Erwachsenenbildung im ländlichen Raum

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1 Sächsischer Stephan Beetz, Pauline Bender, Friederike Haubold Erwachsenenbildung im ländlichen Raum Ergebnisse der qualitativen Studie Weiterbildungsbedarf in ländlichen Regionen im Freistaat Sachsen Edition Vhs Aktuell Beiträge zur Weiterbildung

2 Stephan Beetz, Pauline Bender, Friederike Haubold Erwachsenenbildung im ländlichen Raum Ergebnisse der qualitativen Studie Weiterbildungsbedarf in ländlichen Regionen im Freistaat Sachsen Sächsischer Volkshochschulverband Diese Maßnahme wird mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes mitfinanziert. Edition Vhs Aktuell Beiträge zur Weiterbildung Sächsischer Volkshochschulverband

3 Edition Vhs Aktuell Beiträge zur Weiterbildung Herausgegeben vom Sächsischen Volkshochschulverband e.v. Heft 1: Klaus Ahlheim: Die Idee der Volkshochschule und die politische Gegenwart. Chemnitz 2015 Heft 2: Susanne Sachse: Facebook - Ein Marketingkanal für Volkshochschulen? Eine Erfolgsanalyse der Aktivitäten sächsischer Volkshochschulen auf Facebook. Chemnitz 2016 Heft 3: Hans-Werner Schneider: Wie alles begann. Die Anfänge des Sächsischen Volkshochschulverbandes. Chemnitz 2016 Heft 4: Klaus-Peter Hufer: Stand und aktuelle Perspektiven der politischen Erwachsenenbildung im Freistaat Sachsen. Chemnitz 2016 Heft 5: Holger Müller: Online-Marketing der Volkshochschulen in Sachsen. Bedarfe, Erfahrungen, Potentiale, Perspektiven. Chemnitz 2017 Heft 6: Marion Annett Lehnert: Prävention und Gesundheitsförderung in der Volkshochschule. Die Bedeutung Sächsischer Volkshochschulen im gesundheitlichen Präventionskontext zur Unterstützung einer kommunalen Präventionsstrategie. Chemnitz 2017 Heft 7: Stephan Beetz, Pauline Bender, Friederike Haubold: Erwachsenenbildung im ländlichen Raum. Ergebnisse der qualitativen Studie Weiterbildungsbedarf in ländlichen Regionen im Freistaat Sachsen. Chemnitz 2018 Impressum Sächsischer Volkshochschulverband e.v., Chemnitz 2018 Alle Rechte vorbehalten. Dieser Text oder Teile daraus dürfen nicht ohne die schriftliche Genehmigung des Sächsischen Volkshochschulverbandes vervielfältigt, in Datenbanken gespeichert oder in irgendeiner Form übertragen werden. Redaktion: Ulrich Klemm Satz/Layout: SVV Titelfoto: Pauline Bender Edition Vhs Aktuell Beiträge zur Weiterbildung Schriftenreihe des Sächsischen Volkshochschulverbandes Herausgegeben vom Sächsischen Volkshochschulverband e.v. Dr. Ralph Egler, Vorsitzender Prof. Dr. Ulrich Klemm, Geschäftsführer Bergstraße Chemnitz info@vhs-sachsen.de

4 Inhalt Vorwort (Ulrich Klemm)...6 Einleitung Problemstellung Methodik Theoretischer Ausgangspunkt Konzept des Wandels von Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen Wandel ländlicher Lebenswelten - Ländliche Räume als Thema regionaler Entwicklung Wandel von Bildungsbedürfnissen Institutionen der Erwachsenenbildung in Sachsen Die Volkshochschule Erwachsenenbildung und regionale Entwicklung Untersuchungsdesign Forschungs- und Entwicklungsfragen Schritte des Forschungsprozesses Ergebnisse Aussagen zu Lebensqualität und Lebensverhältnissen Aussagen zum Verständnis von Bildung im Erwachsenenalter Zentrale Bildungsbedürfnisse der Menschen in ländlichen Räumen - Gemeinschaft und Gesellschaftlicher Zusammenhalt Positionen und Impulse zu Veränderungen (Keine) Bedarfsermittlung Dezentralität Soziale Orte Politische und zivilgesellschaftliche Bildungsarbeit Bildungsformate und -inhalte Öffentlichkeitsarbeit Kooperation und Vernetzung Wandlungskompetenzen und -kapazitäten Der Blick nach Innen Selbstreflexion Erweiterte Kompetenzen Förderpolitik und Rahmenbedingungen Welchen Beitrag kann Erwachsenenbildung, insbesondere die VHS, zur Entwicklung ländlicher Räume leisten?...86 Literaturverzeichnis...89 Abbildungsverzeichnis...95 Anlagen...96

5 Vorwort Bei der Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung in ländlichen Räumen für den Zeitraum von 2005 bis 2030 gehört Sachsen zu den Regionen in Deutschland, die besonders stark betroffen sind. Bis auf die urbanen Metropolen und ihr Umland rechnet man in den kommenden Jahren für alle anderen Regionen in Sachsen mit einem Rückgang der Bevölkerung. Die Abwanderung junger Familien und qualifizierter Fachkräfte ist ein weiteres zentrales Problem ländlicher Räume, das in Mittel- und Großstädten nicht in dem Maße zu verzeichnen ist. Die Enquete-Kommission des Sächsischen Landtags zur demografischen Entwicklung von 2007 stellte in diesem Zusammenhang fest: Die regionale Differenzierung führt zu regional sehr unterschiedlichen Altersstrukturen. Daher muss eine Standortpolitik ( ) zukünftig davon ausgehen, dass einheitliche und gleichmäßige Lösungen etwa für Infrastruktur oder öffentliche Dienstleistungen mit einem hohen Maße an demografischer Heterogenität konfrontiert sind, und entsprechend differenzierte Strategien entwickeln (Sächsischer Landtag 2007, S. 113). In diesem Sinne ist auch die Erwachsenenbildung bzw. das lebenslange Lernen gefordert. Es geht um die Schnittstelle von gesellschaftlichen Veränderungen und Weiterbildung und um die Frage, wie Einrichtungen der Weiterbildung in ländlichen Regionen auf demografische Entwicklungen und den aktuellen gesellschaftlichen Wandel reagieren können? Dazu wurde vom Sächsischen Volkshochschulverband e.v. auf Anregung und in Abstimmung mit dem Landesbeirat für Erwachsenenbildung beim Sächsischen Staatsministerium für Kultus ein Handlungsforschungsprojekt initiiert, beantragt und umgesetzt mit dem Ziel, am Beispiel von zwei ländlichen Regionen in Sachsen - Landkreis Nordsachsen und Vogtlandkreis - den Weiterbildungsbedarf von Erwachsenen abzubilden und Konsequenzen für eine Weiterentwicklung der ländlichen Bildungsarbeit aufzuzeigen. Bedarf wird dabei im umfassenden Sinne verstanden: -- Inhaltliche Bedarfe -- Methodisch-didaktische Bedarfe -- Infrastrukturelle Bedarfe -- Zeitliche und finanzielle Ressourcenbedarfe -- Informationsbedarfe (Öffentlichkeitsarbeit/Werbung) -- Beratungsbedarfe. 6

6 Realisiert wurde die Projekt- und Forschungsidee von unserem Wissenschaftspartner Prof. Dr. Stephan Beetz und seinen Mitarbeiterinnen Pauline Bender, M.A. und Friederike Haubold, M.A. von der Hochschule Mittweida, Zentrum für Medien und Soziale Arbeit im Zeitraum von August 2017 bis Mai Finanzielle Unterstützung erhielt das Projekt aus dem Förderprogramm Demografie bei der Sächsischen Staatskanzlei. Mit dem qualitativen Ansatz einer aufsuchenden und aktivierenden Forschung gelang es über strukturierte Einzel- und Gruppeninterviews mit Bürgerinnen und Bürgern, mit politisch Verantwortlichen und mit Erwachsenenbildungsexperten aus unterschiedlichen Einrichtungen, ein breites, valides und reliables Bild über Bildungsbedarfe und Bedürfnisse zu generieren. Damit liegen aktuell für den ländlichen Raum in Sachsen signifikante Ergebnisse vor, aus denen heraus Hinweise für zukünftige Entwicklungen in der Erwachsenenbildung geschlossen werden können. Ein großer Dank geht bei dem Projekt an alle Beteiligten und Institutionen sowie Einrichtungen, die für die Interviews zur Verfügung standen und sich die Zeit dazu genommen haben. Dass das Projekt in dieser Form methodisch und inhaltlich zu einem Erfolg wurde, haben wir in erster Line dem Forschungsteam an der Hochschule Mittweida mit Prof. Dr. Stephan Beetz, Pauline Bender und Friederike Haubold zu verdanken. Herzlichen Dank dafür! Ein großer Dank geht auch an Christiane Schifferdecker und Uta Volgmann, die im Referat 32 der Sächsischen Staatskanzlei von Anfang an das Projekt begleiteten und unterstützten. Im Sächsischen Staatsministerium für Kultus war es Katrin Noack, Referat 24, die sich für dieses Projekt eingesetzt und Wege zur Realisierung gefunden hat. Und schließlich möchte ich auch Lothar Bienst, Mitglied des Sächsischen Landtages und schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, ganz herzlich für die ersten Impulse im Landesbeirat für Erwachsenenbildung zu dieser Untersuchung danken. So ist auch dieses Projekt wieder ein Beleg für die Stärke und Innovationskraft von Netzwerken, die sich mit Kopf und Herz für eine gemeinsame Sache einsetzen: Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Träger der Erwachsenenbildung haben die Herausforderungen für ländliche Räume in Sachsen aufgegriffen und einen kleinen Beitrag für eine zukünftige lebens- und liebenswerte Heimat im Freistaat geleistet. Prof. Dr. Ulrich Klemm Geschäftsführer Sächsischer Volkshochschulverband e.v. Chemnitz im April

7 Einleitung Im Zeitraum vom bis führte der Sächsische Volkshochschulverband (SVV) in Zusammenarbeit mit einem Forschungsteam der Hochschule Mittweida (HSMW), Fakultät Soziale Arbeit, eine qualitative Studie zu Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen durch. Das Projekt wurde gefördert aus Mitteln der Förderrichtlinie Demografie der Sächsischen Staatskanzlei. Ausgangspunkt der Untersuchung war neben dem strukturellen Wandel, der insbesondere in ländlichen Räumen spürbar ist, die demografische Entwicklung Sachsens. Deren Auswirkungen schlagen sich auch in der Arbeit der Volkshochschulen (VHS) nieder und erfordern ein Umdenken auf verschiedenen Ebenen. Exemplarisch wurde in den Landkreisen Nordsachsen und Vogtlandkreis der Frage nachgegangen, welche Rolle Erwachsenenbildung gegenwärtig in ländlichen Räumen spielt und welche sie zukünftig spielen könnte. Im Fokus standen neben Bildungsbedürfnissen der vor Ort lebenden Menschen auch Potentiale, die Erwachsenenbildung birgt, um ländliche Lebensräume lebendig zu erhalten. Leitfadengestützte Interviews und Gruppendiskussionen boten den Rahmen, um mit AkteurInnen aus Bildung, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft über all diese Themen ins Gespräch zu kommen und unterschiedlichste Perspektiven zusammenzutragen. Diese vielfältigen Aussagen wurden sorgfältig analysiert und zueinander in Beziehung gesetzt und konnten auf diese Weise Entwicklungsansätze für die zukünftige ländliche Erwachsenenbildung hervorbringen. 1. Problemstellung Ländliche Räume stehen vor wesentlichen Herausforderungen, denn sie verändern sich - wie die gesamte Gesellschaft - in wirtschaftlicher, sozialer, demografischer und politischer Hinsicht. Vielerorts wird allerdings der Eindruck vermittelt, ländliche Räume seien je nach Akzentsetzung als traditionelle, rückständige, bewahrende oder auch benachteiligende Gesellschaften anzusehen. Bei der Vielgestaltigkeit von ländlichen Entwicklungen ist eine solche Ansicht nicht nur unzulässig, sondern sie verhindert, genauer hinzuschauen, welche Veränderungen wir vorfinden und wie diese gestaltet werden können. Über welche Veränderungen reden wir? Nicht wenige Menschen in ländlichen Räumen in Sachsen haben den Umbau zum kollektivierten Dorf erlebt, die meisten 8

8 erfuhren die so genannte Wendezeit als einen gravierenden Einschnitt in die Arbeits- und Lebenswelt der Dörfer, aber auch die nachfolgenden Jahre brachten viele Umgestaltungen mit sich. Jenseits von besonderen Einschnitten gibt es langfristige Veränderungen: Zum einen ist ein ökonomischer Strukturwandel zu sehen, dass neben dem wichtigen gewerblichen Sektor - immer mehr Beschäftigte in Dienstleistungsbereichen arbeiten. Das frühere Alleinstellungsmerkmal agrarischer Produktion spielt selbst in den ländlichen Räumen eine nachgeordnete Rolle. Die Bedeutung des Dorfes als Wohnstandort und Freizeitort steigt (Pendler, Zweitwohnsitze, Tourismus). Weiterhin werden die Lebenslagen in den Dörfern immer vielfältiger, die Pluralität von Lebensentwürfen und Lebensvorstellungen nimmt zu. Zudem haben in den letzten Jahrzehnten in vielen Bereichen starke Zentralisierungen von Infrastrukturen und Einrichtungen stattgefunden (v.a. Krankenhäuser, Einzelhandel, weiterführende Schulen, Kommunalpolitik). Nicht nur, aber auch dies führt zu einer stärkeren Regionalisierung der Alltag der Menschen findet nicht in einem Dorf statt, sondern sie sind in vielfacher Weise unterwegs. Dies alles erfordert, neue Wege zu gehen. Obwohl in den letzten Jahren sehr ausführlich über die demografischen Veränderungen diskutiert wurde, sei an dieser Stelle noch einmal darauf verwiesen, dass es sich um sehr unterschiedliche Tendenzen handelt: Als demografischer Wandel im engeren Sinne wird ein langfristiger gesellschaftlicher Trend von sinkenden Geburtenraten und steigender Lebenserwartung bezeichnet, der zur so genannten Alterung der Gesellschaft und ohne Zuzüge zu einer Bevölkerungsabnahme führt. Die Ursachen, Formen und Auswirkungen von Zu- und Abwanderungen sind wesentlich komplexer; sie verändern nicht nur die Bevölkerungszahl: aufgrund einer starken Selektivität hinsichtlich des Alters, des Bildungsstandes, der Lebensstile und des Geschlechtes ändert sich auch die soziale Struktur lokaler Gesellschaften. Vereinfacht gesagt: Führten in den 1990er und 2000er Jahren fehlende Arbeits- und Ausbildungsplätze zur Abwanderung aus ostdeutschen Regionen, so entscheiden in den letzten zehn Jahren eher allgemeine Lebens- und Arbeitsbedingungen, Bildungsangebote, Infrastrukturangebote und die Vitalität von Orten über Wanderungsgewinne und -verluste. Hinter den Zahlen steckt eine wichtige Frage: Wie wollen wir zukünftig leben? Laut einer Prognose des SVV wird bis zum Jahr 2025 insbesondere für die ländlichen Regionen Sachsens ein Bevölkerungsrückgang von 9,4 % prognostiziert. Damit gehören weite Gebiete Sachsens zu den am stärksten schrumpfenden Regionen Deutschlands (vgl. SVV 2014, S. 4f). Was bedeutet dies für die Arbeit eines Volkshochschulverbandes? Weil auf diese Frage nicht nur mit mehr Werbung, um dennoch mehr TeilnehmerInnen zu gewinnen, geantwortet werden kann, entstand dieses Projekt. Wir griffen auf einige Überlegungen aus der allgemeinen Debatte um demografische Veränderungen zurück: (1) Anpassungsstrategien allein sind nicht ausreichend, sie führen zu kurzfristigen Lösungen, die notwendige Strukturveränderungen nicht ersetzen können und teilweise sogar verzögern. 9

9 (2) Demografische Fragen können also nicht ohne gesellschaftliche Antworten gelöst werden, weil die demografischen Entwicklungen oftmals Indikatoren für andere Veränderungen sind. (3) Es reicht nicht aus, sich auf Zentren zu konzentrieren und darauf zu verweisen, dass von deren Entwicklungen die ländlichen Räume profitieren würden. Es müssen spezifische Lösungen für ländliche Räume gefunden werden. (4) Langjährige Schrumpfungen führen in den Regionen und Orten oft zu Erfahrungen von Verlust, Marginalisierung und Abhängigkeit. Es mangelt an Ressourcen, Ideen und Wirksamkeitsüberzeugungen damit umzugehen. Das Thema Ländlicher Raum hat in den letzten Jahren eine neue Aufmerksamkeit erfahren. Auch wenn dies häufig vor dem Hintergrund von Katastrophenszenarien geschieht, gibt es noch einen anderen wichtigen Grund: Für viele Menschen stellt der ländliche Raum den Ort von Wohnen, Arbeiten und Freizeit dar. Wird der Blick auf den Freistaat Sachsen gelenkt, dann zeigt sich, dass ländliche Räume 83 % der Gesamtfläche einnehmen und knapp die Hälfte der sächsischen Bevölkerung (48 %) in nichturbanen Regionen lebt (SLpB 2017, S. 5). Die Gleichheit der Lebensbedingungen von Stadt und Land sei demnach in Gefahr, wodurch es folglich einer Gegensteuerung zur Sicherung der Daseinsvorsorge bedürfe. Um ländliche Regionen zukünftig lebenswert zu erhalten, seien die Versorgungseinrichtungen vor Ort dazu aufgefordert, dem damit verbundenen Anpassungsbedarf mit sozialen Innovationen zu begegnen (vgl. SVV 2014, S. 4). Nicht zuletzt die Ergebnisse der Bundestagswahlen 2017 lassen vermuten, dass sich Menschen insbesondere in ländlichen Regionen Sachsens eine stärkere Beteiligung, mehr politische Beachtung und Veränderungen auf verschiedenen Ebenen wünschen. All dies verlangt neue Lösungen bei der Entwicklung des Landes, z.b. in den Angeboten zu Bildung und Mobilität. Auch wenn nicht von allen bemerkt - Erwachsenenbildung birgt hierbei ein hohes Potential, um förderlich auf die Entwicklung von Individuen und damit auch von Gemeinschaften zu wirken: Einzelne Personen und Gruppen, aber auch ganze Vereine und Dörfer können sich dabei weiterentwickeln. Lernen fördert individuelle Chancen und zeigt zugleich Möglichkeiten der Partizipation und Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes auf. Nur durch Lernprozesse seitens aller Beteiligten sind die Umbrüche in den ländlichen Räumen zu meistern. Jedoch bedarf es hierzu spezifischer Angebote und Bildungsformate. Die bisherige strukturelle Orientierung vieler Bildungsträger an urbanen Räumen lässt die besonderen Herausforderungen und Bedürfnisse ländlicher Räume außer Acht. In welche Richtung muss sich die aktuelle Situation der ländlichen Erwachsenenbildung wandeln, damit sie zukünftig Impulse für Entwicklungs- und Veränderungsprozesse geben kann, bei denen sich die vor Ort lebenden Menschen mitgenommen fühlen? Sie kann nicht ebenso organisiert sein wie die Bildungsangebote in der Stadt und sie 10

10 muss die besonderen Herausforderungen und Bedürfnisse des ländlichen Raumes und der dort lebenden Bevölkerung im Blick haben. Die ganze Spannbreite der sozialen, kulturellen und politischen Bildung sollte jedoch durch zielgruppenspezifische Angebote und partizipative Lernformate auch allen Menschen im ländlichen Raum zugänglich bleiben. Das Hauptanliegen des Forschungsprojektes besteht demzufolge darin, einen Beitrag zur Revitalisierung ländlicher Räume zu leisten. Im Fokus steht hierbei die ländliche Erwachsenenbildung als lebensbegleitender Lernort und potentielles Gestaltungsinstrument für Regionen. Was kann Erwachsenenbildung selbst zu Veränderungen in ländlichen Räumen beitragen? Welcher Kapazitäten bedarf es, um a) die Erwachsenenbildung und b) ländliche Räume positiv zu beeinflussen? Durch den Einbezug verschiedenster AkteurInnen aus Bildung, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft sollen darüber hinaus bisher ungenutzte Kooperations- und Vernetzungspotentiale vor Ort identifiziert und potentielle PartnerInnen aufeinander aufmerksam gemacht werden. Welcher Organisationen und Personen bedarf es, um die ländliche Erwachsenenbildung und die damit verbundene Entwicklung des Landes voranzubringen? Welche besonderen Kompetenzen sind hierfür unverzichtbar? Die Exploration und Bündelung unterschiedlicher Visionen und Ideen für die zukünftige ländliche Erwachsenenbildung sollen Anregungen und Impulse für die Gestaltung neuer Bildungsformate, -inhalte und -strukturen hervorbringen, die geeignet sind, um den besonderen Bedingungen in ländlichen Regionen angemessen begegnen zu können und Menschen besser zu erreichen. 11

11 2. Methodik 2.1 Theoretischer Ausgangspunkt Konzept des Wandels von Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen Ausgangspunkt der Untersuchung war, den Wandel der Erwachsenenbildung unter den folgenden vier Einflussfaktoren zu untersuchen: Der sozialstrukturelle Wandel ländlicher Räume (demografische, ökonomische, politische, soziokulturelle Veränderungen mit den jeweiligen Auswirkungen auf die Lebenslagen von Menschen, die Struktur der Gemeinwesen) beeinflusst die Erwachsenenbildung, ist aber auch Thema der Erwachsenenbildung. In der Erwachsenenbildung findet ein Wandel von Bedürfnissen und Lebensstilen (neue Bildungsansprüche, Bildungsinhalte) statt. Die Strukturen, Formate und Institutionen von Erwachsenenbildung wandeln sich (Digitalisierung und Medialisierung, Bildungsmärkte, Informalisierung). Es bedarf in der Erwachsenenbildung Kompetenzen und Ressourcen der AkteurInnen zur Veränderung von Strukturen und zur Reaktion auf Veränderungen. Erwachsenenbildung nimmt auf der Ebene der Wandlungskompetenzen eine doppelte Stellung ein, sie bedarf selbst struktureller Veränderungen und gleichzeitig ist Bildung ein zentraler Aspekt, Veränderungskompetenzen in anderen Feldern zu entwickeln. Der Bildungsauftrag kann abgeleitet werden, weil politische AkteurInnen an Gestaltungsgrenzen kommen und zivilgesellschaftliche Ressourcen zur Regionalentwicklung benötigt werden (Klemm 2015, S. 20). Die folgende Grafik veranschaulicht, dass die vier Faktoren miteinander verknüpft sind. Abbildung 1: Konzept des Wandels von Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen Wandel von Bildungsbedarfen Institutioneller Wandel der Erwachsenenbildung Erwachsenenbildung als Akteur in der Regionalentwicklung Strukturwandel des Landes Wandlungskompetenzen bei BildungsakteurInnen 12

12 Ausgehend von diesem Konzept bestand das Untersuchungsdesign nicht in der Abfrage von bestimmten Bildungsbedarfen, denn in der Bildungsforschung werden Untersuchungen zu Bedarfen kontrovers diskutiert. Sie können in der Regel nicht abgefragt werden, weil sie sich in einem Spannungsfeld von Bedürfnissen, Angeboten, Programmentwicklung und Lehrprozessen befinden. Zudem sind Bedarfsermittlung und Bedarfsweckung schwer voneinander abgrenzbar (vgl. Arnold/Lermen 2004; vgl. Kolb/Winter 1994). Bedarfe sind nur eingeschränkt subjektiv erfragbar, sie unterliegen sozialen Diskursen (Banscherus; Pickert; Neumerkel 2016). In diesem Sinne wurden innerhalb des Forschungsprojektes in unterschiedlichen Zusammenhängen Gespräche über Bildung geführt: Es sollte kein Status quo erfragt werden, sondern es wurde gezielt in Diskussionen über Verständnisse, Inhalte, Formate und Strukturen von Bildung hineingegangen. Dies entsprach in vielen Punkten den Prämissen der Aktionsforschung (ausführlicher Kapitel 2.3). Dieses Vorgehen legten auch die Ergebnisse der sächsischen Sonderauswertung des Adult Education Survey (AES) nahe, dass mangelnde Beteiligung an Erwachsenenbildung offenbar gar nicht so sehr an fehlenden Angeboten und der Erreichbarkeit liegt, sondern sich bestimmte soziale Gruppen grundsätzlich gar nicht als AdressatInnen der Erwachsenenbildung angesprochen fühlen (vgl. Stock; Bilger 2013). In der Studie sollten deshalb vor allem ein neues Bildungsfeld erschlossen und dessen Umsetzung geprüft werden nämlich Bildung in einem engen Zusammenhang mit Regionalentwicklung Wandel ländlicher Lebenswelten - Ländliche Räume als Thema regionaler Entwicklung Die umgebende Lebenswirklichkeit, der Wandel ländlicher Räume verändert einerseits die Rahmenbedingungen von Erwachsenenbildung, gleichzeitig bildet sich ein mögliches Thema von Erwachsenenbildung darin ab. Obwohl es einigermaßen ungewiss ist, was ländliche Räume überhaupt sind, existieren in der Gesellschaft Vorstellungen über das Land. Will man sich definitorisch einigen, dann passiert nicht selten das, was eine Interviewpartnerin treffend formulierte: Das ist so, als wenn man einen Pudding an die Wand nagelt (G) 1. Häufig wird versucht, dem Land bestimmte Merkmale zuzuschreiben, die es von der (Groß-)Stadt abheben. Diese werden in der sozio-ökonomisch verfassten Vergangenheit, in der Siedlungsstruktur, in kommunalpolitischen Verfassungen, in den Wirtschaftsstrukturen, in Lebensstilen etc. gesucht. Allerdings werden damit nur einzelne Aspekte erfasst, die stets einen Teil der ländlichen Räume betreffen. Streng genommen ist es 1 Zitierte Aussagen von AkteurInnen und ExpertInnen in der Erwachsenenbildungslandschaft werden innerhalb des Projektberichts mit (I) (für Interview) und Aussagen von Menschen, die innerhalb der Gruppendiskussionen in ländlichen Räumen getroffen wurden, mit (G) gekennzeichnet. Näheres zu diesen beiden Zielgruppen und der Forschungsmethodik unter Kapitel

13 der Indikator einer geringeren Bevölkerungsdichte, der im Verhältnis zur Stadt eine prägnante Abgrenzung ermöglicht. Ebenso wichtig wie die Merkmale des Landes sind allerdings die Bilder von Ländlichkeit in der Gesellschaft (vgl. Beetz 2010). Dass es sich beim Land um eine Art Containerbegriff handelt, ermöglicht auch, dass Menschen ihn mit ihren Lebenswirklichkeiten füllen und sich mit dem Begriff identifizieren; ob sie nun im ländlichen Raum leben oder nicht. Regionalentwicklung operationalisiert diesen Begriff für sich ebenfalls. Nach den Kategorisierungen der Raumordnung (hier vor allem Bevölkerungsdichte und Entfernung zu den Zentren) fallen die Untersuchungsgebiete Landkreis Nordsachsen und Vogtlandkreis unter die Kategorie Ländlicher Raum. Nordsachsen ist laut dem Bundesamt für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) als dünn besiedelter ländlicher Kreis eingeordnet und der Vogtlandkreis als ländlicher Kreis mit Verdichtungsansätzen (vgl. BBSR 2018a). Hinzu kommt die Betrachtung ländlicher Räume nach ihrer Lage: hierunter wird die Nähe zu Konzentrationen von Bevölkerung und Arbeitsplätzen, die sich auch durch ein gebündeltes Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten und Versorgungseinrichtungen auszeichnen verstanden (BBSR 2010). Beide Landkreise werden vom Lagetyp her als peripher eingeordnet (vgl. BBSR 2018b). Danach nehmen ländliche Räume in Sachsen immerhin 83 % der Gesamtfläche ein und in ihnen leben 48% der sächsischen Bevölkerung (vgl. SLpB 2017, S. 5). Im Sinne des Zusammenspiels der unterschiedlichen Räume in einer gesellschaftlichen Ordnung kommen auch dem ländlichen Raum bestimmte Funktionen zu: [J]eder Teilraum, jede ländliche Region hat eine spezifische Begabung, d.h. ein Bündel an Funktionen, das einzigartig ist. Die unterschiedlich ausgeprägten Erfüllungsgrade der multiplen Funktionen begründen damit auch die Heterogenität ländlicher Räume (BBR 2005). Eine Beschränkung auf siedlungsstrukturelle Merkmale wäre zu einseitig, ebenso sollte die Multifunktionalität [ländlicher Räume] auf Basis der Wertschätzung der gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Potentiale mitthematisiert werden (Penke 2012, S. 19). Ländliche Räume haben sich in den letzten beiden Jahrhunderten sehr radikal verändert. Industrialisierung und Tertiärisierung, Veränderungen in den Flächen- und Eigentumsstrukturen (z.b. durch die Bodenreform), verschiedene Formen von Zentralisierungen, die gravierenden Einschnitte durch Gemeinde- und Kreisgebietsreformen haben nicht nur Auswirkungen auf Wirtschaft und Verwaltung gezeigt, sondern auch die Bevölkerungs- und Sozialstruktur verändert. Damit erfolgte nicht nur ein Abschied vom alten Dorf, sondern es entstanden auch ein anderer Lebensalltag in ländlichen Räumen und völlig neue Lebensentwürfe der Menschen. Gesellschaftliche Veränderungen schlagen sich auch in den demografischen Entwicklungen nieder. Ebenso wie in den 1950er und 1970er Jahren haben in den 2000er Jahren viele ländliche Gemeinden EinwohnerInnen verloren. Wenn auch gegenwärtig mit geringerer Dynamik, so ist auch in den nächsten Jahren im Freistaat Sachsen ein weiterer Rückgang der Bevölkerung sowie ein spürbarer Anstieg des Altersdurch- 14

14 schnitts zu erwarten (vgl. SLpB 2017, S. 4). Auch die im Projekt untersuchten Landkreise Nordsachsen und Vogtlandkreis spiegeln diese Entwicklungen wider: Abbildung 2: Einwohnerentwicklung in den Landkreisen Nordsachsen und Vogtlandkreis Vogtlandkreis Nordsachsen Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen 2018; eigene Darstellung Der Landkreis Nordsachsen liegt im Norden des Freistaates Sachsen, angrenzend an die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Der Verwaltungssitz befindet sich in Torgau, weitere Standorte der Verwaltung sind Oschatz, Eilenburg und Delitzsch. Mit der Kreisgebietsreform von 2008 wurden die Landkreise Delitzsch und Torgau-Oschatz zusammengelegt und bilden nun mit einer Fläche von km² den viertgrößten Landkreis Sachsens. Über diese Fläche verteilten sich im Jahr EinwohnerInnen. Mit einer Einwohnerdichte von 97 EinwohnerInnen/km² ist Nordsachsen der am dünnsten besiedelte Landkreis Sachsens (vgl. Statistisches Bundesamt 2018). Zum Landkreis gehören 19 Gemeinden und 11 Städte. Die Städte Delitzsch, Torgau und Schkeuditz weisen dabei die höchsten Einwohnerzahlen auf. Insgesamt ist die Einwohnerzahl von 2000 bis 2015 um Personen zurückgegangen (-14,9 %). Gleichzeitig steigt der Altersdurchschnitt der EinwohnerInnen, 2015 lag er bei 47,5 Jahren (vgl. ebd.). Der Vogtlandkreis im Süden des Freistaates Sachsen grenzt an die Bundesländer Freistaat Bayern und Freistaat Thüringen sowie Tschechien an und erstreckt sich über eine Fläche von km². Der Verwaltungssitz des Landkreises befindet sich in der Stadt Plauen, die zugleich die bevölkerungsreichste Stadt der Region ist. Derzeit besteht der Vogtlandkreis aus 38 Gemeinden. Im Jahr 2015 lebten Menschen im Vogtlandkreis. Mit einer Einwohnerdichte von 164 EinwohnerInnen/km². ge- 15

15 hört der Landkreis zu den dichter besiedelten Gegenden Sachsens. Doch auch der Vogtlandkreis ist von einem kontinuierlichen Bevölkerungsrückgang betroffen. Seit dem Jahr 2000 bis 2015 ging die Einwohnerzahl um Personen (-15,3 %) zurück, der Altersdurchschnitt lag im gleichen Jahr bei 49,1 Jahren (vgl. ebd.). In der Schrumpfungsdebatte, die sich in den letzten Jahren fast ausschließlich auf demografische Daten beschränkt hat, werden die negativen Verstärkungseffekte hervorgehoben, die neue, alternative Entwicklungsansätze sehr erschweren. Die Auswirkungen von Schrumpfung beschreibt beispielsweise die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung folgendermaßen: Dieser Schrumpfungsprozess schwächt die Regionen und wirkt sich auf die Gemeindehaushalte, das Fachkräftepotenzial und die Nutzung der öffentlichen Infrastruktur aus. In den nächsten Jahren stehen die ländlichen Regionen deshalb vor besonderen Herausforderungen. Die Leerstandszunahme bedroht geschlossene, funktionale Dorfstrukturen, steigende Energie-, Ver- und Entsorgungskosten belasten Haushalte und Kommunen. Den ländlich geprägten Gemeinden fällt es zunehmend schwerer, die Grundversorgung und Daseinsvorsorge sicherzustellen. [ ] Diese Strukturveränderungen erfolgen räumlich differenziert, die peripheren und dünn besiedelten Räume (Nordsachsen und die Kleinsiedelgebiete Mittelsachsens) sind davon besonders betroffen (SLpB 2017, S.12f.). Die Folgen, die sich aus Schrumpfungsprozessen ergeben, sind insofern problematisch, als dass sie in einen Kreislauf münden, der auch als Abwärtsspirale gesehen werden kann. Bei einem Befragten in Nordsachsen äußert sich dies hinsichtlich der Erwachsenenbildung wie folgt: Die Leute wandern ab, es wird immer unattraktiver, es gibt weniger Angebote, weil die Leute nicht kommen. (I) Die Forschungen zu ländlichen Räumen leiden bereits seit Jahrzehnten daran, dass sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der publizistischen Öffentlichkeit das Land zwischen die beiden Pole Problemfall oder Idylle bzw. Rückständigkeit oder Ausgleich in der modernen Entwicklung gerät (vgl. Beetz; Laschewski 2008). Als ebenfalls problematisch erweist sich, dass beide Sichtweisen nicht das Leben im ländlichen Raum beschreiben, in ihrer Reinform häufig nicht das Empfinden der in ländlichen Räumen lebenden Menschen spiegeln und ohne genaue Betrachtung nicht für alle ländlichen Regionen übernommen werden können. Zum einen werden ländliche Räume, vor allem in den ostdeutschen Bundesländern, aus einer problemfokussierenden Perspektive betrachtet (vgl. Penke, 2012, S. 18) zum anderen herrscht ein idyllisierender Blick auf Natur, Gemeinschaftsgefühl und Entwicklungspotenzial (vgl. Neu 2016, S. 4ff.). Claudia Neu (2016) konstatiert dazu in ihrem Essay Neue Ländlichkeit. Eine kritische Betrachtung: Peripherisierung und Entleerung ländlicher Räume, Ressourcenübernutzung, 16

16 Armut und Arbeitslosigkeit stören das Bild ländlicher Idylle, in der allzeit Hausgärten blühen und Mutti Marmelade kocht (Neu, 2016, S. 5). Bei aller Wichtigkeit, die demografischen Prozesse im Blick zu haben, sind vor allem drei weitere Perspektiven wichtig (vgl. Beetz 2013): (1) Der demografische Diskurs zeigte auf den verschiedenen Ebenen trotz gegenteiliger Beteuerungen eine Tendenz zum Fatalismus. Dieser schlägt sich auch in den politischen Initiativen nieder. (2) Es werden die Effekte ausführlich beschrieben und zu Merkmalen von ländlichen Räumen gemacht, aber es existiert wenig Forschung zu den Ursachen und gesellschaftlichen Prozessen, die dazu führen (Peripherisierung). (3) Das Paradigma des Wettbewerbes hat Regionalpolitik strukturell verändert und kann auch nicht durch einige Modellvorhaben ausgeglichen werden. Ein wichtiger Ansatz, in diese Prozesse einzugreifen, besteht darin, Menschen in ländlichen Räumen ihre Lebenswirklichkeit selbst beschreiben zu lassen (siehe Kapitel 3.1) Wandel von Bildungsbedürfnissen Die vielfältigen Veränderungen in ländlichen Räumen ziehen auch Wandlungsprozesse im Bereich der Bildungsbedürfnisse vor Ort lebender Menschen nach sich. Doch was wurde innerhalb dieser Studie überhaupt unter dem Begriff Erwachsenenbildung verstanden? Es zeigte sich, dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass hiervon ein einheitliches Verständnis herrscht. Die Definitionen des Begriffes Erwachsenenbildung sind zahlreich und variieren insbesondere in Abhängigkeit von der Perspektive, aus welcher man sich diesem Thema nähert (siehe hierzu bspw. Tippelt; Hippel 2010, S. 89 ff). Ganz allgemein wird unter Erwachsenenbildung die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer vorangegangenen Bildungsphase verstanden (BAGIV 2011, S. 1). Diese Definition orientiert sich stark an den Rahmenbedingungen formeller und organisierter Bildung, klammert in ihrer Formulierung jedoch informelle und lebensbegleitende Bildungsprozesse tendenziell aus. Das Bildungsverständnis, welches dem Projekt Erwachsenenbildung im ländlichen Raum zugrunde liegt, ist umfassender und weist größere Parallelen zu einem allgemeineren Verständnis von Bildung auf, welches im Ergebnis einen Zustand meint, in dem der Mensch selbstverantwortlich fähig ist, sein Leben erfolgreich zu gestalten (Ermert 2009). Es ist in der Bundesrepublik die Tendenz erkennbar, insbesondere arbeitsmarkt- und berufsbezogene Erwachsenenbildung zu fördern, da dies mit einem unmittelbaren ökonomischen Mehrwert verknüpft sei (vgl. Deutscher Bundestag 2007, S. 400). Schlüsselqualifikationen, die innerhalb der Erwachsenenbildung vermittelt werden, bringen jedoch nicht nur einen beschäftigungsbezogenen Effekt mit 17

17 sich, sondern können vor allem auch eine gesamtgesellschaftliche Wirkung entfalten. Denn die gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit eines Landes ist in besonderem Maße auch vom sozialen Miteinander innerhalb der Zivilgesellschaft abhängig. Dies zeigt sich auch in den aktuellen Diskussionen um Zustand und Zukunft ländlicher Räume in Sachsen, in denen thematische Schwerpunkte eher in Richtung der Schlagworte Lebensqualität, Heimat und regionale Identität gesetzt werden. Zudem schließt die Fokussierung auf berufsbezogene Bildungsangebote bestimmte Bevölkerungsgruppen aus, wie beispielsweise RentnerInnen, denen jedoch insbesondere angesichts des demografischen Wandels eine große Bedeutung zukommt (vgl. ebd., S. 401ff). Erwachsenenbildungsangebote, die inhaltlich und strukturell allgemeiner konzipiert sind, erreichen demnach eine heterogenere Gruppe von Menschen. Aus diesem Grund basiert diese Studie auf einem sehr breit gefächerten Verständnis von (Erwachsenen)bildung, welches insbesondere auch informelle und lebensbegleitende Lernprozesse einschließt. Denn aufgrund der steigenden Lebenserwartung der Menschen und der gesamtgesellschaftlichen Alterung nimmt das sogenannte lebensbegleitende (auch: lebenslange) Lernen einen zentralen Stellenwert in den aktuellen Debatten um Erwachsenenbildung ein. Denn im Sinne des lebensbegleitenden Lernens werden sämtliche Lernaktivitäten als ein nahtloses, von der Wiege bis zum Grab reichendes Kontinuum gesehen (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000, S. 9). Es handelt sich also um Lernen über die gesamte Lebensspanne hinweg, sowohl in kontinuierlicher Form als auch mit Unterbrechungen. Es geht hierbei nicht ausschließlich um lebenslangen Wissenserwerb und Lernfähigkeit, sondern in besonderem Maße auch um die Aneignung von Verhaltensweisen, welche Teilhabe gewährleisten, Entwicklungschancen ermöglichen und folglich den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken sollen (vgl. Süssmuth 2014, S. 14). Lebensbegleitendes/Lebenslanges Lernen kann als ein Grundprinzip für sämtliche Lernkontexte bezeichnet werden (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000, S. 3), nach dessen Verständnis Bildung und Lernen niemals abgeschlossen sind und Menschen über das gesamte Leben hinweg begleiten (vgl. Ermert 2009). Eng verknüpft mit lebensbegleitendem Lernen sind zudem informelle und non-formale Bildung. Es wird vermutet, dass Individuen den Großteil ihrer Lernerfahrungen außerhalb der dafür vorgesehenen Institutionen über informelle Prozesse sammeln (Ermert 2009). Anders als das formelle Lernen, welches in der Regel in speziellen Ausbildungseinrichtungen stattfindet und zu einer Zertifizierung oder Qualifizierung führt, vollziehen sich informelle Bildungsprozesse oftmals nahezu beiläufig und ohne eine bestimmte Intention in den unmittelbaren Lebenszusammenhängen von Menschen (vgl. BAGIV 2011, S. 5). Informelles Lernen kann folglich auch als eine natürliche Begleiterscheinung des täglichen Lebens (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000, S. 9) beschrieben werden. Non-formale Bildung ist hingegen zwar durch einen gewissen Grad an bewusster Organisiertheit gekennzeichnet, basiert je- 18

18 doch im Gegensatz zu formaler Bildung auf Freiwilligkeit, einem niedrigschwelligen Zugang, Partizipation und erfahrungsorientiertem Lernen (vgl. ebd.). Naheliegend ist in diesem Zusammenhang, dass die Settings, sprich die Orte, in und an denen informelle und non-formale Lernprozesse vonstattengehen, weitaus flexibler und variabler sind als eher schulisch organsierte Lernorte. Unter Umständen ist den Lernenden selbst gar nicht bewusst, dass sie sich innerhalb eines Prozesses der Wissens- und Kompetenzerweiterung befinden (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000, S. 9f). Denn informell und non-formal können Menschen innerhalb von Gemeinschaften, während Freizeitaktivitäten, bei Tätigkeiten im Gemeinwesen oder am Arbeitsplatz lernen (vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000, S. 10). Hier wird auch die enge Verknüpfung zum lebensbegleitenden Lernen deutlich: Denn diese Formen des Lernens bedeuten, insbesondere durch Gespräche, in der Begegnung mit anderen Menschen und durch Kommunikation im Allgemeinen neue Erfahrungen zu sammeln, aus denen etwas Neues hervorgehen kann (vgl. Süssmuth 2014, S. 12) Institutionen der Erwachsenenbildung in Sachsen Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde der Versuch unternommen, mit einer möglichst hohen Vielzahl von AkteurInnen in Erwachsenenbildungseinrichtungen ins Gespräch zu kommen. Dieses Vorgehen ermöglicht es, unterschiedliche Organisationsmodelle des Lernens an verschiedenen Institutionen aufzuzeigen. In der Landesarbeitsgemeinschaft Erwachsenenbildung in Sachsen sind einige dieser Bildungsträger zusammengeschlossen, weitere Einrichtungen leisten Bildungsarbeit außerhalb dieses Zusammenschlusses. Mit zahlreichen Philosophien und Konzepten werden dabei verschiedene Zielgruppen in Stadt und Land erreicht. Mit unterschiedlichen Formaten und Angeboten gestalten sie die Erwachsenenbildungslandschaft in Sachsen. Nachfolgend werden ausgewählte, teils in den Untersuchungsgebieten tätige, Erwachsenenbildungseinrichtungen mit ihren Ansätzen näher beschrieben. ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.v. ist eine im Jahr 1991 gegründete gemeinnützige Einrichtung in Trägerschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und des SVV. Der Fokus der Einrichtungen liegt auf Erwachsenenbildungs- und Qualifizierungsangeboten für spezifische Zielgruppen. Dadurch sollen besonders Menschen im erwerbsfähigen Alter Unterstützung für ihre jeweiligen Lebens- und Arbeitssituationen erfahren. Inhaltlich liegen die Schwerpunkte der Bildungsarbeit auf politischer Bildung und Mitbestimmung sowie im Bereich der sozialen Bildung. Über Bildungsprozesse sollen zudem soziale, kulturelle und gesellschaftliche Diskriminierungen abgebaut und die gesellschaftliche Teilhabe innerhalb und außerhalb des Berufes gefördert werden. Themen wie die demografische Entwicklung, Fachkräftemangel und Fachkräfteentwicklung sind weitere Schwerpunkte. Die Formate sind dabei vielseitig. In Projekten 19

19 unterschiedlicher Laufzeit, ein- und mehrtägigen Seminaren, Workshops und Trainings werden Bildungsprozesse angeregt sowie Fähigkeiten entdeckt und gefördert (vgl. LAG 2016, S. 6; vgl. ARBEIT UND LEBEN 2016). Der Verein Ländliche Erwachsenenbildung im Freistaat Sachsen e.v. unterbreitet seit seiner Gründung im Jahr 1990 vor allem im ländlichen Raum Angebote der allgemeinen und beruflichen Erwachsenenbildung. Über eine kleinteilige, teils ehrenamtliche Struktur werden in Zusammenarbeit mit zahlreichen KooperationspartnerInnen regionale und internationale Projekte zu sozialen, politischen und kulturellen Themen koordiniert und durchgeführt. Besondere Zielgruppe ist dabei die erwachsene Bevölkerung in ländlichen Räumen. Weiterhin richten sich spezielle Angebote an ehrenamtlich Tätige und benachteiligte Gruppen (vgl. LAG 2016, S. 14). Die Ehrenamtsakademie Sachsen ist ein Netzwerk von Einrichtungen und Werken rund um das Thema Ehrenamt. Sie setzt sich zusammen aus 12 Leiteinrichtungen und der Geschäftsstelle in Meißen. Die Einrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten haben eine verbindliche Zusammenarbeit verabredet, bei der die dezentrale Struktur bestehen bleibt, aber die unterschiedlichen Kompetenzen stärker aufeinander bezogen, gebündelt und weiterentwickelt werden. Durch die unterschiedlichen Ausrichtungen der NetzwerkpartnerInnen gelingt es, ein breites Themenspektrum abzudecken: theologische Themen finden ebenso ihren Platz wie soziale, politische und kulturelle Angebote. Ziel der Aus-, Fort- und Erwachsenenbildungseinrichtungen ist es, Ehrenamtliche im Bereich der evangelischen Kirche Sachsens für Mitarbeit auf unterschiedlichen Ebenen zu motivieren, vorzubereiten und im Ehrenamt zu unterstützen (vgl. Ehrenamtsakademie 2018). Das Sächsische Landeskuratorium Ländlicher Raum e.v. wurde 1991 gegründet und fördert den Selbsthilfegedanken sowie den Erfahrungsaustausch im ländlichen Raum. Das Sächsische Landeskuratorium Ländlicher Raum e. V. nimmt verschiedene Aufgaben wahr, unter anderem die Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse der Menschen, den Aufbau und die Entwicklung der Bildungsarbeit, die Erhaltung ländlicher Kulturgüter sowie die Dorfentwicklung. Das bürgerschaftliche Engagement spielt dabei eine tragende Rolle. Die Zielstellung besteht in der Motivation der Aktiven in den Dörfern und Gemeinden zu Ehrenamt und bürgerschaftlichem Engagement, in der Motivation zur Übernahme von Eigenverantwortung zur Gestaltung der ländlichen Räume und der Lebensbedingungen im Dorf und zur Erhöhung der Professionalität ehrenamtlicher Arbeit durch Bildungsangebote. Angebote wie Werkstätten, Workshops, Projekte oder Fachtage werden zumeist dezentral und kooperativ gestaltet, von Bedeutung ist immer auch der Austausch von Engagierten und AkteurInnen untereinander (vgl. SLK 2018). Mit der Gründung des Vereins Heimvolkshochschule im ländlichen Raum Kohren-Sahlis 1994, war der Grundstein für die Heimvolkshochschule gelegt, die im Juli 1998 eröffnet wurde. Der Verein hat seinen Bildungsschwerpunkt auf der 20

20 Förderung der Bildungsarbeit auf evangelischem Wertehintergrund mit besonderem Akzent auf der Persönlichkeitsbildung (vgl. Franke 2009, S. 37). Menschen sollen durch Bildungsangebote befähigt werden, ihre Aufgaben in Familie, Beruf, Gesellschaft und Kirche zu erkennen und zu erfüllen, besonders im ländlichen Raum (vgl. ebd.). Die Heimvolkshochschule fungiert als ein Kultur- und Bildungsträger im unmittelbaren Umfeld und spricht darüber hinaus sachsenweit Menschen an. Die Begegnung und der Austausch von Menschen untereinander sind dabei ebenso ein Schwerpunkt wie das Augenmerk auf die Entwicklung und Förderung des ländlichen Raumes durch zahlreiche Angebote (vgl. ebd.). Mehrgenerationenhäuser sind Begegnungs- und Bildungsorte, an denen das Miteinander der Generationen aktiv gelebt und gefördert wird. Neben vielfältigen gemeinsame Aktivitäten schaffen sie ein nachbarschaftliches Miteinander in der Kommune und orientieren sich dabei an Bedarfen vor Ort. Der enge Austausch mit der Kommunalverwaltung und weiteren AkteurInnen dient dazu, Dopplungen zu vermeiden, Angebotslücken zu füllen und eine lebendige Vernetzung mit weiteren Akteuren wie Freiwilligenagenturen, Verbänden oder Kultur- und Bildungseinrichtungen (vgl. BM- FSFJ 2018) zu betreiben. Durch entstehende Synergien sollen vor allem die Strukturen vor Ort gestärkt und die Lebensqualität im Sozialraum verbessert werden (vgl. ebd.). Die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung mit Sitz in Dresden wurde 1991 von der Sächsischen Staatsregierung ins Leben gerufen. Sie hat das Ziel, durch politische Bildung die Demokratie zu stärken und die Meinungsbildung zu unterstützen. Weiterhin ist sie beauftragt, durch überparteiliche politische Bildungsarbeit für alle Menschen in Sachsen für die weitere Verbreitung und Stärkung der demokratischen, rechtsstaatlichen Grundordnung in der sächsischen Bevölkerung zu sorgen (vgl. SLpB 2018). Das Spektrum der Angebote ist dabei vielfältig und richtet sich an unterschiedliche Zielgruppen von Jung bis Alt. Neben Veranstaltungen an zentralen Orten begeben sich die MitarbeiterInnen auch vor Ort, um Demokratie für Menschen verstehbar und erlebbar zu machen (vgl. SLpB 2018). Im Jahr 1992 gründete sich der Sächsische Landfrauen Verband. e.v. Mit 33 Ortsvereinen ist er heute in ganz Sachsen vertreten und setzt sich mit Aktionen, Projekten und Bildungsangeboten für Lebendigkeit in ländlichen Räumen ein: Wir mischen uns ein und sagen, was anders und besser in den Dörfern laufen muss. Das ehrenamtliche Engagement der Landfrauen ist eine sichere und unverzichtbare Plangröße geworden. Gemeinsam mit anderen Akteur[Inn]en zeigen wir uns gern von unserer praktischen Seite, immer dort, wenn wir gebraucht werden und immer dann, wenn es um eine gute Lebensqualität auf dem Lande geht (SLFV 2018). Diese Auswahl verschiedener Bildungsträger spiegelt die Vielfältigkeit der Erwachsenenbildungslandschaft in Sachsen wieder. Neben unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in der Nutzerorientierung sind auch die Themengebiete sehr heterogen. 21

21 Trotz sehr unterschiedlicher Organisations- und Finanzierungsmodelle sprachen sich die InterviewpartnerInnen durchgängig dafür aus, das Bewusstsein für Erwachsenenbildung zu fördern und das Potenzial, welches Erwachsenenbildung zur Entwicklung von Mensch und Raum birgt, wahrzunehmen und zu nutzen. Da die VHS als Organisation im Fokus des Forschungsprojektes stand, wird diese im Folgenden ausführlicher betrachtet Die Volkshochschule In Deutschland existieren knapp 900 VHSn in unterschiedlicher Trägerschaft (z.b. kreiseigen, frei getragen, als Verein oder ggmbh organisiert). Sie verstehen sich nicht nur als Einrichtungen der Erwachsenenbildung, sondern auch als Begegnungszentren in der Kommune (vgl. Süssmuth; Sprink 2010, S. 473). Das Recht auf Bildung, Persönlichkeitsentwicklung und Teilhabe bildete das Fundament zur Gründung der ersten VHSn Anfang des 20. Jahrhundert. VHSn verfolgen demnach seit jeher das Ziel, Menschen in einer zunehmend komplexen Lebenswelt beizustehen, diese dahingehend zu befähigen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten und zur Lösung von Problemen in ihrer Lebenswelt beizutragen (vgl. DVV 2011, S. 3). Das historisch insbesondere in den 1920er Jahren unter der Leipziger Richtung gewachsene und reformpädagogisch geprägte Bildungs- und Lernverständnis der VHS umfasst neben allgemeinbildnerischen Funktionen in besonderem Maße auch die Herausbildung von Einstellungen, Haltungen, Verhaltensweisen und ethischen Positionen (vgl. Süssmuth; Sprink 2010, S. 473). Lernen geschieht aus Sicht der VHSn über alle Lebensalter hinweg, vielfach in informeller Form und in unterschiedlichsten Lernsettings (vgl. ebd.). Resultierend hieraus ist es das Ansinnen der VHS, offen für alle Menschen jeden Alters und aller Schichten zu sein und ihnen dazu zu verhelfen, öffentliche Angelegenheiten aktiv mitzugestalten (vgl. ebd., S. 474). Zudem sollen die Beteiligungskompetenzen der Menschen gestärkt und dies vor allem erfahrungsorientiert im Sinne des informellen Lernens umgesetzt werden (vgl. DVV 2011, S. 6): Bildung stellt im Verständnis der Volkshochschulen einen Teil der Alltags- und Bürgerkultur dar mit dem Ziel, Menschen zu eigenem Urteilsvermögen und selbständigem Handeln zu befähigen. [ ] Für dieses reich facettierte Bildungsverständnis stellen die Volkshochschulen Möglichkeitsräume zur Verfügung (Süssmuth; Sprink, 2010, S. 482). Das Ziel, die Persönlichkeits- und Beteiligungsrechte der BürgerInnen zu stärken, damit diese aktiv an der Mitgestaltung öffentlicher Angelegenheiten teilhaben können, war der Ausgangspunkt für die Schaffung der VHSn. Bildung sei die Basis dafür, dass Demokratie gelebt werden könne umgekehrt war der Ausdruck Demokratie 22

22 braucht politische Bildung eine wichtige Säule der VHS-Bewegung in der Weimarer Zeit: [Der Mensch] will als Subjekt, nicht als Objekt wahrgenommen werden. Unsere Gesellschaft ist angewiesen auf Mitdenkende, auf Eigeninitiative und Verantwortungsübernahme, auf kognitive und soziale Kompetenzen, auf ein Miteinander in multikulturellen Gesellschaften (Süssmuth; Sprink, 2010, S. 474). Das Forschungsprojekt Erwachsenenbildung im ländlichen Raum und die damit verbundene Frage nach Gestaltungsmöglichkeiten ländlicher Regionen mittels Erwachsenenbildung lassen sich schlussfolgernd nachvollziehbar in das ursprüngliche Selbstverständnis der VHS einordnen. Hierbei spielt ein weiterer Aspekt eine zentrale Rolle - die flächendeckende Verfügbarkeit von VHSn, insbesondere auch in ländlichen Regionen: [Die VHS] verkörpert den Anspruch einer wohnortnahen Volkshochschule, einer Volkshochschule der kurzen Wege (Süssmuth; Sprink, 2010, S. 486). Insbesondere in der Weimarer Zeit existierten sogar zwei unterschiedliche VHS-Modelle für Stadt und Land: So waren die Abendvolkshochschulen in urbanen Regionen, die Heimvolkshochschulen in ländlichen Regionen verortet. Letztere boten vor allem mehrtägige Seminare mit Übernachtungsmöglichkeit an (vgl. Olbrich 2001, S. 148f). Wenngleich es auch gegenwärtig noch Heimvolkshochschulen in ländlichen Räumen gibt, so ist die Anzahl derer verschwindend gering im Vergleich zur heute auch in ländlichen Regionen klassisch verbreiteten VHS. Im Jahr 2011 fanden unter dem Dach der deutschen VHSn in knapp eigenständigen Bildungseinrichtungen und circa Außenstellen Veranstaltungen der Erwachsenenbildung statt (vgl. DVV 2011, S. 3). Volkshochschule ist überall. In den Städten, Gemeinden und Landkreisen Deutschlands ist die Volkshochschule die bewährte zentrale Institution der kommunalen Daseinsvorsorge im Erwachsenenbildungsbereich und wichtiger Garant einer bürgerorientierten Bildungsinfrastruktur. [ ] In ländlichen Regionen sind die Volkshochschulen oft sogar der einzig erreichbare Weiterbildungsanbieter (ebd.). VHSn befinden sich demnach in unmittelbarer Nähe zum Lebensumfeld der in ländlichen Regionen lebenden Menschen. Dies versetzt sie in eine potentiell bedeutsame Rolle bei der Entwicklung ländlicher Räume durch Angebote der Erwachsenenbildung. Über die bloße Existenz hinaus bedarf es allerdings weiterer wichtiger Kompetenzen, Kapazitäten und Ressourcen, um ländliche Räume positiv zu beeinflussen. Denn die historisch gewachsene große Verantwortungsübernahme im Bereich politischer Erwachsenenbildungsarbeit erlebte im Laufe der turbulenten und prägenden Ereignisse im Deutschland des 20. Jahrhunderts einige Höhen und Tiefen. Insbesondere in der ehemaligen DDR wurde die reformpädagogische Idee der VHS zu Gunsten einer star- 23

23 ken Verschulung und einer Fokussierung auf berufliche Bildung rigide unterbunden. Später übernahm die VHS in der DDR beinahe ausschließlich die Funktion, qualifizierende Schulabschlüsse nachzuholen. Im Gegensatz dazu gelang es den in den alten Bundesländern verorteten VHSn, Anknüpfungspunkte zum ursprünglichen Charakter der VHSn beizubehalten (vgl. Süssmuth; Sprink, 2010, S. 476ff). Es liegt auf der Hand, dass sich basierend auf diesen beiden unterschiedlichen Biographien die VHSn in Ost- und Westdeutschland auch nach der Wende verschiedenartig entwickelt haben und sich bis heute an unterschiedlichen Punkten innerhalb dieses Prozesses befinden. Es scheint lohnenswert, der Frage danach, wie genau sich die gegensätzlichen Rahmenbedingungen, unter denen die VHSn in Ost- und Westdeutschland gewachsen sind insbesondere auf die VHS-Arbeit in den ländlichen Räumen bis heute auswirken, weiter nachzugehen. Für das Forschungsprojekt ist diese organisationsbiographische Besonderheit insbesondere in Hinblick darauf nicht außer Acht zu lassen, dass sich die untersuchten VHSn im Osten der Bundesrepublik befinden. VHS Vogtland Bis zum existierten im Vogtlandkreis zwei VHSn: Die VHS Plauen und die VHS Vogtlandkreis. Die VHS Plauen im größten Oberzentrum des Vogtlandkreises befand sich seit dem in Trägerschaft der Fördergesellschaft für berufliche Bildung Plauen-Vogtland e.v. Wie der Name vermuten lässt, ist die Fördergesellschaft vor allem im berufspraktischen, überbetrieblichen, berufsvorbereitenden und weiterbildenden Bereich tätig und zudem freier Träger der Jugendhilfe. Die VHS Vogtlandkreis hingegen wurde bis zum vom Vogtlandkreis selbst getragen. Hierzu zählen die Geschäftsstellen in Reichenbach, Rodewisch, Oelsnitz und Klingenthal allesamt in ländlichen Regionen des Vogtlands verortet. Zum fand eine Fusion beider VHSn statt, wobei die VHS Vogtlandkreis in die VHS Plauen unter Trägerschaft der Fördergesellschaft aufgenommen wurde und nun unter dem gemeinsamen Namen VHS Vogtland geführt wird. Grund hierfür sei vor allem das Ziel gewesen, Doppelstrukturen im Landkreis abzubauen, stärkere Synergien zwischen den einzelnen Standorten herzustellen und somit letztlich auch Gelder einzusparen. Die Standorte der ehemaligen VHS Vogtlandkreis sollen jedoch erhalten bleiben. 24

24 Abbildung 3: Strukturierung der VHS Vogtland Bis Seit VHS Plauen VHS Vogtlandkreis VHS Vogtland Träger: Fördergesellschaft für berufliche Bildung Plauen-Vogtland e.v. kreiseigen Träger: Fördergesellschaft für berufliche Bildung Plauen-Vogtland e.v. Die Fusion wird von einigen Seiten jedoch auch kritisch betrachtet. Ein zentraler Kritikpunkt ist die große Intransparenz, mit welcher die Fusion vonstattengegangen sei. Dies wurde auch seitens einiger Ausschussmitglieder des Kreistages moniert (vgl. Riedel 2017) und erzeugte auf Seiten der Mitarbeitenden große Unsicherheiten, die erst kurz vor der Fusion im Juni 2017 von der geplanten Umstrukturierung erfuhren. Zudem bewirkte die Argumentation, man habe mit der Fusion lediglich die kleinere VHS Vogtlandkreis in die größere VHS Plauen aufgenommen, mancherseits Unbehagen. Denn diese Aussage bezieht sich ausschließlich auf die Teilnehmerzahlen, die in Plauen höher sind als im Rest des Vogtlandkreises. Flächen- und Einwohnerbezüglich trug die VHS Vogtlandkreis jedoch Verantwortung für eine weitaus höhere Personenzahl und Fläche, nämlich für circa Menschen auf etwa km² im Vergleich zu ca Menschen auf 102 km² in Plauen (vgl. Plauen 2018; vgl. Statistisches Landesamt Sachsen 2018b; Statistisches Landesamt 2018c). Insbesondere mit Blick auf den, abgesehen von der Stadt Plauen, äußerst ländlich geprägten Vogtlandkreis, welchem aufgrund der demografischen Entwicklung eigentlich eine ganz besondere Aufmerksamkeit zukommen sollte, stößt diese Entwicklung auch auf Unmut seitens verschiedener GesprächspartnerInnen innerhalb des Projektes. VHS Nordsachsen Die VHS Nordsachsen besteht in ihrer jetzigen Form seit Sie wird als Betriebsteil des kommunalen Eigenbetriebes Bildungsstätten des Landkreises Nordsachsen durch den Landkreis Nordsachsen getragen. Die Hauptgeschäftsstelle ist in Eilenburg ansässig, daneben existieren weitere Geschäftsstellen in Delitzsch, Schkeuditz, Torgau, Taucha und Oschatz. Im Rahmen der Kreisgebietsreform 2008 entstand der Landkreis Nordsachsen durch eine Zusammenlegung der Altkreise Delitzsch und Torgau Oschatz. Die kommunale Gebietsreform hatte zur Folge, dass auch die VHSn der Landkreise im Jahr 2011 fusionierten. Bereits in den 1990er Jahren schlossen sich die VHSn Eilenburg und Delitzsch zusammen, ebenso die VHSn Torgau und Oschatz. Somit wurde aus ehemals vier VHSn die heutige VHS Nordsachsen, eine XXL-VHS (I). Der Weg dahin wurde als anspruchsvoller und schwieriger Weg der Harmonisierung beschrieben, doch wird 25

25 der Prozess des Zusammenwachsens im Jahr 2017 als gelungen eingeschätzt: Wir denken und fühlen als VHS Nordsachsen (I). Trotz der aus der Zusammenlegung entstandenen Größe, hat es sich die VHS Nordsachsen als Ziel gesetzt, in der Fläche so gut es geht vertreten sein zu wollen, bis ins kleinste Dorf (I). Jedoch wird auch angemerkt, dass hier nicht das ganze Potential ausgenutzt werden kann: Wir könnten wesentlich mehr tun, wenn wir besser aufgestellt wären. (I) Dem Leitbild der VHS Nordsachsen ist zu entnehmen, dass Bildung hier bereits so verstanden wird, wie es auch die TeilnehmerInnen der Gruppendiskussionen formulieren: Wir verstehen unter Lernen nicht nur einen Zuwachs von (intellektuellem) Wissen, sondern ebenso einen sozialen und emotionalen Vorgang (VHS Nordsachsen 2018). Weiterhin versteht sich [die VHS Nordsachsen] als Dienstleistungseinrichtung für Bildung, Qualifizierung, Beratung und Regionalentwicklung (VHS Nordsachsen 2018). Erwachsenenbildungsangebote werden als der Ort gesehen wo gesellschaftlicher Austausch stattfinden kann und der ist notwendig, damit sich etwas entwickelt (I). Hier zeigt sich der Ansatzpunkt, besonders auch für die ländlichen VHSn, durch das Zusammenbringen von Menschen und AkteurInnen vor Ort das Ziel der Regionalentwicklung bzw. der Belebung der Region durch Bildungsangebote auf verschiedenen Ebenen zu erreichen. 2.2 Erwachsenenbildung und regionale Entwicklung Sowohl VHSn als auch die ländliche Erwachsenenbildung im Allgemeinen spielen in einigen Regionen der Bundesrepublik eine bedeutsame Rolle bei der Entwicklung ländlicher Räume. Bereits seit den 1970er Jahren existieren zahlreiche strategische Ansätze, mittels derer die Revitalisierung ländlicher Regionen durch Erwachsenenbildung von statten gehen könnte (z.b. vgl. Klemm/Meisel 1997; vgl. Matthiesen/Reutter 2003; vgl. Klemm 2012). Immer wiederkehrende Schlagworte sind hierbei Lernende Region, Eigenständige Regionalentwicklung und/oder Lernen vor Ort. Auch der SVV verfasste 2014 ein Strategiepapier zu lebenslangem Lernen in ländlichen Räumen (vgl. SVV 2014). Im Wesentlichen ist davon auszugehen, dass Bildung und Kultur wichtige und kreative Impulse für regionale Entwicklungen setzen können. Fasst man die verschiedenen Diskussionen um eine Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen zusammen, die den gegenwärtigen Herausforderungen vor Ort zukunftsfähig zu begegnen in der Lage sein soll, so kristallisieren sich folgende Aspekte heraus: 26

26 Regional- und Gemeinwesenbezug Es geht ganz grundsätzlich darum, seitens der Einrichtungen der Erwachsenenbildung Verantwortung für die jeweilige Region zu übernehmen. Ausgangspunkt für die Schaffung von Angeboten sollten die konkreten Belange in der unmittelbaren Lebenswelt der Menschen vor Ort sein. Die entscheidende Bezugsgröße für Interventionen ist das Dorf/der Ort selbst und die dort lebenden Menschen (Regionale Identität der Erwachsenenbildung). Notwendig ist eine Orientierung an den Bedingungen vor Ort (Regionalspezifische Lösungsansätze). Hierfür bedarf es eines gemeinwesenorientierten Ansatzes (z.b. aufsuchende Bildungsarbeit). Partizipation Die Beteiligung der vor Ort lebenden Menschen und ansässigen Einrichtungen ist unerlässlich: Möglichkeiten der Reflexion und des Dialogs treten in den Vordergrund (Schnittstellen zwischen institutionellen in informellen/beiläufigen Lernsettings). Erwachsenenbildung erhält hier die Funktion der Moderation und Animation. Lernen wird als selbstgesteuerter aktiver Prozess verstanden (vom Belehren zum Ermöglichen). Individuelle und gesamtgesellschaftliche Entwicklungen gehören zusammen und bedingen einander. Vernetzung Nur durch Vernetzung und Kooperation vorhandener humaner und institutioneller Ressourcen kann Erwachsenenbildung positiv in ländliche Regionen hineinwirken. Voraussetzung hierfür seien allerdings Veränderungen auf bildungspolitischer, institutioneller und inhaltlicher Ebene sowie ein Umdenken im professionellen Selbstverständnis der PraktikerInnen (vgl. Klemm 2002, S. 8ff; vgl. Bretschneider/Nuissl 2003, S. 35ff; vgl. Klemm 2012, S. 54ff; vgl. SVV 2014, S. 3ff; vgl. Klemm 2015, S. 20ff). Die wissenschaftliche Fundierung von Analysen der Erwachsenenbildung im ländlichen Raum, gesellschaftspolitische Positionierungen, die Suche nach neuen PartnerInnen und der externe Blick werden als wichtige Voraussetzungen für eine gemeinwesen- 27

27 orientierte Bildungsarbeit angesehen (Rohrmoser 2004). Da sich seit mehreren Jahrzehnten zahlreiche strategische Ansätze zu Regionalwicklung durch Erwachsenenbildung etabliert haben und stetig weitergedacht werden, sollte in dem Projekt untersucht werden, ob a) diese Ansätze bereits in den regionalen VHSn in Sachsen verfolgt werden und b) diese Grundlage einer Weiterentwicklung der VHSn in Sachsen sein können. Weil eine solche Umsetzung eine erhebliche Neuorientierung in der Bildungslandschaft verlangt, wurde von der Vermutung ausgegangen, dass die oben zusammengefassten Ansatzpunkte eher eine Beschreibung dessen sind, wie es sein sollte und weniger dessen, wie es tatsächlich umgesetzt wird. Laut Literatur seien es vor allem folgende Diskrepanzen, die die flächendeckende Umsetzung der Strategie bisher scheitern ließen: Abbildung 4: Lernende Regionen zwischen Anspruch und Wirklichkeit Anspruch Regionalorientiertes Denken und Handeln Wirklichkeit Lokalorientiertes Denken und Handeln Ressourcen bündeln und vernetzen Kooperationen/Gemeinsamkeiten/ Vernetzung Selbststeuerung/Selbstorganisation (Bürgergesellschaft) Prozessorientiert/langfristige Planung Sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltiges Arbeiten Einzelkämpfermentalität Konkurrenzdenken Traditionelle politische Macht- und Verwaltungsstrukturen Kurzfristige Entscheidungsplanung Mehrwertorientiertes Arbeiten Innovatives Denken und Handeln Festgefahrenes Denken und Handeln Quelle: Klemm 2002, S. 12; eigene Darstellung Hinsichtlich der Entwicklung tragfähiger Strukturen der Daseinsvorsorge nimmt Erwachsenenbildung demzufolge eine doppelte Position ein: Zum einen ist sie Teil der Daseinsvorsorge und insbesondere die VHSn sind in der Fläche vielerorts präsent, zum anderen kann Erwachsenenbildung im Umbau der Daseinsvorsorge eine wichtige Rolle spielen. In der Erwachsenenbildungskonzeption des Freistaates Sachsen wird die Beachtung der besonderen Erwachsenenbildungsbedarfe und -strukturen in ländlichen Räumen hervorgehoben, eine engagementfördernde Erwachsenenbildung und die Sicherung derer im ländlichen Raum als Teil einer ausgewogenen Daseins- 28

28 vorsorge betont (vgl. SMK 2014, S. 17 und 19f.). Nimmt man diese politisch ernst, dann erhalten die Veränderungsbedarfe ein besonderes Gewicht. Die Diskussionen um Daseinsvorsorge haben immer wieder den Aspekt der Strukturveränderung bei Angeboten und die institutionellen Wandlungen hervorgehoben (vgl. Beetz; Barlösius; Neu 2008). So sind verschiedene Strukturmodelle diskutierbar, z.b. eher multifunktional ausgerichtete (z.b. analog den Mehrgenerationenhäusern), mobile (z.b. Komm-Strukturen), zentral-dezentrale Funktionsteilung (z.b. die Zusammenarbeit mit landesweiten Trägern. Zu präzisieren ist, wie eine differenzierte Grund- und Strukturförderung aussehen kann, die den unterschiedlichen ländlichen Räumen in Sachsen gerecht wird. Dies ist in den ländlichen Räumen in der Erwachsenenbildung wie in anderen Bereichen auch nicht eine quantitative, sondern zunehmend eine fachlich-qualitative Problemstellung. Eine quantitativ orientierte Einheitsförderung der Erwachsenenbildung kann Innovationsmaßnahmen nicht befördern (vgl. SVV 2013). Hinsichtlich der Untersuchung war es ein zentrales Anliegen, konkrete Aussagen zu den Realitäten vor Ort treffen zu können. Aber es wurde ebenfalls nach Aussagen zu Veränderungen gesucht, wie sich Erwachsenenbildung in und mit der Region weiterentwickeln kann. Um einer Realisierung näher zu kommen, wurden innerhalb der Forschungstätigkeiten in den Landkreisen auch Blockaden thematisiert, die der Umsetzung oben genannter strategischer Ansätze entgegenstehen. 2.3 Untersuchungsdesign Das Untersuchungsdesign war so angelegt, dass a) verschiedene Aspekte des Wandels der Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen eingefangen wurden und b) mit möglichst unterschiedlichen Personengruppen über das Verständnis und den Bedarf von Erwachsenenbildung ins Gespräch gekommen wurde Forschungs- und Entwicklungsfragen Damit ergaben sich aus der oben beschriebenen Problemstellung und den beobachtbaren Wandeln Forschungsfragen: Wie lässt sich Erwachsenenbildung als Bestandteil der Daseinsvorsorge definieren? Was beinhaltet dies? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für regionale und lokale Bildungsstrukturen? Wie lassen sich Bildung und regionale Entwicklung stärker miteinander verknüpfen? Welche PartnerInnen könnten involviert werden? Welche neuen Bedarfsfelder erschließen sich für die ländliche Erwachsenenbildung? 29

29 Welche neuen Kooperationsmodelle und Strukturen regionaler Erwachsenenbildung lassen sich denken? Wie könnten diese umgesetzt werden? Die empirische Untersuchung diente im Wesentlichen dazu, die Forschungs- und Entwicklungsfragen mit sehr unterschiedlichen Menschen in den beiden Auswahlregionen zu diskutieren, deren Perspektiven zu strukturieren und zur Weiterentwicklung anzuregen. Die Literaturdiskussion diente der überregionalen Verortung und der Einbettung in aktuelle Diskurse der Erwachsenenbildung und ländlicher Entwicklungen Schritte des Forschungsprozesses Aus den oben beschriebenen Ansätzen heraus ergab sich weiterhin für das Forschungsprojekt die Herausforderung, mit zwei unterschiedlichen Zielgruppen zu arbeiten. Dabei sollte zum einen die Sichtweise der AkteurInnen der Erwachsenenbildung abgebildet werden, zum anderen sollte die Wahrnehmung der Menschen vor Ort dargestellt und eine Beteiligungsplattform geboten werden, um die Bildungsbedürfnisse der ländlichen Bevölkerung zu ergründen. Für die Untersuchungsgruppe der BildungsakteurInnen wurden schließlich drei Themenbereiche festgelegt: 1) Die Erfassung regionaler Entwicklungen der Erwachsenenbildungsträger und die Besonderheiten der Arbeit in ländlichen Räumen. 2) Ein analysierender Blick zu vorhandenen Kooperationen und Möglichkeiten, diese auszubauen und weiterzuentwickeln. 3) Die Recherche zu Erfahrungen hinsichtlich der Bedarfe in der Erwachsenenbildung. Für die Gruppendiskussionen mit Menschen vor Ort wurden die Schwerpunkte anders gesetzt. In den Gesprächen ging es um die Fragen, 1) was Menschen im Erwachsenenalter mit dem Begriff Bildung verbinden, 2) welchen Stellenwert sie Erwachsenenbildung beimessen, 3) welche Bildungsbedürfnisse Menschen in ländlichen Räumen formulieren, 4) welche Formate NutzerInnen im ländlichen Raum für geeignet halten und 5) wie BewohnerInnen ländlicher Räume ihre Lebenszufriedenheit und -qualität beschreiben und welche Faktoren darauf Einfluss nehmen. Neben dem Ziel, Antworten auf die genannten Fragen zu erhalten, wurde im For- 30

30 schungsprojekt zudem ein aktivierender Ansatz verfolgt. Unter aktivierender Forschung ist ein Zusammenspiel aus qualitativer Sozialforschung und sozialarbeiterischer Bürgeraktivierung zu verstehen. Bereits die Auseinandersetzung mit dem Thema Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen kann der Anfang zu einem Entwicklungsprozess sein, der bottom-up-mäßig erfolgt, d.h. aus der Bevölkerung im ländlichen Raum selbst erwächst. Indem Sichtweisen, Interessen und Bedürfnisse der vor Ort lebenden Menschen identifiziert sowie Kontakte hergestellt werden, kann sich sowohl eine Grundlage für gemeinsames Handeln eröffnen als auch Ressourcen für Entwicklungen entdeckt und gebündelt werden (vgl. Stoik 2009). In einer Gruppendiskussion wurde das (unausgesprochene) Ziel der Aktivierung folgerichtig aufgegriffen und formuliert: Das ist auch so, wenn wir das hier jetzt angehen wollen, wenn wir sagen: Wir wollen etwas machen in Richtung Erwachsenenbildung im ländlichen Raum. Dass wir das Ziel formulieren, ja, wir wollen das, aber wir wissen nicht genau was rauskommt. Das muss der Prozess ergeben. Aber wichtig ist, dass du erstmal eine Möglichkeit findest, Menschen überhaupt erstmal zusammenzubringen, so wie wir heute. (G) Du brauchst erstmal eine zündende Idee, die dir sichert, dass ein paar Leute herkommen, dass die was interessant finden. Und wenn dann Leute erstmal zusammenkommen, das ist ja kein Prozess der starr abläuft, das ist ja dynamisch, dann kann man gemeinsam etwas finden. (G) Somit wurde dem Untersuchungsvorhaben mit einem Methodenmix begegnet, der es ermöglichte, unterschiedlichste Sichtweisen zu erheben sowie Herausforderungen und Chancen der Erwachsenenbildung im ländlichen Raum aufzuzeigen und gleichzeitig auch Bedarfe vor Ort zu erfassen. Über einen verhältnismäßig kurzen Forschungszeitraum von September 2017 bis März 2018 wurde in zwei Landkreisen exemplarisch den Forschungsfragen nachgegangen. Angelehnt an die Prämissen der Aktionsforschung ging es darum, in sehr enger Abstimmung mit dem SVV relevante Themen hinsichtlich der Forschungsfragen zu identifizieren, den Forschungsprozess kommunikativ und offen zu gestalten, d.h. den GesprächspartnerInnen die Möglichkeit zu geben, ihre Themen und Vorstellungen einzubringen, unerwarteten und marginalen Positionen und Überlegungen Raum einzuräumen sowie eine intensive Rückmeldung in die praktische Erwachsenenbildung auf lokaler und landesweiter Ebene zu geben. 31

31 Schritt 1: Auswahl der InterviewpartnerInnen und DiskussionsteilnehmerInnen Um die Forschungsfragen zu beantworten war angestrebt, sowohl die Erfahrungen und Empfindungen einzelner Individuen zu erfassen als auch darüber hinaus einen professionellen Blick auf die Situation der Erwachsenenbildung im ländlichen Raum zu erhalten. In der vorliegenden empirischen Untersuchung standen somit zwei Personengruppen im Fokus: Zum einen wurden leitfadengestützte Interviews (vgl. Kruse 2015, S. 203ff) mit BildungsakteurInnen geführt. Darunter werden im Rahmen des Projektes Personen gefasst, die entweder im Untersuchungsgebiet oder sachsenweit in der Erwachsenenbildung tätig sind, die Verantwortung für Bildung in den Landkreisen Nordsachen und Vogtlandkreis tragen oder durch ihr Wirken als KommunalpolitikerIn zur Gestaltung von Rahmenbedingungen beitragen (können). Die zweite Gruppe der Befragten bilden in ländlichen Räumen des Vogtlandes und Nordsachsens lebende Menschen, mit denen im Rahmen von Gruppendiskussionen (vgl. Kruse 2015, S. 186ff) ins Gespräch gekommen wurde, um ein möglichst breites Spektrum an Meinungen und Haltungen einzufangen. Um mögliche InterviewpartnerInnen und DiskussionsteilnehmerInnen in den Landkreisen Nordsachsen und Vogtlandkreis zu eruieren, war eine tiefgehende Recherche sowohl zu AkteurInnen in der Erwachsenenbildungslandschaft als auch zu in den Regionen aktiven Vereinen und Organisationen notwendig. Besonders im Hinblick auf die Gruppendiskussionen wurden potentielle TeilnehmerInnen recht weit gefasst, sollten doch neben bereits Teilnehmenden an Angeboten der Erwachsenenbildung vor allem auch Menschen erreicht werden, die diese - aus welchen Gründen auch immer (noch) nicht nutzen. Mögliche GesprächspartnerInnen wurden zunächst per Mail über das Projekt informiert und zur Gesprächsbereitschaft angefragt. Erfolgte keine Rückmeldung, wurde telefonischer Kontakt aufgenommen. Als hilfreich erwies sich der Rückgriff auf Gatekeeper (vgl. Kruse, 2015, S. 251) - im Rahmen des Projektes auch Schlüsselpersonen genannt - als äußerst hilfreich. Menschen, die vor Ort tätig und bekannt sind und als MultiplikatorInnen fungieren, beispielsweise PfarrerInnen, KoordinatorInnen oder engagierte Privatpersonen. Diese vermittelten den Kontakt zu weiteren möglichen InterviewpartnerInnen bzw. standen sie unterstützend bei der Organisation und Durchführung der Gruppendiskussionen zur Seite. 32

32 Festzuhalten ist bereits hier, dass sich Menschen, die sich am Forschungsprojekt beteiligten, auch häufig durch weiteres Engagement, sei es politisch oder zivilgesellschaftlich, haupt- oder ehrenamtlich, auszeichneten. Somit fehlt in den Aussagen der konkrete Blick derer, die sich bisher noch überhaupt nicht von Bildungsangeboten angesprochen fühlten oder diese nicht nutzen. Um diese Zielgruppe einzubeziehen, wären umfassendere zeitliche Ressourcen notwendig gewesen, da der Zugang hier mit größeren Herausforderungen verbunden gewesen wäre. Schritt 2: Planung der Interviews und Gruppendiskussionen Parallel zur Akquise der GesprächspartnerInnen erfolgte die inhaltliche Vorbereitung der Interviews. Den durchgeführten ExpertInneninterviews lag ein Leitfaden zugrunde (vgl. Anlage 1). Dieser nach dem SPSS-Prinzip nach Helfferich (vgl. Helfferich 2011) erstellte Fragenkatalog diente in allen Gesprächen als Grundlage und Orientierung, wurde jedoch nicht zu starr verwendet und entsprechend der Tätigkeitsschwerpunkte der befragten Personen modifiziert. Den InterviewpartnerInnen selbst war es möglich, je nach individuellem Aufgabenfeld Schwerpunkte zu setzen. Auch den Gruppendiskussionen lag ein zuvor erarbeiteter Leitfaden zugrunde, dieser zeichnet sich jedoch durch eine größere Offenheit aus (vgl. Anlage 2). Ziel war hier eher, Gesprächsimpulse zu setzen anstatt starr Fragen abzuarbeiten (vgl. Abbildung 5). Des Weiteren wurden datenschutzrechtliche Vorbereitungen getroffen (vgl. Anlage 3). Zur Audiodokumentation wurden klassische Diktiergeräte genutzt. Schritt 3: Interviewdurchführung/Durchführung der Gruppendiskussionen Im Erhebungszeitraum von Ende September 2017 bis Mitte März 2018 konnten insgesamt 36 Interviews und 11 Gesprächsrunden durchgeführt werden. Dabei wurden im Landkreis Nordsachsen 12 AkteurInnen der Erwachsenenbildung interviewt und es fanden drei Gruppendiskussionen statt. Im Vogtlandkreis konnten 15 Interviews und 8 Gesprächsrunden durchgeführt werden. Weitere 9 Interviews wurden mit Menschen geführt, die überregional in Sachsen in der Erwachsenenbildung tätig sind. Insgesamt kamen somit mehr als 100 Personen zu Erwachsenenbildung im ländlichen Raum zu Wort (vgl. Abbildung 6). 33

33 Abbildung 5: Visualisierung der Forschungsfragen in einer Gruppendiskussion Die Interviews wurden in den Räumlichkeiten der Erwachsenenbildungsträger durchgeführt, dafür wurden weite Strecken innerhalb Sachsens zurückgelegt. Gleichzeitig wurden dabei die Vielgestaltigkeit und Unterschiedlichkeit ländlicher Räume Sachsens offensichtlich. Abbildung 6: Erhebungsübersicht der Befragung (eigene Darstellung) Erhebungsübersicht September 2017 bis März 2018 Landkreis Nordsachsen Vogtlandkreis Überregional 12 Interviews 3 Gruppendiskussionen 15 Interviews 8 Gruppendiskussionen 9 Interwiews 34

34 Am Forschungsprojekt beteiligten sich durch ihre Bereitschaft zu Interviews AkteurInnen aus den folgenden Einrichtungen: VHSn Nordsachsen und Vogtland Ländliche Erwachsenenbildung im Freistaat Sachsen e.v. (LEB) Arbeit und Leben Sachsen e.v. Landkreisverwaltungen Nordsachsen und Vogtlandkreis Sächsische Landeszentrale für politische Bildung Heimvolkshochschule Kohren-Sahlis Ehrenamtsakademie Sachsen Sächsisches Landeskuratorium Ländlicher Raum e.v. Landesfachstelle der Bibliotheken Sächsischer Landfrauen Verband e.v. sowie aktive und ehemalige KommunalpolitikerInnen Die Gruppendiskussionen konnten dank des Interesses und der Beteiligung von Mitgliedern regionaler Landfrauenortsvereine, kirchlicher Gemeindekreise, NetzwerkpartnerInnen des Kulturraums Zwickau-Vogtland, ausgewählter Mehrgenerationenhäuser, eines engagierten Kunst- und Kulturvereins, eines vogtländischen Stadtgestaltungsvereins sowie einer freien Interessengruppe durchgeführt werden. Obwohl der Blick der Untersuchung auf Erwachsenenbildung mit all ihren AkteurInnen gerichtet war, so lag der Schwerpunkt doch auf den VHSn in den beforschten Landkreisen. Dies ergab sich vor allem aus der flächendeckenden Struktur dieser sowie der engen Zusammenarbeit mit dem und Akzentuierung durch den SVV. Zahlreiche Gespräche an den unterschiedlichsten Standorten ermöglichten Einblicke in verschiedenste Regionen der ländlichen Räume Sachsens. 35

35 Abbildung 7: Reger und aktiver Austausch während einer Gruppendiskussion Abbildung 8: Vor Beginn einer Gruppendiskussion in den Räumen einer VHS 36

36 Schritt 4: Auswertung und Analyse des Datenmaterials Die Audioaufnahmen der Interviews und der Gruppendiskussionen wurden im Anschluss an die Erhebung durch die Projektmitarbeiterinnen protokolliert. Dabei wurde aus Zeitgründen auf eine vollständige Transkription des Materials verzichtet, diese erfolgte schwerpunktmäßig an besonders aussagekräftigen Stellen. Abbildung 9: Information, Datenschutz und Aufnahme der Gespräche In einem nächsten Schritt wurden die Aussagen vorab festgelegten Kategorien zugeordnet, die sich aus den Leitfäden und vorheriger Recherchen ergaben (deduktive Kategorienbildung): 37

37 Abbildung 10: Deduktiv gebildete Kategorien (Interviews) Bildungsverständnis Situation des Bildungsgebers Erwachsenenbildung als Entwicklungs- und Standortfaktor Kooperationen/Vernetzu ng im ländlichen Raum Bedarfe/ Bedarfsermittlung Öffentlichkeitsarbeit Strategien & Visionen für Erwachsenenbildung im ländlichen Raum Zukunftswünsche für Erwachsenenbildung Zukunftswünsche für ländliche Räume Abbildung 11: Deduktiv gebildete Kategorien (Gruppendiskussionen) Bildungsbegriff/ Bildungsverständnis Persönlicher Stellenwert der Erwachsenenenbildung Bedürfnisse - Welche Angebote wären wichtig? Formate von Bildungsangeboten Während der Analyse des Datenmaterials wurden weitere Kategorien sichtbar, sodass das Kategoriensystem erweitert wurde und dahingehend eine zusätzliche Betrachtung und Zuordnung der Aussagen erfolgte (induktive Kategoriebildung). Abbildung 12: Induktiv entstandene Kategorien (Interviews und Gruppendiskussionen) Empfundener Zustand ländlicher Räume Lebensqualität in ländlichen Räumen Mobilität Schlüsselpersonen/ MultiplikatorInnen Schlüsselorte/ Soziale Orte Dezentralität Gemeinschaft als Mehrwert Rahmenbedingungen/ Finanzierung Bürgerschaftliches Engagement 38

38 Die inhaltsanalytisch geleitete Betrachtung des Datenmaterials erfolgte somit in mehreren Schritten. Anzumerken ist, dass im gesamten Erhebungs- und Auswertungsverlauf zentral befundene Aussagen im Forscherteam diskutiert und reflektiert wurden. Die aufbereiteten Ergebnisse basieren auf dem beschriebenen Sample. Sie ermöglichen - unter Berücksichtigung regionaler Unterschiedlichkeit - Aussagen zu Ansatzpunkten, wie Erwachsenenbildung sich zukünftig aufstellen könnte, um ihren Beitrag zur Revitalisierung der ländlichen Räume zu leisten. 39

39 3. Ergebnisse Die folgenden Kapitel fokussieren die zentralen Aussagen und Inhalte, die sich aus oben dargestellten Kategorien ableiten lassen. Sie beziehen sich auf die vor Ort empfundenen Lebensverhältnisse, das Verständnis von Bildung und daraus erwachsende Bedürfnisse sowie Impulse für die zukünftige ländliche Erwachsenenbildung in Sachsen. 3.1 Aussagen zu Lebensqualität und Lebensverhältnissen Wie in beschrieben unterliegen ländliche Lebenswelten einem stetigen Wandel. Wie aber wird die Situation in den im Projekt betrachteten Regionen in Sachsen konkret wahrgenommen? Besonders in den Gruppendiskussionen bahnte sich das Thema Lebensverhältnisse und Lebensqualität im ländlichen Raum immer wieder seinen Weg und wurde mancherorts stärker diskutiert als z.b. der Wunsch nach bestimmten Bildungsformaten. In der Betrachtung der Aussagen ist eine Differenzierung nach Untersuchungsgebieten unerlässlich. Im Vogtlandkreis setzte die Frage nach Lebensqualität im ländlichen Raum zuerst positive Gedanken frei. Die persönlich empfundenen Vorzüge wie Natur und Landschaft, Ruhe und Miteinander sowie die Möglichkeit, viel Zeit im Freien zu verbringen, wurden vordergründig genannt. Erst im tieferen Gespräch zeigte sich auch im Süden Sachsens, was im Landkreis Nordsachsen bereits in Vorgesprächen deutlich wurde. Von den verschiedenen Bereichen der Lebensqualität (Infrastruktur, Wohnen, Arbeit, Familie und soziale Netzwerke) wurden in den Gesprächen vor allem die infrastrukturellen und soziokulturellen Angebote thematisiert. Dies entspricht durchaus einem Trend, der die frühere, einseitige Fokussierung auf ökonomische Faktoren ablöst und die politische Thematisierung der Daseinsvorsorge aufnimmt (vgl. Beetz/Neu 2006). Rückbau von Infrastruktur Die Zentralisierung von öffentlichen Einrichtungen, die Schließung von Bildungseinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten, das Fehlen von Arbeitsplätzen sowie die Schwierigkeit der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum werden als drastische Einschnitte empfunden, die sich negativ auf die Lebensqualität auswirken, weitreichende Konsequenzen haben und häufig ein Gefühl des Abgehängt-Seins für die Menschen in dörflichen Regionen mit sich bringen: 40

40 Der ländliche Raum wird abgekoppelt. Das merkt man bei verschiedenen Institutionen. Die werden dann immer mehr aus diesem ländlichen Raum herausgetrieben und weggedrängt. Und dann sagen die Leute: Na hier möchte ich ja gar nicht leben. Das ist dann die Schlussfolgerung. (G) Man behandelt uns hier oft, als hätte man uns vergessen, stiefmütterlich abgekoppelt vom normalen gesellschaftlichen Leben. (G) Das sind so ganz viele Dinge, die in den kleinen Städten [ ] nicht mehr klappen, [ ] nicht mehr da sind. (G) Als Ursache für den Wegfall vieler Angebote wird auch durch die Befragten die geringer werdende Anzahl der Menschen in ländlichen Räumen gesehen, sei es durch Abwanderung oder die Veränderung durch natürliche Bevölkerungsbewegungen. Wo nicht mehr so viele Menschen da sind, wo wenige Menschen oder Leute da sind, da wird doch nichts mehr angeboten, das wird doch alles weggenommen: Da ist die Schule weg, da ist die Post weg, da ist der Bahnhof weg, da ist alles weg, was mal da war. (G) Mit dem Rückbau von Infrastrukturangeboten wird allerdings auch die Vermutung laut, dass die mangelnde Attraktivität ländlicher Räume von politischer Seite in Kauf genommen wurde. Mehrfach wurde der Wunsch geäußert, den ländlichen Räumen Sachsens die gleiche Bedeutung zuzumessen wie den Großstädten, den Leuchttürmen (G), da alle Menschen die gleichen Chancen und Möglichkeiten im Leben bekommen sollten. Manchmal denke ich auch, dass dieses Volk ein bisschen verdummt werden soll, von oben her. Mit dummen Leuten habe ich es nicht so schwer wie mit jungen Leuten, die denken können. Das haben wir in der Geschichte vielleicht auch gesehen. Wer hat denn immer angefangen zu stänkern? Die Jungen, die Wilden, die Studenten. (G) Der Erwachsene im Ossiland, und vor allem hier im tiefsten Ossiland, ist verdammt schlecht dran. Denn er hat relativ wenig, worauf er sich nach der Arbeitszeit freuen kann. Außer er ist in einem Verein. (G) Kommt das, was in der Gesellschaft vorhanden ist, auch in meinem Dörfchen oder meinem Städtchen an? Habe ich das Gefühl, ich bin irgendwie an die große weite Welt angeschlossen? Habe ich das Gefühl, ich werde mit meinen Themen ernst genommen? (I) Bedenkenswert ist, dass die Erwartungen auf positive Veränderungsmöglichkeiten nur vereinzelt erkennbar sind. Besonders in Gruppen mit einem hohen Altersdurchschnitt wurden Ängste und die Unsicherheit vor weiteren negativen Entwicklungen erkennbar: 41

41 Für uns ist schon fast der Zug hier abgefahren. (G) Da kriegen wir hier keine Körner mehr ab, weder große noch kleine. (G) Was soll dann noch hier passieren, wenn das Grundzentrum weg ist? (G) Was wollen Sie denn revitalisieren, wenn die meisten Einwohner über 80 sind? (G) Mobilität/ÖPNV Mit dem Wegfall von wohnortnahen Angeboten gewinnt ein weiteres Thema an Bedeutung: die Mobilität der EinwohnerInnen in ländlichen Räumen und besonders die Struktur des öffentlichen Nahverkehrs. Besaß Sachsen einst ein dichtes Eisenbahnnetz, das auch kleine Ortschaften mit zentralen Punkten verband, erfolgte, besonders in den 1990er Jahren und Anfang der 2000er Jahre die Schließung vieler kleiner Strecken. Zwar betont der Freistaat Sachsen, dass er durch das Strecken- und Liniennetz von Eisenbahn, Straßenbahn, Regional- und Stadtbus und den darauf angebotenen ÖPNV-Leistungen sehr gut erschlossen [ist]. Ein moderner ÖPNV erhöht nicht nur die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Sachsen, er stellt zugleich einen Beitrag zur Verbesserung der Umwelt- und Lebensbedingungen dar (SMWA 2018). Die wirkliche Nutzung des ÖPNV gestaltet sich jedoch schwierig bzw. wird als zu kostenintensiv empfunden und orientiert sich nach Aussagen der Befragten nicht an den Bedürfnissen vor Ort. Damit verbunden wird nicht nur die Nutzung von elementaren Angeboten der Daseinsvorsorge wie ärztlicher Versorgung erschwert, sondern eben auch der Zugang zu Angeboten der kulturellen und sozialen Teilhabe sowie Bildungsangeboten. Genau, wie ich im ländlichen Raum Probleme habe, zu einem Arzt zu kommen, weil keine Busverbindungen mehr vorhanden sind, genau so werde ich hier keine Möglichkeiten haben, am Abend zu einem VHS-Kurs zu gelangen. Und wenn, dann komme ich bestimmt nicht mehr zurück. (G) Hier gibt s nichts, was du vor Ort so richtig machen kannst. Wenn, dann musst du mindestens 30, 40 Kilometer in Kauf nehmen, hin und rück, damit du dich dann irgendwo mal mit unterkriegst für deine Interessen. (G) Besonders betroffen sind dabei Personengruppen, die noch nicht oder nicht mehr auf individuelle Beförderungsmöglichkeiten zurückgreifen können, vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung also besonders ältere Menschen. Mit zunehmender Immobilität geht bei Ihnen auch der Verlust von Selbständigkeit und Selbstbestimmung einher. Orte des Austauschs und des Zusammenseins zu erreichen wird immer schwieriger. Auch dies hat Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit: 42

42 Es fährt ja kein Auto und kein Bus. (G) Du bist ja drauf angewiesen, dass dich jemand fährt. (G) Hier [Mehrgenerationenhaus], wo du was hören könntest, da können sie nicht hinkommen. (G) Du quälst dich ja noch durch, mit deinem Rollator, aber viele können das ja gar nicht oder machen es nicht oder trauen sich nicht. (G) Wie kommste nach Torgau, wenn du kein Auto hast? (G) Neben dem bloßen Vorhandensein der Beförderungsangebote spielen auch die dabei anfallenden Kosten eine nicht zu unterschätzende Rolle: Und dann musst du die Kosten ja auch noch dazurechnen, die ich dann habe. (G) Am Ort ist man mit Sicherheit eher mal bereit zu sagen ok, das ist jetzt im Ort, da gehen wir mal hin. (G) Wir müssen uns immer ins Auto setzen und fahren und das ist einfach lästig. (G) Wenn man abends einmal daheim ist, fährt man nirgendwo mehr zu einem Kurs hin. (G) Da muss ich immer nach Torgau fahren, immer hin und her. (G) Ansatzweise wird hier deutlich, dass die Zentralisierung bestimmter Angebote im ländlichen Raum dazu führt, dass diese von einem Großteil der dort lebenden Menschen nur unter erschwerten Bedingungen zu erreichen ist oder nach einer individuellen Abwägung gar nicht mehr genutzt wird. Orte des Zusammenkommens Eng verknüpft mit der demografischen Entwicklung und der Veränderung der institutionellen Angebotsstruktur in ländlichen Räumen ist auch die Verfügbarkeit von sozialen Orten, also öffentlich zugänglichen Räumen des Zusammenkommens. So ist der Gasthof vielerorts schon lange geschlossen, die Kirche als Ort der Begegnung verliert Mitglieder und an Bedeutung und Dorfgemeinschaftshäuser sind nicht die Regel. Doch gerade diese Orte, an denen Gemeinschaft und informeller Austausch möglich wären, werden von zahlreichen Befragten erwähnt und das Fehlen bedauert: Ich wünsche mir, dass [ ] ein Bürgerhaus entsteht. Das würde die Gemeinschaft noch mehr zusammenbringen. (G) 43

43 Da braucht es einen Raum, wo man sich begegnen kann jenseits von Kirche und Sozialeinrichtungen. Wo fühlt man sich zugehörig, wenn man nirgendwo so richtig hinpasst? Wenn man keinen Draht zur Kirche und sozialen Institutionen hat, wo geht man da hin und begegnet sich? (I) Dafür muss immer irgendjemand seine Wohnung hergeben oder du musst aufs Wetter gucken, damit du raus gehen kannst. Es gibt keinen Ort wo du sagen könntest, hier trinken die Mamas jetzt mal einen Kaffee und die Kinder können auch mal in größerer Runde zusammen spielen. Da gibt es einfach nichts. (G) Die Gespräche mit professionellen AkteurInnen im Bildungsbereich sowie KommunalpolitikerInnen spiegeln diese Aussagen wider, wenngleich hier zusätzlich auch mögliche Ursachen für den strukturellen Wandel benannt werden. Zudem zeigt sich die bereits begonnene Auseinandersetzung um die Zukunft ländlicher Räume: Ich muss mich abgehängt fühlen. Und da sind wir im Moment richtig gut, dass wir das den Leuten einreden. (I) Das öffentliche Geld ist dafür da, dass man es sinnvoll anschiebt. Dass man sinnvoll Regionen bewegt. Und in dieser Dimension [ ] sind wir nicht richtigaufgestellt. Wir geben Geld aus, wo wir auf der Basis alter Gesetzeslagen, die sind teilweise Jahre alt, der Modernität und Notwendigkeit nicht folgen. Das heißt, die gesetzliche Verpflichtung, an der einen oder anderen Stelle zu finanzieren, entspricht nicht den Prinzipien des aktuellen Status und der zukünftigen Erwartungen. (I) Besonders seit der Bundestagswahl 2017, als vor allem in ländlichen Räumen durch das Wahlverhalten eine starke Unzufriedenheit mit der aktuellen politischen und strukturellen Situation geäußert wurde, ist ein anderer Blick auf diese spürbar und eine Diskussion um die Zukunft ländlicher Räume in Gang gekommen. An dieser Stelle sei beispielhaft auf den Wechsel des sächsischen Ministerpräsidenten verwiesen, ebenso auf die Betonung der Förderung ländlicher Räume im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung oder das Jahresthema der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung Stadt-Land-Mensch. Selbstkritisch wurde von einigen AkteurInnen mit politischer Verantwortung aber auch festgehalten, dass die Umstrukturierungen von Landkreisen und Gemeinden sich nicht förderlich auf die Identifizierung der Menschen mit dem ländlichen Raum ausgewirkt haben. Große Verwaltungseinheiten, die sinnvoll aus wirtschaftlicher und politischer Sicht erscheinen mögen, bieten wenig Ansatzpunkte der Zugehörigkeitsbildung. Der Rückbau der Angebote im ländlichen Raum wird wohl wahrgenommen, jedoch auch angemerkt, dass dies teilweise auch marktwirtschaftlichen Einflüssen zugerechnet werden muss und hier die Steuerungsmöglichkeiten von kommunaler Seite ein- 44

44 geschränkt sind. Das Denkproblem Geiz ist geil (I), also kurzfristig und individuell gedachter Vorteil durch Nutzung (vermeintlich) günstigerer Konsumangebote wird hier ebenso benannt wie der teilweise fehlende Regionalbezug bzw. die mangelnde Identifikation mit dem lokalen Umfeld: Wenn keiner zu dem Friseur da hingeht, dann macht der auch irgendwann zu. (I) Wenn ich schon im Dorf bin, dann muss ich auch in meinem Dorfladen einkaufen. (I) Hier kann wiederum ein Ansatzpunkt für Erwachsenenbildung gesehen werden, der dazu beitragen kann, identitätsstiftend zu sein. Durch das Anregen von Reflexionsprozessen und Austausch mit anderen kann eine Auseinandersetzung mit den Fragen Wer bin ich im ländlichen Raum? Wohin will ich mich entwickeln? Wie kann ich selber etwas zur Entwicklung meines Lebensraumes beitragen? stattfinden. Eine Expertin formulierte es treffend: Man kann nur wissen, wo man hingeht, wenn man weiß wo man herkommt. (I) Ein ehrenamtlich aktiver Teilnehmer einer Gruppendiskussion sieht dies als tragende Aufgabe der Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen: Geht es nicht einfach auch darum, den Menschen stärker bewusst zu machen wo sie leben und was in ihrem Umfeld auch alles da ist, an Vorteilen, die man nutzen könnte? (G) Alles was du mit dem Herzen machst, das geht, Alles was du gerne machst, das wird auch was. (G) Es ist notwendig, dass das Grundprinzip hier fühle ich mich a priori wohl sich manifestiert mit umgebenden gestaltenden Faktoren, die in Zukunft immer mehr nachgefragt werden, damit das Gleichgewicht der Verortung ich bin gern hier zu Hause und Erfüllung der eigenen Bedarfe sich addiert. Oder sich zumindest so ergänzt, dass man überhaupt dableiben will. Und dabei helfen solche Angebote ganz gewaltig. Das Wohlfühlen hier im Vogtland reicht nicht aus, sondern ist an Bedingungen geknüpft, die wir in der Breite diskutieren müssen. Sonst wird man nicht zufrieden sein und sich [ ] selbst daran gewöhnen, dass diese Verortung nur ein Prinzip des zukünftigen Erfüllt-Seins bedeutet. Und dass diese Angebote der eigenen Entwicklung, des Umfeldes, der Gestaltung, der Stadt und der Region ein Erfordernis ist, dem ich unterstützend zugewandt sein muss. Und dass man selbst Teil ist dieses Erfolgs. (I) Denn allen Aussagen zum Trotz, die den Status quo darstellen, sehen Menschen in dörflichen Strukturen Chancen, ihn lebendig zu erhalten und unter bestimmten Rahmenbedingungen auch zu gestalten: 45

45 Die ländliche Region hat da noch sehr viel Potential. Wenn es der politische Wille ist und von den kommunalen Organen unterstützt wird. (I) Da glaube ich an den mündigen Bürger: Den gibt es sowohl in der Kleinstadt als auch in der Großstadt und das ist Demokratie dass wir da allen in gleicher Weise ermöglichen, lösungsorientiert ihre kommunale Gemeinschaft voranzubringen. (I) Es gibt die Einschränkungen [im ländlichen Raum], aber was man vor Ort daraus macht, ist tatsächlich etwas anderes. (I) Vielen ist nicht bewusst, was die Dorfgemeinschaften alles bewirken könnten. (I) Gleichzeitig wird bemerkt, dass die Regionalentwicklung, das Lebendigkeit erhalten vor Ort, eine kooperative Aufgabe von Menschen im ländlichen Raum, Verwaltung und AkteurInnen der Erwachsenenbildung sein kann und sollte sowie gemeinschaftlich und ernsthaft angegangen werden muss: [Da] muss ich schauen, wie sind dort die Strukturen, wo kann ich mich mit reinsetzen, wo kann ich für beide Seiten Synergien erzielen? (I) Die Förderung des ländlichen Raumes darf zudem keine leere Worthülse, kein Strohfeuer (I) sein: Dann muss es jetzt auch losgehen, dann muss man jetzt in die Puschen kommen. (I) Die Aufmerksamkeit, die nun auf ländlichen Räumen liegt, muss ein zukunftsorientiertes und nachhaltiges Handeln der Verantwortlichen nach sich ziehen, das im Idealfall unter Einbezug der EinwohnerInnen dörflicher Regionen erfolgt Aussagen zum Verständnis von Bildung im Erwachsenenalter Alle im Rahmen des Projektes befragten Personen wurden zu Beginn des Gespräches gebeten, ihr ganz persönliches Verständnis des Begriffes Bildung zu beschreiben. Denn das individuelle Verständnis von Bildung ist einerseits Basis dafür, welche Bedürfnisse daraus erwachsen und andererseits dafür, welche Angebote geschaffen werden. Hierbei zeigten sich zum einen Unterschiede zwischen (potentiellen) NutzerInnen und AnbieterInnen von Angeboten der Erwachsenenbildung, aber auch zwischen den untersuchten Landkreisen. Für die BildungsakteurInnen stand der geplante, organisierte, bewusste und syste-

46 matische Wissenserwerb im Fokus der individuellen Bildungsdefinitionen, so zum Beispiel: Abbildung 13: Positionen zum Verständnis von Bildung im Erwachsenenalter I: Bildung ist... den eigenen Wissensstand auf einem bestimmten Level zu halten bzw. zu erhöhen.... das geplante oder organisierte Lernen im Gegensatz zum zufälligen, alltäglichen Lernen.... das bessere Nutzen und der Ausbau - also die Optimierung - der eigenen Ressourcen.... der Prozess, in dem sich ein Mensch Wissen aneignet und lernt, dieses Wissen einzuordnen und im Idealfall auch anwenden kann. Insbesondere in der VHS Vogtland ist im Vergleich zur VHS Nordsachsen und zu anderen AkteurInnen in der Erwachsenenbildung eine höhere Aufmerksamkeit gegenüber Elementen der beruflichen Bildung erkennbar. Hier wird beispielsweise großer Wert auf Qualifizierung, Zertifizierung und Nachweisbarkeit der durchgeführten Kurse sowie auf einen Nutzen für die Arbeitswelt gelegt. Gleichzeitig ist man sich jedoch auch dessen bewusst, dass eher weichere Faktoren, wie zwischenmenschliche Aspekte und soziale Teilhabe, eine immer bedeutsamere Rolle spielen. Man nehme wahr, dass viele Menschen die VHSn nutzten, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen und Vereinsamungstendenzen entgegen zu wirken. Das eigentliche Thema spiele sogar oftmals eine untergeordnete Rolle im Vergleich zu sozialen Faktoren. Obgleich letztere Beobachtung von allen VHS-Mitarbeitenden in beiden Landkreisen gemacht wird, so bleibt dieser Aspekt in der Gestaltung von Angeboten, Veranstaltungen und Kursen jedoch ein eher zufällig auftretender Nebeneffekt, der nicht bewusst durch die Schaffung von Angeboten mit sozialem, kommunikativem Fokus weiterverfolgt wird. Mitunter erfahren eher Freizeit- und Alltagspädagogische Bildungsveranstaltungen, bei denen Geselligkeit oder Sozialkompetenz eher im Vordergrund stehen, sogar eine Geringschätzung seitens einiger BildungsakteurInnen, weil dies keine richtige Bildung sei. Im Gegensatz zu professionellen AkteurInnen im Bildungsbereich fokussierten Menschen vor Ort im Gespräch hingegen ganz besonders die informellen, zwischenmenschlichen, unbewussten und persönlichen Lernerfahrungen. Im Mittelpunkt steht hier zudem nicht der Wissens-, sondern der Kompetenzerwerb und es wird die hohe Bedeutung der Freiwilligkeit betont: Was nützt mir das, wenn ich zwar viel weiß und dieses Wissen an den Mann bringe, Input, Input, Input, ständig, die Köpfe qualmen, aber alles andere bleibt auf der Strecke, der Mensch bleibt auf der Strecke. (G) Ich glaube, allgemein herrscht das Problem vor, dass sich viele gar nicht bewusst sind, was Bildung ist und was Bildung bewirken kann. [ ] Es geht nicht 47

47 nur um Kenntnisse, sondern es geht auch um Fähigkeiten. Und wenn man Kenntnisse und Fähigkeiten hat bzw. diese anwenden kann, dann hat das auch ein wahnsinnig befriedigendes Gefühl für diesen Menschen. Aber dessen werden wir uns in der Schule nicht bewusst. [ ] Und wie möchte man dann junge Leute ansprechen, die nicht mal das Bewusstsein haben, dass Bildung sich schön anfühlen kann bzw. dass man mit Bildung auch etwas erreichen kann. Dieses wunderschöne befriedigende Gefühl, wenn man in der Gruppe etwas zusammen erarbeitet hat. (G) Man sollte endlich mal anfangen, eine richtige Definition vorzulegen. [Der] Bildungsbegriff wird gerne mal missbraucht in der Bildungspolitik und so weiter. Die Frage ist: Sind es wirklich die negativen Bildungserfahrungen [die Menschen am Nutzen von Angeboten hindern] oder ist es die negative Erfahrung, dass keine Bildung vollbracht oder erzielt wurde? (G) Abbildung 14: Positionen zum Verständnis von Bildung im Erwachsenenalter II: Bildung ist... nicht nur eine Pflicht, sondern etwas, was aus Interesse heraus passieren sollte.... die Herausbildung von Kompetenzen im Miteinander. Institutionalisierte Bildung tötet diese aber leider oftmals eher ab als sie freizusetzen.... nichts, was sich an formellen Abschlüssen oder Qualifikationen messen lässt.... der Schlüssel zu Freiheit, Unabhängigkeit und zur Welt.... Teil der Selbstverwirklichung, geistigen Zufriedenheit und geistiges Wachstum.... ein Beitrag zur Lebensqualität.... versteckte Begabungen mit Lust hervorzulocken.... die Veränderung des Herkömmlichen und die Ergründung neuer Wege.... das Vertreten eigener Standpunkte.... das Gegenteil von Stillstand.... auch Herzensbildung: Die Vermittlung von ethischen Werten, Moral, Charakter und Lebenshaltung.... die Ermutigung dazu, Dinge zu hinterfragen, lieb gewonnene Gewohnheiten zu verändern und eingefahrene Pfade zu verlassen.... sich freiwillig über unterschiedliche Erfahrungen auszutauschen.... Bildung von sozialen Kontakten.... Knüpfen des sozialen Netzes, gerade im ländlichen Raum.... gegenseitige Inspiration. 48

48 Parallelen zwischen dem Bildungsverständnis von ExpertInnen und NutzerInnen bestehen darin, dass man Bildung als etwas sich über alle Lebensalter hinweg Vollziehendes versteht, was gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht und Menschen dazu befähigt, sich in einer schnelllebigen und stetigem Wandel unterzogenen Welt zurechtzufinden: Abbildung 15: Positionen zum Verständnis von Bildung im Erwachsenenalter III: Bildung ist... übertragbar auf verschiedenste Lebensbereiche, Lebensalter und Personengruppen.... keinesfalls bezogen auf ein bestimmtes Lebensalter, sondern vollzieht sich über die gesamte Lebensspanne hinweg.... lebenslanges Lernen - und zwar in jeder Richtung, die man sich überhaupt überlegen kann.... auf dem Laufenden und am Zahn der Zeit zu bleiben.... in Bewegung zu bleiben.... ein Mittel, um den "Wahnsinn" des Alltags mit mehr Leichtigkeit zu bewältigen.... Ankommen und Zurechtfinden in neuen Lebenssituationen.... eine Möglichkeit, Vereinsamung zu vermeiden.... das Gegenteil von Stillstand.... in Bewegung zu bleiben. Auffällig war zudem, dass in den Gruppendiskussionen mit Menschen vor Ort sehr differenziert, tiefgründig und weitreichend über Bildung im Allgemeinen und Erwachsenenbildung im Speziellen nachgedacht wurde, wohingegen BildungsakteurInnen gelegentlich Schwierigkeiten hatten, ihr alltägliches Schwerpunktthema Bildung für sich zu definieren. So waren die DiskutantInnen weitaus stärker geneigt, sich über den gesamten Gesprächsverlauf hinweg tiefsinnig mit dem Bildungsbegriff, dessen verschiedenen Facetten, Ausprägungen und Wirkungsweisen auseinanderzusetzen, wie beispielsweise folgendes Zitat zeigt: Bildung funktioniert nur durch Interaktion und Reflexion. Und das haben wir weder in der Schule noch im Internet, wo wir unendlich viel Wissen haben. Aber wir konsumieren es im Prinzip nur, wir denken aber nicht mehr darüber nach. [ ] Das kann man eben nur schaffen, wenn man in einer Arbeitsgruppe zusammensitzt und Meinungen mal aufeinanderprallen und man endlich mal den Schritt weitergeht und nicht nur zu sagt ja, wir haben unterschiedliche Meinungen und tolerieren die auch untereinander, sondern es gibt ja auch noch etwas über Meinungen: Nämlich Standpunkte, Überzeugungen und vielleicht am Ende dann doch mal so etwas wie einen Konsens, auf den man sich einigen kann. [ ] Und diese Auseinandersetzung, diese Reflexion findet weder in der Schule noch im Internet statt. (G) 49

49 Kommt man mit (potentiellen) NutzerInnen und BildungsakteurInnen unterschiedlichster Hintergründe und Biographien über Bildung ins Gespräch, so liegt es auf der Hand, dass Antworten hierzu auch immer im Kontext der Rahmenbedingungen und Traditionen gegeben werden, innerhalb derer sich die befragten Personen bewegen und handeln. Die Mitarbeitenden der VHSn und anderer Bildungseinrichtungen unterliegen in ihrem Arbeitsalltag oftmals einem hohen ökonomischen Druck und sind bei der Gestaltung der Angebote verpflichtet, auf die Wirtschaftlichkeit der Kurse zu achten. Es darf daher zwangsläufig nicht unbedingt das im Vordergrund stehen, was von Mitarbeitenden oder NutzerInnen als aktuell bedeutsamste Themen, Anliegen und Bedürfnisse wahrgenommen wird, sondern was zählt, ist in erster Linie, ob sich eine Veranstaltung aus ökonomischer Sicht trägt oder nicht sprich, ob sich hierfür mindestens 8 zahlende TeilnehmerInnen gewinnen lassen. Es liegt nahe, dass dieser Fakt das in den Bildungseinrichtungen vorherrschende eher enger gefasste Bildungsverständnis beeinflusst. Teilnehmende an Gruppendiskussionen oder Einrichtungen, in denen Bildungsprozesse eher informell ablaufen und die einem geringeren wirtschaftlichen Druck und weniger engen Rahmenbedingungen unterliegen, wie beispielweise Mehrgenerationenhäuser, bringen auch in ihrem Nachdenken über Bildung ein höheres Maß an Freiheit und Flexibilität mit. Hinzu kommt, dass an den Gruppendiskussionen mehrere verschiedene Menschen miteinander in Austausch getreten sind anders als in den Einzelgesprächen zwischen den Projektmitarbeiterinnen und BildungsakteurInnen. In den Diskussionen entstand somit eine stärkere Dynamik, da sich verschiedenste Personen mit unterschiedlichen Perspektiven gemeinsam in einen Denkprozess begeben haben. Die Tatsache, dass diese Form des Austauschs auf eine sehr reflexive Art und Weise sehr differenzierte und tiefgründige Aussagen hervorbrachte, wirft die These auf, dass derartige Formate ein sinnvolles Instrument sein können, um sich Themen und Bedürfnissen auch an VHSn und anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung stärker zu nähern. Denn eine auf dem Dialog mit (potentiellen) NutzerInnen basierende und somit diskursiv und reflexiv geleitete Bedarfseruierung dürfte in eine sehr zielgruppennahe und bedürfnisorientierte Angebotsentwicklung münden. Darum gilt es, mit den Menschen, die man erreichen möchte, direkt ins Gespräch zu kommen und Angebote gemeinsam zu entwickeln. 3.3 Zentrale Bildungsbedürfnisse der Menschen in ländlichen Räumen - Gemeinschaft und Gesellschaftlicher Zusammenhalt Abhängig davon, welches Verständnis von Bildung ein Mensch im Allgemeinen innehat, erwachsen daraus auch verschiedene Bedürfnisse und Erwartungen an Bildungsangebote. Diese sind zwar sehr differenziert, jedoch zeigte sich anhand der Gruppendiskussionen, dass soziale und gemeinschaftsbezogene Bedürfnisse im Vordergrund stehen. 50

50 Auch aufbauend auf dem oben beschriebenen Verständnis von Bildung, welches die in ländlichen Räumen lebenden Menschen in den Diskussionen zum Ausdruck brachten, lässt sich bereits ableiten, dass es insbesondere soziale Aspekte sind, die sie zur Teilnahme und Wahrnehmung von Angeboten bewegen. In den innerhalb des Forschungsprojektes geführten Gruppendiskussionen kristallisierte sich völlig unabhängig von Zeit, Ort und Gruppenzusammensetzung stets das große Bedürfnis nach einem stärkeren Zusammenhalt und mehr Gemeinschaftserfahrungen innerhalb des eigenen Gemeinwesens heraus. Man vermisse ein Gefühl des aktiven und gelebten Miteinanders (G) vor Ort. Zwar brauche es einen bestimmten Anlass, eine Rahmung, auf deren Basis man zusammenkomme, jedoch trete dieses immer mehr in den Hintergrund: Wir hatten dabei jedes Mal ein Thema, aber das war nebensächlich. Hauptsache war, dass die sich immer mal treffen konnten. Bei Kaffee und Kuchen ein bisschen erzählen konnten. (G) Abbildung 16: Zentrale Bildungsbedürfnisse von Menschen in ländlichen Räumen... ein aktives Vereinsleben und ein gutes Miteinander.... Förderung von Gemeinschaft, vor allem zwischen den Generationen. dass sich die Generationen verbinden, voneinander lernen und jeder sich mit seiner Individualität einbringen kann.... ein stärkeres Miteinander, eine engere Gemeinschaft und mehr Zusammenhalt.... dass man mehr miteinander spricht.... dass man mehr miteinander statt gegeneinander arbeitet. Die diskutierenden Personen verbinden Lernen demnach vor allem mit kennenler- NEN und im gegenseitigen Austausch voneinander LERNEN und wünschen sich folglich, genau dies stärker in den Fokus zu rücken: Bildung wäre eine Form von Begegnung, wo ich zumindest für mich noch mal etwas anderes erwarte, als das Bestehende oder nochmal mehr als das Bild, was ich mir selbst davon gemacht habe. Also so dieser kleine Moment von Herausforderung, [ ] ich würde gerne zu dem Bild, was ich mir gemacht habe, noch etwas dazulegen, es soll sich weiterentwickeln, entfalten. Das kann inhaltlich sein, es könnten aber auch Formen von Begegnung sein. (G) Grade spezielle Gruppen, wie alleinerziehende Mütter oder so, die verlieren sich dann sonst einfach. Und die nehmen dann auch nirgendwo mehr teil. Ich finde, 51

51 Bildung fängt solche Leute auf. Und dann bringen die sich, wenn die sich aufgefangen und wohlbehalten fühlen, wieder in die Gesellschaft mit ein. Es ist wirklich ein Kreislauf. Gerade in so einem ländlichen Raum, wo es gefährlich ist, dass Alleinlebende, Ältere oder Überforderte oder Menschen, die ihren Alltag nicht alleine bewältigen können, [ ] hinten wegfallen. (I) Parallel hierzu sind es vor allem auch die in der direkten Lebenswelt der Menschen auftretenden Themen, die die befragten Personen besonders interessierten. Immer wieder wurde betont, dass es nichts Hochkarätiges oder Hochtrabendes sein muss, was in Veranstaltungen zum Thema gemacht wird. Stattdessen wünsche man sich Veranstaltungen, welche Fragen direkt aus der Mitte des Lebens aufgriffen und den Umgang damit ganz praktisch vermittelten bzw. zu denen man gemeinsam ins Gespräch kommen kann: So viele Einzelheiten muss ich nicht wissen, aber damit zurechtkommen einigermaßen. (G) Zusammengefasst können die innerhalb des Projektes eruierten Bildungsbedürfnisse der befragten Menschen mit den Schlagworten Gemeinschaft/Gruppenbezug, Alltagsnähe und Informalität/Niedrigschwelligkeit beschrieben werden. Zwischenmenschliches Lernen, Begegnungsmöglichkeiten und Geselligkeitsaspekte werden von den innerhalb des Projektes untersuchten VHSn wie oben beschrieben - zwar als wichtig empfunden, stehen jedoch beim Erstellen neuer Angebote nicht im Vordergrund. Sie sind eher ein positiver Nebeneffekt. 3.4 Positionen und Impulse zu Veränderungen Ableitend aus den Bedürfnissen, die innerhalb der Gespräche offenbar wurden sowie aus Diskussionen in der Projektgruppe und in Anlehnung an vorhandene Modelle wurden Impulse zu Ansätzen für die zukünftige ländliche Erwachsenenbildung entwickelt und formuliert. Diese sind als Ansätze zu verstehen, die zur weiteren Diskussion und Reflexion anregen sollen (Keine) Bedarfsermittlung Die Frage danach, welche Bildungsbedarfe und -bedürfnisse Menschen in ländlichen Räumen haben, ist ein zentrales Thema unter den befragten BildungsakteurInnen. Gleichzeitig liegt in diesem Bereich jedoch auch eins der zentralsten Probleme in den untersuchten VHSn: Es existiert kein Instrument, um diese zu ermitteln. Eine systematische und tiefgründige Bedarfserfassung erfolgt zumeist nicht und scheitert an personellen Kapazitäten. Bisher geschieht die Bedarfseruierung darum zum einen 52

52 eher nebenbei, indem beispielsweise in laufenden Kursen nach Wünschen gefragt wird. Zum anderen kann man von einer Art Negativ-Bedarfsermittlung sprechen, die an den VHSn umgesetzt wird: Kommen zu einer Veranstaltung keine TeilnehmerInnen bzw. meldet sich niemand an, schlussfolgert man hieraus, dass in diesem Bereich kein Bedarf besteht. Die Gründe für ein Nichtzustandekommen der Veranstaltung bleiben auf diese Weise gänzlich verborgen und man erhält keinerlei Ansatzpunkte, an die man beim zukünftigen Versuch, eine Veranstaltung zu platzieren, anknüpfen könnte. Dies führt für die BildungsakteurInnen zu Szenarien wie dem folgendem: Für uns als jemand, der von einer zentralen Stelle aus versucht, nach außen zu wirken, fehlen da einfach ganz viele Informationen. Wir müssen immer vieles auf gut Glück probieren. Für uns wäre es gut, ein Bedarfsermittlungsinstrument zu haben. (I) Was aber sind nun Themen, die Menschen im ländlichen Raum unter den Nägeln brennen, welche Bedürfnisse und Bedarfe formulieren sie? Es gibt hierauf keine allgemeingültige Antwort, denn die Bedürfnisse können je nach Stadt, Dorf, Gemeinde oder Bundesland ganz unterschiedlich sein und unterliegen einer stetigen Veränderung. Bedürfnisse sind individuell, was wiederum dazu führt, dass sich letztlich die BildungsakteurInnen selbst auf die Suche nach Antworten begeben müssen: Indem sie mit den Menschen, die sie erreichen wollen, sprechen und diesen Prozess unmittelbar als Prozess der Bildung begreifen: Das hilft eben auch, zu verstehen, dass Lernen sich eben nicht nur vollzieht in einem Kurs an zehn aufeinander folgenden Dienstagen, sondern dass diese Komm-Struktur eben auch sehr flexibel sein kann. Zeitlich gesehen, aber auch inhaltlich. Es ist einfach ein anderer Rahmen, der für das Lernen jetzt nicht ausschließlich präferiert werden sollte. Aber es ist eine gute Ergänzung und es hilft natürlich auch, Menschen überhaupt mit Volkshochschule vertraut zu machen und Volkshochschule kennenzulernen. (I) Wir haben willkürlich Leute angefragt. Und viele von Leuten haben mir hinterher gesagt: Weil du mich gefragt hast, habe ich mitgemacht, ich wollte eigentlich nicht. (G) Vieles ist Kommunikation. Erstmal ins Gespräch kommen, sich erstmal kennenlernen (soweit es noch nicht passiert ist). Einfach, um zu sehen, wo liegen die Interessen des Einen, wo die des Anderen? Und dann ergibt sich ja im Gespräch dann vieles, wo man vielleicht was gemeinsam machen könnte. Und das läuft für mich unter der großen Überschrift Bedarfsermittlung. (I) Auch dieser Studie lag die Frage zugrunde, welche Bildungsbedürfnisse Menschen vor Ort bewegen also genau die gleiche, mit der BildungsakteurInnen in der Praxis tagtäglich konfrontiert sind. Folglich stellte sich auch das Forschungsteam weiterhin die Frage: Wie kommt man an Bedürfnisse überhaupt heran? Es zeigte sich, dass 53

53 die Herangehensweise des persönlichen Gesprächs mit vor Ort lebenden Gruppen eine sehr geeignete Methode ist, um dieser Frage nachzugehen. Denn sie brachte wesentliche Wünsche und Themen hervor, die für Menschen in ländlichen Räumen bedeutend sind und aus denen sich Impulse für die Angebotsgestaltung ableiten lassen. Zudem bringt dies weitere positive Effekte mit sich: 1) Durch das Ins-Gespräch-Kommen über Bedürfnisse und Bedarfe mit Menschen, die in ländlichen Räumen leben, können BildungakteurInnen den ersten entscheidenden Schritt in Richtung gemeinwesenorientierter, lebensweltnaher Bildungsarbeit gehen. 2) Vor Ort lebende Menschen werden unmittelbar an der Gestaltung ihres eigenen Lebensumfeldes beteiligt und erhalten die Möglichkeit, ihren Anliegen Gehör zu verleihen. 3) Durch das gezielte Platzieren von Gesprächsrunden im Gemeinwesen beispielsweise in bestehenden Gruppen oder Vereinen -, in denen Bedürfnisse aufgespürt werden sollen, wird bereits Netzwerkarbeit betrieben. 4) Anders als durch die Bedarfseruierung mittels eines Fragebogens oder eines ähnlich starren Instruments ermöglichen persönliche Gespräche die Interaktion zwischen verschiedenen Menschen. Durch die dabei entstehende Gesprächsdynamik und das gegenseitige aufeinander Bezugnehmen können Bedürfnisinhalte herausgearbeitet werden, die im Einzelsetting oder bei der Beantwortung eines Fragebogens möglicherweise nicht zu Tage getreten wären bzw. nicht hätten beschrieben werden können. Natürlich setzt eine solche Form der Bedarfsermittlung ein hohes Maß an Gesprächsund Moderationskompetenz sowie Kontakte zu Schlüsselpersonen und -orten im Gemeinwesen voraus. Der Wegweiser zur Bedarfsermittlung ergibt sich folglich aus den Aussagen der Befragten selbst und lädt dazu sein, die Institutionen der Erwachsenenbildung zu verlassen ( Ich muss mir das doch nicht alles selbst ausdenken [I]) und mit Menschen vor Ort sowie Schlüsselpersonen an bestehenden sozialen Orten ins Gespräch zu kommen Dezentralität Möchte Erwachsenenbildung sich als Element der Daseinsvorsorge und Regionalentwicklung etablieren, so ist eine stärker gemeinwesenorientierte Ausrichtung unerlässlich. Dies setzt die dezentrale Organisation von Bildungsangeboten voraus, denn Menschen in ländlichen Räumen wünschen sich Bildungsangebote so lokal wie möglich. Gerade in Gegenden abseits der Ballungszentren legen Personen oft täglich weite Strecken zurück, um den Arbeitsplatz und Angebote der Daseinsvorsorge zu 54

54 erreichen. Die innerhalb des Forschungsprojektes eher von in urbanen Räumen aktiven Personen geäußerte Annahme, dass in ländlichen Regionen lebende Menschen getreu dem Motto die sind es ja gewöhnt zu fahren auch zur Erreichung von Angeboten der Erwachsenenbildung weite Distanzen problemlos in Kauf nehmen würden, kann nicht bestätigt werden. Denn gerade die Tatsache, dass Menschen in ländlichen Regionen täglich weite Entfernungen auf sich nehmen müssen, führt dazu, dass es als umso bereichernder empfunden wird, wenn Veranstaltungen in unmittelbarer Nähe zum Lebensmittelpunkt stattfinden: Bindung und Bildung gehören zusammen. [ ] Bindung und Identifikation. Deswegen funktioniert sowas am besten so lokal wie möglich. (G) Du musst dir mal überlegen, welche Strecken und Distanzen hier überwunden werden müssen. Auch schon die meisten Kinder: Die fahren eine Stunde in die Schule und eine Stunde zurück. Weil sie hier mal umsteigen, da mal umsteigen [ ]. Du bist dann froh, wenn du da bist. Und dann fährst du nicht nochmal los. [ ] Na klar sagt man du musst dir auch mal selber was Wert sein, du musst auch mal was für dich machen. Aber wenn ich bei einem Qi Gong Kurs weiß, dass ich vorher und nachher noch zwei Stunden Fahrerei hab, dann ist das nicht entspannend. Da steht der Aufwand nicht im Verhältnis zum Nutzen. [ ] Wenn ich aber wüsste: Mensch, da gehe ich mal vor ins K., dort ist es immer schön. Und da kann ich danach nach Hause schlendern und muss mir keine Gedanken machen Da gehst du. Da machst du das. Weil da der Aufwand gering ist. Und weil du weißt, grade als Mutter, wenn etwas ist, bist du schnell zu Hause. (G) Hier gibt s nichts, was du vor Ort so richtig machen kannst. Wenn, dann musst du mindestens 30, 40 Kilometer in Kauf nehmen, hin und rück, damit du dich dann irgendwo mal mit unterkriegst für deine Interessen. (G) Gerade auch vor dem Hintergrund des oben beschriebenen zunehmenden Gefühls des Abgehängt-Seins und dem Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land bedeuten vor Ort stattfindende Veranstaltungen darüber hinaus eine Wertschätzung der ländlichen Bevölkerung. Zudem kann in eine Kleistadt, ein Dorf oder eine Gemeinde nur dann gestaltend hineingewirkt werden, wenn sich die handelnden AkteurInnen vor Ort befinden und nicht in einer Entfernung, in der überhaupt kein Bezug mehr zu den Lebensrealitäten vor Ort hergestellt werden kann. Jedoch steckt im Aspekt der Dezentralisierung eine Besonderheit. Denn auch, wenn angestrebt werden sollte, Angebote der Erwachsenenbildung möglichst flächendeckend auch in kleinen Ortschaften zur Verfügung zu stellen, so sollte dies bezogen auf die Orte selbst zentral, sprich im Dorf- oder Ortskern geschehen und nicht in einer unbelebten, wenig präsenten Randlage. Man kann in diesem Zusammenhang von einer Art Zentralisierung in der Dezentralisierung sprechen. 55

55 3.4.3 Soziale Orte Addiert man das Bedürfnis nach Gemeinschaft und gesellschaftlichem Zusammenhalt mit dem Bedürfnis nach einer lokalen Verortung von Angeboten, so mündet dies in der Summe in den Wunsch nach sozialen Orten der Zusammenkunft, der Begegnung, des Austauschs und der Entfaltung eigener Gestaltungsideen im unmittelbaren Lebensumfeld: Abbildung 17: Positionen zu Sozialen Orten (Entspringen der Frage nach Wünschen für die zukünftige ländliche Erwachsenenbildung)... Begegnungsorte, an denen man zusammenkommen, Erfahrungen austauschen und gemeinsam aktiv sein kann.... ein zentrales Bürgerhaus mit einem breitgefächerten Angebot für Bildungswillige zu differenzierten Zeiten.... ein Bürgerhaus für alle Vereine. Es würde die Gemeinschaft noch mehr zusammenbringen.... einen Bildungs- und Treffplatz. Der Begriff Ort hat hierbei sowohl eine räumliche als auch eine inhaltliche Dimension. Es geht zum einen um das tatsächliche Vorhandensein und Zurverfügungstehen physikalischer Räume, in denen Menschen vor Ort niedrigschwellig zusammenkommen können und zum anderen um eine darin enthaltene Balance aus Freiräumen für eigene Anliegen auf der einen Seite und bereits vorhandenen Angeboten auf der anderen. Oftmals verfügen Dörfer oder kleinere Städte aufgrund des Strukturabbaus über keine öffentlichen Orte mehr (z.b. Sparkassen, Kneipen, Schulen, Arztpraxen, ), an denen man einander überhaupt erst einmal bemerken und in der Folge näher kennenlernen könnte. Dies führe dazu, dass die dort lebenden Menschen oft nebeneinanderher lebten, ohne voneinander zu wissen. Verfolgt man jedoch das Ziel, ländliche Räume und damit die dort lebenden Menschen zu aktivieren, um sich gemeinsam für die Lebensverhältnisse vor Ort zu engagieren und zu organisieren, so ist es zwingend erforderlich, eine Möglichkeit zu schaffen, voneinander zu erfahren. Innerhalb des Projektes wurden solche Orte beispielsweise folgendermaßen beschrieben: Es müsste so etwas geben wie ein Bürgerhaus, wo dein Yogakurs drin wäre, mein Englisch, euer Tanzkurs dass das gebündelt wäre und wo ich wüsste, da geh ich hin und da ist ein Programm mit Angeboten. Es ist immer alles verteilt in jeder Ecke, man weiß manchmal gar nicht richtig, wo etwas ist. Wenn man dort so ein Zentrum hätte, wo sich das alles sammelt und wo das dann alles ist und wo man zusammensitzt, dann denke ich, wäre das mal eine Lösung, wie wir endlich mal wieder rauskommen könnten aus unseren Wänden. (G) Einerseits steckt darin der Gedanke, dass es einen lebendigen Ort gibt, an den man andocken kann, andererseits jedoch auch eine gewisse Offenheit herrscht, um Zugangsprobleme zu reduzieren. Aber für mich wäre auch wichtig: Wenn man sowas organisiert, gerade im länd- 56

56 lichen Raum, macht es immer Sinn, das so anzulegen, dass man eine Gelegenheit schafft, wo Menschen zusammenkommen können, wo sie gesellig sein können, wo sie auch genügend Freiraum haben, über einige andere Dinge zu reden, nicht bloß zum Thema. (G) Jugendclub für Jugendliche Ich denke auch an einen Jugendclub für Erwachsene. (G) Und was ich eigentlich möchte, ist, dass man einfach einen Ort hat, wo man einfach mal hingehen kann und sich treffen, um zu quatschen und einen Tee zu trinken [ ]. Das ist einfach eine Art, gesellig zu sein und über diese Gemütlichkeit in Kontakt zu treten. Und dabei passiert auch ganz viel Bildung! Ich erzähle über Reisen, ich erzähle über Theater oder manchmal auch über weniger Spektakuläres. (G) Da braucht es einen Raum, wo man sich begegnen kann jenseits von Kirche und Sozialeinrichtungen. Wo fühlt man sich zugehörig, wenn man nirgendwo so richtig hinpasst? Wenn man keinen Draht zur Kirche hat und sozialen Institutionen hat, wo geht man da hin und begegnet sich? (G) Nicht zu verwechseln sei dies mit Räumen, die man für private Feierlichkeiten anmieten könne. Denn indem öffentliche Orte der Kommunikation und Begegnung zur Verfügung gestellt würden, um Angebote, Veranstaltungen und Nutzungsmöglichkeiten für die Allgemeinheit zu schaffen, bekämen diese eine gemeinwesenorientierte Funktion und somit eine öffentliche Aufgabe. Zudem können sich derartige soziale Orte zu Keimzellen des gesellschaftlichen Zusammenhalts entwickeln. Insbesondere in Anbetracht der Ergebnisse der Bundestagswahl und der hierdurch aufkommenden Diskussionen unter dem Schlagwort abgehängte Regionen, bei denen die östliche Bundesrepublik im Fokus steht, kommt dieser Funktion eine immense Bedeutung zu. Die DiskutantInnen sehen hier auch die Kommunen in der Pflicht, insbesondere im Angesicht des hohen Leerstands von Immobilien in ländlichen Regionen Sachsens: Das einzige, was Gemeinden immer zur Verfügung stellen, ist ein Raum für private Feiern, den ich mieten kann. Das will ich aber nicht, ich will nicht mieten, sondern etwas für Jugendliche und Erwachsene anbieten und nicht für einen Ram bezahlen, damit die [NutzerInnen] dann wieder bezahlen müssen. Das funktioniert nicht. Ich möchte eigentlich von meiner Gemeinde, dass sie kostenlos Räume zur Verfügung stellt dafür, dass eben auch noch gewisse Freiräume vorhanden sind, die nicht mit einem Programm durchstrukturiert sind. Diesen Freiraum braucht man, damit jeder, der Lust hat, dort etwas zu tun, es auch umsetzen kann. (G) Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass an einer sächsischen VHS durchaus ein Modell existiert, welches das Bedürfnis nach Sozialen Orten im Gemeinwesen ganz bewusst aufgreift. Denn in Trägerschaft der kommunal organisierten VHS Leipziger 57

57 Land befindet sich ein Mehrgenerationenhaus (MGH). Das Konzept der MGH, von denen es in Sachsen knapp 40 Stück in unterschiedlicher Trägerschaft gibt, verkörpert ein Bildungsverständnis, welches zahlreiche Schnittmengen mit dem ursprünglichen, reformpädagogischen Verständnis von VHS und den innerhalb des Projektes offenbarten Bildungsbedürfnissen der ländlichen Bevölkerung aufweist. Denn MGH möchten gesellschaftliche Veränderungen anstoßen, Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Altersstufen ermöglichen, aktuelle Bedarfe im Umfeld aufgreifen und freiwilliges Engagement fördern. Bildung vollzieht sich in MGH hauptsächlich in einem informellen Rahmen mit niedrigschwelligen Zugängen und über die Lernformate Beratung und Begegnung. Für die VHS Leipziger Land eröffnet das MGH zum einen die Möglichkeit, über niedrigschwellige Formate mit den Menschen vor Ort und somit auch mit deren Bedürfnissen und Anliegen stärker in Kontakt zu treten, darüber die Themen der VHS in die Breite zu tragen und letztlich eine höhere Identifikation mit der VHS zu bewirken. Das MGH mit seinen flexibleren Rahmenbedingungen ist für die VHS Leipziger Land somit ein Experimentierfeld, in dem Dinge ausprobiert werden können, zu denen man als VHS allein aufgrund der starren Förderpolitik gar nicht imstande wäre. Obwohl dieses Modell zahlreiche Anknüpfungspunkte zu den innerhalb dieser Studie hervorgebrachten Bedürfnissen (Informalität, Gemeinschaftserfahrungen, intergenerationaler Zusammenhalt, Niedrigschwelligkeit) aufweist, bleibt es seit 10 Jahren das einzige seiner Art in Sachsen. Es ist somit fraglich, ob dieses Konstrukt und die zu Grunde liegende Strategie, auf diese Weise stärker in lokale Entwicklungen hineinzuwirken, von anderen VHSn überhaupt als wirkliches - ggf. sogar erstrebenswertes - Modell wahrgenommen wird oder eher als eine exotische, vielleicht sogar merkwürdige, Einzelerscheinung. Deutlich wird, dass die befragten Personen vor Ort das Bedürfnis haben, in einem eher informellen und vor allem niedrigschwelligen Rahmen zu lernen. Die VHS wird mit derartigen eher alltagspädagogischen Formen des Lernens über Begegnung, Beratung und zwischenmenschlichen Austausch jedoch eher nicht assoziiert. Generell ist die Tendenz erkennbar, dass sich die DiskutantInnen auf Basis deren oben dargestellten Verständnisses von Bildung weniger an Institutionen orientieren, sondern vielmehr an gelebter Gemeinschaft: Bildung ist etwas, was mich persönlich sehr stark berührt und was meinen Horizont erweitert. Und das ist aber nichts, was mit irgendeiner Schule oder irgendeiner Einrichtung zu tun hat, sondern das, was mir täglich begegnet auf kleinen Schritten, aber das, wofür ich offen und was mich erreicht und was auch Neues aus mir macht. (G) Ist das nicht auch irgendwo Bildung in dem Moment? Auf der einen Seite tauschen sie sich untereinander aus, suchen irgendwas und geben das an die nächste Generation weiter. Da steht nicht VHS dran, das passiert aber im ländlichen Raum. Dieses Ausschließlichkeitsdenken, alles was mit Erwachsenenbildung zu tun hat, muss von der VHS kommen, nein, es ist im normalen Leben 58

58 drin, man muss es einfach nur aktivieren. (I) Das System der VHS nehmen die befragten Personen als zu stark strukturiert, verschult (Tafeln und Klassenzimmer), wenig flexibel und hochschwellig wahr, um dort an die vorhandenen Bildungsbedürfnisse anknüpfen zu können. Eine Teilnehmerin schlägt jedoch vor: Wenn die Suche immer die nach Räumen ist: Man könnte ja auch in einer VHS, die ja meist viele Räume hat, einen Raum zu einem freien Raum umarbeiten. Dass man beispielsweise sagt, einmal in der Woche können dort Leute hinkommen und frei tun, was sie wollen. Malt, singt, tanzt, Familiennachmittag, Jugendclub einmal die Woche, So etwas könnte man ja auch etablieren. Dass man sozusagen einen Tag mal das Kurssystem rausnimmt und so Freiraum schafft. (G) Angesichts des hohen wirtschaftlichen Drucks, unter welchem VHSn aktuell arbeiten müssen sowie dem veränderten Bildungsverständnis seitens der untersuchten VHSn ist jedoch eher nicht zu erwarten, dass dies ohne massive Veränderungen in der gesamtdeutschen bzw. sächsischen Förderpolitik der Erwachsenenbildung sowie einem Umdenken in den VHSn selbst von diesen umgesetzt werden wird. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass eine der Bildungsformen, welche all die als zentral herauskristallisierten Bedürfnisse am ehesten bedienen könnte, zugleich die am wenigsten lukrative ist: Die politische Bildung Politische und zivilgesellschaftliche Bildungsarbeit Stellt man sich die Frage, mittels welches Bildungszweigs an die oben beschriebenen Bildungsbedürfnisse angedockt werden kann, so fällt insbesondere politische Bildung in den Fokus. Der Begriff politische Bildung wird erfahrungsgemäß oftmals eher mit Staatsbürgerkunde oder Vermittlung theoretischer politischer Wissensinhalte assoziiert. Begreift man politische Bildung jedoch folgendermaßen, so scheint sie ein geeignetes Instrument zu sein, um an die erschlossenen Bedürfnisse anzuknüpfen: Denn das Ziel politischer Bildungsarbeit besteht nicht nur darin, ein Verständnis für das politische Geschehen zu entwickeln und die eigene Position hierin zu bestimmen, sondern Menschen vor allem in ihrer Urteilsfähigkeit und ihrem Verantwortungsgefühl für ihr eigenes Lebensumfeld zu stärken. Politische (Erwachsenen)bildung basiert auf der Annahme, dass Demokratie keine angeborene Fähigkeit von Menschen ist, sondern von Generation zu Generation neu erlernt werden muss (vgl. BpB 2017). Demnach zielt politische Bildung darauf ab, demokratische Prinzipien zu verinnerlichen, um entsprechende Selbstreflexions- und Handlungskompetenzen in diesem Bereich zu entwickeln (vgl. Süssmuth 2014, S. 12). Politische Bildung initiiert und organisiert folglich Bildungsprozesse, die Menschen dazu befähigen sollen, von ihren 59

59 demokratischen Rechten Gebrauch zu machen und somit zur Herausbildung und Weiterentwicklung von aktiver Bürgerschaft und gesellschaftlicher Partizipation beizutragen (BAGIV 2011, S. 4). Um an die innerhalb dieses Forschungsprojektes herausgestellten Bedürfnisse der Menschen vor Ort nach einem stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie an das Gefühl des Abgekoppelt-Seins anzuknüpfen, ist jedoch insbesondere diejenige politische Bildungsarbeit unabdingbar, die Menschen konkrete Demokratieerfahrungen ermöglicht sprich Gestaltungsprozesse anregt, an denen sich die Bevölkerung aktiv beteiligen kann. Es geht darum, Gelegenheiten zu schaffen, in denen Menschen in Austausch treten, Selbstwirksamkeit erfahren, ihren Anliegen Gehör verschaffen und gemeinsam über kollektive Problemfelder ins Gespräch kommen können. Menschen müssen am Beispiel der eigenen Person erfahren dürfen, dass demokratische Beteiligung nicht erst mit dem Gang ins Wahlbüro oder beim Setzen eines Kreuzchens beginnt, sondern durch das Einmischen in lokale und regionale Entwicklungen und das Ankurbeln von Prozessen von unten nach oben: Demokratie und Bildung im ländlichen Raum gehören zusammen. Weil nur im Modus der Demokratie das gemeinsame miteinander Aushandeln und Entwickeln, also bottom-up-mäßig, funktioniert. (G) Geht es nicht einfach auch darum, den Menschen stärker bewusst zu machen, wo sie leben und was in ihrem Umfeld auch alles da ist, an Vorteilen, die man nutzen könnte? (G) Zusammenleben, soziale Kontakte und gesellschaftliche Teilhabe befriedigen auch in einer gewissen Art und Weise. Und sich in so einer Gesellschaft mit einzubringen man muss ja da erstmal auf eine Idee oder eine Möglichkeit kommen, wie man sich einbringen kann sowas passiert auch in solchen Gruppen. Ich kann mich natürlich zu Hause hinsetzen und ein Bild malen. Ich kann mich aber auch in einer Gruppe treffen, werde angeleitet, lerne Menschen kennen und komme mit diesen Menschen auf Ideen. [ ] So können ganz kleine Sachen zu ganz großen Dingen führen. [ ] Dafür muss eine Rahmung geschaffen werden. Man kann vorneweg nie wissen, was da passiert, aber es kann was passieren. Und alleine diese Möglichkeit müsste man versuchen zu unterstützen. (I) Politische Bildung dürfe keinesfalls mit dem Holzhammer (I) vorgehen (allein die Verwendung des Begriffs politische Bildung könnte hierbei abschreckend wirken), um politisch Verirrte zur Vernunft zu bringen und ihnen auf diese Weise zu zeigen, was der richtige Weg sei, sondern müsse Menschen stattdessen einen Rahmen eröffnen, um Kontroversen kritisch, aber konstruktiv auszudiskutieren. Insbesondere in Bezug zu den aktuellen politischen Umbrüchen in Sachsen und dem drohenden gesellschaftlichen Auseinanderdriften sei es nicht verwunderlich, dass nur wenige AndragogInnen sich an politisch brisante Themen herantrauten. Denn anders, als die 60

60 Randstellung politischer Bildung insbesondere in den VHSn vermuten lässt, erfordert gerade politische Bildung seitens der Umsetzenden besonders viel andragogisches Geschick, methodische Kreativität, Sensibilität, Feingefühl und auch Mut, Unbequemes auszuhalten. Einen solch hohen Einsatz auf sich zu nehmen für einen Bildungsbereich, der sich so gar nicht in die nach Wirtschaftlichkeit und Mehrwert strebende Mentalität sowohl an den VHSn selbst als auch auf förderpolitischer Ebene integrieren lässt, scheint für die AkteurInnen vor Ort nachvollziehbar wenig attraktiv, lohnenswert und effizient zu sein. Dabei sei gerade auf diesem Gebiet auch die VHS in der Verantwortung: VHSn sollten sich ihres aufklärerischen Auftrags besinnen. Gesundheits- und Sprachkurse sind Dinge, die auch andere Anbieter anbieten können. Wenn man politische Entwicklungen und auch Geisteshaltungen im Lande betrachtet, dann sollte durchaus auch daran gearbeitet werden, ein Korrektiv zu finden oder zumindest Plattformen zu schaffen, wo man das ausdiskutieren kann. Und wer hat schon mal 900 Bildungseinrichtungen in einem Land, wie es die VHSn nun mal haben. [ ] Das sind Stützpunkte von Bildung und Plattformen, die sowohl dieser Staat als auch die Gesellschaft nutzen sollte, um dazu beizutragen, dass Menschen Entwicklungen verstehen und so bewerten, dass sie damit auskommen können. (I) Wenn wir darüber nachdenken, was VHS [für ländliche Räume] tun könnte, wofür VHS da ist, dann auf jeden Fall auch für den Bereich der zivilgesellschaftlichen, bürgerschaftlichen Bildung im Sinne der Ermöglichung von Prozessen. (I) Wenngleich politische Bildung insbesondere an den VHSn ein Schattendasein fristet (weil politische Bildung sich wirtschaftlich nicht lohnt?), so passen die Grundgedanken politischer Bildung jedoch haargenau auf die ursprüngliche Idee der VHSn: VHSn sind besonders gefordert in Zeiten massiver Umbrüche mit Gewinnern und Verlierern, in Zeiten drohenden Auseinanderbrechens der Gesellschaft in Reiche und Arme, Zugehörige und Ausgegrenzte, Aktive und Ohnmächtige. Die zentrale Frage lautet: Wie nimmt die Gesellschaft möglichst alle auf unterschiedliche Weise mit angesichts der unübersichtlichen Veränderungen in fast allen Lebensbereichen? Wie aktiviert und beteiligt sie die Bürger und Bürgerinnen, wie werden sie ein Teil der lernenden Gesellschaft, die zur Lösung der Probleme am Arbeitsplatz, in den Wohnquartieren, in der Freizeitgestaltung und am Abbau von Vandalismus, Drogenproblematik und Gewalt aufgerufen ist? (Süssmuth; Sprink [2010], S. 474) Leben wir heute nicht wieder in genau solchen Zeiten? Und dennoch: Im Bereich der zivilgesellschaftlichen, politischen Bildung haben wir [die VHSn] den Faden verloren. Das ist eindeutig so. (I) 61

61 Einer der Hauptgründe hierfür liegt mutmaßlich darin, dass Bildungsarbeit - vor allem im Erwachsenenbereich - in einem hohen Maße an ökonomischen Elementen gemessen wird. Dies ist aber gerade bezogen auf politische Bildung gänzlich kontraproduktiv. Denn zum einen benötigten derartige Projekte einen langen Atem, da sie sich erst nach und nach herumsprächen und oftmals erst im Laufe der Zeit das Interesse der Menschen weckten: Und dafür hat sich das mit der Zeit wirklich entwickelt. Und das muss man denke ich, egal wo, diesen Häusern auch zugestehen: Dass das, was die Menschen auch selber wollen, sich auch entwickelt, während alles, was aufgepfropft wird, das läuft nicht. Oder es läuft zwei, drei Mal und dann ist wieder Schluss. Es hat seine Zeit gebraucht und das muss man auch zulassen. (G) Zum anderen müssten Angebote politischer Bildung für den/die TeilnehmerIn kostenfrei sein. Denn für etwas Geld zu bezahlen, bei dem man selbst der/die zentrale/r AkteurIn ist und sich dabei für öffentliche Belange sowie gesellschaftliche Entwicklungen einsetzt, sei schier absurd. Politische Bildung darf nicht unter monetären Aspekten betrachtet werden. (I) Ich sehe die Stellschraube klar auch an der Finanzierung, das ist das A und O. Wenn die VHS, wenn Bildung besser finanziert ist, dann kann man andere Dinge umsetzen und diese anders an den Bürger herantragen, kann auch mal Projekte, innovative Sachen probieren auch mit dem Risiko des Scheiterns, wo wir im Moment Das machen wir nicht mehr. Wir machen nur noch die sicheren Sachen. (I) Konkret könnte politische Bildung zum Beispiel bedeuten, dass eine VHS auf der Basis eines Themas, welche viele Menschen vor Ort gleichermaßen bewegt, ein lokales Forum schafft, um sich mit diesem Thema zu befassen. Dies bringe auch mit sich, dass Kursleitung und Dozieren in den Hintergrund rückten und eher die Funktion der Moderation gefragt sei. Einrichtungen wie die VHS sollten demnach Stadtentwicklungsprozesse begleiten, indem sie Diskussionsforen organisieren und Bürgeraktivitäten begleiten (I). Eng verknüpft mit dem Stichwort Bürgeraktivitäten ist das Stichwort Zivilgesellschaftliches Engagement und letzteres wiederum ist eng verbunden mit politischer Bildung. Denn möchte mittels dieser eine stärkere Einbeziehung der Menschen vor Ort erreicht werden, so setzt dies immer die Motivation und Bereitschaft der Bevölkerung voraus, sich einzubringen. Und gerade in ländlichen Räumen ist oftmals das, was Menschen selbst in die Hand nehmen, Ausgangspunkt für Veränderungen. So auch bei den DiskussionspartnerInnen: Das, was wir hier machen, das haben wir selber auf die Beine gestellt, das ist ja nichts, was angeboten wurde. (G) Das kommt nicht von außen, das kommt von innen. (G) 62

62 Das ist das Problem, alles was am grünen Tisch geschrieben wird [ ] Aber das eigentliche Leben entsteht von unten. (G) Im Sinne politischer Bildung besteht die Rolle der BildungsakteurInnen also vor allem darin, Menschen zusammenzubringen, die ein gemeinsames Problem, Thema oder einen Wunsch (zum Beispiel für das Zusammenleben in einer Gemeinde) definieren und zusammen beginnen, darüber zu diskutieren. Erwachsenenbildung müsste es folglich gelingen, genau hier in die Rolle der Ermöglicherin zu schlüpfen und sich auf diese Weise aktiv in gesellschaftliche Entwicklungen einzumischen: Ich denke, dass es wieder ein Merkmal von VHS werden MUSS, dass wir uns zivilgesellschaftlich, bürgergesellschaftlich bewegen und dass wir Menschen die Möglichkeit für diese Art von Bildung sowohl inhaltlich als auch bezüglich des Formats geben werden. (I) Natürlich ist politische Erwachsenenbildung auch in der hier beschriebenen Form kein universelles Allheilmittel für die Problemfelder ländlicher Erwachsenenbildung. Der partizipatorische und prozessbegleitende/-moderierende Grundgedanke politischer Bildung sowie der Ansatz, lokale, regionale und gesellschaftsbezogene Fragestellungen zum Ausgangspunkt von Interventionen zu machen, birgt jedoch hohes Potential, an die zum Vorschein gebrachten Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung anzuknüpfen nicht zuletzt auch aus dem Grunde, dass die Idee der VHS hier ihre Wurzeln hat Bildungsformate und -inhalte Unter anderem wurden folgende beiden Fragen an die an den Gruppendiskussionen teilnehmenden Personen herangetragen: Stellen Sie sich vor, Sie hätten die Möglichkeit, ein Programm mit Veranstaltungen für Ihren Ort zu gestalten: Wie würden Sie es füllen? Wie müssten diese Angebote gestrickt sein, damit Sie diese wahrnehmen können? Wo und wann müssten Sie stattfinden? Diese Fragen zielten zum einen darauf ab, potentielle neue Inhalte für Angebote der Erwachsenenbildung zu explorieren und zum anderen Hinweise darauf zu erhalten, welche Bildungsformate Menschen ansprechen. Grundsätzlich ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass sich die Wünsche und Vorstellungen der GesprächspartnerInnen insbesondere auf die strukturelle Ausgestaltung von Angeboten bezogen und weniger auf inhaltliche Aspekte. Dies bekräftigt oben beschriebene Aussage, dass das Thema im Vergleich zu zwischenmenschlichen Bedürfnissen oftmals sogar nebensächlich sei. Folgende Antworten fassen die zentralen Wünsche der befragten Personen bzgl. der Ausgestaltung von Angeboten zusammen: 63

63 Abbildung 18: Aussagen zu Bildungsformaten und inhalten- Ich wünsche mir... regelmäßige Bildungsangebote, gern Freizeitbezogen, die sich über einen begrenzten, absehbaren Zeitraum erstrecken.... mehr Angebote für die arbeitende Bevölkerung.... größere Flexibilität in der Angebotsgestaltung.... dass Bildungsangebote auch in kleinen Gruppen stattfinden können.... das Angebot nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern einen Weg zu suchen, das Angebot der Nachfrage anzupassen. Das bedarf natürlich das Suchen auf Augenhöhe.... das Aufbrechen von Strukturen.... kurzlebigere Veranstaltungsformate.... Erwachsenen und Kindern gemeinsame Bildungsangebote anbieten. In diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung sind auch die Ergebnisse einer im März 2018 erschienenen Studie, welche die Erwartungshaltungen der Bevölkerung gegenüber Bildungsangeboten und die organisationsinternen Ansprüche der BildungsgeberInnen gegenüberstellt (vgl. Lehmann 2017). Hier zeigt sich, dass BildungsgeberInnen in besonderem Maße das Ziel verfolgen, innovativ und professionell zu sein. Für die Bildungsangebote potentiell nutzende Bevölkerung hingegen sind diese Aspekte erheblich weniger relevant für sie spielten vor allem Sympathie, ein vielseitiges Angebot, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sowie Vertrauenswürdigkeit eine Rolle, wie folgende Darstellung verdeutlicht: 64

64 Abbildung 19: Bekanntheit und Image der Marke VHS Markentreiber Bevölkerung vs. Interne Befragung 06 Top-Markentreiber beim Publikum: Sympathie, vielseitiges Angebot, Preis-Leitungsverhältnis, Vertrauen Intern: Professionalität, Sympathie und Innovation. Es besteht ein Spannungsverhältnis zwischen interner und externer Befragung. Relative Wichtigkeiten der Kriterien für die Gesamtwertung der Marke* ist mir sympathisch hat ein vielseitiges Angebot bietet ein gutes Preis- Leistungsverhältnis ist vertrauenswürdig ist innovativ hat immer ein aktuelles und zeitgemäßes Angebot ist wie ein guter Freund ist professionell engagiert sich in meiner Stadt oder Gemeinde kann sich auch zukünftig im Wettbewerb behaupten übernimmt gesellschaftliche Verantwortung ist überall präsent stellt sicher, dass jeder sein Lernziel auch erreicht Gesamtbevölkerung Interne Befragung Angaben in %, relative Wichtigkeit* *) Relative Wichtigkeiten der Markentreiber auf Basis einer linearen Regressionsanalyse 48 Bekanntheit und Image der Marke VHS 2017 Quelle Ipsos GmbH Quelle: Lehmann 2017, S. 48 Weiterhin ist es eine zentrale Erkenntnis aus o.g. Studie, dass die Bevölkerung einen Bildungsanbieter insgesamt insbesondere dann gut bewertet, wenn dieser sich für die eigene Stadt oder Gemeinde engagiert und somit gesellschaftliche Verantwortung übernimmt (vgl. Lehmann 2017, S. 38). Eine innerhalb des Projektes befragte und in der sächsischen Bildungslandschaft aktive Person schlussfolgert daraus: Das ist ja evident! Wenn die Befragung ergibt, dass die Bevölkerung gar nicht Professionalität und Innovation von uns erwartet, dann sind wir sicherlich nicht für die Hard Facts da. (I) Die Vermutung, dass die Bedürfnisse der Menschen in ländlichen Räumen vielmehr im Bereich weicher Faktoren liegen, bestätigen die innerhalb dieses Projektes durchgeführten Gruppendiskussionen. 65

65 Formate und Inhalte flexibel, niederschwellig und lebensnah Insbesondere bei berufstätigen GesprächsteilnehmerInnen, die zusätzlich beispielsweise auch noch familiäre Verpflichtungen innehaben oder im Schichtsystem arbeiten, spielte das starre, schulähnliche Kurssystem vieler Einrichtungen der Erwachsenenbildung, insbesondere der VHS, eine große Rolle. Denn das Fokussieren auf einen bestimmten Zeitpunkt in der Woche sowie das systematische Wiederkommen sei für Menschen in diesen Lebenslagen schlichtweg nicht zu bewältigen. Eine Mutter sagte hierzu beispielsweise: Ich informiere mich immer über die laufenden Kurse an der VHS, damit ich sehe, was ich alles machen kann, wenn die Kinder mal groß sind. (G) Die Frage muss in diesem Zusammenhang also lauten: Wie kann es gelingen, dass Familien und Berufstätige wieder eine Möglichkeit haben, Angebote der Erwachsenenbildung wahrzunehmen (vorausgesetzt sie möchten es)? Denkbar wären hier beispielsweise Angebote, die man als Familie oder Paar buchen und an denen man somit je nach Schicht oder tagesaktueller Familiensituation abwechselnd teilnehmen kann. Zudem empfinden es die innerhalb der Diskussionen befragten Personen eher als ungünstig und hemmend, sich für längere Zeit an einen Kurs zu binden. Denn Workshops oder Tagesveranstaltungen seien wesentlich besser in die Lebensentwürfe insbesondere jüngerer Menschen integrierbar die Devise lautet hier: Flexiblere Veranstaltungsformate für zunehmend flexiblere Lebensmodelle. Generell ermutigten die DiskutantInnen die InitiatorInnen von Angeboten, bei der Gestaltung derer ein Vielfaches mehr an Kreativität walten zu lassen und Bildungsveranstaltungen nicht ausschließlich im klassisch schulischen Sinne zu organisieren. Ein Diskutant schlägt beispielsweise vor: Lehrsaal spricht mich nicht an. Mich spricht aber an, wenn es zum Beispiel heißt heute quatschen wir mal auf Englisch über unsere Urlaube. Das nächste Mal geht man eine Runde laufen und quatscht mal mit dem Englischlehrer über Sport und das nächste Mal macht man halt irgendwas anderes. So in die Richtung. (G) Auch aus der Feststellung, dass Bedürfnisse nach Begegnung und Austausch im Fokus stehen, lassen sich Schlussfolgerungen für die Schaffung von Formaten ziehen. Denn letztlich ginge es darum, Formate zu finden, die genau diese Bedürfnisse bedienen und auffangen: Ich denke, sie wollen in erster Linie die Begegnung. Aber das kann sich auch wandeln. Sie merken natürlich dann, dass diese Begegnung auch etwas damit zu tun hat, dass sie neue Dinge erfahren, dass sie Dinge lernen, dass sie Menschen kennenlernen. Das Lernen schwingt immer mit. (I) Aber wichtig ist, dass du eine Möglichkeit findest, Menschen überhaupt erstmal 66

66 zusammenzubringen, so wie wir heute. (G) Eher informelle Lernsettings, in denen vor allem alltagspädagogisch, auf Augenhöhe und partizipativ gelernt wird, eigneten sich hierfür besonders. Vielfach wird dabei von einer Lernkultur gesprochen, die nicht mehr vorwiegend durch Belehren, sondern vielmehr durch Ermöglichen gekennzeichnet ist das Ermöglichen und Schaffen von Räumen des Dialogs und der Diskussion. Viele ehrenamtlich engagierte Menschen, die sich bereits für solche Belange einsetzten und großes Interesse an der Gestaltung ihres Gemeinwesens haben, berichteten in den Gesprächen jedoch vielfach davon, dass man immer wieder mit bürokratischen Verwaltungshindernissen und anderen strukturell bedingten Schwierigkeiten in der Umsetzung konfrontiert werde: Wir machen hier drin unsere eigene Politik. Aber wir wünschen uns von außen bessere Rahmenbedingungen. Zum Beispiel eine Stätte, an der wir uns treffen könnten. (G) Schlussfolgernd hieraus könnte ein inhaltlicher Schwerpunkt ländlicher Erwachsenenbildungsarbeit zukünftig sein, ebendiesen engagierten Menschen Kenntnisse und Werkzeuge an die Hand zu geben, um sie in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit zu unterstützen. Dies könnten beispielweise Veranstaltungen zu Vereinsrecht oder Fördermittelakquise sein, um sich im Dschungel der Bürokratie ehrenamtlich geleisteten Engagements besser zurechtzufinden. Dieser Wunsch wurde zum einen vielfach von den GesprächspartnerInnen geäußert, zum anderen wird diese Tendenz auch hierdurch bekräftigt, dass Einrichtungen, die Ehrenamtlichen genau solche Bildungsangebote unterbreiten, sich vor Arbeit kaum retten können. Hinzu kommt und das hat wieder etwas mit Begegnung zutun dass Menschen, die in Bezug auf ihr Lebensumfeld ein ähnliches Anliegen haben und sich womöglich gern für etwas Ähnliches einsetzen würden, oftmals nebeneinanderher leben, ohne etwas voneinander zu wissen. Oder, um es mit den Worten eines Gesprächspartners zu sagen: Leute gibt es dafür, aber die stehen alle alleine herum. (G) Es bräuchte demnach eine Instanz, die diese Menschen zueinander bringt. Denn man müsse die Macher an einen Tisch bringen (G). Auf Basis eines erweiterten Bildungsverständnisses und einer Lernkultur, die geprägt ist von informellen Bildungsangeboten und Lernformaten, die auf Austausch, Begegnung und Gruppenerfahrung beruhen, ist es durchaus denkbar, dass AkteurInnen der Erwachsenenbildung an diese Stelle treten könnten. Bezugnehmend zu der in Kapitel beschriebenen Notwendigkeit, Bildungsangebote für Erwachsene dezentral und so lokal wie möglich zu organisieren, ergeben sich weitere Überlegungen zu Bildungsformaten. Denn entgegen der oft betonten notwendigen Hinwendung zu aufsuchenden Formaten (z.b. vgl. 2.2), begegnete dem For- 67

67 schungsteam insbesondere in den VHSn vor Ort reell stattdessen eine ausgeprägte KOMM- statt GEH-Logik. Nur äußerst selten wird sich, sowohl mental als auch physikalisch, aus den VHS-Räumlichkeiten herausbegeben, um Bildungsangebote beispielweise zusammen mit anderen Institutionen durchzuführen oder Menschen auch in Ortschaften zu erreichen, an denen sich kein VHS-Standort befindet (näher gehen hierauf die Kapitel und 4.3 ein). In diesem Zusammenhang entstand vielfach die Idee, stärker aufsuchend zu arbeiten, sprich mobil zu werden, um auch Menschen in kleinen Dörfern ein Angebot vorzuhalten und diese somit besser einzubeziehen. Hierfür ist jedoch eine Sache unerlässlich, wie in den weiteren Kapiteln genauer beschrieben wird: Die Bereitschaft, Kooperationen einzugehen und sich stärker zu vernetzen (Näheres hierzu in Kapitel 3.4.7). Hinzu kommt, dass die VHSn unter den aktuellen Förderbedingungen selbst den ohnehin zu bewältigenden Aufgaben nur mit enormen Anstrengungen gerecht werden können. Auf einer solch bröckelnden, unsicheren Finanzierungsbasis an innovative Formate zu denken, die keine Sicherheit bieten und weitere Kosten verursachen, fällt den Mitarbeitenden folglich schwer Öffentlichkeitsarbeit Will Erwachsenenbildung wieder mehr an Präsenz gewinnen und einen Zugang zu möglichen neuen NutzerInnen schaffen, dann ist es unerlässlich, sich mit der Frage der Außenwirkung und mit der aktuellen Öffentlichkeitsarbeit auseinanderzusetzen. Der Aspekt der Außenwirkung zeigte sich am deutlichsten in Gesprächen mit den oder über die VHSn, das Thema Öffentlichkeitsarbeit zog sich durch alle Interviews mit AkteurInnen der Erwachsenenbildung. Mit Bezug auf den renommierten Wissenschaftler der Erwachsenenpädagogik Prof. Dr. Jörg Knoll stellte ein Befragter im Gespräch fest: Professor Knoll: Der hat schon vor 20 Jahren gesagt, dass die VHS mal raus muss aus diesem Graue-Maus-Image. Wenn aber kein Geld in die Hand genommen wird, dann wird das ewig so rumdümpeln. (I) Diese Aussage macht bereits zwei Aspekte deutlich: 1) Professionelle Öffentlichkeitsarbeit ist immens wichtig für den Bekanntheitsgrad der BildungsakteurInnen in der Bevölkerung und das Platzieren von Angeboten. 2) Damit Öffentlichkeitsarbeit auch gewinn- bzw. nutzerbringend sein kann, bedarf es dafür gezielt finanzieller Ressourcen in den Einrichtungen. Was jedoch ist unter Öffentlichkeitsarbeit nun eigentlich im Untersuchungszusammenhang zu verstehen? Die Gespräche mit allen Befragten machten innerhalb des Oberbegriffes verschiedene Kategorien deutlich, die im Folgenden genauer betrachtet werden:

68 Abbildung 20: Öffentlichkeitsarbeit betreffende Bereiche Außenwirkung Standort Bildungsbegriff Kommunikation mit NutzerInnen Schlüsselpersonen Außenwirkung - Die Wahrnehmung der VHS in der Öffentlichkeit Stärker als bei anderen Erwachsenenbildungseinrichtungen wurden die VHSn mit ihrer Außenwirkung thematisiert. Es ist zu vermuten, dass dies einerseits in engem Zusammenhang mit der historischen Entwicklung der VHSn - dem Gewachsen-Sein - steht, andererseits aber auch auf die weitestgehend flächendeckende Präsenz der Einrichtungen zurückzuführen ist. Alle in den Gruppendiskussionen befragten Menschen kannten die VHS aber nur ein sehr geringer Anteil nutze sie auch. Interessanterweise stellen sich das Selbst- und Fremdbild der VHSn Nordsachsen und Vogtlandkreis ähnlich dar. Während die Rolle der VHS in den Regionen als tragende Bildungseinrichtung dargelegt wird, so spiegeln Aussagen von MitarbeiterInnen ein eher einseitiges bis negatives Bild der Wahrnehmung: Alt und verstaubt. (I) Man ist ja schon mal froh, wenn man irgendwo im Tatort von der VHS hört, aber das Image, die Präsentation nach außen ist eine Katastrophe. (I) Aber ich denke trotzdem, dass es bei vielen noch nicht angekommen ist, dass es die VHS gibt. (I) Vielen AkteurInnen ist bewusst, dass im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit noch viel Potential nach oben vorhanden ist. Auch andere Einrichtungen, die Angebote in ländlichen Räumen anbieten, sehen, dass der Bekanntheitsgrad steigerungsfähig wäre. So wurde in der Befragung der ExpertInnen konkret der Wunsch geäußert, die Einrichtungen mögen sich sowohl nach außen besser darstellen als auch zukünftig besser in die Regionen hineinwirken. Das positive Grundbild der VHSn kann durchaus noch optimiert werden. Die Ressource Standort Neben der Wahrnehmung der Bildungseinrichtungen als Institution an sich und der Attraktivität der Angebote spielt auch der Standort der Einrichtung eine bedeutende Rolle. Häufige Standortwechsel hindern an der Verortung der Einrichtung und erschweren den Zugang der NutzerInnen ebenso wie schlechte Erreichbarkeit. So kommt es zum Beispiel im Vogtlandkreis zustande, dass viele befragte Personen gar 69

69 nicht wissen, wo sich der nächste VHS-Standort befindet. Einige halten sogar Standorte in Wohnortnähe für geschlossen, die nach wie vor geöffnet sind. Die Anbindung an den ÖPNV muss dabei ebenso bedacht werden wie Parkmöglichkeiten. Besonders im Vogtlandkreis spielen im Winterhalbjahr zudem die Witterungsbedingungen eine bedeutende Rolle: Und im Winter wir haben einen sehr schlechten Räumungsdienst. Da bist du froh, wenn du nach Hause gekommen bist. Dann wagst du es nicht in den Abendstunden, wenn Glätte- und Schneegefahr herrscht, nochmal los zu fahren. (G) In der Befragung wird deutlich, dass die Lage der VHSn häufig nicht dem Standort entspricht, den sich die dort tätigen MitarbeiterInnen wünschen, um Menschen zu erreichen und um präsent zu sein. Auch das oben beschriebene Credo der Zentralisierung in der Dezentralisierung kann vielerorts nicht umgesetzt werden. Das geht gar nicht, da kommt keiner hin. (I) Ein guter Standort ist superwichtig. (I) Ab vom Schuss. (I) Hier? Das erwartet doch niemand. (I) Jedoch gibt es durchaus Beispiele dafür, dass es anders laufen kann bzw. Visionen dazu, wie VHSn zu einem zentralen lebendigen Ort der ganzheitlichen Bildung umgewandelt werden können: Das [die VHS in X] ist ein schönes Beispiel dafür, dass wenn die Rahmenbedingungen stimmen, auch auf dem Land, in der Kleinstadt, der Bedarf an Erwachsenenbildung hoch ist, wenn man es machen kann. Man braucht Personal, man braucht Räumlichkeiten. (I) Ziel wäre es alles im Haus zu haben, ein Haus der Begegnung (I) an einem guten, zentralen Standort (I) Neben dem Standort wurde in mehreren Interviews deutlich, dass allein die Beschilderung der VHSn im Stadtbild auf unterschiedliche Widerstände stößt. Neben den dabei anfallenden hohen Kosten wurde auf Abwehr seitens einiger Kommunalverwaltungen verwiesen. Wo es jedoch gelungen ist, z.b. durch Banner über der Straße oder mit dem Bewerben durch Aufsteller auch im Stadtbild mehr Präsenz zu erhalten, wurde dies jedoch als Stärkung der Einrichtung empfunden. 70

70 Abbildung 21: Wegweiser einer VHS im Straßenbild Der Begriff der (Erwachsenen)bildung Einladung oder Abschreckung? Es stellt sich die Frage, inwieweit die Begriffe (Erwachsenen)Bildung und auch VHS selbst dazu beitragen, dass Angebote nicht wahrgenommen werden oder Menschen gar abschrecken: Wir formulieren es auch oft um. Der Begriff Bildung ist wirklich immer so abschreckend. (I) Wie wird Bildung auch benannt? (I) Erwachsenenbildung klingt so abstrakt und obendrüber. (I) Die wenigsten würden mit dem Begriff [Erwachsenenbildung] etwas anfangen können. (I) Warum heißt es Volkshochschule? Ist es eine Schule? Wenn es Bildung macht, muss es eine Schule sein? (I) Besonders im Hinblick darauf, dass sich VHSn als Bildungseinrichtungen für alle Menschen verstehen und Personen mit unterschiedlichen Bildungsaffinitäten erreichen wollen, wäre die Überlegung lohnenswert, sich mit den Begrifflichkeiten Schule und Bildung auseinanderzusetzen und über mögliche Alternativen zu diskutieren. 71

71 Zu einer Bildungsveranstaltung in die VHS will ja dann keiner hin. Die bildungsfernen Schichten schon gar nicht. Und wenn man sich fragt wie kriegt man die ran?, dann darf man dieses schlimme Bildungswort gleich gar nicht verwenden. (G) Es ist wichtig, nicht so vordergründig zu sagen: Ich will dich jetzt weiterbilden, deine soziale Kompetenz entwickeln, sondern das Vehikel muss man finden, was den Leuten der innere Antrieb ist zu sagen: Da geh ich hin, das macht mir Spaß, da mache ich mit, das ist gut, da gibt es hinterher noch ein Bier und eine Bockwurst [ ] Das ist glaube ich, viel wichtiger und da entsteht auch so ein Gefühl, so ein Zusammengehörigkeitsgefühl, wo man dann über andere Dinge reden kann. (G) Der Diskurs über erweiterte Begrifflichkeiten sollte sich jedoch nicht nur auf die VHSn beschränken, sondern unter und mit allen AkteurInnen der Erwachsenenbildung stattfinden, um ggf. eine Profilschärfung anzustoßen und somit möglicherweise die Wahrnehmung und Nutzung von Angeboten zu stärken. Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation mit NutzerInnen als Sprachrohre der Erwachsenenbildung Ein Bereich, in dem weiteres Potential vorhanden ist, ist in der Öffentlichkeitsarbeit bzw. in der Kommunikation mit (potentiellen) NutzerInnen zu sehen. Die AkteurInnen der Erwachsenenbildung, die im Rahmen des Projektes zu Wort kamen, sehen den Bereich der Ansprache als einen der wichtigsten Punkte in ihrer Arbeit, sind jedoch aufgrund zu geringer Personalkapazitäten und eingeschränkter finanzieller Ressourcen nicht in der Lage, hier zu ihrer Zufriedenheit professionell zu handeln: Ohne Öffentlichkeitsarbeit geht es in diesem Bereich gar nicht mehr. (I) Der Personalschlüssel gibt es nicht her, zu sagen: OK, wir haben jetzt jemanden der komplett auf Akquise geht. (I) So wird häufig auf die gängigen Mittel zurückgegriffen: auf Anzeigen in Regionalblättern, der Tageszeitung, die Teilnahme an Bildungsmessen und die Präsenz im Internet. Bei der Nutzung digitaler und sozialer Medien stellt sich für Mitarbeitende aber wiederholt das Dilemma der Professionalität und der Kapazitäten: Wenn man es macht, dann muss man es richtig machen. (I) Besonders in ländlichen Räumen wird jedoch die zeitintensive und persönliche Ansprache der potentiellen NutzerInnen als zielführend eingeschätzt. Es bedürfe einer Sensibilisierung für bestimmte Themen und Engagement, um die Leute hinterm Ofen [hervorzulocken] (I). Mehrfach wird betont, dass direkt auf Menschen zugegangen 72

72 werde, z.b. durch persönliche Ansprache, Anrufe etc.: Du musst die Leute wirklich zusammensuchen für den Kurs, rausgehen, Werbung machen, Leute einladen, über die persönliche Schiene gehen. (I) Wir stecken dem auch mal was persönlich in den Briefkasten. (I) Sehr kleinteilig, sehr verlässlich, jedes halbe Jahr muss da etwas kommen. (I) Die Angebote der Erwachsenenbildung müssen dabei so platziert werden, dass ein Hereinwachsen möglich ist und ein Interesse geweckt wird. Dies ist als ein Prozess zu sehen, der durchaus auch Durststrecken (I) beinhalten kann, die es jedoch auszuhalten gilt. Die persönliche Ansprache, das Kennen der NutzerInnen wird durchaus als ein Vorteil der ländlichen Räume, als eine Spezifik wahrgenommen, die im Vergleich zu sächsischen Großstädten ein anderes Arbeiten ermöglicht. Hierin sind Herausforderungen und Chancen zu sehen, die Erwachsenenbildung auch durch MultiplikatorInnen und Schlüsselpersonen an die Menschen vor Ort heranzutragen. Der Beziehungsmoment und die Bindung der Menschen untereinander weisen hier den Weg: Wenn die Nachbarin kommt, und sagt Ey, dann langt das vielleicht, aber das schaffe ich vielleicht nicht mit [ ] einer oder einem Newsletter oder wie auch immer. (I) Wenn das ein Angebot ist, mit dem die nur den Inhalt verbinden und sagen, dass wäre schon mal für uns dran. Dann glaube ich nicht, dass die über diese Schwelle marschieren. Da fehlt genau dieser Moment der Beziehung und Beziehung heißt, es ist etwas für uns, für uns einfache Leute oder für die, die sich hier so in dieser Kleinteiligkeit treffen. (I) Es braucht diesen Moment der gemeinsamen Begegnung und das sagt mir auch etwas wie meine Bildungsangebote transportiert werden. (I) Um Menschen für Bildungsarbeit zu begeistern, sind vor Ort gut bekannte und vernetzte AkteurInnen das entscheidende Moment. Nur so können die Bedürfnisse der Menschen erfasst und Angebote daran angedockt werden. Durch Zusammenarbeit mit anderen, auch kleinen, lokal agierenden AkteurInnen, z.b. Vereinen und bestimmten Kontaktpersonen können Angebote der Erwachsenenbildung gestreut werden Kooperation und Vernetzung Wie in Kapitel 2.2 beschrieben, spielt ein hoher Vernetzungsgrad bei der Entwicklung ländlicher Räume mit Hilfe von Erwachsenenbildung eine herausragende Rolle. 73

73 Gleichzeitig wird oben auch angemerkt, dass in der Realität hingegen eher ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken bis hin zum institutionellen Egoismus vorzufinden ist. Besonders in den VHSn begegnete dem Forschungsteam ein ausgeprägtes Konkurrenz- statt Kooperationsdenken. Denn hier wurden vor allem Argumente angeführt, die einer kooperativen Ausrichtungen entgegenstehen. Der Aspekt, dass Kooperationen unterstützend sein könnten, um Erwachsenenbildung und Regionalentwicklung sowie die Erwachsenenbildung im ländlichen Raum zu stärken, wird demnach durchaus unterschiedlich wahrgenommen und diskutiert. Gibt es einzelne Träger der Erwachsenenbildung, die ohne Netzwerkarbeit nicht existieren könnten, wurde wiederum zwischen den einzelnen Trägern häufig eine Konkurrenzsituation erkennbar, die bisher eine Zusammenarbeit ausschließt. Dabei steht vor allem der Wettbewerb um (mögliche) TeilnehmerInnen im Mittelpunkt der Diskussion: Letztendlich versucht jeder auch sein Überleben zu sichern. (I) Der eine nimmt dem anderen etwas weg. (I) Es ist ungeschrieben ein Konkurrenzdenken. Und wir wissen nicht, warum. (I) Es ist nicht die Zeit für viel Pietät, weil natürlich die Fördermittel immer weniger werden und jeder um sein Überleben kämpft. (I) Auch bei zumeist gedanklicher Offenheit der Befragten gegenüber Kooperationen werden zuerst Herausforderungen, wie beispielsweise das knappe Zeitbudget von MitarbeiterInnen sowie der damit zusammenhängende finanzielle Rahmen, benannt. Wer übernimmt in Netzwerken die Koordination? Wie können Einrichtungen mit unterschiedlichen Organisationsformen überhaupt zusammenarbeiten? Fokussiert man stärker auf das Beziehungsmoment als Verbindung zwischen Bildungsangebot und NutzerInnen, so werden jedoch Ressourcen zur Stärkung der Erwachsenenbildung offensichtlich: Zum einen könnten Schlüsselpersonen Menschen in ihrem Wirkungsbereich ansprechen und zur Teilnahme an Bildungsveranstaltungen einladen bzw. bewegen. Deshalb müssen diese MultiplikatorInnen gezielt über Angebote informiert sein. Denn die Befragung ergab, dass es eine Herausforderung bis Unmöglichkeit sei, an Noch-Nicht-NutzerInnen heranzukommen: Die kann ich nur durch welche motivieren, die aktiv sind. (I) Ich brauche die Multiplikatoren und die muss ich kennen und mit denen muss ich im Kontakt stehen. (I) Und dann muss ich die Partner suchen und sicherlich gibt es da auch einen Sportverein und dann muss ich mit jedem reden, z.b. dem Übungsleiter der bekannt ist, und kann das dort auch reinbringen. (I) Die Identifikation der Schlüsselpersonen wird eine Aufgabe sein, die nur vor Ort und 74

74 im Gespräch bewältigt werden kann. Der ganz stark im Dorf vernetzt ist. (I) Der erzählt, was er da erlebt hat. (I) Es gibt verschiedene Orte, in denen kommuniziert wird, die sind alle informell. (I) Von daher denke ich, dass man diese Gruppe nicht als Träger wie [X] erreicht. Ich müsste auf einer anderen Ebene einen Gewährsmann haben, das kann eine Institution sein wie die Brandbehörde, noch viel besser ist der Kontakt zum Wehrleiter [ ]. (I) Man braucht jemanden, der sich vor Ort richtig gut auskennt. Manchmal hat man so jemanden, aber oft auch nicht meistens nicht. (I) Kontakte zu bekannten und vernetzten Menschen vor Ort, möglicherweise Leitende/Mitarbeitende anderer Einrichtungen, können der Zugang zu den BewohnerInnen ländlicher Räume werden sowie der Startpunkt für eine Arbeit der Erwachsenenbildung über den bisherigen Aktionsradius hinaus sein. Denn es sind auch Kooperationen und Netzwerke verschiedener AkteurInnen im ländlichen Raum, die eine tragende Rolle spielen werden. Doch wer könnte sich zusammenschließen, was wäre der, im besten Fall gegenseitige, positive Nutzen? Gedanken dazu sind unter den Befragten reichlich vorhanden, jedoch ist festzustellen, dass die Umsetzung dieser bisher nur von wenigen AkteurInnen erfolgt ist. Die Aussagen und Gedanken zum Themenkomplex Kooperation gehen in die unterschiedlichsten Richtungen, übereinstimmende Haltungen gibt es dazu kaum. Ohne Kooperationen würden die meisten unserer Projekte gar nicht mehr gelingen. (I) Es wurde vielleicht nicht bis zum Ende ausprobiert, also komplett ausgelotet. (I) Jeder hat mit sich zu tun. (I) Dass man vielleicht auch zukünftig mehr machen müsste, damit wir alle [VHS und Kooperationspartner] nicht untergehen. (I) Jedoch lässt sich aufzeigen, dass Überlegungen zur Zusammenarbeit unterschiedlichster AkteurInnen generell vorhanden sind und hier Entwicklungspotential gesehen wird sofern die Rahmenbedingungen der Erwachsenenbildung eine Veränderung hin zu mehr Planungssicherheit, qualitativer Ausrichtung und Flexibilität erfahren. Mit weniger wirtschaftlichem Druck könne der Frage, wie auch Kooperationen der Erwachsenenbildungsträger und anderer vor Ort verwurzelter Einrichtungen und Unternehmen dazu beitragen können, in die Regionen hineinzuwirken, tiefgründiger nach- 75

75 gegangen werden. Dabei besteht der Wunsch vor allem nach Kooperationen auf Augenhöhe zum gegenseitigen Vorteil (I). Dieser Vorteil wird sowohl in einer vertieften Fachlichkeit als auch in einer finanziellen Win-win-Situation beschrieben. Zudem können durch gemeinsames Arbeiten und den stetigen Austausch mit MultiplikatorInnen aufkommende Bedürfnisse vor Ort schneller aufgegriffen werden und diesen fortführend zielgerichteter begegnet werden. Wer können nun diese weiteren AkteurInnen sein, die möglichen Netzwerk- und KooperationspartnerInnen der Erwachsenenbildung im ländlichen Raum? In erster Linie wurden in der Befragung Vereine, Kirchgemeinden und die Mehrgenerationenhäuser genannt, aber z.b. auch der Kreissportbund sowie lokale Unternehmen aufgeführt - Gruppierungen, die vor Ort aktiv und in denen Menschen bereits verankert sind. Und den muss ich mir reinholen, als Partner. (I) Ich suche mir jemanden, der die Nachfrage für mein Angebot potenzieren kann. (I) Jedoch sollte hier explizit die Ausgestaltung der Zusammenarbeit miteinander besprochen werden: Wenn ich so einen Verein irgendwo in einem Dorf habe, ist die Frage: Brauche ich dann die VHS noch mit einem Bildungsangebot dazu oder organisieren die das in ihrem Verein? (I) Das ist genau die Ausrichtung der VHS, die ich auch für sinnvoll erachte. Denn es bringt nichts, wenn wir nebenbei dort eine Struktur erfahren, weil die Landfrauen, als Beispiel, die sind vernetzt, die sind verankert. Und wenn wir dann kommen und Ähnliches anbieten, dann würde zu uns keiner kommen. Was wir vielleicht leisten können, das ist eine Plattform, die die Landfrauen mit Leben erfüllen. (I) Und da wo es ist, muss ich nicht parallel was aufbauen. (G) Um hinderliche Doppelstrukturen zu vermeiden und hingegen Synergieeffekte zu erzielen, bedürfe es auch der Frage, auf welchen Ebenen zusammengearbeitet werden kann. Bleibt die Zusammenarbeit auf einer organisatorischen Ebene, z.b. in der gemeinsamen Nutzung von Räumlichkeiten, oder entwickelt sie sich auch inhaltlich-strategisch? Als Besonderheit für ländliche Räume kam in den Interviews wiederholt zum Ausdruck, dass der Vertrauensaufbau, der für eine Zusammenarbeit Voraussetzung ist, häufig länger dauert als in der Stadt. Eine damit verbundene Herausforderung bei der Netzwerkarbeit ist das Feststecken in Beziehungen (I) oder dass Kreise [abgeschlossen sein] können (I). 76

76 Legt man den Fokus noch einmal gezielt auf die VHSn, so wird deutlich, dass die Kooperationen aktuell eher gering ausgeprägt sind. Vereinzelt besteht eine Zusammenarbeit mit anderen AkteurInnen, letztendlich wird aber wiederum bedauernd auf zu geringe personelle Kapazitäten verwiesen, die es bisher nicht erlaubten, diesen Bereich stärker auszubauen. Ohne ein inneres Zugewandtsein gegenüber dem Vernetzungsgedanken (sprich nicht auf Basis von Konkurrenzgefühlen) können sich jedoch auch zusätzliche finanzielle Mittel nicht positiv auf die Kooperationskultur an VHSn auswirken. Zeit für Kommunikation untereinander, der gemeinsame Austausch und ein weniger wirtschaftlich geprägtes, reflektierendes Wo soll es hingehen, für uns als Erwachsenenbildung, die Menschen und die ländliche Räume Sachsens? können der Ansatz zu gelingender Netzwerkarbeit sein. 77

77 4. Wandlungskompetenzen und -kapazitäten Wie kann es aber nun gelingen, die innerhalb dieses Projektes zusammengetragenen Impulse für Veränderungen vom Papier in die Realität umzusetzen? Fakt ist, dass es nicht genügen wird, an einer einzigen Stellschraube zu drehen. Vielmehr ist ein Zusammenspiel mehrerer Aspekte notwendig, wobei sich die folgenden drei als zentralste herausstellten: Abbildung 22: Wandlungskompetenzen und -kapazitäten (eigene Darstellung) Förderpolitische Rahmenbedingungen (Blick nach außen) Kompetenzen und Wissen zu a) Andragogik b) Ländlichen Räumen (regionalspezifisch) Bereitschaft zur Selbstreflexion (Blick nach innen) 78 Um nachhaltig und positiv in ländliche Räume hineinwirken zu können, braucht es zum einen vor allem seitens der Einrichtungen und AkteurInnen der Erwachsenenbildung die Bereitschaft, das eigene Vorgehen, das eigene Konzept und eigene Bilder zur Rolle der Erwachsenenbildung für ländliche Räume kritisch zu hinterfragen. Zum anderen bedarf es jedoch auch Rahmenbedingungen, die den handelnden AkteurInnen Freiräume und Flexibilität im Denken und Handeln überhaupt erst einmal ermöglichen. Nur durch das Ineinandergreifen dieser Faktoren kann es gelingen, dass sich die Situation der ländlichen Erwachsenenbildung im Freistaat Sachsen nachhaltig wandelt, ohne lediglich bei der Behandlung von Symptomen ( zu wenig TeilnehmerInnen ) zu bleiben. Denn wenn man immer nur im Kursformat denkt und handelt und nach einem Wirtschaftsplan handelt und einer Förderpolitik unterworfen ist, die es einem nicht ermöglicht, andere Formate auszuprobieren, verliere ich auch irgendwann die Fähigkeit, das zu tun. (I)

78 Die Erfüllung des oft geäußerten Wunsches nach mehr Geld allein wird folglich nicht die dringend notwendigen und erhofften Veränderungen herbeiführen, wenn die ErwachsenenbildnerInnen und deren Organisationen nicht auch selbst den Blick nach innen richten. 4.1 Der Blick nach Innen Selbstreflexion Die VHS als Organisation der Erwachsenenbildung stand innerhalb des Projektes gegenüber anderen Einrichtungen im Fokus der Betrachtung. In den zahlreichen Gruppendiskussionen und Interviews wurde folglich nicht nur inhaltlich und strukturell über die Gestaltung von Erwachsenenbildung diskutiert, sondern vielfach auch die VHS als Organisation thematisiert sowohl von den Mitarbeitenden selbst als auch von außen. Hierbei zeigte sich vielfach, dass ein Nachdenken über sich selbst für die Zukunft der VHSn in Sachsen unabdingbar sein wird: Die Identität von VHS ist auch in die Diskussion gestellt. (I) So ein Haus wie unseres muss sich auch in der Regel in jedem halben Jahr, oder jedem Jahr neu erfinden an einigen Stellen. Weil manches läuft sich tot. (I) Ich wünsche den VHSn, dass sie zurückfinden zu ihrem aufklärerischen Potential in Form der Daseinsvorsorge in der Kommune, in der Region. (I) In den VHSn vor Ort schwankten die Mitarbeitenden zwischen dem Festhalten an Traditionen auf der einen Seite und dem Wunsch nach Veränderungen auf der anderen Seite, wobei ersteres eher im Vogtlandkreis und letzteres vorwiegend in Nordsachsen anzutreffen war. Folgende beide Beispielzitate verdeutlichen diese Tendenz: Vogtlandkreis: Ich hatte mal hier in [dieser Kleinstadt] Einwohner. Es sind noch Ich kann diese demografische Entwicklung hier auch nicht zurückdrehen. Es ist wie es ist und damit muss ich zurechtkommen, dementsprechend müssen wir unsere Angebote entwickeln. Ich weiß auch nicht, ob es eine VHS in 10 Jahren überhaupt noch gibt. Den Dieselmotor gibt es in 10 Jahren vielleicht auch nicht mehr. Irgendwann ist es halt so. (I) Nordsachsen: Wir müssen uns anders aufstellen, damit wir auch eine Berechtigung haben. Es nützt nichts zu sagen, das machen wir schon immer so. (I) So begegnete dem Projektteam zum einen eine hohe Frustration über die aktuelle Situation der Erwachsenenbildung und den damit verbundenen Rahmenbedingungen, die teilweise sogar in eine eher resignierende Haltung mündete und Innovationsgeist sowie kreative Energie eher hemmte bzw. überlagerte. In diesen Fällen fokussierte man sich relativ stark an den schwindenden Teilnehmer-Zahlen, für die man aufgrund des demografischen Wandels nicht verantwortlich sei und demnach auch nichts an 79

79 der Situation ändern könnte. Grundsätzlich wurde hier also eher reagierend statt agierend und aktiv gestaltend gehandelt. Zum anderen waren jedoch auch Tendenzen erkennbar vor allem an der VHS Nordsachsen -, die eine hohe Bereitschaft zum Eintreten in einen organisationsbezogenen Reflexionsprozess erkennen lassen: VHS ist seit Jahren nicht mehr zeitnah. (I) Ist das noch zeitgemäß was wir tun oder müssen wir an Stellschrauben drehen? (I) Ich halte es schon für sinnvoll, an den Grundfesten der VHS mal zu diskutieren: Wie richten wir uns aus, was ist sinnvoll, ist das klassische Konzept VHS noch zielführend oder müssen wir neue Wege gehen? Das ist schon aus meiner Sicht sinnvoll. (I) Wer die VHS zukünftig sein will und welche Rolle sie in den ländlichen Räumen Sachsens spielen wird, hängt in hohem Maße von der Wandlungsbereitschaft und -kompetenz der Organisationen vor Ort selbst ab. Wer ist die VHS zum aktuellen Zeitpunkt? Wo wird die VHS in 5 Jahren stehen, wenn alles beim Alten bleibt? Wie könnte die VHS in X-Stadt/X-Dorf in 5 Jahren aussehen? Woran würden die BewohnerInnen von X-Stadt/X-Dorf die Veränderungen bemerken? Wer oder was hat dazu geführt, dass sich die VHS in X-Stadt/X-Dorf hierhin entwickeln konnte? Wo kommt die Idee der VHS her und was sind ihre ganz ursächlichen Ziele und Ansätze? Was haben diese mit der aktuellen Situation in ländlichen Räumen Sachsens zu tun? Sich diesen und ähnlichen Fragen zu stellen und sich aktiv mit ihnen auseinander zu setzen auch mit Unterstützung von außen (z.b. Supervision, Change-Management, Beratung, ) und vor allem im Dialog mit vor Ort lebenden Menschen - könnte ein erster Schritt in Richtung Neuorientierung sein Erweiterte Kompetenzen Wie Erwachsenenbildung umgesetzt und gelebt wird, steht und fällt letztlich mit den handelnden AkteurInnen und MitarbeiterInnen vor Ort. Hier stehen die Einrichtungen der Erwachsenenbildung vor dem gleichen Problem, welches sich in ähnlicher Form aktuell über etliche Branchen hinweg niederschlägt: Die Schwierigkeit, qualifizierte Fachkräfte und DozentInnen zu gewinnen, die beispielsweise auch die Idee der VHS

80 verinnerlicht haben und entsprechend umsetzen. Umso wichtiger sei es aus Sicht der interviewten Personen, Lehrstühle für Erwachsenenbildung zu schaffen und zu erhalten, um junge Menschen zu professionellem andragogischen Handeln zu befähigen: Wenn man das Denken in die Fläche tragen will und letztendlich auch das Handeln was ja das Ziel ist dann braucht es eine grundständige Ausbildung von Menschen, die das gern tun wollen. (I) Denn anders als in der Pädagogik komme es in der Andragogik, insbesondere in ländlichen Räumen, vor allem hierauf an: Der große Unterschied zwischen Erwachsenenbildung und Schule ist, dass der Erwachsene mit seiner Biographie kommt und daraus wachsen verschiedene Themen, Fragen, Befindlichkeiten. Er will nicht beschult werden wie ein Kind, sondern er will in der Auseinandersetzung seine Fragen klären. Für Erwachsenenbildung ist dann die Aufgabe, dies pädagogisch oder didaktisch so aufzubereiten, dass das adäquat ist und dass man möglicherweise über die aktuellen Fragen auch was Grundsätzliches mit einstreuen kann. Und da kann Erwachsenenbildung ein Element sein, um den ländlichen Raum attraktiv zu halten. (I) Die veränderten Bildungsbedürfnisse Erwachsener in ländlichen Räumen lassen zudem veränderte Kompetenzen seitens der AndragogInnen notwendig werden. So werde es neben dem reinen Dozieren, Lehren und Vermitteln von Wissen zukünftig viel mehr gefragt sein, sich beispielsweise im Bereich der Begleitung von Prozessen oder Moderation von Diskussionen besser aufzustellen. Dies erfordere seitens der Mitarbeitenden in den Einrichtungen der Erwachsenenbildung ein Umdenken auf verschiedenen Ebenen denn hierzu bedürfe es eines Abweichens vom Denken in Kursen sowie des aktiven Einmischens in Prozesse ( Sich unters Volk mischen ). Dies setze allerdings auch ein Interesse und die Motivation voraus, dies zu tun sowie Mut und Durchhaltevermögen, auch, wenn sich anfangs nur wenige Personen beteiligten. Aufgrund der hohen Bedeutung von Netzwerkarbeit und einer aktiv gelebten Kooperationskultur komme es darüber hinaus auch auf Fähigkeiten in diesem Bereich an. Die Voraussetzung hierfür ist wiederum, dass man sich zunächst erst einmal auch mental von einem Denken in Konkurrenz zu lösen beginnt und sich öffnet für die Chancen und Möglichkeiten, die mit professioneller strategisch ausgerichteter Netzwerkarbeit verbunden sind. Ein weiterer Punkt, der in den Gesprächen immer wieder eine Rolle spielte, ist die Identifikation seitens der ErwachsenenbildungsakteurInnen mit dem Ort, an dem diese aktiv sind. Weil ländliche Räume sehr verschieden sind und man vor Ort unterschiedlichste Bedingungen, Eigenschaften und Möglichkeiten vorfindet, müssten ErwachsenenbildnerInnen in ländlichen Räumen über ein umfassendes Wissen zu der jeweiligen Kleinstadt oder zu dem Dorf verfügen, in welchem sie agieren. Um aktiv für und mit ländlichen Räumen zu arbeiten, müssten sich AkteurInnen gut vor Ort 81

81 auskennen, mit den Menschen und deren Mentalität sowie den brennenden Themen und Befindlichkeiten der vor Ort lebenden Personen vertraut sein. Ein Interviewpartner geht sogar so weit, dass er sagt: Mitarbeiter müssen zwei Jahre in der Region unterwegs sein, um diese zu verstehen. (I) All die hier beschriebenen Anforderungen an AkteurInnen in der Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen erforderten jedoch ein weiteres essentielles Element, um in die Realität umgesetzt werden zu können: Eine förder- und finanzpolitische Basis, welche die Aktivitäten der ländlichen Erwachsenenbildung nicht länger begrenzt und einschränkt, sondern Denken und Handeln öffnet für kreative, innovative, zukunftsfähige und gestaltende Ideen und Ansätze. Denn solange VHSn und andere Erwachsenenbildungseinrichtungen an einen strengen Wirtschaftlichkeitsplan gebunden sind, innerhalb dessen zum Teil sogar der eigene Arbeitsplatz an Auslastungszahlen gebunden ist, werden sie auch gezwungen sein, vor allem Dinge anzubieten und sich in solche Felder hineinzubegeben, die zwar aus ökonomischer Sicht, nicht aber unbedingt auch aus gesellschaftspolitischer Sicht notwendig und sinnvoll sind. 4.3 Förderpolitik und Rahmenbedingungen Vielfach ist innerhalb dieses Berichts bereits angeklungen, dass es um die finanzielle Ausgestaltung von Erwachsenenbildung im Freistaat Sachsen nicht gerade üppig bestellt ist. Doch was bedeutet dies konkret für die Förderpolitik der sächsischen Erwachsenenbildung? Folgende Tabelle zeigt die prekäre Realität: 82

82 Abbildung 23: Finanzierung der Erwachsenenbildung in Deutschland nach Bundesländern (2016) 2016 Bundesland kommunale Förderung in Euro Landesmittel in Euro kommunale Mittel je Einwohner in Euro Landesmittel je Einwohner in Euro öffentl. Zuschuss gesamt je Einwohner in Euro 1. Bremen ,08 1,50 8,58 2. Nordrhein-Westf ,23 2,80 7,03 3. Niedersachsen ,85 3,14 6,99 4. Bayern ,76 1,61 6,37 5. Baden-Württemb ,13 1,68 5,81 6. Schleswig-Holst ,96 0,73 5,69 7. Hessen ,32 0,81 5,13 8. Saarland ,89 2,19 5,08 9. Berlin ,00 4,89 4, Rheinland-Pfalz ,10 1,49 3, Hamburg ,00 3,55 3, Thüringen ,83 1,72 3, Mecklenb.-Vorp ,70 1,67 3, Brandenburg ,93 0,91 2, Sachsen-Anhalt ,57 0,90 2, Sachsen ,02 1,02 2,04 Bundesrepublik ,51 2,05 5,56 Quelle: SVV 2017 / DIE-Statistik 2016 Dem Freistaat Sachsen, in dem rechtspopulistische Parteien auf dem Vormarsch und Diskussionen über abgehängte Regionen sowie ungleiche Lebensverhältnisse zwischen neuen und alten Bundesländern tagesaktuell sind, ist Erwachsenenbildung im bundesdeutschen Vergleich am wenigsten wert. Dies hat weitreichende Folgen: Spärlich ausgestattete Räumlichkeiten, niedrige Honorare, für die kein/e DozentIn bereit ist, hochwertige Leistungen anzubieten geschweige denn etliche Kilometer in den ländlichen Raum zurückzulegen, MitarbeiterInnen, denen ohne Gestaltungsspielraum die Hände gebunden sind und frustrierte interessierte Menschen, die beim Nichtzustandekommen von Kursen aufgrund zu geringer Anmeldungszahlen irgendwann resignieren: Wir wissen, dass die Honorare schlecht sind, wir arbeiten daran, wir versuchen das in irgendeiner Art und Weise zu lösen. Aber da kommen wir wieder zum ursprünglichen Problem, der Finanzierung der Erwachsenenbildung. Wenn der Träger nicht kann und das Land nicht gibt dem Teilnehmer können wir nicht endlos Geld aus den Rippen [ziehen]. (I) Insbesondere in ländlichen Räumen ist es oftmals eine enorme Herausforderung, die Mindestteilnehmerzahl von 8 Personen zu erreichen. Einige GesprächspartnerInnen beschreiben dies sogar als das zentralste Problem bzgl. der Förderrichtlinie vor allem dann, wenn man sich auf neue Pfade begeben möchte, die Zeit brauchen, um Früchte zu tragen. Und letztlich leiden darunter vor allem (potentielle) NutzerInnen: Es passiert auch ganz oft, dass die Kurse, die mich interessieren, nicht zustande kommen, also diese 8 Leute. (G) 83

83 Um sich innovativen, neuen Formaten, Strategien und Entwicklungsansätzen für den ländlichen Raum widmen zu können, benötigen die Organisationen vor Ort also andere Rahmenbedingungen, welche personelle, zeitliche und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen. Denn wo diese selbst für den laufenden Betrieb kaum ausreichen, ist es naheliegend, dass Ansätze, die wiederum weitere Ressourcen erfordern, eher nicht in Betracht gezogen werden: Das ist auch ein Punkt, der bremst [ ], so dass man über neue Formate und Finanzierung schwierig nachdenken kann. (I) Das grundlegende Problem sei, dass der Blick auf Erwachsenenbildung vor allem auf Basis quantitativer Maßstäbe erfolge, ohne Beachtung dessen, welche Wirkung andragogische Prozesse qualitativ entfalten könnten: Die Qualität interessiert den Freistaat null. (I) Sie fragen nicht nach, welche Wirkung kommt denn hinten raus. [ ] Wie habe ich die Leute erreicht, wie war die Zufriedenheit, wie viele Leute habe ich erreicht das fragt doch keiner mehr nach und das ist an unserem Fördersystem das verkehrte. (I) Wenn eine VHS nur daran gemessen wird, was sie an Teilnehmerbeiträgen einnimmt, dann kann sie eben nicht in die Stadtentwicklung hineinwirken, dann kann sie nicht in die Bürgergesellschaft hineinwirken. (I) Daraus und aus allen weiteren innerhalb dieser Studie erhobenen Daten müsste eine reformierte Förderrichtlinie für Erwachsenenbildung im Freistaat Sachsen vor allem folgende Aspekte berücksichtigen und enthalten: Abbildung 24: Wünsche für Rahmenbedingungen der Erwachsenenbildung... mehr Gestaltungsspielräume durch geringere finanzielle Grenzen.... dass sie in der Struktur die Voraussetzungen bekommt, um zu existieren und sich weiterzuentwickeln.... dass die Angebote nicht nur aus quantitativen, effizienzorientierten Zielen heraus gestaltet werden, sondern vor allem auch aus qualitativer Sicht.... eine flexiblere Förderpolitik, die Kreativität in der Entwicklung innovativer, gemeinwesenorientierter Angebote zulässt.... Rahmenbedinungen, die es uns ermöglichen, nicht nur unsere Plicht zu tun, sondern uns auch der Kür zu widmen.... finanzielle Mittel, die uns die Möglichkeit geben, Instrumente zur Bedarfsermittlung im Sozialraum zu entwickeln.... eine Förderpolitik, welche die Erwachsenenbildung mit Elementen der Gemeinwesenarbeit ausstatten kann.... die Möglichkeit, auch Seminare für kleinere Gruppen durchführen zu können. (dass es nicht immer an der 8-Personen-Hürde scheitert).... Freiraum, um nicht nur Effizienz- und Dienstleistungsorientiert, sondern auch strategisch, inhaltlich und konzeptionell arbeiten zu können.... dass sie nicht (noch mehr) kommerzialisiert wird.... Zukunftspolitik statt Sparpolitik.... angemessene Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte. 84

84 Deutlich wird hieraus, dass es zukünftig eine auf qualitativen Zielen basierende Förderpolitik braucht, die nicht länger Wirtschaftlichkeit zum obersten Ziel macht und Erwachsenenbildung somit mehr Möglichkeiten offeriert als Grenzen setzt. Dies setze auch auf politischer Ebene ein Bewusstsein dafür voraus, dass Bildung sich zwar nicht immer im ökonomischen Sinne rechnen, sondern vor allem im gesamtgesellschaftlichen Sinne auszahlen müsse. Hierbei sehen die Befragten vor allem den Freistaat in der Verantwortung: Ich sehe das Land stark in der Pflicht. Ich setze viel Hoffnung, aber das kann ja auch enttäuscht werden, in den neuen sächsischen Ministerpräsidenten, der ja auch Präsident des Sächsischen Volkshochschulverbandes ist [ ]. (I) Wie erhalten wir als Kommunen auch Unterstützung, um solche Angebote aufrecht erhalten zu können? Im Moment müssen wir sagen, das sind unsere freiwilligen Sachen. Wenn es uns mal schlecht geht, sagt der Gesetzgeber: Alle freiwilligen Angebote sind abzubauen, und dann fällt immer Bildung weg. Und damit zerstöre ich aber mein gesellschaftliches Leben. (I) Um Einrichtungen der Erwachsenenbildung mehr Sicherheit, Spielraum, Beständigkeit und Gestaltungsmöglichkeiten zu verleihen, sei zudem eine gesetzliche Verankerung in Verbindung mit einem festgeschriebenen öffentlichen Bildungsauftrag der erwachsenenbildnerischen Tätigkeiten zu forcieren. Damit sich [die Einrichtungen der Erwachsenenbildung] auch Aufgaben widmen können, die mit Geld nicht zu bezahlen sind, damit sie hierdurch wieder fähig werden, sich dieser Dinge anzunehmen und sie zu moderieren und zu begleiten, um der Zivilgesellschaft in Sachsen Gutes zu tun (I), sollte dieser öffentliche Bildungsauftrag sich jedoch nicht ausschließlich auf die klassische individuelle (auf eine Person bezogene) Ebene beziehen, sondern auch auf die vielfach beschriebenen Gemeinweseneffekte, bei denen es sich letztlich um öffentliche Güter handelt. Ganz grundsätzlich steht zudem zur Diskussion, inwieweit es dem öffentlichen und gesamtgesellschaftlichen Bildungsauftrag einer VHS dienlich ist bzw. entgegensteht, VHSn in die Hände privater oder freier Träger zu legen, die trotz ihrer Gemeinnützigkeit ein gewisses Maß an Gewinnen erzielen müssen, zum Teil wirtschaftlich ausgerichtet und zudem bereits fokussiert auf einen ganz bestimmten Bildungsbereich sind. 85

85 5. Welchen Beitrag kann Erwachsenenbildung, insbesondere die VHS, zur Entwicklung ländlicher Räume leisten? Verfolgt man das Ziel, Rahmenbedingungen vor Ort zu schaffen, die den schrumpfenden und von demografischen Entwicklungen am stärksten betroffenen Regionen eine Zukunftsperspektive eröffnen, so kann Erwachsenenbildung die Aufgabe übernehmen, Menschen dazu zu befähigen, sich selbst zu bilden, ihre Umgebung zu gestalten, Verantwortung für die Region zu übernehmen und sich in politische Diskussionen um die Zukunft ländlicher Räume einzumischen. Als Instrument zur Selbsthilfe erhält Erwachsenenbildung als Entwicklungsmotor für ländliche Räume die Funktion, Menschen für die Probleme unserer Zeit zu rüsten, indem sie Fähigkeiten vermittelt, mit denen spürbare Mängel der Daseinsbewältigung behoben werden können (DVV 1978, S. 30f). Erwachsenenbildung kann der vor Ort lebenden Bevölkerung Möglichkeiten zur Mitgestaltung der gegebenen Bedingungen offerieren und auf diese Weise kreative Potentiale freisetzen sowie Kompetenzen fördern. Denn wo Menschen zu eigenständigem Handeln und zur Mitgestaltung befähigt werden, besteht das Potential, zur Verbesserung der Lebensqualität in einer Region beizutragen sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Hinzu kommt, dass dies dazu führen kann, dass sich Menschen stärker mit der Region, in der sie leben, zu identifizieren beginnen und in Folge dessen auch eher bereit sind, sich für die Belange der Menschen im eigenen Lebensraum zu engagieren. All dies erfordert ein hohes Maß an Kreativität seitens der Bildungseinrichtungen, aktiver Mitgestaltung durch die vor Ort lebenden Menschen (politische Bildung), aber auch Möglichkeiten der Begegnung (informelles Lernen) sowie die generationenübergreifende Einbeziehung aller Menschen (lebensbegleitendes Lernen). Der eher mit einem fremdbestimmten Akt assoziierte Bildungsbegriff sollte aufgebrochen werden und der Mensch zur aktiven Mitgestalterin werden, denn der Ursprung von Veränderung durch Bildung ist das Subjekt (Weigl 2016, S. 66). Insbesondere VHSn bergen neben anderen sozialen und kulturellen Einrichtungen aufgrund ihrer flächendeckenden Präsenz im Freistaat das Potential, in ländliche Regionen hineinzuwirken. Gleichzeitig begegnete dem Projektteam während der Diskussionen und Gespräche eine Irritation auf zweierlei Ebenen: Einerseits brachten die Menschen vor Ort die beschriebenen Bedürfnisse nicht mit einer Bildungseinrichtung wie der VHS in Verbindung, andererseits hatten auch die VHSn selbst Schwierigkeiten, Bedürfnisse mit eher informellem und gemeinschaftsbezogenem Bildungscharakter für sich zu übersetzen. Es liegt also an den VHSn in den ländlichen Räumen, ob und wie sie sich als AkteurInnen verstehen. 86

86 Es wurde in unserer Untersuchung deutlich, dass es zahlreicher inhaltlicher, struktureller und innerorganisationaler Veränderungen bedarf, um sich langfristig als Anlaufstelle für die Menschen vor Ort zu etablieren und die Entwicklungen im ländlichen Raum mitzugestalten. Die diesbezüglichen Kernbotschaften, welche sich aus den Ergebnissen dieses Projektes ableiten lassen, lauten wie folgt: Das Potential von Erwachsenenbildung sollte in den aktuellen politischen Diskussionen um die Zukunft ländlicher Räume mitgedacht werden. Erwachsenenbildung sollte nicht nur als private Weiterbildung betrachtet werden, sondern muss auch als öffentliche Aufgabe verstanden und entsprechend förderpolitisch untersetzt werden. Um sich innovativen Strategien und Entwicklungsansätzen für ländliche Räume widmen zu können, benötigen die Organisationen vor Ort andere Rahmenbedingungen, die ihnen mehr Flexibilität, Gestaltungsspielraum und Unabhängigkeit von wirtschaftlichen Zwängen einräumen. Der gesellschaftliche Mehrwert von gemeinschaftsbezogener und zivilgesellschaftlich orientierter Bildungsarbeit in ländlichen Räumen muss stärker in den Fokus erwachsenenbildnerischer Aktivitäten rücken. Häufig wird beruflicher Bildung gegenüber anderen Bildungsbereichen ein höherer Stellenwert beigemessen, da mit auf die Arbeitswelt bezogenen Kursen ein unmittelbarer ökonomischer Mehrwert verknüpft ist. Es bleibt der Eindruck, dass Lern- und Bildungsformen, die keinen direkten beruflichen Nutzen bzw. offensichtlich wissensvermittelnden Charakter aufweisen, als weniger bedeutsam eingeschätzt werden. Regionale Entwicklung benötigt bildende, soziale und kulturelle Orte. Informelles und zwischenmenschliches Lernen, Begegnungsmöglichkeiten und Gemeinschaftsaspekte sind bisher eher ein positiver Nebeneffekt von Bildungsveranstaltungen, der nicht reflektiert oder bewusst genutzt wird. Zu denken wäre es, dies einmal herumzudrehen und Formate zu schaffen, bei denen Bildungs- und Lerneffekte als positive Nebenwirkungen von Gemeinschaft, Vernetzung und Begegnung entstehen. Hierzu bedarf es der Schaffung, Stärkung und Einbindung von Räumen und Orten, an denen Menschen sich begegnen und in Austausch treten können. Erwachsenenbildung sollte an der Lebenswirklichkeit im Gemeinwesen ansetzen. Möchte Erwachsenenbildung sich als Element der Daseinsvorsorge und Regionalentwicklung etablieren, so ist eine stärker gemeinwesenorientierte Ausrichtung unerlässlich. Dies setzt die dezentrale Organisation von Bildungsangeboten voraus. Es braucht ortskundige AnsprechpartnerInnen, die als Schlüsselpersonen fungieren, die Interessen der vor Ort lebenden Menschen aufnehmen und bedarfsgerechte Angebote initiieren. Das Fundament hierfür muss das Gespräch mit Menschen sein, die im jeweiligen Sozialraum leben. Erwachsenenbildung muss sich deutlicher in der Region positionieren. Um als Element der Daseinsvorsorge und Regionalentwicklung präsenter zu werden, müssen die Organisationen der Erwachsenenbildung, insbesondere die VHS, sowohl ihre Wirkung nach außen hinterfragen als auch ihr Selbstbild nach innen neu definieren. Organisationsbezogene Reflexionsprozesse sind für eine Weiterentwicklung und Neuorientierung essentiell. In diesem Zusammenhang kommt den Hochschulen in der Region eine wichtige Fuktion zu. 87

87 Die Botschaften sind keineswegs neu, aber sie haben in einem Prozess der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Personen und Gruppen eine breitere Gültigkeit erlangt. Neue Erfahrungen, Erkenntnisse und Gedanken sind Ausgangspunkte für Weiterentwicklung. Eines steht dabei fest: Die Einrichtungen der Erwachsenenbildung müssen sich auf den Weg machen, benötigen dafür aber unbedingt auch Unterstützung von politischer Seite. Letztlich kann sich überall dort, wo etwas Neues entsteht, auch etwas weiterentwickeln. Darum kann Erwachsenenbildung als Beitrag zur Regionalentwicklung nahezu alles sein, was Neues in und zwischen Menschen hervorbringt, weil all dies wiederum Entwicklungspotentiale freisetzen kann. In verschiedensten Formaten kann zunächst der Einzelne neue Eindrücke und Ideen sammeln, die im Kollektiv dazu führen können, etwas zu bewegen. Bildung könnte dann dazu beitragen, dass durch die Mobilisierung individueller Kompetenzen der Menschen im ländlichen Raum längerfristig Entwicklungspotentiale für die gesamte Region freigesetzt werden. Denn dort, wo Lebendigkeit ist, kann sich auch etwas bewegen. Oder, um es mit den Worten eines Interviewpartners zu sagen: Wir möchten gern unseren Teil dazu beitragen, dass der ländliche Raum wieder attraktiver und lebenswerter wird. Dass diese Abwanderung gestoppt wird, dass dieser, in meinen Augen, negative politische Trend gestoppt wird und wir können einen ganz wichtigen Beitrag [ ] leisten. Wir müssen aber wahrgenommen werden bei den Leuten, die uns finanzieren und die müssen erkennen, was wir leisten könnten. Der Nutzen für alle. (I) Die Wahrnehmung seitens politischer AkteurInnen von außen ist eine Seite der Blick nach innen und somit die Bereitschaft, sich in einen fachlich geleiteten und an den individuellen Bedingungen des jeweiligen Sozialraums orientierten Reflexionsprozess zu begeben, ist die andere und ebenso bedeutsame Seite, der sich ländliche Erwachsenenbildung zukünftig zuwenden muss. 88

88 Literaturverzeichnis ARBEIT UND LEBEN (2016): Über uns. URL: Verfügbar am Arnold, Rolf; Markus Lermen (2004): Die Systemik des Bedarfs: Es geht eigentlich um etwas ganz anderes In: Report Weiterbildung, 27 (2004),2, S Banscherus, Ulf; Anne Pickert, Johann Neumerkel (2016): Bildungsmarketing in der Hochschulweiterbildung. Bedarfsermittlung und Zielgruppenanalysen im Spannungsfeld zwischen Adressaten- und Marktorientierung In: Wolter u.a. (Hrsg.): Zielgruppen Lebenslanges Lernen an Hochschulen, Waxmann, S Beetz, Stephan/ Neu Claudia (2006): From Business Development to Quality of Life Innovation in Rural Northeast Germany. In: Sonderheft The changing role of agriculture in an innovative rural development. Outlook on Agriculture 2(2006)35, S Beetz, Stephan und Lutz Laschewski (2008): Landsoziologie in Deutschland - Soziologie ohne Land?. In: Laschewski, Lutz; Andrzej Kaleta und Krzystof Gorlach (Hrsg.): Neue Landsoziologie in Polen und Deutschland. Aachen: Shaker, 2008, S Beetz, Stephan/Barlösius, Eva/Neu, Claudia (2008): Lebensqualität und Infrastruktur. In: Reinhard F. Hüttl, Oliver Bens, Tobias Plieninger (Hrsg.) 2008: Zur Zukunft ländlicher Räume. Entwicklungen und Innovationen in peripheren Regionen Nordostdeutschlands. Forschungsberichte der Interdisziplinären Arbeitsgruppen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 20, Berlin: Akademie Verlag, S Beetz, Stephan (2010): Ist das Land anders? Neue räumliche Ordnungen und ihre gesellschaftlichen Diskurse. In: Berliner Debatte Initial 21 (2010) 2, Beetz, Stephan (2013): Ungleichheiten in Abwanderungsregionen und politische Intervention, in: Sparschuh, V./Sterbling, A. (Hrsg.), unter Mitarbeit von Büttner, A.-K.: Abwanderungen aus ländlichen Gebieten - Ursachen, Motive, Erscheinungsformen und Folgeprobleme, Thematische Schriften-Reihe Politische Soziologie im Meine Verlag (herausgegeben von Raj Kollmorgen und Vera Sparschuh), Magdeburg, S Bretschneider, Markus; Nuissl, Ekkehard (2003): Lernende Region aus Sicht der Erwachsenenbildung. In: Lernende Region Mythos oder lebendige Praxis? Hrsg.: Matthiesen; Ulf; Reutter, Gerhard. Bielefeld 2003: W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG. S

89 BBR (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung) (2005): Raumordnungsbericht 2005: URL: Abgeschlossen/Berichte/2000_2005/Bd21Raumordnungsbericht2005.html?nn= Verfügbar am BBSR (Bundesamt für Bau-, Stadt- und Raumforschung) (2010): Laufende Raumbeobachtung-Raumbegrenzungen. URL: DE/Raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/Raumtypen2010_vbg/Raumtypen2010_alt.html?nn= Verfügbar am BBSR (Bundesamt für Bau-, Stadt- und Raumforschung) (2018a): Kreisregionen. URL: mabgrenzungen/kreistypen2/downloadangebote.html;jsessionid=cd5de- 450A875A2E760B66C03A80779A2.live21301?nn= Verfügbar am BBSR (Bundesamt für Bau-, Stadt- und Raumforschung) (2018b): Raumabgrenzungen. URL: downloads_node.html. Verfügbar am BAGIV (Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland e.v.) (2011): Erwachsenenbildung. URL: Verfügbar BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) (2018): Was ist ein Mehrgenerationenhaus. URL: mehrgenerationenhaeuser/was-ist-ein-mehrgenerationenhaus. Verfügbar am BpB (Bundeszentrale für politische Bildung) (2017): Dossier Politische Bildung. URL: Verfügbar am Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquete-Kommission Kultur in Deutschland. URL: pdf. Verfügbar am DVV (Deutscher Volkshochschulverband e.v.) (1978): Stellung und Aufgabe der Volkshochschule. Bonn. DVV (Deutscher Volkshochschul-Verband e.v.) (2011): Die Volkshochschule Bildung in öffentlicher Verantwortung. Kurzfassung. Bonn. Ehrenamtsakademie (2018): Über die Arbeit der Ehrenamtsakademie. URL: Verfügbar am

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94 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Konzept des Wandels von Erwachsenenbildung in ländlichen Räumen...12 Abbildung 2: Einwohnerentwicklung in den Landkreisen Nordsachsen und Vogtlandkreis...15 Abbildung 3: Strukturierung der VHS Vogtland...25 Abbildung 4: Lernende Regionen zwischen Anspruch und Wirklichkeit...28 Abbildung 5: Visualisierung der Forschungsfragen in einer Gruppendiskussion...34 Abbildung 6: Erhebungsübersicht der Befragung (eigene Darstellung)...34 Abbildung 7: Reger und aktiver Austausch während einer Gruppendiskussion...36 Abbildung 8: Vor Beginn einer Gruppendiskussion in den Räumen einer VHS...36 Abbildung 9: Information, Datenschutz und Aufnahme der Gespräche...37 Abbildung 10: Deduktiv gebildete Kategorien (Interviews)...38 Abbildung 11: Deduktiv gebildete Kategorien (Gruppendiskussionen)...38 Abbildung 12: Induktiv entstandene Kategorien (Interviews und Gruppendiskussionen)...38 Abbildung 13: Positionen zum Verständnis von Bildung im Erwachsenenalter I: Bildung ist...47 Abbildung 14: Positionen zum Verständnis von Bildung im Erwachsenenalter II: Bildung ist...48 Abbildung 15: Positionen zum Verständnis von Bildung im Erwachsenenalter III: Bildung ist...49 Abbildung 16: Zentrale Bildungsbedürfnisse von Menschen in ländlichen Räumen.51 Abbildung 17: Positionen zu Sozialen Orten (Entspringen der Frage nach Wünschen für die zukünftige ländliche Erwachsenenbildung)...56 Abbildung 18: Aussagen zu Bildungsformaten und inhalten- Ich wünsche mir..64 Abbildung 19: Bekanntheit und Image der Marke VHS...65 Abbildung 20: Öffentlichkeitsarbeit betreffende Bereiche...69 Abbildung 21: Wegweiser einer VHS im Straßenbild...71 Abbildung 22: Wandlungskompetenzen und kapazitäten (eigene Darstellung)...78 Abbildung 23: Finanzierung der Erwachsenenbildung in Deutschland nach Bundesländern (2016)...83 Abbildung 24: Wünsche für Rahmenbedingungen der Erwachsenenbildung

95 Anlage 1: Leitfaden Experteninterview Leitfaden für Experteninterviews im Projekt Erwachsenenbildung im ländlichen Raum In Anlehnung an den Projektantrag ergeben sich drei Rubriken, die für die Experteninterviews von Interesse sind (Experten = Mitarbeitende/Leitende der VHS-Standorte sowie anderer im ländlichen Raum aktiver Bildungsträger): a) Besondere Regionale Entwicklungen b) Vorhandene Kooperationen c) Erfahrungen hinsichtlich der Bedarfe in der Erwachsenenbildung Trägerperspektive Nutzerperspektive 1. Einstieg Hintergrund/Anliegen des Projektes (Flyer) Organisatorisches (Datenschutz, Ablauf des Interviews) 2. Türöffner Über Bildung ins Gespräch kommen: Was bedeutet Bildung für Sie? 96

96 3. Frageblöcke a) Besondere regionale Entwicklung - Trägerperspektive Inhalte Schwerpunkte Beispielfragen Aktuelle Situation des Bildungsgebers Veränderungen in den letzten Jahren Entstehung bis heute Personell, strukturell Am Standort selbst und in der Umgebung Zu Beginn möchte ich Sie bitten, mir einmal einen Einblick in die aktuelle Situation der Organisation X zu geben. Wie würden Sie rückblickend die Entwicklung der Ihrer Arbeit in der Region seit ihren Anfängen in den 90er Jahren beschreiben? Unterschiede zu großen städtischen Trägern Sie sind der größte Träger für Erwachsenenbildung im ländlichen Raum. Erleben Sie in Ihrer Arbeit Unterschiede zu den großen städtischen Bildungseinrichtungen? Chancen & Herausforderungen des kleinen/ländlichen Standortes Trägerperspektive Hindernisse (Zwänge, Abrechnung nach 45 Unterrichtseinheit?, Personal) Welche Stärken sind Ihrer Meinung nach mit einem solch kleinen Standort verbunden? Welche Chancen bietet hierbei der ländliche Raum? Sehen Sie auch Herausforderungen? Rolle/Selbstverständnis in der Region Selbst-/Fremdwahrnehmung Bildung oder Freizeit? Region (Spezifika, Besonderheiten) Menschen und Mentalität Wie ticken die Menschen hier? In welcher Rolle sehen Sie die VHS, hier in der Region? Was glauben Sie, wie die VHS, von den Menschen in der Region wahrgenommen wird? Wie nehmen Sie umgekehrt die EinwohnerInnen in Nordsachsen/im Vogtland wahr? Was zeichnet sie in ihrer Mentalität aus? Erwachsenenbildung als Entwicklungs- und Standortfaktor Chancen für ländlichen Raum durch Erwachsenenbildung Ideen zur Umsetzung (Visionen, Bilder) Was sind Ihre Visionen davon, wie Erwachsenenbildung sein müsste, damit sich diese Menschen mitgenommen fühlen? Was kann Erwachsenenbildung dazu beitragen, dass der ländliche Raum lebendig bleibt und gestärkt wird? 97

97 b) Vorhandene Kooperationen Inhalte Schwerpunkte Beispielfragen Kooperationen und tatsächliche Ausgestaltung dieser Nur auf Papier oder gelebt? Dauer Ebene/Intensität (An Standorten spürbar?) Struktur (Hierarchisch, partizipativ, demokratisch?) Gibt es Kooperationen zwischen Ihrer und anderen Einrichtungen/Organisationen? Wie sind diese zustande gekommen? Wie zeigt sich diese Kooperation in der Praxis, wie wird sie gelebt? Ziele/Nutzen/Sinn der Kooperationen Bedeutung generell Bedeutung der bestehenden Kooperationen Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Eingehen von Kooperationen? Wovon kann jemand aus einer Kooperation mit Ihnen profitieren? Wovon möchten Sie profitieren? VHS-/Trägerinterne Kooperationen Bestehen hierzu auch Kooperationen? Rolle der weiteren Veranstaltungsorte? Neben der Hauptgeschäftsstelle existieren noch weitere Standorte (Geschäftsstellen). Bestehen hier untereinander Kooperationen bzw. sind diese frei, sich zu vernetzen? Gibt es hier eigenständige Kooperationen? Erfahrungen Bereitschaft/Offenheit für neue? Gründe dagegen Vernetzung im ländlichen Raum Konkurrenzdenken? Personelle Ressourcen? Wie sind Ihre Erfahrungen mit Kooperationen im Allgemeinen? Worin sehen Sie Chancen und Schwierigkeiten bei der Vernetzung im ländlichen Raum? Überleitung: Perspektivwechsel zur Nutzerperspektive 98

98 c) Erfahrungen hinsichtlich der Bedarfe in der Erwachsenenbildung Einschätzung zur aktuellen Situation Erwachsenenbildung Inhalte Schwerpunkte Beispielfragen Welchen Mehrwert haben Menschen durch Erwachsenenbildung? Wofür wird die Bildung genutzt? Beruf, Soziales, Gemeinschaft? Was bewegt sie zur Teilnahme an Angeboten? Alters-/Zielgruppen Öffentlichkeitsarbeit TN-Struktur (m/w) Wer sind Ihre NutzerInnen? Gab es hier in den letzten Jahren Veränderungen? Wie werden sie angesprochen? Entwicklung der Bedarfe Unausgeschöpfte Potentiale Methoden der Bedarfsermittlung/ Partizipationsmöglichkeiten (Dozenten und Nutzer) Entstehung des Kursprogramms Evaluation Politische Bildung? Zielgruppenspezifik? Werden alle Menschen erreicht? Hindernisse Wie werden mögliche Bedarfe festgestellt? Woher weiß man, was die Leute wollen und wie? Sehen Sie Potentiale, die man noch stärker aktivieren könnte? Was denken Sie, hindert Menschen daran, Angebote in Anspruch zu nehmen? Chancen/Herausforderungen ländlicher Raum (Nutzerperspektive) Was braucht es, damit es gelingt? Was glauben Sie, wie die im Vogtland/in Nordsachsen lebenden Menschen die Frage danach beantworten würden, wie Erwachsenenbildung in ihrer Region aussehen sollte? Strategien für Erwachsenenbildung im ländlichen Raum Wo wurde schon mal etwas Neues probiert und wie waren die Erfahrungen damit? Sehen Sie eine Verknüpfung zwischen Sozialer Arbeit und Erwachsenenbildung im ländlichen Raum? 4. Abschluss: Was wünschen Sie der Erwachsenenbildung in Ihrer Region für die Zukunft? 99

99 Anlage 2: Leitfaden Gruppendiskussion mit Menschen vor Ort Leitfaden für Gruppendiskussionen im Projekt Erwachsenenbildung im ländlichen Raum Vorbereitung vor Ort - Thema visualisieren (für alle sichtbar) - Raumgestaltung (Tisch + Stühle, Kekse, Getränke, Tischdekoration) Hinweise zur Durchführung Einführungsphase TN Willkommen heißen und fürs Kommen danken Vorstellung unserer Personen Vorstellung des Projektes Sinn/Ablauf der Gruppendiskussion + Kommunikationsregeln: Ins Gespräch kommen zum beschriebenen Thema Es gibt keine falschen Antworten, alles darf gesagt werden Um Audioaufnahme bitten Offene Fragen? Inhaltliche Beeinflussung vermeiden Es geht um die Informationsgewinnung, nicht um die Informationsvermittlung Erheben von Meinungen UND Aktivieren von Lösungsprozessen (Aktivierende Forschung) Ende der Diskussion wird durch Gruppe bestimmt Gesprächsimpulse sehr behutsam einbringen (Geduld) Vorstellungsrunde Name Motivation zur Teilnahme Warm-Up-Phase Herstellung einer angenehmen Gesprächsatmosphäre 4-Ecken-Methode; 3 Durchgänge zum Einstieg 100

100 Diskussionsteil Thema Frage/Impuls Nachfragen Zweck der Frage Methodisches Bildungsbegriff Was verbinden Sie mit Bildung im Erwachsenenalter? Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Bildungs- und Lernangeboten für Erwachsene gesammelt? Haben Sie erlebt, dass durch Bildungsangebote in ihrem Umfeld schon einmal etwas ins Rollen gekommen ist? Z.B. Menschen zusammengekommen sind, die eine Idee gemeinsam verwirklicht haben? Sicherstellen, dass wir über das gleiche reden Sammlung auf Flipchart Stellenwert Welchen Stellenwert messen Sie persönlich dem Lernen im Erwachsenenalter bei? Welche Rolle spielt Bildung in Ihrem Leben? Was sind Ihre Beweggründe, an Bildungsangeboten teilzunehmen? Relevanz Bedürfniss e Stellen Sie sich vor, Sie hätten die Möglichkeit, ein Programm mit Veranstaltungen für Ihren Ort zu gestalten: Wie würden Sie es füllen? Welche Angebote sind Ihnen persönlich wichtig/fehlen Ihnen? Etwas weiter gedacht: Angebote für Ihren Ort als lebendiges Lebensumfeld? Bildung als Nebeneffekt von Gemeinschaft oder umgekehrt Was möchten die Menschen? Ist das Lernen mehr als Lernen? Formate Fortführung des oben begonnenen Gedankenspiels: Wie müssten denn Angebote gestrickt sein, damit Sie diese wahrnehmen können? Wo und wann müssten Sie stattfinden? Welche Ideen schweben Ihnen dazu vor? Was hat Sie bisher an der Nutzung von Angeboten gehindert? Haben Sie Bemühungen erlebt, dass Angebote speziell für den ländlichen Raum zugänglich gemacht wurden, z.b. indem Sie zu den Menschen kamen? Können Sie sich vorstellen, dass bestimmte Einrichtungen zusammenarbeiten, um an die Bedürfnisse der Menschen anzudocken? Visionen Hindernisse Rahmenbedingungen Kooperationen Dokumentation zentraler Aussagen auf Moderationskarten Zwischenergebnisse festhalten Rückfragblöcke nach jedem Themenpunkt 101

101 Ländliche Räume Wie empfinden Sie die Lebensqualität in ländlichen Räumen? In welchem Zustand sehen Sie die ländlichen Räume in Sachsen? Was kann Bildung für ländliche Räume in Sachsen tun? Was beeinflusst Ihrer Meinung nach die Lebensqualität in ländlichen Räumen (positiv/negativ)? Wie würden Sie diese Frage speziell bezogen auf Nordsachsen beantworten? War das schon immer so oder nehmen sie diesbezüglich Veränderungen wahr? Auf welchen Ebenen kann Erwachsenenbildung wirksam sein? Lebensqualität Zustand ländliche Räume Abschluss Zusammenfassung/Abrundung/Wertschätzung der Impulse Abschluss: Was wünschen Sie der Erwachsenenbildung in den ländlichen Räumen Sachsens für die Zukunft? Kreative Sammlung auf Postkarten Blitzlicht: Möglichkeit zu Feedback/Eindrücken zu/von der Veranstaltung/Hinweise DANK und Verabschiedung 102

102 Anlage 3: Datenschutzvereinbarung Datenschutzvereinbarung Forschungsprojekt: Durchführende Institution: Projektleitung: Interviewerin/Interviewer: Interviewdatum: Erwachsenenbildung im ländlichen Raum Hochschule Mittweida, Fakultät Soziale Arbeit Prof. Dr. Stephan Beetz Die Teilnahme an dem Interview ist freiwillig. Sie haben zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, ein Interview abzubrechen, weitere Interviews abzulehnen und Ihr Einverständnis zu einer Aufzeichnung und Niederschrift des Interviews zurückzuziehen, ohne dass Ihnen dadurch irgendwelche Nachteile entstehen. Die Verantwortlichen tragen dafür Sorge, dass alle erhobenen Daten streng vertraulich behandelt werden und ausschließlich zum vereinbarten Zweck verwendet werden. Die/der Befragte erklärt ihr/sein Einverständnis mit der Aufzeichnung (Ton) und der wissenschaftlichen Auswertung des Interviews. Das Material wird entsprechend folgender Datenschutzvereinbarungen behandelt: Tonaufnahmen werden nach Abschluss der Untersuchung gelöscht. Zugang zu den Aufnahmen haben ausschließlich Projektmitarbeiter/innen. Zu Auswertungszwecken wird von der Aufnahme ein schriftliches Protokoll (Transkript) angefertigt. Bitte Zutreffendes ankreuzen: Die/der Befragte erklärt sich ausdrücklich damit einverstanden, dass zum Zweck einer möglichen Kooperation mit anderen Trägern der Erwachsenenbildung die Nennung von Name und beruflicher Funktion erfolgen darf. Ja Nein Die/der Befragte erklärt sich ausdrücklich damit einverstanden, dass im Rahmen der Veröffentlichung von Ergebnissen die Nennung von Name und beruflicher Funktion erfolgen darf. Ja Nein Die/der Befragte erklärt, dass nach individueller Rücksprache mit den Projektmitarbeiterinnen die Nennung von Name und beruflicher Funktion zu definierten Zwecken erfolgen darf. Ja Nein Die/der Befragte wünscht ausdrücklich eine vollständige Anonymisierung ihrer/seiner Aussagen. Ja Nein Ort, Datum Interviewpartner/in Pauline Bender/Friederike Haubold 103

103 Über die AutorInnen Friederike Haubold, Staatlich anerkannte Sozialarbeiterin/ Sozialpädagogin (M.A.) Jahrgang 1981 Seit 2015 Projektmitarbeiterin an der Hochschule Mittweida, Fakultät Soziale Arbeit, im Projekt Entwicklung einer Sozialberichterstattung für den Landkreis Mittelsachsen Seit 2017 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Mittweida, Fakultät Soziale Arbeit im Projekt Erwachsenenbildung im ländlichen Raum Veröffentlichung: Heintze, Isolde; Esche, Tabea und Haubold, Friederike (2016): 1. Sozialbericht für den Landkreis Mittelsachsen. Teil A. Eine kleinräumige Betrachtung der Sozialstruktur und ausgewählter Lebenslagen im Landkreis Mittelsachsen. URL: landkreis-mittelsachsen.de/fileadmin/redakteure/behoerden/2_geschaeftskreis/ Sozialbericht_Landkreis_Mittelsachen digital.pdf. Pauline Bender, Staatlich anerkannte Sozialarbeiterin/ Sozialpädagogin (M.A.) Jahrgang 1992 Seit 2017 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Mittweida, Fakultät Soziale Arbeit im Projekt Erwachsenenbildung im ländlichen Raum Seit 2017 Freischaffende Mitarbeiterin im Projekt Weiterentwicklung der sächsischen Mehrgenerationenhäuser als Bestandteil der sozialen Infrastruktur Zuvor als Sozialpädagogin in der Kinder- und Jugendhilfe tätig 104

104 Prof. Dr. Stephan Beetz Jahrgang 1966 Studium der Sozialarbeit/Sozialpädagogik in Potsdam und der Soziologie an der TU Berlin, Promotion an der HU Berlin, wissenschaftliche Forschung und Beratung an verschiedenen universitären und außeruniversitären Einrichtungen (u.a. IfG Berlin, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, HS Neubrandenburg, Thünen- Institut), langjährige Tätigkeit in der Erwachsenenbildung, seit 2009 Professur an der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida Arbeitsschwerpunkte: ländliche Gesellschaften und regionale Entwicklungen, (Wohnungs-) Genossenschaften, Gemeinwesenarbeit, Jugendliche Lebenswelten Zahlreiche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen sind abrufbar unter: 105

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