Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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1 Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Staatsminister Helmut Brunner Erntepressefahrt 13. Juli 2016, Esting Es gilt das gesprochene Wort! Referat Presse Telefon Ludwigstraße München Telefax

2 Anrede! Als aktiver Landwirt kenne ich natürlich die alte Bauernregel, dass die Ernte erst gewogen werden kann, wenn sie im Silo ist. Dennoch wagen wir heute eine erste Prognose. Zuerst möchte ich mich aber bei den Betriebsleitern bedanken: Wir konnten die Kulturen des ökologisch wirtschaftenden Biolandbetriebs Andreas Hatzl und des konventionell wirtschaftenden Betriebs von Josef Hartl begutachten. Vielen Dank für die Bereitschaft, Ihre Felder zu zeigen! I. Ernte 2016 Auf Grundlage unserer Beobachtungen rechnen wir heuer mit einer überdurchschnittlichen Getreideernte. Auch die Zuckerrüben- und Kartoffeln konnten sich verhältnismäßig gut entwickeln genauso wie Mais. Ich habe am Montag das Innovationszentrum des UN-Welternährungsprogramms in München eröffnet und kann nur sagen: Eine ausreichende und gesunde Ernährung ist keine Selbstverständlichkeit jede Minute sterben weltweit 6 Kinder an Unterernährung. Die gute Nach- S e i t e 1

3 richt lautet also: Wie sich Hunger anfühlt, diese schmerzvolle Erfahrung kennen die allerwenigsten von uns und das wird so bleiben. Was sich so einfach anhört, ist alles andere als trivial. Die Arbeit der Landwirte verdient Dank und Anerkennung! Details zu den Anbauentwicklungen können Sie in der Pressemappe nachlesen. Bei den einzelnen Kulturen möchte ich aber einen Trend hervorheben: Die Steigerung des Leguminosen-Anbaus um rund Hektar auf über (von 2015 auf 2016). Ein toller Erfolg unserer Bayerischen Eiweißinitiative mit dem Ziel unabhängiger von Soja-Importen aus Südamerika zu werden. Alle Landwirte, Wirtschaft und Verbraucher profitieren davon. II. Klimawandel Mehr Leguminosen bedeutet auch mehr Klimaschutz; er ist notwendiger und wichtiger denn je: 23 der vergangenen 25 Jahre waren zu warm. Im Januar 2015 wurden im Berchtesgadener Land 20,5 Grad gemessen, im Juli in Unterfranken 40,3 Grad deutscher Tempera- S e i t e 2

4 turrekord! 2016 bekam Bayern die Wucht sintflutartiger Regenfälle zu spüren: Etliche Menschen haben ihr Leben verloren, viele ihr Hab und Gut. Allein die Flächenschäden unserer Landwirte liegen im zweistelligen Millionen-Bereich. Für die vom Hochwasser geschädigten Landwirte und Waldbesitzer hat die Bayerische Staatsregierung ein umfangreiches Hilfspaket aufgelegt. Damit die Tiere trotz der Ernteausfälle ausreichend Futter bekommen, dürfen die Bauern daneben in festgelegten Regionen (z.b. Weilheim-Schongau, Landshut, Regen) ökologische Vorrangflächen zur Futtergewinnung nutzen. Mittel- und langfristig brauchen wir hitze- und trockenheitstolerante Pflanzen, wassersparende Bewässerungstechnologien und intelligente Lösungen für die Wasserspeicherung. Um diese Anpassungsstrategien zu klären, habe ich einen Klimakongress zum Thema Dem Klimawandel gewachsen sein initiiert. Er wird morgen in Würzburg stattfinden. Die Witterung der letzten Jahre und die Volatilität der Agrarmärkte wenn die Experten richtig liegen, steht weltweit die dritte gute Ernte vor der Tür haben aber ebenfalls gezeigt, dass wir S e i t e 3

5 unser Risikomanagement deutlich verbessern müssen. Ich denke hier an die Einführung einer steuerlichen Risikorücklage, die Nutzung von Mehrgefahrenversicherungen und die Entwicklung von Margenversicherungen wie in den USA. III. Pflanzenschutz Auch die Strategien im Pflanzenschutz müssen angepasst werden. Das Artenspektrum der Schaderreger verschiebt sich bereits jetzt nachweisbar. So tritt beispielsweise Gelbrost durch die warmen Wintermonate verstärkt auf und etabliert sich als ertragsrelevante Krankheit in Bayern. Der häufige Regen zur Weizenblüte einhergehend mit hohen Temperaturen fördert günstige Infektionsbedingungen für Fusarium. Neben dem Klimawandel gibt es einen weiteren Treiber: Unsere Verbraucher betrachten den chemischen Pflanzenschutz in der Landwirtschaft zunehmend negativ, Stichwort Glyphosat: Es ist für uns zwingend notwendig die Bedenken der Gesellschaft ernst zu nehmen und wo immer es geht Alternativen zu finden. Die Verfügbarkeit von neuen chemischen Pflanzenschutzmitteln wird auch in der Zukunft sehr S e i t e 4

6 begrenzt sein. Wir müssen daher Bewirtschaftungsmethoden entwickeln, die den Einsatz auf ein absolutes Minimum reduzieren gleichzeitig aber die Möglichkeiten eröffnen, um im Bodenschutz ein Stück besser zu werden. Bei Glyphosat sehe ich insbesondere die späte Vorerntebehandlung (Sikkation) sehr kritisch. Die bayerischen Bauern zeigen, dass es auch ohne geht. Ich will praxistaugliche Lösungen, bei denen Verbraucherschutz und das Vertrauen in bayerische Lebensmittel oberste Priorität haben. Unsere Experten an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft beschäftigen sich intensiv mit dieser Thematik. IV. Premiumland Bayern Daneben müssen wir den Dialog mit der Gesellschaft intensivieren. Politik, Verbände, besonders aber die Landwirte selbst sind gefordert, das gegenseitige Verständnis zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft zu verbessern und Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen. Ich begrüße es, dass die Betriebe Hartl und Hatzl ihre Erzeugnisse über das regionale Netzwerk Unser S e i t e 5

7 Land vermarkten. Der Weg der Lebensmittel vom Erzeuger bis hin zum Verbraucher ist nachvollziehbar, lückenlos und ehrlich. Dieser Trend zu regionalen Lebensmitteln ist eine Riesenchance für Bayern. Lieber Herr Hatzl, ich will die Gelegenheit nutzen und Ihnen zur neuen Kartoffelsortier- und Verpackungshalle gratulieren! Mit dieser Zukunftsinvestition werden die Wege bei Unser Land noch kürzer und direkter. V. Schluss Wer ernten will, muss säen. Leider wächst auch die Saat der Bürokratie in Brüssel hervorragend. Diesen Paragrafen-Dickicht möchte ich lichten. Ich habe deshalb eine Bürokratie-Filterstelle eingerichtet, die jede einzelne Regelung aus Brüssel und Berlin einer Kosten- Nutzen-Analyse unterzieht. Es kann nicht sein, dass den Betrieben völlig überzogene Auflagen und Dokumentationspflichten abverlangt werden. Und dabei unterstützt mein Haus unsere Landwirte. In diesem Sinne wünsche ich den Bäuerinnen und Bauern eine unfallfreie und gute Ernte sowie auskömmliche Preise. Ich danke Ihnen. S e i t e 6