Immerhin 56 Prozent aller Schüler haben schon ein Praktikum in einem Betrieb gemacht und können ihre eigenen Erfahrungen bei der Berufswahl nutzen. Die Erfahrungen von Leuten, die in dem gleichen Beruf arbeiten, den man selbst anstrebt, nutzen 42 Prozent der Schüler, die Informationen von Studenten und Auszubildenden 39 Prozent. Genutzte Informationsquellen Bevor man sich für eine bestimmte Ausbildung oder ein bestimmtes Studium entscheidet, informiert man sich ja in der Regel über die beruflichen Möglichkeiten, die man hat, oder berät sich mit anderen. Was haben Sie gemacht, um sich über Ihre beruflichen Möglichkeiten zu informieren oder auszutauschen? Gespräche mit meinen Eltern Gespräche mit Freunden und Bekannten Recherche im Internet 83 % 78 % 67 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler Informationsdefizite Darüber hätten gerne mehr Informationen Schüler, die für sich persönlich ein Informationsdefizit bilanzieren, wünschen sich am ehesten mehr Informationen über Berufe, die ihren Neigungen entsprechen, über ganz spezifische Ausbildungsund Studiengänge sowie mehr Informationen über das Angebot an Ausbildungswegen ganz allgemein. Am wenigsten werden Angebote genutzt, die von den Unternehmen selbst zur Verfügung gestellt werden. Lediglich gut jeder fünfte Schüler hat sich bereits direkt bei einem Unternehmen über die beruflichen Möglichkeiten informiert oder Informationstage von Unternehmen genutzt. In einem Betrieb, Unternehmen ein Praktikum gemacht Gespräche mit anderen Familienangehörigen Gespräche mit Lehrern Mich in Broschüren, Informationsmaterialien informiert 56 % 56 % 51 % 46 % Welche Berufe am besten zu meinen Fähigkeiten passen Bestimmte Berufe oder Studiengänge Welche Ausbildungswege es überhaupt gibt 21 % 20 % 18 % Rund jeder fünfte Schüler hätte gerne mehr Informationen speziell zu diesen Fragen. Darüber hinaus fehlen Schülern vor allem Auskünfte über geeignete Ansprechpartner für ihre Fragen, über Verdienstmöglichkeiten der verschiedenen Berufe sowie über die Anforderungen und Qualifikationen, die in bestimmten Berufen vorausgesetzt werden. Gespräche mit Leuten, die in diesem Beruf arbeiten bzw. gearbeitet haben Gespräche mit anderen, die die gleiche Ausbildung, das gleiche Studium machen bzw. gemacht haben Im Fernsehen etwas darüber gesehen 42 % 39 % 37 % Ansprechpartner, an die ich mich bei Fragen wenden kann 14 % Jobmessen besucht 33 % Verdienstmöglichkeiten in bestimmten Berufen 13 % In Zeitschriften, Magazinen etwas gelesen 33 % Bestimmte Ausbildungsbetriebe, bestimmte Hochschulen, die für mich in Frage kommen 13 % Mich beim Arbeitsamt beraten lassen 30 % Die Bewerbungsvoraussetzungen, die notwendigen Qualifikationen 12 % Information und Austausch über soziale Netzwerke 25 % Den Bewerbungsablauf 8 % Direkt beim Unternehmen bzw. Arbeitgeber informiert 22 % Offene Stellen 8 % Informationstage von Unternehmen besucht 22 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler Informationstage von Universitäten besucht 18 % 46 Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler; 47

25 Die Eltern als Rückhalt Hilfreiche Informationsquellen In Bezug auf die beruflichen Möglichkeiten hat besonders weitergeholfen Gespräche mit meinen Eltern In einem Betrieb, Unternehmen ein Praktikum gemacht 44 % 41 % Die Eltern sind jedoch nicht nur die meistgefragten Ratgeber in der beruflichen Findungsphase, sondern auch die wertvollsten: 44 Prozent der Schüler beschreiben die Gespräche mit den Eltern als besonders hilfreich. Daneben werden vor allem Erfahrungen aus der beruflichen Praxis sowie das Internet als besonders hilfreiche Informationsquellen genannt. 34 Prozent empfinden das Internet als nützliche Informationsquelle. 41 Prozent der Schüler ziehen nützliche Erkenntnisse aus einem Praktikum, 32 Prozent aus Gesprächen mit Leuten, die den eigenen Wunschberuf ausüben. Bei keiner anderen Informationsquelle liegen der Grad der Nutzung und der Nutzwert so eng beieinander wie bei den Informationen aus der Praxis. Hilfreiche Informationsquellen für Auszubildende und Studenten Auszubildende Studenten Recherche im Internet Gespräche mit Leuten, die in diesem Beruf arbeiten bzw. gearbeitet haben Gespräche mit Freunden und Bekannten Gespräche mit anderen, die die gleiche Ausbildung, das gleiche Studium machen bzw. gemacht haben Gespräche mit anderen Familienangehörigen 34 % 32 % 28 % 24 % 22 % Als wenig hilfreich werden hingegen Fernsehen, Zeitschriften und soziale Netzwerke eingestuft. Weniger als jeder zehnte Schüler empfindet eines dieser Medien für die berufliche Orientierung als besonders hilfreich. Auch Informationen, die direkt von Unternehmen angefordert wurden, sowie Informationstage der Unternehmen oder Universitäten werden nur von einer Minderheit der Schüler als besonders nützlich eingestuft. Auszubildende empfinden die Informationen als überdurchschnittlich hilfreich, die aus der Praxis bzw. dem Umfeld der Unternehmen stammen. In einem Betrieb, Unternehmen ein Praktikum gemacht Gespräche mit meinen Eltern Gespräche mit Leuten, die in diesem Beruf arbeiten bzw. gearbeitet haben Gespräche mit anderen, die die gleiche Ausbildung, das gleiche Studium machen bzw. gemacht haben Recherche im Internet 53 % 44 % 31 % 24 % 22 % 32 % 45 % 28 % 28 % 39 % Gespräche mit Lehrern Jobmessen besucht Mich in Broschüren, Informationsmaterialien informiert Mich beim Arbeitsamt beraten lassen Direkt beim Unternehmen bzw. Arbeitgeber informiert Informationstage von Unternehmen besucht Informationstage von Universitäten besucht 21 % 16 % 13 % 10 % 10 % 10 % 10 % Auch Auszubildende und Studenten berichten im Rückblick, dass ihnen bei der Berufswahl vor allem praktische Erfahrungen, Gespräche mit den Eltern und Informationen aus dem Internet geholfen haben. Dabei fallen ihre Urteile im Detail durchaus verschieden aus: So empfinden Auszubildende vor allem solche Informationen als überdurchschnittlich hilfreich, die aus der Praxis bzw. dem Umfeld der Unternehmen stammen, insbesondere eigene Erfahrungen aus Betriebspraktika, direkte Informationen von Unternehmen sowie Beratungen vom Arbeitsamt. Studenten hingegen empfinden Internetrecherchen, Informationstage von Universitäten, Gespräche mit Freunden sowie den Austausch über soziale Netzwerke als signifikant nützlicher. Doch auch bei den Studenten spielen soziale Netzwerke wie Facebook als Informationsquellen für die Berufswahl keine überaus wichtige Rolle: Lediglich für jeden zehnten Studenten waren soziale Netzwerke in der beruflichen Informationsphase besonders wichtig. Direkt beim Unternehmen bzw. Arbeitgeber informiert Gespräche mit Freunden und Bekannten Gespräche mit anderen Familienangehörigen Mich beim Arbeitsamt beraten lassen Gespräche mit Lehrern Jobmessen besucht Informationstage von Unternehmen besucht 22 % 20 % 17 % 16 % 11 % 8 % 8 % 6 % 29 % 13 % 7 % 15 % 11 % 8 % Im Fernsehen etwas darüber gesehen 9 % Mich in Broschüren, Informationsmaterialien informiert 7 % 16 % Information und Austausch über soziale Netzwerke 9 % Informationstage von Universitäten besucht 2 % 34 % In Zeitschriften, Magazinen etwas gelesen 7 % In Zeitschriften, Magazinen etwas dazu gelesen 2 % 4 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler Information und Austausch über soziale Netzwerke 2 % 10 % Im Fernsehen etwas darüber gesehen 2 % 3 % 48 Basis: Bundesrepublik Deutschland, Studenten, Auszubildende

26 Die Eltern als Rückhalt die Eltern als Rückhalt Für den Austausch beruflicher Informationen spielen die Netzwerke hingegen bislang kaum eine Rolle. Diese Einschätzung spiegelt die völlig unterschiedliche Bedeutung der sozialen Netzwerke für die private und berufliche Kommunikation wider. Nach wie vor werden soziale Netzwerke vor allem für den Austausch privater Inhalte genutzt. Für den Austausch beruflicher Informationen spielen die Netzwerke hingegen bislang kaum eine Rolle. Soziale Netzwerke haben in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewonnen: Mehr als 80 Prozent der unter 25-Jährigen sind Mitglied in einem sozialen Netzwerk, rund jeder Zweite davon kann sich ein Leben ohne soziale Netzwerke gar nicht mehr vorstellen, so die Ergebnisse der Allensbacher Computer- und Technik- Analyse (ACTA 2012). Dabei wird die Nutzung von dem intensiven Austausch mit Freunden und anderen Community-Mitgliedern dominiert. Dementsprechend spielen soziale Netzwerke für 48 Prozent aller 15- bis 24-Jährigen im privaten Bereich eine (sehr) große Rolle. Lediglich für 13 Prozent von ihnen sind Netzwerke wie Facebook völlig bedeutungslos. Für Schüler haben die sozialen Netzwerke im privaten Bereich tendenziell einen noch höheren Stellenwert, für Berufstätige einen vergleichsweise geringeren. Ganz anders im beruflichen Umfeld: Hier spielen soziale Netzwerke nur bei 22 Prozent eine (sehr) große Rolle, für 36 Prozent eine weniger große und für mehr als jeden Dritten gar keine Rolle. Am ehesten Bedeutung haben Facebook und XING noch für die Studenten. Immerhin fast jeder dritte Student erwartet, dass soziale Netzwerke für ihn im Berufsleben eine große Rolle spielen werden. Diejenigen, die bereits heute im Berufsleben stehen, bewerten die Bedeutung sozialer Netzwerke deutlich zurückhaltender. So spielen für 46 Prozent der Berufstätigen und 44 Prozent der Auszubildenden soziale Netzwerke im Beruf überhaupt keine Rolle. Stellenwert sozialer Netzwerke im privaten Bereich Stellenwert sozialer Netzwerke im Beruf Was würden Sie sagen: Welche Rolle spielen soziale Netzwerke wie Facebook in Ihrem Leben, für Sie privat? 14 % 34 % 18 % 37 % 10 % 36 % 13 % 35 % 13 % 28 % Welche Rolle spielen soziale Netzwerke wie Facebook oder XING in Ihrem Beruf bzw. was vermuten Sie, welche Rolle werden soziale Netzwerke spielen, wenn Sie berufstätig sind? 6 % 16 % 36 % 7 % 18 % 38 % 6 % 26 % 40 % 4 % 13 % 36 % 5 % 11 % 35 % sehr große Rolle 37 % 33 % 39 % 39 % 42 % sehr große Rolle 35 % 25 % 44 % 46 % große Rolle weniger große Rolle gar keine Rolle 13 % 2 % 10 % 2 % 13 % 2 % 11 % 2 % 16 % 1% große Rolle weniger große Rolle gar keine Rolle 7 % 12 % 24 % 4 % 3 % 4 % unentschieden, keine Angabe 15- bis 24- Jährige Schüler Studenten Auszubildende Berufstätige unentschieden, keine Angabe 15- bis 24- Jährige Schüler Studenten Auszubildende Berufstätige 50 51

27 die Eltern als Rückhalt die Eltern als Rückhalt GroSSe Unterstützung vom Elternhaus keine Angabe lieber etwas anderes einverstanden 4 % 5 % 91 % Sind Ihre Eltern alles in allem damit einverstanden, für welche Ausbildung Sie sich entschieden haben, oder hätten Ihre Eltern es lieber gesehen, wenn Sie etwas anderes gemacht hätten? 3 % 4 % 93 % GroSSer Rückhalt durch das Elternhaus Auf das Verhältnis zu den eigenen Eltern trifft zu Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem Vater Meine Eltern unterstützen mich bei all meinen beruflichen Plänen, egal wofür ich mich entscheide Meine Eltern unterstützen mich finanziell Wenn ich in beruflichen Dingen Rat brauche, wende ich mich häufig an meine Eltern Ich bin finanziell auf meine Eltern angewiesen Ich rede mit meinen Eltern nur wenig über berufliche Dinge 84 % 73 % 62 % 61 % 45 % 36 % 17 % Positiver Einfluss Es haben sich im Vorfeld ihrer Berufsentscheidung mit jemandem unterhalten, der einen Beruf ausübt bzw. ein Fach studiert, das man selbst in Betracht gezogen hatte Studenten 79 % AuszubildendE 71 % Berufstätige 70 % Es haben sich aufgrund eines solchen Gesprächs GEGEN eine bestimmte Ausbildung/ ein bestimmtes Studium entschieden Studenten Auszubildende Berufstätige 28 % 22 % 17 % FÜR eine bestimmte Ausbildung/ ein bestimmtes Studium entschieden Studenten Auszubildende Berufstätige Basis: Bundesrepublik Deutschland, Studenten, Auszubildende, Berufstätige Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage % 79 % 79 % Studenten Auszubildende Basis: Bundesrepublik Deutschland, Studenten und Auszubildende Meine Eltern schränken sich finanziell ein, um mich zu unterstützen Ich mache beruflich etwas Ähnliches bzw. das Gleiche wie mein Vater bzw. habe das vor Ich mache beruflich etwas Ähnliches bzw. das Gleiche wie meine Mutter bzw. habe das vor 14 % 11 % 8 % unterhält. Auch scheinen die wenigsten Eltern Druck auf die Berufsentscheidung ihrer Kinder auszuüben. Nur vier Prozent der unter 25-Jährigen haben sich beruflich umentschieden, weil ihre Eltern das so wollten. Keinesfalls resultiert die Harmonie zwischen Eltern und ihren Kindern aus einer Übereinstimmung der Berufswege. Nur elf Prozent schlagen beruflich den gleichen Weg ein wie ihr Vater, acht Prozent den gleichen wie die Mutter. Die Entscheidung über den zukünftigen Berufsweg wird von der Mehrheit der jungen Erwachsenen in Übereinstimmung mit den Eltern getroffen. So gering die Bedeutung sozialer Netzwerke für die berufliche Information ist, so bemerkenswert groß sind der Stellenwert und Einfluss der Eltern in der beruflichen Orientierungsphase. Durchgängig zeigen die Ergebnisse die Bedeutung, die die junge Generation der Unterstützung durch die Eltern beimisst. Das Elternhaus ist für die junge Generation der entscheidende Rückhalt: Die Eltern sind Ratgeber und Unterstützer in emotionaler wie finanzieller Hinsicht. Die Entscheidung über den zukünftigen Berufsweg wird von der überwältigenden Mehrheit der jungen Erwachsenen in großer Übereinstimmung mit den Eltern getroffen. 91 Prozent der Studenten und 93 Prozent der Auszubildenden berichten, dass ihre Eltern mit dem eingeschlagenen Ausbildungs- bzw. Berufsweg einverstanden sind. Ich wollte beruflich ursprünglich etwas anderes machen, habe mich wegen meiner Eltern aber umentschieden Meine Eltern interessieren sich kaum für das, was ich beruflich mache 4 % 4 % Das Verhältnis zu den Eltern wird von der überwältigenden Mehrheit der unter 25-Jährigen als äußerst positiv beschrieben. 84 Prozent berichten von einem guten Verhältnis zu ihrer Mutter, 73 Prozent auch von einem guten Verhältnis zu ihrem Vater. Das positive Verhältnis zu den Eltern resultiert ganz wesentlich auch daraus, dass die Eltern als Ratgeber und Rückhalt in beruflichen Dingen wahrgenommen werden. 62 Prozent der 15- bis 24-Jährigen werden bei ihren beruflichen Plänen von den Eltern unterstützt, 61 Prozent auch finanziell. Weitere 45 Prozent wenden sich häufig an die Eltern, wenn sie beruflichen Rat benötigen. Von einem dezidiert schlechten Verhältnis zu den eigenen Eltern berichten hingegen die wenigsten. Lediglich vier Prozent der jungen Erwachsenen klagen über zu wenig Interesse der Eltern an den eigenen beruflichen Plänen, weniger als jeder Fünfte gibt an, dass er sich nur selten mit den Eltern über berufliche Dinge Einen positiven Einfluss auf die Berufsentscheidung haben auch persönliche Gespräche mit Personen, die den gleichen Beruf ausüben, den man selbst in Betracht gezogen hat. Einen ausgesprochen positiven Einfluss auf die Berufsentscheidung haben jedoch nicht nur die Eltern, sondern auch persönliche Gespräche mit Personen, die den gleichen Beruf ausüben, den man selbst in Betracht gezogen hat. 79 Prozent der Auszubildenden bzw. der Berufstätigen und 76 Prozent der Studenten haben sich aufgrund eines solchen Gesprächs für einen bestimmten Ausbildungsweg entschieden. Explizit gegen eine bestimmte Ausbildung oder ein bestimmtes Studium haben sich nur 28 Prozent der Studenten sowie 22 Prozent der Auszubildenden entschieden, von den Berufstätigen sogar nur 17 Prozent. Die Ergebnisse zeigen die Bedeutung der personalen Kommunikation und der praxisnahen Informationen für die Berufsorientierung. Für welchen Berufsweg sich junge Menschen heutzutage entscheiden, hängt ganz wesentlich davon ab, in welchem privaten Umfeld sie sich bewegen und wo sie bereits praktische Erfahrungen in Unternehmen sammeln konnten

28 Der entscheidungsprozess der entscheidungsprozess DER ENTSCHEIDUNGS- PROZESS Auf Nummer sicher gehen: Wer sich für eine Ausbildung entscheidet, möchte später vor allem übernommen werden Dass sich Schüler gründlich und umfassend über ihre beruflichen Möglichkeiten informiert haben, bedeutet umgekehrt nicht, dass ihnen die Entscheidung über ihre berufliche Zukunft leichtfallen würde. Im Gegenteil: Die Mehrheit von ihnen tut sich eher schwer damit, eine Entscheidung zu fällen. Insgesamt 56 Prozent aller Schüler finden die Entscheidung, was sie beruflich werden wollen, schwer, jeder Zehnte sogar sehr schwer. Weiblichen Schülern fällt es erheblich leichter als männlichen, sich für einen Berufsweg zu entscheiden. Von den Schülern findet nur jeder Dritte die Berufsentscheidung leicht, von den Schülerinnen immerhin 42 Prozent. Deutlich leichter bewerten auch Schüler, die eine Ausbildung machen wollen, den Entscheidungsprozess: Von ihnen empfindet jeder Zweite die Berufsentscheidung als sehr leicht oder ziemlich leicht, nur 46 Prozent als schwer. Ganz anders das Empfinden der Schüler, die nach der Schulzeit studieren wollen. Hier überwiegt der Anteil der Schüler, die sich mit ihrer Entscheidung schwertun, deutlich. Insgesamt 56 Prozent aller Schüler finden die Entscheidung, was sie beruflich werden wollen, schwer. Aller Anfang ist schwer Finden Sie die Entscheidung, was Sie beruflich werden wollen, leicht oder schwer? Würden Sie sagen... Schüler Es wollen nach der Schule - 11 % 9 % 9 % 9 % 9 % 29 % 33 % 39 % 24 % 27 % sehr leicht ziemlich leicht 46 % 51 % 42 % 48 % 38 % ziemlich schwer sehr schwer 10 % 10 % 10 % 10 % männlich weiblich studieren 8 % eine Ausbildung machen Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler; 54 55

29 Der entscheidungsprozess der entscheidungsprozess Im Rückblick wirkt die Entscheidung leichter Fanden Sie die Entscheidung, was Sie beruflich werden wollen, leicht oder schwer? Würden Sie sagen... sehr leicht eher leicht eher schwer sehr schwer Auszubildende Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende; Im Rückblick wirkt vieles jedoch scheinbar leichter. Die Mehrheit von 56 Prozent aller Auszubildenden glaubt sich zu erinnern, dass ihnen die Entscheidung über ihren Berufsweg leichtgefallen sei, nur 40 Prozent erinnern sich an einen mühsamen Prozess. Wie sehr der zeitliche Abstand das Erinnerungsvermögen täuschen kann, zeigen die Beurteilungen der Auszubildenden der verschiedenen Jahrgänge. So haben nur 49 Prozent der Auszubildenden aus dem 1. Lehrjahr den Eindruck, dass ihnen die Berufsentscheidung am Ende ihrer Schulzeit leichtgefallen ist, im 2. Lehrjahr glauben bereits 56 Prozent daran, im 3. und 4. Lehrjahr sogar 62 Prozent. Besonders anfällig dafür, die Vergangenheit zu beschönigen, sind junge Männer. Während sich männliche Schüler deutlich schwerer damit tun als weibliche Schüler, eine Entscheidung über ihren Berufsweg zu fällen, ist es männlichen Auszubildenden im Rückblick leichtergefallen als weiblichen Auszubildenden. Männer Frauen 1. Lehrjahr 2. Lehrjahr 3. und 4. Lehrjahr 14 % 16 % 10 % 42 % 34 % 6 % 42 % 43 % 37 % 43 % 31 % 6 % 38 % 7 % 12 % 39 % 9 % 13 % 34 % 5 % 15 % 47 % 30 % 5 % Schülerinnen haben genauere Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. Dass Schülerinnen sich mit ihrer Berufsentscheidung leichtertun als Schüler, liegt zum Teil auch daran, dass sie genauere Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft haben. Gut jede dritte Schülerin hat bereits genaue Vorstellungen, was sie später beruflich einmal machen möchte, von den Schülern weiß dies nur jeder Vierte präzise zu benennen. Auch führt die Tatsache, dass Schülerinnen sich mehr Sorgen über ihre berufliche Zukunft machen, dazu, dass sie ihre berufliche Zukunft früher und präziser planen. Schüler sind hingegen etwas sorgloser. Dementsprechend weniger genau planen sie ihre berufliche Zukunft. Dies nimmt ihnen jedoch nicht den Optimismus und das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Insgesamt hat die weit überwiegende Mehrheit aller Schülerinnen und Schüler zumindest eine ungefähre Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft. 29 Prozent von ihnen haben bereits eine genauere Vorstellung, wie ihr Berufsweg verlaufen soll, weitere 52 Prozent zumindest vage Vorstellungen. Nur weniger als jeder Fünfte gibt zu Protokoll, noch gar keine Vorstellungen von der eigenen beruflichen Zukunft zu haben. Die Entscheidung über ihren Berufsweg fällen die meisten Schüler erst gegen Ende ihrer Schulzeit. Auch dies ist ein Indiz dafür, dass den meisten von ihnen die Entscheidung nicht eben leichtfällt. Mehr als jeder zweite Schüler entscheidet erst innerhalb des letzten Jahres vor dem Ende der Schulzeit über seine berufliche Zukunft, jeder vierte sogar erst im letzten halben Jahr. Nur zwei von zehn Schülern fassen ihre Berufspläne, bereits zwei Jahre bevor sie die Schule verlassen, für 14 Prozent steht der Berufsweg noch länger fest. Erneut zeigt sich, dass Schülerinnen ihre berufliche Zukunft minutiöser planen: 42 Prozent der weiblichen Schüler entscheiden sich zwei Jahre vor Schulende oder noch früher für einen bestimmten Berufsweg, von den männlichen Schülern nur 27 Prozent. Die weit überwiegende Mehrheit der Schüler hat zumindest ungefähre Vorstellungen Von ihrer beruflichen Zukunft Wissen Sie schon genau, was Sie später beruflich einmal machen möchten, oder wissen Sie es zwar noch nicht genau, haben aber eine ungefähre Vorstellung, oder haben Sie noch gar keine Vorstellung? genaue Vorstellung ungefähre Vorstellung Schüler > keine Vorstellung keine Angabe Schüler entscheiden sich mehrheitlich erst am Ende ihrer Schulzeit für einen Berufsweg - Schülerinnen etwas früher Es haben sich dafür entschieden, was sie später beruflich machen wollen innerhalb des letzten halben Jahres innerhalb des letzten Jahres 29 % 52 % 31 % 54 % 18 % 20 % 1 % 1 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler 25 % männlich 24 % 24 % 23 % 35 % 34 % 50 % 16 % < 0,5 % weiblich 27 % innerhalb der letzten zwei Jahre 20 % 17 % 24 % steht schon länger fest schwer zu sagen, keine Angabe 14 % 10 % 18 % 11 % 14 % 8 % Schüler > männlich weiblich Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler, die zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, was sie später beruflich machen möchten 56 57

30 Der entscheidungsprozess der entscheidungsprozess Was entscheidet: Bauch oder Kopf? Frage an Schüler, die zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, was sie später beruflich machen möchten: Manche entscheiden sich ja für den Beruf, der ihnen am besten gefällt, unabhängig davon, wie die Zukunftsaussichten in diesem Beruf sind. Andere wägen die Vor- und Nachteile verschiedener Berufe genau ab und prüfen auch die Zukunftsaussichten, bevor sie sich entscheiden. Wie war das bei Ihnen? Bei Schülern, die nach ihrer Schulzeit eine Ausbildung machen wollen, hat auch die Peergroup einen überdurchschnittlichen Einfluss auf die Berufsentscheidung. 56 Prozent von ihnen berichten, dass es Freunde gibt, die den gleichen Berufsweg einschlagen wollen, den sie selbst anstreben. Bei Schülern, die studieren wollen, sind es immerhin 47 Prozent. 41 Prozent der zukünftigen Studenten äußern jedoch auch, mit ihrer Berufsentscheidung der Einzige im Freundeskreis zu sein. Insgesamt berichtet mehr als jeder zweite Schüler, dass er sich bei seiner Berufsentscheidung auch nach dem Berufsweg seiner Freunde richtet. Freunde sind für schüler bei der Berufswahl eine wichtige orientierungshilfe Frage an Schüler, die zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, was sie später beruflich machen möchten: Gibt es Freunde von Ihnen, die beruflich den gleichen oder einen ähnlichen Berufsweg einschlagen wollen, oder sind Sie in Ihrem Freundeskreis der/die Einzige? Schüler männlich weiblich Es wollen nach der Schule Berufswahl fällt eine studieren Ausbildung leicht schwer machen Der Trend zum Studium hält an. Dabei hält der Trend zum Studium in der jungen Generation an: Gut jeder zweite Schüler möchte studieren, 32 Prozent hingegen wollen eine betriebliche Ausbildung machen. Von den Schülern, die ein Gymnasium besuchen, wissen bereits jetzt 77 Prozent, dass sie ein Studium absolvieren wollen. Acht Prozent der Gymnasiasten planen, eine Lehre zu machen, 15 Prozent sind noch unentschlossen. Es gibt keine Freunde mit gleichem oder ähnlichem Berufsweg 38 % Schüler Es wollen nach der Schule Es haben Freunde mit gleichem oder ähnlichem Berufsweg 52 % 47 % 42 % 52 % 43 % 54 % 55 % 41 % 41 % studieren 47 % 37 % eine Ausbildung machen 56 % Beruf, der am besten gefällt Vor- und Nachteile genau abgewogen 38 % 41 % 34 % 32 % 33 % 41 % 42 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler, die zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, was sie später beruflich machen möchten; Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler, die zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, was sie später beruflich machen möchten Studium oder Lehre? Mehr als ihre männlichen Kollegen folgen Schülerinnen bei der Berufswahl auch eher ihren Neigungen und Wünschen. 52 Prozent aller Schülerinnen treffen ihre Berufsentscheidung vor allem aus dem Bauch heraus, nur 34 Prozent wägen die Vor- und Nachteile verschiedener Berufe genau ab, bevor sie eine Entscheidung treffen. Männliche Schüler verhalten sich weniger eindeutig. Die Anteile der Schüler, die sich bei der Berufsentscheidung eher nach ihrem Bauch richten, und jener, die eher den Kopf entscheiden lassen, halten sich die Waage. Gleiches gilt auch für Schüler, die beabsichtigen, ein Studium zu absolvieren. Schüler hingegen, die vorhaben, eine Ausbildung zu beginnen, machen ihre Berufsentscheidung vor allem davon abhängig, welcher Beruf ihnen gut gefällt, unabhängig davon, wie die Zukunftsaussichten in diesem Beruf sind. Wissen Sie schon, welchen Berufsweg Sie einschlagen möchten: Möchten Sie eher studieren oder eine betriebliche Ausbildung machen? ( Ein Studium an einer Berufsakademie (BA) bzw. einer dualen Hochschule zählt hier auch als Studium. ) Studium 51 % Es planen nach der Schulzeit betriebliche Ausbildung 32 % Studium 77 % betriebliche Ausbildung 7 % Schüler Gymnasiasten Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler; 58 59

31 Der entscheidungsprozess der entscheidungsprozess Fachkommentar Motive für die Wahl eines Ausbildungsbetriebes Für Schüler, die eine betriebliche Ausbildung machen möchten, hängt die Wahl eines Betriebes davon ab, dass Marion Schick Personalvorstand Deutsche Telekom AG sie gute Chancen haben, nach der Ausbildung übernommen zu werden sie das Gefühl haben, dass sich dort alle gut verstehen man schon recht früh ganz selbstständig arbeiten kann 73 % 54 % 46 % Demografischer Wandel, sinkende Arbeitslosenzahlen, Fachkräftemangel und ein leergefegter Azubi-Markt für junge Menschen sieht die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt so rosig aus wie seit langem nicht mehr. Gut Ausbildungsplätze sind 2013 noch unbesetzt, für viele Unternehmen insbesondere im Mittelstand entwickele sich die Suche nach den Nachwuchskräften zum Albtraum, klagte kürzlich eine große deutsche Tageszeitung. Die Unternehmen werben mit viel Phantasie und Verlockungen um die jungen Leute: Sie veranstalten Speeddatings, twittern und organisieren Online-Spiele, geben sich cool und modern. Anscheinend ist das für die jungen Leute gar nicht so wichtig: Ein guter Internetauftritt, der ja auch auf die zeitgemäße Kommunikation eines Unternehmens schließen lässt, spielt so gut wie gar keine Rolle. Lediglich fünf Prozent der Befragten ist das wichtig. Und nur für 22 Prozent ist bedeutend, dass der Betrieb mit modernster Technik arbeitet. Das ist überraschend. Für die überwiegende Mehrheit der jungen Menschen stehen laut der McDonald s Ausbildungsstudie ganz traditionelle Werte bei der Wahl eines Ausbil- dungsbetriebes auf der Liste: der Wunsch nach Sicherheit und das Bedürfnis nach Harmonie. Sind die jungen Leute von heute etwa langweilig und scheuen das Abenteuer? Ich glaube nicht. Der Wunsch nach Sicherheit ist keine Scheu vor dem Neuen, dem Unbekannten. Die Schulabgänger scheinen mir schlicht und einfach sehr pragmatisch. Die Chance, das in der Ausbildung Erlernte in die Praxis des ausbildenden Betriebes umzusetzen, in dem man gerne arbeitet, ist verständlich. Wo kann das besser gehen? Zumal die Berufspraxis nach der Ausbildung die beste Eintrittskarte für einen Arbeitsplatzwechsel ist. Lebenslanges Lernen fängt im Berufsleben schon früh an. Es beginnt bereits in der Ausbildung und hört heute erst beim Ausscheiden aus dem Betrieb auf. Die eigene Beschäftigungsfähigkeit sichern ist heute notwendiger denn je: Tätigkeiten, die heute noch gefragt sind, gehören morgen schon zum alten Eisen. Für die Berufseinsteiger heißt das: Wer Sicherheit will, muss Neuem und Veränderungen gegenüber aufgeschlossen sein. es da einen speziellen Ausbilder gibt, der für die Lehrlinge zuständig ist der Betrieb nicht zu weit von zu Hause weg ist der Betrieb einen guten Namen hat, dass er anerkannt ist man schon als Lehrling ein möglichst hohes Gehalt hat die Eltern mit ihrer Wahl einverstanden sind dort mit modernster Technik gearbeitet wird sie da Leute kennen, die schon in diesem Betrieb arbeiten es ein kleiner, überschaubarer Betrieb ist es ein möglichst großer Betrieb ist 43 % 42 % 40 % 28 % 27 % 22 % 17 % 16 % 14 % der Betrieb soziale Verantwortung übernimmt, z. B. sich im Umweltschutz oder bei Kulturveranstaltungen engagiert 14 % Fachkommentar Freunde/Freundinnen zuraten 13 % der Betrieb einen guten Internetauftritt hat 5 % sie wegziehen müssen, dass sie von zu Hause wegkommen 5 % Brigitte Faust Basis: Bundesrepublik Deutschland, Schüler, die eine betriebliche Ausbildung machen möchten; Director Employee & Industrial Relations Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG Die Ergebnisse der McDonald s Ausbildungsstudie 2013 hinsichtlich der entscheidenden Faktoren bei der Wahl des Ausbildungsbetriebes sind für mich nicht überraschend. Unser Unternehmen setzt in den letzten Jahren verstärkt auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses, um für die Zukunft die notwendigen Fähigkeiten im Unternehmen zu haben und zwar bereits mit detaillierten Kenntnissen unseres Geschäfts. Dabei erleben wir regelmäßig, wie viele Fragen die Bewerber hinsichtlich der Möglichkeiten zur Übernahme und zur Fortführung ihrer Karriere bei uns als Ausbildungsunternehmen stellen. Die Ergebnisse der Studie bestätigen diesen Eindruck. Wir haben entsprechend reagiert und bieten heute 40 Prozent aller Auszubildenden nach erfolgreicher Prüfung eine unbefristete Übernahme und allen anderen eine zunächst auf ein Jahr befristete Übernahme. Auch der zweitwichtigste Aspekt das Gefühl, dass sich alle gut im Betrieb verstehen ist eine Stärke unseres Unternehmens. Wir tun viel dafür, unseren Auszubildenden einen umfassenden Einblick in unser Unternehmen zu geben, und ermöglichen es ihnen, auch in benachbarte Bereiche hineinzuschauen. Unsere Auszubildenden erleben und spüren dadurch, dass sie Teil der großen und erfolgreichen Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG Familie sind. Dies ist für viele ein starker Anreiz, bei unserem Unternehmen bleiben zu wollen. Insgesamt bestätigt die McDonald s Ausbildungsstudie meine gewonnenen Eindrücke, dass für die Schüler heute Konstanz und die Aussicht, in einem angenehmen und wertschätzenden Umfeld zu arbeiten, wichtiger sind als eine möglichst hohe Vergütung. Für diejenigen Schüler, die eine betriebliche Ausbildung machen wollen, sind für die Wahl des Ausbildungsbetriebes vor allem Sicherheitsaspekte, das Betriebsklima sowie die Eingebundenheit in die Arbeitsabläufe entscheidend. 73 Prozent der Schüler, die beabsichtigen, eine Betriebsausbildung zu machen, machen die Wahl ihres Ausbildungsbetriebes davon abhängig, dass sie gute Chancen haben, dort auch nach der Ausbildung übernommen zu werden, 54 Prozent, dass sie das Gefühl haben, dass sich die Mitarbeiter im Betrieb gut verstehen, und 46 Prozent, dass man auch als Auszubildender schon früh selbstständig arbeiten kann. Für viele Schüler ist es zudem für ihre Entscheidung wichtig, dass es in dem Betrieb einen für sie zuständigen Ausbilder gibt, dass der Betrieb nicht allzu weit von zu Hause entfernt liegt und dass der Betrieb einen guten Ruf hat. Materielle Aspekte spielen hingegen eine eher untergeordnete Rolle. Lediglich für 28 Prozent der Schüler, die eine betriebliche Ausbildung machen wollen, hängt die Wahl des Ausbildungsbetriebes davon ab, dass sie schon als Lehrling ein gutes Gehalt beziehen. Noch unbedeutender für ihre Wahl ist den Schülern die Größe des Betriebes: Weder die Aussicht, dass es sich um einen möglichst großen Betrieb handelt, noch, dass es sich im Gegenteil um einen möglichst kleinen, überschaubaren Betrieb handelt, spielt für sie eine entscheidende Rolle für ihre Betriebsauswahl. Noch niedriger rangieren als Auswahlkriterien ein guter Internetauftritt des Betriebes und die Aussicht, von zu Hause wegziehen zu müssen. So sehr die junge Generation bereit ist, für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz die eigene Region zu verlassen, so wenig ist dies auch ihr erklärtes Ziel

32 Der entscheidungsprozess der entscheidungsprozess Für die letztendliche Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Ausbildungsbetrieb spielt zudem eine nicht unwesentliche Rolle, wie leicht oder schwer es ist, überhaupt einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Immerhin jeder dritte Auszubildende berichtet, dass es für ihn schwer war, einen Ausbildungsplatz zu finden. Die große Mehrheit von 65 Prozent fand es hingegen eher leicht oder sogar sehr leicht, einen entsprechenden Ausbildungsplatz zu erhalten. Die Analyse zeigt, dass es Schüler mit einem höheren Schulabschluss erwartungsgemäß leichter haben, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden. 73 Prozent der Auszubildenden mit Abitur fanden es (sehr) leicht, einen Ausbildungsplatz zu finden, von Auszubildenden mit Hauptschulabschluss nur 59 Prozent. Schüler mit einem höheren Schulabschluss haben es leichter, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden. Auch Berufstätige haben mehrheitlich keine Schwierigkeiten, einen passenden Arbeitsplatz zu finden: Ebenfalls 65 Prozent der Berufstätigen unter 25 Jahren fanden es leicht, nach der Ausbildung oder dem Studium einen Arbeitsplatz zu finden, 22 Prozent sogar sehr leicht. Allerdings berichten auch von den jungen Berufstätigen 30 Prozent von Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Arbeitsplatz. Jeder dritte Auszubildende berichtet von Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden Frage an Auszubildende: War es für Sie eher leicht oder eher schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden? Frage an Berufstätige: War es für Sie eher leicht oder eher schwer, nach der Ausbildung bzw. dem Studium einen Arbeitsplatz zu finden? sehr leicht eher leicht eher schwer sehr schwer 18 % 47 % 30 % 4 % Auszubildende Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende und Berufstätige 22 % 43 % 25 % 5 % Berufstätige So schwierig es für einen Teil der jungen Menschen ist, einen geeigneten Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden oder überhaupt eine Entscheidung über den zukünftigen Berufsweg zu treffen, so sicher ist sich die Mehrheit von ihnen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Gebeten, anhand einer 11-stufigen Skala von 0 (überhaupt nicht sicher) bis 10 (völlig sicher) die Richtigkeit ihrer Berufsentscheidung einzustufen, wählen alle Befragtengruppen im Durchschnitt sehr hohe Skalenstufen. Studenten stufen die Richtigkeit ihrer Berufsentscheidung mit der Skalenstufe 8,1 im Durchschnitt am höchsten ein. 43 Prozent von ihnen wählen dabei die höchsten Skalenstufen 9 oder 10. Schüler, die zumindest eine ungefähre Vorstellung haben, was sie später beruflich machen möchten, sowie Auszubildende wählen jeweils im Durchschnitt die Skalenstufe 7,7. Von den Auszubildenden sind 36 Prozent von ihrer Entscheidung vollends überzeugt und wählen eine der beiden höchsten Stufen auf der Skala, von den Schülern vergleichsweise geringe 24 Prozent. Auch die Berufstätigen sind weit überwiegend von der Richtigkeit ihrer Berufsentscheidung überzeugt und stufen sich im Durchschnitt bei der ebenfalls sehr hohen Skalenstufe 7,3 ein. 35 Prozent von ihnen sind sich sogar völlig sicher, die richtige berufliche Entscheidung getroffen zu haben. Das gute und sichere Gefühl, sich für den richtigen Beruf entschieden zu haben, beeinflusst auch die Bewertung des gesamten beruflichen Umfelds: die Zufriedenheit mit dem Beruf, die Beurteilung der Bedingungen am Arbeitsplatz bis hin zur Einschätzung des Verhältnisses zu den Kollegen. Die richtige Entscheidung Wie sicher ist man, dass der Beruf, den man sich ausgesucht hat, der richtige ist? Studenten Auszubildende Schüler* Berufstätige 0 (überhaupt nicht sicher) bis 10 (völlig sicher) im Durchschnitt 8,1 7,7 7,7 7,3 Es stufen auf Skalenstufe 9 oder 10 (völlig sicher) ein 43 % 36 % 24 % 35 % *Schüler, die zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, was sie später beruflich machen möchten

33 erfüllte Hoffnungen Erfüllte Hoffnungen ERFÜLLTE HOFFNUNGEN: WIE AUSZUBILDENDE DEN START IN DIE ARBEITSWELT ERLEBEN Trotz grosser Zufriedenheit der AUSZUBILDENDEN nur eingeschränkte Loyalität GEGENÜBER dem Arbeitgeber Die Phase des Übergangs von der Schule ins Berufsleben ist für viele Schüler mit einer Vielzahl von Hoffnungen, Überlegungen und Gesprächen, für einen Teil von ihnen auch mit Unsicherheiten und Sorgen verknüpft. Dabei gehen nicht für jeden alle Wünsche sofort in Erfüllung. Zwar findet die große Mehrheit derjenigen, die sich für eine betriebliche Ausbildung entschieden haben, zumindest in dem Bereich einen Ausbildungsplatz, den sie sich vorgestellt hat, aber nicht jeder gleich in seinem Wunschbetrieb. 44 Prozent der Auszubildenden haben einen Platz genau in dem Betrieb erhalten, in dem sie arbeiten wollten, weitere 40 Prozent sind zumindest in dem Beruf oder Bereich tätig, den sie sich vorgestellt hatten. Jeder Zehnte macht jedoch beruflich auch etwas völlig anderes als erhofft. Dabei zeigt die genauere Analyse, dass der Anteil von Schülern mit Hauptschulabschluss, die etwas völlig anderes machen müssen als ursprünglich geplant, keinesfalls signifikant höher liegt als bei Schülern mit Realschulabschluss oder Abitur. Wunschbetrieb Würden Sie sagen, Sie sind genau in dem Betrieb bzw. Unternehmen tätig, in dem Sie arbeiten wollten, oder sind Sie zumindest in dem Beruf bzw. Bereich tätig, den Sie sich vorgestellt haben, oder machen Sie etwas ganz anderes? genau in dem Betrieb, Unternehmen in dem Beruf/Bereich tätig mache etwas ganz anderes Auszubildende 6 % 10 % 44 % 40 % keine Angabe Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende; 64 65

34 erfüllte Hoffnungen Erfüllte Hoffnungen Die Sorge, sich in dem neuen beruflichen Umfeld nicht zurechtzufinden und Eingewöhnungsschwierigkeiten zu haben, trifft für die meisten Auszubildenden jedoch nicht zu. Im Gegenteil: Die Mehrheit von ihnen empfindet den Übergang ins Berufsleben zumeist als angenehm. 58 Prozent der Auszubildenden berichten, dass ihnen der Übergang von der Schule in ihren Ausbildungsbetrieb leichtgefallen sei, lediglich 22 Prozent berichten von Schwierigkeiten. Die weit überwiegende Mehrheit der Auszubildenden ist zufrieden mit ihrem Ausbildungsplatz Die Sorge, sich in dem neuen beruflichen Umfeld nicht zurechtzufinden und Eingewöhnungsschwierigkeiten zu haben, trifft für die meisten Auszubildenden nicht zu. Die Umstellung fällt den Auszubildenden umso leichter, je mehr sich ihre beruflichen Wünsche erfüllt haben. So bewerten zwei Drittel aller Auszubildenden, die einen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschbetrieb erhalten haben, die Eingewöhnung in ihrem neuen Umfeld als leicht, von denen, die zumindest in ihrem Wunschberuf arbeiten, 52 Prozent. Auszubildende, die beruflich etwas völlig anderes machen, als sie es sich gewünscht haben, berichten auch weit häufiger von Schwierigkeiten. 41 Prozent von ihnen ist die Eingewöhnung in ihrem Betrieb eher schwergefallen, vergleichsweise geringen 43 Prozent von ihnen eher leichtgefallen. Wie zufrieden sind Sie alles in allem mit Ihrem Ausbildungsplatz? sehr zufrieden zufrieden weniger zufrieden gar nicht zufrieden 32 % 51 % 21 % 8 % 10 % 36 % 68 % 55 % 45 % 58 % 60 % 46 % 33 % 26 % 7 % 9 % 1 % 2 % 1 % 6 % 9 % 5 % 3 % x x 2 % 1 % 1 % 1 % 3 % unmöglich zu sagen, keine Angabe Es arbeiten im Es haben über Abbruch der Ausbildung Der Übergang von der Schule zum Ausbildungsbetrieb fällt den meisten Azubis eher leicht x = weniger als 0,5 % Auszubildende Es machen Wunschbetrieb Wunschberuf etwas völlig nachgedacht anderes nicht nachgedacht Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende; Wie war das eigentlich, als Sie von der Schule in den Ausbildungsbetrieb kamen. Ist Ihnen die Eingewöhnung eher schweroder eher leichtgefallen? Eher leichtgefallen Eher schwergefallen Auszubildende 58 % 22 % Wunschbetrieb Wunschberuf Mache etwas völlig anderes 68 % 16 % Es arbeiten im 52 % 24 % 43 % 41 % Noch wesentlich positiver fällt die Bilanz der Zufriedenheit mit dem Ausbildungsplatz aus. Neun von zehn Auszubildenden sind mit ihrem Ausbildungsplatz zufrieden, jeder Dritte sogar sehr zufrieden. Auch hier zeigt sich wieder ein enger Zusammenhang zwischen der Arbeit im erhofften beruflichen Umfeld und der Beurteilung der Arbeitsbedingungen. Neun von zehn Auszubildenden sind mit ihrem Ausbildungsplatz zufrieden, jeder Dritte sogar sehr zufrieden. tätig sind, äußern sich immerhin 89 Prozent (sehr) zufrieden mit ihrem Ausbildungsplatz, von denen, die beruflich etwas völlig anderes machen, nur 63 Prozent. Jeder Dritte aus dieser Gruppe ist mit seinem Ausbildungsplatz weniger oder sogar gar nicht zufrieden. Besonders zurückhaltend äußern sich Auszubildende, die schon mal über einen Abbruch ihrer Ausbildung nachgedacht haben: Von ihnen sind 42 Prozent dezidiert unzufrieden mit ihrem Betrieb, immerhin 55 Prozent jedoch auch zufrieden. Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende; 97 Prozent der Auszubildenden, die in ihrem Wunschbetrieb arbeiten, sind mit ihrem Ausbildungsplatz zufrieden, jeder Zweite sogar sehr zufrieden. Von denen, die zumindest in ihrem Wunschberuf 66 67

35 erfüllte Hoffnungen Erfüllte Hoffnungen Erwartungen erfüllt Was würden Sie sagen: Haben sich Ihre Erwartungen, die Sie an Ihren jetzigen Arbeitsplatz hatten, alles in allem erfüllt, oder wurden Sie positiv oder negativ überrascht? Als positiv haben sich für viele Auszubildende vor allem das Aufgabenspektrum sowie das Verhältnis zu den Kollegen und zu den Vorgesetzten herausgestellt. Von Auszubildenden, die von den Bedingungen an ihrem Ausbildungsplatz positiv überrascht wurden, berichten 63 Prozent, dass sie vor allem von den Aufgaben, die ihnen als Auszubildenden übertragen werden, beeindruckt sind. 60 Prozent von ihnen empfinden das Verhältnis zu den Kollegen positiver als gedacht, 53 Prozent das Verhältnis zu ihren Vorgesetzten. Positive und negative Überraschungsmomente Auszubildende in Ausbildungsbetrieben Es arbeiten im Wunschbetrieb im Wunschberuf Es machen etwas völlig anderes Positiv haben viele Auszubildende das Aufgabenspektrum sowie das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten herausgestellt. Aufgaben wurden positiv überrascht von wurden negativ überrascht von % % Die Erwartungen wurden erfüllt positiv überrascht negativ überrascht hatte keine Erwartungen keine Angabe Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende; Die große Zufriedenheit der überwältigenden Mehrheit der Auszubildenden lässt sich auch darauf zurückführen, dass ihre Erwartungen an den Ausbildungsplatz weitgehend erfüllt wurden. 59 Prozent der Auszubildenden geben zu Protokoll, dass sich die Erwartungen, die sie im Vorfeld an ihren jetzigen Arbeitsplatz hatten, auch erfüllt haben. Weitere 17 Prozent wurden sogar positiv überrascht, lediglich neun Prozent negativ. Die weitgehende Kongruenz des Erlebten mit den eigenen Erwartungen findet sich bei nahezu allen Auszubildenden wieder. Lediglich diejenigen, die einen anderen Berufsweg als geplant einschlagen mussten, äußern sich zurückhaltender. Von ihnen hatten 32 Prozent schon im Vorfeld keinerlei Erwartungen an ihren Ausbildungsplatz, 28 Prozent wurden zudem negativ überrascht, lediglich 24 Prozent sehen die eigenen Erwartungen als erfüllt an. % % % % Der kleine Kreis von Auszubildenden, die von den Bedingungen am Ausbildungsplatz negativ überrascht wurden, führt dies zum Teil auf die gleichen Ursachen zurück: 52 Prozent von ihnen zeigen sich enttäuscht von ihren Vorgesetzten, 48 Prozent auch von ihrem Aufgabenspektrum, jedoch nur 20 Prozent von ihren Kollegen. Darüber hinaus hätten sich 43 Prozent aus der Gruppe der Enttäuschten mehr Entwicklungsmöglichkeiten erhofft, 40 Prozent eine geringere Arbeitsbelastung. Der hohe Anteil an Auszubildenden, deren Erwartungen erfüllt wurden, sowie die hohe Zufriedenheit mit dem eigenen Betrieb lassen auch nur wenige von ihnen daran zweifeln, die richtige berufliche Wahl getroffen zu haben. Zwei Drittel aller Auszubildenden würden sich erneut für den gleichen Ausbildungsberuf entscheiden, lediglich 15 Prozent würden in jedem Fall eine andere Wahl treffen. Lediglich Auszubildende, die beruflich nicht den Weg einschlagen konnten, den sie sich erhofft hatten, würden sich mehrheitlich für einen anderen Ausbildungsberuf entscheiden. Die klare Mehrheit von 62 Prozent von ihnen würde, wenn sie die Möglichkeit hätte, heute eine andere Berufswahl treffen. Obgleich sich die Mehrheit von ihnen zufrieden mit dem jetzigen Ausbildungsplatz zeigt, hat nur knapp jeder Fünfte von ihnen das Gefühl, die richtige Berufswahl getroffen zu haben. Kollegen Vorgesetzten Entwicklungsmöglichkeiten Arbeitszeiten Arbeitsbelastung Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende, die an ihrem Arbeitsplatz positiv/negativ überrascht wurden Zwei von drei Azubis würden sich erneut für den gleichen Ausbildungsberuf entscheiden Würden Sie sich wieder für den gleichen Ausbildungsberuf entscheiden, oder würden Sie eine andere Wahl treffen? Andere Wahl Gleichen Ausbildungsberuf 15 % Auszubildende 66 % 59 Prozent der Auszubildenden geben an, dass sich die Erwartungen, die sie im Vorfeld an ihren jetzigen Arbeitsplatz hatten, auch erfüllt haben. Es arbeiten im - 7 % Wunschbetrieb 83 % 11 % Wunschberuf 65 % 62 % Machen etwas völlig anderes 19 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende 68 69

36 erfüllte Hoffnungen Erfüllte Hoffnungen Die Zufriedenheit der überwältigenden Mehrheit der Auszubildenden mit ihrer beruflichen Situation wird auch daran deutlich, dass nur wenige von ihnen bereits ernsthaft über einen Abbruch ihrer Ausbildung nachgedacht haben. Lediglich jeder siebente Auszubildende hat bereits ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, die Ausbildung abzubrechen, für 83 Prozent der Azubis war ein Abbruch der Ausbildung bislang nie eine ernstzunehmende Option. Für 83 Prozent der Azubis war ein Abbruch der Ausbildung bislang nie eine ernstzunehmende Option. Erneut sind es erwartungsgemäß vor allem Auszubildende, die beruflich etwas völlig anderes machen als ursprünglich geplant, die über einen Abbruch ihrer Ausbildung nachgedacht haben. 43 Prozent von ihnen haben schon mal ernsthaft mit diesem Gedanken gespielt. Wechselabsichten Haben Sie schon einmal ernsthaft darüber nachgedacht, Ihre Ausbildung abzubrechen, oder haben Sie darüber noch nicht nachgedacht? Im Wesentlichen führen Auszubildende, die über einen Abbruch ihrer Ausbildung nachgedacht haben, zwei Gründe für ihre Überlegungen an: Entweder sind sie unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber oder aber mit ihrer Berufswahl. 36 Prozent der Auszubildenden, die ernsthaft überlegt haben, ihre Ausbildung abzubrechen, fühlen sich unwohl bei ihrem jetzigen Arbeitgeber, 28 Prozent gefällt ihr Beruf nicht. Dass es Probleme in der Berufsschule gibt, ist nur für die wenigsten ein Beweggrund, über eine Beendigung der Ausbildung nachzudenken. Lediglich 16 Prozent der abbruchwilligen Azubis geben dies als Grund an. 3 % 14 % Gleichzeitig bewerten die abbruchwilligen Auszubildenden ihren eigenen Betrieb in allen Dimensionen kritischer als die übrigen Lehrlinge. Weder das Betriebsklima noch die Eingebundenheit in die betrieblichen Arbeitsprozesse noch die gebotenen Perspektiven werden auch nur annähernd so positiv bewertet wie von der Gesamtheit der Auszubildenden. Nur einer Minderheit der Abbruchwilligen macht es Spaß, in ihrem Betrieb zu arbeiten, weit unterdurchschnittlich stufen sie die Möglichkeiten ein, selbstständig zu arbeiten oder dort gut auf das Berufsleben vorbereitet zu werden. Umgekehrt werden von ihnen alle negativen Aussagen über den eigenen Betrieb überdurchschnittlich oft genannt: Sie fühlen sich häufiger ausgenutzt als die übrigen Auszubildenden, werden nach eigener Aussage seltener gelobt und empfinden die Arbeit als anstrengender und stressiger. 71 Prozent macht es Spaß, in ihrem Ausbildungsbetrieb zu arbeiten. Ganz anders das Urteil der Auszubildenden. In ihren Aussagen über den eigenen Betrieb dominieren eindeutig die positiven Reaktionen. Insbesondere die praxisnahe Arbeit und das Betriebsklima werden von ihnen lobend hervorgehoben. 73 Prozent aller Auszubildenden berichten, bereits viel im eigenen Betrieb gelernt zu haben, 71 Prozent, dass sie viel praktisch arbeiten dürfen. Ebenfalls 71 Prozent macht es Spaß, in ihrem Ausbildungsbetrieb zu arbeiten, 68 Prozent bilanzieren ein harmonisches Betriebsklima. Zwei Drittel aller Auszubildenden betonen zudem, dass sie in ihrem Betrieb gut auf das spätere Berufsleben vorbereitet werden, mehr als jeder Zweite, dass man ihnen viel zutraut und sie viel selbstständig arbeiten dürfen. Somit werden in der beruflichen Praxis viele Anforderungen der Auszubildenden, die in ihren Erwartungen sichtbar wurden, auch tatsächlich erfüllt. Insbesondere der Wunsch nach einem guten Arbeitsklima und die Hoffnung, möglichst früh selbstständig und praxisnah arbeiten zu dürfen, werden in der Realität zumeist sehr gut eingelöst. Die Ergebnisse machen jedoch auch deutlich, dass das Betriebsumfeld für viele Auszubildende ebenso wichtig ist wie der Beruf selbst. nicht darüber nachgedacht ernsthaft darüber nachgedacht Positive Aussagen über den eigenen Betrieb keine Angabe 83 % Auf den eigenen Betrieb trifft zu Auszubildende Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende; Ich habe im Betrieb schon viel gelernt Es macht Spaß, dort zu arbeiten 73 % 71 % 49 % 30 % Beweggründe für einen Abbruch der Ausbildung Ich kann auch viel praktisch arbeiten Gutes Betriebsklima 71 % 68 % 65 % 65 % 36 % Von Auszubildenden, die schon mal ernsthaft darüber nachgedacht haben, ihre Ausbildung abzubrechen, nennen als Gründe Dort werden Auszubildende gut auf das Berufsleben vorbereitet Man traut mir viel zu 58 % 39 % 36 % Ich darf viel selbstständig arbeiten 55 % 38 % fühle mich beim Arbeitgeber unwohl Beruf gefällt nicht 36 % 28 % Man bietet mir gute berufliche Perspektiven Betrieb, in dem mit neuester Technik gearbeitet wird 34 % 26 % 15 % 10 % Probleme in der Berufsschule 16 % die über einen Abbruch ihrer Ausbildung nachgedacht haben Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende, die schon ernsthaft über einen Abbruch ihrer Ausbildung nachgedacht haben; Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende; 70 71

37 erfüllte Hoffnungen Erfüllte Hoffnungen Das positive Gesamtfazit der Auszubildenden über ihren Ausbildungsbetrieb wird noch einmal dadurch unterstrichen, dass sie sich kaum negativ über ihren Betrieb äußern. Noch am ehesten monieren die Auszubildenden die Beanspruchung durch ihre Arbeit: Rund jeder Vierte empfindet die eigene Arbeit als anstrengend, ebenso viele beklagen sich über zu viele Überstunden und zu viel Stress. Lediglich vier Prozent aller Auszubildenden haben das Problem, dass sie sich bei der Arbeit öfter überfordert fühlen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sich die Auszubildenden auch überlastet fühlen. Lediglich vier Prozent aller Auszubildenden haben das Problem, dass sie sich bei der Arbeit öfter überfordert fühlen. Negative Aussagen über den eigenen Betrieb Auf den eigenen Betrieb trifft zu Die Arbeit ist ziemlich anstrengend Viel Stress Ich muss öfter Überstunden machen Ein Lob kriegt man selten Ich muss oft Dinge machen, die mit meiner Ausbildung nichts zu tun haben Als Auszubildender bzw. Berufsanfänger hat man im Betrieb nichts zu sagen Ich fühle mich manchmal ausgenutzt 26 % 24 % 24 % 19 % 18 % 18 % 15 % Immerhin knapp jeder fünfte Auszubildende bemängelt, zu wenig gelobt zu werden oder zu viele Arbeiten erledigen zu müssen, die nicht Gegenstand der Ausbildung sind, ebenso viele, dass man im Betrieb keinen Einfluss hat. Langeweile, schlechte Bezahlung, Eintönigkeit und uneingehaltene Versprechungen gehören ebenfalls nur für eine kleine Minderheit der Auszubildenden zum Arbeitsalltag. Dies gilt auch für den Vorwurf, dass der eigene Chef zu autoritär sei und zu wenig mit sich diskutieren lasse. Lediglich 14 Prozent teilen diese Aussage. Auszubildende 46 % 42 % 36 % 50 % 37 % 39 % 40 % Ohnehin fällt das Urteil der Auszubildenden über ihre Vorgesetzten alles in allem eher positiv aus, auch wenn die Erwartungen an ihre Vorgesetzten recht hoch sind. Am meisten wünschen sich Auszubildende einen gerechten und kompetenten Chef, der die Leistungen der Mitarbeiter anerkennt und sich für diese einsetzt, der darüber hinaus freundlich, verständnisvoll und motivierend ist und auch in hektischen Phasen Ruhe ausstrahlt. Diese Anforderungen werden von mindestens 80 Prozent der Auszubildenden formuliert. So erwarten 91 Prozent der Lehrlinge Anerkennung für ihre Leistungen, ebenso viele einen fairen bzw. gerechten und 88 Prozent auch einen kompetenten Vorgesetzten. Dass sich ihr Chef für die Mitarbeiter einsetzt und gut mit Leuten umgehen kann, wünschen sich jeweils 87 Prozent, einen freundlichen und höflichen Chef 86 Prozent. Dass der Vorgesetzte Ruhe auch in hektischen Momenten ausstrahlt, erwarten 84 Prozent der Auszubildenden, 81 Prozent klare und verständliche Anweisungen und jeweils 80 Prozent, dass der Vorgesetzte gut motivieren kann und für die Vorschläge der Mitarbeiter aufgeschlossen ist. Dass der Vorgesetzte seine Mitarbeiter möglichst viel selbst entscheiden lässt und seine Anordnungen immer ausführlich begründet, gehört nicht unbedingt zum gewünschten Anforderungsprofil. Nur ein Aspekt rangiert noch niedriger: der Wunsch, dass der Vorgesetzte Abstand zu seinen Mitarbeitern hält. Gerade einmal 15 Prozent wünschen sich dies von ihrem Vorgesetzten. Insgesamt lässt das Anforderungsprofil den Schluss zu, dass die Mehrheit der Auszubildenden von ihrem Vorgesetzten vor allem soziale Kompetenz und einen teamorientierten Führungsstil erwarten. 91 Prozent wünschen sich einen fairen und gerechten Chef, nur 57 Prozent attestieren dies ihrem direkten Vorgesetzten. Vergleicht man das Urteil über den direkten Vorgesetzten mit dem Anforderungsprofil, so fallen Idealvorstellungen und reale Beurteilung teilweise deutlich auseinander. Dies gilt insbesondere für den Einsatz für die Mitarbeiter, für die Aufgeschlossenheit gegenüber Vorschlägen der Mitarbeiter, für das Informationsverhalten sowie den Vorbildcharakter und den Aspekt der Fairness. Gerade der Aspekt, der den Auszubildenden am wichtigsten ist, wird besonders kritisch beurteilt: 91 Prozent wünschen sich einen fairen und gerechten Chef, nur 57 Prozent attestieren dies ihrem direkten Vorgesetzten. Schon der zweitwichtigste Aspekt fällt positiver aus: 91 Prozent wünschen sich Anerkennung der eigenen Leistung, immerhin 62 Prozent sehen diese Anforderung als erfüllt an. Am ehesten können die Vorgesetzten noch den Vorstellungen der Auszubildenden von hartem Durchgreifen und gutem Durchsetzungsvermögen entsprechen. Dies sind aber wiederum Aspekte, die im Anforderungsprofil eine eher untergeordnete Rolle spielen. Am stärksten wird der eigene Vorgesetzte hingegen mit Kompetenz in Verbindung gebracht: 77 Prozent attestieren dies ihrem direkten Vorgesetzten nur unwesentlich weniger als sich dies von einem guten Vorgesetzten wünschen. Auch Freundlichkeit, ein positiver Umgang mit anderen, die Fähigkeit, klare und verständliche Anordnungen zu geben, und ein gutes Durchsetzungsvermögen sehen jeweils zwei Drittel oder mehr der Auszubildenden als erfüllt an. Insgesamt bleibt das Realbild zwar teilweise hinter dem Idealbild zurück, dies ist aber nicht zuletzt aufgrund der sehr hohen Anforderungsprofilen nur wenig verwunderlich. Somit trägt auch das durchaus positive Bild des direkten Vorgesetzten zur Gesamtzufriedenheit der Auszubildenden bei. Mein Chef ist ziemlich autoritär, lässt nicht mit sich diskutieren Ich bekomme keine faire Bezahlung Ich langweile mich öfter, ich habe nicht genug zu tun Die Arbeit ist zu eintönig, ich muss immer das Gleiche tun Versprechungen werden oft nicht eingehalten Ich fühle mich bei der Arbeit öfter überfordert 14 % 13 % 9 % 8 % 7 % 4 % 28 % 29 % 14 % 20 % 21 % 13 % die über einen Abbruch ihrer Ausbildung nachgedacht haben Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende; 72 73

38 erfüllte Hoffnungen Vorgesetzte im Urteil der Auszubildenden Es sollte bzw. es trifft auf den Vorgesetzten zu Fair, gerecht Sollte die Leistungen seiner Mitarbeiter anerkennen Sollte kompetent sein Sollte sich für die Mitarbeiter einsetzen Sollte gut mit Leuten umgehen können 91 % 57 % 91 % 88 % 87 % 87 % 62 % 77 % 52 % 66 % Die hohe Gesamtzufriedenheit der Azubis, die sich durchgängig in den Ergebnissen zeigt, führt auch dazu, dass 54 Prozent aller Auszubildenden gerne nach Beendigung ihrer Ausbildung bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber weiterarbeiten würden. Dieser Anteil ist jedoch nur auf den ersten Blick als besonders hoch einzustufen. Schließlich ist der Wunsch, nach der Ausbildung von seinem Lehrbetrieb übernommen zu werden, für Schüler, die eine betriebliche Ausbildung machen möchten, der mit Abstand wichtigste Aspekt für die Wahl eines Ausbildungsbetriebes. 73 Prozent aller Schüler mit der Absicht, eine Lehre zu machen, wollen die Wahl ihres Ausbildungsbetriebes genau von diesem Punkt abhängig machen.* Gut jeder fünfte Auszubildende möchte auf keinen Fall auch später noch in seinem Ausbildungsbetrieb weiterarbeiten. Mehr als jeder zweite Azubi würde gerne auch nach der Ausbildung bei seinem Arbeitgeber bleiben Möchten Sie nach Ihrer Ausbildung gerne weiter bei Ihrem jetzigen Arbeitgeber arbeiten, oder ist das nicht der Fall? 21 % Erfüllte Hoffnungen Freundlich, höflich Sollte Ruhe und Übersicht behalten, auch wenn es mal hektisch wird Sollte klare, verständliche Anordnungen geben Sollte Mitarbeiter gut motivieren können 86 % 84 % 81 % 80 % 73 % 57 % 63 % 52 % Bedenkt man, dass die überwältigende Mehrheit der Auszubildenden zudem sehr zufrieden mit ihrem Betrieb ist und sich über die Bedingungen und die Atmosphäre am Arbeitsplatz überaus lobend äußert, erstaunt es ein wenig, dass immerhin gut jeder fünfte Auszubildende auf keinen Fall auch später noch in seinem Ausbildungsbetrieb weiterarbeiten möchte und weitere 25 Prozent in ihrer Entscheidung noch völlig unsicher sind. 25 % 54 % Verständnisvoll 80 % 56 % Sollte für Vorschläge der Mitarbeiter aufgeschlossen sein 80 % 49 % gerne weiter dort arbeiten weiß noch nicht, keine Angabe Sollte seine Mitarbeiter gut informieren 79 % 47 % * Vgl. dazu Grafik, S. 61. nicht der Fall Sollte ein Vorbild sein 74 % 43 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende Sollte eine klare Linie haben, konsequent sein 71 % 50 % Sollte sich gut durchsetzen können Sollte fähige Mitarbeiter fördern 68 % 66 % 65 % 39 % Fachkommentar Sollte Ziele gemeinsam mit Mitarbeitern erarbeiten 56 % 30 % Sollte regelmäßig Mitarbeitergespräche führen 56 % 43 % Brigitte Ederer Sollte auch mal hart durchgreifen können Sollte Mitarbeiter in Entscheidungen miteinbeziehen Persönliche Ausstrahlung 55 % 55 % 48 % 57 % 38 % 43 % Mitglied des Vorstands der Siemens AG Leitung Corporate Human Resources und Arbeitsdirektorin Betreuung Europa und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) Sollte jeden möglichst viel selbst entscheiden lassen Sollte die Anordnungen immer ausführlich begründen Sollte Abstand zu den Mitarbeitern halten Idealbild Realbild Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende; 30 % 28 % 15 % 23 % 23 % 19 % Eine anspruchsvolle und herausfordernde Aufgabe nach der Ausbildung ist das wichtigste Kriterium für einen Absolventen bei der Frage nach dem Verbleib im Unternehmen. Die Vergütung muss den Erwartungen entsprechen, entscheidend sind aber andere Faktoren wie kontinuierliche Lernmöglichkeiten sowie ein von Vielfalt geprägtes, offenes Arbeitsumfeld. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des sich verschärfenden Mangels an qualifizierten Fachkräften haben sowohl Bewerber als auch Absolventen einer Ausbildung bzw. eines dualen Studiums mehr Wahlmöglichkeiten zwischen potenziellen Arbeitgebern. Es gilt, sich zu differenzieren und dies authentisch zu kommunizieren. Unsere Erfahrungen zeigen, dass im Allgemeinen nicht von einer geringeren Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber gesprochen werden kann. Die Sinnhaftigkeit der Aufgabe und eine Führungskultur, die von Wertschätzung und Anerkennung geprägt ist, sind jedoch wichtige Elemente, die Bindung schaffen. Zudem streben immer mehr junge Menschen nach der Ausbildung einen Hochschulabschluss bzw. einen Masterabschluss an. Hier gilt es, als Arbeitgeber in Kontakt zu bleiben und für eine mögliche spätere Beschäftigung zu werben

39 erfüllte Hoffnungen Erfüllte Hoffnungen Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass sich Auszubildende zwar gerne die Option offenhalten würden, auch später noch für ihren jetzigen Arbeitgeber weiterarbeiten zu können, sich aber gleichermaßen nicht festlegen wollen, sondern sich zusätzliche Optionen für ihr weiteres Berufsleben vorbehalten möchten. Dies resultiert auch aus der eher schwachen Verbundenheit mit dem eigenen Betrieb. Die hohe Zufriedenheit mit dem eigenen Ausbildungsbetrieb führt keinesfalls dazu, dass sich Auszubildende besonders stark mit ihrem Arbeitgeber identifizieren. Lediglich jeder dritte Auszubildende fühlt sich seinem Ausbildungsbetrieb gegenüber sehr verbunden, weitere 43 Prozent empfinden ihre Verbundenheit als eher locker und elf Prozent negieren eine Verbundenheit mit ihrem Arbeitgeber weitgehend. Verbundenheit mit dem eigenen Betrieb Wie sehr fühlen Sie sich eigentlich Ihrem Betrieb, Ihrem Arbeitgeber verbunden? Würden Sie sagen Auszubildende Berufstätige Die hohe Zufriedenheit mit dem eigenen Ausbildungsbetrieb führt nicht dazu, dass sich Auszubildende besonders stark mit ihrem Arbeitgeber identifizieren. Die nur schwach ausgeprägte Verbundenheit mit dem eigenen Arbeitgeber findet sich jedoch nicht nur bei den Auszubildenden, sondern fast identisch auch bei den unter 25-jährigen Berufstätigen. Lediglich 36 Prozent aller Berufstätigen fühlen sich ihrem Arbeitgeber gegenüber sehr verbunden, 41 Prozent bezeichnen ihre Verbundenheit als eher schwach, weitere 13 Prozent als kaum existent. 11 % 12 % 43 % 34 % 13 % 10 % etwas verbunden sehr verbunden kaum verbunden unmöglich zu sagen, keine Angabe 36 % 41 % Trendanalysen zeigen, dass die Verbundenheit junger Berufstätiger mit ihrem Arbeitgeber in den letzten Jahren leicht rückläufig ist. So fühlten sich im Jahr 2002 noch 40 Prozent aller Berufstätigen unter 25 Jahren sehr mit ihrem Arbeitgeber verbunden, weitere 47 Prozent zumindest etwas.* Diese Entwicklung könnte ein Indiz dafür sein, dass wie dies in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch zu beobachten ist die Bindekraft auch gegenüber dem eigenen Betrieb schwächer wird. Allerdings bedeutet dieser Trend nicht, dass die Zufriedenheit der Arbeitnehmer mit den Arbeitsbedingungen rückläufig wäre. Ebenso wie die Auszubildenden zeigen sich auch Berufstätige unter 25 Jahren weit überwiegend zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz. Basis: Bundesrepublik Deutschland, Auszubildende und Berufstätige * Vgl. Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 7019 (März 2002)

40 grosse arbeitszufriedenheit grosse arbeitszufriedenheit GROSSE Arbeitszufriedenheit Junge Berufstätige fühlen sich wohl: ihre Erwartungen ans Berufsleben werden erfüllt Im Urteil junger Berufstätiger über ihren Arbeitsplatz und ihre Arbeitsbedingungen finden sich viele Parallelen zu den Auszubildenden. Die weit überwiegende Mehrheit junger Berufstätiger zeichnet ein positives Bild vom eigenen Arbeitsplatz sowie vom Verhältnis zu den Kollegen und Vorgesetzten. Ähnlich wie die Auszubildenden arbeitet auch die Mehrheit der Berufstätigen entweder in ihrem Wunschbetrieb oder zumindest in ihrem Wunschberuf. 34 Prozent der Arbeitnehmer unter 25 Jahren arbeiten exakt in dem Betrieb, in dem sie am liebsten arbeiten wollten, weitere 44 Prozent in dem Beruf bzw. Bereich, den sie sich gewünscht hatten. Allerdings arbeiten 18 Prozent der jungen Berufstätigen auch in einem gänzlich anderen Beruf, als sie es sich ursprünglich vorgestellt hatten. Die meisten Berufstätigen arbeiten im Wunschbetrieb bzw. Wunschberuf Würden Sie sagen, Sie sind genau in dem Betrieb bzw. Unternehmen tätig, in dem Sie arbeiten wollten, oder sind Sie zumindest in dem Beruf bzw. Bereich tätig, den Sie sich vorgestellt haben, oder machen Sie etwas ganz anderes? berufstätige 4 % Keine Angaben 44 % In dem Beruf/ Bereich tätig 34 % Genau in dem Betrieb, Unternehmen 18 % Mache etwas ganz anderes Basis: Bundesrepublik Deutschland, Berufstätige 78 79

41 grosse arbeitszufriedenheit grosse arbeitszufriedenheit Auch die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit ist bei den unter 25-jährigen Berufstätigen ähnlich hoch wie bei den Auszubildenden. 82 Prozent aller Berufstätigen sind mit ihrer Arbeit zufrieden, 28 Prozent sogar sehr zufrieden. Es kann nur wenig verwundern, dass auch in dieser Gruppe ein enger Zusammenhang besteht zwischen der Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit und der Arbeit im erhofften beruflichen Umfeld: 95 Prozent der Berufstätigen, die in ihrem Wunschbetrieb arbeiten, äußern sich (sehr) zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz, von denen, die zumindest in ihrem Wunschberuf gelandet sind, 88 Prozent. Arbeitnehmer jedoch, die beruflich etwas völlig anderes machen als geplant, sind auch signifikant unzufriedener mit ihrer Tätigkeit: 51 Prozent von ihnen sind mit der eigenen Arbeit weniger oder gar nicht zufrieden, nur knapp jeder Zweite äußert sich positiv. Auch diejenigen, die bereits ernsthaft über einen Berufswechsel nachgedacht haben, sind überdurchschnittlich unzufrieden mit ihrer Arbeit. Dies erklärt sich vor allem dadurch, dass sich in dieser Gruppe in hohem Maße Berufstätige wiederfinden, die nicht in ihrem ursprünglich angestrebten Beruf tätig sind. Die weit überwiegende Zufriedenheit junger Berufstätiger mit ihrer Arbeit führt auch bei ihnen dazu, dass sie die Wahl ihres Arbeitgebers nicht bereuen. 58 Prozent der unter 25-Jährigen würden sich erneut für den gleichen Arbeitsplatz entscheiden. 58 Prozent der unter 25-Jährigen würden sich erneut für den gleichen Arbeitsplatz entscheiden, nur 24 Prozent dezidiert für einen anderen. Auch hier ist es lediglich die relativ kleine Gruppe von Berufstätigen, die beruflich etwas völlig anderes macht als geplant, die ein gänzlich anderes Urteil abgibt: Zwei Drittel von ihnen würden sich vor die Wahl gestellt für einen anderen Arbeitsplatz entscheiden. Gute Wahl Würden Sie sich wieder für den gleichen Arbeitsplatz entscheiden, oder würden Sie eine andere Wahl treffen? Andere Wahl 24 % 8 % 21 % Berufstätige Es arbeiten im Wunschbetrieb Wunschberuf Gleichen Arbeitsplatz 58 % 86 % 56 % Trotz positiver Bewertung des Arbeitsplatzes hat sich ein beachtlicher Teil der jungen Berufstätigen bereits ernsthaft Gedanken darüber gemacht, den Arbeitgeber oder auch den Beruf zu wechseln. 29 Prozent von ihnen haben schon ernsthaft darüber nachgedacht, zu einem anderen Arbeitgeber zu wechseln, jeder Fünfte sogar in einen ganz anderen Beruf. Interessant scheinen derlei Wechselgedanken vor allem für Berufstätige zu sein, die sich in einer prekären finanziellen Situation befinden. 41 Prozent der Berufstätigen, die ihre eigene wirtschaftliche Lage als schlecht bezeichnen, berichten, dass sie bereits über einen Wechsel des Arbeitgebers nachgedacht haben, weitere 40 Prozent sogar über einen Berufswechsel. Damit ist der Anteil derer, die über einen Arbeitgeberwechsel nachgedacht haben, in dieser Gruppe doppelt so hoch wie bei Berufstätigen, die ihre eigene finanzielle Situation positiv bewerten. Über einen Berufswechsel haben im Vergleich sogar dreimal so viele Berufstätige in wirtschaftlich schlechter Lage nachgedacht. 64 % Machen etwas völlig anderes 16 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Berufstätige Junge Berufstätige sind weit überwiegend zufrieden mit ihrer Arbeit Jeder Zweite hat schon darüber nachgedacht, den Arbeitgeber oder den Beruf zu wechseln Wie zufrieden sind Sie alles in allem mit Ihrer Arbeit? Berufstätige Wunschbetrieb Es arbeiten im Es haben nachgedacht über Wechsel Wunschberuf Es machen etwas völlig anderes des Arbeitgebers des Berufs Nicht nachgedacht Es haben schon mal ernsthaft darüber nachgedacht, den Arbeitgeber zu wechseln Beruf zu wechseln sehr zufrieden 28 % 49 % 22 % 7 % 42 % 17 % 7 % 47 % 42 % Berufstätige (sehr) gut Eigene wirtschaftliche Lage es geht (eher) schlecht zufrieden 54 % 66 % 55 % weniger zufrieden gar nicht zufrieden 46 % 40 % 37 % 55 % unmöglich zu sagen, keine Angabe 13 % 10 % 21 % 3 % 3 % 1 % 11 % 6 % 7 % x = weniger als 0,5 % 2 % 2 % 1 % x 1 % 2 % x 2 % 1 % x 29 % 20 % 22 % 13 % 35 % 23 % 41 % 40 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Berufstätige Basis: Bundesrepublik Deutschland, Berufstätige 80 81

42 grosse arbeitszufriedenheit grosse arbeitszufriedenheit Die Ergebnisse belegen, dass es für heutige Berufsbiografien fast schon selbstverständlich ist, gelegentlich den Arbeitsplatz, teilweise sogar den Beruf zu wechseln. Dass sich junge Berufstätige wie gezeigt heutzutage weniger an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen, unterstützt diese Tendenz zusätzlich. Keinesfalls sollte daraus geschlussfolgert werden, dass junge Berufstätige ihre Erwartungen an einen idealen Arbeitsplatz in der realen Arbeitswelt zu wenig verwirklicht sehen. Die Ergebnisse deuten eher in eine andere Richtung. Die Mehrheit der jungen Berufstätigen sieht das meiste, was sie von einer beruflichen Tätigkeit erwartet, als erfüllt an. Dies gilt insbesondere für das Betriebsklima, die Möglichkeit, im Beruf soziale Kontakte zu knüpfen, den Spaßfaktor, die Herausforderungen durch die Arbeit sowie die Möglichkeit der Teamarbeit. Für heutige Berufsbiografien ist es fast schon selbstverständlich, gelegentlich den Arbeitsplatz zu wechseln. 86 Prozent derjenigen, die es für besonders wichtig halten, dass sie mit netten Arbeitskollegen zusammenarbeiten, sehen dies in ihrem Beruf als erfüllt an. 84 Prozent derjenigen, denen es wichtig ist, dass ihnen ihr Beruf viele Kontakte zu anderen Menschen verschafft, sehen dies in der realen Arbeitswelt bestätigt. 79 Prozent macht ihre Arbeit Spaß, ebenso viele beschreiben ihre Tätigkeit als herausfordernd und verbinden sie mit hohem Verantwortungsbewusstsein, 78 Prozent schätzen die viele Teamarbeit. So sehen 71 Prozent derjenigen, die sich einen Beruf wünschen, der den eigenen Fähigkeiten und Bedürfnissen entspricht, dies in ihrem Beruf als verwirklicht an, 62 Prozent, dass ihr Beruf Zukunft hat, und ebenfalls 62 Prozent, dass ihr Arbeitsplatz sicher ist. Immerhin 55 Prozent derjenigen, die es für besonders wichtig erachten, dass ihre Leistung anerkannt wird, bestätigen, dass dies auch tatsächlich auf ihre Arbeit zutrifft. Damit werden insbesondere die Erwartungsdimensionen hinsichtlich des Betriebsklimas, der Kongruenz mit den eigenen Fähigkeiten und Neigungen sowie der Erfolgsorientierung in der Realität in hohem Maße erfüllt. Materielle Aspekte sowie die Aussicht auf viel Urlaub und wenig Stress werden am wenigsten erfüllt. Am wenigsten erfüllt werden nach Auskunft der jungen Berufstätigen materielle Aspekte sowie die Aussicht auf viel Urlaub und wenig Stress. Nur 26 Prozent derjenigen, die sich viel Urlaub wünschen, haben tatsächlich die Möglichkeit, davon ausreichend Gebrauch zu machen. 27 Prozent der Berufstätigen, die gerne möglichst wenig Stress erleben möchten, empfinden ihre Arbeit auch als stressfrei, und nur 32 Prozent, die sich ein möglichst hohes Einkommen wünschen, sehen dies in der Realität als erfüllt an. Wunsch und Wirklichkeit Berufstätige, denen der jeweilige Aspekt besonders wichtig ist, sehen als erfüllt an Nette Arbeitskollegen, Mitarbeiter Viel Kontakt zu anderen Menschen Eine Arbeit, die mich herausfordert Eine Arbeit, die mir Spaß macht Aufgaben, die viel Verantwortungsbewusstsein erfordern Viel Teamarbeit Ein Beruf, bei dem man anderen helfen kann Ein Beruf, der den eigenen Fähigkeiten und Neigungen entspricht Ein Beruf, bei dem man etwas Nützliches für die Allgemeinheit tun kann Abwechslungsreiche Tätigkeit Ein Beruf, in dem ich mich stets weiterentwickeln kann Ein Beruf, in dem man viel mit digitalen Medien arbeitet Ein Beruf, bei dem es darauf ankommt, eigene Ideen zu haben Angesehener Arbeitgeber, eine große, angesehene Marke Sicherer Arbeitsplatz 86 % 84 % 79 % 79 % 79 % 78 % 76 % 71 % 70 % 70 % 67 % 67 % 66 % 65 % 62 % Vor allem die Aspekte, die jungen Berufstätigen besonders wichtig sind, weisen einen sehr hohen Erfüllungsgrad auf. Dies gilt neben dem Betriebsklima insbesondere für Sicherheitsaspekte, für die Übereinstimmung des Berufs mit den eigenen Fähigkeiten und Neigungen sowie für die Anerkennung der eigenen Leistung. Ein Beruf, der Zukunft hat, Erfolg verspricht Ein Beruf, der angesehen und geachtet ist Eine Arbeit, die mich ganz erfüllt Arbeit in einem Großunternehmen 62 % 61 % 59 % 59 % Arbeit, die sich gut mit Privatleben und Familie vereinbaren lässt 58 % Anerkennung der eigenen Leistung 55 % Ein Beruf, in dem man stets mit neuester Technik arbeitet 55 % Geregelte Arbeitszeit, wenig Überstunden 54 % Möglichkeiten, andere Menschen zu führen 52 % Eine Arbeit, bei der man viel vor anderen präsentiert oder auftritt 48 % Gute Aufstiegsmöglichkeiten 47 % Flexible Arbeitszeiten 45 % Seine Arbeit weitgehend selbst einteilen können 43 % Möglichkeit, auch im Ausland zu arbeiten 42 % Bezahlung, die sich an der Leistung orientiert 40 % Große Entscheidungsfreiheit 36 % Hohes Einkommen 32 % Viel reisen, viel unterwegs sein 29 % Wenig Stress 27 % Viel Urlaub 26 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, Berufstätige; 82 83

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