Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Erfassen psychischer Belastungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung

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Richard Bayer
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1 Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen Erfassen psychischer Belastungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung

2 Vielen Dank für die Einladung! Dipl.Psych. Dagmar Elsholz Unfallkasse Berlin Abteilung Prävention Seite 2

3 Unfallkasse Berlin Unfallkasse Berlin Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Selbstverwaltung Culemeyerstr Berlin-Mariendorf Wir sind der gesetzliche Unfallversicherungsträger für das Land Berlin. Seite 3

4 Die Aufgaben der Gesetzlichen Unfallversicherung Prävention Beratung, Schulung, Überwachung Rehabilitation Heilbehandlung, Berufshilfe Leistung Verletztengeld, Übergangsgeld bei Berufshilfe, Verletztenrente, Renten an Hinterbliebene Seite 4

5 Die Prävention der Unfallkasse Berlin hat den gesetzlichen Auftrag, mit allen geeigneten Mitteln für die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten sowie arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren zu sorgen. Wir unterstützen z.b. durch Beratungen, Besichtigungen, Überwachungen Seminare, Workshops, Fachvorträge Durchführung von Präventionskampagnen Projekte zu allen Themen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Seite 5

6 Rechtlicher Rahmen psychische Belastungen im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) (3) Der Arbeitgeber hat bei Maßnahmen des Arbeitsschutzes von folgenden allgemeinen Grundsätzen auszugehen: 4 ArbSchG 1. Die Arbeit ist so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird;. (3) Eine Gefährdung kann sich insbesondere ergeben durch 1. die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeitsstätte und des Arbeitsplatzes, 2. physikalische, chemische und biologische Einwirkungen, 3. die Gestaltung, die Auswahl und den Einsatz von Arbeitsmitteln, insbesondere von Arbeitsstoffen, Maschinen, Geräten und Anlagen sowie den Umgang damit, 4. die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren, Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren Zusammenwirken, 5. unzureichende Qualifikation und Unterweisung der Beschäftigten. 6. psychische Belastungen bei der Arbeit. 5 ArbSchG Seite 6

7 Begriffe nach DIN EN ISO Psychische Belastung Psychische Beanspruchung Die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. Die unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum. Sie ist abhängig von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien. Seite 7

8 Begriffe Seite 8

9 Arbeitssituation/ Arbeitsbedingungen Arbeitsperson Arbeitsorganisation und Arbeitsperson Belastung durch z.b. - Arbeitsumgebung - Arbeitsorganisation - Arbeitsaufgaben - Zusammenarbeit - Besondere Bedingungen Bedingungsbezogene Intervention / Verhältnisprävention Beanspruchung Individuell unterschiedlich bewertete Belastungen z.b. durch die persönlichen - Qualifikationen - Erfahrungen - Gesundheit - Bewältigungsstile Personbezogene Intervention / Verhaltensprävention Beanspruchungsfolgen Organisationsbezogen z.b.: - Arbeitsqualität und Fehler - Betriebsklima - Fehlzeiten Personenbezogen z.b. - Kompetenzerleben und Motivation - Zufriedenheit - Gesundheit Seite 9

10 Merkmalsbereiche psychischer Belastungen 1. Arbeitsumgebung ergonomisch gestaltete Arbeitsmittel und plätze physikalische Einflüsse, z.b. Lärm, Hitze, Licht 2. Arbeitsorganisation Arbeitszeit, z.b. Zeitdruck, Wartezeit, Überstunden Störungen / Unterbrechungen der Arbeitsabläufe 3. Arbeitsaufgabe / -inhalt Sinnhaftigkeit Handlungsspielräume 4. Zusammenarbeit / soziale Beziehungen Möglichkeiten der sozialen Interaktion und Unterstützung Rückmeldungen zur Arbeitsleistung Seite 10

11 Psych. Belastungen in der Gefährdungsbeurteilung Warum ist die Ermittlung psychischer Belastungen erforderlich? Eine Maßnahme des Arbeits- und Gesundheitsschutzes! Die Gefährdungsbeurteilung einschließlich der psychischen Belastungen besteht aus der systematischen Feststellung und Erfassung von Belastungen (Ermittlung von Daten), der Bewertung relevanter Gefährdungen, der Ableitung entsprechender Maßnahmen, der Dokumentation, der kontinuierlichen Überprüfung und Verbesserung. Seite 11

12 Ablauf einer Gefährdungsbeurteilung Planung Dokumentation Überprüfen der Wirksamkeit Erfassen der Gefährdungen Beurteilen Maßnahmen umsetzen Maßnahmen ableiten Seite 12

13 Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen Gefährdungsbeurteilungen sind keine Bestandsaufnahme, sondern ein Mittel der Prävention! Eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen beurteilt (schwierige) Arbeitsbedingungen, nicht (schwierige) Personen. Neben den Hauptmerkmalen Arbeitsumgebung, Arbeitsorganisation, Arbeitsaufgabe und Zusammenarbeit können noch weitere und besondere Arbeitsbedingungen relevante Belastungen darstellen. Die abzuleitenden Maßnahmen können sowohl verhältnis- als auch verhaltenspräventiv wirksam sein. Entsprechend der Rangfolge der Schutzmaßnahmen stehen die verhältnispräventiven Ansätze im Vordergrund. Verhaltenspräventive Ansätze dienen der Stärkung der Ressourcen, die sich auf die Arbeitsfähigkeit auswirken. Seite 13

14 Beispiel 1: Mitarbeiterbefragung Fragenbögen, Checklisten etc. auswählen und anpassen Tätigkeiten, Arbeitsplätze, Zielgruppen festlegen Führungskräfte und Beschäftigte informieren Prozess ankündigen und durchführen Daten auswerten und präsentieren liefert quantitative Daten erleichtert das Bewerten von Prioritäten Folgemaßnahmen ableiten Seite 14

15 Beispiel 2: Workshops / Arbeitssituationsanalysen Kurze (ca. 2 Stunden) moderierte Gruppendiskussion als 3-Schritt: 1. Was läuft gut bei der Arbeit? Was soll erhalten bleiben? 2. Was stört? Was sollte verändert / verbessert werden? 3. Wie Vorschläge? Beschäftigten nach festgelegten Kriterien auswählen liefert qualitative Daten erleichtert das Ableiten von Maßnahmen erhöht das Commitment der Teilnehmer Folgemaßnahmen ableiten und umsetzen Seite 15

16 Beispiel 3: Vorgesetzten-Mitarbeitergespräche Führungskraft fragt Mitarbeiter/-in nach psychischen Belastungen (Arbeitsumgebung, -aufgabe, -organisation, sozialen Beziehungen, besonderen Bedingungen) liefert qualitative Daten Das Ableiten von Maßnahmen erfolgt je nach Zuständigkeit individuell, auf Referatsebene, Abteilungsebene oder im ASA Gestaltungsmöglichkeiten, Verantwortung für eigenen Arbeitsbereich, lösungsorientierte Kommunikationsstrategie Führungskräfte / Beschäftigte zum Verfahren schulen Vorbehalte wegen direkter Ansprache ohne Anonymität Seite 16

17 Schritt 2: Erfassen und Bewerten der Gefährdungen Informieren der Beteiligten Anwendung des Variante A: schriftliche Befragung aller Beschäftigten - Mitarbeiterbogens Variante B: Workshop mit einigen freiwilligen Beschäftigten Variante C: Interview im Vorgesetzten- Mitarbeiter-Gespräch jeder Mitarbeiter bewertet schriftlich jede Aussage im Mitarbeiterbogen Alle Teilnehmer finden eine gemeinsame Bewertung jeder Mitarbeiter bewertet die für ihn wesentlichen Aussagen im Gespräch mit der Führungskraft Anwendung des - Dokumentationsbogens Auszählen der Aussagen und sammeln der Vor-schläge durch Moderator Zusammenfassen der Ergebnisse durch den Moderator Auszählen der Aussagen und sammeln der Vorschläge durch die Führungskraft Rückmeldung der Ergebnisse an die Führungskraft Seite 17

18 Kriterien guter Praxis 1. Relevanz der berücksichtigten Merkmalsbereiche welche Faktoren sind bei konkreten Gegebenheiten bedeutsam 2. Glaubwürdigkeit der Darstellung und Beurteilung abhängig von methodischer Qualität der eingesetzten Verfahren und deren Anwendung 3. Genauigkeit der Belastungsbeschreibung Erhebung so konkret, dass problemspezifisch passende Maßnahmen abgeleitet werden können 4. Nachvollziehbarkeit des Prozesses durch geeignete Dokumentation geschaffen für betriebliche Akteure und Aufsichtsbehörden 5. Information und Beteiligung von Beschäftigten bzw. Führungskräften Wissen und Kompetenzen der Betroffenen einbeziehen 18

Fazit es geht um die Erfassung psychischer Belastungen = Merkmale des (konkreten) Arbeitsplatzes / Arbeitstätigkeit / Ausführungsbedingungen es geht um Ausführbarkeit der Arbeit und deren

19 Fazit es geht um die Erfassung psychischer Belastungen = Merkmale des (konkreten) Arbeitsplatzes / Arbeitstätigkeit / Ausführungsbedingungen es geht um Ausführbarkeit der Arbeit und deren Auswirkungen auf die Arbeitspersonen nicht um psychische Erkrankung! es gibt keine Grenzwerte für psychische Belastungen es gibt nicht das eine richtige Verfahren finden Sie Ihren eigenen Weg! es gibt keine Pauschallösungen, sondern nur konkrete Gefährdungsbeurteilung: Merkmale + Bewertungen + Maßnahmen nachvollziehbar beschreiben Experten können unterstützen Seite 19

Handlungshilfe der Unfallkasse Berlin als niederschwelliger Einstieg in die Thematik ermöglicht ein strukturiertes Vorgehen betrachtet bedeutsame Aspekte psychischer Belastungen (branchenunabhängig)

20 Handlungshilfe der Unfallkasse Berlin als niederschwelliger Einstieg in die Thematik ermöglicht ein strukturiertes Vorgehen betrachtet bedeutsame Aspekte psychischer Belastungen (branchenunabhängig) als Download: Weitere Unterlagen: oder einfacher: Webcode ukb1892 Seite 20

21 Aufsichtshandeln der UKB Die Gefährdungsbeurteilung wurde angemessen durchgeführt, wenn die betriebliche Gefährdungsbeurteilung im Wesentlichen durchgeführt und zutreffend bewertet wurde,... wesentliche Gefährdungen des Arbeitsplatzes/der Tätigkeit ermittelt wurden, wesentliche Arbeitsplätze/Tätigkeiten beurteilt wurden, besondere Personengruppen berücksichtigt wurden, die abgeleiteten Maßnahmen des Arbeitgebers ausreichend und geeignet sind, vollständige Wirksamkeitskontrollen durchgeführt wurden, die Beurteilung aktuell ist, die Dokumentation in Form und Inhalt angemessen vorliegt. Seite 21

22 Nützliche Links Themen psychische Belastung fuehrungund-organisation/gefaehrdungsbeurteilung-psychischer-belastungen/ Seite 22

23 Welche Fragen haben Sie? Seite 23

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