Referat: Typische Phänomene der Mehrsprachigkeit: Mischungen & Codeswitching
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- Ernst Scholz
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1 Goethe Universität Frankfurt am Main Institut für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache Deutsch als Zweitsprache: Grundlagen Dozentin: Dr. ders. Doris Stolberg Referentin: Anuschka Somogyi Datum: Referat: Typische Phänomene der Mehrsprachigkeit: Mischungen & Codeswitching
2 Ausblick: I. Das Konzept Sprachmodus II. Das Modell der Sprachmodi nach Grosjean III.Kommunikation im jeweiligen Sprachmodus IV.Sprachmischung: Fazit V.Fallbeispiel A: Türkisch-deutsche Logopädin Ünsal VI.Fallbeispiel B: Türkisch-deutscher Sprachkontakt in einer Grundschulklasse
3 Das Konzept Sprachmodus Für die Bewertung der Spontansprache kindlicher Zweitsprachlerner ist es wichtig den kommunikativen Kontext zu berücksichtigen Dazu dient das Konzept der Sprachmodi Das Konzept entspringt der Beobachtung, dass sich das sprachliche Verhalten zweisprachiger Personen nach ihren mono- oder bilingualen Gesprächspartnern (derselben Sprache) richtet
4 Das Modell der Sprachmodi nach Grosjean Das Modell beschreibt Verhaltensvarianten, die die Anpassung von (zweisprachig) sprachhandelnden Menschen an ihre sprachliche Umgebung in der jeweiligen Situation ausdrücken Grosjean formuliert sein Modell (seit 1980er) als ein Kontinuum verschiedener Kommunikationsmodi, zwischen denen der Zweisprachige in seiner Alltagskommunikation hin und her wechseln kann Ein Sprachmodus ist definiert als Grad der Aktivierung der beiden Sprachen eines Zweisprachigen und der damit verbundene sprachliche Vorgang in einer bestimmten kommunikativen Situation
5 Abb.: Kontinuum der Sprachmodi eines zweisprachigen Sprechers in Anlehnung an Grosjean (2001) Basissprache X Monolingualer Modus Gemischtsprachiger Modus Bilingualer Modus Sprache Y
6 Niemals ist eine der beiden Sprachen vollständig deaktiviert! Wahl der Basissprache X ist abhängig von Umfeld und Sprachbewusstheit der Sprecher
7 Sprachliche Modi werden beeinflusst durch: Sprachlichen Hintergrund der Sprecher (Einstellung zu den jeweiligen Sprachen) Situation (körperliche und seelische Verfassung des Sprechers, Grad der Formalität/Intimität, Anwesenheit monolingualer Sprecher) Beabsichtigter Sprechakt (Argumentation, Manipulation, Provokation...) Wechsel der Modi ist jederzeit und ohne explizite Ankündigung möglich
8 Kommunikation in den jeweiligen Modi Monolingualer Modus (MM): Eine zweisprachige Person kommuniziert mit einer einsprachigen Gemeinsame Sprache ist Basissprache Beim zweisprachigen Sprecher ist die Nicht-Basissprache Y weitestgehend deaktiviert Es kommt zu Interferenzen (Abweichungen), wenn der Zweisprachige auf das Wissen der nicht gemeinsamen Sprache zurückgreift/zurückgreifen muss Interferenzen äußern sich meist auf morphosyntaktischer Ebene
9 Beispiel für (transferbedingte) Interferenz im MM: wieder von das is (DaZ KM 21) ich kleiner machn (DaZ KM 22) Kinder bilden im MM ausschließlich Sätze mit Verbendstellung, obwohl sie die Verbzweitstellung im HS des Deutschen bereits erworben haben von diese kapak(=deckel) (DaZ KM 15) Verwendung eines nicht-zielsprachlichen Wortes (Türkisch) in der Interaktion mit monolingualem deutschsprachigen Sprecher Lexikalische und syntaktische Abweichungen sind nur im MM als Interferenz zu werten
10 Bilingualer Modus (BM): Zwei Sprecher beherrschen die beiden selben Sprachen (X und Y) Implizite oder explizite Einigung auf eine Basissprache (kann sowohl L1, als auch L2 der Sprecher sein) Lexikalische Abweichungen wie Sprachwechsel (=codeswitching) oder Entlehnungen aus der Nicht- Basissprache (=borrowings) werden akzeptiert
11 Gemischtsprachiger Modus (GM): Gesprächspartner des Zweisprachigen beherrscht die Basissprache X und kennt die zweite Sprache Y in Ansätzen Sprachwechsel und borrowings werden akzeptiert Ergibt sich auch in Situationen mit mehreren bilingualen Sprechern und einem monolingualen Sprecher, der Sprachmischungen akzeptiert
12 Beispiel für Abweichung im GM: tamam(=einverstanden)? (DaZ KM 22) Kontext: Das fragt das Kind seine monolinguale erwachsene Gesprächspartnerin in der Kita Die zugrunde liegende Basissprache ist Deutsch Das Kind hat seine Frage nicht in der gemeinsamen Zielsprache (Deutsch) formuliert lexikalische Abweichung (Sprachwechsel bzw. Entlehnung aus der Erstsprache Türkisch)
13 Sprachmischung: Fazit Eine Sprachmischung kann durch eine sprachliche Unsicherheit in der aktuellen Basissprache ausgelöst werden Sie kann aber auch aus kommunikativen oder stilistischen Gründen erfolgen und somit Ausdruck kommunikativer Kompetenz sein Sprachwechsel und Entlehnungen sind Kennzeichen des GM Im MM werden schon sehr früh lexikalische Interferenzen vermieden (strapaziert sprachl. Kompetenz des Zweitsprachlerners und begünstigt daher die Produktion grammatisch abweichender Konstruktionen)
14 Zur erfolgreichen Kommunikation nutzen alle Kinder die Möglichkeit, im Gespräch mit mehrsprachigen Kommunikationspartnern die Sprache zu wechseln Sprachmischungen sind wesentlicher Bestandteil mehrsprachiger Kommunikation Kinder erkennen die sprachliche Kompetenz ihrer Gesprächspartner und verwenden ihre Sprache situations- und adressatenadäquat
15 Fallbeispiel A: Türkisch-deutsche Logopädin Ünsal Sagt, Sprachmischungen seinen nur zw. dem dritten und vierten Lebensjahr als natürlicher Erwerbsschritt anzusehen Ältere zweisprachige Kinder sollen ihre sprachlichen Äußerungen trennen nur so sei eine kognitive Sprachtrennung gewährleistet Sie sieht in Sprachmischungen und Interferenzen das Unvermögen des Kindes, zw. Zwei Sprachen zu unterscheiden Die Kinder dürfen in ihrer Praxis nicht mischen Welche Probleme seht ihr in Ünsals Haltung?
16 Fallbeispiel B: Türkisch-deutscher Sprachkontakt in einer Grundschulklasse SchülerInnen in einer Hamburger Grundschulklasse dürfen im Unterricht neben dem Deutschen das Türkische verwenden Dirim (vgl. Bibliographie) möchte feststellen, wie die türkischdeutschsprachigen Kinder mit den beiden ihnen zur Verfügung stehenden Sprachen umgehen und in welchen Zusammenhängen sie welche Sprache nutzen
17 Bibliographie Dirim, Inci (1998). Var mi lan Marmelade? Türkisch-deutscher Sprachkontakt in einer Grundschulklasse. Münster: Waxmann. Kroffke, S./ M. Rothweiler (2004). Sprachmodi im kindlichen Zweitspracherwerb. Sprachlicher Kontext und seine Bedeutung für die sprachpädagogische Diagnostik. Die Sprachheilarbeit, 49, (s. Reader)
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