Universität Ulm. Fakultät für Ingenieurswissenschaften und Informatik. Institut für Psychologie. Studiengang Bachelor of Science Psychologie

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1 Universität Ulm Fakultät für Ingenieurswissenschaften und Informatik Institut für Psychologie Studiengang Bachelor of Science Psychologie Kurzbericht zum Praktikum in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsklinik Ulm vom bis Dominik Kretschmer Matrikelnummer: Eingereicht am: Umfang der Arbeit: 1177 Wörter

2 Inhaltsverzeichnis 1 Kurzdarstellung der Institution... 3 Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie... 3 Daten, Organisation und Arbeitsweise... 3 Institutionelle Daten... 3 Organisation und Arbeitsschwerpunkte... 3 Zielsetzung und Konzeption Beschreibung der eigenen Tätigkeit... 5 Konkrete Schilderung der Tätigkeit... 5 Einarbeitungsphase... 5 Hauptaufgaben, Supervision und Zusammenarbeit... 5 Kritische Auseinandersetzung Zusammenfassung und Einschätzung

3 1 Kurzdarstellung der Institution Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Die am Oberen Eselsberg in Ulm gelegene Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (KPMP) ist Teil der Universitätsklinik Ulm und zeichnet sich im Aufgabenbereich schwerpunktmäßig durch die multimodale Behandlung von psychosomatischen bzw. psychischen Erkrankungen und Störungen aus. Daten, Organisation und Arbeitsweise Institutionelle Daten Die Struktur des klinischen Bereichs der Psychosomatik, welche in der Albert- Einstein-Allee 23 in Ulm zu finden ist, beschäftigt in unterschiedlichen Bereichen insgesamt rund 70 Mitarbeiter. Ärztlicher Direktor ist Herr Prof. Dr. med. Harald Gündel. Das multiprofessionelle Klinikpersonal umfasst medizinisches Pflegepersonal, Ärzte verschiedener Fachgebiete (Psychosomatik, Psychiatrie, Psychotherapie, Innere Medizin), ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, Spezialtherapeuten (Kunst-, Musik-, Sozio-, Bewegungs- und Tanztherapie), wissenschaftliche Mitarbeiter, Diagnostiker, Spezialisten für IT-, Qualitätsmanagement und Controlling, Verwaltungsangestellte und Praktikanten aus Psychologie, Medizin und Sozialwissenschaften. Organisation und Arbeitsschwerpunkte Die psychosomatische und psychotherapeutische Ambulanz dient der Vorstellung und Erstdiagnose nach der Überweisung in die Klinik von einem externen Arzt. Der zweite große Bereich der Klinik liegt in der Konsiliar- und Liaisonpsychosomatik, bei der Psychiater, Psychosomatische Fachärzte oder Psychotherapeuten zu externen, psychologischen Konsilgesprächen in kooperierende Kliniken oder andere medizinische Einrichtungen gehen und hier beratend, diagnostisch und therapeutisch tätig werden. Das Herzstück der KPMP ist der stationäre bzw. tagesklinische Bereich. Hier werden Patienten mit unterschiedlichsten Störungsbildern, von mittelgradigen Depressionen 3

4 bis hin zu Borderline-Persönlichkeitsstörungen, behandelt. Die Indikation, welche Intensität der Therapie notwendig ist, wird in einem ambulanten Erstgespräch geklärt. Der stationäre und tagesklinische Bereich ist in vier unterschiedliche Bereiche unterteilt, welche sich thematisch und schwerpunktmäßig unterscheiden. o Körpernahes Setting (KN) o Strukturorientiertes Setting (ST) o Ressourcenorientiertes Setting (RO) o Arbeit und Gesundheit (AG) o Multimodales Schmerzsetting (MMS) Jedes der fünf Settings vereint verschiedene Spezialisten in sich, die für das multimodale Behandlungskonzept stehen. So setzen sich die Teams aus ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten, Ärzten, Spezialtherapeuten und Pflegepersonal zusammen. Zielsetzung und Konzeption Eine vollständige Heilung der Probleme der Patienten wird nicht als primäres Ziel der KPMP verstanden; dies scheint in der Kürze der Behandlungsdauer auch nicht möglich. Vielmehr sieht sich die psychodynamisch-verhaltenstherapeutisch ausgelegte Bandbreite an Zugängen zum Patienten als intensivierter Behandlungsrahmen, in dem alte Probleme in neues Licht gerückt werden. Konzeptuell ist das Behandlungsangebot, wie schon weiter oben erwähnt, multimodal und aus theoretischer Sicht schulenübergreifend ausgerichtet. So arbeiten KN- und ST-Setting zum Großteil psychodynamisch, RO- und AG-Setting hauptsächlich verhaltenstherapeutisch. 4

5 2 Beschreibung der eigenen Tätigkeit Konkrete Schilderung der Tätigkeit Einarbeitungsphase Am ersten Tag wurde ich sogleich morgens mit in die somatische Visite genommen. Diese findet dienstags und donnerstags statt und sollte ein regelmäßiger Termin werden. Hierbei war zunächst die Aufgabe, genau zuzuhören; denn schon hier wurde von den Ärzten und Therapeuten gezielt ein Zusammenhang zwischen somatischen und psychischen Beschwerden hypothetisch hergestellt. Im Verlauf des Praktikums kam mir auch öfter die Rolle des Protokollanten zu, wobei es hierbei einerseits wichtig war, kurz und knapp und andererseits defizitorientiert die Symptome der Patienten aufzuschreiben. Weiter stellte sich die erste Woche als eine Flut von Informationen und neuen Inhalten dar, in der es zunächst zurechtzufinden galt. Die Struktur der einzelnen Sitzungen, der Besprechungen und der eigenen Rolle mussten nun eingeordnet werden. Hauptaufgaben, Supervision und Zusammenarbeit Die Hauptaufgaben während des Praktikums bestand in der Hospitation und Reflexion von Therapiesitzungen und Teilnahme an verschiedenen Teamsitzungen. Die Therapiesitzungen umfassten Einzelsitzungen, Gruppensitzungen in der Musiktherapie und in der Achtsamkeit. Zum Ende hin insbesondere die letzten zwei Wochen des Praktikums wurden mir selbstständigere Aufgaben zugeteilt. Insgesamt durfte ich bei drei Patienten und Patientinnen in den Einzelsitzungen hospitieren, wobei ich z.b. bei einer Patientin mit mittelgradiger Depression und Panikstörung volle sechs Wochen also beinah die gesamte Behandlungsdauer in der Psychotherapie anwesend sein konnte. Nach den Sitzungen nahm sich die behandelnde Therapeutin immer zehn Minuten Zeit, um die Sitzung zu reflektieren, mir Raum für meine Fragen und etwaige, durch die manchmal schwierigen Themen entstandene Belastungen aufzugreifen. Da alle drei Patienten von verschiedenen Psychotherapeutinnen behandelt wurden, hatte ich einen sehr interessanten Überblick über die individuellen Unterschiede in der psychotherapeutischen Behandlung. 5

6 Achtsamkeit und Musiktherapie fanden bei der gleichen Therapeutin statt, mit der ich so über verschiedene Therapiemodi hinweg das Verhalten und die Fortschritte von Patienten aus unserem Setting beobachten und besprechen konnte. So lag ein weitere Schwerpunkt in der Eins-zu-Eins Betreuung einer an Anorexie leidenden, 18-jährigen Patientin, die nach mehreren Jahren schwerwiegendem Verlauf nun in der Ulmer Psychosomatik behandelt wurde. Neben Essbegleitung und Überwachung der Patientin war ich auch bei mehreren Gesprächen mit der behandelnden Oberärztin und der Mutter der Patientin anwesend, wodurch ich tiefere Einblicke in das soziale Umfeld der Patientin und mögliche ätiologische Mechanismen entdecken durfte, die hinter der Krankheit stehen können. Mein Beisein bei der Erstellung eines Therapievertrages, wie er bei anorektischen Patienten üblich ist, gab mir ein Gefühl für die große Herausforderung, die diese Krankheit sowohl für Patienten als auch für Therapeuten darstellt. In den drei Wochen, in denen die Patientin in unserer Einrichtung behandelt wurde, lag das Hauptaugenmerk meiner Aufgaben also auf ihrer Begleitung. Auch die medizinische Versorgung durch die behandelnde Psychiaterin, wie z.b. das Wechseln einer PEG-Sonde (Perkutane endoskopische Gastronomie) zur zusätzlichen, künstlichen Ernährung, durfte ich beobachten und konnte so mein Gesamtbild der Krankheit und der zur Behandlung nötigen Aspekte ausweiten. Zum Ende des Praktikums, genauer in den letzten zwei Wochen, war eine weitere für mich wichtige und herausfordernde Aufgabe die Durchführung der Morgenrunde. Dies war ein allmorgendlicher Kreis, in dem alle Patienten eines Settings um 8.15 Uhr für 15 Minuten zusammenkamen und so gemeinsam in den Tag starteten. Die Morgenrunde zu leiten verlangte von mir vor allem, strukturiert die Hauptfragen zu stellen und gleichzeitig ein Ohr dafür zu entwickeln, was in den Antworten der Patienten für Sorgen und andere möglicherweise verborgene Aspekte lagen, um gegebenenfalls weitere, tiefer gehende Fragen stellen zu können. Hierbei war es von besonderer Schwierigkeit, sich nicht zu verzetteln und in kurzer Zeit die Konzentration auf das Wesentliche aufrechtzuerhalten. 6

7 In den Teamsitzungen, Supervisionen und somatischen bzw. psychologischen Visiten konnte ich weitreichende Einblicke in das Tätigkeitsfeld von Psychologen, ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten und Medizinern erlangen. Sowohl das fachliche, interdisziplinäre Gespräch über Patienten und Störungen als auch die Organisation und der Arbeitsalltag einer Klinik konnte ich hier teilweise auch teilnehmend beobachten und somit ein Gespür für das Berufsbild eines klinischen Psychotherapeuten erlangen. Kritische Auseinandersetzung Das Praktikum in der Psychosomatik sollte mir als Orientierung in der späteren beruflichen Tätigkeit als Psychologe dienen. Meine ursprüngliche Motivation für das Studium der Psychologie die klinisch-therapeutische Tätigkeit wollte ich hier entweder festigen oder kritisch reflektiert ablegen. Meine Rollte als Praktikant war nach drei Semestern Studium von Anfang bis Ende deutlich spürbar. Die Einfindungsphase, in der ich mich im Klinikalltag zurechtzufinden versuchte, würde ich mit einer Dauer von 3-4 Wochen beschreiben, was bei einer Gesamtdauer des Praktikums von 6 Wochen natürlich nicht förderlich ist. Selbstverständlich war mein Wissen nicht ausreichend, um in irgendeiner Form selbstständig klinisch arbeiten zu können. Grundwissen über Störungsbilder ist notwendig, um in einen diagnostischen Dialog mit den Fachkräften zu treten. Eine besondere Herausforderung bestand darin, in einem psychodynamischen Setting zu arbeiten: Das Grundwissen in psychodynamischer Theorie Curriculum im Bachelor Psychologie geht gegen Null. Somit muss hier komplett neues Wissen aufgebaut werden. Insgesamt ist zu sagen, dass das Praktikum eine sehr lehrreiche Zeit für mich war, die mir in der beruflichen und fachlichen Orientierung auf jeden Fall weitergeholfen hat. Ich konnte sehr gute Einblicke in die klinische Arbeit erlangen, was aber in Summe zu deutlichen Zweifeln gesorgt hat, später diese Richtung einzuschlagen. Für mich persönlich waren die emotionalen Belastungen zu anfangs enorm. Dies wurde zwar begrenzt durch Supervision aufgefangen, dennoch war mein Zustand zu dieser Zeit alles 7

8 andere als stabil. Deshalb nicht aufgrund mangelnder Fähigkeiten, sondern aufgrund einer zu hohen Vulnerabilität halte ich mich momentan nur begrenzt für den Beruf als psychologischer Psychotherapeut geeignet. Dies jedoch ist genau ein wichtiger Aspekt wenn nicht sogar der Wichtigste des Praktikums, den zu erfahren ich mir erhofft hatte. 3 Zusammenfassung und Einschätzung Wie oben erwähnt, konnte ich durch das Praktikum viele neue Eindrücke, Erfahrungen und Kenntnisse erlangen. Die Voraussetzung, erst nach dem dritten Semester Praktikum machen zu können, scheint mir durchaus sinnvoll; ein früherer Beginn würde meiner Meinung nach an mangelnden Kenntnissen scheitern. Die Betreuung, so muss ich ehrlich sagen, könnte wohl in Zukunft besser ausfallen. Sehr oft ist man sehr auf sich allein gestellt und fühlt sich ein wenig verloren. Ein definierter, persönlicher Ansprechpartner über das Praktikum hinweg, eine Art Anleitung, wäre wünschenswert. Ansonsten kann ich zusammenfassend sagen, dass ich ein Praktikum in der Psychosomatik Ulm, insbesondere in einem psychodynamischen Setting, nur empfehlen kann. Es öffnet neue psychologische Perspektiven und lässt durch intensive Partizipation einen anregenden Einblick in die klinisch-psychotherapeutische Arbeit zu. 8