7. Das Spannungsfeld von Wissenschaft und Praxis
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- Emilia Hauer
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1 Einführung in das Studium der Management- und Wirtschaftswissenschaften WS 2013/14 7. Das Spannungsfeld von Wissenschaft und Praxis Internationales Institut für Management und ökonomische Bildung Professur für ABWL, insbes. Personal & Organisation
2 Agenda 1. Wiederholung a) Hypothesen und Theorien b) Induktivismus und Kritischer Rationalismus 2. Wissenschaft und Praxis 3. Die Ableitung praktischer Handlungs- und Gestaltungempfehlungen
3 1. Wiederholung a) Hypothesen und Theorien Hypothesen sind (begründete!) Annahmen über Zusammenhänge lassen sich als Wenn, dann -Sätze (oder auch als Je, desto -Sätze formulieren unterscheiden sich hinsichtlich Reichweite und Präzision und damit hinsichtlich ihres Informationsgehalts Theorien sind Systeme logisch miteinander verknüpfter Hypothesen, zielen auf wahre Aussagen über die Wirklichkeit, betrachten immer nur ausgewählte Aspekte der Realität, sind daher keine Gestaltungskonzepte, sondern liefern für die Praxis lediglich eine (wichtige!) Hilfestellung.
4 1. Wiederholung b) Induktivismus und Kritischer Rationalismus Kernthese des Induktivismus: Wenn eine große Anzahl von A unter einer großen Vielfalt von Bedingungen beobachtet wird, und wenn alle diese beobachteten A ohne Ausnahme die Eigenschaft b besitzen, dann besitzen alle A die Eigenschaft b. Was ist eine große Anzahl? Rückzug auf die Wahrscheinlichkeit? Aber: x/ =0! Was sind vielfältige Bedingungen? Welche sind relevant? Die Auswahl relevanter Bedingungen ist stets Ausdruck theoretischer Vorannahmen. Eine theoriefreie Beobachtung ist demnach unmöglich! Man kann nie von einer endlichen Menge an Beobachtungen auf allgemeines Gesetz schließen. Induktive Schlussfolgerungen lassen sich also nicht logisch rechtfertigen!
5 1. Wiederholung b) Induktivismus und Kritischer Rationalismus Karl Popper ( ): Kritischer Rationalismus (Falsifikationismus) Allgemeingültige Sätze (Hypothesen, Theorien) lassen sich aufgrund des Induktionsproblems nie endgültig verifizieren. Alles Wissen ist demnach immer nur vorläufig! Allerdings können Einzelaussagen die Falschheit von allgemeingültigen Sätzen (Hypothesen, Theorien) beweisen Falsifikation! Wir lernen aus unseren Fehlern: Eine Hypothese/ Theorie muss also um einen Beitrag zur Wissenschaft leisten zu können falsifizierbar sein. Wissenschaftlicher Fortschritt beruht auf dem andauernden Versuch, unsere Theorien durch kritische Prüfung als falsch zu entlarven. Erkenntnis resultiert demnach nicht aus dem Zusammentragen endgültiger Wahrheiten, sondern aus der schrittweisen Eliminierung unserer Irrtümer.
6 Aufgaben Was hat es mit dem induktivistischen Truthahn auf sich? Und warum wurde Karl Popper (angeblich) mal von Ludwig Wittgenstein mit einem Feuerhaken bedroht? Wissenschaft sucht nach allgemeingültigen Einsichten und Zusammenhängen. Wissenschaft ergreift nicht Partei, sondern ist um Objektivität bemüht. Es ist manchmal wichtig, die Dinge theoriefrei zu betrachten. 19,0 % volle Zustimmung 40,6 % volle Zustimmung 76,6 % Zustimmung
7 2. Wissenschaft und Praxis Anteil der zustimmenden Antworten Die BWL ist eine anwendungsorientierte Wissenschaft. 83,8 % Das Managementstudium sollte ein hohes Maß an Praxisorientierung aufweisen. 95,7 % Die Wirtschafts- und Managementwissenschaft sollte der Praxis Handlungsempfehlungen geben. 88,7 % Gute Theorien eignen sich gleichzeitig auch als Gestaltungskonzepte für die Praxis. 68,2 % Was die Theorie empfiehlt, lässt sich in der Praxis oftmals nicht anwenden. 62,0 %
8 2. Wissenschaft und Praxis Wer oder was ist die Praxis..? Unternehmen Non-Profit-Organisationen Kammern und Verbände Top-Management Mittleres Management Führungskräfte Gewerkschaften Betriebsräte Arbeitnehmer Arbeitslose Studierende Politik Gesellschaft Umwelt Industriestaaten Entwicklungsländer u. v. m..
9 2. Wissenschaft und Praxis Ziel Wissenschaft Erkenntnis Praxis Gestaltung Standpunkt Objektiv/Wertfrei Ziel-/Interessengeleitet Reichweite Allgemeingültig Fallspezifisch
10 3. Die Ableitung praktischer Handlungs- und Gestaltungempfehlungen Ein Beispiel Wissenschaft: Stress erhöht die Fehlerwahrscheinlichkeit Praxis: Was sollte man tun? Normative Zusatzannahme: Fehler sind unerwünscht! Stress reduzieren! (z.b. durch Arbeitsgestaltung)
11 3. Die Ableitung praktischer Handlungs- bzw. Gestaltungempfehlungen Ein Beispiel Wissenschaft: Stress erhöht die Fehlerwahrscheinlichkeit Praxis: Was sollte man tun? Normative Zusatzannahme: Fehler sind unerwünscht! Spezifische Handlungsvoraussetzungen Handlungskompetenz erhöhen? (Personalentwicklung) Stress reduzieren? (z.b. durch Arbeitsgestaltung) Stressresistenz erhöhen? (Personalauswahl)
12 3. Die Ableitung praktischer Handlungs- und Gestaltungempfehlungen Ein Beispiel Wissenschaft: Stress erhöht die Fehlerwahrscheinlichkeit Praxis: Was sollte man tun? Normative Zusatzannahme: Fehler sind erwünscht! (z. B. sportlicher Wettkampf, Verhör etc.) Stress erhöhen! (z.b. durch Zeitdruck, psychischen Druck etc.)
13 Einführung in das Studium der Management- und Wirtschaftswissenschaften WS 2013/14 7. Das Spannungsfeld von Wissenschaft und Praxis Internationales Institut für Management und ökonomische Bildung Professur für ABWL, insbes. Personal & Organisation
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