Werden Sie Alters- perte! Ein interaktives Lernprogramm Für Projektleiter, Mitarbeiter der Kommunen und engagierte Bürger jeden Alters

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1 Werden Sie Alters- perte! Ein interaktives Lernprogramm Für Projektleiter, Mitarbeiter der Kommunen und engagierte Bürger jeden Alters

2 Inhaltsverzeichnis Die Autoren... 5 Einleitung An die Kursteilnehmer: Treten Sie ein und machen sie mit! Vertiefen Sie Ihr Wissen über den demografischen Wandel! Globale Trends des demografischen Alterns Trends des demografischen Alterns: Fakten und Zahlen Wodurch wird das demografische Altern vorangetrieben? Soziale Auswirkungen des demografischen Wandels Wirtschaftliche Auswirkungen des demografischen Wandels Der demografische Wandel bietet Chancen! Die Seniorenwirtschaft Die Zivilgesellschaft Zusammenfassung Literaturnachweise Übungen Ageism verstehen, bekämpfen und überwinden! Aspekte des Ageism Stereotype und Vorurteile im Zusammenhang mit dem Alter Altersdiskriminierung Den Ageism bekämpfen und überwinden Sensibilisierung und Aufklärung Kontakt zwischen den Generationen Öffentliche Politik, Gesetzgebung und politische Interessenvertretung Zusammenfassung Literaturnachweise Übungen... 64

3 4 Ran an den Computer! Digitale Kompetenz älterer Menschen: Das Gebot der Stunde Falsche Vorstellungen und weit verbreitete Irrtümer Digitale Kompetenz im Alter als Chance Barrieren der digitalen Kompetenz und Gegenmaß- nahmen Barrieren digitaler Kompetenz Strategien und Empfehlungen für Gegenmaßnahmen Zusammenfassung Literaturnachweise Übungen Seniorentreffpunkte (Silver Hubs) Arten von Seniorentreffpunkten Gebaute Zentren Virtuelle Zentren Dynamische Zentren Seniorentreffpunkte: Kritische Erfolgsfaktoren Planung eines Seniorentreffpunkts Leiten und Betreiben eines Seniorentreffpunkts Zusammenfassung Übungen Seniorenintegration Beispiele für Strategien zur Integration von Senioren Generationenübergreifende Mentoring-Projekte Unterstützung für Pflegende Soziale Integration durch die Bekämpfung von Armut Typische Probleme und Lösungsansätze Mobilisierungskampagnen: Betonen Sie die persönlichen Vorteile des aktiven Engagements!

4 6.2.2 Das Engagement mithilfe eines Anti-Stress-Trainings aufrechterhalten! Achtung, Anerkennung und Wertschätzung zeigen! Zusammenfassung Literaturnachweise Übungen Die Seniorenwirtschaft Strategien zur Förderung der Seniorenwirtschaft: Beispiele Sensibilisierung und Schulung von Handwerkern Unternehmensgründungen von Senioren Partnerschaft zwischen Institutionen verschiedener Ebenen Typische Probleme und Lösungsansätze Faktoren auf der Mikro- und Makroebene Zusammenfassung Übungen Schlussbemerkungen Begriffserklärungen

5 Die Autoren Prof. Dr. Stefan Stürmer Inhaber des Lehrstuhls für Sozialpsychologie an der FernUniversität in Hagen Prof. Dr. Ingrid Josephs Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologie des Erwachsenenalters an der FernUniversität in Hagen Prof. Dr. Michael Klebl Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik an der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr 5

6 Einleitung Dieses interaktive Lernprogramm wurde im Rahmen des Projekts CIB - CI- TIES IN BALANCE. ACTIVE CITIES FOR ALL AGES (Städte im Gleichgewicht. Aktive Städte für jedes Alter) entwickelt, einem europäischen Projekt für regionale Entwicklung, woran zehn nordwesteuropäische Partnerstädte aus vier verschiedenen Ländern teilgenommen haben, und zwar die Städte Hagen (D), Brügge (B), Edinburgh (GB), Genk (B), Kaiserslautern (D), Leeds (GB), Leverkusen (D), Southampton (GB), Stockport (GB) und Vlaardingen (NL). Die FernUniversität in Hagen übernahm die wissenschaftliche Leitung des Projekts. Gefördert wurde es mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen des INTERREG IVB- Programms für Nordwesteuropa. Der demografische Wandel wurde über einen längeren Zeitraum hauptsächlich als Bedrohung für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft wahrgenommen. Neuerdings findet jedoch ein Perspektivwechsel statt es stehen nicht mehr nur die negativen Auswirkungen im Vordergrund, sondern zunehmend auch die damit verbundenen neuen Chancen und Potenziale. Beispielsweise besinnen sich Politik und Wirtschaft in Europa immer mehr darauf, dass ältere Menschen schon jetzt (und zukünftig noch mehr) einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellen, ein Gedanke, der oftmals unter dem Stichwort Silberwirtschaft oder Seniorenwirtschaft diskutiert wird. Außerdem dringen die Potenziale des sozialen und demografischen Wandels für die Zivilgesellschaft immer mehr ins öffentliche Bewusstsein (z.b. durch ehrenamtliches Engagement im Alter). Ein Hauptziel des CIB-Projekts war es, innovative Strategien für den Umgang mit den Herausforderungen und Chancen zu definieren und zu erproben, die sich aus dem demografischen Altern für Städte und Gemeinden ergeben. Insbesondere zielte das CIB-Projekt darauf ab, innovative Strategien zu entwickeln bzw. zu optimieren, um o ältere Menschen zu aktivieren; o sie sozial, finanziell und digital zu integrieren; 6

7 o den sozialen Zusammenhalt und ein Umfeld mit ausgewogener Altersstruktur zu fördern; o verstärkt neue wirtschaftliche Chancen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu erschließen. Das vorliegende Trainingsprogramm lässt sowohl unmittelbare praktische Erfahrungen aus dem CIB-Projekt als auch grundlegende Forschungsergebnisse aus anderen Quellen in eine virtuelle Lernumgebung einfließen, die es dem Besucher ermöglicht, sich über die globalen und regionalen Herausforderungen und Chancen des demografischen Alterns zu informieren. 7

8 1 An die Kursteilnehmer: Treten Sie ein und machen sie mit! Das Altern der Bevölkerung hat tiefgreifende Folgen für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben, für die medizinische Versorgung, das Wohnen und nahezu sämtliche Gesellschaftsbereiche. Folglich wächst in unserer Gesellschaft der Bedarf an Menschen, die sowohl mit den Herausforderungen als auch mit den Chancen des demografischen Alterns vertraut sind. Entdecken Sie selbst, wie einfach auch Sie zu einem solchen Experten werden können! Werden Sie Altersexperte! ist ein interaktives Lernprogramm, das verschiedene Lernumgebungen und -methoden miteinander verknüpft: Ein traditionelles Lehrbuch, eine interaktive, betreute, digitale Lernumgebung und ergänzendes Informationsmaterial. Zielgruppe. Das Programm wurde für einen großen Kreis von Personen entwickelt, die sich zur Zeit aktiv mit Maßnahmen oder Projekten im Zusammenhang mit dem demografischen Altern und dessen Folgen für ihr Gemeinwesen befassen oder mit dem Gedanken spielen, sich künftig in dieser Richtung zu engagieren, beispielsweise: o Leiter von regionalen Interessengemeinschaften und gemeinnützigen Organisationen o Unternehmer, Handwerker und Personalleiter o Entwickler von Projekten und politischen Programmen für Regierungen oder kommunale Verwaltungen o Ehrenamtlich tätige oder an ehrenamtlicher Tätigkeit interessierte Bürger o Hochschulstudenten Lehrbuch. Das Lehrbuch ist die Grundlage des Lernprogramms. Es kann entweder als traditioneller Ausdruck auf Papier oder als Online-Medium genutzt werden. Wir haben das Lehrbuch in zwei deutlich voneinander abgesetzte Teile gegliedert. Die drei Kapitel des ersten Teils konzentrieren sich hauptsächlich auf den Erwerb von Allgemeinwissen über die Herausforde- 8

9 rungen und Chancen des demografischen Alterns. Dabei haben wir uns große Mühe gegeben, das Bewusstsein des Lesers für Altersdiskriminierung zu schärfen und grundlegende Fähigkeiten und Kompetenzen für das Verständnis des demografischen Wandels und den Umgang mit diesem Phänomen in verschiedenen gesellschaftlichen Situationen zu vermitteln. Die drei Kapitel des zweiten Teils befassen sich ausführlich mit den praktischen Erfahrungen, die von den CIB-Partnern bei der Entwicklung und Durchführung von konkreten Maßnahmen vor Ort zur Bewältigung des demografischen Wandels in ihrem Umfeld gesammelt wurden. Die CIB- Maßnahmen konzentrierten sich auf drei unterschiedliche Zielsetzungen: o Seniorentreffpunkte (Silver Hubs) gebaute oder virtuelle Ressourcenund Gemeinschaftszentren, in denen ältere Menschen mit anderen Generationen Kontakt aufnehmen, ehrenamtlich tätig werden, kommunizieren oder sich informieren können. o Seniorenintegration (Silver Inclusion) Strategien, um der gesellschaftlichen Isolation von älteren Menschen entgegenzuwirken, und zwar durch verstärkte Einbindung in ehrenamtliche Tätigkeiten, generationenübergreifende Projekte und Mentoring-Beziehungen. o Seniorenwirtschaft (Silver Economy) Schaffung von Arbeitsplätzen und regionalem Wirtschaftswachstum durch die Förderung beruflicher Qualifizierung im Zusammenhang mit Produkten und Dienstleistungen speziell für ältere Menschen, sowie von Mentoring-Programmen für Senioren und Unternehmensgründungen. Es werden Best-Practice-Beispiele vorgestellt, wobei auch kritische Erfolgsfaktoren und diverse Problemstellungen zur Sprache kommen. Merkmale zur Förderung des Lernens. Unsere Texte sind mit einer Reihe von besonderen Merkmalen ausgestattet, um den Kursteilnehmern das Lernen zu erleichtern. o Gliederungsmerkmale: Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Beschreibung der allgemeinen Lernziele, gefolgt von einer Erläuterung der Fachbegriffe. Den Schluss jedes Kapitels bildet eine Zusammenfassung des 9

10 Inhalts mit einer Liste von Literaturnachweisen und einigen kurzen Übungen. o Grafische Merkmale: Begriffserklärungen, Fallstudien oder Forschungsbeispiele werden in farblich abgesetzten Schaukästen dargestellt, Forschungsergebnisse werden in Form von leicht verständlichen Balkendiagrammen oder Fließdiagrammen präsentiert. o Weitere Merkmale: Wichtige Daten und Grundprinzipien werden durch Randbemerkungen hervorgehoben; Web-Links im Text führen Sie zu geeigneten Internetseiten, wo Sie sich zu bestimmten Themen zusätzlich informieren können. Virtuelles Lernen. In der virtuellen Lernumgebung wird das Lehrbuch für das Online-Studium in leicht zugängliche Teilstücke gegliedert. Nachdem Sie ein Kapitel durchgearbeitet haben, können Sie Ihr Wissen durch Beantwortung einiger Testfragen prüfen. Oder Sie können sich in einem virtuellen Forum mit anderen Kursteilnehmern oder Tutoren austauschen. Effektives Studium und Lernen ist ein aktiver Vorgang. Deshalb nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken über das, was Sie gelesen haben, und darüber, was es für Ihr eigenes Leben, für die Gemeinschaft, in der Sie leben, und für die Gesellschaft insgesamt bedeutet! Und das Allerwichtigste dabei: Es soll Ihnen auch Freude machen! 10

11 Teil I Wissen, Bewusstsein, Kompetenz 11

12 2 Vertiefen Sie Ihr Wissen über den demografischen Wandel! Die Alterung der Bevölkerung ist ein tiefgreifender Prozess, der sich auf nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens auswirkt. Im sozialen Umfeld beeinflusst das Altern die Zusammensetzung der Familien und die Lebensweise, den Wohnraumbedarf und den Bedarf an Dienstleistungen in der Gesundheitsversorgung. In der Politik bestimmt die Alterung der Bevölkerung höchstwahrscheinlich das Verhalten der Wähler und die Zusammensetzung der politischen Vertretungen. In der Wirtschaft beeinflusst das Altern der Bevölkerung das Wirtschaftswachstum, die Spartätigkeit, das Investitions- und Konsumverhalten, die Arbeitsmärkte, die Renten, das Steueraufkommen und die Transferleistungen zwischen den Generationen. Folglich besteht innerhalb der Gesellschaft ein wachsender Bedarf an Personen, die mit dieser Problematik vertraut sind. Entdecken Sie selbst, wie einfach man hier zu einem Experten werden kann! In diesem Teil präsentieren wir Ihnen die wichtigsten Fakten über den demografischen Wandel in Europa und weltweit. Nachdem Sie dieses Material durchgearbeitet haben, werden Sie (1) mit den wichtigsten Faktoren vertraut sein, die das demografische Altern beeinflussen; (2) besser über die sozialen und wirtschaftlich-sozialen Auswirkungen des demografischen Alterns in der Welt und insbesondere in Europa informiert sein; (3) nicht nur die Problematik, sondern auch die Chancen und Potenziale kennen, welche der demografische Wandel mit sich bringt. 12

13 2.1 Globale Trends des demografischen Alterns Bei der Untersuchung des demografischen Alterns weltweit und besonders in Europa ist es entscheidend, wie man den Begriff alt definiert. Dabei sollte man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass das Konzept des Alterns nur in Bezug auf die jeweiligen Kulturen zu verstehen ist, je nach der durchschnittlichen Lebenserwartung in einer Gesellschaft und der Anzahl von Jahren, welche die Menschen normalerweise in einem verhältnismäßig guten Gesundheitszustand zubringen können (d.h. frei von Krankheiten oder Behinderungen). Für diese Betrachtung, sowie in Übereinstimmung mit der Mehrheit der einschlägigen Fachliteratur, legen wir hier das vollendete 65. Lebensjahr als Altersgrenze für die Bezeichnung alt fest. Die Bezeichnung alt bezieht sich auf Menschen ab 65. Der Begriff demografischer Wandel bezeichnet ganz allgemein jegliche Veränderung innerhalb einer Bevölkerung in Bezug auf bestimmte Merkmale. In diesem Lehrbuch verwenden wir den Begriff demografischer Wandel zur Bezeichnung von Veränderungen innerhalb der Bevölkerung aufgrund des fortschreitenden Alterns der Bevölkerung Trends des demografischen Alterns: Fakten und Zahlen Das gegenwärtige Altern der Bevölkerung ist ein in der gesamten Menschheitsgeschichte noch nie dagewesener Prozess. Sehen wir uns dazu ein paar Zahlen an. Abbildung 2.1 zeigt das Altern der Bevölkerung als einen Das Altern der Bevölkerung ist ein langfristiger Prozess. lang anhaltenden Prozess. Seit 1950 ist der Anteil an Menschen über 60 weltweit stetig gestiegen, von ca. 8% im Jahr 1950 auf 11% im Jahr Die für Bevölkerungsfragen zuständige Abteilung bei den Vereinten Nationen (United Nations Population Division) erwartet, dass sich dieser Prozentsatz im Zeitraum von 2009 bis 2050 auf ca. 22% verdoppeln wird. Hinzu kommt, dass der Anteil an älteren Menschen weiter wachsen wird, solange die Sterblichkeit in höherem Alter weiter abnimmt und die Fruchtbarkeitsrate niedrig bleibt. 13

14 Das Altern der Bevölkerung ist ein sehr tiefgreifender Prozess, da es sich auf fast alle Länder der Erde erstreckt. Dabei bestehen jedoch bei der Anzahl und dem Anteil älterer Menschen deutliche Unterschiede zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. In Europa ist beispielsweise schon jeder Fünfte 60 Jahre alt oder älter, während in Asien dieses Verhältnis gegenwärtig noch bei 1:10 liegt, und in Afrika sogar bei 1:19. Allerdings wird künftig der demografische Wandel in Entwicklungsländern schneller fortschreiten als in den Industrieländern, in denen das Altern der Bevölkerung bereits weiter fortgeschritten ist. Abbildung 2.1 Anteil der über 60-Jährigen an der Weltbevölkerung insgesamt, Quelle: UN Population Division (2009) Das Altern der Bevölkerung findet in allen Ländern der Erde statt, jedoch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Abbildung 2.2 zeigt den Prozentsatz von Personen ab 60 in verschiedenen Ländern oder Regionen weltweit für das Jahr 2009 (obere Hälfte) und eine entsprechende Hochrechnung für das Jahr 2050 (untere Hälfte). Dunklere Blauschattierungen stehen hier jeweils für einen entsprechend höheren Anteil von Personen ab 60 an der Gesamtbevölkerung. Hieraus ist ersichtlich, dass im Jahr 2009 Europa und Japan trotz einiger nationaler Unterschiede die Regionen mit dem weltweit höchsten Anteil an älteren Menschen waren. So waren in Deutschland im Jahr % der Bevölkerung über 60 Jahre alt, in Großbritannien 22%, in Belgien 23% und in den Niederlanden 22%. Das Altern der Bevölkerung findet in allen Ländern statt. 14

15 Wie aus Abbildung 2.2 (untere Hälfte) hervorgeht, wird sich das Bild bis zum Jahr 2050 noch einmal dramatisch verändern. Während für das Jahr 2009 die Anzahl der über 60jährigen in der Weltbevölkerung auf 737 Millionen geschätzt wird, wird diese Anzahl für das Jahr 2050 auf zwei Milliarden hochgerechnet. Zu diesem Zeitpunkt wird die Zahl der über 60jährigen die Zahl der Kinder (Menschen zwischen 0 und 14 Jahren) übertreffen. So waren in Deutschland im Jahr % der Bevölkerung über 60 Jahre alt, in Großbritannien 22%, in Belgien 23% und in den Niederlanden 22%. Im Jahr 2050 wird es mehr über 60-Jährige als Kinder geben. Abbildung 2.2 Anteil der über 60jährigen an der Gesamtbevölkerung Quelle: UN Population Division (2009) 15

16 Infokasten 2.1 Zusatzinformationen Klicken Sie auf um mehr über die voraussichtliche demografische Entwicklung in Ihrem Heimatland zu erfahren. Schritt 1: Wählen Sie Ihr Heimatland in der Menüleiste aus. Schritt 2: Wählen Sie 2020, um die Hochrechnung für dieses Jahr einzusehen. Schritt 3: Klicken Sie auf den submit Button (= absenden ) unten auf der Seite. Die Tabelle mit dem Titel Demographic indicators (= demografische Kennzahlen) zeigt Ihnen einen allgemeinen Vergleich der Bevölkerungsentwicklung mit Daten aus dem Jahr 1995 sowie Hochrechnungen für die Zukunft. Um ausführlichere Informationen über die Zusammensetzung zu erhalten, klicken Sie auf population pyramids (= Bevölkerungspyramiden). Die Bevölkerungspyramide stellt jeweils die Verteilung der Bevölkerung auf die verschiedenen Altersgruppen in dem von Ihnen ausgewählten Land dar Wodurch wird das demografische Altern vorangetrieben? Das demografische Altern wird hauptsächlich von drei Faktoren vorangetrieben: (1) niedrigere Sterblichkeit / höhere Lebenserwartung, (2) sinkende Fruchtbarkeitsraten (d.h. weniger Kinder werden geboren); (3) zusätzliche 3 Faktoren treiben das demografische Altern voran. Faktoren, welche die Bevölkerungsstruktur verändern (z.b. das Altern der geburtenstarken Jahrgänge in Europa und internationale Migration). Niedrigere Sterblichkeit / höhere Lebenserwartung. Weltweit kam es in den vergangenen Jahrhunderten zu einer beträchtlichen Zunahme der Langlebigkeit. So ist die Lebenserwartung bei Geburt seit 1950 weltweit um mehr als 20 Jahre auf ihren gegenwärtigen Stand von 68 Jahren angestiegen. Da die Sterblichkeitsraten weitgehend von der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung eines Landes und dessen Sozialwesen abhängen, bestehen hier nach wie vor deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. So ist in Teilen von Afrika, wo die Sterblichkeit wegen weit verbreiteter Armut, bewaffneter Konflikte und der Verbreitung von AIDS nach wie vor hoch ist, die Bevölkerung im Durchschnitt immer noch relativ jung. Allerdings wird erwartet, dass die Sterblichkeit auf der ganzen Welt weiter sinkt, was zu einem stetigen, weltweiten Anstieg der Lebenserwartung führen wird. 16

17 Welche Länder haben die höchste und welche die niedrigste Lebenserwartung? Nach statistischen Erhebungen durch die UN gehören gegenwärtig Japan, Hong Kong, Island, Schweden und die Schweiz zu den Ländern mit der weltweit höchsten Lebenserwartung bei Geburt, d.h. einer Lebenserwartung von mehr als 80 Jahren. Sambia, Swasiland und Mosambik gehören dagegen zu den Ländern mit der niedrigsten Lebenserwartung bei Geburt (von ca. 40 Jahren). Die Lebenserwartung bei Geburt weist deutliche Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern auf. Beispielsweise war die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt in der EU für ein Mädchen, das im Jahr 2009 geboren wurde, etwa 82 Jahre, während die Lebenserwartung bei Geburt für einen im Die europäischen Länder, die zu den Ländern mit der höchsten Lebenserwartung weltweit gehören, gehören auch zu den Ländern mit den niedrigsten Fruchtbarkeitsraten. Unterschiedliche Lebenserwartung der Geschlechter gleichen Jahr geborenen Jungen nur bei ca. 76 Jahren lag. Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen sind auf ein Zusammenwirken von biologischen, sozialen und verhaltensbedingten Faktoren zurückzuführen, wie zum Beispiel genetische Unterschiede, Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der Berufswahl oder beruflichen Rolle, sowie geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit gesundheitlichen Risiken. Sinkende Fruchtbarkeitsraten. Gleichzeitig mit dem Anstieg der Lebenserwartung sinken die Fruchtbarkeitsraten. Obgleich hier traditionell große Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländern bestehen, geht die demografische Forschung davon aus, dass diese Unterschiede wahrscheinlich innerhalb weniger Jahrzehnte verschwinden werden. Faktoren, die zur Verringerung der Fruchtbarkeitsraten beitragen, sind sinkende Kindersterblichkeit, höheres gesellschaftliches Ansehen der Frauen und ein Wandel innerhalb der Gesellschaft im Umgang mit Geburtenregelung und Eheschließung. Im Jahr 2009 beispielsweise war laut Statistik die durchschnittliche Anzahl von Kindern, die eine Frau im Lauf ihres Lebens zur Welt brachte, für ganz 17

18 Europa 1,60 (d.h. weniger als zwei Kinder pro Frau). In Niger, einem Land mit der weltweit höchsten Fruchtbarkeitsrate, lag die durchschnittliche Anzahl dagegen bei rund sieben Kindern pro Frau. Als Folge dieser gegenläufigen Entwicklungen (steigende Lebenserwartung und gleichzeitig sinkende Fruchtbarkeitsraten) hat die Anzahl der älteren Menschen in vielen europäischen Ländern bereits die Anzahl der jungen Menschen übertroffen ein Phänomen, das als umgekehrte Bevölkerungspyramide bezeichnet wird. Infokasten 2.2 Werfen Sie einen Blick auf die Situation vor Ort: Demografischer Wandel in Hagen, Deutschland Hagen ist eine deutsche Stadt am Rande des Ballungsgebiets an Rhein und Ruhr. Im Jahr 1987 hatte die Stadt Einwohner. Etwa 20% der Bevölkerung waren Kinder und Jugendliche (im Alter von 0-20 Jahren), und rund 23% waren ältere Menschen über Jahre später, im Jahr 2007, war die Bevölkerung auf Einwohner geschrumpft, hauptsächlich aufgrund niedriger Geburtenraten und in geringerem Umfang auch durch Abwanderung in andere Städte. Zu diesem Zeitpunkt war der Anteil der Menschen über 60 bereits auf 27,5% angestiegen. Nach einer Hochrechnung für die zukünftige Bevölkerungsentwicklung steigt der Anteil der über 60jährigen in Hagen voraussichtlich bis zum Jahr 2015 auf 29% der Gesamtbevölkerung, und bis zum Jahr 2025 auf 33%. Das heißt, in 15 Jahren wird jeder dritte Einwohner von Hagen älter als 60 Jahre sein. Gleichzeitig wird der Anteil der Kinder und Jugendlichen (zwischen 0 und 20 Jahren) voraussichtlich auf 19% bis zum Jahr 2015, und auf ca. 17% bis zum Jahr 2025 schrumpfen. Es ist offenkundig, dass ein demografischer Wandel in ähnlichem Ausmaß wie in Hagen die betroffenen Städte und Gemeinden vor eine Reihe von Problemen stellt. In den folgenden Abschnitten werden Sie mehr über einige wichtige soziale und wirtschaftlich-soziale Auswirkungen des demografischen Wandels erfahren. Quelle: Statistisches Landesamt NRW 18

19 Zusätzliche Faktoren, welche die Bevölkerungsstruktur verändern. Es gibt noch eine Reihe von weiteren Faktoren, die zur Veränderung der Bevölkerungsstruktur beitragen. So wird zum Beispiel das demografische Altern der Bevölkerungen besonders in den westeuropäischen Ländern zusätzlich dadurch beschleunigt, dass die Babyboomer jetzt nach und nach das 65. Lebensjahr erreicht (d.h. die Menschen, die in den geburtenstarken Jahrgängen während der 50er und 60er Jahre geboren wurden). Ein weiterer (allerdings gegenläufiger) Faktor, der das demografische Altern beeinflusst, ist die internationale Migration, beispielsweise der Zuzug von (jüngeren) Arbeit suchenden Einwanderern. In den westlichen Ländern trägt das Älterwerden der Babyboomer zum Altern der Bevölkerung insgesamt bei. Was wissen Sie über das demografische Altern Ihrer Heimatstadt oder der Gemeinde, in der Sie wohnen? Wie hoch ist voraussichtlich der Prozentsatz der älteren Menschen im Jahr 2050? Soziale Auswirkungen des demografischen Wandels Um die sozialen Auswirkungen des demografischen Wandels sowohl auf das örtliche Gemeinwesen als auch auf die Gesellschaft insgesamt besser zu verstehen, ist es wichtig, folgende Tatsachen zu beachten: (1) die ältere Bevölkerung altert selbst auch; (2) aufgrund der höheren Lebenserwartung von Frauen im Vergleich zu Männern werden die Gesellschaften in der ganzen Welt zunehmend weiblicher und (3) der Anteil an allein lebenden älteren Menschen nimmt ebenfalls zu. Das Altern der älteren Bevölkerung. Gemäß der für Bevölkerungsfragen zuständigen Abteilung bei den Vereinten Nationen (UN Population Division) stellen die Hochbetagten (Menschen ab 80) gegenwärtig etwa 14% der Bevölkerung über 60. Allerdings sind die Hochbetagten das am schnellsten wachsende Segment in diesem Teil der Bevölkerung. Experten gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 etwa 20% der älteren Menschen weltweit über 80 Jahre alt sein werden (was ca. 4,4 % der Weltbevölkerung insgesamt entspricht). Die Anzahl der über Hundertjährigen wächst sogar noch schneller. Man erwartet beispielsweise, dass sich die Anzahl der über Hundertjährigen weltweit verneunfachen wird, von ca Personen im Jahr 2009 auf 4,1 Millionen im Jahr Der Bevölkerungsanteil an Hochbetagten wächst rapide. 19

20 Für europäische Länder gehen die Hochrechnungen für die Bevölkerungsentwicklung davon aus, dass bis zum Jahr 2050 etwa 10% aller Europäer über 80 Jahre alt sein werden (also jeder zehnte Bürger), wobei Italien mit 13,3% an der Spitze steht. Das Altern der Hochbetagten stellt uns vor besondere Herausforderungen. Im Gegensatz zu den jungen Alten (Menschen zwischen 60 und 70 Jahren) ist nach dem derzeitigen Wissensstand bei den Hochbetagten die Wahrscheinlichkeit sehr viel größer, dass sie an die Grenze ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten kommen. So deuten Studien, die in mehreren Bereichen der geriatrischen Forschung durchgeführt wurden, darauf hin, dass nach dem 85. Lebensjahr ein deutlich höheres Risiko besteht, an altersbedingten körperlichen oder psychischen Krankheiten zu erkranken (z.b. Arteriosklerose, Demenz, Schlaganfälle oder bestimmte psychische Krankheiten). In diesem Zusammenhang ist es wichtig festzuhalten, dass diese Forschung sich auf Studien des Alterns früherer Generationen stützt. So ist es durchaus denkbar, dass aufgrund der sozioökonomischen Entwicklung und weiteren medizinischen Fortschritten das Altern nach dem 85. Lebensjahr in Zukunft ganz anders aussehen könnte als heute. Das Altern der Hochbetagten stellt die Gesellschaft in Europa und in der ganzen Welt jedoch immer noch vor eine ganze Reihe von Problemen, von der Bereitstellung ausreichender medizinischer und pflegerischer Versorgung über die Planung barrierefreier Wohnungen und Infrastruktur bis hin zu Fragen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Integration. Zukünftige Gesellschaften werden weiblicher. Verschiebungen im Verhältnis Männer / Frauen. Nach Aussage der für Bevölkerungsfragen zuständigen Abteilung bei den Vereinten Nationen (UN Population Division) kamen im Jahr 2009 unter den über 60-Jährigen weltweit auf jeweils 100 Frauen 83 Männer. In den EU-Ländern ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen über 60 sogar noch unausgeglichener hier kommen nur ca. 74 Männer auf 100 Frauen. Aufgrund der höheren Lebenserwartung der Frauen wächst der Frauenüberschuss mit zunehmendem Alter immer weiter. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Feminisierung des Alters. Unter den über 80-Jährigen kamen beispielsweise auf jeweils 100 Frauen nur 59 Männer. Mit anderen Worten: Je älter eine Gesell- 20

21 schaft wird, umso eher sind Frauen in der Überzahl. Der Frauenüberschuss unter den älteren Bevölkerungsgruppen hat bedeutende soziale und wirtschaftliche Auswirkungen. Weltweit sind Frauen wirtschaftlich stärker benachteiligt als Männer, selbst in Ländern und Gesellschaften, in denen die Geschlechter gleichberechtigt sind. In den meisten EU-Ländern neigen Frauen beispielsweise eher zu einer Laufbahn mit vielen Teilzeitbeschäftigungen, kürzeren Phasen der Erwerbstätigkeit sowie geringer bezahlten Tätigkeiten. Daher besteht für ältere Frauen auch ein höheres Armutsrisiko als für ältere Männer. Hinzu kommt, dass Frauen traditionell nicht nur stärker in den Haushalt eingebunden sind als Männer, sondern normalerweise auch Pflegeleistungen innerhalb der Familie erbringen meist zuerst für die Kinder, später für die Eltern, Enkelkinder, Ehemänner oder Lebenspartner. Folglich sind ältere Frauen tendenziell auch stärker aufgrund der Pflege von Angehörigen belastet als ältere Männer, einschließlich der damit verbundenen Erfahrungen von Frust und Erschöpfung. Zusammenfassend folgt daraus, dass in der nationalen und kommunalen Altenpolitik die speziellen Bedürfnisse älterer Frauen besonders berücksichtigt werden sollten. Der Anteil allein lebender älterer Menschen nimmt zu. Obgleich viele allein lebende ältere Menschen immer noch gesellschaftlich aktiv sind und gut für sich selbst sorgen können, erhöht das Alleinleben dennoch deutlich das gesundheitliche Risiko, bzw. die Anfälligkeit für körperliche und psychische Alleinleben in höherem Alter ist ein gesundheitlicher Risikofaktor. Krankheiten. Das Alleinleben ist neben einem erhöhten Armutsrisiko auch mit der Gefahr gesellschaftlicher Isolation und Ausgrenzung verbunden. Nach Aussage der für Bevölkerungsfragen zuständigen Abteilung bei den Vereinten Nationen (UN Population Division) leben zurzeit 14% aller älteren Menschen weltweit allein. Dabei ist dieser Prozentsatz in den Industrieländern (einschließlich der europäischen Länder) deutlich höher. Hier liegt der Anteil der allein lebenden älteren Menschen bei ca. 24% (verglichen mit 8% in weniger entwickelten Ländern). Im Vergleich zu älteren Männern ist bei älteren Frauen die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie allein leben. Eine Ursache hierfür ist die höhere Lebenserwartung der Frauen, weshalb bei ihnen 21

22 auch die Wahrscheinlichkeit für eine Verwitwung größer ist. Zudem neigen Männer eher als Frauen dazu, wieder zu heiraten (oder eine andere dauerhafte Beziehung einzugehen), nachdem sie verwitwet oder geschieden sind. Weltweit sind beispielsweise 80 Prozent der älteren Männer noch verheiratet, dagegen nur 48 Prozent der älteren Frauen. Die Aussicht auf einen wachsenden Anteil an allein lebenden älteren Menschen in der Zukunft macht politische und strategische Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Richtungen notwendig. Eine besonders wichtige Aufgabe ist hier, die soziale Isolation der älteren Menschen zu bekämpfen und ihre aktive Teilnahme am Gemeinschaftsleben zu fördern. Wir werden in den Kapiteln 4-7 dieses Lehrbuchs einige praktische Erfahrungen aus dem CIB-Projekt mit entsprechenden Maßnahmen auf kommunaler Ebene vorstellen, die sich mit dieser Problematik befassen Wirtschaftliche Auswirkungen des demografischen Wandels In den nächsten Abschnitten werden wir einige wirtschaftliche und soziale Auswirkungen des demografischen Wandels behandeln, welche die Gesellschaft insgesamt betreffen. Diese sind: (1) der Altenquotient (Anzahl der Erwerbsfähigen pro Rentner), (2) das gesetzliche Renteneintrittsalter, (3) der Anteil älterer Menschen unter den Erwerbstätigen. Der Altenquotient. Der Altenquotient bezieht sich auf die Anzahl von Menschen im Erwerbsalter (20-64) im Verhältnis zu der Anzahl von Menschen im Rentenalter (65+) innerhalb einer Bevölkerung. Der Altenquotient ist eine wichtige wirtschaftlich-soziale Kennzahl, da er über den Grad der Abhängigkeit älterer Menschen von potenziellen Erwerbstätigen der jüngeren Generationen Aufschluss gibt. In den EU-Ländern ist die Anzahl der Erwerbsfähigen pro Rentner von ca. 8 Personen im erwerbsfähigen Alter im Jahr 1950 auf ca. 4 Personen im Jahr 2010 gesunken. Nach aktuellen Hochrechnungen wird diese Anzahl in Zukunft sogar noch weiter abnehmen! Für das Jahr 2050 erwartet man zum Die Anzahl von Erwerbsfähigen pro Rentner ist rückläufig. Beispiel, dass bis dahin nur 3 Personen im erwerbsfähigen Alter oder noch weniger auf jede Person über 65 kommen. Das Verhältnis von Erwerbsfähi- 22

23 gen zu Rentnern hat in mehrfacher Hinsicht gravierende wirtschaftlichsoziale Auswirkungen. Eine deutlich sichtbare Auswirkung in diesem Zusammenhang betrifft die Zahlungsfähigkeit des sozialen Sicherheitssystems (Rentenkasse und gesetzliche Krankenkassen, die von den Beiträgen jüngerer Generationen im erwerbsfähigen Alter getragen werden). Daneben beeinflusst dieses Verhältnis auch die Größenordnung privater Transferleistungen aus der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zur Unterstützung älterer Angehöriger. Das gesetzliche Renteneintrittsalter. Der demografische Wandel wird sich auch auf das gesetzliche Renteneintrittsalter auswirken (also auf das Alter, ab welchem die Bürger berechtigt sind, Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung zu beziehen). Gegenwärtig haben in den meisten EU- Ländern Männer ab Vollendung des 65. Lebensjahrs ein Anrecht auf die gesetzliche Rente in voller Höhe, während Frauen dieses Anrecht schon vor Vollendung des 65. Lebensjahrs erwerben. Aufgrund der wachsenden Anzahl von Rentnern pro Arbeitnehmer haben mehrere europäische Länder bereits damit begonnen, in den nächsten zwei Jahrzehnten das gesetzliche Renteneintrittsalter allmählich zu erhöhen. Infokasten 2.3 Schwerpunktthema: Altersarmut Armut ist generell unter den jüngeren Alten (von 66 bis 75) seltener als unter den älteren Alten (den über 75jährigen). Dies hat mehrere Ursachen, die wichtigste ist das allmähliche Ansteigen der Reallöhne. So startet jede weitere Generation von Ruheständlern auch mit höheren Leistungen in das Rentenalter. Zudem überwiegt der Anteil von Frauen (die normalerweise wirtschaftlich stärker benachteiligt sind als Männer) in dieser Altersgruppe. Bei älteren Frauen ist das Armutsrisiko höher als bei älteren Männern. In den OECD-Ländern leben durchschnittlich 15% der Frauen und 11% der Männer unter der Armutsgrenze. Der größte Unterschied im Armutsrisiko besteht zwischen verschiedenen Haushaltstypen. In Haushalten, die von Personen über 65 geführt werden, lebt in Einpersonenhaushalten durchschnittlich jeder Vierte in Armut, in Zweipersonenhaushalten dagegen nur jeder Zehnte. Quelle: Pensions at a glance 2011: Retirement-income systems in OECD and in G20 Countries OECD

24 Der Anteil älterer Menschen unter den Erwerbstätigen. Länder mit einem hohen Pro-Kopf-Einkommen tendieren zu niedrigerer Erwerbsbeteiligung älterer Menschen. Nach statistischen Erhebungen durch die UN sind in den Industrieländern gerade mal 24% der Männer über 60 wirtschaftlich aktiv, während in den Entwicklungsländern noch 47% der älteren Männer erwerbstätig sind. Ältere Menschen in Entwicklungsländern arbeiten noch bis ins hohe Alter, weil sie vielfach nicht durch ein soziales Sicherungssystem gedeckt sind oder nur relativ niedrige Renten beziehen. 2.2 Der demografische Wandel bietet Chancen! Über einen langen Zeitraum wurde der demografische Wandel aufgrund der bereits beschriebenen sozialen und wirtschaftlich-sozialen Auswirkungen hauptsächlich als eine Bedrohung für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft wahrgenommen. Neuerdings findet jedoch ein Perspektivwechsel statt weg von der Konzentration auf die negativen Auswirkungen und hin zu den damit verbundenen Chancen und Potenzialen. Beispielsweise werden Politik und Wirtschaft in Europa zunehmend darauf aufmerksam, dass ältere Menschen schon jetzt (und in Zukunft noch mehr) einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellen. Diese Idee wird häufig unter dem Namen Silberwirtschaft oder Seniorenwirtschaft diskutiert. Außerdem dringen innerhalb der letzten Jahre die Potenziale des sozialen und demografischen Wandels für die Zivilgesellschaft zunehmend in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. So kann für den ehrenamtlichen Einsatz älterer Menschen in der Sozialarbeit (z.b. Nachhilfeprogramme für Schüler) nur ein ungefährer unmittelbarer Geldwert oder wirtschaftlicher Nutzen angenommen werden. Dennoch trägt dieser Einsatz wesentlich zum sozialen Zusammenhalt und der Solidarität innerhalb unserer Gesellschaft bei (was wiederum langfristig auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen kann). Auf den nächsten Seiten beschäftigen wir uns nun mit den wirtschaftlichen und sozialen Chancen des demografischen Wandels in Europa. 24

25 2.2.1 Die Seniorenwirtschaft In der Seniorenwirtschaft generieren die besonderen Bedürfnisse und Interessen älterer Menschen in Kombination mit deren Wirtschaftsmacht eine zunehmende Nachfrage für Marketing, Produkte und Dienstleistungen, die auf eine alternde Bevölkerung zugeschnitten sind. Dadurch werden wiederum die Umsätze erhöht und Arbeitsplätze geschaffen. Als Wirtschaftssektor umfasst die Seniorenwirtschaft eine breite Palette an Geschäftsfeldern, die weit mehr beinhaltet als nur seniorentypische Waren und Dienstleistungen zu produzieren und anzubieten, wie zum Beispiel altmodische Gesundheitspflegemittel oder soziale Dienstleistungen. Man stelle Die Seniorenwirtschaft bietet einen breit gefächerten Markt sich die Seniorenwirtschaft am besten als einen branchenübergreifenden Markt vor, in dem es darum geht, die unterschiedlichsten Produkte, Dienstleistungen und Technologien zu entwickeln und zu vermarkten. Um das Potenzial der Seniorenwirtschaft zu verstehen, ist es wichtig, folgende Aspekte zu beachten: (1) Einkommen und Konsumverhalten älterer Menschen, (2) altersgerechtes Wohnen, (3) Informations- und Kommunikationstechnologien (für eine ausführlichere Behandlung dieser Fragen, s. Heinze, Naegele & Schneiders 2011). Einkommen und Konsumverhalten älterer Menschen. In Europa ist die wirtschaftliche Potenz der Seniorenwirtschaft darauf zurückzuführen, dass die Ruheständler aus der Generation der geburtenstarken Jahrgänge (der in den 50er und 60er Jahren geborenen Menschen) im Durchschnitt wesentlich wohlhabender sind bzw. sein werden als frühere Generationen. Außerdem sind künftige Generationen von älteren Menschen viel mehr an den privaten Konsum gewöhnt als frühere Generationen. Ein weiterer Faktor ist das höhere Bildungsniveau zukünftiger Ruheständler. Als Verbraucher werden sie also wahrscheinlich auch mehr Wert auf die Qualität von Produkten und Dienstleistungen legen. Hierzu ist es wichtig, sich klar zu machen, dass die Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen zunehmend differenziert und heterogen wird (man spricht hier von Pluralisierung im Alter ). Während beispielsweise einerseits das Altersarmutsrisiko wächst, profitieren andere Gruppen der Älteren von zunehmenden Wohlstand oder sogar Reichtum. Es kann dementsprechend 25

26 davon ausgegangen werden, dass die ältere Generation der Konsumenten sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben wird, was zu einer Nachfrage nach sehr unterschiedlichen innovativen Produkten und Dienstleistungen führen wird. Schließlich sollte berücksichtigt werden, dass sich die private Nachfrage nach Konsumgütern und Dienstleistungen in erster Linie nicht nach der absoluten Zahl der Haushaltsmitglieder (also der Verbraucher), sondern nach der Anzahl der Haushalte richtet. Das heißt, Einpersonenhaushalte verbrauchen Die private Nachfrage richtet sich nach der Anzahl der Haushalte. im Durchschnitt überproportional mehr (pro Person) als Mehrpersonenhaushalte. In anderen Worten: Obgleich die Bevölkerung im Zuge des Alterns schrumpft, können die daraus resultierende Verminderung der privaten Nachfrage durch die steigende Zahl von Einpersonenhaushalten (nicht nur unter der älteren Bevölkerung) kompensiert werden. Altersgerechtes Wohnen ist ein Wachstumsmarkt. Das Wohnen im Alter ist aus verschiedenen Gesichtspunkten ein wichtiges Thema. Die psychologische Forschung betont beispielsweise die Bedeutung des Alterns in der gewohnten Umgebung für die Motivation älterer Menschen, sozial und körperlich aktiv zu bleiben, sowie für ihr subjektives Gefühl des Wohlbefindens (z.b. Means, Richards & Smith, 2008). Ein Hauptziel des Konzepts Altern in der gewohnten Umgebung ist es, ältere Menschen dahingehend zu unterstützen, dass sie ohne Wohnungswechsel in ihrem (Wohn-)Umfeld bleiben können, falls ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten sich verändern. Je älter ein Mensch wird, umso wichtiger wird das Wohnen für sein tägliches Leben. Das liegt u.a. ganz einfach daran, dass mit zunehmendem Alter selbst körperlich und sozial aktive ältere Menschen dazu neigen, mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Die Zunahme der Wünsche und Bedürfnisse rund um das Wohnen im Alter bietet wachsende wirtschaftliche Potenziale für die unterschiedlichsten Branchen, von gesundheitsbezogenen und sozialen Dienstleistungen über Immobilien, Baugewerbe und Handwerksbetriebe bis hin zur Telemedizin und Kommunikationstechnologie. 26

27 Infokasten 2.4 Zusatzinformation Klicken Sie auf um mehr über einige technische Aspekte des Ambient Assisted Living zu erfahren. Dieser Link führt Sie zu der Homepage des Rahmenprogramms Ambient Assisted Living Deutschland (gefördert sowohl aus nationalen Mitteln als auch EU-Mitteln). Zusatzinformationen über bestimmte Einzelprogramme entnehmen Sie bitte der englischsprachigen Online-Broschüre über das Programm oder schauen Sie sich das Positionspapier des VDE Intelligente Assistenzsysteme in der virtuellen Bibliothek an. Das Konzept des Ambient Assisted Living (=umgebungsunterstütztes Leben) ist in wirtschaftlicher Hinsicht von besonderem Interesse, weil es einen Wachstumsmarkt für eine ganze Reihe von unterstützenden Technologien, Produkten und Dienstleistungen bietet. Ambient Assisted Living bezeichnet Strategien, die Wohnraumkonzepte mit technischen Produkten, sozialen und gesundheitlichen Dienstleistungen verbinden, um Menschen, insbesondere älteren Menschen, ein selbständiges Leben zu ermöglichen. Ambient Assisted Living (AAL)-Konzepte verbinden universelle Prinzipien des Designs (barrierefreies Bauen), mit Telecare, intelligenter Gebäudetechnologie sowie sozialen und medizinischen Diensten zu einer Kombination von Kommunikation und Einsatz, Gesundheitspflege und Wohlbefinden, Sicherheit in der Wohnung und Schutz vor Kriminalität. Die Anzahl älterer Internet- Nutzer ist stetig gestiegen Informations- und Kommunikationstechnologien. In den letzten Jahren ist die Anzahl älterer Internet-Nutzer stetig gestiegen. Statistische Erhebungen der EU im Jahr 2010 haben ergeben, dass 65% aller EU-Bürger das Internet durchschnittlich mindestens einmal pro Woche nutzen. In der Altersgruppe zwischen 55 und 74 Jahren lag der Anteil an regelmäßigen Internet- Nutzern (mit 37%) deutlich unter diesem Durchschnitt; die Statistik zeigt jedoch, dass diese Altersgruppe kontinuierlich aufholt. Tatsächlich liegt bei den Personen mit höherer Bildung in der Altersgruppe zwischen 55 und 74 der Anteil der regelmäßigen Internet-Nutzer bereits über dem EU-Durchschnitt. Wie Abbildung 2.4 zeigt, bestehen auch erhebliche Unterschiede der Internet-Nutzung durch ältere Menschen in verschiedenen EU-Ländern. 27

28 Abbildung 2.4 Internet-Nutzung durch ältere Menschen in der EU, 2007 Quelle: Eurostat Die zunehmende Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien durch ältere Menschen bietet eine Vielzahl von wirtschaftlichen Chancen. ehealth (elektronische Gesundheitspflege) bedeutet medizinische und pflegerische Versorgung, die von elektronischen Prozessen und virtueller Kommunikation unterstützt wird. Beispielsweise gibt es einen wachsenden Markt für technologieunterstützte Förderung von Gesundheit und Selbständigkeit im Alter durch telemediale Gesundheitsüberwachung (d.h. Fernüberwachung der Vitalparameter). Schauen Sie sich den Infokasten 2.5 an, um mehr über die telemediale Gesundheitsüberwachung zu erfahren. Im Vergleich zu jüngeren Menschen und Menschen zwischen 30 und 50 Jahren nutzen ältere Menschen das Internet weniger für gesellschaftlichen Kontakt und Unterhaltung (obgleich die Anzahl der älteren Menschen, die es für diese Zwecke nutzen, auch stetig steigt). Die älteren Menschen nutzen das Ältere Menschen nutzen das Internet für verschiedene Zwecke. Internet dagegen eher als Werkzeug für die Suche nach Informationen, für E- Mails, zum Einkaufen und für ihre Bankgeschäfte. Insbesondere neigen ältere Internetnutzer viel eher als jüngere dazu, das Internet nach Gesundheitsinformationen zu durchsuchen. 28

29 ecommerce (elektronischer Handel) bezeichnet den Einkauf bzw. Verkauf von Produkten und Dienstleistungen über elektronische Systeme, insbesondere über das Internet. Mit zunehmender Nutzung des Internets ist das Volumen des elektronischen Handels enorm gestiegen. Infokasten 2.5 Forschungsbeispiel Fernüberwachung vermindert Wiedereinlieferung in Krankenhäuser aufgrund von Herzinsuffizienz um 54% Durch ein Vitalparameter-Fernüberwachungsprogramm für den Hausgebrauch, das vom Herzforschungszentrum der Universität Ottawa (UOHI) entwickelt wurde, konnte die Wiedereinlieferungsquote von Herzpatienten um 54% gesenkt werden. Durch das Programm wurden nachweislich $ pro Patient für die Notaufnahme, eine erneute Einlieferung und eine stationäre Behandlung eingespart, und zwar ohne dass ein zusätzliches Risiko für die Patienten bestand. Herzinsuffizienz stellt eine wachsende Belastung mit hohen Behandlungskosten dar, die wir durch sofortiges Eingreifen reduzieren können. Ein weit verbreitetes Problem ist die mangelnde Therapietreue von Patienten, wenn sie aus der Klinik entlassen werden und aufhören, ihre Medikamente zu nehmen. Sie erkranken dann erneut, landen in der Notaufnahme und schließlich wieder im Krankenhaus, so Christine Struthers, leitende Arzthelferin und Betreuerin der kardiologischen Fernüberwachung im UOHI. Seit 2005 wurden mehr als 500 Herzpatienten vom UOHI überwacht. Jeden Tag messen die Patienten ihre Vitalparameter und übermitteln die Daten an das Institut, einschließlich Körpergewicht, Pulsschlag und eventuelle Nebenwirkungen von Medikamenten. Daneben unterhält das Institut ein automatisches Anrufsystem, welches mit den Patienten Kontakt zur Weiterbehandlung von Herzinsuffizienz und Herzinfarkt mit Symptomen von Angina pectoris bis zum akuten Herzanfall aufnimmt. Zur Auswertung der häuslichen Überwachung beobachteten die Forscher in den Jahren 2007 und 2008 insgesamt 121 Herzpatienten. 69,4% wurden innerhalb der sechs Monate vor der Einbindung in das Fernüberwachungsprogramm mindestens einmal erneut in ein Krankenhaus eingeliefert. In den darauf folgenden sechs Monaten, während diese Patienten fernüberwacht wurden, ging die Wiedereinlieferungsquote um 54% auf nur 14,8% zurück. Die Patienten werden nach ihrer Entlassung aus der Klinik vom UOHI über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten weiter beobachtet. Sie messen und übermitteln ihre Werte täglich zu einer vorab vereinbarten Uhrzeit. Die Daten werden dann telefonisch an die Überwachungszentrale des Instituts weitergegeben. Quelle: 29

30 In den USA durchgeführte Umfragen lassen darauf schließen, dass ca. 56% der Internetnutzer zwischen 64 und 72 Jahren und 47% der Internetnutzer ab 73 Jahren Produkte online einkaufen. Marktanalytiker gehen davon aus, dass die Anzahl von älteren Menschen, die im Internet einkaufen, zunehmen wird. Einerseits wächst die Anzahl älterer Menschen insgesamt, andererseits wächst auch die Anzahl älterer Internetnutzer. Ältere Verbraucher gelten als lukrative Zielgruppe Wie bereits erwähnt, werden zukünftige Generationen von älteren Menschen auch deutlich wohlhabender sein als frühere Generationen und über ein höheres Einkommen verfügen, was ältere Verbraucher zu einer lukrativen Zielgruppe macht. Für elektronischen Handel und elektronisches Marketing bietet die Seniorenwirtschaft also vielversprechende Chancen. Marktanalysten gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren einige Online-Branchen besonders stark wachsen werden: Finanzdienstleistungen sowie Reisen und Gesundheitspflege. Außerdem dürften auch Nischen-Websites davon profitieren, die Produkte für bestimmte, altersbezogene Hobbies anbieten (z.b. Familiengeschichte und Genealogie oder Basteln) Die Zivilgesellschaft Unter Zivilgesellschaft versteht man im Allgemeinen die Summe aller städtischen, sozialen und ehrenamtlichen Organisationen und Institutionen, die den Bürgern als Treffpunkte dienen, um Fragen von öffentlichem Interesse zu diskutieren und zu erörtern sowie am sozialen und öffentlichen Leben teilzunehmen. Die Zivilgesellschaft unterscheidet sich von dem formellen, gesetzlich verankerten Gefüge, das einen Staat ausmacht (als politische Institution), sowie von den kommerziellen Institutionen am Markt. Der Begriff Zivilgesellschaft wird oft als Synonym für den ehrenamtlichen, gemeinnützigen oder nichtstaatlichen Sektor verwendet. In der Praxis umfasst die Zivilgesellschaft eine große Bandbreite von ehrenamtlichem Engagement, von ehrenamtlicher Tätigkeit in lokalen gemeinnützigen Organisationen (z.b. Nachhilfeprogramme für Schüler, freiwillige Feuerwehr oder Stadtrat) bis hin zur Teilnahme an nationalen Aktivitäten oder sozialen Bewegungen (z.b. Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften, Antiglobalisierungsgruppen). 30

31 Im weitesten Sinn ist ehrenamtliches Engagement die unentgeltliche und freiwillige Teilnahme an wohltätigen oder hilfreichen Diensten zur Förderung einer sozialen oder politischen Sache aufgrund persönlicher Motivation. Ehrenamtliche Dienste sind durch eine relativ dauerhafte Teilnahme an formellen Organisationen, Gruppen oder Netzwerken gekennzeichnet, mit klaren Zielen und Aufgaben sowie der Förderung und rechtlich-sozialen Absicherung in irgendeiner Form. In den letzten Jahren richtete sich das Augenmerk von Politik und Öffentlichkeit in vielen EU-Ländern verstärkt auf ehrenamtliche Tätigkeiten und freiwilliges Engagement. Ein wichtiger Grund hierfür sind die Defizite in den öffentlichen Haushalten. In vielen EU-Ländern hat die Höhe der Staatsverschuldung bei gleichzeitigem Rückgang der öffentlichen Einnahmen drastische Kürzungen der öffentlichen Ausgaben notwendig gemacht. Das wirkt sich auf die Funktionen vieler regionaler öffentlicher Einrichtungen aus, von städtischen Bibliotheken bis hin zu Jugendzentren, von Bürgerbüros bis hin zu Senioren-Begegnungsstätten. Durch ehrenamtliche Tätigkeit allgemein und insbesondere ehrenamtlichen Einsatz im Alter könnten diese Probleme zumindest teilweise gelöst werden. An dieser Stelle muss aber darauf hingewiesen werden, dass das Potenzial des Ehrenamts nicht darin besteht, einen durch Kürzungen der öffentlichen Ausgaben verursachten zunehmenden Mangel an professionellen Diensten auszugleichen. In vielen Bereichen wäre es in der Tat unverantwortlich, professionelle Dienste durch ehrenamtliche Tätigkeit zu ersetzen, und zwar aufgrund des damit verbundenen Risikos von gravierenden Qualitätseinbußen bei den erbrachten Leistungen. Jedoch könnte eine aktive Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Alter eine neue Kultur von Solidarität und Zusammenarbeit zwischen den Generationen in Gang setzen und somit den Weg für moderne Lösungen öffentlicher und sozialer Probleme frei machen, wodurch professionelle Dienste zwar nicht ersetzt, aber doch ergänzt werden können. In vielen EU-Ländern sind ältere Menschen bereits in irgendeiner Form ehrenamtlich tätig. Trotzdem besteht noch ein Entwicklungspotenzial für ehrenamtliches Engagement im Alter. Die Förderung des Ehrenamts im Alter kann Professionelle Dienste durch ehrenamtliche Tätigkeit zu ersetzen wäre unverantwortlich. 31

32 sich in mehrerer Hinsicht positiv auf die Gesellschaft als Ganzes auswirken: (1) Ehrenamtliches Engagement im Alter wirkt sich unmittelbar positiv auf das Gemeinwohl aus, (2) es fördert den sozialen Zusammenhalt, und (3) es hat einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der älteren Menschen. Auswirkung auf das Gemeinwohl. Nach einschlägigen Statistiken sind derzeit in der EU rund 34% aller Bürger ab Vollendung des 15. Lebensjahrs ehrenamtlich tätig (Eurobarometer, 2007). Dieser Prozentsatz entspricht einer Anzahl von ca. 136 Millionen EU-Bürgern, die in irgendeiner Weise ehrenamtlich engagiert sind. Ehrenamtliche Tätigkeit stellt einen beachtlichen wirtschaftlichen Wert dar. In Großbritannien wird der wirtschaftliche Wert der ehrenamtlichen Tätigkeit beispielsweise auf 7,9% des Bruttoinlandprodukts (BIP) geschätzt, wobei 38% der Bevölkerung insgesamt ehrenamtlich tätig sind (CEV, 2008). In Frankreich entsprach die im Jahr 2002 der ehrenamtlichen Tätigkeit in gemeinnützigen Organisationen gewidmete Zeit in etwa der Arbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten (CEV, 2006). Viele europäische Länder verzeichnen eine deutliche Zunahme der Anzahl von ehrenamtlich engagierten älteren Bürgern (z.b. Belgien und Schweden). Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Anteil von älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung ständig wächst, und auch darauf, dass die älteren Menschen heutzutage gesünder sind als frühere Generationen. In den Niederlanden sind zum Beispiel 41% der Bürger zwischen 65 und 74 Jahren ehrenamtlich tätig, und unter den Menschen ab 75 ist noch fast jeder Fünfte (24%) ehrenamtlich engagiert. In Österreich sind ein Viertel der Siebzigjährigen ehrenamtlich tätig. (GHK, 2010). Viele Länder verzeichnen einen Anstieg im ehrenamtlichen Engagement ihrer älteren Bürger. Es wird zunehmend anerkannt, dass ehrenamtlich tätige ältere Menschen ein großes gesellschaftliches Potenzial darstellen. Sie besitzen persönliche, gesellschaftliche und berufliche Erfahrungen, Kompetenzen und Fachwissen, und sie verfügen im Ruhestand meist über mehr Zeit für das Ehrenamt als jüngere Menschen. Ehrenamtlich tätige ältere Menschen können so in vielen verschiedenen Bereichen einen erheblichen Beitrag zur Förderung des Gemeinwohls leisten. 32

33 Sozialer Zusammenhalt. Ehrenamtliches Engagement im Alter kann auch dazu beitragen, den sozialen Zusammenhalts und die Solidarität innerhalb der Gesellschaft zu erhöhen. Zum Einen fördert die ehrenamtliche Tätigkeit die Einbindung der älteren Menschen in die Gemeinschaft, verstärkt soziale Netzwerke, verbessert den Zugang zu Informationen und gegenseitiger Unterstützung innerhalb der Gesellschaft, und vermindert das Risiko sozialer Isolation. Zum Anderen bietet ehrenamtliches Engagement im Alter Gelegenheit zu Begegnungen zwischen den Generationen, was wiederum der Altersdiskriminierung entgegenwirkt. In alternden Gesellschaften ist die Altersdiskriminierung ein wichtiges Thema. Theoretisch würden in einer vollständig von Altersdiskriminierung geprägten Gesellschaft die Menschen jeweils nur mit anderen Personen aus ihrer eigenen Altersgruppe kommunizieren. Ein Bereich, in dem Altersdiskriminierung schon von jeher ein Problem darstellt, ist der Arbeitsplatz. Obwohl beispielsweise Diskriminierung von Personen aufgrund ihres Alters in EU- Ländern gesetzlich verboten ist (s. Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz / AGG), schränkt in der Praxis die Altersdiskriminierung bei Neueinstellungen die Beschäftigungschancen für ältere Menschen am Arbeitsmarkt ein. Hinzu kommt, dass Menschen durch das gesetzliche Renteneintrittsalter, Pensionssysteme oder allgemeine Erwartungen dazu gedrängt werden, aus der Erwerbstätigkeit auszuscheiden, sobald sie ein bestimmtes Alter erreicht haben. Altersdiskriminierung Ein weiterer Bereich, in dem Altersdiskriminierung neuerdings zunehmend auftritt, ist die Wohnungswirtschaft. Beispielsweise gerät mit zunehmender demografischer Alterung in einer Vielzahl von Wohnvierteln das Verhältnis zwischen älteren Menschen und Angehörigen anderer Altersgruppen immer mehr in ein Ungleichgewicht. Wie die steigende Anzahl von Seniorensiedlungen in einigen europäischen Ländern zeigt (z.b. in Großbritannien), ziehen ältere Menschen möglicherweise auch gezielt aus altersgemischten Wohngegenden in reine Seniorensiedlungen um (beispielsweise, weil sie sich dort sicherer fühlen oder erwarten, dass sie unter anderen Menschen mit ähnlichen Lebenserfahrungen sozial besser integriert sind). 33

34 Der Begriff Seniorensiedlung bezieht sich auf bestimmte Wohnformen, die besonders auf ältere Menschen zugeschnitten bzw. auch auf ältere Menschen beschränkt sind. Ähnlich wie andere Formen der Diskriminierung (z.b. aufgrund von Rassenzugehörigkeit oder der sozialen Schicht) vermindert Altersdiskriminierung auch die Chancen, Stereotype und Vorurteile im Zusammenhang mit dem Alter möglicherweise durch ein freundliches Miteinander zwischen verschiedenen Altersgruppen zu entkräften. Das kann wiederum dazu führen, dass ältere Menschen sich aus gesellschaftlichen und politischen Aktivitäten zurückziehen. Formen von ehrenamtlichem Engagement, bei dem Menschen aus verschiedenen Altersgruppen ein gemeinsames Ziel verfolgen und sich füreinander verantwortlich fühlen, könnten wesentlich dazu beitragen, die Altersdiskriminierung zugunsten einer solidarischen Gesellschaft, in die alle Altersgruppen integriert sind, zu bekämpfen (z.b. durch Mentoring- Beziehungen zwischen den Generationen, wobei ältere Menschen den Jüngeren oder die Jüngeren den Älteren helfen, Kompetenz und Wissen zu erwerben und zu entwickeln). Lebenslanges Ehrenamt verbessert die Lebenszufriedenheit Gesundes Altern. Das Ehrenamt kann zu einer sehr lohnenden persönlichen Erfahrung für ältere Menschen werden, die zu deren Gesundheit und Wohlbefinden beiträgt. Ehrenamtliche Tätigkeit ermöglicht es den Menschen, gemäß den für sie wichtigen Werten, Überzeugungen und Glaubensgrundsätzen zu handeln (was ihnen einen sinnvollen Lebensinhalt gibt), sie fördert das Zugehörigkeitsgefühl und die soziale Integration (z.b. in einer Gruppe von gleichgesinnten Ehrenamtlichen), sie stärkt das Selbstwertgefühl (da man merkt, dass man sich nützlich machen kann und gebraucht wird), sie bietet die Chance eine neue Sichtweise auf bestimmte Dinge zu erlangen, für den Erwerb von zusätzlichem Wissen, eine Gelegenheit, die eigenen Stärken und Schwächen auszuloten, neue Fähigkeiten zu entwickeln und Vieles mehr (s. Clary et al., 2000). Die Ergebnisse psychologischer und soziologischer Forschung deuten darauf hin, dass ehrenamtliche Tätigkeit im Alter dazu beitragen kann, die Lebensqualität zu erhöhen, die Einbindung und Integration in soziale Netzwerke zu stärken und das körperliche und seelische Wohlbefinden zu verbes- 34

35 sern. Lebenslanges ehrenamtliches Engagement wirkt sich zudem positiv auf die Lebenserwartung aus (d.h. Menschen, die ihr Leben lang ehrenamtlich tätig waren, sterben später als Menschen, die nicht in dieser Richtung engagiert waren). Mehrere Studien belegen, dass die positive Auswirkung auf die körperliche und seelische Gesundheit bei älteren Menschen stärker ist als bei den Jüngeren. Die Forschungsergebnisse weisen zum Beispiel darauf hin, dass der positive Effekt ehrenamtlicher Tätigkeit auf die Lebenserwartung auf ältere Menschen mit wenig informellen sozialen Kontakten beschränkt ist (einen Überblick über die einschlägige Forschung finden Sie bei Piliavin, 2010). Kurz, ehrenamtliches Engagement im Alter kann der Gesellschaft nicht nur durch die Produktion von sozialen Diensten oder einen Beitrag zu sozialem Zusammenhalt nützen, sondern auch zur Verbesserung der Lebensqualität der älteren Menschen selbst beitragen. Zusammenfassung Seit 1950 ist der Anteil an Menschen über 60 weltweit stetig gestiegen. Die für Bevölkerungsfragen zuständige Abteilung bei den Vereinten Nationen (United Nations Population Division) geht davon aus, dass sich dieser Anteil im Zeitraum von 2009 bis 2050 auf ca. 22% verdoppeln wird. Das Altern der Bevölkerung findet in allen Ländern der Erde statt, jedoch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Das demografische Altern wird hauptsächlich von drei Prozessen vorangetrieben: (1) Niedrigere Sterblichkeit / höhere Lebenserwartung, (2) sinkende Fruchtbarkeitsraten (d.h. die Menschen haben weniger Kinder), und (3) zusätzliche Faktoren, welche die Bevölkerungsstruktur verändern. In einigen europäischen Städten wird in ca. 15 Jahren jeder dritte Bürger älter als 60 Jahre sein. Das demografische Altern hat sowohl soziale (Altern der Hochbetagten, Geschlechterzusammensetzung, allein lebende ältere Menschen) als auch wirtschaftliche Konsequenzen (Verhältnis zwischen Erwerbsfähigen und Rentnern, gesetzliches Renteneintrittsalter, Anteil an älteren Menschen auf dem Arbeitsmarkt). 35

36 Der demografische Wandel bietet auch Chancen. Die Potenziale der Seniorenwirtschaft bestehen vor allem darin, die besonderen Bedürfnisse und Interessen älterer Menschen in Kombination mit deren Wirtschaftsmacht zu nutzen, um eine wachsende Nachfrage nach entsprechenden Produkten und Dienstleistungen zu generieren. Dadurch können wiederum die Umsätze erhöht und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Andererseits hat ehrenamtliches Engagement im Alter das Potenzial, den Zusammenhalt und die Solidarität innerhalb der Gesellschaft zu stärken. Es kann zudem zur Verbesserung der Lebensqualität der älteren Bevölkerung selbst beitragen. Literaturnachweise CEV (Centre Européen du Volontariat) (2006). Volunteering and budgetary questions. Entnommen aus Clary, E.G., Snyder, M., Ridge, R. D., Copeland J., Stukas, A. A., Haugen J. & Miene P. (1998). Understanding and assessing the motivations of volunteers: A functional approach. Journal of Personality and Social Psychology, 74, European Commission (2007). Special EUROBAROMETER 273 European social reality. Entnommen aus GHK (2010). Volunteering in the European Union. Entnommen aus 0EU%20Final%20Report.pdf Heinze, R. G., & Naegele, G. (2009). Silver economy in Germany more than only the economic factor: old age. GeroBilim, 02/09, Heinze, R. G., Naegele, G., Schneiders, K. (2011). Wirtschaftliche Potenziale des Alters. Stuttgart: Kohlhammer Means, R, Richards, S. & Smith, R. (2008). Community Care. Basingstoke: Palgrave Macmillan. 36

37 Piliavin, J. A. (2010). Volunteering across the life span: Doing well by doing good. In: S. Stürmer, & M. Snyder, The psychology of prosocial behaviour. Oxford, UK: Blackwell. United Nations (2009). World population ageing report. Entnommen aus Übungen 1. Welche Faktoren treiben das demografische Altern in Ihrem Land voran? 2. Wie hoch ist voraussichtlich der Anteil von über 60 Jahre alten Menschen an der Gesamtbevölkerung Ihres Landes im Jahr 2050? 3. Nennen Sie drei Bereiche, in welchen das demografische Altern zum Wirtschaftswachstum beitragen kann. 4. In welcher Weise kann die Förderung von ehrenamtlichem Engagement im Alter nützlich für die Gesellschaft sein? 37

38 3 Ageism verstehen, bekämpfen und überwinden! In den letzten 14 Tagen hatte ich mehrere telefonische Vorstellungsgespräche. Dennoch hat man mir bei der Arbeitsvermittlung ganz offen gesagt, dass die Arbeitgeber grundsätzlich keine Sekretärinnen einstellen, die im Jahr 1958 oder früher geboren sind. (53-jährige arbeitslose Sekretärin auf der Suche nach einer neuen Anstellung) Obgleich die Pfleger und das sonstige Personal ganz einfach nur nett sein wollen, fühle ich mich manchmal wie ein Kleinkind behandelt. All diese Babysprache und diese Bemitleidung Ich bin 87 Jahre alt und brauche Hilfe, aber ich bin trotzdem immer noch ein erwachsener Mensch, oder etwa nicht? (87-jähriger Bewohner eines Pflegeheims) Ich war während meines gesamten Berufslebens Kunde bei der gleichen Bank. Als ich aber neulich einen Kredit beantragte, sagte man mir: Das geht leider nicht. Nach unseren Vorgaben ist die Altersgrenze für die Kreditvergabe 65 Jahre. (69-jähriger Mann, der einen Kredit für Reparaturen an seinem Haus benötigte) Diese Aussagen verdeutlichen die Probleme, um die es in diesem Kapitel geht: Ageism, Altersstereotype und Altersdiskriminierung. Nachdem Sie dieses Material durchgearbeitet haben, werden Sie (1) gelernt haben, wie negative Stereotype, Vorurteile und Diskriminierung sich auf ältere Menschen auswirken; (2) ihre eigenen Einstellungen, Vorurteile und falschen Vorstellungen vom Alter bewusster wahrnehmen und dafür sensibilisiert sein; (3) mit Mitteln und Wegen vertraut sein, wie man Vorurteile und Altersdiskriminierung verhindern oder abbauen kann. Zur Vorbereitung auf die nächsten Unterrichtseinheiten schlagen wir Ihnen vor, die auf der nächsten Seite aufgelisteten Quizfragen zu Fakten über das Altern zu beantworten. Dieser Quiz wurde im Jahr 1976 von Erdman Palmore entwickelt, einem Professor für medizinische Soziologie an der Duke Universität in den USA. Während seiner gesamten beruflichen Laufbahn unter- Quizfragen zu Fakten über das Altern 38

39 suchte er Vorurteile und Diskriminierung gegen ältere Menschen. Unter Einbeziehung von Forschungsergebnissen in Soziologie, Medizin und Psychologie hat Palmore dieses Quiz entwickelt, um Menschen zu helfen, sich einige ihrer Klischeevorstellungen und Vorurteile gegenüber älteren Menschen bewusst zu machen. Bezüglich einiger dieser Aussagen hat inzwischen schon ein Umdenken stattgefunden, dennoch weisen die Antworten zu den inneren Einstellungen, die in diesem Quiz getestet werden, generell darauf hin, dass die entsprechenden Vorstellungen in unserer Kultur so tief verankert sind, dass sie sich nur schwer ändern lassen. Selbst ältere Menschen beantworten einige der Fragen falsch. Wie sieht das bei Ihnen aus? Nehmen Sie sich etwas Zeit zum Nachdenken, bevor Sie Ihre Antworten eintragen! Quiz zu Fakten über das Altern Beantworten Sie jede Aussage mit richtig (R) oder falsch (F) R F 1. Die meisten älteren Menschen ab 65 sind senil. 2. Die fünf Sinne (Sehkraft, Gehör, Geschmackssinn, Tastsinn, Geruchssinn) tendieren dazu, im Alter nachzulassen. 3. Die meisten älteren Menschen haben kein Interesse mehr an sexuellen Beziehungen und sind auch nicht mehr dazu fähig. 4. Die Vitalkapazität der Lunge lässt im Alter nach. 5. Die Mehrzahl der älteren Menschen fühlt sich die meiste Zeit unwohl. 6. Die körperlichen Kräfte lassen mit dem Alter nach. 7. Mindestens ein Zehntel aller älteren Menschen wohnt in stationären Einrichtungen, z.b. in Pflegeheimen, psychiatrischen Anstalten oder Altenheimen. 8. Ältere Autofahrer verursachen weniger Unfälle als Autofahrer unter 65 Jahren. 9. Ältere Arbeitnehmer können normalerweise nicht so effektiv arbeiten wie jüngere Arbeitnehmer. 10. Mehr als drei Viertel aller älteren Menschen sind gesund genug, um ihren Alltag ohne fremde Hilfe zu meistern. 11. Die meisten älteren Menschen sind unfähig, sich auf Veränderungen einzustellen. 39

40 12. Ältere Menschen brauchen normalerweise länger, um etwas Neues zu lernen. 13. Depressionen sind bei älteren Menschen häufiger als bei jüngeren Menschen. 14. Ältere Menschen reagieren meistens langsamer als jüngere. 15. Ältere Menschen sind einander generell ziemlich ähnlich. 16. Die Mehrzahl der älteren Menschen sagt, dass sie sich selten langweilt. 17. Die Mehrzahl der älteren Menschen ist sozial isoliert. 18. Ältere Arbeitnehmer haben weniger Unfälle als jüngere Arbeitnehmer. 19. Mehr als 20 Prozent der heutigen Bevölkerung ist über Die meisten Ärzte räumen älteren Menschen eine niedrige Priorität ein. 21. Die meisten älteren Menschen beziehen Einkommen unterhalb der von der UN definierten Armutsgrenze. 22. Die meisten älteren Menschen arbeiten oder hätten gern irgendeine Arbeit, einschließlich Arbeiten im Haushalt oder ehrenamtliche Tätigkeiten. 23. Die meisten älteren Menschen werden mit zunehmendem Alter religiöser. Die Antworten: Alle Aussagen mit ungeraden Laufnummern sind falsch. Alle Aussagen mit geraden Laufnummern sind richtig. Die Aussagen wurden einer Schrift von Palmore (1998) entnommen. 3.1 Aspekte des Ageism Was ist Ageism? Der Begriff Ageism bezeichnet ein gesellschaftliches oder kulturelles Muster von weit verbreiteten Vorurteilen und Diskriminierungen gegen Einzelpersonen oder Gruppen von Menschen aufgrund ihres Alters. Im Prinzip können Stereotype und Diskriminierung aufgrund des Alters jede Altersgruppe treffen. So sind zum Beispiel der Zugang und die Gelegenheiten zur Teilnahme am öffentlichen Leben für junge Menschen eingeschränkt (d.h. in vielen Ländern ist das Mindestalter für die Wahlberechtigung 18 Jahre oder mehr; Vorurteile gegen Heranwachsende sind weit verbreitet und ihre Ideen werden oft ignoriert, da davon ausgegangen wird, dass sie zu wenig 40

41 Erfahrung haben). Dennoch bezieht sich der Begriff Ageism in der öffentlichen Diskussion meistens auf die Ungleichbehandlung und Benachteiligung älterer Menschen aufgrund von altersbezogenen Vorurteilen und Diskriminierung. Genau wie Rassismus oder Sexismus trägt der Ageism zur Ausgrenzung der Älteren sowie zu praktischer und politischer Diskriminierung bei und leistet der Auffassung Vorschub, dass ältere Menschen eine Belastung für die Gesellschaft darstellen (Gatz & Pearson, 1988). An dieser Stelle ist es wichtig festzuhalten, dass altersbedingte Vorurteile und Diskriminierung einen kulturellen Hintergrund haben. So hat sich das Maß der Achtung und Wertschätzung für ältere Menschen durch die nachfolgenden Generationen im Lauf der Menschheitsgeschichte und in sämtlichen Kulturen erheblich gewandelt. Bevor wir fortfahren, möchten wir deshalb klarstellen, dass wir uns in diesem Kapitel auf die Erscheinungsformen des Ageism in der westlichen Welt beschränken wollen, zumal das CIB-Projekt sich auch auf Westeuropa konzentriert hat. Der amerikanische Gerontologe Robert Neil Butler (1969) definiert den Ageism als eine Kombination von drei zusammenhängenden Elementen. Dazu gehören (1) von Vorurteilen geprägte Einstellungen gegenüber älteren Menschen, dem Alter und dem Alterungsprozess; (2) soziale Diskriminierung von älteren Menschen im Alltag; und (3) institutionelle Praktiken und Methoden, die zur Aufrechterhaltung von Vorurteilen beitragen Stereotype und Vorurteile im Zusammenhang mit dem Alter Stereotype sind im weitesten Sinn gemeinsame Überzeugungen innerhalb einer Gruppe der Gesellschaft oder einer Kultur über besondere Merkmale von Mitgliedern anderer Gruppen (persönliche Charakterzüge, Lebensstil, Gewohnheiten, Interessen, usw.). Das Denken in Stereotypen bezieht sich darauf, dass Personen nicht anhand ihrer persönlichen Charakterzüge, sondern anhand von Eigenschaften beurteilt werden, die man mit ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe verbindet. 41

42 Wodurch werden Menschen eines bestimmten Alters zu Mitgliedern der Gruppe von älteren Menschen? Hier stellt sich die Frage, ob ältere Menschen tatsächlich so etwas wie eine soziale Gruppe darstellen. Haben diese Menschen nicht einfach nur das gleiche Alter? Um diese Frage zu beantworten, sollten wir einige der sozialen und psychologischen Vorgänge etwas näher betrachten, die Menschen dazu bringen, andere Menschen als Teile einer bestimmten sozialen Gruppe wahrzunehmen. Aus allgemeinem psychologischem Blickwinkel ist eine soziale Gruppe eine Ansammlung von Individuen, die irgendein Merkmal gemeinsam haben, das für sie selbst oder für Andere sozial relevant ist. Der Schlüsselbegriff hier ist sozial relevant. Man nimmt nicht nur deshalb mehrere Individuen als Gruppe wahr, weil sie irgendein Merkmal gemeinsam haben. So wird beispielsweise meistens eine Ansammlung von Individuen, die gemeinsam an einer Bushaltestelle warten, nicht als soziale Gruppe wahrgenommen. Allerdings werden in den meisten menschlichen Kulturen Menschen als Gruppe wahrgenommen, die gemeinsame Merkmale aufweisen, wie beispielsweise Volkszugehörigkeit, Geschlecht, kulturelle Wurzeln, In den meisten Kulturen werden Menschen, die ein gemeinsames Alter haben, als Gruppe wahrgenommen. Religionszugehörigkeit, gesellschaftliche Stellung und, nicht zuletzt, auch das Alter (beispielsweise Schwarze oder Weiße, Männer oder Frauen, Deutsche oder Franzosen, Protestanten oder Muslime, Reiche oder Arme, Junge oder Alte). Der Grund hierfür ist, dass die Menschen in den meisten Kulturen einige kulturell tief verwurzelte und von ihrem sozialen Umfeld vermittelte Überzeugungen vertreten, dass Merkmale wie die Hautfarbe, das biologische Geschlecht, kulturelle Gepflogenheiten, religiöse Glaubensgrundsätze, das Lebensalter usw., Aufschluss über tiefer liegende und grundlegende Wesenszüge der Individuen geben, welche diese Merkmale teilen (z.b. gemeinsame Charaktereigenschaften, Interessen, usw.). So existieren soziale Gruppen weitgehend im Auge des Betrachters. Trotzdem werden sie zur sozialen Wirklichkeit, weil die Menschen sich nach ihren psychologischen Auffassungen richten, sich wie Mitglieder von sozialen Gruppen verhalten, und andere Menschen als Mitglieder sozialer Gruppen behandeln. Tatsächlich werden Menschen, die nach der Meinung Anderer irgendein sozial relevantes Merk- 42

43 mal gemeinsam haben, als soziale Gruppe wahrgenommen und behandelt, auch wenn sie sich selbst nicht als eine solche sehen. Ältere Menschen sind hierfür ein typisches Beispiel. Selbst wenn ein älterer Mensch nicht der Meinung ist, dass er aufgrund seines Alters einer sozialen Gruppe angehört, kann er trotzdem im gesellschaftlichen Miteinander die Erfahrung machen, dass er von jüngeren Zeitgenossen als Mitglied dieser Gruppe behandelt wird. Stereotype spiegeln die angenommenen grundlegenden gemeinsamen Wesenszüge von Menschen wider, die zu bestimmten sozialen Gruppen gehören. Stereotype sind selten wertfrei, sondern vielmehr meist in irgendeiner Weise positiv oder negativ besetzt. Vorurteil bedeutet eine positive oder negative Einschätzung einer sozialen Gruppe und deren Mitglieder aufgrund von angenommenen gemeinsamen Merkmalen sämtlicher Glieder dieser Gruppe. Stereotype und Vorurteile werden durch die Kultur und die Gesellschaft vermittelt (z.b. durch Sozialisierungsprozesse, Erziehung und Medien). So zeigen Forschungsergebnisse, dass sogar kleine Kinder relativ klare klischeehafte Vorstellungen über Andere vertreten, und zwar aufgrund von deren Geschlecht, Nationalität oder Alter. Bitte nehmen Sie sich etwas Zeit, um über Ihre eigenen Stereotype und Vorurteile im Zusammenhang mit älteren Menschen nachzudenken. Wenn man Sie bitten würde, einige typische Unterschiede zwischen älteren Menschen und jungen Erwachsenen zu nennen, was würden Sie dazu sagen? Schauen Sie sich den Infokasten 3.1 an, um eine Vorstellung davon zu bekommen, welche Ideen Menschen in der westlichen Welt normalerweise mit älteren Menschen verbinden. Wie zutreffend sind altersbezogene Stereotype? Die Frage, wie weit Stereotype den Tatsachen entsprechen, ist nur schwer zu beantworten. Dennoch können einige Aspekte der Stereotype im Zusammenhang mit dem Alter anhand von objektiven Forschungsergebnissen überprüft werden. Sicherlich ist der körperliche Verfall mit zunehmendem Alter eine Tatsache. Allerdings lassen die Ergebnisse medizinischer, psychologischer und soziologischer Forschung darauf schließen, dass sich die soziale Gruppe älterer 43

44 Menschen hinsichtlich ihres körperlichen und psychischen Zustands sowie ihrer sozialen Integration und Lebenszufriedenheit sehr viel stärker unterscheidet, als aufgrund altersbezogener Stereotype von älteren Menschen gemeinhin angenommen wird. Während man allgemein davon ausgeht, dass das Altern einen gewissen Grad von Individualitätsverlust mit sich bringt, deuten empirische Studien darauf hin, dass eher das Gegenteil der Fall ist: Im Vergleich zu jüngeren Menschen sind ältere Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung sehr viel unterschiedlicher (z.b. Baltes, 1987). Infokasten 3.1 Im Fokus: Altersstereotype Die von Palmore durchgeführten Studien (1990) zeigen, dass folgende Eigenschaften am häufigsten mit älteren Menschen in Verbindung gebracht werden: schlechter Gesundheitszustand und Krankheit Asexualtität und Impotenz Hässlichkeit und Unattraktivität Kognitiver und psychischer Verfall Gefühl von Nutzlosigkeit Soziale Isolation Einsamkeit Armut Unzufriedenheit mit dem Leben und Depressionen Einige andere Aspekte der altersbezogenen Stereotype werden allerdings weitgehend von gängigen ideologischen Auffassungen und kulturellen oder gesellschaftlichen Normen geprägt. Die Wahrnehmung von Attraktivität ist solch ein Fall. Obgleich ein universeller (kulturübergreifender) Zusammenhang zwischen Jugend und Schönheit zu bestehen scheint, geht die negative Vorstellung von alt und hässlich beispielsweise auf die relativ moderne Überbetonung von Körperkraft, äußerem Erscheinungsbild und Fitness innerhalb der Gesellschaft zurück (s. Featherstone & Hepworth, 1994 für eine Beschreibung der unterschiedlichen Altersbilder in verschiedenen Zeiten und Kulturen). 44

45 Palmore (1990) führte seine Studien bereits gegen Ende der 1980er Jahre in den USA durch. Somit kann davon ausgegangen werden, dass Stereotype über ältere Menschen zwischenzeitlich einen kulturellen Wandel erfahren haben. Das scheint für einige Stereotype zuzutreffen. So wird beispielsweise die Vorstellung, dass die meisten älteren Menschen in Armut leben, heutzutage etwas differenzierter gesehen, mit einer subtilen Unterscheidung zwischen den armen Alten (die von der Sozialhilfe leben) auf der einen und den wohlhabenden, gut situierten Alten, die das Leben genießen und das Erbe ihrer Kinder aufzehren auf der anderen Seite. Allerdings lassen quantitative Auswertungen der Forschungsliteratur (sogenannte Metaanalysen) darauf schließen, dass im Großen und Ganzen ältere Menschen nach wie vor im Vergleich zu Jüngeren eher in einem negativen Licht gesehen werden (s. beispielsweise eine im Jahr 2005 von Kite, Stockdale, Whitley, & Johnson durchgeführte Metaanalyse, welche 232 Forschungsarbeiten umfasst). Sind Stereotype bezüglich älterer Menschen ausschließlich negativ? Die Antwort heißt nein. Obgleich Stereotype von älteren Menschen generell eher negativ sind, enthalten sie häufig sowohl negative als auch positive Elemente. In der Forschung werden Stereotype mit negativen und positiven Elementen als gemischte oder ambivalente Stereotype bezeichnet. Stereotype von älteren Menschen sind häufig ambivalent. Forschungsergebnisse lassen beispielsweise darauf schließen, dass ältere Menschen im Vergleich zu Jüngeren vielfach für liebenswürdiger und warmherziger gehalten werden, dafür aber auch für weniger kompetent. Ambivalente Stereotype dieser Art werden auch als wohlwollende oder paternalistische Stereotype bezeichnet, weil sie der Neigung Vorschub leisten, ältere Menschen zu bemitleiden, ihnen anmaßende bzw. unerwünschte Hilfe angedeihen zu lassen oder Ähnliches (Fiske et al., 2002). Obgleich solches Verhalten auf den ersten Blick wohlwollend und gut gemeint erscheint, kann bei näherer Betrachtung das wohlwollende Stereotyp durchaus dazu dienen, die Ausgrenzung älterer Menschen von Teilen des gesellschaftlichen Miteinanders zu fördern. Sie werden dann nicht aufgrund von Abneigung, sondern wegen ihres angeblich niedrigen Kompetenzniveaus ausgeschlossen. 45

46 Wer wird zur Zielscheibe für altersbezogene Stereotype? Nicht auf alle älteren Menschen werden die gleichen Stereotype gemünzt, noch werden sämtliche ältere Menschen im gleichen Umfang Opfer von Stereotypen. Anhand entsprechender Studien wurden verschiedene Unterarten von altersbezogenen Stereotype herausgearbeitet, die in den westlichen Gesellschaften häufig anzutreffen sind, und von denen jedes einzelne sowohl ausgesprochen negative als auch positive Eigenschaften beinhaltet. Einige weit verbreitete Vorstellungen sind 1. der Oma-Typ freundlich, großzügig und hilfsbereit, aber altmodisch, 2. der ergraute Staatsmann angesehen, aber intolerant, 3. der Senior unflexibel, egozentrisch, körperlich geschwächt Die Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Stereotype über die älteren Alten (ab 75 Jahren) normalerweise im Vergleich mit den Stereotypen über die jungen Alten (ab 65 Jahren) eher negativ besetzt sind (s. Hummert, 1990). Außerdem bestehen hier deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die meisten Menschen neigen dazu, das Alter von älteren Frauen zu überschätzen, während sie das Alter von älteren Männern eher unterschätzen. Folglich werden Frauen ab 60 auch eher als alt wahrgenommen und zur Zielscheibe altersbezogener Stereotype (Zepelin, Sills, & Heath, 1986). Der Begriff Doppelmoral des Alterns bezeichnet das Phänomen, dass, obgleich sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit zunehmendem Alter ein Nachlassen ihrer Attraktivität wahrgenommen wird, der wahrgenommene Verfall bei Frauen im Vergleich zu Männern früher beginnt und ein höheres Ausmaß hat. Doppelmoral des Alterns Wer hat Vorurteile gegenüber älteren Menschen? Der Ageism ist ein weit verbreitetes Phänomen. Dennoch gibt es einige auffällige Unterschiede in der Häufigkeit negativer Altersstereotype zwischen verschiedenen Altersgruppen. Im Zuge ihrer quantitativen Studie über Forschungsergebnisse stellten Kite et al. (2005) beispielsweise fest, dass Erwachsene mittleren Alters gegenüber älteren Menschen generell mehr negative Vorstellungen haben als jüngere oder ältere Erwachsene. Die Autoren erklären dies u.a. da- 46

47 mit, dass die Erwachsenen mittleren Alters das eigene Altern bereits am Horizont erblicken, aber noch nicht bereit sind, sich damit abzufinden. Deshalb haben sie vielleicht ein größeres Bedürfnis als jüngere Menschen, sich durch altersbezogene negative Stereotype von älteren Menschen abzugrenzen. Interessanterweise gab es auch einige Hinweise darauf, dass ältere Menschen einige der altersbezogenen Stereotype teilen, obgleich in geringerem Ausmaß als jüngere Erwachsene. Genau wie Stereotype über andere Gruppen können auch altersbezogene Stereotype ihre Wirkung weitgehend unbewusst entfalten. Deshalb können selbst wohlwollende Personen negative Vorstellungen in Bezug auf ältere die Wirkung von Stereotypen ist weitgehend unbewusst Menschen hegen, wodurch ihr Verhalten unterschwellig und automatisch beeinflusst wird (s. Perdue & Gurtman, 1990). Der Begriff impliziter Ageism bezeichnet automatische oder unbewusste Denkmuster, Gefühle und Urteile gegenüber älteren Menschen. Implizite Altersstereotype stimmen nicht unbedingt mit den expliziten Stereotypen eines Menschen überein (d.h. den Stereotypen, die eventuell direkt geäußert bzw. in Worten ausgedrückt werden). Wenn man zum Beispiel Personen fragt, ob sie die meisten älteren Menschen für griesgrämig halten, würden zumindest einige der Befragten dies verneinen, und zwar aus ehrlicher Überzeugung. Allerdings wären die gleichen Personen, besonders wenn sie unter Zeitdruck stünden, wohl eher geneigt, eine Auseinandersetzung zwischen einem älteren Erwachsenen und ein paar Kindern auf der Straße als Beschwerde des älteren Menschen über den Kinderlärm zu interpretieren, während sie die gleiche Szene ganz anders interpretieren würden, wenn ein jüngerer Erwachsener involviert wäre (z.b. als Erwachsener, der einen Streit zwischen Kindern schlichtet). So beeinflusst die Klischeevorstellung, dass ältere Menschen übellaunig und griesgrämig sind, das Urteil Anderer, selbst wenn sie diesem Klischee nicht bewusst zustimmen oder es zum Ausdruck bringen würden. In der psychologischen Forschung wurden Methoden entwickelt, um die unbewussten Vorurteile zu messen, die Menschen gegenüber Mitgliedern bestimmter sozialer Gruppen hegen. Drei führende Wissenschaftler haben ein 47

48 virtuelles Labor erstellt, in dem Besucher ihre impliziten Vorurteile online testen können (s. Infokasten 3.2). Infokasten 3.2 Im Fokus: Project Implicit Project Implicit kombiniert Grundlagenforschung mit öffentlicher Aufklärung in einem virtuellen Labor, in welchem Besucher ihre eigenen versteckten Vorurteile identifizieren können. Bisher hat dieses Projekt zu folgenden wichtigen Erkenntnissen geführt: Implizite Vorurteile sind weit verbreitet. Sie zeigen sich statistisch gesehen als größere Einflüsse, wovon oft die Mehrheit der Menschen betroffen ist. Beispielsweise legen über 80% der Internetbesucher eine implizit negative Haltung gegenüber älteren Menschen als gegenüber Jüngeren an den Tag. Viele Menschen sind sich ihrer impliziten Vorurteile oft nicht bewusst. Es stellt sich heraus, dass ganz normale Menschen negative Vorstellungen (also implizite Vorurteile) gegenüber verschiedenen sozialen Gruppen haben, obgleich sie aus ehrlicher Überzeugung heraus sagen, dass sie frei von solchen Vorurteilen sind. Implizite Vorurteile bestimmen das Verhalten. Von schlichten Gesten der Freundlichkeit und Einbeziehung des Anderen bis hin zu folgenschwereren Handlungen wie z.b. Beurteilung der Qualität von Leistungen hat man die Erfahrung gemacht, dass Menschen mit stärkeren implizierten Vorurteilen auch mehr Diskriminierung praktizieren. Die Menschen hegen verschieden starke implizite Vorurteile. Implizite Vorurteile sind von Mensch zu Mensch verschieden stark ausgeprägt beispielsweise als Funktion der Zugehörigkeit des Menschen zu bestimmten Gruppen, der Dominanz der betreffenden Gruppe in der Gesellschaft, oder der Stärke von Vorurteilen im unmittelbaren Umfeld. Dadurch wird deutlich, dass implizite Grundhaltungen sich durch Erfahrung ändern lassen. Wenn Sie den Grad Ihrer eigenen impliziten Altersstereotype testen möchten, klicken Sie auf Quelle: 48

49 3.1.2 Altersdiskriminierung In seiner Grundbedeutung bezeichnet der Begriff Diskriminierung Handlungen, wodurch Menschen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit zurückgewiesen, ausgeschlossen oder benachteiligt werden. Altersdiskriminierung bezeichnet Handlungen, wodurch älteren Menschen bestimmte Chancen und Möglichkeiten aufgrund ihres Alters verweigert oder erschwert werden. Altersdiskriminierung findet sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf institutioneller Ebene statt. Gesellschaftliche Diskriminierung. Auf gesellschaftlicher Ebene zeigt sich Altersdiskriminierung in Kommunikations- und Interaktionsmustern. Übertriebene Fürsorglichkeit ist ein verkehrter Kommunikationsstil, wobei der Sprecher einen älteren Menschen auf eine Art und Weise anspricht, die über eine rücksichtsvolle Sprachanpassung, welche die angesprochene Person als angemessen empfinden würde, hinausgeht (Coupland et al., 1988). Eine ausgeprägte Form der übertriebenen Fürsorglichkeit nennt man auch patronisierende Kommunikation. Die patronisierende Sprechweise unterscheidet sich von der normalen Sprechweise unter Erwachsenen durch besondere Langsamkeit, übermäßige Vereinfachung, übertriebene Höflichkeit und Wärme. Weitere verbale Merkmale sind der Gebrauch von kindischen patronisierende Kommunikation ist eine Form von übertriebener Fürsorglichkeit Ausdrücken und Verniedlichungen, (z.b. nur, klein oder Diminutiva mit -chen oder -lein ), Veränderung der Pronomina (z.b. der Gebrauch von wir statt du oder Sie ), und die Verwendung von Kosenamen wie Schätzchen oder Süße(r). Nonverbale Formen der herablassenden Sprechweise sind u.a. eine Verstellung der Stimme (hohe Tonlage, übertriebene Betonung), plump-vertrauliches Streicheln und übertriebene Gestik o- der Mimik, um den verbalen Ausdruck zu unterstreichen. Ganz offensichtlich sind ein Grund, warum Menschen eine patronisierende Sprechweise benutzen, ihre Stereotype bezüglich älteren Erwachsenen (d.h. senil und schwerhörig). Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass ältere Erwachsene zwar eine Sprechweise mit Rücksichtnahme auf ihren tatsächlichen körperlichen Zustand schätzen, jedoch die patronisierende 49

50 Sprechweise selbst in bester Absicht als ziemlich störend und respektlos empfinden (bei Williams & Nussbaum, 2001 finden Sie einen Überblick über die Forschungsliteratur über Kommunikation zwischen den Generationen). Ein ähnlich gelagertes Problem bezieht sich auf die Art und Weise in der über ältere Menschen gesprochen wird. Ganz offensichtlich würden Jedem von uns ziemlich schnell ein paar grob beleidigende und abschätzige Bezeichnungen für ältere Menschen einfallen. Dennoch verwenden die Meisten von uns auch wohlwollendere Bezeichnungen für ältere Menschen, ohne groß über deren unterschwellig vorhandene abwertende Bedeutung nachzudenken. Im Infokasten 3.3 sind einige häufig verwendete Bezeichnungen für ältere Erwachsene dargestellt, die von der National Academy for Teaching and Learning about Aging (NATLA / Nationale Akademie für Lehren und Lernen über das Altern, USA) veröffentlicht wurden. Die an die University of North Texas (Universität von Nord Texas) angegliederte NATLA bietet Schulungen, Beratung und Lehrmaterial für Organisationen in den USA an. Soziale Diskriminierung kann in verschiedenen gesellschaftlichen Zusammenhängen vorkommen. Es kann zum Beispiel geschehen, dass Personen den Kontakt zu älteren Menschen in ihrer Nachbarschaft meiden, dass sie in einem Geschäft abfällige Bemerkungen machen, oder dass sie einen jüngeren Kollegen für ein gemeinsames Mittagessen oder in ihrem Team bevorzugen. Die Forschungsergebnisse weisen auch darauf hin, dass Altersdiskriminierung in zwei Bereichen besonders stark vertreten ist: Auf dem Arbeitsmarkt und im Gesundheitswesen. Beispielsweise gibt es eine ganze Reihe von Hinweisen, dass die Vorstellungen der Arbeitgeber von älteren Arbeitnehmern (im Alter zwischen 50 und 65 Jahren) wesentlich negativer sind als ihre Vorstellungen von jüngeren Arbeitnehmern. Ältere Arbeitnehmer werden insbesondere als weniger flexibel und langsamer wahrgenommen, sowie als weniger willig und fähig, sich an Veränderungen anzupassen (z.b. Lyon & Pollard, 1997). Diese negativen Vorstellungen haben wiederum weitreichende negative Konsequenzen für die Rekrutierung, Beförderung und Weiterbildung älterer Erwachsener (Lahey, 2005). Altersdiskriminierung ist auf dem Arbeitsmarkt und im Gesundheitswesen besonders stark vertreten 50

51 Infokasten 3.3 Zum Nachdenken: Wie bezeichnen Sie ältere Menschen? Nachstehend finden Sie einige Überlegungen zu einer Reihe von Bezeichnungen, die häufig für ältere Menschen verwendet werden. Obgleich das Wort Alte oft benutzt wird, bringt man es häufig mit Sozialhilfe oder Gesundheits- und Pflegediensten in Verbindung. Es hat generell die Nebenbedeutung einer namenlosen, gesichtslosen Bevölkerung von armen und gebrechlichen älteren Menschen. Älterer/Ältester beinhaltet Achtung und Weisheit, man sagt z.b.: Respektiert eure Älteren. Dieser Ausdruck wird relativ selten gebraucht. Für einige Glaubensgemeinschaften bedeutet Ältester ein Amt innerhalb der Gemeinde. Der Begriff ältere Bürger/Mitbürger bezeichnet normalerweise eine etwas jüngere Bevölkerungsgruppe. Man denkt hier oft an Seniorenermäßigungen und Gruppen von Menschen, die gemeinsam an bestimmten Aktivitäten teilnehmen. Während einigen älteren Menschen diese Bezeichnung nichts ausmacht, nehmen andere Anstoß daran, wenn sie als ältere Bürger bezeichnet werden. Senior ist eine neutralere Bezeichnung als älterer Bürger. Wir benutzen diesen Ausdruck zur Bezeichnung von Menschen mit mehr Lebenserfahrung, ohne dass diese Personen auch unbedingt entsprechend betagt sein müssen, beispielsweise mit der Bedeutung Seniorchef. Die Bezeichnungen alter Mann oder alte Frau werden generell als abwertend empfunden. Das Wort alt gilt als grob, unverblümt und negativ. Die meisten Menschen betrachten diesen Ausdruck als unpassend und als einen, den man vermeiden sollte. Golden Ager (keine deutsche Entsprechung) löst normalerweise gemischte Gefühle aus. Für Einige bezeichnet dieser Ausdruck einen sorgenfreien, glücklichen älteren Menschen. Für Andere gilt diese Bezeichnung als Euphemismus für einen problematischeren Lebensabschnitt. Sie kann die Auffassung beinhalten, ältere Menschen nicht ernst zu nehmen. Von allen möglichen Bezeichnungen scheint älterer Erwachsener/ älterer Mensch die neutralste und unverfänglichste zu sein. Älter ist ein relativer Begriff, da jeder Mensch älter ist als irgendein anderer. Das Wort Erwachsener verlangt nach Respekt und suggeriert Unabhängigkeit und Verantwortlichkeit. Jüngere Menschen möchten als Erwachsene behandelt werden ältere Menschen ebenfalls. Deshalb ist in Vorträgen und Sachtexten der Ausdruck älterer Erwachsener die bessere Wahl. Quelle: 51

52 Darüber hinaus existieren eine Vielzahl von Studien, die Diskriminierung von älteren Erwachsenen im Gesundheitswesen belegen, zum Beispiel im Umgang von Ärzten mit ihren Patienten, der Anwendung von Reihenuntersuchungen und der Behandlung von verschiedenen gesundheitlichen Problemen (Robb, Hongbin, und Haley, 2002). Institutionelle Diskriminierung. In verschiedenen öffentlichen und privaten Institutionen gibt es Richtlinien und Vorgaben, welche die Chancen und Einbeziehung älterer Menschen einschränken. Beispielsweise haben einige Finanzdienstleister Richtlinien herausgegeben, wonach an ältere Menschen keine Kredite oder Kreditkarten vergeben werden dürfen; einige Versicherer erhöhen den Risikoanteil der Prämie für ältere Erwachsene, oder schließen sie grundsätzlich vom Abschluss bestimmter Versicherungsverträge aus; einige gemeinnützige Organisationen haben Altersgrenzen für ehrenamtliche Tätigkeit an bestimmten Stellen festgelegt (z.b. telefonische Beratungs- Hotlines); einige Staaten oder Gemeinden haben Altersgrenzen für politische Ämter festgelegt (z.b. dürfen in einigen deutschen Kommunen Kandidaten für das Bürgermeisteramt nicht älter als 65 Jahre sein); hinzu kommt, dass in vielen Unternehmen und industriellen Organisationen die Mitarbeiter ausscheiden müssen, sobald sie das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht haben. Der Ageism behindert in erheblichem Umfang die Nutzung von Chancen in einer alternden Gesellschaft. Unwissenheit und negative Einstellungen vermindern beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmer oder Handwerker die Chancen der Seniorenwirtschaft erkennen. Ebenso machen es altersdiskriminierende Anschauungen und praktizierte Altersdiskriminierung älteren Menschen schwer, sich produktiv und in allgemein anerkannter Weise zu beschäftigen, beispielsweise mit ehrenamtlicher Tätigkeit. Die Bekämpfung des Ageism ist also eine wichtige Aufgabe. 52

53 3.2 Den Ageism bekämpfen und überwinden Die Überwindung des Ageism ist eine komplexe Aufgabe und erfordert konzertiertes Gegensteuern auf verschiedenen Ebenen sowie die Einbindung mehrerer Generationen. Auf den folgenden Seiten werden wir einige der am häufigsten angewandten Strategien zur Bekämpfung und Überwindung des Ageism kurz vorstellen. Dabei beginnen wir mit Strategien auf individueller Ebene, bei denen es um Sensibilisierung und Aufklärung geht. Danach werden wir uns generationenübergreifenden Strategien zuwenden, bei denen das Miteinander zwischen verschiedenen Altersgruppen eingeübt wird. Am Schluss werden wir dann auch einige Strategien auf institutioneller Ebene behandeln. Wir weisen gleichzeitig darauf hin, dass in diesem Teil nur einige erste Ideen zu diesen Strategien präsentiert werden. Wir werden diese Strategien ausführlicher behandeln, wenn wir die verschiedenen Maßnahmen und Projekte vorstellen, die im Rahmen des CIB-Projekts zur Lösung der entsprechenden Probleme entwickelt wurden Sensibilisierung und Aufklärung Eine Methode, Vorurteile gegenüber ältere Menschen abzubauen, besteht darin, die Menschen für den Ageism zu sensibilisieren und über Mythen und Tatsachen im Zusammenhang mit dem Alter aufzuklären. Lernen über ältere Erwachsene. Eine häufig verwendete Methode zur Veränderung negativer Vorstellungen über ältere Menschen ist die Verbreitung von Informationen über das Altern (z.b. durch Vorführung und anschließende Diskussion von Filmen oder das Bearbeiten entsprechenden Unterrichtsmaterials). Im Infokasten 3.4 stellen wir als Beispiel einen Kurs vor, der zum Ziel hat, altersbezogene Vorurteile bei SchülerInnen der Sekundarstufe I abzubauen. Rollenspiele, Simulationsübungen und Perspektiventausch. Rollenspiele und Simulationsübungen sind Bestandteile des Sensibilisierungstrainings, um einige unmittelbare Erfahrungen am eigenen Leib zu vermitteln. Beispielsweise kann man Rollenspiele einsetzen, um die Wirkung einer patronisierenden Sprechweise zu demonstrieren. Alterssimulations-Übungen 53

54 Infokasten 3.4 Forschungsbeispiel: Unterricht zum Verständnis über das Altern für Schüler der 7. Klasse Hintergrund: Es wurde ein fünftägiger Kurs entwickelt, um bei Schülern der Sekundarstufe I altersbezogene Vorurteile abzubauen und positives Altern zu fördern. Methode: 97 Schüler der 7. Klasse nahmen an diesem Kurs teil. Diese wurden dann mit 98 Schülern aus den 7. Klassen der gleichen Schule verglichen, welche nicht an diesem Kurs teilnahmen. Der gleiche Lehrer unterrichtete sämtliche Schüler der Jahrgangsstufe 7. Das einwöchige Programm lief folgendermaßen ab: 1.Tag: Einführungsfragebogen: Broschüre des AARP (Amerikanischer Verband der Rentner) mit Steckbriefen älterer Menschen; 2. Tag: Verstehen des Alterungsprozesses durch Bildanalysen an alternden Gesichtern von Männern und Frauen, die im Alter von 20, 40, 60 und 80 Jahren dargestellt wurden (ein Künstler zeichnete die Skizzen zum Alterungsprozess in fester Reihenfolge); 3. Tag: Videovorführung Zusammen alt werden ; 4. Tag: Besuch bei einem Senioren; dabei sollten die Schüler eine Reihe von Fragen stellen und Hilfe bei einer Arbeit im Haushalt anbieten; 5. Tag: Diskussion über die Erfahrungen mit den älteren Menschen. Schlussfragebogen zur Überprüfung des altersbezogenen Wissens, der Klischeevorstellungen, usw. Ergebnisse: Statistische Auswertungen konnten zeigen, dass die Intervention mit Hilfe dieses Kurses zu einer deutlichen Verbesserung in der Wahrnehmung des Alters, zu mehr Bekanntschaften mit älteren Menschen, der Wahrnehmung von deren individuellen Eigenschaften und zu mehr gemeinsamen Aktivitäten mit älteren Menschen geführt hat. Quelle: Chowdhary, U (2002). An intergenerational curricular module for teaching aging appreciation to seventh graders. Educational Gerontology, 28, Simulationsübungen zwingen die Teilnehmer dazu, sich mit dem Nachlassen von körperlichen und sensorischen Fähigkeiten auseinanderzusetzen, die normalerweise mit dem Alterungsprozess einhergehen. Beispielsweise erkranken etwa 95% aller Personen über 70 an grauem Star oder anderen Sehstörungen. Um Sehstörungen zu simulieren, können Teilnehmer in einem Sensibilisierungskurs dazu aufgefordert werden, eine Brille zu tragen, die entweder ein eingeengtes Sichtfeld oder verschwommene Sicht simu- 54

55 liert. Zur Simulation von Schwerhörigkeit können die Teilnehmer sich Ohrstöpsel oder Wattebäusche in beide Ohren stecken. Zur Simulation der Steifheit aufgrund von Arthritis kann die Beweglichkeit von Daumen-, Zeigefinger- und Mittelfingergelenken der dominierenden Hand durch Bandagen eingeschränkt werden. Die Teilnehmer können zwischen der Simulation einer Kombination von Hör- und Bewegungsbehinderung und jeder anderen denkbaren Kombination von Behinderungen wählen. Sie müssen dann in ihrem behinderten Zustand normale Alltagsaufgaben lösen und dürfen die Simulationsmittel bis zum Ende der Übung nicht entfernen (eine ausführliche Beschreibung einer Alterssimulationsübung finden Sie bei Wood, 2002 oder auf der Internetseite der Autorin unter Mehrere Forscher konnten feststellen, dass Rollenspiele, Perspektiventausch und Alterssimulation das Einfühlungsvermögen gegenüber älteren Erwachsenen verbessern können. Dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass einige Forscher hier auch paradoxe und unbeabsichtigte Nebenwirkungen feststellten, beispielsweise dass der Perspektiventausch auch zu vermehrter Angst vor dem Altern und Formen der Verweigerung führen kann. Abbildung 3.1 Age-Explorer Der vom Meyer-Hentschel Institut entwickelte Age-Explorer ist ein aus vielen Einzelteilen zusammengesetzter Anzug, der körperliche Veränderungen und Einschränkungen simuliert. Auf diese Weise vermittelt er dem Träger eine unmittelbare Erfahrung aus der Welt der Körperbehinderung. Age-Explorer wird im Industriedesign zur Entwicklung von altersgerechten Produkten eingesetzt. Quelle: Kompetenzen und Fähigkeiten. Viele Schulungsprogramme enthalten auch praktische Übungen, um die Fähigkeiten in der Kommunikation und im zwischenmenschlichen Umgang zu verbessern. Wie bereits erwähnt, können jüngere Menschen bei der Kommunikation mit älteren Erwachsenen unversehens in eine Altensprache oder patronisierende Sprechwei- 55

56 se verfallen. Durch systematische Schulung wird nicht nur das Bewusstsein der Teilnehmer für die eigene Sprache, Gestik und nonverbale Kommunikation geschärft (beispielsweise durch Videoaufzeichnungen ihres Umgangs mit einem älteren Erwachsenen). Das Training hilft auch, durch betreutes Rollenspiel und entsprechende Reaktionen des Gegenübers alternative Verhaltensmuster zu entwickeln. Angesichts der Tatsache, dass die Meisten von uns in einer eher altersdiskriminierenden Gesellschaft aufgewachsen sind, erscheint uns eine Andersbehandlung von Menschen aufgrund ihres Alters vielleicht so selbstverständlich, dass es uns schwer fällt, die dahinter steckende Diskriminierung wahrzunehmen. Deshalb machen Sie bitte folgende Übung: Gehen Sie zurück zu den Einführungsbeispielen am Anfang dieses Kapitels. Wählen Sie eine der Aussagen und versuchen Sie sich vorzustellen, wie der betreffende Mensch es empfindet, was ihm in der jeweiligen Situation widerfahren ist und wie es sich auf sein Leben ausgewirkt hat! Kontakt zwischen den Generationen Die Ansicht, dass Vorurteile und Stereotype zwischen zwei Gruppen durch gesellschaftlichen Kontakt wirksam abgebaut werden können, ist weit verbreitet. Die systematische Forschung hat jedoch gezeigt, dass nicht jede Art von Kontakt diesem Ziel gleichermaßen dient. Unter gewissen Umständen kann der Kontakt mit Mitgliedern einer Gruppe, zu der man selbst nicht gehört (einer so genannten außenstehenden Gruppe ) sogar dazu führen, dass negative Stereotype und Vorurteile eher bestätigt als abgebaut werden. Was zeigen Forschungsergebnisse darüber, wann der Kontakt hilfreich ist? Und wie können diese Erkenntnisse erfolgreich zur Entwicklung von Programmen genutzt werden, die dazu beitragen den Kontakt zwischen Mitgliedern verschiedener Gruppen zu verbessern? Kontakt ist nicht immer hilfreich Optimale Bedingungen für den Kontakt. Nach sozialpsychologischen Forschungsergebnissen müssen folgende fünf Bedingungen erfüllt sein, damit der Kontakt effektiv dazu beiträgt, Animositäten und Vorurteile zwischen verschiedenen Gruppen abzubauen (s. Pettigrew, 1998): 56

57 1. Gleichstellung die Gruppen sollten einander als Gleichberechtigte begegnen (z.b. sollten bei einem generationenübergreifenden Programm ältere und jüngere Erwachsene auf Augenhöhe miteinander kommunizieren, wobei keine der beiden Gruppen einen höheren Status als die jeweils andere für sich beansprucht). 2. Ein gemeinsames Ziel Mitglieder beider Gruppen sollten zusammen an einer gemeinsamen Problemstellung oder Aufgabe arbeiten, deren Lösung sie als gemeinsames Ziel verfolgen (z.b. Planung einer gemeinsamen Aktion, um das öffentliche Ansehen ihres Stadtviertels aufzupolieren). 3. Zusammenarbeit die Verwirklichung des gemeinsamen Ziels sollte ausdauernde und wiederholte gruppenübergreifende Zusammenarbeit erfordern (z.b. in generationenübergreifenden Arbeitsgruppen oder Mannschaften), gleichzeitig sollte das Potenzial für Konkurrenzsituationen zwischen den Gruppen minimiert werden. An dieser Stelle ist es besonders wichtig festzuhalten, dass das gemeinsame Ziel durch gemeinsame Anstrengungen erreichbar sein muss. Gemeinsamer Erfolg verbindet die Menschen miteinander. Im Fall eines Scheiterns besteht dagegen ein erhöhtes Risiko, dass die beiden Gruppen sich gegenseitig die Schuld zuschieben. 4. Freundschaftspotenzial die Kontaktsituation sollte Gelegenheiten bieten, sich gegenseitig als Einzelpersonen kennen zu lernen und im Idealfall Freundschaften zu schließen nicht nur als Vertreter gesellschaftlicher Gruppen oder Teilnehmer an einem Programm (z.b. durch Gelegenheiten für informelle Unterhaltungen untereinander während der Pausen oder indem den Menschen Gelegenheit gegeben wird etwas über sich selbst zu erzählen). 5. Autorität, Gesetze und Spielregeln eine von beiden Gruppen anerkannte Autorität sollte den Kontakt und das Miteinander zwischen den Gruppen und ihren Mitgliedern betreuen und hilfreiche gesellschaftliche Spielregeln festlegen (z.b. das Unterlassen von Beschimpfungen und Beleidigungen, sowie Regeln, wie man angemessen auf Beiträge von einzelnen Gruppenmitgliedern reagiert). 57

58 Kontakt über einen längeren Zeitraum: sie wird zu wir. Um das Potenzial voll auszuschöpfen, sollte der Kontakt über einen längeren Zeitraum gepflegt werden. Außerdem sollte das Programm während des gesamten Zeitraums bestimmte soziale und psychologische Prozesse fördern. Am Anfang sollte angestrebt werden, dass die Teilnehmer sich gegenseitig eher als Individuen und nicht so sehr als Mitglieder einer Gruppe wahrnehmen (z. B. als Julia, Mark, Heinz und Roswitha, und nicht als Jüngere oder Ältere). Zu diesem Zweck könnten die Organisatoren eines Programms Mannschaften oder Arbeitsgruppen unter Berücksichtigung der persönlichen Vorlieben, Erfahrungen oder Talente der Teilnehmer bilden (eine Mannschaft kümmert sich z.b. um die Informationsbeschaffung, eine zweite verfasst eine Pressemitteilung, eine dritte übernimmt die Organisation, usw.). Wenn man so die Trennungslinien zwischen den Gruppen vorübergehend aufbricht, führt dies im Idealfall dazu, dass Sympathien von Mensch zu Mensch gegenüber Einzelpersonen aus der jeweils anderen Gruppe entstehen, und dass Berührungsängste und Gefühle von Unsicherheit abgebaut werden, die sonst weiterhin das Miteinander zwischen den Gruppen beeinträchtigen würden. Allerdings sind positive Erfahrungen mit einem (oder mehreren) Angehörigen einer anderen Gruppe noch lange keine Gewähr dafür, dass ein Mensch seine Vorurteile gegen die Gruppe insgesamt aufgibt. ( Nur weil meine 85-Jährige Nachbarin Roswitha aufgeschlossen und tolerant ist, heißt das noch lange nicht, dass ich deswegen meine Klischeevorstellungen von älteren Leuten als engstirnig und konservativ revidiere ). Um zu erreichen, dass die Teilnehmer ihre positiven Kontakterfahrungen mit einzelnen Mitgliedern der außenstehenden Gruppe verallgemeinern und auf die Gruppe insgesamt übertragen, ist es wichtig, dass die Teilnehmer die Partner, mit welchen sie zu tun haben, als typische Vertreter der anderen Gruppe wahrnehmen und nicht nur als Ausnahmen von der allgemeinen Regel ( Meine Nachbarin ist kein typischer älterer Mensch! ) oder Mitglied einer Untergruppe, die sich von den Anderen unterscheidet ( Roswitha ist eine von diesen Golden Agers. ). Während also in der Anfangsphase der Grund für freundlichen und kooperativen Umgang miteinander gelegt wurdrei Phasen des Kontakts 58

59 de, sollte in der zweiten Phase die Aufmerksamkeit wieder auf die Zugehörigkeit zur jeweiligen Gruppe gelenkt werden. Eine Möglichkeit dafür wäre, dass im Zuge der Zusammenarbeit zur Verwirklichung des gemeinsamen Projekts beide Gruppen die ihnen eigenen besonderen Stärken einbringen (z.b. wenn das gemeinsame Ziel darin besteht, das öffentliche Image des gemeinsam bewohnten Stadtviertels zu verbessern, könnten die älteren Einwohner etwas über die Geschichte dieses Viertels beitragen, während die jüngeren Einwohner sich mehr mit aktuellen Fragen beschäftigen). Im Idealfall sollte die Einsicht, dass die Teilnehmer sowohl Einzelpersönlichkeiten als auch Angehörige ihrer Gruppe sind, zum Abbau von Vorurteilen und Stereotype nicht nur im Rahmen dieser Begegnung, sondern auch in der Begegnung mit sonstigen Angehörigen der Zielgruppe führen. In der Schlussphase des Programms sollten die Wahrnehmungen der Zugehörigkeit zu einer einzigen gemeinsamen Gruppe unter den Teilnehmern betont werden ( Wir sind alle verschieden alt, aber wir sind alle Einwohner der gleichen Stadt und mit unserer Heimat verbunden! ). In dem Maße, wie Mitglieder von verschiedenen Altersgruppen sich einer gemeinsamen Gruppe, die ihnen etwas bedeutet, zugehörig fühlen sollte sich auch das Miteinander zwischen den Gruppen freundlicher gestalten. Eine quantitative Auswertung von mehr als 500 einzelnen Forschungsprojekten über die Wirkung von Kontakten zwischen verschiedenen Gruppen, und zwar unter Einbeziehung sehr unterschiedlicher Gruppen (einschließlich verschiedener Altersgruppen) und mit insgesamt über Projektteilnehmern in 38 Ländern, hat bestätigt, dass persönlicher Kontakt ein effektives Mittel ist, Vorurteile abzubauen, besonders wenn die oben erwähnten Bedingungen erfüllt sind (Pettigrew & Tropp, 2006). Wir wissen, dass Kontakte zwischen verschiedenen Altersgruppen zur Zeit tatsächlich in vielen intergenerativen Projekten eingesetzt werden, obgleich mit weniger Systematik und Sorgfalt als es eventuell erforderlich wäre, um lang eingefahrene oder hartnäckige Stereotype und Vorurteile zu überwinden. 59

60 3.2.3 Öffentliche Politik, Gesetzgebung und politische Interessenvertretung Ageism ist ein politisches Thema. Deshalb müssen sich die Politik und die staatlichen Institutionen damit auseinandersetzen. Nachstehend werden einige Beispiele für politische Maßnahmen beschrieben, welche die EU und ihre Mitgliedstaaten zur Lösung des Problems Altersdiskriminierung angestoßen haben. Verhinderung von Diskriminierung durch Anti-Diskriminierungs-Gesetze. Eine Maßnahme ist der Erlass von Gesetzen zur Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund des Alters. Der Rat der Europäischen Union hat mehrere Gesetze/Richtlinien erlassen, um der Diskriminierung aufgrund von Alter, Geschlecht, Behinderung, Religionszugehörigkeit und sexueller Orientierung einen Riegel vorzuschieben. Diese Gesetzgebung verlangt Gleichbehandlung beim Zugang zu Beschäftigung sowie zu öffentlichen und privaten Diensten. In den letzten Jahren haben die Mitgliedstaaten nationale Gesetze erlassen, welche diese Gesetzgebung auf internationaler Ebene widerspiegeln und umsetzen. Anti- Diskriminierungs-Gesetze der EU Förderung eines altersfreundlichen Umfelds durch entsprechende Strategien und Verordnungen. Gesetzliche Regelungen und Verordnungen spielen auch eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines altersfreundlichen und nicht ausschließenden Umfelds (z.b. durch Bauordnungen oder Bestimmungen, die vorschreiben, dass öffentliche Einrichtungen wie Behörden, Kommunalverwaltungen, Gerichtsgebäude und Universitäten barrierefrei und für Behinderte zugänglich sein müssen). Daneben haben die EU und ihre Mitgliedstaaten spezielle Forschungsprogramme aufgelegt, um öffentliche Forschungseinrichtungen sowie Privatunternehmen oder einzelne Forscher bei der Entwicklung von technischen Produkten, sozialen Maßnahmen oder Infrastrukturen zu unterstützen, welche den Bedürfnissen von älteren Menschen gerecht werden und ihre Integration in die Gesellschaft fördern. 60

61 Abbildung 3.2 Seniorenbeirat Southampton Sicherung dauerhafter Interessenvertretung durch entsprechende Organisationen. Eine weitere Maßnahme zur Sicherung einer relativ dauerhaften Interessenvertretung für ältere Menschen ist die Einrichtung von kommunalen Seniorenbeiräten. Seniorenbeiräte auf lokaler Ebene sind überwiegend gemeinnützige, ehrenamtliche Zusammenschlüsse von Seniorenorganisationen und -wohngemeinschaften, welche die Interessen der älteren Menschen gegenüber der Kommune, der Stadtverwaltung und der breiten Öffentlichkeit vertreten. Die Beiräte befassen sich damit, älteren Erwachsenen die Mittel zu verschaffen, um ihr Wohlbefinden zu fördern und ihre Selbständigkeit zu erhalten, ältere Menschen bei ihrer Integration in die Gemeinschaft zu unterstützen und ihnen ein Mitspracherecht bei der Planung und Optimierung der für sie eingerichteten Dienstleistungen zu si- 61

62 Seniorenbeiräte chern. Seniorenbeiräte fungieren oft auch als Vermittler zwischen Vereinen, allein lebenden Senioren, Regierungen und Anbietern von Dienstleistungen. Sie versorgen ältere Menschen mit Informationen, Unterstützung und Diensten für viele verschiedene Bereiche. Die Beiräte bemühen sich auch darum, den älteren Menschen eine starke gemeinsame Stimme zu geben, sowie um Aufklärung und Sensibilisierung für Probleme, die Senioren betreffen, und um die Hervorhebung der Fähigkeiten und Leistungen von älteren Menschen. Um eine Vorstellung von der Arbeit eines Seniorenbeirats zu bekommen, werfen Sie bitte einen Blick auf Abbildung 3.2, in der ein Merkblatt des Seniorenbeirats in einer der CIB-Partnerstädte gezeigt wird. Zusammenfassung Der Begriff Ageism bezeichnet das gesellschaftliche oder kulturelle Muster von weit verbreiteten Stereotypen und der Diskriminierung von Einzelpersonen und Gruppen aufgrund ihres Alters. Obgleich die Klischeevorstellungen von älteren Menschen im Allgemeinen ziemlich negativ sind, enthalten sie oft sowohl negative als auch positive Elemente. Altersbezogene Stereotype können sich weitgehend unbewusst auswirken. Deshalb können selbst wohlmeinende Personen negative Vorstellungen im Zusammenhang mit älteren Menschen hegen, die unterschwellig und automatisch ihr Verhalten bestimmen können. Der Begriff Altersdiskriminierung bezeichnet Handlungen, wodurch älteren Menschen bestimmte Chancen und Möglichkeiten aufgrund ihres Alters verweigert oder erschwert werden. Altersdiskriminierung wird sowohl auf sozialer als auch auf institutioneller Ebene praktiziert. Sie ist in zwei Bereichen besonders stark ausgeprägt: Am Arbeitsmarkt und im Gesundheitswesen. Die Bekämpfung des Ageism ist eine komplexe Aufgabe und erfordert konzertiertes Gegensteuern auf verschiedenen Ebenen sowie die Einbindung mehrerer Generationen. Strategien auf individueller Ebene befassen sich mit der Sensibilisierung und Aufklärung. Generationenübergreifende Maßnahmen beinhalten Kontakte zwischen verschiedenen Altersgruppen. 62

63 Bei Maßnahmen auf institutioneller Ebene geht es um den Erlass von Antidiskriminierungs-Gesetzen und um Maßnahmen, welche die Schaffung eines altersfreundlichen Umfelds fördern. Literaturnachweise Baltes, P. B. (1987). Theoretical propositions of life-span developmental psychology: On the dynamics between growth and decline. Developmental Psychology, 23, Butler, R. (1969). Ageism: Another form of bigotry. Gerontologist, 9, Coupland, N., Coupland, J., Giles, H., & Henwood, K. (1988). Accommodating the elderly: Invoking and extending a theory. Language in Society, 17, Featherstone, M., & Hepworth, M. (1993). Images in ageing. In J. Bond & P. Coleman (Eds.), Ageing in society (pp ). London: Sage. Fiske, S. T., Cuddy, A. J. C., Glick, P., & Xu, J. (2002). A model of (often mixed) stereotype content: Competence and warmth following from perceived status and competition. Journal of Personality and Social Psychology, 82, Gatz, M. & Pearson, C. G. (1988). Ageism revised and the provision of psychological services. American Psychologist, 43, Hummert, M. L. (1990). Multiple stereotypes of elderly and young adults: A comparison of structure and evaluation. Psychology and Aging, 5, Kite, M. E., Stockdale, G. D., Whiley, B. E., & Johnson, B. T. (2005). Attitudes towards younger and older adults: An updated meta-analytic review. Journal of Social Issues, 61, Lahey, J. (2005). Do older workers face discrimination? An issue in brief. Boston: Center for Retirement Research at Boston College. Lyon, P., & Pollard, D. (1997). Perceptions of the older employee: Is anything really changing? Personnel Review, 26,

64 Palmore, E. (1990). Ageism: Negative and positive. New York: Springer. Palmore, E. (1998). The facts on aging quiz. New York: Springer. Perdue, C. W., & Gurtman, M. B. (1990). Evidence for the automaticity of ageism. Journal of Experimental Social Psychology, 26, Pettigrew, T. F. (1998). Intergroup contact theory. Annual Review of Psychology, 49, Pettigrew, T. F., & Tropp, L. R. (2006). A meta-analytic test of intergroup contact theory. Journal of Personality and Social Psychology, 90, Robb, C., Hongbin, C., & Haley, W. E. (2002). Ageism in mental health and health care: A critical review. Journal of Clinical Geropsychology, 8, Williams, A. & Nussbaum, J.F. (2001). Intergenerational communication across the lifespan. Mahwah, NJ: Erlbaum. Wood, M. D. (2002). Experiential learning for undergraduates: A simulation about functional change and aging. Gerontology & Geriatrics Education, 23. Zepelin, H., Sills, R. A., & Heath, M. W. (1986). Is age becoming irrelevant. An exploratory study of perceived age norms. International Journal of Aging and Human Development, 24, Übungen 1. Was ist übertrieben fürsorgliche Kommunikation? Geben Sie einige Beispiele. 2. Nehmen Sie sich etwas Zeit, um über Ihre eigene Sprache nachzudenken. Wie nennen Sie ältere Menschen? Und warum bevorzugen Sie diese Bezeichnung? 3. Unter welchen Bedingungen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Kontakte zwischen den Generationen ein wirksames Mittel zum Abbau altersbezogener Vorurteile sind? 4. Gibt es in Ihrem Land Antidiskriminierungs-Gesetze zur Eindämmung der Altersdiskriminierung? 64

65 4 Ran an den Computer! Zur Ausschöpfung der Potenziale einer alternden Gesellschaft sind innovative Ansätze erforderlich, die über herkömmliche Altenpflege und Sozialarbeit hinausgehen. In diesem Kapitel werden wir uns einer besonders vielversprechenden Strategie zuwenden: Die Förderung digitaler Integration und digitaler Kompetenz unter älteren Menschen. Unter digitaler Integration versteht man normalerweise das Ziel, allen Mitgliedern einer Gesellschaft die Nutzung von digitalen Technologien zu erleichtern, indem man ihnen gleichberechtigten und bezahlbaren Zugang zu Computern und zum Internet verschafft. Digitale Kompetenz bezeichnet dagegen die Kenntnisse und Fähigkeiten, die eine Person braucht, um digitale Technologie gezielt einzusetzen und damit bewusst zu kommunizieren. Es gibt zwei wichtige Gründe, warum wir uns an dieser Stelle mit digitaler Kompetenz und Integration beschäftigen. Erstens ist der Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien zu einem infrastrukturellen Grundbedürfnis in zivilen und demokratischen Gesellschaften geworden. Digitale Kompetenz ist also eine wichtige Voraussetzung für die volle Teilhabe älterer Menschen an der Informations- und Wissensgesellschaft. Der zweite Grund, der mit dem ersten zusammenhängt, besteht darin, dass die Fähigkeit älterer Menschen, Informationen mittels digitaler Technologie gezielt zu nutzen und auch selbst zu erzeugen, als ein wesentlicher Faktor sowohl für ihr persönliches Wohlbefinden als auch für ihr soziales und wirtschaftliches Gedeihen gilt. In der EU sowie in anderen Regionen und Ländern weltweit ist deshalb die Förderung der digitalen Kompetenz zu einem wichtigen politischen Thema geworden. Wenn Sie dieses Kapitel durchgearbeitet haben, werden Sie (1) Wissen über digitale Kompetenz und die Möglichkeiten der digitalen Integration älterer Menschen erworben haben; (2) besser darüber informiert sein, wie ältere Menschen den Computer und das Internet nutzen; 65

66 (3) mit den Barrieren vertraut sein, die ältere Menschen daran hindern, digitale Technologien zu nutzen; (4) einige Methoden kennengelernt haben, wie man mit diesen Hindernissen umgeht und sie überwindet. 4.1 Digitale Kompetenz älterer Menschen: Das Gebot der Stunde Digitale Kompetenz ist eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung digitaler Technologien Falsche Vorstellungen und weit verbreitete Irrtümer Eine Reihe von Umfragen belegen, dass gegenwärtig ältere Erwachsene den Computer, das Internet oder sonstige digitale Technologien seltener nutzen als jüngere Erwachsene. Allerdings erfährt die digitale Welt zurzeit einen rasanten Wandel. So stellten ältere Menschen in den letzten Jahren das am schnellsten wachsende Marktsegment unter den Nutzern digitaler Technologien dar. Dennoch hält sich hartnäckig die Meinung, dass ältere Menschen bei der Nutzung digitaler Technologie grundsätzlich hinter dem Mond leben. Zwei Stereotype sind besonders weit verbreitet: weit verbreitete Stereotype über die Nutzung digitaler Technologien durch ältere Menschen Ältere Menschen benutzen den Computer und das Internet nicht, weil sie diese Medien nicht brauchen, um ihr Leben zu meistern! Diese Behauptung ist aus mindestens zwei Gründen falsch. Erstens nutzt ein erheblicher und wachsender Anteil an älteren Menschen digitale Technologien, obgleich dieser Anteil immer noch unter dem anderer Altersgruppen liegt. Zweitens durchdringen digitale Technologien nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Daher stellt die Unfähigkeit, mit digitalen Medien umzugehen heutzutage eine erhebliche Behinderung dar, auch wenn ältere Menschen in der Vergangenheit den Großteil ihres Lebens ohne Computer und Internet gemeistert haben. Städtische Behörden veröffentlichen Bekanntmachungen und Sprechstunden online; Banken schließen Filialen und bieten stattdessen Online-Banking an; Theater, Versicherungen oder 66

67 Experten im Gesundheitswesen kontaktieren ihre Kunden per ; Fernsehprogramme, Anzeigen, Gebrauchsanweisungen und Unternehmen verweisen für ausführlichere Informationen und Marketing auf ihre Internetseiten, um nur ein paar Beispiele zu geben. Für ältere Menschen ist es deshalb ebenso wichtig wie für alle anderen Mitglieder der Gesellschaft digitale Technologien nutzen zu können. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr! Mit dieser Behauptung wird unterstellt, dass es im Alter zu spät ist, den Umgang mit Computern und dem Internet noch zu erlernen. Es stimmt zwar, dass die meisten derzeitigen Ruheständler digitale Technologien während ihres aktiven Lebens weder beruflich noch privat genutzt haben und dass deren Nutzung nie Bestandteil ihrer Schul- oder Berufsausbildung war. Dennoch ist es zum Lernen nie zu spät selbst wenn ältere Menschen vielleicht einige technische Hilfsmittel oder spezielle Software benötigen, um körperliche Einschränkungen auszugleichen (beispielsweise spezielle, größere Computertastaturen oder eine Software, die das Bewegen des Mauscursors für Menschen mit motorischen Behinderungen erleichtert), oder sie benötigen unter Umständen mehr Zeit zum Lernen und Üben. Es wäre tatsächlich ein Irrtum zu glauben, dass alle jungen Leute die digitale Welt quasi schon mit der Muttermilch aufnehmen und von Natur aus ein besseres Verständnis für die digitale Technologie mitbringen. In Wirklichkeit gibt es innerhalb der jüngeren Generationen erhebliche Unterschiede, was den Zugang sowie die innere Einstellung zur digitalen Technologie betrifft und die Fähigkeit, damit umzugehen. Nicht alle jüngeren Menschen werden zu Profis im Umgang mit digitaler Technologie, dafür aber viele der Älteren. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass die digitale Kompetenz unter allen Generationen weitgehend von der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung sowie von entsprechenden Gelegenheiten abhängt. technische Hilfsmittel Digitale Kompetenz im Alter als Chance Es liegt auf der Hand, dass digitale Kompetenz für ältere Menschen in vielen Bereichen sehr nützlich sein kann. 67

68 Zugang zu Informationen und Dienstleistungen das World Wide Web (Internet) bietet ein unschätzbares Reservoir an Nachrichten, Daten, Fakten und Wissen für Jeden, der in der Lage ist, es zu nutzen. Forschungsergebnisse zeigen, dass ältere Menschen das Internet als Werkzeug für die Suche nach Informationen zu verschiedenen Themen nutzen, besonders in den Bereichen Gesundheitswesen, Reisen und Einkauf. Kommunikation die Kommunikation über den Computer hat die herkömmlichen Methoden der Kommunikation spürbar verändert. s und Internetforen sind die markantesten Beispiele für die neuen Kommunikationswege. Die Beliebtheit von Video-, Audio- und Text-Chats steigt weiter an. Digitale Kommunikationstechnologien helfen älteren Menschen, mit weit entfernt wohnenden Freunden oder Angehörigen über oder Skype in Verbindung zu bleiben. Soziale Integration soziale Netzwerke und Internetseiten wie z.b. Facebook oder MySpace bieten eine Gelegenheit, soziale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Die Nutzer können ein persönliches Profil anlegen, andere Nutzer als Freunde hinzufügen, mit ihnen Fotos oder sonstige Materialien austauschen, Botschaften einstellen oder darauf antworten und an Online-Chats teilnehmen. Die Nutzer können sich auch Interessengruppen anschließen, die ihren persönlichen Interessen und Vorlieben entsprechen, oder im Zusammenhang mit Arbeitsplatz, Schule oder Universität oder sonstigen besonderen Merkmalen stehen. Für ältere Menschen, insbesondere solche mit Mobilitätseinschränkungen, kann die Teilnahme an sozialen Netzwerken ein wirksames Gegenmittel gegen Einsamkeit und Gefühle der sozialen Isolation sein. Soziale Netzwerke elearning (digitales Lernen) Formen von elektronisch gestütztem Lernen und Lehren können für ältere Menschen von Nutzen sein, die geistig aktiv bleiben möchten. Zusätzlich zu dem direkten Nutzen durch Weiterbildung und der Freude daran stellt die Herausforderung, etwas Neues zu lernen auch einen wirksamen Schutzfaktor zum Erhalt der geistigen Fähigkeiten dar. 68

69 Beschäftigung digitale Technologien bieten älteren Menschen auch vielfältige Möglichkeiten, über das normale Renteneintrittsalter hinaus wirtschaftlich aktiv zu bleiben (z.b. durch die Eröffnung von neuen Beschäftigungsmöglichkeiten in der Datenverarbeitung oder dadurch, dass Menschen die Möglichkeit haben, von zu Hause aus zu arbeiten). Freizeit und Unterhaltung der Trend, den Computer, digitale Technologien und Unterhaltungselektronik miteinander zu kombinieren und zu vernetzen, setzt sich unaufhaltsam fort. ehealth (elektronisches Gesundheitswesen) wie bereits in Kapitel 2 erwähnt, können computergestützte technische Hilfsmittel ältere Menschen dabei unterstützen, im Alter eine hohe Lebensqualität aufrecht zu erhalten. Besondere digitale Geräte können als Seh- oder Hörhilfen eingesetzt werden; spezielle Softwareanwendungen bieten Übungen für kognitives Training oder unterstützen körperliches Training; ferngesteuerte Gesundheitsund Pflegedienste sorgen durch die Vernetzung von digitalen Technologien mit Telekommunikationstechnik für medizinische Vorbeugung, Behandlung und Pflege. Aktivierung und Politisierung es gibt mittlerweile eine große Anzahl von Beispielen dafür, dass digitale Technologien im staatsbürgerlichen und demokratischen Dialog eine wichtige Rolle spielen können, und zwar sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene. Unzählige nichtstaatliche Organisationen, soziale Bewegungen und Gruppen von Aktivisten, die sich für öffentliche Aufklärung und politische Interessenvertretung engagieren, haben Internetseiten aufgebaut, die älteren Menschen Zugang zu Informationen, Netzwerken, Ressourcen und Beratungsmöglichkeiten zu verschiedenen altersbezogenen Themen bieten. So liefert das World Wide Web eine Plattform für die politische Mobilisierung älterer Menschen. Um auf die Seite einer der bedeutendsten politischen Interessenvertretungs- Organisationen zu kommen, besuchen Sie (englische Website). Um eine der bedeutendsten europäischen nichtstaatlichen Organisationen zu besuchen, besuchen Sie die Website von AgeUK (englische Website). 69

70 4.2 Barrieren der digitalen Kompetenz und Gegenmaßnahmen In Untersuchungen über die innere Einstellung von Menschen zu digitalen Technologien wurden fünf verschiedene Gruppen von Nutzern identifiziert: Engagierte, Pragmatiker, Sparer, Zauderer und Verweigerer (Ofcom, 2009). Engagierte und Pragmatiker benutzen häufig digitale Medien. Während die Engagierten stark dazu neigen, sämtliche verfügbaren Varianten der digitalen Medien zu nutzen, konzentrieren sich die Pragmatiker eher auf bestimmte Varianten und tendieren dazu, auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu achten. Die Sparer nutzen die digitalen Medien ebenfalls; allerdings gönnen sie sich keine so ausgiebige Nutzung (oder können sie sich nicht leisten) wie die Engagierten und die Pragmatiker. Dagegen sind die Zauderer und Verweigerer bezüglich der Nutzung digitaler Technologien relativ zurückhaltend oder lehnen sie sogar vollständig ab. Während die Zauderer vielleicht noch das eine oder andere digitale Gerät in ihrem Haushalt haben (z.b. ein Handy), beschränkt sich die Nutzung bei Verweigerern meist auf das digitale Fernsehen. Ein wichtiger konzeptioneller Unterschied zwischen Zauderern und Verweigerern liegt in der Begründung, weshalb digitale Technologien nicht häufiger genutzt werden. Die Zauderer würden diese gerne nutzen, trauen es sich aber nicht zu. Die Verweigerer sehen hingegen keinerlei Vorteile in der Nutzung digitaler Technologien ( Damit sollen sich andere Leute beschäftigen! ). Gegenwärtig gehören die meisten älteren Menschen entweder zur Gruppe der Zauderer oder zu derjenigen der Verweigerer. Tatsächlich kamen entsprechende Umfragen zu dem Ergebnis, dass acht von zehn Erwachsenen ab 60 Jahren zu einer dieser beiden Gruppen gehören (50% der älteren Menschen fallen in die Kategorie der Zauderer und weitere 29% in die der Verweigerer, im Gegensatz zu 31% Zauderern und 10% Verweigerern unter allen Erwachsenen ab 16 Jahren). Unter Menschen ab 70 ist dieser Trend sogar noch ausgeprägter (48% Zauderer, 42% Verweigerer). Deshalb stellt sich die Frage, welches die Haupthindernisse für den Erwerb digitaler Kompetenz unter älteren Menschen sind. etwa 80% der älteren Menschen sind Computer- Zauderer oder Verweigerer 70

71 4.2.1 Barrieren digitaler Kompetenz Die jüngste Forschung hat erhebliche dazu beigetragen, die sozialen und psychologischen Barrieren zu identifizieren, welche den Erwerb digitaler Kompetenz bei einigen Gruppen der älteren Bevölkerung, insbesondere den Zauderern und Verweigerern, erschweren. Diese Barrieren lassen sich in drei Hauptkategorien gliedern: (1) Mangel an technischer Ausstattung, insbesondere Hardware (z.b. kein Computer im Haushalt); (2) eingeschränkte Kompetenzen und Fähigkeiten; (3) Motivationshindernisse (Peacock & Künemund, 2007). Mangel an technischer Ausstattung. Ein Mangel an der nötigen Ausstattung ist ganz offensichtlich einer der Hauptgründe, warum jemand keinen Computer benutzt. Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass die fehlende technische Ausstattung in erster Linie eine Geldfrage ist. Obgleich das wahrscheinlich für einige ältere Menschen zutrifft, besonders diejenigen, die von Altersarmut betroffen sind, lassen die Ergebnisse einiger Umfragen darauf schließen, dass dieses Problem weitaus komplexer ist (Morris, 2007). So nehmen ältere Menschen oft Abstand von der Anschaffung digitaler Geräte (Computer, Breitband-Internetzugang, Smartphones), weil sie höhere Kosten erwarten als tatsächlich anfallen. Insbesondere scheinen unerfahrene ältere Verbraucher die Kosten für elektronische Geräte und den Breitband- Internetzugang zu überschätzen ein Problem, das durch den Gebrauch von Fachjargon in Werbung und Marketing oder durch die Verwendung komplizierter Abrechnungssystemen noch verschärft wird. Ein weiterer Grund, der ältere Menschen davon abhält, in digitale Technologien zu investieren, ist die Auffassung, dass sie keinen Nutzen davon haben. Dabei kann es durchaus sein, dass sie die Chancen, welche ihnen digitale Technologien für ihr persönliches und gesellschaftliches Leben bieten können, nicht kennen, weil Werbung und Marketing sich in erster Linie auf die jüngeren Erwachsenen als Zielgruppe konzentrieren. Andererseits, und das scheint öfter der Fall zu sein, fehlt den älteren Menschen das Selbstvertrauen, dass sie tatsächlich durch die effektive Nutzung digitaler Technologien von deren Vorteile profitieren könnten. 71

72 Der Begriff Selbstwirksamkeitserwartung bezeichnet die Erwartung eines Menschen, dass er dazu fähig ist, erfolgreich die notwendigen Handlungen durchzuführen, um ein bestimmtes, erwünschtes Ziel zu erreichen. Selbstwirksamkeitserwartung am Computer bedeutet demnach die Erwartung eines Menschen bezüglich seiner Fähigkeit, einen Computer effektiv zu nutzen. Das im Infokasten 4.1 dargestellte Beispiel bietet einen Einblick in die Grundlagen dieser Art von Selbsteinschätzung. Selbstwirksamkeitserwartung am Computer Eingeschränkte Kompetenzen und Fähigkeiten. Die Frage nach der Selbstwirksamkeitserwartung am Computer führt geradewegs zu einem weiteren Hemmfaktor für die digitale Kompetenz unter einigen Teilen der älteren Bevölkerung: Einschränkungen in Kompetenzen und Fähigkeiten. An dieser Stelle wollen wir einige der für digitale Kompetenz erforderlichen sensorischen und motorischen Fähigkeiten näher betrachten. Die Bedienung eines PCs erfordert vor Allem bestimmte motorische und sensorische Fähigkeiten. Bewegung der Maus der Gebrauch der Computermaus ist eine Fertigkeit, die für viele ältere Menschen anfänglich schwer zu erlernen ist. Viele Ältere berichten, dass sie Computer-Einführungskurse abgebrochen haben, weil sie sich genierten, dass sie diese scheinbar geringfügige, aber dennoch wichtige körperliche Fertigkeit nur sehr oder zu langsam hätten erlernen können. Maschinenschreiben eine weitere wesentliche Fertigkeit für die Eingabe von Texten und Befehlen bei den meisten PCs ist Maschinenschreiben. Doch nur die wenigsten älteren Menschen haben Maschinenschreiben gelernt und während ihres Berufslebens praktiziert. So empfinden viele das Eintippen auf einer Tastatur als eine langweilige und körperlich anstrengende Aufgabe. Lesen obwohl die meisten Computeranwendungen eine grafische Benutzeroberfläche haben, stützen sich Computeranwendungen und besonders das Internet weitgehend auf geschriebenen Text. Aufgrund von Sehbehinderungen empfinden viele ältere Menschen das Lesen von längeren Texten als beschwerlich, besonders bei kleinen Schriftgrößen (vor allem wenn die Nutzer nicht wissen, wie man sie anpassen kann) oder schwachen Kontrasten zwischen der Schriftfarbe und dem Hintergrund. 72

73 Gedächtnis eine weiteres Problem bei der Benutzung von Computern ist für ältere Menschen die große Anzahl von Details, die beachtet werden müssen, um bestimmte Aufgaben lösen zu können: Zuerst muss der Computer eingeschalten werden, anschließend muss der Mauszeiger auf ein bestimmtes Symbol gesetzt werden, um eine Anwendung zu starten, danach muss die Anwendung mit einem Doppelklick auf das entsprechende Symbol gestartet werden usw. Die einzelnen Teilschritte an sich stellen keine große Herausforderung dar, aber sämtliche Schritte müssen erlernt und in der richtigen Reihenfolge ausgeführt werden, um die Software nutzen zu können. Darüber hinaus können bestimmte Eigenheiten der Computersoftware, wie zum Beispiel das Betriebssystem, für unerfahrene und insbesondere ältere Nutzer sehr verwirrend sein. Beispielsweise verwenden die meisten handelsüblichen Betriebssysteme eine Desktop-Metapher als Grundlage für ihre Benutzeroberfläche, um das Verwalten von Dateien und Anwendungen zu vereinfachen. Der Computer-Desktop ähnelt einem Büroarbeitsplatz. Doch während diese Metapher für Menschen, die an einen Büroarbeitsplatz gewöhnt sind, leicht eingängig erscheint, ist dies bei Menschen, die nie in einem Büro gearbeitet haben, in dem Akten und Aktenschränken zum Einsatz kommen, nicht der Fall. Außerdem gibt es in der Computer-Desktop-Metapher eine Menge logische und schwer verständliche Ungereimtheiten (z.b.: Warum ist es notwendig, für einige Arten von Dateien eine zusätzliche Anwendung zu öffnen, für andere Dateien aber nicht? Warum erscheinen einige Dateien in separaten Fenstern, während dies bei anderen nicht der Fall ist?). Kurz, eingeschränkte persönliche Kompetenzen und Fähigkeiten sind nicht das einzige Hindernis, das älteren Menschen beim Erwerb digitaler Kompetenz im Weg steht. Es ist vielmehr ein Zusammenwirken zwischen speziellen Eigenschaften älterer Menschen und der Art, wie Computer und die Software konzipiert sind. 73

74 Infokasten 4.1 Forschungsbeispiel: Messung allgemeiner Selbstwirksamkeitserwartung am Computer (CSE) Wie weit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? Bitte kreisen Sie die Zahl ein, die am ehesten Ihrer Antwort entspricht. 1. Ich denke, dass ich beschreiben kann, wie ein Computer funktioniert überhaupt nicht eingeschränkt absolut zuversichtlich zuversichtlich zuversichtlich 2. Ich denke, dass ich neue Software-Anwendungen auf einem Computer installieren kann überhaupt nicht eingeschränkt absolut zuversichtlich zuversichtlich zuversichtlich 3. Ich denke, dass ich häufige Probleme bei der Funktion eines Computers identifizieren und beheben kann überhaupt nicht eingeschränkt absolut zuversichtlich zuversichtlich zuversichtlich 4. Ich denke, dass ich einen neuen Computer auspacken und einrichten kann überhaupt nicht eingeschränkt absolut zuversichtlich zuversichtlich zuversichtlich 5. Ich denke, dass ich nicht mehr benötigte Informationen von meinem Computer löschen kann überhaupt nicht eingeschränkt absolut zuversichtlich zuversichtlich zuversichtlich 6. Ich denke, dass ich einen Computer benutzen kann, um Informationen in einer gewünschten Form zu zeigen oder zu präsentieren überhaupt nicht eingeschränkt absolut zuversichtlich zuversichtlich zuversichtlich Höhere Punktzahlen stehen für ein höheres Maß an Computerselbstwirksamkeitserwartung. Quelle: Marakas, G. M., Johnson, R. D., & Clay, P. F. (2007). The evolving nature of the computer self-efficacy construct: An empirical investigation of measurement construction, validity, reliability and stability over time. Journal of the Association for Information Systems, 8,

75 Motivationshindernisse. Wie bereits erwähnt, sehen ältere Menschen vielleicht nicht, welche persönlichen Vorteile ihnen die digitale Kompetenz bietet. Deshalb sind sie eventuell wenig motiviert, Zeit und Mühe in einen Computerkurs zu investieren. Es gibt aber noch eine Reihe anderer Faktoren, die dazu führen, dass man digitale Technologien meidet, anstatt sich mit ihnen vertraut zu machen. Ein solcher Faktor ist die Computerangst. Computerangst löst negative emotionale Reaktionen auf digitale Technologien und Geräte aus, die von einem Gefühl des Unbehagens und der Besorgnis bis zu Gefühlen massiver Bedrohung reichen können. Computerangst hat in ihrem Wesen Ähnlichkeit mit Mathematik- oder Prüfungsangst. Manche Menschen befürchten, dass sie etwas kaputt machen könnten, wenn sie den falschen Knopf drücken; andere verlieren an Selbstachtung, wenn Computerangst ist unter älteren Menschen weit verbreitet, doch nicht auf sie beschränkt sie mit etwas konfrontiert werden, worüber sie nur wenig wissen. Computerangst ist nichts Ungewöhnliches unter älteren Menschen. Allerdings weisen Forschungsergebnisse darauf hin, dass nicht nur ältere Menschen davon betroffen sind. Je nach sozialem, wirtschaftlichem und kulturellem Hintergrund lassen beispielsweise Teile der jüngeren Bevölkerungsgruppen ähnlich stark ausgeprägte Computerängste erkennen wie einige ältere Menschen. Dennoch wird von den jüngeren Leuten erwartet, dass sie den Computer und das Internet in der Schule oder am Arbeitsplatz benutzen, so dass sie weniger Möglichkeiten haben, diese Medien zu umgehen. So ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie irgendwann ihre Ängste und Abneigung durch Übung und wiederholte positive Erfahrungen überwinden. Ein anderer wichtiger Motivationsprozess (und einer, der ein Hindernis darstellt) hat mit der Sorge um die Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre zu tun. In der Tat deuten die Ergebnisse empirischer Forschungsprojekte darauf hin, dass laut Statistik das Alter des Computer-Nutzers der beste Hinweis darauf ist, ob und wie weit er um seine Privatsphäre besorgt ist, während er das Internet nutzt. Je älter der Nutzer ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass er sich Sorgen macht (Paine et al., 2007). 75

76 4.2.2 Strategien und Empfehlungen für Gegenmaßnahmen Im Folgenden präsentieren wir einige Empfehlungen und Richtlinien für die Planung von Kursen und Seminaren für ältere Menschen. Rekrutierung von Teilnehmern. Wie bereits dargelegt, kann es aus verschiedenen Gründen schwierig sein, ältere Menschen für die Teilnahme an einem Computerkurs zu gewinnen. Lehrkräfte und Organisatoren von Computerkursen für ältere Menschen müssen diese Gründe ernst nehmen. Besonders die Verweigerer können die Ansicht vertreten, dass die Teilnahme an einem Computerkurs sich nicht lohnt. Also bedarf es Aufklärungskampagnen und sorgfältig gestalteter Werbung, um die unmittelbaren und spürbaren persönlichen, gesellschaftlichen und/oder wirtschaftlichen Vorteile hervorzuheben, die sich im Erwerb digitaler Kompetenz für die potenziellen Teilnehmer selbst sowie für andere ihnen nahestehende Personen, z.b. Angehörigen und Freunde, ergeben. Ein zweites Problem stellen die wahrgenommenen Kosten und Hindernisse einer Teilnahme dar. Manche ältere Menschen werden durch die Kosten von einer Teilnahme abgeschreckt (z.b. Kursgebühren). Es fallen jedoch auch noch weitere, nicht zwingend monetäre Kosten an. Sie hängen beispielsweise mit dem Ort zusammen, an dem der Unterricht stattfindet (Liegt er in der Nähe? Liegt er in einer vertrauten Umgebung? Gibt es dort eine Möglichkeit, sich mit Freunden zu treffen und zu unterhalten? Ist dieser Ort barrierefrei?). Andere Kosten betreffen die Zeitplanung (Finden die Kurse am Vormittag statt oder spät abends, wenn es draußen dunkel ist? Finden eventuell zur gleichen Zeit andere, attraktivere Veranstaltungen statt?). Außerdem könnten einige Menschen bezüglich des sozialen Umfelds im Kurs (Besteht dort eine Konkurrenzsituation? Wie werden die übrigen Teilnehmer auf meine Fehler reagieren?), bezüglich der Zusammensetzung der Kurse (Sind die meisten Teilnehmer jünger als ich?) oder bezüglich der Qualität der Kommunikation zwischen Kursteilnehmern und Lehrkräften besorgt sein (Ist er einer von diesen jungen Kerlen, die mit einer Menge von Fachjargon um sich werfen, den niemand in meinem Alter mehr versteht? Wie groß wird die Gruppe sein?). die Vorteile anpreisen, die Kosten ansprechen 76

77 Werbung und Rekrutierungskampagnen sollten sich also nicht nur darauf beschränken, die Vorteile der Teilnahme an einem Computerkurs anzupreisen, sondern sich auch darum bemühen, Ängste und Sorgen hinsichtlich der Kosten der Teilnahme abzubauen. Um diese Kosten effektiv zu minimieren, sollten die Anbieter der Kurse in der Tat die Hemmschwelle für den Zugang zum Kurs niedrig halten, beispielsweise indem der Unterricht in vertrauten, barrierefreien Räumlichkeiten und Umgebungen stattfindet (z.b. in öffentlichen Bibliotheken oder kommunalen Begegnungszentren), die Gebühren möglichst niedrig angesetzt werden und sich nach Kräften darum bemühen, eine angenehme Lernumgebung zu schaffen. Wer eine Werbekampagne plant, um ältere Menschen für die Teilnahme an einem Computerkurs zu gewinnen, sollte sich vor Augen halten, dass die Glaubwürdigkeit einer Informationsquelle eine entscheidende Rolle bei der Überzeugungsarbeit spielt. Die Menschen halten meistens Informationen von Angehörigen ihrer eigenen Gruppe für glaubwürdiger als Informationen, die von Fremden (z.b. irgendwelchen Experten von außen) geliefert werden. Daher sollte man allgemein geachtete und vertrauenswürdige Personen und Vorbilder aus dem sozialen Umfeld in die Werbung mit einbeziehen (z.b. ein Mitglied des Seniorenbeirats, das bereits einen Computerkurs erfolgreich abgeschlossen hat). Der Einsatz von älteren Menschen als positive Vorbilder bedeutet auch ein normatives Element, wodurch die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, dass andere ältere Menschen irgendwann dieses Vorbild nachahmen und sich einem Kurs anschließen ( Menschen, die mir wichtig sind, legen Wert darauf, dass ich mitmache! ). Glaubwürdigkeit ist wesentlich in der Werbung Der Unterricht. Ein chinesisches Sprichwort sagt: Erkläre es mir, dann vergesse ich es; zeig es mir, dann erinnere ich mich vielleicht daran; lass es mich tun, dann werde ich es verstehen. Um diese Weisheit auf den Lehrplan eines Computerkurses für ältere Menschen anzuwenden, sollte man zweierlei Dinge beachten: Erstens müssen die Kursteilnehmer unmittelbare eigene Erfahrungen sammeln können, und zweitens muss das, was sie lernen, für sie selbst von Bedeutung sein (z.b. einsetzbar, um persönliche Bedürfnisse zu erfüllen oder Probleme zu lösen). Beides steht in direktem Zusammenhang mit dem Lernerfolg des Kurses. Was viele Einführungskurse für Er- 77

78 wachsene im Umgang mit dem Computer gemeinsam haben, ist ihre Ausrichtung auf Wissen, Kompetenzen und Übungen im Zusammenhang mit Büroarbeit (z.b. Umgang mit einem Textverarbeitungs- oder Datenbankprogramm). Ältere Erwachsene haben aber vielleicht andere Ziele: Sie möchten über s oder Skype mit ihren Angehörigen kommunizieren, die Fotos von ihren Digitalkameras verwalten oder lernen, wie man im Internet einkauft oder Informationen über die Familiengeschichte oder Gesundheitsfragen einholt. Abbildung 4.1 CIB-Leeds: Unterricht in einem Computerkurs Lernen ist für die Praxis bestimmt! Um Menschen dafür zu gewinnen, einen Kurs zu belegen und Ihre Motivation für die Mitarbeit zu unterstützen und aufrecht zu erhalten, muss also der Lehrplan ihren persönlichen Bedürfnissen und Interessen entsprechen. Obgleich ein Computerkurs natürlich immer Grundkenntnisse und Fähigkeiten für die Bedienung eines Computers und die Nutzung des Internets vermitteln muss, sollte sich der weiterführende Lehrstoff eng an die Interessen und Wünsche der Teilnehmer anlehnen (z.b. Online-Genealogie, digitale Bildverarbeitung, Gesundheitsinformationen, Heimatgeschichte oder öffentliche Verkehrsmittel). Außerdem sollten bei der Auswahl der Lehrmethoden die Faktoren berücksichtigt werden, die das Erreichen der Lernziele erschweren könnten. Ein solches Problem ist die Computerangst. Im Infokasten 4.2 finden Sie einige Empfehlungen, wie man mit diesem Problem umgehen kann. Ein weiteres 78

79 Problem ist die Selbstwirksamkeitserwartung (oder das Selbstvertrauen) am Computer. Ein wichtiger Faktor für die Stärkung des menschlichen Selbstvertrauens ist eine realistische Zielsetzung. Eine realistische Zielsetzung erfordert u.a. die Unterteilung eines komplexeren Lernziels in genau definierte, nachvollziehbare, zeitlich begrenzte und angemessene Etappenziele. Wenn diese Etappenziele Schritt für Schritt erreicht werden, erhöht sich dadurch die Wahrscheinlichkeit von Erfolgserlebnissen welche die Hauptquelle sind, aus der Selbstwirksamkeitserwartung gespeist wird. Die Ziele sollten auch eher auf individueller Ebene als auf Gruppenebene gesetzt werden, und die einzelnen Teilnehmer sollten eine persönliche Rückmeldung zu ihren Lernfortschritten bekommen. Die Vorteile dieser Unterrichtsmethode sind vielfach belegt. So lernen beispielsweise ältere Kursteilnehmer mehr und entwickeln ihre eigenen Methoden zur Beherrschung eines Lehrstoffs, wenn sie ihn anderen beibringen müssen. Auf der anderen Seite fällt es älteren Kursteilnehmern, die Schwierigkeiten mit dem Lernstoff haben, manchmal leichter, wenn jemand aus der gleichen Altersgruppe ihnen weiterhilft, weil eine solche Person sich eher in ihre Lage versetzen kann. Manchmal kann eine ältere Lehrkraft beim Unterrichten Gleichaltriger ganz andere Illustrationsbeispiele präsentieren und einen älteren Kursteilnehmer auf einer ganz anderen Ebene ansprechen als ein jüngerer Kursleiter dies könnte. Das heißt natürlich nicht, dass das Unterrichten auf Augenhöhe nur unter gleichaltrigen Kursteilnehmern möglich ist; dennoch ist das Unterrichten auf Augenhöhe in jedem Fall die beste Wahl im Vergleich zu anderen Methoden. Manchmal kann es beispielsweise besser sein, generationenübergreifende Lehrer-Schüler-Beziehungen zu knüpfen oder mehrere Methoden miteinander zu kombinieren. Was wir aber betonen möchten ist, dass Lehrmethoden, die über herkömmliche Lehrer-Schülersoziale Lernmethoden Soziale Lernmethoden bieten ein zusätzliches Repertoire an Möglichkeiten, um auf die speziellen Bedürfnisse und Sorgen älterer Kursteilnehmer einzugehen. Das Lehren und Lernen auf Augenhöhe ist ein Beispiel dafür. Das Lehren und Lernen auf Augenhöhe (peer-to-peer tutoring) ist eine Unterrichtsmethode, wobei Lernende anderen Lernenden etwas beibringen. 79

80 Modelle hinausgehen, oft vielversprechende zusätzliche Chancen bieten, sofern sie richtig angewendet werden. Infokasten 4.2 Forschungsbeispiel: Methoden zur Überwindung von Computerangst Kursleiter, die Computerkurse für ältere Erwachsene durchführen, sollten mit der Angst vor dem Computer und deren Auswirkungen auf den Lernprozess rechnen. Ein Weg, die Angst vor dem Computer abzubauen, ist die Schaffung einer entspannten Lernumgebung. Zu diesem Zweck sollten Kursleiter: Humor einsetzen, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen: Humor ist eins der besten Mittel, um Angst vor dem Computer zu überwinden. Das Lachen schafft eine harmonische Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden, was dazu beiträgt, Computerängste abzubauen. Beginnen Sie den Unterricht mit Grundwissen: Kursleiter sollten mit den Grundlagen beginnen. Sie sollten es vermeiden, zu schnell komplizierte Computerbegriffe einzuführen, ohne vorher das Fundament gelegt zu haben. Deshalb sollten sich die Kursleiter vor Unterrichtsbeginn ein Bild von den bisherigen Erfahrungen der Kursteilnehmer mit Computern machen und sie auch ermutigen, über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Benutzen Sie Computerfachsprache nur, soweit unbedingt notwendig. Lernen, wie man einen Computer bedient, ist schwierig genug, auch ohne zusätzliche Ablenkung durch unverständliches Fachchinesisch vom Kursleiter. Die Lehrkräfte sollten deshalb den Gebrauch von Computer-Fachsprache möglichst vermeiden. Wenn der Kursleiter es für notwendig erachtet, Fachausdrücke während des Unterrichts zu benutzen, sollten diese leicht verständlich erklärt werden. Sorgen Sie dafür, dass alle Lektionen einen praktischen Teil haben. Kursleiter können zur Überwindung von Computerangst beitragen, indem sie die Teilnehmer mit Computern vertraut und zu aktiven Lernenden machen. Die Kursleiter sollten sämtliche Lektionen praktisch gestalten. Sie sollten den Teilnehmern bei der Lösung von Problemen helfen, indem sie verbale Anweisungen geben oder ein Vorführgerät benutzen, aber sie sollten dabei niemals nach der Maus oder Tastatur eines Kursteilnehmers greifen und die Aufgabe für ihn lösen. Diese Methode, die Teilnehmer machen zu lassen und die Hände des Kursleiters zurückzuhalten, erfordert eine Menge Geduld, doch wenn die Teilnehmer dann ihre Aufgaben selbständig lösen lernen, hat sich die Mühe gelohnt. Quelle: Pam Dupin-Bryant, 80

81 Am Schluss möchten wir noch die Bedeutung des Feedbacks, der Rückmeldung beim Unterrichten betonen. Die Rückmeldung ist ein wesentlicher Bestandteil erfolgreichen Lernens. Sie vermittelt nicht nur Informationen über die Lernfortschritte der einzelnen Kursteilnehmer. Angemessenes und respektvolles Feedback durch die Lehrkraft lässt den Kursteilnehmer auch wissen, dass seine Bemühungen und Leistungen von Anderen anerkannt werden. In der Erwachsenenbildung wird die Bedeutung von Feedback und Belohnung oft unterschätzt. Dennoch ist es sicherlich empfehlenswert, irgendwelche Formen der Anerkennung und Wertschätzung für das, was die einzelnen Teilnehmer während des Kurses erreicht haben, in das Programm einzubauen, um ihr Engagement und ihre Motivation zu stärken. Zusammenfassung Der Begriff digitale Kompetenz bezeichnet die Kenntnisse und Fähigkeiten, die notwendig sind, um digitale Technologie gezielt einzusetzen und damit bewusst zu kommunizieren. Digitale Kompetenz ist eine wichtige Voraussetzung zur Nutzung digitaler Technologien. Die Fähigkeit, digitale Technologien zu nutzen, ist für ältere Menschen ebenso wichtig wie für alle anderen Mitglieder der Gesellschaft. Es gibt offensichtlich eine Vielzahl von Bereichen, in welchen digitale Kompetenz für ältere Menschen von großem Vorteil sein kann: Zugang zu Informationen und Dienstleistungen, Kommunikation und soziale Integration, Chancen für lebenslanges Lernen und Beschäftigung, ehealth (elektronische Gesundheitspflege) und Empowerment. In Untersuchungen über die Einstellung von Menschen zu digitalen Technologien wurden fünf verschiedene Gruppen von Nutzern identifiziert. Umfragen ergaben, dass acht von zehn Erwachsenen über 60 Jahren entweder Zauderer oder Verweigerer sind. Die Barrieren zum Erwerb digitaler Kompetenz unter älteren Menschen sind (1) Mangel an technischer Ausstattung, (2) eingeschränkte Kompetenzen und Fähigkeiten, (3) Motivationshindernisse. Strategien zur Überwindung solcher Hindernisse müssen diese Barrieren bei der Konzeption von Computerkursen für ältere Menschen berücksichtigen. 81

82 Literaturnachweise Charman-Anderson, S. (2010). Making the Connection: The use of social technologies in civil society. Entnommen aus Morris, A. (2007). E-literacy and the grey digital divide: a review with recommendations. Journal of Information Literacy, 1, Ofcom. (2009). Ofcom Digital Lifestyles: Adults aged 60 and over. Entnommen aus Paine, C., Reips, U.-D.. Stieger, S., Joinson, A., & Buchanan, T. (2007). Internet users perceptions of privacy concerns and privacy actions. International Journal of Human-Computer Studies, 65, Peacock, S. E., & Künemund, H. (2007). Senior citizens and Internet technology. European Journal of Ageing, 4, Schäffer, B. (2007). The digital literacy of seniors. Research in Comparative and International Education, 2, Übungen 1. Was ist digitale Kompetenz? 2. Was ist ein soziales Netzwerk? 3. Was versteht man unter Selbstwirksamkeitserwartung am Computer? Wie kann sie gestärkt werden? 4. Was ist Computerangst? Wie kann sie im Computerkurs abgebaut werden? 82

83 TEIL II CIB Erfahrungen aus erster Hand 83

84 5 Seniorentreffpunkte (Silver Hubs) In den folgenden Abschnitten werden wir einige unmittelbare Erfahrungen aus dem CIB-Projekt CITIES IN BALANCE: ACTIVE CITIES FOR ALL AGES (Städte im Gleichgewicht aktive Städte für jedes Alter) vorstellen. Die Präsentationen dieser Erfahrungen aus erster Hand basieren auf den Ergebnissen empirischer Forschung der Autoren sowie eigener Berichterstattung seitens der CIB-Partner. Ein Hauptziel des CIB-Projekts war es, innovative Strategien zu entwickeln und zu erproben, um sowohl den Herausforderungen zu begegnen als auch die Chancen zu nutzen, die der demografische Wandel für Städte und Gemeinden mit sich bringt. Einer der strategischen Ansätze des CIB-Projekts befasst sich mit der Einrichtung von kommunalen Seniorentreffpunkten. Seniorentreffpunkte sind gebaute oder virtuelle Ressourcen- und Begegnungszentren, in denen ältere Menschen und Angehörige anderer Generationen zusammenkommen, ehrenamtlich tätig sein, miteinander kommunizieren oder Informationen erhalten können. Seniorentreffpunkte erfüllen eine Reihe von wichtigen Funktionen sowohl für einzelne Bürger als auch für die Gemeinschaft insgesamt. Sie bieten nicht nur ein altersfreundliches und leicht zugängliches soziales Umfeld, sondern dienen auch als ein lebendiges Erprobungsfeld für bürgerschaftliches Engagement, generationenübergreifende Zusammenarbeit, lebenslanges Lernen und soziale Integration. Nachdem Sie dieses Kapitel durchgearbeitet haben, werden Sie... (1) einiges über die verschiedenen Arten von Seniorentreffpunkten erfahren haben, die im Rahmen des CIB-Projekts eingerichtet wurden, und über die verschiedenen Zwecke, welchen sie dienen. (2) etwas über die kritischen Erfolgsfaktoren wissen, die unsere Partner aus ihren Erfahrungen bei der Einrichtung von Seniorentreffpunkten in ihren Kommunen gewonnen haben. 84

85 An dieser Stelle weisen wir darauf hin, dass die CIB-Partner auch ein ausführliches Handbuch (Silver Hubs Handbuch) veröffentlicht haben, um Ihre Erfahrungen mit der Einrichtung von Seniorentreffpunkten einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dieses Handbuch befasst sich mit sämtlichen erforderlichen Schritten von der Entwicklung eines ersten Konzepts über die Umsetzung konkreter Maßnahmen bis hin zu Erfolgsbewertung und Nachhaltigkeit. Das Handbuch bietet u.a. auch wertvolle Informationen darüber, welches Modell-Zentrum unter bestimmten Umständen am effektivsten ist. Jeder Schritt bei der Einrichtung eines Seniorentreffpunkts erfordert besondere Werkzeuge und Methoden. Deshalb haben die Partner zusätzlich auch einen Werkzeugkasten mit einer Sammlung von einschlägigen, hilfreichen Methoden, Strategien und Vorgehensweisen erstellt. Digitale Kopien der entsprechenden Dokumente (Silver Inclusion Toolbox und Silver Economy - Finale Strategien) sind in der virtuellen Bibliothek dieser Lernumgebung hinterlegt. 5.1 Arten von Seniorentreffpunkten Seniorentreffpunkte bieten lokale Lösungen für die Bedürfnisse vor Ort. Daher sind die von unseren Partnern konzipierten und eingerichteten Zentren alle insofern einzigartig, wie sie auf die speziellen Bedürfnisse vor Ort und in ihrem Umfeld eingehen. Außerdem wurde ihre Ausgestaltung entscheidend von den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten vor Ort mitbestimmt (z.b. Verfügbarkeit von Fördermitteln, politische Unterstützung). In Bezug auf das Projekt unterscheiden wir daher zwischen drei verschiedenen Arten von Seniorentreffpunkten: Zwischen gebauten, virtuellen und dynamischen Zentren. Gebaute, virtuelle und dynamische Zentren Gebaute Zentren Ein gebautes Zentrum ist eine niedrigschwellige, leicht zugängliche örtliche Einrichtung (z.b. ein Nachbarschaftsbüro oder eine Begegnungsstätte für alle Generationen), welche älteren Mitbürgern Gelegenheit für Begegnungen mit Jüngeren sowie Kommunikation, Informationen und Hilfe anbietet. Ge- 85

86 baute Zentren können durch Online-Angebote ergänzt werden (z.b. eine Internetseite oder digitale Bibliotheken). Sehen wir uns hierzu ein paar Beispiele an. Nachbarschaftstreffpunkt und Informationsstelle (Kaiserslautern) Dieser Seniorentreffpunkt (ein Nachbarschaftsbüro) wurde gebaut, um soziale Probleme in dem Stadtteil mit dem höchsten Anteil an Bürgern ab 65 Jahren zu lösen. Der Stadtteil wurde in den 1960er Jahren als Wohnviertel gebaut. Im Gegensatz zu anderen Stadtteilen gab es dort mit Ausnahme einiger kirchlicher Einrichtungen so gut wie gar keine sozialen Anlaufstellen, Begegnungsstätten oder Orte, in denen der Kontakt zwischen den Generationen und gemeinsame Aktivitäten gefördert wurden. Das Hauptziel des Seniorentreffpunkts war es, solche Möglichkeiten bereitzustellen, um das Gemeinschaftsgefühl im Stadtteil sowie den generationenübergreifenden gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Das Nachbarschaftsbüro dient auf lokaler Ebene als Vermittler zwischen Bürgern, Politik, Verwaltung, Vereinen und Verbänden, Wohnungsbaugesellschaften, verschiedenen Generationen und sonstigen Akteuren vor Ort. Es stellt Räumlichkeiten für die Redaktion einer ehrenamtlichen Nachbarschaftszeitung sowie für die ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuung und die Jungpfadfinder zur Verfügung. Das Büro verbreitet Informationen, die für das lokale Umfeld wichtig sind (z.b. über Wohnungsangebote). Zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit ist in den gleichen Räumlichkeiten auch ein Pflegestützpunkt angesiedelt. Des Weiteren werden ehrenamtliche Mitarbeiter zur Unterstützung und Mitarbeit im Nachbarschaftsbüro angeworben und ausgebildet. Dieses ist fünf Tage in der Woche geöffnet. Verschiedene Aspekte dieses Projekts qualifizieren es als Best-Practice- Beispiel für einen gebauten Seniorentreffpunkt. Erstens ist dieses Nachbarschafts-Informationsbüro als lokaler Treffpunkt in eine Infrastruktur mit Bezug zur Zielgruppe eingebettet im Zentrum des Stadtteils, in unmittelbarer Nähe eines Supermarkts und anderer Geschäfte sowie Arztpraxen. Eine Bushaltestelle ist ebenfalls in der Nähe, der Zugang zum Treffpunkt ist barrierefrei. Er ist unmittelbar mit dem Pflegestützpunkt verbunden. Diese Kombination ist 86

87 besonders bemerkenswert, da sie zur Nachhaltigkeit des Projekts beiträgt immerhin können einige der Räumlichkeiten von beiden Einrichtungen genutzt werden. Abbildung 5.1: Nachbarschaftsbüro (Kaiserslautern) Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts betrifft die Zusammenarbeit und die Partnerschaften mit verschiedenen Förderorganisationen und Einrichtungen vor Ort. Beispiels-weise sind die BauAG (eine lokale Wohnungsbaugenossenschaft), sowie Dienstleistungszentren für Senioren und die Neue Arbeit Westpfalz, ein gemeinnütziger Verein für Weiter-bildung und Qualifizierung, in das Projekt mit eingebunden und geben auch finanzielle Unterstützung (z.b. Kostenübernahme für einige Ausgaben der Nachbarschaftszeitung). Derartige Partnerschaften und Zusammenarbeit sind besonders wichtig, wenn es darum geht, die nötigen Mittel und sonstigen Ressourcen über einen längeren Zeitraum zu beschaffen. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist der effektive Aufbau und die Pflege von Netzwerken. Die Akzeptanz eines Projekts hängt weitgehend von einer oder mehreren Schlüsselfiguren oder führenden Persönlichkeiten im Umfeld ab, die mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut sind und die Achtung und das Vertrauen aller beteiligten Partner genießen, und die auch über den gesamten Zeitraum der Projektent-wicklung in diesem Stadtteil präsent und aktiv sind. In Kaiserslautern wurde die Aufgabe, das Netzwerk zu pflegen und das Projekt zu leiten von einem Projekt-Koordinator wahrgenommen, der 87

88 innerhalb der Gemeinde als Vermittler zwischen verschiedenen Partnern und Akteuren vor Ort fun-gierte. Seine Verbundenheit mit der Kommune und die Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten befähigten ihn auch, unerwarteten Herausforderungen zu begegnen und sie zu meistern. Eine solche Herausforderung bestand zum Beispiel darin, dass die Kirchengemeinden vor Ort sich dagegen sträubten, in das Projekt mit einbezogen zu werden, weil sie fürchteten, dadurch in dieser Gegend an Einfluss zu verlieren. Sie davon zu überzeugen, dass das CIB-Projekt keine Bedrohung für sie darstellt und dass ihre Einrichtungen sogar davon profitieren können, bedurfte einer Menge Arbeit und vieler Gespräche. Das Projekt war ebenfalls in der Art, wie die Bürger in die Ideenfindung einbezogen wurden, sowie in der Anregung von aktiver Bürgerbeteiligung beispielhaft (z.b. durch Versammlungen und Zukunftswerkstätten in der Planungsphase). Wie bei vielen kommunalen Projekten stellt jedoch nach wie vor die aktive Einbindung der Bevölkerung vor Ort (und die Einbindung verschiedener Teile der Bevölkerung) eine der wichtigsten Herausforderungen dar. Haus des Ehrenamts für alle Generationen (Brügge) Das Haus des Ehrenamts für alle Generationen bietet einen Treffpunkt sowohl für jüngere als auch für ältere Bürger der Stadt Brügge, die an ehrenamtlichen Diensten bzw. ehrenamtlicher Tätigkeit interessiert sind. Das Haus des Ehrenamts beherbergt viele verschiedene örtliche ehrenamtliche Projekte und ehrenamtliche Organisationen. Es dient als kommunales Ressourcenzentrum für Informationen und Beratung zu sämtlichen Bereichen des Ehrenamts. Ehrenamtliche Organisationen erhalten Unterstützung und Beratung in der Entwicklung ihrer eigenen Zielsetzungen und Projekte, und ihre Programme und Dienstleistungen werden koordiniert und miteinander verknüpft. Die Entwicklung dieses generationenübergreifenden Hauses des Ehrenamts ist ein vorbildliches Beispiel für effektive Bürgerbeteiligung und für das Zustandekommen von Partnerschaften vor dem Start. So wurde ein Lenkungsausschuss, bestehend aus Experten aus verschiedenen Gebieten und einem (ehrenamtlichen) Beirat mit Ehrenamtsexperten als Mitgliedern gebildet, um die Förderung und Akzeptanz für das Haus des Ehrenamts in- Partnerschaften vor dem Start 88

89 nerhalb der Kommune sicherzustellen. Die Freiwilligenzentrale und ihre Zielsetzungen wurden verschiedenen örtlichen Interessengruppen und Organisationen vorgestellt, wobei diese Gelegenheit hatten, ihre Meinungen dazu zu äußern und sich aktiv zu engagieren. Außerdem wurden im Vorfeld eine Reihe von vorläufigen Schätzungen und Studien durchgeführt, um ausführliche und umfassende Daten über den Bedarf der Bürger für Dienste zu sammeln, die von der Freiwilligenzentrale zur Verfügung gestellt werden sollen Virtuelle Zentren Ein virtueller Seniorentreffpunkt ist eine leicht zugängliche Internetseite oder ein Internetportal, das Senioren Gelegenheit gibt, online Informationen abzurufen, Hilfe oder Beratung zu erhalten, oder mit Gleichgesinnten zu plaudern (zu chatten), zu kommunizieren und in einem virtuellen Umfeld gesellschaftlich aktiv zu sein. Infostore (Leeds) der Info-Laden Der Infostore ist ein Internetportal für Menschen ab 50 in Leeds, welches es ihnen erleichtern soll, benötigte Informationen genau dann zu finden, wenn sie sie brauchen. Die Infostore Website bündelt alle einschlägigen Informationsquellen zu seniorenrelevanten Themen. Die meisten dieser Quellen waren bereits verfügbar, aber besonders für ältere Menschen schwer zugänglich. Das Portal wurde als interaktive Benutzeroberfläche entwickelt, die es den Nutzern erlaubt, in Foren zu diskutieren sowie Vorschläge zu machen, Dokumente herunterzuladen, usw. Das Portal selbst ist nur ein Teil des Projekts; es ist mit der Bereitstellung von Computern und Zubehör für örtliche Gemeinschaftsorganisationen gekoppelt, sowie mit kommunal geförderten Computer-Schulungen für ältere Menschen. Das Infostore-Portal dient aus mehreren Gründen ein Best-Practice-Beispiel. Erstens wurde die Internetseite in produktiver und erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern der Universität Leeds, den Projektleitern und dem Leeds Older People s Forum (der Seniorenorganisation vor Ort) 89

90 entwickelt. Während der gesamten Entwicklungsphase wurden die potenziellen Nutzer mit einbezogen. Das Ergebnis ist eine leicht zugängliche und für ältere Besucher oder Internet-Neulinge leicht zu bedienende Internetseite (z.b. durch größere Dialogfelder, größer gedruckten Text, Hilfefunktionen). Besonders bemerkenswert ist der Versuch, auch ethnische Minderheiten mit einzubeziehen, und zwar durch Übersetzung der wichtigsten Informationen in 6 Sprachen und den Einsatz von verschiedensprachigen Videoclips, worin Personen die Nutzung der Infostore-Seite erklären. Die Internetseite wird durch ein redaktionelles Team von älteren Nutzern gepflegt und weiterentwickelt. Abbildung 5.2 Infostore-Portal Ein weiteres sehr positives Merkmal des Projekts ist dessen in das Gemeinwesen eingebundene Struktur. Besonders bemerkenswert ist, dass es eine Erweiterung und Weiterentwicklung bereits vorhandener Nachbarschafts-Netzwerke o- der Infrastruktur darstellt. Infolgedessen können ältere Menschen einen niederschwelligen Computerkurs in ihrem kommunalen Umfeld belegen (z.b. in einer öffentlichen Bibliothek), so dass sie die Lehrpersonen und andere Teilnehmer bereits kennen. Dadurch wurden die Akzeptanz und der Erfolg der Computerkurse sowie die Internet-Nutzung durch ältere Menschen erheblich gesteigert. Außerdem werden Informationen über das Infostore-Portal effektiv und mit persönlichem Einsatz bekannt gemacht, beispielsweise durch Informationsstände bei öffentlichen Veranstaltungen (z.b. Seniorentanztees), gedruckte Broschüren und Schnupperkursen. Von Vorteil war, dass mit der Planung des Projekts bereits vor Beginn des CIB-Projekts begonnen wurde, so war genügend Zeit für die Planung, und das Infostore-Team konnte mit anderen Experten zusammenarbeiten sowie sich Anregungen und Ideen aus ähnlichen Projekten holen (Beratung mit in das Gemeinwesen eingebundene Projektstruktur 90

91 einem Team von der mental health Seite = Internet-Seite für psychische Gesundheit) Dynamische Zentren Ein Zentrum kann auch der zentrale, energetische Kern mitten in einem Netzwerk sein, der Veränderungen durch das Netzwerk vorantreibt und koordiniert. Ein Zentrum dieser Art ist ein dynamisches Zentrum, entweder bestehend aus einer Einzelperson, einem Team oder einer Gruppe mit einem gemeinsamen Ziel oder Programm, wie bei einem Rad, bei dem die Nabe alle übrigen Teile zusammenhält. Dieser Kern kann verschiedene Teile des Netzwerks unterstützen, zum Beispiel bei der Beschaffung von Fördermitteln, und er kann mit verschiedenen Teilen des Netzwerks zusammenarbeiten, um die gemeinsamen Interessen zu vertreten. Von dieser zentralen Stelle aus können Botschaften über das gesamte Netzwerk verbreitet werden, sie kann als Kanal für sprachliche oder virtuelle Kommunikation dienen und die Interessen des Netzwerks als Ganzes wahrnehmen. Informationsprojekt für Senioren und Seniorenbeirat (Southampton) Die dynamischen Zentren, welche Southampton entwickelt hat, sind die personellen und praktischen Ressourcen in der Mitte der Netzwerke, deren Aufgabe es ist, Senioren zu informieren und zu involvieren. Der Seniorenbeirat ist ein personelles Zentrum, welches die Interessen der älteren Menschen in der Stadt vertritt und ihnen eine Stimme gibt, sowie den Senioren Gelegenheit verschafft, sich in die Gestaltung der Zukunft der Stadt und ihrer Dienstleistungsangebote einzubringen. Das Projekt hat den Beirat gestärkt und befähigt, seine Funktionen weiter zu entwickeln. Das Informationsprojekt für Senioren ist ein Zentrum für Fachwissen, Allgemeinwissen und Koordination um einen leichteren Zugang zu Informationen, welche die Senioren zur Verbesserung ihrer Lebensqualität brauchen, zu gewährleisten. Es setzt sich dafür ein, die Entwicklung der verfügbaren Informationen voranzutreiben und Netzwerke und Methoden für die optimale Einbeziehung der älteren Bürger zu nutzen. Politische Interessenvertretung für ältere Menschen 91

92 Der Seniorenbeirat hat einen Sitz bei der kommunalen Initiative Partnerschaft für die Späteren Jahre (Later Years Partnership) und engagiert sich in Projekten, die aktives Altern und generationenübergreifende Aktivitäten fördern. Er hat in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen eine Tagung zum Thema Demenz veranstaltet, was zu einem weiteren Dialog mit Gesundheitsdiensten über Sensibilisierung und Verbesserung von Dienstleistungen geführt hat. Darüber hinaus hat er bei der Unterstützung und Organisation eines sehr erfolgreichen Fests für über 50-Jährige eine führende Rolle gespielt. Der Seniorenbeirat hat dazu beigetragen, eine Vision für Dienste in der Gesundheitspflege und gesellschaftlichen Integration für die Zukunft zu entwickeln, sowie an den Plänen der Kommune für altersgerechtes Wohnen und an einer Verbesserung der Sicherheit und Verhütung von Stürzen in öffentlichen Bussen mitgearbeitet. Eine Umfrage über die Zufriedenheit von Senioren mit ihrem Umfeld wurde durchgeführt, und zudem wurde eine Gesundheitsfürsorgegruppe für Senioren afrikanischer oder asiatischer Abstammung sowie für andere ethnische Minderheiten ins Leben gerufen. Abbildung 5.3 Eine Sitzung des Seniorenbeirats Im Rahmen des CIB-Projekts wurden Mitglieder des Seniorenbeirats in ihrer Rolle als Seniorenbeiräte und in der Abhaltung von Sitzungen geschult mit dem Ergebnis, dass die Sitzungen des Seniorenbeirats seitdem produktiver und die Mitglieder engagierter sind, da sie sich bei ihrem Engagement motiviert und von der Gruppe getragen fühlen. Insbesondere wurde durch die Schulung die Qualität der Leitung solcher Sitzungen verbessert. 92

93 Das Senioren-Beirats-Projekt stellt aus mehreren Gründen ein Beispiel für Best Practice dar. Einer der vielleicht wesentlichsten Beiträge ist die Stärkung des politischen Engagements älterer Menschen bezüglich Themen, die mit dem Alter zusammenhängen, sowie der aktiven politischen Interessenvertretung. Außerdem beeinflusst der Seniorenbeirat die Arbeit von Organisationen und Anbietern von sozialen Diensten in der Stadt und leistet hier einen positiven Beitrag. Er wird regelmäßig nach seiner Meinung und seinen Vorschlägen gefragt und um Hilfe gebeten, seinen Mitgliedern werden Sitze in diversen Gremien und Partnerschaften angeboten, um sicherzustellen, dass die Standpunkte der älteren Menschen angemessen vertreten werden. Der Seniorenbeirat hat so auch eine Reihe von Fragen, die Senioren betreffen, auf die politische Tagesordnung gesetzt. Schließlich trägt aktives Engagement in der Arbeit des Seniorenbeirats auch erheblich dazu bei, dass die betreffenden Personen das Gefühl haben, politisch etwas bewirken zu können. Ein Mitglied des Seniorenbeirats drückt dies folgendermaßen aus: Ich bin sehr gern Mitglied im Seniorenbeirat, und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich das Gefühl habe, dass ich so meinen Finger am Puls des Geschehens habe. Wir treffen uns mit einigen der Ratsherren und -frauen, und wenn wir ein Problem haben, können wir es zur Sprache bringen. Wissen Sie, wir haben gelernt wie das geht, ein Problem vortragen. (79-Jähriges Mitglied des Seniorenbeirats, Southampton) Es ist wichtig, festzuhalten, dass hier mehrere Partner zusammengewirkt haben, um verschiedene Merkmale eines gebauten Zentrums, eines virtuellen Zentrums und eines dynamischen Zentrums miteinander zu kombinieren. Wir möchten interessierten Lesern wärmstens empfehlen, das Handbuch durchzublättern, um mehr darüber zu erfahren. 93

94 5.2 Seniorentreffpunkte: Kritische Erfolgsfaktoren Nachstehend präsentieren wir Ihnen eine Zusammenfassung der kritischen Erfolgsfaktoren für Seniorentreffpunkte, die wir aus Fallstudien im Zusammenhang mit dem CIB-Projekt abgeleitet haben Planung eines Seniorentreffpunkts Die Planung eines Seniorentreffpunkts ist ein komplexes, zeitaufwändiges Unterfangen. Nach unseren Erfahrungen im Rahmen des CIB-Projekts sind die folgenden Punkte für die Planungsphase eines solchen Projekts besonders wichtig: Ein realistischer Zeitrahmen. Bei Projekten, die von externen Fördermitteln abhängen, ist dringend zu empfehlen, die Projektplanung schon einige Zeit vor Beginn des Förderungszeitraums einzuleiten (bei einigen unserer Projekte dauerte es bis zu drei Jahre, bevor die externen Fördermittel bewilligt wurden). Am Anfang jeder erfolgreichen Planung steht eine gründliche Bedarfsermittlung für die betroffenen Zielgruppen (z.b. Einwohner, Gruppen von Fachleuten, gemeinnützige Organisationen) und Auslotung örtlich vorhandenender Kapazitäten und Ressourcen zur Unterstützung und Aufrechterhaltung des Seniorentreffpunkts (z.b. bereits vorhandene soziale Netzwerke, Quellen von Fördermitteln). Die Bedarfsermittlung erfordert eine Reihe von abgesprochenen Maßnahmen, welche die Zielgruppen sowie die entsprechenden Akteure vor Ort in die Lage versetzen, bei der Zielsetzung, Entscheidungsfindung und Umsetzung der Pläne aktiv mitzuwirken (z.b. Zukunftswerkstätten, Interviews, Versammlungen). Die Bürger in einem frühen Stadium des Prozesses mit einzubeziehen ist besonders wichtig, weil es dazu beiträgt, dem Projekt eine Grundlage für nachhaltige Unterstützung zu sichern. Effektive Zusammenarbeit und Kommunikation. Der erfolgreiche Aufbau eines Seniorentreffpunkts hängt entscheidend von der Effektivität der Zusammenarbeit zwischen den einzelnen beteiligten Akteuren vor Ort ab. Effektive Vorgehensweisen bei der Koordination, Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren und Interessenver- 94

95 tretern (z.b. am runden Tisch oder in Beratungsgremien) spielen deshalb eine Schlüsselrolle. Obgleich die Einrichtung eines Zentrums eine Gemeinschaftsaufgabe ist, profitieren solche Projekte doch wesentlich von der Fachkompetenz und den Fähigkeiten eines Koordinators, der bereits in der Vergangenheit in ähnliche Gemeinschaftsprojekte involviert war, mit der Nachbarschaft und dem Gemeinwesen vertraut ist, in dem das Zentrum etabliert werden soll, und auch die Achtung und das Vertrauen aller beteiligten Partner genießt (wobei er als unparteiisch gilt). Er sollte außerdem über den gesamten Zeitraum der Aufbauphase des Projekts vor Ort präsent und aktiv sein. Hierzu wollen wir einen unserer Projektkoordinatoren zu Worte kommen lassen: Meiner Ansicht nach ist eine der wichtigsten Aufgaben dabei, die Schlüsselfiguren in der Nachbarschaft ausfindig zu machen und sie mit ins Boot zu holen. Es macht einen Riesenunterschied, wenn ich weiß, dass da jemand gleich um die Ecke wohnt, der bereits eine ganze Reihe von verschiedenen Projekten organisiert hat. Das sind genau die Leute, die wir brauchen, sie sind in ihrem Umfeld verwurzelt, kennen viele Menschen und wissen auch, wie man Andere zur Teilnahme motiviert. (Projektkoordinator in Kaiserslautern) Bürgerbeteiligung. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Akzeptanz eines Seniorentreffpunkts ist die Einbindung der Bürger in die Planung und Umsetzung. Ein wesentlicher Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass ein Gefühl des Eingebunden seins in die Planung und Umsetzung als Miteigentümer das persönliche Engagement und das Gefühl persönlichen Eigentums an der Sache verstärkt. Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass das Zentrum für sie, aber ohne sie eingerichtet wurde, dann wird die Akzeptanz sehr wahrscheinlich dadurch beeinträchtigt. Effektives Konfliktmanagement. Während die Initiatoren eines Seniorentreffpunkts (und ihre Mitarbeiter) eine klare Vorstellung vom Nutzen des Projekts haben, ist es wichtig, auf abweichende Sichtweisen gefasst zu sein. Beispielsweise fühlten sich in einigen unserer Projekte etliche Akteure vor Ort übergangen, die bereits Dienstleistungen für ältere Menschen erbrachten, oder sie befürchteten eine Konkurrenzsituation mit 95

96 künftiger Beeinträchtigung ihres Einflusses. Es ist also wichtig, sich auf mögliche Interessenkonflikte einzustellen. Daher ist es auch dringend zu empfehlen, wirksame Methoden zu entwickeln, um potenzielle Konflikte im Umfeld zu erkennen und beizulegen. Standortwahl für ein gebautes Zentrum. Nach der Bedarfsermittlung und dem Aufbau zuverlässiger Partnerschaften ist die Auswahl eines geeigneten Standorts für ein gebautes Zentrum ein wichtiger Schritt. Welche Art von Standort sich für einen Seniorentreffpunkt eignet, hängt von dessen spezifischen Zielsetzungen ab. Dennoch gibt es einige wichtige allgemeine Kriterien. Erstens sollte der Standort gut erreichbar (z.b. mit öffentlichen Verkehrsmitteln) und außerdem barrierefrei sein; zweitens ist es zu empfehlen, das Zentrum in eine bereits vorhandene Infrastruktur zu integrieren (z.b. in oder neben einem Kulturzentrum, in der Nähe von Einkaufsmöglichkeiten oder Gesundheitsdiensten, eher zentral gelegen als in einem Randgebiet) oder in ein bestehendes Netzwerk (Organisationen bzw. Schlüsselpersonen vor Ort), welches von Angehörigen der Zielgruppe genutzt wird; drittens und letztens sollten die Räumlichkeiten vielseitig nutzbar sein, um gesellschaftliche Kontakte und die Kommunikation zu fördern, und zudem Möglichkeiten für verschiedene Projekte und Veranstaltungen zur Förderung des gegenseitigen Austauschs bieten. Gestaltung eines virtuellen Zentrums. Um ein virtuelles Zentrum für Senioren zugänglich zu machen, sollten bei der Gestaltung die vorliegenden Forschungsergebnisse über die diesbezüglichen besonderen altersbedingten Fähigkeiten und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Deshalb ist dringend zu empfehlen, ein solches Zentrum von professionellen Web- Designern entwickeln zu lassen, und zwar in Zusammenarbeit mit einer einschlägigen Forschungseinrichtung. Um die Attraktivität des Zentrums sicherzustellen, sollten die Entwickler sich außerdem intensiv mit Vertretern der verschiedenen Zielgruppen austauschen (z.b. mit Senioren aus verschiedenen Orten, oder Sozialarbeitern), und zwar in sämtlichen Phasen der Planung und Umsetzung (z.b. durch die Schaffung eines formellen Redaktionskomitees). Um die Integration sozialer Minderheiten zu för- 96

97 dern, kann auch darüber nachgedacht werden, die wichtigsten Informationen in mehreren Sprachen anzubieten. Nachhaltigkeit. Um die Nachhaltigkeit eines Zentrums sicherzustellen, ist es wichtig, gleich zu Beginn des Projekts Möglichkeiten der Einwerbung von zusätzlichen Fördermitteln sowie weiterer finanzieller Förderung über die Förderungsperiode hinaus auszuloten. Bürgerinitiativen und ehrenamtliche Mitarbeiter aus dem Kreis der Senioren können durchaus in der Lage sein, solch ein Zentrum zu betreiben, dennoch sind dafür Schulungen, Betreuung und Beaufsichtigung notwendig. Neben der finanziellen Nachhaltigkeit müssen auch andere Aspekte wie soziale, politische und strukturelle Nachhaltigkeit berücksichtigt werden (s. CIB-Handbuch). Abbildung 5.4 fasst einige der wichtigsten finanziellen Fragen zusammen, die bei der Planung eines gebauten Seniorentreffpunkts beantwortet werden müssen. Abbildung 5.4 Planung eines gebauten Seniorentreffpunkts: Kosten und Nutzen (siehe Silver Hubs-Handbuch) 97

98 5.2.2 Leiten und Betreiben eines Seniorentreffpunkts Der Erfolg eines Seniorentreffpunkts, sei er gebaut oder virtuell, virtuell oder dynamisch, hängt entscheidend von zwei Faktoren ab: von Werbung und Bekanntmachung sowie von der Fähigkeit und Motivation zur Nutzung des Treffpunkts seitens der Zielgruppe. Die gezielte Ansprache von beiden Faktoren durch jeweils gesonderte Maßnahmen (ein Lösungsansatz von zwei Seiten) ist demnach eine besonders vielversprechende Methode, um Besucher anzulocken und die Besucherzahlen zu steigern. Außerdem muss die Akzeptanz seitens der Besucher und die Funktionalität des Seniorenzentrums im Auge behalten werden. Werbung und Bekanntmachung. Informationen über das Zentrum (und dessen Vorteile für das Gemeinwesen) können durchaus mit herkömmlichen Methoden der Informationsverbreitung bekannt gemacht werden, beispielsweise durch Broschüren, Anzeigen, Mundpropaganda, usw.; dabei sollten jedoch einige entscheidende Punkte berücksichtigt werden: Erstens muss die Information über das Zentrum verständlich dargestellt sein (unter Vermeidung von Fachsprache oder technischen Fachbegriffen). Zweitens sollte sie an Orten ausgelegt werden, an denen die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass sie von Angehörigen der Zielgruppe gefunden wird (z.b. in Gemeindezentren, Zeitungen, Bibliotheken, bei öffentlichen Veranstaltungen und auf den städtischen Internetseiten). Drittens sollte sie auf eine attraktive Art die Bedürfnisse der Zielgruppe ansprechen und ihr Interesse wecken (die Botschaft, wie und warum ein Besuch des Zentrums für die Menschen von Vorteil sein kann, sollte klar und deutlich vermittelt werden beispielsweise weil es dort schnelleren Zugang zu aktuellen Informationen gibt als anderswo, oder weil man sich dort mit Gleichgesinnten treffen kann). Viertens ist es wichtig, dass die Quelle, aus der die Information stammen, unter Angehörigen der Zielgruppe als vertrauenswürdig gilt (z.b. können diese Menschen einen starken Widerwillen gegen die Nutzung von Informationen entwickeln, die wie Verkaufswerbung aufgemacht sind, dagegen sind sie vielleicht eher bereit, Empfehlungen von geachteten Mitgliedern ihrer eigenen Altersgruppe o- der ihres sozialen Umfelds zu vertrauen). Fünftens und letztens ist es 98

99 auch wichtig, dass die Organisation, die hinter dem Träger des Zentrums steht, als transparent und vertrauenswürdig gilt. Entwicklung von Fähigkeiten. Im Zusammenhang mit virtuellen Zentren ist einer der wichtigsten Aspekte die Förderung von digitaler Kompetenz und Selbstwirksamkeitserwartung am Computer (d.h. Erwartung der Menschen, dass sie fähig sind, einen Computer oder das Internet effektiv zu nutzen). Wie in Kapitel 3 dargelegt, können beide Ziele durch spezielle Kurse oder Seminare für ältere Menschen erreicht werden. Dabei ist klar, dass diese Kurse leicht zugänglich sein müssen (z.b. an Standorten in der Nähe), um ältere Menschen für eine Teilnahme zu gewinnen; der Anreiz zur Teilnahme muss mit deutlichen persönlichen und sozialen Vorteilen verknüpft sein (beispielsweise können Menschen sich zur Teilnahme an einem Computerkurs bewegen lassen, weil sie dadurch eine Möglichkeit haben, mit Freunden und Angehörigen in Verbindung zu bleiben, wenn sie lernen, s zu benutzen). Mögliche Ängste und Barrieren gegen eine Teilnahme müssen ebenfalls berücksichtigt werden (z.b. die Angst davor, kritisiert zu werden, Angst vor der Technik sowie finanzielle Probleme). Akzeptanz des Zentrums im Umfeld. Die Akzeptanz eines Seniorentreffpunkts steht und fällt mit dem Verhalten der zuständigen Mitarbeiter. Für ältere Menschen ist es wichtig zu spüren, dass man sie ohne Herablassung oder Vorurteile fair und respektvoll behandelt. Folglich ist die Sensibilisierung des Betreuungspersonals für diese Problematik eine wesentliche Voraussetzung. Das gleiche gilt für die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Helfern. In unseren Projekten haben beispielsweise zahlreiche Ehrenamtliche geäußert, dass sie sich durch die positiven Kommentare von professionellen Mitarbeitern über ihre ehrenamtliche Tätigkeit besonders geehrt fühlten. Schon ein einfaches Dankeschön vermittelt dem Adressaten, dass seine Arbeit anerkannt und geschätzt wird. Funktionalität. Die Öffnungszeiten eines gebauten Zentrums sollten zuverlässig und an die Gepflogenheiten der Besucher angepasst sein. Die Aktualität der Angebote im Seniorentreffpunkt sollte regelmäßig überprüft werden. Der Besuch eines Seniorentreffpunkts kann Senioren noch viele 99

100 andere Vorteile bringen, die über das bloße Angebot von Beratung und Informationen hinausgehen. Ein besonderer Reiz erfolgreicher Seniorentreffpunkte liegt in ihrer gesellschaftlichen Attraktivität, also in den dort vorhandenen Möglichkeiten, Menschen kennen zu lernen und mit ihnen gesellschaftliche Kontakte zu knüpfen, zu plaudern oder eine Tasse Kaffee oder Tee zu trinken. Der Erfolg eines virtuellen Zentrums hängt entscheidend von dessen Attraktivität und Funktionalität für die Nutzer ab. Eine Internetseite, die zu kompliziert ist und keine aktuellen Informationen anbietet, ist unattraktiv. Um ein virtuelles Zentrum attraktiv zu gestalten, sollte es mit Tools oder Minianwendungen ausgestattet sein, die dem Nutzer helfen, durch den Internetauftritt zu navigieren und leicht an Informationen heranzukommen (z.b. einen Sektor für häufig gestellte Fragen (FAQ), Hilfebuttons, Videoclips, worin ein Bürger der Kommune die Nutzung der Internetseite vorführt). Außerdem sollte das Zentrum Informationen oder Links zur Verfügung stellen, die einen Bezug zu den potenziellen Nutzern haben (Chatrooms für besondere Interessengruppen, links zu sozialen Netzwerken). Um den Internetauftritt aktuell zu halten, ist Personal für die Datenpflege unverzichtbar. Das führt letztendlich zu der Frage der Nachhaltigkeit. Genau wie bei gebauten Zentren gibt es auch in diesem Fall keine Patentlösung für dieses Problem, doch da finanzielle und personelle Ressourcen hier eine entscheidende Rolle spielen, ist es empfehlenswert, schon ganz zu Anfang des Projekts entsprechende Fördermittel einzuwerben. Besucherzählungen und Interviews mit Besuchern liefern wertvolle Informationen über die Attraktivität des Zentrums. Ebenso wird ein Besucherzufriedenheits-Fragebogen wichtige Hinweise dazu geben, wie man das Zentrum verbessern oder an die Bedürfnisse und Erwartungen der Besucher anpassen kann. Zusammenfassung Seniorentreffpunkte sind gebaute oder virtuelle Ressourcen- und Begegnungszentren, in denen ältere Menschen und Angehörige anderer Generati- 100

101 onen zusammenkommen, ehrenamtlich tätig sein, miteinander kommunizieren oder Informationen erhalten können. Seniorentreffpunkte erfüllen verschiedene wichtige Funktionen sowohl für einzelne Bürger als auch für das Gemeinwesen insgesamt. Sie bieten nicht nur ein altersfreundliches und leicht zugängliches soziales Umfeld, sondern dienen auch als ein lebendiges Übungsfeld für bürgerschaftliches Engagement und die generationenübergreifende Zusammenarbeit, lebenslanges Lernen und soziale Integration. In diesem Kapitel wurden verschiedene Arten von Zentren vorgestellt: Ein gebauter Seniorentreffpunkt ist eine niedrigschwellige, leicht zugängliche lokale Einrichtung (z.b. ein Nachbarschaftsbüro oder eine Begegnungsstätte für alle Generationen), welche älteren Mitbürgern Gelegenheit für Begegnungen mit Jüngeren und Kommunikation sowie Informationen und Hilfe anbietet. Ein virtueller Seniorentreffpunkt ist eine leicht zugängliche Internetseite oder ein Internetportal, das Senioren Gelegenheit gibt, online Informationen abzurufen, Hilfe oder Beratung zu erhalten, oder mit Gleichgesinnten zu plaudern (zu chatten), zu kommunizieren und in einem virtuellen Umfeld gesellschaftlich aktiv zu sein. Ein Zentrum kann auch der zentrale, energetische Kern mitten in einem Netzwerk sein, der Veränderungen durch das Netzwerk vorantreibt und koordiniert (ein dynamisches Zentrum). Aus CIB- Fallstudien abgeleitete Empfehlungen für die Planung, das Betreiben und die Leitung von Seniorentreffpunkten wurden ebenfalls vorgestellt. Übungen 1. Gibt es einen Seniorentreffpunkt in Ihrer Nähe? 2. Was würden Sie einem älteren Menschen empfehlen, der sich nach generationenübergreifenden Einrichtungen oder Veranstaltungen in Ihrer Kommune erkundigt? 3. Gibt es in Ihrer Kommune einen Seniorenbeirat? Wenn ja, erkundigen Sie sich über dessen Aufgaben und Zielsetzungen. 101

102 6 Seniorenintegration Ein weiterer strategischer Ansatz des CIB-Projekts befasst sich mit dem Problem der Integration älterer Menschen in die Gemeinschaft. Seniorenintegration Strategien zur Bekämpfung der Ausgrenzung älterer Menschen, indem sie in ehrenamtliche Tätigkeiten, generationenübergreifende Projekte, Mentoring-Beziehungen oder andere Bereiche des öffentlichen Lebens integriert werden. Strategien zur Integration von Senioren haben das Potenzial, zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und Solidarität innerhalb der Gemeinschaft beizutragen. Auf der einen Seite trägt die Schaffung von zur sozialen Integration dazu bei, dass die älteren Menschen stärker in ihr soziales Umfeld eingebunden sind, ihre sozialen Netzwerke gefestigt werden, der Zugang zu Informationen und Unterstützung durch die Gemeinschaft verbessert und dadurch die Wahrscheinlichkeit sozialer Isolation verringert wird. Auf der anderen Seite profitiert die Gemeinschaft von den Erfahrungen und dem Fachwissen der älteren Menschen, ihren Talenten und Fähigkeiten und ihrer Bereitschaft, einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Nachdem Sie dieses Kapitel durchgearbeitet haben, werden Sie (1)... Vorstellungen von den verschiedenen Methoden gewonnen haben, die im Rahmen des CIB-Projekts entwickelt wurden, sowie von deren verschiedenen Zielsetzungen. (2) etwas über ernstzunehmende Herausforderungen erfahren haben, mit denen unsere Partner bei der Umsetzung von Strategien zur Integration von Senioren konfrontiert waren. Dazu zählten insbesondere solche Herausforderungen, die sich auf das Ehrenamt stützen. Zu guter Letzt werden Sie auch Kenntnisse über mögliche Maßnahmen zum Umgang mit diesen Herausforderungen erlangt haben. Die CIB-Partner entwickelten im Zuge des Projekts auch einen Werkzeugkasten, der eine Reihe von entsprechenden hilfreichen Methoden, Strategien und Maßnahmen zur Förderung der sozialen Integration in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens beinhaltet. Eine digitale Kopie des 102

103 entsprechenden Dokuments (Silver Inclusion Toolbox) ist in der virtuellen Bibliothek dieser Lernumgebung zu finden. 6.1 Beispiele für Strategien zur Integration von Senioren In den folgenden Abschnitten werden wir einige Strategien auf lokaler Ebene vorstellen, die im Rahmen des CIB-Projekts entwickelt wurden und als Lösungsansätze für Probleme im Zusammenhang mit der Integration von Senioren gelten können Generationenübergreifende Mentoring-Projekte Der Begriff Mentoring ist der altgriechischen Mythologie entnommen, wonach Mentor ein treuer Freund von Odysseus war, der während der Abwesenheit des Odysseus die Verantwortung für dessen Sohn als Vormund und Lehrer übernommen hatte. In Projekten zur Förderung der sozialen Integration kann Mentoring entweder zwischen Angehörigen der gleichen Altersgruppe stattfinden, die jedoch unterschiedliche Erfahrungen und Fähigkeiten mitbringen (Mentoring zwischen Gleichaltrigen), oder zwischen Personen verschiedenen Alters (generationenübergreifendes Mentoring). In generationenübergreifenden Mentoring- Projekten kann entweder die ältere Person als Mentor dienen (z.b. ein älterer Erwachsener, der einem Schüler Nachhilfeunterricht gibt), oder die jüngere Person (z.b. Schüler oder Studenten, die älteren Erwachsenen den Gebrauch digitaler Technologien beibringen), oder es können sich auch beide Seiten gegenseitig etwas beibringen (d.h. die Älteren unterrichten die Jüngeren und umgekehrt, und zwar in jeweils unterschiedlichen Bereichen). Hierzu wollen wir einige Beispiele betrachten. Mentoring zwischen Gleichaltrigen und generationenübergreifendes Mentoring Generationenübergreifende Handy-Schulung (Hagen) Handys sind heutzutage sehr nützlich. Dennoch kann es äußerst verwirrend sein, sich mit der Bedienung eines Handys vertraut zu machen, besonders wenn man zu einer Zeit aufgewachsen ist, in der es nicht einmal in jedem Haushalt ein Festnetztelefon gab. Das generationenübergreifende Handy- 103

104 Trainingsprogramm bietet älteren Erwachsenen kostenlose Mobiltelefon- Schulungen an. Die Schulungen werden von der Freiwilligenzentrale in Hagen koordiniert. Sie sind Teil eines Maßnahmenbündels zur Förderung der sozialen und technischen Integration älterer Menschen, welches im Rahmen des CIB-Projekts in Zusammenarbeit mit dem lokalen Seniorentreffpunkt entstand. Abbildung 6.1 Tag der Generationen (Hagen) Der Grundgedanke hinter dieser generationenübergreifenden Schulungsmaßnahme ist einfach: In Bezug auf den Gebrauch von Handys gehört ein erheblicher Teil der älteren Bevölkerung entweder zu den Zauderern oder zu den Verweigerern (s. Kapitel 3). Andererseits besitzen die meisten Schulkinder bereits ein eigenes Handy und machen gern und viel Gebrauch davon. Also zielt dieses Projekt darauf ab, durch generationenübergreifende Mentoring-Beziehungen einen Wissenstransfer von der jüngeren zur älteren Generation in Gang zu setzen. Die Erfahrungen in diesem Projekt waren sehr positiv, sowohl seitens der ehrenamtlichen Helfer als auch seitens der Teilnehmer. Freiwillige für dieses Projekt wurden in den Gymnasien rekrutiert. Die Teenager waren hochmotiviert, aktiv an diesem Projekt teilzunehmen und sehr kreativ bei der Weiterentwicklung der Schulungsmethoden. Das Training fand in den Räumlichkeiten der in das Projekt eingebundenen Schulen statt; künftig werden die Schulungen in einen kommunalen Seniorentreffpunkt verlegt. Insgesamt waren sowohl die Ehrenamtlichen als auch die Teilnehmer sehr zufrieden mit 104

105 den Ergebnissen der Schulung. Die älteren Teilnehmer fühlten sich sicherer bei der Nutzung von Mobiltelefonen; zudem schätzten sie auch sehr das gute Verhältnis und den Kontakt mit ihren jugendlichen Lehrern. Die Jugendlichen ihrerseits waren sehr froh über die Chance, eine neue Sichtweise zu erlangen und durch unmittelbare praktische Erfahrung zu lernen, wie man Anderen etwas beibringt, oder auch seine eigenen Stärken, Fähigkeiten und Grenzen kennenlernt. An dieser Stelle muss jedoch noch einmal darauf hingewiesen werden, dass generationenübergreifende Schulungen nur eine von mehreren Möglichkeiten des Mentoring darstellen. So profitiert ein Mentoring-Programm erheblich davon, wenn im Vorfeld die besonderen Vorlieben der Zielgruppen sorgfältig geprüft werden. Betrachten wir dazu beispielsweise die folgende Aussage einer Teilnehmerin an einem von Gleichaltrigen betreuten Computerkurs in einer der lokalen Maßnahmen im Rahmen des Infostore-Projekts in Leeds. Es ist viel besser, einen älteren Kursleiter zu haben; wir hatten auch ein paar jüngere, aber zu lernen, wie man einen Computer bedient, erfordert Zeit und Geduld, und die jüngeren Leute sind oft zu schnell. (79-jährige Kursteilnehmerin) Für einige Gruppen und in einigen Situationen mag generationenübergreifendes Mentoring die ideale Lösung sein, Andere jedoch profitieren mehr davon, wenn sie von Gleichaltrigen unterrichtet werden Unterstützung für Pflegende Frau K. ist eine 55-jährige Frau, bei deren Ehemann vor fünf Jahren Alzheimer festgestellt wurde. Die Krankheit ist seitdem stetig fortgeschritten. Die Symptome ihres Mannes sind u.a. Orientierungslosigkeit, unvorhersehbare Stimmungsschwankungen, Sprachstörungen und der Verlust des Langzeitgedächtnisses. Frau K. und ihre erwachsenen Kinder haben entschieden, dass Frau K. ihren Mann zu Hause pflegt. Frau K. fühlt sich dieser Aufgabe sehr stark verpflichtet. Allerdings fühlt sie sich auch oft erschöpft und überlastet. 105

106 Pflegende, die ihr eigenes körperliches und seelisches Wohlbefinden hinter die Erfüllung ihrer Pflichten als Pfleger zurückstellen, fühlen sich oft frustriert, wütend, deprimiert oder sogar körperlich krank. Wie die pflegende Ehefrau im obigen Beispiel, so widmen sich viele Pflegende sowohl pflegende Angehörige als auch professionelle Pflegekräfte ihrer anspruchsvollen Aufgabe auf Kosten der eigenen Gesundheit und des eigenen Wohlbefindens ein Verhalten, das langfristig zum Pfleger-Burnout führen kann (Folkman et al., 1991). Pfleger-Burnout Integration der nächsten Generation (Genk) Das Motto dieses sozialen Integrationsprogramms ist: Unterstützung für Pflegende! Dieses Programm konzentriert sich auf eine Zielgruppe, die oft übersehen wird ältere Menschen ab 55 (die jüngere Generation der Älteren), die ältere Menschen zu Hause pflegen (entweder pflegende Angehörige oder professionelle Pflegekräfte). Ein Hauptziel dieses Programms ist es, die Lebensqualität dieser speziellen Gruppe von jungen Alten zu verbessern. Um im Rahmen dieses Programms einige kritische Aspekte der sozialen und psychischen Situation von Pflegenden zu untersuchen, führten wir in der belgischen Stadt Genk eine systematische Befragung durch. Fragebögen wurden in Zusammenarbeit mit den Organisatoren vor Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt verteilt. Insgesamt nahmen 35 Pflegekräfte daran teil. Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung kann man folgendermaßen zusammenfassen: Die typischen Pflegepersonen sind weiblich, im Alter von Anfang bis Mitte Fünfzig und als professionelle Pflegekräfte tätig. Die meisten Teilnehmer der Befragung hatten langfristige Partnerschaften und lebten in relativ gesicherten sozioökonomischen Verhältnissen. Die durchschnittliche Dauer ihrer Pflegetätigkeit lag bei etwa 4 Jahren; das Durchschnittsalter der gepflegten Personen war ca. 82 Jahre. Die Pflegekräfte übernahmen die tägliche Pflege sowie die sonstige soziale und emotionale Unterstützung ihrer Klienten. Obgleich die Befragten von gemischten emotionalen Erfahrungen zu berichten wussten, hatten ihre Aussagen zum Großteil einen positiven Unterton. Die Teilnehmer bezeugten ein relativ hohes Maß an Gefühlen der 106

107 persönlichen Verbundenheit mit den von ihnen gepflegten Menschen und waren daher überwiegend zufrieden mit ihrer Arbeit. Im Großen und Ganzen hatten die Pflegenden das Gefühl, dass sich ihre Arbeit lohnte. Beispielsweise waren sie der Meinung, dass dieses Engagement zu einem besseren Verständnis von Gemeinschaft führte, sowie zu der Gewissheit, nach inneren Überzeugungen zu handeln und dem Gefühl, etwas von dem zurückzugeben, was sie selbst empfangen hatten. Aus einer etwas allgemeineren Sichtweise konzentrieren sich diese persönlich wahrgenommenen positiven Emotionen auf Dinge wie den Lebensinhalt, das Gefühl, etwas Positives zu leisten, oder ein sinnvolles Leben. Abbildung 6.2 Positive Emotionen in Abhängigkeit vom Alter und Einfühlungsvermögen der Pflegekraft l o w e mp at h y hi g h e mp at h y u nd er 50 o ver 5 0 Positive emotionale Emotionen bei der Arbeit spielen eine entscheidende Rolle in Bezug auf das Durchhaltevermögen bei einem langfristigen Engagement. Außerdem haben sie sich als wirksamer Schutz vor Burnout bei der Arbeit erwiesen. Interessanterweise zeigten die Ergebnisse unserer Umfrage, dass die Pflegekräfte mit zunehmendem Alter deutlich weniger positive emotionale Emotionen zu Protokoll gaben. Zudem, und diese Tatsache verdient besondere Beachtung, war dieses negative Verhältnis zwischen dem Alter der Pflegekräfte und den positiven emotionalen Emotionen besonders ausgeprägt bei der Untergruppe der Pflegenden mit besonders hohem Einfühlungsvermögen gegenüber den von ihnen betreuten Personen. Dieses Ergebnismuster ist in Abbildung 6.2 grafisch dargestellt. 107

108 Wie darin zu erkennen ist, gaben die über 50-jährigen Pflegekräfte mit einer starken Neigung zu Mitgefühl mit den Hilfsbedürftigen das geringste Ausmaß an positiven emotionalen Erfahrungen zu Protokoll. Kurz, diese Befragung brachte neben Beschreibungen der am Projekt beteiligten Pflegekräfte hochinteressante Einblicke in die besonderen seelischen Belastungen der Pflegenden. Die von uns gesammelten Daten lassen zudem darauf schließen, dass Pflegekräfte sich mit zunehmendem Alter immer stärker mit den von ihnen gepflegten Personen identifizieren, was wiederum ihre Ängste und altersbezogenen Bedenken verstärkt (und so die positiven Gefühle zurückdrängt). Anscheinend sind diejenigen Personen, die sich am stärksten in ihre Patienten einfühlen, besonders anfällig für dieses Phänomen. Selbstverständlich sollte man sich hier nicht zu vorschnellen Schlussfolgerungen hinreißen lassen, da diese Umfrage in einem relativ kleinen Kreis stattfand und deshalb nicht repräsentativ ist. Dennoch bestätigen die Ergebnisse eindeutig diejenigen von früheren Studien über das Burnout von Pflegekräften, woraus folgt, dass die Pflegekräfte intensiv betreut werden müssen. Außerdem unterstreichen sie die Notwendigkeit von Projekten wie Integration der nächsten Generation, um dem Burnout von Pflegekräften entgegenzuwirken. Erfahrungen, die im Projekt in Genk gesammelt wurden zeigen, dass die folgenden Maßnahmen im Kampf gegen das Burnout besonders effektiv sind: (1) Psychologische Weiterbildung durch entsprechend geschulte Fachleute einschließlich Unterricht über die Ursachen und Symptome von altersbedingten Krankheiten, sowie Schulung im Umgang mit belastenden Situationen; (2) Teilen der emotionalen Erfahrungen mit Anderen in einer ähnlichen Situation in einer Gruppe mit gegenseitiger sozialer und emotionaler Unterstützung (Selbsthilfegruppen) Soziale Integration durch die Bekämpfung von Armut Geld hat mit Sicherheit einen großen Einfluss auf die Chancen von Menschen, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Die Altersarmut ist in der Tat eine der Hauptursachen sozialer Ausgrenzung (siehe Kapitel 2). 108

109 Verwalten Sie Ihr Geld! (Stockport) Nach offiziellen Angaben lebt jeder fünfte britische Rentner in Armut (2,3 Millionen Menschen). Unsere CIB-Partner in Stockport haben ein Projekt mit dem Ziel gestartet, Menschen über 55 Jahren bei der optimalen Verwaltung ihres Geldes zu unterstützen. Das Money Maze (Geldlabyrinth)-Projekt zielt insbesondere darauf ab, die finanzielle und soziale Integration älterer Menschen zu fördern, und zwar durch ein Angebot an Informationen, Unterstützung und Konzepten zur Sicherung der künftigen finanziellen Unabhängigkeit. Das Projekt bietet für ältere Menschen die Chance, durch Optimierung ihrer finanziellen Unabhängigkeit am wirtschaftlichen Leben in ihrem Umfeld teilzunehmen. Ein herausragendes Merkmal des Projekts ist, dass dieser Dienst von ehrenamtlichen Mitarbeitern vor Ort geleistet wird, die ältere Menschen bei ihrer Finanzplanung beraten. Ein Ausgangspunkt für dieses Projekt war die Erkenntnis, dass es eine beträchtliche Anzahl von älteren Menschen im Ruhestand gibt, die über die notwendigen Fähigkeiten sowie das Wissen und die Erfahrung verfügen, um Menschen bei der Verbesserung ihrer Finanzlage zu unterstützen. Das Projekt wird von einem professionellen Projektmanager geleitet. Abbildung 6.3 Finanzberatung (Stockport) Die ehrenamtlichen Berater wurden geschult, bevor sie ihre Dienste anbieten durften. Außerdem wurden Aufgabenbeschreibungen und Unterstützungsformen für die freiwilligen Helfer festgelegt. Zur Bekanntmachung des Projekts wurden spezielle Werbekampagnen gestaltet. Zusätzlich wurden Verbindungen zu den örtlichen Banken geknüpft, um sie für eine aktive Teilnah- 109

110 me zu gewinnen (z.b. durch Mitarbeiter, die ältere Menschen zu Hause beraten). Bis heute wurden über 30 Personen durch dieses Projekt erfolgreich unterstützt. Durch den Aufbau erfolgreicher Beziehungen mit den Beratern konnten die meisten Klienten ihre Kompetenz zur optimalen Verwaltung ihres Geldes erheblich verbessern. Außerdem haben viele von ihnen ihre Ängste und die Furcht vor dem Umgang mit Geldangelegenheiten abgelegt (z.b. beim Öffnen von Briefumschlägen, die Rechnungen oder Kontoauszüge enthalten, oder im Umgang mit Bankangestellten oder externen Stellen). Zudem bezeugen viele freiwillige Helfer, dass sie sehr zufrieden mit ihrem Engagement sind, da sie den Eindruck haben, dass sie dadurch wirklich etwas verändern können. 6.2 Typische Probleme und Lösungsansätze Obgleich die CIB-Teilprojekte zur Förderung der Integration von Senioren sehr erfolgreich waren, traten einige typische Probleme immer wieder auf. Meist ging es darum, ehrenamtliche Mitarbeiter anzuwerben, zu halten und zu motivieren. In den folgenden Abschnitten werden wir auf einen Teil der einschlägigen Forschung eingehen und Empfehlungen geben, die aus wissenschaftlichen Studien über das Ehrenamt abgeleitet wurden. Dabei ist uns bewusst, dass diese Vorgehensweisen bereits in vielen ehrenamtlichen Organisationen zum Einsatz kommen, jedoch oft weniger systematisch und konsequent als es nötig wäre, um das Problem von Mitarbeiterschwund und Unzufriedenheit unter den Ehrenamtlichen zu lösen Mobilisierungskampagnen: Betonen Sie die persönlichen Vorteile des aktiven Engagements! Die Werbung für ehrenamtliches Engagement stützt sich oft auf die Motivationskraft der sozialen Anliegen und Ziele eines Projekts ( Menschen sind bereit, sich zu engagieren, um die Lebensqualität in ihrem Umfeld zu verbessern! ). Hier muss aber darauf hingewiesen werden, dass das Ziel eines örtlichen Gemeinschaftsprojekts, wenn es erreicht wird, dem Gemeinwohl dient. Das heißt, Jeder, der dieses Anliegen innerlich bejaht, wird nach erfolgreicher Realisierung davon profitieren, unabhängig davon ob er persön- 110

111 lich etwas dazu beigetragen hat oder nicht. Beispielsweise werden sämtliche Einwohner eines Stadtviertels von Verbesserungen in ihrem Umfeld durch ein generationenübergreifendes Projekt profitieren, egal ob sie sich ehrenamtlich dafür engagiert haben oder nicht. In der Tat kamen Forschungen über das Ehrenamt auf lokaler Ebene zu dem Ergebnis, dass die Ziele eines Projekts oder einer Initiative oft als Motivationsfaktoren nicht ausreichen, da die Menschen immer auf einen Mitnahmeeffekt als Trittbrettfahrer hoffen können (man lässt Andere die Arbeit tun, denn man erwartet, davon zu profitieren, auch ohne selbst einen Beitrag zu leisten). Eine Methode, dem Trittbrettfahrerproblem zu begegnen ist, die sozialen und persönlichen Vorteile hervorzuheben, die sich aus der Teilnahme selbst ergeben. In der einschlägigen Literatur über das Ehrenamt ist zu lesen, dass die Menschen sich nicht nur deshalb ehrenamtlich für soziale oder politische Anliegen engagieren, weil sie zur Lösung eines sozialen Problems beitragen wollen. Vielmehr erhoffen sie sich davon zusätzliche persönliche Vorteile oder Belohnungen in Bezug auf spezielle individuelle Wünsche oder Bedürfnisse (z.b. Clary et al., 1998). Tatsächlich sind Ehrenamtliche, die in erster Linie durch das soziale Anliegen eines Projekts motiviert wurden, oft die Ersten, die aus dem Projekt wieder ausscheiden, weil sie zu Frustration neigen, sobald sie merken, wie viel Zeit und Mühe ihnen das Erreichen der Ziele tatsächlich abverlangt. Viele Menschen können aufgrund verschiedener persönlicher Vorteile dazu motiviert werden sich ehrenamtlich zu engagieren. In empirischen Studien wurden insbesondere die folgenden Vorteile des Ehrenamts herausgearbeitet und von Ehrenamtlichen bestätigt: Problem der Trittbrettfahrer Persönliche Vorteile des Ehrenamts das Ausdrücken von persönlichen Wertvorstellungen (z.b.: Ich kann eine Sache unterstützen, die mir am Herzen liegt. ), der Zugewinn an Wissen und Erkenntnissen (z.b.: Ich kann herausfinden, was meine persönlichen Stärken sind. ), die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft (z.b.: Andere, die mir nahe stehen, legen großen Wert auf das ehrenamtliche Engagement. ), berufliche Vorteile (z.b.: Ich kann auf diese Weise Beziehungen knüpfen, die mich in meinem Beruf oder in meiner Karriere voranbringen. ), 111

112 die Bewältigung von persönlichen Problemen (z.b.: Das Ehrenamt hilft mir, mit meinen persönlichen Problemen fertig zu werden. ), die Steigerung des eigenen Selbstwertgefühls ( Das Ehrenamt gibt mir das Gefühl, dass ich wichtig bin. ) und die Sinngebung für die eigene Existenz (z.b.: Ich habe das Gefühl, dass ich etwas bewegen kann. ). Es ist belegt, dass die Relevanz dieser persönlichen Vorteile je nach Art des Ehrenamts variiert und dass in machen Kontexten noch andere Vorteile wichtig sein könnten. Abbildung 6.4 verdeutlicht das durchschnittliche Maß an persönlichen Vorteilen, die Daten wurden bei der Befragung von ehrenamtlichen Mitarbeitern in verschiedenen Teilprojekten des CIB-Projekts gewonnen. Abbildung 6.4 Wahrgenommene Vorteile (zusammengefasste Ergebnisse aus verschiedenen CIB-Teilprojekten) Wie in der Abbildung zu erkennen, sind der Ausdruck von persönlichen Werten und die soziale Integration die bedeutendsten Motive für das ehrenamtliche Engagement, während berufsbezogene Vorteile oder die Bewältigung von persönlichen Problemen eher unbedeutende Motive darstellen. Bei der Rekrutierung von Ehrenamtlichen sollt betont werden, welche Vorteile das Ehrenamt den freiwilligen Mitarbeitern bietet. Außerdem sollten die Koordinatoren die Motive jedes einzelnen freiwilligen Mitarbeiters für sein ehrenamtliches Engagement sorgfältig prüfen, bevor sie bestimmte Aufgaben verteilen. 112

113 Zur Erhöhung der Zufriedenheit von Ehrenamtlichen (und um der Aufgabe ihres Engagements vorzubeugen), sollten sie den Ehrenamtlichen Aufgaben und Pflichten übertragen, die am ehesten mit ihren persönlichen Motiven und Erwartungen übereinstimmen. Die Beweggründe für das ehrenamtliche Engagement können zuverlässig mit dem in der digitalen Bibliothek vorhandenen Instrumentarium Volunteer Functions Inventory eingeschätzt werden Das Engagement mithilfe eines Anti-Stress-Trainings aufrechterhalten! Ehrenamtliche Tätigkeiten können aus den folgenden Gründen sehr frustrierend und unbefriedigend sein: Die Projekte machen langsamere Fortschritte als erwartet, es gibt unerwartete Rückschläge, unvorhergesehene Konflikte sind beizulegen oder die Arbeit kostet mehr Zeit und Mühe als ursprünglich eingeplant. Langfristiges ehrenamtliches Engagement erfordert also ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz. Einschlägige Studien zum Thema Ehrenamt haben gezeigt, dass unerwarteter Stress und unvorhergesehener Aufwand zu den Hauptgründen zählen, weshalb die Motivation der Ehrenamtlichen zur Aufrechterhaltung ihres Dienstes nachlässt und weshalb sie ausscheiden. Eine Möglichkeit, dem Motivationsverlust und einem Ausstieg vorzubeugen ist, die ehrenamtlichen Mitarbeiter frühzeitig auf potenzielle Herausforderungen vorzubereiten und ihnen Strategien zu vermitteln, wie man diese Schwierigkeiten erfolgreich meistern kann vorzugsweise schon im Rahmen einer Mitarbeiterschulung vorn Antritt des ehrenamtlichen Dienstes. Effektive Schulungsmethoden können aus Ergebnissen der psychologischen Forschung über vorbeugende Stressbewältigung abgeleitet werden (Meichenbaum, 1996). Diese Forschung hat beispielsweise ergeben, dass Menschen, die Zeit haben sich auf ein negatives Ereignis einzustellen bevor es tatsächlich eintritt, ein erheblich geringeres Maß an Stress, Ängsten und Frust zu bewältigen haben, als wenn dieses Ereignis sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen hätte. Schulung zur Vorbeugung gegen Stress 113

114 6.2.3 Achtung, Anerkennung und Wertschätzung zeigen! Personen, die sich stark mit einer sozialen Gruppe oder Organisation identifizieren, sind eher bereit, gemeinsame Ressourcen weniger zu beanspruchen und mehr zu den Gruppenzielen beizutragen, als Personen, bei denen die Identifikation schwächer ausgeprägt ist. Personen, die sich stark mit ihrer Gruppe identifizieren, sind diejenigen, welche sich ausdauernd für die Gruppenziele einsetzen und dafür kämpfen, selbst wenn dieses Verhalten ihnen erhebliche persönliche Nachteile bringt. Diejenigen, die sich stark identifizieren sind auch eher bereit sich für gemeinschaftliche Zwecke zu engagieren, z.b. ein Ehrenamt zu bekleiden oder Angehörigen ihrer Gruppe zu helfen, denen es schlechter geht. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Identifikation von Menschen mit einer Gesellschaft oder Gruppe (bzw. ihr Gefühl von Gruppenidentität) zu stärken. Identifizierung und Engagement Eine wichtige Voraussetzung hierfür liegt in der Gruppe oder Organisation selbst, nämlich dass die Mitglieder der Gruppe spüren, wie ihre Beiträge und Bemühungen für die Gruppe anerkannt werden. Je mehr sich die Ehrenamtlichen innerhalb der ehrenamtlichen Organisation geachtet und anerkannt fühlen, desto stärker identifizieren sie sich mit dieser Organisation. Das erhöht wiederum ihr Engagement und ihre Leistungen, um die Ziele der Organisation zu unterstützen (z.b. Stürmer et al., 2008). Einschlägige Forschungsergebnisse kommen zu dem Schluss, dass Organisationen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern gut daran tun würden, Normen und Vorgehensweisen für die Mitarbeiter einzuführen, welche die Wertschätzung und Anerkennung der Organisation für die Arbeit der Ehrenamtlichen zum Ausdruck bringen (z.b. soziale Belohnungen, Preisverleihungen). Zusammenfassung Seniorenintegration beinhaltet Strategien zur Bekämpfung der Ausgrenzung älterer Menschen, indem sie in ehrenamtliche Tätigkeiten, generationenübergreifende Projekte, Mentoring-Beziehungen oder andere Bereiche des öffentlichen Lebens integriert werden. In diesem Kapitel wurden drei strategische Ansätze vorgestellt, die im Rahmen des CIB-Projekts entwickelt und 114

115 erprobt wurden: Generationenübergreifendes Mentoring im Zusammenhang mit Mobiltelefon-Schulungen, ein Projekt zur Unterstützung von Pflegekräften und ein Projekt zur Förderung der finanziellen Integration älterer Menschen. Alle diese strategischen Ansätze stützen sich weitgehend auf ehrenamtliche Mitarbeiter. Auf den Erfahrungen der CIB-Partner aufbauend wurden zudem Methoden präsentiert, wie man Problemen im Zusammenhang mit der Rekrutierung, dem Durchhaltevermögen und der Motivation ehrenamtlicher Mitarbeiter begegnen kann. Literaturnachweise Clary, G. E., Snyder, M., Ridge, R. D., Copeland, J., Stukas, A. A., Haugen, J. A., & Miene, P. (1998). Understanding and assessing the motivation of volunteers: A functional approach. Journal of Personality and Social Psychology, 74, Folkman, S., Chesney, M., McKusick, L., Ironson, G., Johnson, D.S., and Coates, T.J. (1991). Translating coping theory into an intervention. In J. Eckenrode (Eds.), The Social Context of Coping (pp ). New York: Plenum Press. Meichenbaum, D. (1996). Stress inoculation training for coping with stressors. The Clinical Psychologist, 49, 4-7. Stürmer, S., Simon, B., & Loewy, M. (2008). Intraorganizational respect and organizational participation: The mediating role of collective identity. Group Processes and Intergroup Relations, 11, Übungen 1. Beschreiben Sie die interessantesten Dinge, die Sie in diesem Kapitel erfahren haben! 2. Wie können Sie dieses Wissen praktisch nutzen? 3. Beschreiben Sie einige Methoden um dem Ausstieg von ehrenamtlichen Mitarbeitern entgegenzuwirken. 115

116 7 Die Seniorenwirtschaft Wie bereits in Kapitel 2 ausgeführt, hat der demografische Wandel verschiedene Auswirkungen auf die Rentensysteme und die wirtschaftliche Entwicklung. Mit diesen Auswirkungen im Hinterkopf war eines der grundlegenden Prinzipien des CIB-Projekts, und die Intention der Teilnehmerstädte, den demografischen Wandel nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu sehen, um soziale und wirtschaftliche Innovationen sowie das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung zu fördern. Die Seniorenwirtschaft ein branchenübergreifender Markt mit einer Reihe von Faktoren, von nichtselbständiger oder selbständiger Beschäftigung älterer Menschen über die Weiterbildung von Handwerkern in Fachkompetenz für barrierefreies Bauen bis hin zum Einsatz von Zeitkonten, um neue Wege für den Austausch von Waren und Dienstleistungen zu eröffnen. Menschen jeden Alters können von den Fähigkeiten und dem Fachwissen der Älteren lernen, wovon auch die Wirtschaft insgesamt profitiert. Andererseits hilft eine innovative Seniorenwirtschaft auch den älteren Menschen, die Vorteile aus dem entsprechenden Angebot an Produkten und Dienstleistungen zu nutzen. Nachdem Sie dieses Kapitel durchgearbeitet haben, werden Sie (1) eine Vorstellung von den verschiedenen Strategien gewonnen haben, die im Rahmen des CIB-Projekts entwickelt wurden, sowie von den verschiedenen Zwecken, welchen sie dienen. (2) etwas über einige der Probleme erfahren haben, womit unsere Partner bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung der Seniorenwirtschaft vor Ort konfrontiert wurden. An dieser Stelle weisen wir darauf hin, dass die CIB-Partner auch das Dokument Silver Economy Finale Strategien zusammengestellt haben, das einen Überblick über die verschiedenen Strategien gibt, welche im Projekt eingesetzt wurden, um die Weiterentwicklung der Seniorenwirtschaft auf kommunaler Ebene voranzutreiben. Außerdem wurde eine Broschüre zum Thema Beschäftigung von Senioren veröffentlicht, worin beispielhafte Pro- 116

117 jekte aus den CIB-Partnerstädten vorgestellt werden. Elektronische Kopien dieser Dokumente sind in der virtuellen Bibliothek dieser Lernumgebung verfügbar. 7.1 Strategien zur Förderung der Seniorenwirtschaft: Beispiele In den folgenden Abschnitten werden wir einige Strategien auf lokaler Ebene vorstellen, die im Rahmen des CIB-Projekts entwickelt wurden und als Lösungsansätze für Probleme im Zusammenhang mit der Förderung der Seniorenwirtschaft gelten können Sensibilisierung und Schulung von Handwerkern In der typischen Handwerkerausbildung wird dem Bereich des altersgerechten Bauens und Wohnens generell wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ein Hauptziel der auf den nächsten Seiten vorgestellten CIB-Projektbeispiele war es, dem entgegenzuwirken. Weiterbildung für Handwerker (Leverkusen) Die Stadt Leverkusen hat bereits vor etwa einem Jahrzehnt damit begonnen, den Auswirkungen des demografischen Wandels auf kommunaler Ebene systematisch zu begegnen, und zwar in den Bereichen Alterszusammensetzung der Wohnviertel, Wohnraumangebot, barrierefreies Bauen und regionale Wirtschaft. Die Kreishandwerkerschaft widmete dieser Problemstellung jedoch relativ wenig Aufmerksamkeit. Ein Hauptzweck des Projekts bestand darin, durch die Bildung von Partnerschaften und Netzwerken zwischen öffentlichen, halböffentlichen und privaten Partnern innovative Dienstleistungen und Marketingstrategien für die Seniorenwirtschaft zu entwickeln. Ein wichtiges Element bei diesem Ansatz war die Entwicklung von kontinuierlichen und praxisorientierten Schulungen für Handwerker durch die Kreishandwerkerschaft. 117

118 Der Lehrplan für die zweitägige Schulung besteht aus drei Modulen: Modul 1: Das Hauptziel ist hier, die Handwerker in Bezug auf die wirtschaftlichen Chancen des demografischen Wandels zu sensibilisieren (ältere Menschen als zukünftige Kunden; barrierefreies Wohnen und Assisted Living (Wohnen mit Hilfsmitteln bzw. technischer Unterstützung), Altern in der gewohnten Umgebung). Die Handwerker werden mit Strategien und Methoden vertraut gemacht, wie sie das örtliche Marktpotenzial für ihr Geschäftsfeld analysieren können. Sie erhalten Ratschläge, wie sie zu Botschaftern ihres Handwerksbetriebs werden (anstatt nur irgendeine Dienstleistung zu erbringen), und wie sie ihren Kundenservice verbessern können, um die Zufriedenheit und Treue der älteren Kunden zu erhöhen. Ein weiteres Thema sind die damit zusammenhängenden rechtlichen Fragen und gesetzlichen Vorschriften (z.b. Vorschriften über Notausgänge, Brandschutz etc.). Modul 2: Dieses Modul konzentriert sich zum einen auf die praktischen Aspekte des barrierefreien Bauens Planung und Bau, Innenausstattung und Architektur. Einen weiteren Schwerpunkt bilden finanzielle Fragen Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogramme für Handwerker und ihre Kunden, Zuschüsse von Pflege- und Krankenversicherungsträgern für den altersgerechten Umbau von Wohnungen. Modul 3: Ein Hauptthema stellt die Frage nach der Koordination von (Bau-)Arbeiten verschiedener Handwerksbetriebe dar. Hier erhalten die Handwerker einen Einblick in das gesamte Spektrum des altersgerechten Wohnens über ihr jeweiliges eigenes Berufsfeld hinaus, was es wiederum leichter macht, durch die Zusammenarbeit mehrerer verschiedener Betriebe (Zimmerleute, Installateure, Fliesenleger, Elektriker) Lösungen aus einer Hand anzubieten. Ein weiteres Thema betrifft Einzelheiten des barrierefreien Bauens (z.b. können die Kursteilnehmer sich einer Alterssimulation unterziehen, um zu verstehen, wie sich das Altern auf das Sehvermögen und die Beweglichkeit auswirkt). 118

119 7.1.2 Unternehmensgründungen von Senioren Viele ältere Menschen freuen sich über Möglichkeiten, auch im höheren Alter weiter berufstätig zu bleiben. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sie sich finanziell absichern und unabhängig bleiben möchten. Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass sie auch weiterhin einen Beitrag leisten und die Fähigkeiten und Erfahrungen, die sie im Laufe ihres Lebens erworben haben, an die nächste Generation weitergeben möchten. Außerdem sehen die Menschen Arbeit als eine Möglichkeit, aktiv und in die Gemeinschaft eingebunden zu bleiben. Hi Ho Silver (Edinburgh) Die Mehrzahl der Unternehmensgründer gehört der Altersgruppe von 20 bis 35 Jahren an, obgleich die bereits etablierten Geschäftsführer und Eigentümer von Unternehmen wesentlich älter sind. Ein Hauptziel dieses Projekts ist es, die Seniorenwirtschaft voranzutreiben, indem Senioren bei der Gründung eigener Unternehmen unterstützt werden. Einige der Unternehmensgründungen waren zur Vollzeitbeschäftigung und für die Erwirtschaftung eines entsprechenden Einkommens angelegt, während andere auf die Kombination mit den Freizeitinteressen der betreffenden Personen zugeschnitten waren, und darauf, ihnen sowohl ein zusätzliches Einkommen zu verschaffen, als auch ihnen zu helfen, aktiv zu bleiben und weiterhin einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Die Werbung für diese Hilfeleistung zielte speziell darauf ab, Menschen über 50 Jahren anzusprechen; es wurden entsprechende Links auf Internetseiten eingerichtet, die bevorzugt von älteren Menschen besucht werden. Kommunale Interessengruppen und lokale Lerneinrichtungen wurden ebenfalls angesprochen. Ein herausragendes Merkmal dieses Projekts ist, dass die Hilfestellungen und Beratungsdienste bei der Unternehmensgründung von gleichaltrigen ehrenamtlichen Mitarbeitern aus der Kommune geleistet werden. Das Programm wird zweimal im Jahr aufgelegt und die Unterstützung erfolgt jeweils für ein Jahr. Insgesamt wurden 200 Personen als Berater für entsprechende Schulungen angeworben; mehr als 250 Personen im Alter von über 50 Jahren wurden bei ihrem Start in die Selbständigkeit unterstützt. 119

120 Eine Testumfrage unter den Beratern und den von ihnen Beratenen liefert weitere, ermutigende Anhaltspunkte für die Effektivität der in diesem Projekt angewandten Mentoring-Methode. Im Durchschnitt verbrachten die ehrenamtlichen Berater (im Alter von 52 bis 57 Jahren, Durchschnittsalter 54 Jahre) etwa 3 Stunden pro Woche mit der Beratung ihrer Klienten (deren Alter lag zwischen 50 und 64 Jahren, mit einem Durchschnitt von 55 Jahren). Typische Tätigkeiten waren die Unterstützung der Klienten bei Marktanalysen, die Erstellung von Geschäftsplänen, die Werbung oder die Vermittlung von Weiterbildungen zum Erwerb zusätzlicher Qualifikationen. Die Klienten besprachen Probleme mit ihren Beratern und entwickelten gangbare Lösungen; mit Unterstützung eines Unternehmensberaters wurde eine IT-Beratung eingerichtet und Wirtschaftspläne wurden entwickelt. Die Klienten betonten, dass sie sehr glücklich darüber waren, dass sie jemanden hatten, mit dem sie ihre Sorgen und Nöte besprechen konnten, und dass die Berater ihnen innere Ruhe und Sicherheit gaben. Insgesamt äußerten sowohl die Berater als auch die von ihnen Beratenen ein hohes Maß an Zufriedenheit mit dem Projekt. Nach den Ergebnissen der Testumfrage haben 100% der Personen, die beraten wurden, nach ihrer Teilnahme an diesem Projekt ein eigenes Unternehmen gegründet oder eine neue berufliche Laufbahn eingeschlagen Partnerschaft zwischen Institutionen verschiedener Ebenen Die Wirtschaft auf kommunaler Ebene anzukurbeln ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Partnerschaften und koordiniertes Handeln auf vielen verschiedenen Ebenen erfordert auf der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Ebene, sowie zwischen den verschiedenen Institutionen. Arbeitskreis Seniorenwirtschaft (Vlaardingen) Rücksichtnahme in der Pflege: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen Die kommunalen Behörden in Vlaardingen haben einen Arbeitskreis eingerichtet, der sich aus Vertretern von Bildungseinrichtungen und lokalen und regionalen Arbeitgebern in der Sozialarbeits- und Pflegebranche, der Arbeitsagentur, Wiedereingliederungseinrichtungen, Seniorenorganisationen 120

121 und weiteren Organisationen zusammensetzt. Ein Hauptziel dieses Arbeitskreises war es, die Ressourcen und Fachkompetenzen innerhalb der Gemeinde zu bündeln und zu nutzen, um mit konzertierten Maßnahmen die regionale Seniorenwirtschaft zu fördern. Abbildung 7.1 Verbindung zwischen der großen und der kleinen Geschichte Im Laufe des CIB-Programms richtete der Arbeitskreis sein Hauptaugenmerk auf ein praxisorientiertes Forschungsprojekt mit dem Titel Rücksichtnahme in der Pflege: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen (siehe Infokasten 7.1). Als Ergebnis wurden innovative und übertragbare Maßnahmen entwickelt, um es älteren Arbeitnehmern zu ermöglichen länger in Pflegeberufen zu arbeiten. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den gegenwärtigen und zukünftigen Mangel an qualifizierten Mitarbeitern im Sozialarbeits- und Pflegesektor zu beheben. Dieses praxisorientierte Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Arbeitskreises durchgeführt, sowie mit der Argos Care Gruppe (Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Pflegebranche), der Transfergroep (Betreuer der Diplomarbeiten für den Master in Verhaltensforschung bezogen auf Einzelpersonen und Organisationen) sowie des Sozialamts der Stadt Vlaardingen. Das Projekt stellt somit ein Beispiel für fruchtbare Zusammenarbeit zwischen theoretischer wissenschaftlicher Forschung und deren Anwendung in der täglichen Praxis dar. 121

122 Infokasten 7.1 Zusammenfassung des praxisorientierten Forschungsprojekts Rücksichtnahme in der Pflege: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen Das kritisch-reflektive, praxisorientierte Forschungsprojekt Rücksichtnahme in der Pflege: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen wurde in drei Altenpflegeheimen der Argos Care Gruppe in Vlaardingen durchgeführt. Dieses praxisbezogene Forschungsprojekt, das von der Stadt Vlaardingen ins Leben gerufen wurde, ermöglichte es der Kommune, einen Beitrag zum CIB-Projekt Städte im Gleichgewicht zu leisten. Der Hintergrund für dieses praxisorientierte Forschungsprojekt liegt in der Tatsache, dass in den nächsten 20 Jahren ein enormer demografischer Wandel innerhalb der Länder Nordwesteuropas stattfinden wird. Dieser Wandel bedeutet einen Anstieg der Anzahl älterer Menschen und eine Abnahme der Zahl der jüngeren Bevölkerung. Dies wird gravierende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und den Arbeitsmarkt haben. In den Niederlanden wird dieser demografische Wandel, wie er sich derzeit darstellt, einen erheblichen Einfluss auf die Pflegebranche haben. Wenn sich an der gegenwärtigen Politik nichts ändert, wird innerhalb der nächsten zehn bis zwanzig Jahre ein Mangel an voraussichtlich professionellen Pflegekräften entstehen. Die praxisorientierte Studie bei der Argos Care Gruppe zielt darauf ab, zu untersuchen, wie professionelle Kräfte im Gesundheitswesen in ihrem dritten Lebensabschnitt (zwischen 55 und 75 Jahren) der Pflegebranche so lange wie möglich erhalten bleiben können. In diesem Forschungsprojekt wurde eine Verbindung zwischen der großen Politik der Organisation der großen Geschichte und der kleinen Geschichte, d.h. den Einzelschicksalen der Arbeitnehmer in der täglichen Praxis hergestellt. Die Argos Care Gruppe lebt von der Pflege älterer und gebrechlicher Menschen. Die Fragestellung: Wie können wir professionelle Kräfte im Gesundheitswesen in der dritten Phase ihres Lebens so unterstützen, dass sie weiter in der Pflege arbeiten können? gab die Forschungsrichtung vor. Als die Pflegekräfte gefragt wurden Was brauchen Sie, um uneingeschränkt weiter arbeiten zu können? betonten sie insbesondere zwei Punkte: Rücksichtnahme und Selbstachtung. Allmählich kristallisierte sich ein Parallelprozess in dieser Studie heraus. Beide Aspekte sind wichtig für die Pflegekräfte selbst als auch für die rücksichtsvoll von ihnen betreuten Heimbewohner. Rücksichtnahme im Gesundheitswesen verlangt von der Argos Care Gruppe nicht nur Hinwendung zu den Patienten, sondern auch eine bewusste Auseinandersetzung mit den dort angestellten Pflegekräften, besonders den Älteren. Auf diese Weise eröffnen sich Möglichkeiten, innerhalb der Organisation ein besseres Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen zu schaffen. 122

123 Für die Praxis bedeutet dies, dass die Argos Care Gruppe ihr Bewusstsein schärfen und sich zu einer lernenden Einrichtung entwickeln muss. Die Stichworte für diesen Prozess sind persönliche Reife und inspirierende Führungsqualitäten. In diesem Prozess ist die Einrichtung gefordert, ihren älteren Pflegekräften einen klar umrissenen und hochwertigen Platz zu bieten. Das erfordert nicht nur Entgegenkommen seitens der Einrichtung, sondern auch seitens der älteren Pflegekräfte selbst. In diesem Zusammenhang ist es wesentlich, sowohl die eigenen Fähigkeiten und Stärken als auch die eigenen Grenzen zu kennen. Quelle: Sas, John (2011): Aandacht in de Zorg: op zoek naar een balans in geven en nemen. Master Begeleidingskunde Human and Organizational Behaviour Transfergroep Rotterdam 7.2 Typische Probleme und Lösungsansätze Obgleich die CIB-Projekte zur Förderung der Seniorenwirtschaft sehr erfolgreich waren, gab es dabei einige typische Probleme, die immer wieder auftraten. Eines dieser Probleme bestand darin, Handwerker und Unternehmer für die wirtschaftlichen Potenziale einer alternden Gesellschaft zu sensibilisieren Faktoren auf der Mikro- und Makroebene Einem Großteil der Handwerker sind die wirtschaftlichen Potenziale des demografischen Wandels nicht bewusst, da sie sich noch nicht damit auseinandergesetzt haben. Aus diesem Grund haben die Stadt Leverkusen und die Kreishandwerkerschaft eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Handwerker für diese Themenfelder zu sensibilisieren und bei ihnen Interesse für die Schulung zu wecken. Unter anderem organisierten die Stadt Leverkusen und die Kreishandwerkerschaft eine gemeinsame Ausstellung zum Thema Seniorenwirtschaft. Außerdem regte die Stadtverwaltung die städtische Wohnungsbaugenossenschaft WGL und die Kreishandwerkerschaft dazu an, eine Musterwohnung einzurichten, um die Möglichkeiten des altersgerechten Bauens und Wohnens zu demonstrieren. Abbildung 7.2 zeigt eine Informationsbroschüre über die Potenziale des demografischen Wandels für Handwerker. Zudem warb die Kreishandwerkerschaft in ihrem Newsletter für das Schulungsprogramm. Trotz alledem war die Resonanz in Form von Anmeldungen für die Schulung nur mäßig. Durch 123

124 eine nachträgliche Befragung derjenigen, die an der Schulung teilgenommen hatten, konnte eindeutig festgestellt werden, dass die meisten Teilnehmer aufgrund ihrer Einbindung in berufliche Netzwerke und durch Mundpropaganda gewonnen worden waren, und nicht durch schriftliche Informationen oder Werbung. Diese Beobachtung stimmt mit den Ergebnissen systematischer Forschung über Rekrutierungsmethoden überein, wonach persönliche und verbale Kommunikation bei der Rekrutierung generell sehr viel effektiver ist als schriftliche Kommunikation, besonders wenn der Absender der Kommunikation ein Freund oder Bekannter ist, zu dem man Vertrauen hat. Abbildung 7.2 Sensibilisierungskampagne (Leverkusen) Ein weiterer Faktor, der den Erfolg der Rekrutierungskampagne beeinflusste und auf den die Projektverantwortlichen keinerlei Einfluss hatten war das allgemeine Konjunkturklima. Angesichts der Krise auf den Finanzmärkten und des weltweiten wirtschaftlichen Abschwungs in den Jahren 2008 und 2009 verabschiedete die Bundesregierung ein Konjunkturpaket zur Ankurbelung von öffentlichen und privaten Investitionen in den Wohnungs-bau, die Infrastruktur und die Sanierung. Aufgrund dieser Entwicklung hatten viele Handwerker volle Auftragsbücher. Deshalb gab es keine Notwendigkeit zur die Erprobung neuer, innovativer Strategien wie z.b. dem barrierefreien Bauen, und viele Handwerker hatten schlichtweg keine Zeit, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Dieser zuletzt erwähnte Umstand ist ein Beispiel dafür, wie unvorhergesehene Ereignisse von außen den Erfolg eines Projekts beeinflussen können. Weitere Beispiele sind Strukturänderungen in der Kommunalverwaltung, Politikwechsel oder Haushaltskürzungen. Im Idealfall sollten im Frühstadium der Projektplanung effektive unterstützende Methoden entwickelt werden, um die 124

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