Schulversuch Grundstufe. Ein Modell für den Schulanfang
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- Hans Flater
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1 Schulversuch Grundstufe Ein Modell für den Schulanfang 1
2 Die Grundstufe: ein Modell für den Schulanfang Die Grundstufe ist ein Schulversuch, der seit Sommer 2004 in 27 Gemeinden des Kantons Zürich durchgeführt wird. In der Grundstufe werden die beiden Jahre des Kindergartens und die erste Klasse der Primarstufe versuchsweise zu einer neuen Schulstufe zusammengefasst. Der Eintritt in die obligatorische Schulzeit stellt einen besonderen Übergang im Leben jedes Kindes dar. Das Kind tritt aus seinem familiären Um feld heraus und erhält in der Schule neue, erweiterte Möglichkeiten sich zu ent wickeln, es entdeckt und lernt Neues gemein sam mit anderen Kindern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Kinder verschiedenen Alters in gewissen Bereichen gleich weit entwickelt sind und dieselben Interessen haben. In anderen Bereichen sind sie unterschiedlich weit fortgeschritten und haben verschiedene Kompetenzen. Teilweise regen sie sich durch ihre Verschiedenheit an oder können sich gegenseitig Unterstützung bieten. Dies nutzt die Grundstufe: Die Kinder gehören einer Gruppe von Vier- bis Achtjährigen an. Die Kinder lernen voneinander und miteinander und werden dabei von Lehrpersonen begleitet und gefördert. Im Laufe der Grundstufenzeit nehmen die Kinder in der Gruppe verschiedene Rollen ein: Am Anfang sind sie die jüngeren Kinder, die von den älteren Anregungen erhalten. Später werden sie selbst zu Expertinnen und Experten, die ihr Wissen und Können weitergeben und dadurch festigen. 2
3 Wie ist die Grundstufe organisiert welche Rahmenbedingungen gelten? Die Kinder kommen nach der Grundstufe in die 2. Klasse. Dieser Übergang erfolgt in der Regel nach drei Jahren. Je nach Lernund Entwicklungsstand eines Kindes ist der Übergang auch nach zwei oder vier Jahren möglich. In der Grundstufe wird nicht in Jahrgangsklassen gearbeitet, daher können keine Klassen repetiert oder übersprungen werden. Für die Arbeit in der Grundstufe bilden der Lehrplan des Kindergartens und die Lehrplanziele der ersten Klasse die Grundlage. Wenn die Kinder diese Ziele erreicht haben, treten sie in die zweite Primarklasse über. In einer Grundstufenklasse werden Kinder im Alter zwischen vier und acht Jahren gemeinsam und in rund der Hälfte der Unterrichtszeit durch zwei Lehrpersonen im Teamteaching unterrichtet. Teamteaching bedeutet, dass zwei oder mehrere Lehrpersonen gemein- sam den Unterricht vorbereiten, durchführen und auswerten. Dadurch können die Lehr personen gezielter und individueller auf den Lernstand einzelner Kinder und Kindergruppen eingehen. Die Lehrpersonen der Grundstufe haben sich für diese Tätigkeit weitergebildet. In jeder Grundstufenklasse arbeitet eine schulische Heilpädagogin oder ein schulischer Heilpädagoge mit in der Regel im Umfang von drei Lektionen pro Woche. Das heilpädagogische Wissen kommt dabei allen Kindern zugute. Besonderer Förderbedarf kann dadurch frühzeitig erkannt werden und geeignete Unterstützung lässt sich rechtzeitig planen. Alle Kinder besuchen jeden Morgen den Unterricht. Die vor dem Übergang in die zweite Klasse stehenden Kinder haben zusätzlich zwei Nachmittage Unterricht. 3
4 Wie wird in der Grundstufe gearbeitet? Während eines Grundstufenmorgens erleben die Kinder verschiedene Unterrichtsformen nebeneinander oder nacheinander: > > Die Kinder setzen sich unter der Leitung einer Lehrperson mit einem Lerngegenstand auseinander oder vertiefen neu erlernte Fertigkeiten. > > Die Kinder erweitern ihre persönlichen Kompetenzen und eignen sich die Welt spielerisch und weitgehend auf eigenen Wegen an. Kinder lernen, wenn sie andere Kinder beobachten, eine Lehrperson ihnen etwas zeigt oder wenn sie selbst ihre Umwelt erkunden. Besonders wirksam ist Lernen dann, wenn sich Kinder für den Gegenstand, die Fragestellung, das Thema interessieren und das Wissen oder die Fertigkeiten auch gleich aktiv anwenden und umsetzen können. In der Grundstufe werden deshalb verschiedene Lern- und Arbeitsformen angeboten. Diese stehen in einem ausgewogenen Wechsel zwischen offenen, selbst gewählten und spielerischen sowie systematischen und zielorientierten Lernangeboten. Dabei beobachten die Lehrpersonen die Kinder, schätzen deren Lernfortschritte ein, tauschen sich darüber aus und planen gemeinsam nächste Ziele. Sie stimmen den Unterricht auf die Bedürfnisse der Gruppe sowie den Lernstand der einzelnen Kinder ab. 4
5 Das Projekt Grundstufe: Hintergründe und Ziele Seit einigen Jahren treten viele Kinder nicht altersgemäss in die erste Klasse der Primarstufe ein. Gründe dafür sind vorzeitige Eintritte in die erste Klasse, die Zuteilungen von Kindern in Einschulungsklassen oder der Besuch eines dritten Kindergartenjahres. Situation im Kanton Zürich 27 Gemeinden rund ein Sechstel aller Gemeinden im Kanton Zürich führen Grundstufenabteilungen. Konkret sind rund 1800 Kinder einer der 87 Grundstufenklassen zugeteilt. Kinder unterscheiden sich stark bezüglich ihrer sozialen, emotionalen und kognitiven Entwicklung und damit auch bezüglich ihrer Lernbedürfnisse. Diese Individualität und Vielfalt der Kinder wird in der Grundstufe als Ausgangspunkt genommen mit dem Ziel: > > Kinder zu integrieren; > > die Kinder ihren Fähigkeiten entsprechend zu fördern; > > die Chancen aller Kinder für eine erfolgreiche Schullaufbahn zu verbessern. Der im Sommer 2004 gestartete Schulversuch wurde zweimal verlängert und dauert bis Ende Schuljahr 2013 / 14. 5
6 kt «4bis8» der EDK Ost BS SH THURGAU JURA BL AARGAU ZÜRICH AR SO AI NEUCHÂTEL LUZERN ZG SCHWYZ ST. GALLEN VAUD FRIBOURG FREIBURG BERN BERNE OW NW URI GLARUS GRAUBÜNDEN GRIGIONI GRISCHUN TICINO GE VALAIS WALLIS Teilnahme am Projekt «4bis8» der EDK Ost mit Schulversuchen Beteiligung am Projekt «4bis8» der EDK Ost ohne Schulversuche Interkantonaler Schulversuch und Evaluation Der Kanton Zürich war im Projekt «4bis8» der ostschweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK-Ost) beteiligt. Zehn Kantone und das Fürstentum Liechtenstein erprobten in 154 Schulversuchsklassen die Grund stufe oder die Basisstufe (2 Jahre Kinder garten und zwei Jahre der Primarstufe). Damit war das Projekt Grundstufe des Kantons Zürich Teil des bisher grössten gemeinsamen Schul entwicklungsprojektes der deutschen Schweiz. Die interkantonale Evaluation der Schulversuche wurde mit dem Projektschlussbericht 2010 abgeschlossen. In der Folge werden in den einzelnen Kantonen die politischen Diskussionen zur Grundund Basisstufe geführt und Entscheide gefällt. Weitere Informationen finden Sie im Internet: Wie weiter im Kanton Zürich? Aufgrund der im Kanton Zürich zu Stande gekommenen «Prima-Initiative» (Kantonale Volksinitiative für die Weiterentwicklung der Kindergartenstufe) hat der Kantonsrat am 6. Dezember 2010 die Regierung beauftragt, Gesetzesvorlagen vorzubereiten, welche eine flächendeckende oder eine freiwillige Einfüh- 6
7 rung des Grundstufenmodells ermöglichen und die Kosten für Kanton und Gemeinden beziffern. Die Vorlagen sollen im Winter 2011 im Kantonsrat beraten werden. Eine allfällige Volksabstimmung ist für März 2013 terminiert. Rechtliche Grundlagen Regierungsratsbeschlüsse des Kantons Zürich: 10. September 2003, Nr. 1337; 14. November 2007, Nr. 1691; 7. Juli 2010, Nr Volksschule (Schulversuch Grundstufe) Weitere Informationen Bei Fragen zur Grundstufe wenden Sie sich bitte an: Sekretariat Informationen im Internet: > Schulbetrieb und Unterricht > Projekte > Grundstufe 7
8 8 4. Auflage, Juli 2011 Bildungsdirektion Kanton Zürich Volksschulamt
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