Die Herkunft der Bindungstheorie -ihre Bedeutung für Therapie und Prävention in transgenerationaler Perspektive

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1 CAMPUS INNENSTADT KINDERKLINIK UND POLIKLINIK IM DR. VON HAUNERSCHES KINDERSPITAL KLINIK UND POLIKLINIK DIREKTOR: PROF. DR. DR. MED. CHRISTOPH KLEIN Die Herkunft der Bindungstheorie -ihre Bedeutung für Therapie und Prävention in transgenerationaler Perspektive Karl Heinz Brisch Kinderklinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie Ludwig-Maximilians-Universität München

2 Die Bindungstheorie John Bowlby Kinderpsychiater, Psychoanalytiker Mary Ainsworth Entwicklungspsychologin "Bindung ist das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet. John Bowlby

3 Ethologie, Verhaltensforschung und Bindung René Spitz Hospitalismus durch emotionale Deprivation Spitz, R. (1945): Hospitalism. An inquiry into the genesis of psychiatric conditions in early childhood. The Psychoanalytic Study of the Child, 1, S ; 52, S Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen Prägung bei Graugänsen 1973 Nobelpreis Ehepaar Harlow Forschung mit Rhesus-Affen Bindung ist ein eigenständiges motivationales System zur Überlebenssicherung Harlow, H. F. (1958 ): The nature of love. American Psychologist. 13, S Eric H. Erikson Urvertrauen Erikson, E. H. (1966): Identität und Lebenszyklus. Frankfurt am Main (Suhrkamp).

4 John Bowlby Forty-four junvenilethieves: Their characters and home life. International Journal Psycho-Analysis, und Maternal care and mental health. Word Health Organisation. Monograph Series No. 2. Geneva (Dt. (1973): Mütterliche Zuwendung und geistige Gesundheit. München: Kindler). The nature of the child`s tie to his mother. International Journal of Psycho-Analysis, 39, Attachment and loss. Trilogie Vol. I: Attachment. New York (Basic Books). Vol. II: Separation, anxiety and anger. New York (Basic Books). Vol. III: Loss: Sadness and depression: New York (Basic Books). A secure base: Clinical implications of attachment theory. London (Routledge).

5 Mary Ainsworth Bindungsforschung in Uganda und Baltimore/USA Home observation Strange Situation Test Bindungsmuster von Säuglingen Ainsworth, M. D., M. C. Blehar, E. Waters und S. Wall (1978): Patterns of attachment: A psychological study of the strange situation. Hillsdale (Erlbaum). Längsschnittstudien Veränderungender Bindungsmusterüberden Lebenslauf Transgenerationale Weitergabe der Bindungsmuster

6 Vor der Schwangerschaft Kommt die Bindung zum Kind von selbst? Bleibt die Bindung an ein Kind immer stabil? Reicht die Bindung für ein weiteres Kind?

7 Schwangerschaft und Geburt Vorgeburtliches Bonding Ängste Erstkontakt nach der Geburt Postpartale Depression

8 VERHALTEN BERÜHRUNG Fördert eine sichere Bindungsentwicklung FEINFÜHLIGKEIT Hilft, dass die Bindung Wurzeln schlägt SPRACHE BLICKKONTAKT RHYTHMUS

9 1 FEINFÜHLIGKEIT Die Pflegperson muss die Signale des Säuglings wahrnehmen

10 FEINFÜHLIGKEIT 2 Die Pflegperson muss die Signale des Säuglings richtig interpretieren

11 FEINFÜHLIGKEIT 3 Die Pflegperson muss die Signale des Säuglings angemessen reagieren 4 Die Pflegperson muss die Signale des Säuglings prompt reagieren

12 Stress-Toleranz-Fenster und Affekte Panik / Todesangst Aktivertes Bindungsbedürfnis Modifiziert Copyright K. H. nach Brisch Lutz München Ulrich Alle Besser Rechte vorbehalten. Copyright Besser 2008

13 Stress-Toleranz-Fenster und Affekte Übererregung Sympathikus Dissoziation Einfrieren Übererregung Parasympathikus Dissoziation Erschlaffung Modifiziert Copyright K. H. nach Brisch Lutz München Ulrich Alle Besser Rechte vorbehalten. Copyright Besser 2008

14 Überlebenswichtige Bedürfnisse - Erfüllung physiologischer Bedürfnisse - Luft zum Atmen Wärme Hunger & Durst Verdauung Köperpflege Ein Dach über dem Kopf Schlaf

15 Überlebenswichtige Bedürfnisse -Bindung - Schutz bei Angst und Gefahr Überlebenswichtig Körperkontakt und Beruhigung Urvertrauen Empathie und Mentalisierung Liebesfähigkeit?

16 Bindungsqualitäten Sicher (60-65 %) Unsicher-vermeidend (20-25 %) Unsicher-ambivalent (19-15 %) Beginnende Psychopathologie - desorganisiert (5-15 %) Psychopathologie - Bindungsstörung (3-5 %)

17 Sichere Bindung Schutzfaktor für eine gesunde körperliche, soziale, kognitive, psychische Entwicklung

18 Unsichere Bindung Risikofaktor Vermeidung: hohe Stresswerte bei emotionalen Themen Keine Entlastung durch Bindungsperson Körpersymptome durch Stress Somatoforme Störungen

19 Desorganisierte Bindung Eltern mit unverarbeitetem Trauma: Hilflos machen ihrem Kind Angst haben Angst vor ihrem Kind Körpersymptome durch Stress: Somatoforme Störungen

20 Bindungsstörung Traumatisierung des Säuglings durch Bindungspersonen Frühe emotionale Psychopathologie Vielfältige Psycho- und Somatische Diagnosen Körperliche Symptome, Dissoziationsstörungen Gefährdung des Kindeswohls!!!

21 Überlebenswichtige Bedürfnisse - Exploration - Neugier Die Welt mit der Bindungsperson erkunden Die Welt alleine erkunden Die innere Welt der eigenen Gefühle erkunden Die innere Welt der Gefühle des anderen erkunden

22 Bindungs-Explorations-Wippe Bindung Erkundung

23 Überlebenswichtige Bedürfnisse - Sensorische Stimulation - Alle Sinne Hören Sehen Riechen Schmecken Fühlen innen und außen

24 Überlebenswichtige Bedürfnisse - Selbstwirksamkeit - Glücksgefühl, es selbst gemacht zu haben Lob und Anerkennung durch die Pflegeperson Erlebnis von Glück, Stolz und Zufriedenheit Erhöhung des Selbstwertgefühls durch den Glanz in den Augen der Bindungsperson

25 Überlebenswichtige Bedürfnisse - Abwehr und Vermeidung von aversiven Reizen - Schutz vor Schmerzen Körperliche Seelische

26 Motivationale Systeme zum Überleben Integration der Motivationalen Systeme in ein Netz von sozialen Beziehungen in der Gruppe Beziehungsfähigkeit

27 Überlebenswichtige Bedürfnisse Physiologische Bedürfnisse Bindung Exploration Beziehung Sensorisch- Stimulation Selbstwirksamkeit Vermeidung von negativen Reizen

28 Ursachen von Bindungsstörungen Multiple unverarbeitete Traumatisierungen von Kindern durch Bindungspersonen Sexuelle Gewalt Körperliche Gewalt Massive Vernachlässigung Häufig wechselnde Bezugssysteme Multiple Verluste Miterlebte Gewalt in allen Formen (Augenzeuge) Verletzung von Bindungspersonen durch Gewalt

29 Pathologische Bindung des Kindes an einen Täter Angst und Panik Extreme Suche nach Bindungsperson Bedrohung durch Täter Abhängigkeit Kein Kampf und keine Flucht möglich Einzige verfügbare Bindungsperson ist Täter Täter wird zur angstbesetzten pathologischen Bindungsperson Besondere Schwierigkeit, wenn Täter Pflegeperson ist! Verspricht "Sicherheit" für Unterwerfung Erstarrung und Dissoziation von Gefühlen Unterwerfung Kooperation und "Liebe"

30 Folgen von Bindungsstörungen Angst und Panikstörung Depression Somatoforme Störungen Desorganisation Derealisation Depersonalisation Dissoziation

31 ohne Bindung Promiskuität Übererregung Hemmung Bindungsstörungen Aggression Unfall-Risiko Rollenwechsel Sucht Psychosomatik

32 Voraussetzung für Psychotherapie Sicherer Rahmen: Äußerlich Sicherer Rahmen: Innerlich Verlässliche Strukturen kein Kontakt mit Täter und nahen Beziehungspersonen des Täters Emotionale Sicherheit durch Stabilisierung Ausreichende Stress-und Affektregulation im Alltag Frühzeitig und längere Zeit bei sicherem Rahmen

33 Prävention von Bindungsstörungen Förderung der elterlichen Feinfühligkeit Schulung über Bedeutung der sicheren Bindung Verhinderung von unvorbereiteten Trennungen Vermeidung von Traumatisierung Behandlung nach traumatischer Erfahrung

34 Prävention von Bindungsstörungen Präventionsprogramm zur Förderung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind Präventionsprogramm zur Vorbeugung von aggressiven und ängstlichen Verhaltensstörungen in Kindergarten und Schule

35 Sekundäre Prävention B.A.S.E. - Babywatching Aggressive Verhaltensstörungen Aufmerksamkeitsstörungen Hyperaktivität Fehlende Empathiefähigkeit

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37 Auf ein Wiedersehen 2014 Konferenz 2014: Bindung und Migration [Attention and Migration] München, Oktober 2014

38 Herzlicher Dank an.. Eltern und Kinder ALLE im TEAM!!! Daniela Götzendorfer für die Animation der Folien

39 Janusz Korczak: Wenn ich wieder klein bin»ihr sagt: 'Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.' Ihr habt recht. Ihr sagt: 'Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen. Hinuntersteigen, uns herabneigen, beugen, kleiner machen. Ihr irrt euch. Nicht das ermüdet uns. Sondern dass wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen. Emporklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen stellen,. Um nicht zu verletzen.«