Die Niere und ableitenden Harnwege. Die Niere und ableitende Harnwege. Edelgard Scheepers
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- Kilian Beltz
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1 Edelgard Scheepers Anatomie, Physiologie und Pathologie Heilpraktiker-Skript zur Aus- und Weiterbildung und zur Prüfungsvorbereitung Die Niere und ableitenden Harnwege Die Niere und ableitende Harnwege Das Skript zur Aus- und Weiterbildung für Heilpraktiker inklusive Prüfungsfragen zu den Themen
2 Niere und ableitende Harnwege Anatomie Physiologie - Pathologie Inhaltsverzeichnis Allgemein... 2 Die Nieren Renes... 2 Der innere Aufbau der Nieren... 3 Physiologie der Niere... 6 Die Wirkung von Diuretika Die Harnleiter Ureteren Die Zusammensetzung des Urins Untersuchungsmethoden des Urins Pathologie der Nieren und ableitenden Harnwege Nephrotisches Syndrom Nierensteine Nephrolithiasis Niereninsuffizienz Chronische Niereninsuffizienz Akutes Nierenversagen Urämie Die Zystenniere Das Hypernephrom Die Phenazitinniere Systemerkrankungen mit Nierenbeteiligung Arteriosklerose der Nieren Hypokaliämie Hyperkaliämie Dialyse Zystitis Die Reizblase Pyelitis Pyelonephritis Abbildungsverzeichnis: Fremdwörterverzeichnis Klausurfragen zur Niere Lösungsschlüssel
3 Allgemein Zum Harntrakt gehören die Nieren, die beiden Harnleiter, die Harnblase und die Harnröhre. Damit ist ein Ausscheidungsweg für wasserlösliche Stoffe aus dem Blut und damit aus dem Körper geschaffen. Das wichtigste Organ für diese Vorgänge sind die Nieren. Sie sind paarig, regeln den Wasserhaushalt und sorgen für die Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Organismus. Ihre Aufgabe ist es, den Urin zu produzieren. Über die beiden Harnleiter wird dieser aus dem Nierenbecken in die Harnblase geleitet. Von hier geht der Urin über die Harnröhre nach außen ab. Aber auch im Hormonhaushalt spielt die Niere eine wichtige Rolle. Sie produziert das Erythropoetin, ein Hormon, welches über den Blutweg ins rote Knochenmark transportiert wird und dort die Bildung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) anregt. Weiter ist sie ganz wesentlich an der Bildung des Vitamin D beteiligt. Alle unwirksamen Vorstufen des Vitamin D werden in der Niere in ihre eigentliche Wirkform umgewandelt und von hier aus an die Vitamin-Dabhängigen Organe verteilt (z.b. Knochen). Die Nieren Renes Zwei bohnenförmige Organe, die rechts und links der Wirbelsäule, etwa in Höhe des 12. Brustwirbels liegen. Ihre Vorderseite ist vom Bauchfell überzogen. Die rechte Niere liegt etwas tiefer als die linke Niere, da die Leber auf der rechten Seite viel Platz beansprucht. Eingebettet in ein Fettpolster werden sie an ihrem Platz gehalten. Oben auf dem Nierenpol sitzen zipfelmützenartig die beiden Nebennieren (sie werden beim Hormonsystem besprochen). Bedingt durch ihre Bohnenform hat jede Niere eine äußere große, konvexe, Krümmung und eine innere kleine, konkave Krümmung. An der konkaven Seite liegt auch der Niereneingang, Hilus. Am Niereneingang treten Blutgefäße, Nerven und jeweils ein Harnleiter, der aus dem erweiterten Teil des Nierenbeckens entsteht, ein und Lymphgefäße treten aus. Außen sind die Nieren mit einer dünnen bindegewebigen Kapsel umhüllt. 2
4 Abbildung 1: Lage der Nieren im menschlichen Körper Der innere Aufbau der Nieren Teilen wir die Niere der Länge nach durch, so stellt sich ihr Inneres folgendermaßen dar: Wir sehen einen relativ schmalen Rand, die Nierenrinde (Cortex) und einen inneren Nierenbereich, das Mark (Medulla). An diesen schließt sich eine kleine Höhle an, das Nierenbecken. Das Nierenmark ist keine einheitliche Fläche, sondern in pyramidenähnliche Strukturen unterteilt, die Nierenpyramiden. 3
5 Sie sind radiär zum Zentrum der Niere angeordnet und verjüngen sich auch zum Zentrum hin zu Pyramidenspitzen. Man nennt sie Nierenpapillen. Diese wiederum sind von den Nierenkelchen umgeben. Sie stellen praktisch jeweils den oberen Teil des Nierenbeckens dar. Durch sie fließt der produzierte Urin in das Nierenbecken. Die einzelnen Nierenpyramiden sind durch bindegewebige Stränge voneinander getrennt. Sie heißen Nierensäulen, Columna renalis. Abbildung 2: Die Niere Das Nephron In der Nierenrinde liegen die Nierenkörperchen. Eine Vielzahl von Gefäßknäulen mit jeweils einem zuführenden Gefäß, Vas afferenz. Nachdem sich dieses in ein Gefäßknäuel formiert hat, zieht es als Vas efferenz weiter durch die Niere. Abbildung 3: Das Nephron 4
6 Glomerulum Die Gefäßschlingen heißen Glomeruli. Um dieses Glomerulum herum befindet sich die Bowmannsche Kapsel". Von dieser zieht ein Rohrsystem in das Nierenmark, um den Urin dort in das Nierenbecken abzuleiten. Dieses Tubulussystem wird aufgrund seiner unterschiedlichen physiologischen Aufgaben auch in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Nachdem ein Röhrchen von der Bowmannschen Kapsel abgeht bildet es mehrere Schlingen nahe am Nierenkörperchen. Aus diesem Grund heißt es proximaler Tubulus". Danach zieht das Rohr gerade weiter (absteigender Teil), um dann nach einer Haarnadelkurve (Henle'sche Schleife) wieder gerade nach oben zu ziehen (aufsteigender Teil). Der letzte Teil des Tubulussystems ist der distale Tubulus". Er liegt weiter von den Nierenkörperchen weg. Der distale Tubulus geht über ein Überleitungsstück in das Sammelrohr. Hier wird Flüssigkeit aus mehreren Nephronen gesammelt. Die einzelnen Sammelrohre geben ihren Inhalt dann ins Nierenbecken ab. Abbildung 4: Glomerulum Nun das Ganze noch mal in Kurzform: Die kleinste Funktionseinheit der Niere ist das Nephron. Es besteht aus Vas afferenz und Vas efferenz mit Glomerulum. Das Glomerulum wird von der Bowmannschen Kapsel umhüllt. Aus dieser zieht das Tubulussystem als proximaler Tubulus, absteigender Teil, Henle'sche Schleife und aufsteigender Teil mit distalem Tubulus in das Sammelrohr. 5
7 Physiologie der Niere Über das zuführende Blutgefäß kommt arterielles Blut in das Glomerulum und fließt über das Vas efferenz weiter, um das übrige Nierengewebe zu durchbluten. Während das Blut durch die kleinen Kapillare des Glomerulum fließt, wird mit Hilfe eines hohen Drucks (Filtrationsdruck) Flüssigkeit (Plasma) aus dem Blut in die Bowmannsche Kapsel filtriert. Eiweiß und Blutzellen bleiben im Blut zurück. Diesen Vorgang bezeichnet man als Bildung des Primärharns, also: Urin aus Blut. Die Nieren bilden täglich ca. 150 I Primärharn, 1,5 I davon werden aber nur ausgeschieden. Der Rest wird auf dem Weg durch das Tubulussystem wieder in die Blutbahn zurück resorbiert. Das Tubulussystem ist von einem dichten Netz von Blutgefäßen umgeben. Dadurch ist ein intensiver Austausch möglich. Bildung des Primärharns Aus den Millionen von Glomeruli wird täglich der Urin aus dem Blut gebildet. Die erste Filtratmenge ist der Primärharn, der mit Hilfe eines Filtrationsdruckes aus dem Glomerulum in die Bowmannsche Kapsel abgepresst wird. Damit dieser Filtrationsdruck aufrechterhalten wird, muss das Blut mit einem entsprechend hohen Druck durch die Glomeruli fließen. Dieser Druck ist erst einmal unabhängig von unserem Blutdruck des Kreislaufs. Die Niere ist in der Lage durch Autoregulation trotz Blutdruckschwankungen die Primärharnbildung aufrechtzuerhalten. Die Zusammensetzung des Primärharns ist abhängig von der Durchlässigkeit der Glomerulischlingen. Stellen Sie sich die Glomeruli wie ein dichtes Sieb vor. Durch dieses Sieb können nur bestimmte Moleküle durchtreten. Physiologie des Tubulussystems Nachdem der Primärharn aus den Glomeruli abgefiltert wurde, fließt er aus der Bowmannschen Kapsel in den proximalen Tubulus. Hier wird sofort die größte Menge Flüssigkeit in das Blut zurück resorbiert. Ganz wichtig ist dabei auch die Rückresorption von Glucose. Glucose ist eine niedermolekulare Substanz und wird mit in den Primärharn abgefiltert. Da Glucose für den Körper eine wichtige Substanz ist, wird sie restlos in das Blut mit der Flüssigkeit zurückgeholt. Wichtig ist, dass mit den großen Mengen von Primärharn ausscheidungspflichtige Substanzen aus dem Blut entfernt werden. 6
8 Man nennt sie harnpflichtige Substanzen. Die drei wichtigsten dieser harnpflichtigen Substanzen sind: Harnstoff Harnsäure Kreatinin Alle drei sind Abfallprodukte aus dem Stoffwechsel, die unbedingt eliminiert werden müssen. Harnstoff ist ein Abfallprodukt aus dem Eiweißstoffwechsel. Harnsäure ist ein Endprodukt aus dem Abbau von Zellen bzw. Zellkernen. Kreatinin ist eine ausscheidungspflichtige Substanz aus dem Muskelstoffwechsel. An dieser Stelle ist es noch wichtig darauf hinzuweisen, dass die Rückresorptionskapazität z.b. für Glucose nur bis zu einem bestimmten Schwellenwert erhalten werden kann d.h., wenn der Glucosegehalt sich innerhalb der physiologischen Grenze von bis zu 120 mg% pro 1 ml Blut bewegt, wird die gesamte Glucose rückresorbiert. Finden wir einen wesentlich höheren Glucosegehalt im Blut, wie z.b. beim Diabetiker, ist die Rückresorptionskapazität der Niere überschritten, und der restliche Teil der Glucose geht mit dem Urin nach außen ab. Normalerweise hat Glucose im Urin nichts zu suchen. Ansonsten spricht man von einer Glucosurie. Dies ist ein frühes Hauptsymptom beim Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Gegenstromaustauschprinzip oder Gegenstrommultiplikationssystem Der absteigende Teil und der aufsteigende Teil des Tubulussystems bestehen aus unterschiedlicher Wanddicke. Das Gewebe des absteigenden Teils ist dünner. Aus diesem Grund kann Wasser durchtreten. Dafür muss aber eine entsprechende Möglichkeit geschaffen werden. Für diese sorgt der aufsteigende Teil des Tubulus. Hier ist der Wandaufbau dicker und somit für Wasser undurchlässig. Dafür kann hier aber Na +, welches in Mengen mit dem Primärharn abgepresst wird, aktiv durch die Tubuluswand ins umgebende Gewebe abgegeben werden. Die Blutgefäße nehmen das für den Organismus so wichtige Na + wieder auf. Vorher wird aber durch die hohe Na + - Konzentration im Gewebe dem absteigenden Teil des Tubulus Wasser entzogen, welches ebenfalls mit dem Na + zusammen im Blut zurückgeholt wird. 7
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