Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk. Heimatkunde Rodaun

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3 Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk Heimatkunde Rodaun Eine Sammlung von heimatkundlichen Beiträgen den heutigen 23. Wiener Bezirk mit den alten Ortsteilen, Rodaun, Mauer, Kalksburg, Atzgersdorf, Siebenhirten, Erlaa, Inzersdorf und Liesing, Alt-Wien und Österreich betreffend 002. Band Gesammelt, bearbeitet und archiviert durch den Rodauner Heimatkundler Alfred Walk Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk

4 Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk

5 Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk Inhaltsverzeichnis 01. Rodaun um Aus dem Wr. Tagblatt 13. Oktober Rodaun 03. Hugo Freiherr v. Lederer an den Rodauner Bürgermeister Vorwort zur Gemeindechronik von Rodaun ( ) 05. Rodauner Ortschronik Anno Rodauner Ortschronik Anno Rodauner Ortschronik Anno Rodauner Ortschronik Anno Rodauner Ortschronik Anno Anno 1995 Ein Rodauner Filmemacher als Mörder 11. Anno Entgleist in Rodaun ein Güterzug 12. Anno 1982 Zugunglück in Rodaun/Perchtoldsdorf 13. Anno 1958 Großbrand in der Rodauner "Aumühle" 14. Anno Tragödie im Hause des Dichters Hugo v. Hofmannsthal 15. Anno 1929 Hugo v. Hofmannsthal einem Schlaganfall erlegen 16. Anno Der Tod des Dichters Hugo v. Hofmannsthal 17. Anno Selbstmord des älteren Sohnes von Hugo v. Hofmannsthal 18. Rodauner Kalkbrenner Anno Anno Jahre Kaltenleutgebener-Bahn 20. Anno 2002 Das Rodauner Nikolausspiel "Mysteria" 21. Anno 2004 Eine Gottesanbeterin in Rodaun 22. Anno Rodaun, Kalksburg und Mauer sind Biosphärenparkgem. 23. Georg Springer Lokaler Ruhm in Rodaun 24. Letter in the Stars Catriel und Hilde Fuchs 25. Ich dachte an die goldenen Zeiten Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk

6 Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk

7 Rodaun um 1831 Rodaun, ein Pfarrdorf mit 95 Häusern, welches zugleich eine Herrschaft bildet, zunächst Bertholdsdorf gelegen. Die nächste Poststation ist Wien. Kirche samt Schule sind im Dorfe. Das Patronat gehört dem Wiener Erzbistume, die Lokal-Pfarre in das Dekanat Himberg, der Werbbezirk dem Linien-Infanterie-Regimente Nr. 49 und das Landgericht nach Bertholdsdorf. Grund-, Orts- und Konskriptionsobrigkeit ist die Herrschaft Rodaun. Der Ort umfaßt 145 Familien, 313 männliche, 316 weibliche Personen, 89 Schulkinder, 21 Pferde und 80 Kühe. Die Bewohner sind durchgehends Hauersleute, deren hauptsächlicher Nahrungszweig der Milchhandel nach Wien und der Weinbau ist, Ihre Gründe können in gute und mittelmäßige eingeteilt werden, die Äcker leiden aber zu Zeiten 1/10

8 durch Überschwemmungen des Liesingbaches. Rodaun liegt mit seinen nur aus Erdgeschossen bestehenden und mit Schindeln gedeckten Häusern zu Ende des schönen Liesingtales und lehnt sich südlich an den nahen Bertholdsdorfer Gaisberg. Die kaum eine Viertelstunde entfernten Ortschaften, welche Rodaun gleichsam umgeben, sind: Berth-oldsdorf, Kalchsburg und Liesing. Durch den Ort fließen der Liesing- und Kaltenleutgebenbach, welche hier vier Mühlen treiben; eine Brücke führt über ersteren. Die Wasser ent-halten nur Weißfische. Nebst diesen führt die Ärarialstraße nach Kaltenleutgeben und Sulz durch das Dorf. Im Rücken desselben an der Anhöhe des Hügels prangt das herrschaftliche Schloß mit der Kirche, deren mit weißem Bleche beschlagener Turm sich schon in der Ferne freundlich zeigt, der Wohnung des Lokalkaplans mit dem Schulhause, das Badhaus, aber mit einer kalten Quelle, die Schwefel- und Eisenteile enthält, steht im Dorfe. Die hiesige Gegend gehört zu den schönen der nahen Umgebungen von Wien, da Rodaun nur eineinhalb Stunden davon entfernt ist; es ist sehr gesunde Luft vorhanden und gutes, hartes Gebirgswasser. In pittoresker Stellung findet man hier die Gebirge, mit abwechselnden Wegen und anmutig ländlichen Plätzen, die den Sommer über sehr fleißig von den, das Land liebenden Wienern besucht werden. Zum Schlosse führt eine Roßkastanien-Allee, durch ein Vorgebäude mit einem großen Einfahrtstore versehen. Linker Hand unter der Einfahrt steht der neuere, und hinter diesem mit dem Tore in Verbindung der ältere Teil des Schlosses, wovon ersterer die vordere Front bildet. Das Gebäude hat zwei Stockwerke, zu welchen nahe am Tore 2/10

9 eine schmale steinerne Treppe führt: im ersten, gleichwie im zweiten Stocke befinden sich rechter Hand vier und auf der linken Seite fünf Zimmer von verschiedener Größe nebst einem Saale, die alle mit Möbeln alten Geschmacks, mit alten Tapeten und Gemälden geziert sind. Die Hauptfront mit halberhabenen Säulen wurde erst im Jahre 1776 neu erbaut und ist mit einer Altane im ersten Stocke versehen. Der hintere alte Schloßteil ist dagegen ganz unregulär. Im ganzen zählt es bei 30 größere und kleinere Wohnzimmer, wovon die Erdgeschosse für die herrschaftlichen Kanzleien usw. bestimmt sind, und hat eine sehr schöne und bequeme Hauskapelle zu den heil. Aposteln Philipp und Jakob, mit zwei übereinander gebauten Oratorien. Der Altar besteht aus rotem, und dessen Fußgestell, sowie die zu dessen beiden Seiten, von der Erde bis zum Gesimse angebrachten halberhabenen Säulen aus grauem Marmor. Der Tabernakel sowie die übrigen Verzierungen sind von Holz und vergoldet; das Altarblatt stellt die Mutter Gottes mit dem Kinde dar. Nebst einer schönen silbernen Lampe befinden sich an den Wänden 12 Gemäldestücke, die Apostel vorstellend. In derselben wird öfters Gottesdienst gehalten, worüber die Erlaubnis päpstliche, und bischöfliche Bullen enthalten. Rückwärts des Schlosses etwas rechts befinden sich die herrschaftlichen Wirtschaftsgebäude, und mehr an diesem ein Gebäude, welches der vorige Besitzer, Herr Ignatz Graf von Fuchs, zu einem Theater verwendete. Von beiden Seiten im Angesichte des Schlosses den Berg hinab gegen einen Teil des Marktes Bertholdsdorf zu, umschließt eine hohe Mauer den herrschaftlichen Garten, welcher im englischen Stile angelegt ist - mehrere anmutige Partien von verschiedenem Laubholz, dann sehr zierlich angelegte Rasenplätze, mit sich dazwischen schlängelnden Fußwegen, enthält; in demselben befindet sich auch ein schönes Lusthaus, drei Gemächer enthaltend, im Erdgeschosse. Der Aufgang zum Schlosse besteht in einer steinern- 3/10

10 en Doppeltreppe mit eisernem Geländer. Die Aussicht vom Schlosse bietet dem Besucher desselben eine interessante malerische Landschaft dar, voll Leben und reizender Nuancen, indem er im Vordergrunde die mit Weinreben bepflanzten Rebenhügel, in der Ebene die niedlichen Dörfer Ober- und Unterliesing, und in gerader Richtung zwischen Baumgruppen das entfernter liegende Schloß Vösendorf erblickt. Diesem zur linken gewahrt man den Wallfahrtsort Lanzendorf, und schweift der Blick in entgegengesetzter Richtung, so trifft er die oberen Anlagen von Schönbrunn mit der großartigen Gloriette, welche sich in ihrer ganzen Weite vor ihm ausdehnen und hinter denen im Dunkel sich das Meisterstück gotischer Baukunst, der Steph-ansdom mit dem an die Wolken ragenden Turme kühn emporhebt, nebst der prachtvollen Karlskirche, es erscheint ferner die Spinnerin am Kreuze und das Belvedere mit mehreren anderen Gebäuden. Nur rechts vom Schlosse aus ist die Aussicht durch den sich vordrängenden Geißberg gehemmt, jedoch sieht man noch die Kirche und einen Teil von Bertholdsdorf, und weiter rückwärts durch eine Schlucht treten die Medlinger-Gebirge in dunklen Massen hervor. Es ist zu bedauern, daß über die erste Erbauung sowohl, als nachfolgende Umgestaltung des Schlosses, da doch ein uraltes edles Geschlecht dasselbe als seine Stammburg besaß, gar keine urkundlichen Spuren entdeckt werden können; wohl möchten die bei der Herrschaft vorhanden gewesenen Schriften uns manchen Aufschluß über die Gründung gegeben haben, welche aber leider in den französischen Invasionen 1805 und 1809 zugrunde gingen. Die Kirche betreffend, gehörte Rodaun von seinem Ursprung an zur Pfarre Gaaden, kam aber in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu Bertholdsdorf. Dessen ungeachtet mag außer der Schloßkapelle, die ganz sicherlich in 4/10

11 den ältesten Zeiten schon bestand, noch eine andere Kepelle oder Kirche im Orte bestanden haben, denn wir fanden in einem Werke (Mandatum Udalrici episcopi Bataviensis) in Wien vom 28. März 1455 den Johann Dobinger als Kapellan in Radown (Rodaun). Von dieser Zeit bis zum 17. Jahrhundert verschwinden die Nachrichten davon, doch heißt es, daß auf demselben Waldhügel, wo das Schloß steht, auch eine Votiv- Kapelle (durch ein Gelübde erbaut) gestanden habe. Anstatt derselben, die auch schon gänzlich baufällig war, ließ die Tochter Elenore der Witwe Elenora von Rödersthal, nachherig verehelichten Sauberskirchen, Besitzerin der Herrschaft Rodaun, als Universalerbin ihrer Mutter, die gegenwärtige schöne Kirche nach dem Willen der Verstorbenen erbauen, deren Vollendung im Jahre 1746 zustande kam. Außerdem ließ sie auch das Benefiziatenhaus erbauen, versah die Kirche mit allem Nötigen und hinterlegte das Stiftungskapital von 6000 Gulden für den Benefiziaten. Im Jahre 1783 wurde das Benefizium in eine Lokalie umgeändert und somit der Ort von der Mutterkirche Bertholdsdorf entlassen. Mit freundlichem Ansehen von innen und außen erhebt sich die Kirche auf dem sanften abgedachten Schloßberge. Sie ist im neuen Stile erbaut, hoch, licht und groß genug, die gläubige Menge des Ortes zu fassen. Der Hochaltar ist einfach und über demselben ist ein schönes Altarblatt, angebracht, welches den heil. Johannes den Täufer, Patron der Kirche, vorstellt. Der zierlichen Kanzel gegenüber befindet sich der einzige Seitenaltar, mit der geschnitzten Statue des heil. Johann von Nepomuk. Zur hiesigen Kirche gehört Rodaun allein. Der Leichenhof ist außer dem Dorfe angelegt. Rodaun ist auch bekannt aus den Zeiten der Reformation, weil allhier die Protestanten im Jahre 1580 die dritte Kirchen-Visitation für das V. U. W. W. anstellten, die Doktor Backmeister, Superintendant zu Rostock, im hiesigen 5/10

12 Schlosse abhielt; wohl mehr denn ein halbes Säkulum blieb die lutherische Lehre in Rodaun die herrschende gleichwie in Hernals. Der Ort Rodaun kann unter die ganz alten Dorfschaften gezählt werden, denn sein Entstehen gehört in das 11. Jahrhundert. Der Name möchte wohl für jeden schwer zu entziffern sein, doch bedeutet Rodaun, und wie es die Alten schrieben Rodawn, nichts anderes als Rothauge, da in der Keltensprache Rad Roth, und aun oder awn Auge heißt, wofür es selbst der Gelehrte Theodor Heinsius nimmt. Daß diese Benennung entweder von den ersten Besitzern der Veste entstand, oder sonst von einem anderen Gegenstand abgeleitet wurde, ist als wahrscheinlich anzunehmen. Unter dieser Benennung blühte ein edles Geschlecht, wovon uns nachfolgende bekannt wurden. Im Jahre 1165 erscheint in einer Schenkungs-Urkunde des Stiftes Vormbach in Baiern von Oudelrich von Traheskirchen (Udalrich von Treiskirchen) nebst dessen zwei Söhnen auch Routberg von Radune. Chunigunde von Radoune erscheint im Cod. Arad. Ci. Neub. mit einem Schenkungsbriefe an Klosterneuburg im Jahre 1200, wobei ein Heinrich von Ebersdorf als Zeuge beigesetzt ist. Heinrich von Radaun war Chorherr des Stiftes Klosterneuburg ungefähr in den Jahren 1220 bis 1230 (siehe Max. Fischer Urk. B.). Im Jahre 1226 wird Eberhard und Heinrich von Rodaun, Ulrich aber 1232 bekannt (Bernh. Petz). Bruno von Rodawn ist im Jahre 1260 in einer Urkunde des Stiftes St. Pölten enthalten (Duellius). Ihr Wappen war ein längliches Schild, mit einem dasselbe schief durchschneidenden dunklen Bande oder Balken. Rodaun als eine Herrschaft zählt 201 Familien, 450 männliche, 442 weibliche Personen, 51 Pferde, 2 Ochsen, 126 Kühe; 91 Joch herrschaftliche Wälder, 57½ Tagwerk Wiesen, 463 6/10

13 Joch Ackerland und 54 Joch Weingärten. Die Ortschaften Rodaun und Siebenhirten, welche den Jurisdiktionsbezirk dieser Herrschaft ausmachen, liegen eben, erstere ist in ihrem Rücken mit Gebirge eingeschlossen, letztere befindet sich mit ihrem Burgfrieden an der Badner Straße. Das Klima ist wegen der anreihenden Gebirge wohl etwas rauh, jedoch gesund und gutes Wasser vorhanden. Die Erzeugnisse der Bewohner sind meistens Milch und Grünwaren, die nach Wien geliefert werden, und es besteht in Rodaun größtenteils Wein-, in Siebenhirten aber Körnerbau von den vier Hauptgattungen - Stallfütterung wird nicht getrieben. Die Feldfrüchte sind den vierten Teil gut, die übrigen mittelmäßig zu nennen, in jedem dritten Jahre werden sie brach gehalten. Die Breitenfurter-Kommerzialstraße durchzieht den Bezirk des Ortes Rodaun; Mauten gibt es aber keine. Der Liesingund der Kaltenleutgebenbach fließen beim Dorf Rodaun, der Petersbach aber und die sogenannte Teufelsmühle gehören zu Siebenhirten. Eine Fischerei besteht nur im Liesingbach, die aber verpachtet ist. An Gebirgen ist der einzige Zugberg der Herrschaft eigentümlich, auf welchem sich auch die herrschaftlichen Waldungen befinden. In Rodaun ist ein Teil der Feldjagd Herrschaftlich, die Waldjagd aber, so wie die Jagdbarkeit zu Siebenhirten, ist ein kaiserliches Regale. Keine besonderen landwirtschaftlichen Zweige oder Handel werden betrieben; so wie es außer denen bei Rodaun schon beschriebenen besonderen Gegenständen oder Gebäuden, dann einem herrschaftlichen Gasthause und einem Kalksteinbruch, der grauen dichten Kalkstein mit weißen Kalkspatadern nebst braunem und öfters ziegelroten, kleinblättrigen oder vielmehr kleinschuppigen Kalkstein liefert, 7/10

14 sonst keine gibt. An der Teufelsmühle wird jeden Donnerstag in der Woche ein kleiner Viehmarkt abgehalten. Wie schon erwähnt, gehören bloß Rodaun und Siebenhirten als Bestandteile zur Herrschaft. Die Besitzer dieser Herrschaft und bzw. des Schlosses waren von der Entstehungsperiode bis 1332 die Herren von Rodaun, als solche werden Routbert im Jahre 1165, Eberhard und Heinrich 1226, Ulrich 1232 und Bruno 1260 bekannt. Im Jahre 1332 erscheint als Besitzer Hugo von Eckartsau, der sich von Rodaun schrieb; ihm folgte 1358 Cadolt von Eckartsau, und diesem, wahrscheinlich Hanns von Stubenberg, weil von dies-em Bergrecht und Zehent von Kalchsburg, Enzersdorf und Rodaun (und ganz wahrscheinlich auch Rodaun) an den Herzog Albrecht V. heimgefallen sind, die letzterer (mit Ausnahme Rodauns) dem Stifte St. Dorothea schenkte. Der Landesfürst mag Rodaun als Lehen verliehen haben. Als solch einen Lehensmann erblicken wir Wolf den Radauner, der ein treuer Anhänger Kaiser Friedrichs IV. war. Kaiser Maximilian I. verlieh Rodaun samt Siebenhirten und Kalksburg im Jahre 1496 an einen Herrn von Idungsspeygen. Nach Philb. Hueber soll vom Jahre 1500 an die Familie Puchau zum Besitz des Ortes gelangt und in demselben solange geblieben sein, bis dieses durch den Tod des letzten männlichen Erben dem Landesfürsten wieder anheimgefallene Lehensgut unter Kaiser Ferdinand I. im Jahre 1541 um eine bestimmte Summe an Leopold Steger verkauft wurde. Von diesem kam es laut NÖ. St. Gültenbuche im Jahre 1559 an die Gräfin Katharina von Lodron; im Jahre 1569 an Joachim Freiherrn von Landau; im Jahre 1589 durch Kauf vom Vorigen an Weidner von Bullerburg; im Jahre 1591 kaufte dasselbe Joachim Freiherr von Landau 8/10

15 zurück, und im nämlichen Jahre noch erhielt Rodaun sein Bruder Achaz, dann im Jahre 1601 Sigmund Freiherr von Landau. Längst waren die Herren von Landau als eifrige Anhänger der neuen Lehre bekannt, als sie aber sogar mit unerhörter Verwegenheit Kaiser Kaiser Ferdinand II. die Erbhuldigung im Jahre 1620 versagten, wurden sie als Rebellen und ihrer Güter somit verlustig erklärt. Rodaun fiel daher der Hofkammer zu, welche die Herrschaft im Jahre 1625 an Bernadin Freiherrn von Barbo zu Wachsenstein und Paß-berg verkaufte. Von diesem kam Rodaun nach den Vormerk-ungen des n.ö. st. Gültenbuches an nachstehende Besitzer: im Jahre 1637 an Christoph Freiherrn von Urschenbeckh: im Jahre 1656 an die Eva Maria Gräfin von Brandis, geborene Freiin von Urschenbeckh, von ihrem Vater Christoph; im Jahre 1678 Adam Wilhelm Graf von Brandis, von seiner Mutter Eva Maria; im Jahre 1690 an Maria Gräfin von Brandis, von ihrem Gemahl Adam Wilhelm; im Jahre 1699 Franz Jacob Adam Graf von Brandis, von seiner Mutter Maria; im Jahre 1736 Johann Philipp von Rödersthal, durch Kauf vom Vorigen; im Jahre 1739 Elenora von Rödersthal, von ihrem Gemahl Johann Philipp; im Jahre 1766 Joseph Kasimir Kyray Graf von Kyray Graf von Romanow, durch Kauf; im Jahre 1733 Carl Joseph Freiherr von Bender NÖ. des Joseph Edlen von Stockhammer; im Jahre 1774 Joseph Edler von Stockhammer allein; im Jahre 1778 Joseph Johann Nepomuk Graf von von Fuchs, durch Kauf vom Vorigen; im Jahre 1811 Ignatz Graf von Fuchs zu Puchheim und Miltenberg. k. k. wirklicher Kämmerer und Oberst-Erblandstabelmeister von seinem Vater Joseph Johann; im Jahre Anno 1831 Se. Durchlaucht der souveräne Fürst Johann von und zu Lichtenstein. Schweickhardt von Sickingen: "Darstellung des Erzherzogtums "Österreich unter der Enns", /10

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17 Aus dem Wiener Tagblatt Oktober 1935 "Rodaun" Es ist ganz anders als die übrigen Orte in der Umgebung von Wien, eigenwilliger, persönlicher gewachsen, mit einem Hauch vergangener Größe, der darüber weht und dem Dorf etwas stilles, Vornehmes verleiht. Überall gewahrt man noch den Baustil alter Herrensitze, das theresianische Ockergelb mit den grünen Fensterläden, die weit gespannten Gärten oder Parks mit ehrwürdigen Baumbeständen, malerische Höfe, von denen der Herrgottsfinger zu jungem Wein logt und Veduten, die gerade im Farbenbund des Herbstes köstlich sind. Kaum irgendwo kann das Birnenlaub so golden, das Buchengewipfel so rot, der wilde oder echte Wein so geflammt sein als in Rodaun. Und wenn man an den betagten Schutzheiligen, an Christopferus und Florian, vorbei zu den Hochkirchlein hinauf pilgert, das dörfisch und doch wieder herrschaftlich prangt, dann ist man mitten drin im Farbenjubel des Oktobers. Gelb leuchtend senkt sich die stattliche Lindenallee 1/4

18 bergab, braun-grün-rot umrankt ist die wunderschöne gelegene Villa auf den Kirchenplatz und im Pfarrgärtchen haben Dahlien und türkische Nelken, Spätrosen, Astern, Hagebutten und Eisenhut eine farbliche Orgie entfaltet, in die sich Stadtaugen verlangend senken, und der ewige Traum des Stadtmenschen nach Eigengrund und Naturnähe stößt Ercker und Balkone, Gartenhäuschen und Blumenbosketts auf. Wie viele mögen ihre Sehnsucht jetzt allsonntäglich in Rodaun ansiedeln, namentlich wenn dann der Spätnachmittag die Landschaft verklärend in den rotglühenden Schein der sinkenden Sonne hüllt und etwa beginnendes Herbsteln in den Menschen darüber sinnt, wieviel sie von der Schönheit der Welt zwischen ihren Mauern versäumen. Das Kirchlein trägt noch das Lichtenstein'sche Wappen, und sein barockes Inneres ist von tiefer Sonntagstille erfüllt, in der lautlos auch Glocken der Vergangenheit klingen. Ob Taufen oder Hochzeiten, Fromleichnamsprozessionen oder letzte Kirchenfahrt, alles wird hier oben zum Gemälde, gewinnt bildhaften, fast symbolischen Charakter. Man wußte schon, was man tat, als man das Gotteshaus über das Tal hob und es auch sinnfällig zur Empore des Lebens machte. Nur ein Stückchen weiter das nunmehrige Kloster St. Chretien, einst Mautner - Markhofscher Besitz, mit den prächtigen alten Park. Wie schade daß man das Theaterchen abriß, das daneben stand, und an dessen Stelle sich jetzt die neue Zeit mit einer Garage breitmachte. Die reizende Lori Fuchs eine der berühmtesten Kongreß-Schönen, soll darin gespielt und zu Gaste gebeten haben. Vor das Gemeindehaus das auch einst Herrschaftsbesitz war, wurde jetzt, im Dollfuß-Erinnern, ein Kruckenkreuz- Denkmal gesetzt, aus dem vasenartig, steinerne Akanthußblätter wachsen. 2/4

19 Wo früher beim "Stelzer" fröhlich gesellschaftliches Treiben herrschte und die frechen "Wiener Zeugln" auffuhren, ist es still geworden. Kavanere und Betrieb haben abgewirtschaftet, und Leben und Lachen hat sich schon von den Terrassengarten tiefer zum modernen "Schloßstrandbad" gesenkt - die Sonne ist eben zeitgemäßer als der drehselige Mond. Und neben dem Stelzer das faßt märchenhafte verträumte Haus, der Familie von Pollanetz gehörend, in dem Hugo von Hofmannsthal lebte. Weltentrückt der grün umsponnene Hof mit dem Ziehbrunnen und den malerischen Garten, der sich bis zur Kirche hebt - ruhmvolles Leben und jähen Sterbens. Es ist als würden vom Stelzer herüber die lockenden Versrhythmen des scharmutzierenden Ochs von Lerchenau tönen: "Ohne dich..., ohne dich...", um schließlich zum mahnenden "Jedermann" - Rufen zu verklingen. Hofmannsthal hat die altadelige Weit geliebt, die im hier von ihrer heitersten, unbeschwertesten Seite nahegerückt war. Er liebte aber auch seine heilige Rodauner Stille, das Asyl seiner schöpferischen Kraft, in deren Schaffen der Briefwechsel mit Richard Strauß Einblick gewährte. Wie Perchtoldsdorf mit Hugo Wolf, so ist Rodaun mit Hofmannsthal in die Geschichte eingegangen, Sie hätten sicherlich viel zu erzählen, all diese Villen, von noblen Schlößchen, das einst dem hochwohlgeborenen Hofoptiker Plößl gehörte und in Familienbesitz geblieben ist, bis zu den Landhäusern und Häuschen, die oft ihre Besitzer gewechselt haben und von denen sich gar manches zum Verfalle neigt. 3/4

20 Dieses Haus gehört jetzt mein, vorher war ein anderer drein. Der dritte und vierte blieb auch nit lang, der fünfte und sechste nahm sein Gang, zum Schlusse muß auch ich hinaus, jetzt frag' ich, wem gehört dieses Haus? H. T. Ausschnitt aus dem: "Wiener Tagblatt" vom 13. Oktober /4

21 Brief von Hugo Freiherr v. Lederer, Gen. Mjr. aus Linz a/d. Ehemaliger Besitzer des Gemeindehauses. 10. Dezember 1935 O.Ö. Linz, Promenade 25 Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Ich bitte zu entschuldigen, wenn ich Ihr wertes Schreiben vom vorigen Monat spät beantworte. Ich war wiederholt daran gehindert. Ich bin hocherfreut von Ihnen zu hören, das die Gemeinde Rodaun ein Heimat-Museum zu gründen im Begriffe steht, liegt doch mein liebes Rodaun meinem Herzen besonders nahe. Schon gegen Ende der fünfziger Jahre kauften meine Eltern das alte Haus am Hauptplatze (ich glaube No. 27) gegenüber der alten Johannes-Säule, an der alle Tage der Viehhirte mit seiner Trompete das Vieh des Ortes zusammenrief, um es dann auf die damals gleich hinter dem Orte sich weithin ziehende Heide zu treiben, über die 1/4

22 sich dann später die hohen Bögen der Wiener Hochquellenleitung wölbten. Unser altes Haus (neben dem damaligen Gemeindehaus) hatte an der westlichen Ecke einen Turm, dessen Räume zu ebener Erde von der Gemeinde benutzt wurden um nächtliche Ruhestörer hinter Schloß und Riegel zu setzen. Dieser Turm stand ursprünglich im I. Stock mit dem Schreibzimmer meines Vaters in Verbindung, wie auch mit einem schmalem Gange, von dem aus die Öfen der Zimmer von rückwärts aus beheitzt wurden. Später wurde der Zugang zum Turme vermauert um die Zimmer um die Gangbreite zu erweitern. Für uns Kinder war der Turm ein spuckhafter Raum, der uns oft in unserer kindlichen Phantasie beschäftigte und von unseren Erziehern als Abschreckmittel benutzt wurde. An dem östlichen Trakt des hufeisenförmig gebauten Hauses nächst des Brunnens, dessen Wasser sich besonderer Güte rühmte, war in der Mauer ein Stein eingelassen mit einer alten Inschrift, an deren Entzifferung sich viele den Kopf zerbrachen, die aber rätselhaft verblieb. Viele Jahre stand das Haus im Besitze meiner Eltern, die sich wegen der Nähe Kalksburgs in Rodaun angesiedelt hatten. Nach 1900 wurde es verkauft. Meine Liebe zu Rodaun und die vielen, schönen Jugenderinnerungen bewogen mich im Jahre 1913 mich, durch den Ankauf des Hauses Kaiser Wilhelmstrasse No. 24 wieder in Rodaun anzusiedeln. Die Umsturzzeit und der mit derselben verbundenen Vermögensverlust zwangen mich zu meinem großen Leidwesen im Jahre 1920 mein Haus zu verkaufen und mein mir so lieb gewesenes Rodaun für immer zu verlassen. In lebhafter Erinnerung steht mir noch die während des Feldzuges 1866 in Rodaun erfolgte Einquartierung von sächsischen Truppen, bei welcher ein Oberst mit seinen Pferden in unseren Hause einquartiert war und ich als kleiner Bub durch die Güte des Offiziersdieners die erste Möglichkeit erhielt, mich auf dem Rücken der Pferde im Stalle über alles erhaben zu fühlen. Zu jener Zeit gab es noch keine Eisenbahnverbindung Liesing - Rodaun Kaltenleutgeben, der Fuhrwerksbesitzer Hangl besorgte mit 2/4

23 seinem Stellwagen die Verbindung nach Liesing oder über Mauer nach Wien, über den damals noch wegen seiner Steilheit gefürchteten Maurer Berg, bei welchen sich beim Bergabfahren manches Unglück ereignete. Das Stelzer Bad genoß damals den Ruf eines sehr heilsamen Schwefelbades und war schon damals sehr besucht. Das Schloß stand im Besitze des regierenden Fürsten Lichtenstein und wurde später von Herrn Mautner von Markhof angekauft. Im Hause (jetzt Kaiser Wilhelm Strasse 2) wohnten seinerzeit der apostolische Nuntius Fasinelli, später der Kriegsminister Freiherr von Kuhn. Es freut mich aufrichtig Ihnen, sehr geehrter Herr Bürgermeister für das Rodauner Museum mit zwei alten Bildern dienen zu können. Das eine ist eine kolorierter Stich, das andere eine sehr feine Zeichnung bei welcher noch der alte Turm bei unserem Hause zu sehen ist (1830). Ich hoffe, das das Rodauner Museum gedeihen wird, und das ich trotz meiner 79 Jahren doch noch einmal dazu komme, demselben einen Besuch abstatten zu dürfen. In vollkommener Hochachtung ergebenster Hugo Freiherr v. Lederer G. M. PS.: Erinnere mich noch vieler braver alter Rodauner, wie Halbritter, Fischer, Schultes, Katzberger etc. etc. 3/4

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25 Vorwort zur Gemeindechronik von Rodaun ( ) Auf der Suche nach historischen Quellen, die Rodaun betreffen, fand ich im Bezirksmuseum Liesing folgende "Ortschronik der Gemeinde Rodaun". Im Jahre 1904 hatte der Arzt Dr. Maximilian Wimmer (gestorben 1951), Mitglied des Gemeinde-Ausschusses von Rodaun, die Führung einer Rodaun-Chronik angeregt. Aus Freude über diese Idee spendete Herr Heinrich Jaeger jun., der gemeinsam mit seinem Vater und seiner Schwester viel Gutes für Rodaun getan hat, ein großformatiges in Leder gebundenes Buch. Die Aufgabe, die Chronik zu führen, übernahm für die Jahre 1904, 1905 und 1906 der Oberlehrer Lambert Schretter (gest. 1926), ab dem Jahre 1907 wurden die Eintragungen durch den Architekten Johann Zagler (gest. 1925) fortgesetzt. Mit Bedauern aber muß man feststellen, daß die Aufzeichnungen mit Oktober 1908 abgebrochen und nicht wieder aufgenommen wurden. 1/4

26 Das Bild, das die Chronisten über die von ihnen dokumentierte Zeit festhielten, ist vielfältig und gewährt Einblick in jene Ereignisse, die zur damaligen Zeit bedeutsam waren. Besonders interessant ist die Statistik die Rodaun als beliebte Sommerfrische ausweist. Nach den Aufzeichnungen über das Jahr 1904 zum Beispiel zählte man in der Gemeinde 352 Sommerparteien mit insgesamt 1254 Personen. Diese Größenordnung gewinnt an Bedeutung, wenn man dazu die Ergebnisse der Volkszählung des Jahres 1900 in Relation setzt: Rodaun hatte damals 1314 Einwohner. Ausführlich wird Jahr für Jahr über die Witterungsverhältnisse berichtet. Lebten die Bewohner des Ortes doch größtenteils von Landwirtschaft und waren somit sehr stark von den Wettereinflüssen abhängig erfolgte der Wechsel der Zuständigkeit Rodauns von der Bezirks-Hauptmannschaft Mödling zur Bezirks-Hauptmannschaft Hietzing sowie die Zuweisung an das Bezirks- Gericht und Steueramt Liesing. Wir erfahren von der Tätigkeit der Gemeindevertreter, über die Grenzbestimmung zu Liesing, die Aufgaben des Ortsschulrates, von den Verdiensten der Familie Jaeger, die sich unermüdlich für eine Verschönerung des Ortsbildes einsetzte. Der von der Familie angelegte Weg entlang des Mühlbaches erhielt deshalb auch den Namen "Jaegerweg", wurde später aber in "Ambrosweg" umbenannt. In den Aufzeichnungen über das Jahr 1906 stehen die Neuwahlen der Gemeindevertreter im Mittelpunkt, überdies aber auch die Versorgung der Gemeinde mit Wasser. Durch den Anschluß an die Wasserleitung konnte der Gemeindebrunnen aufgelassen werden. 2/4

27 Mit großem Interesse verfolgten die Ortsbewohner auch damals die Renovierung der Bergkirche, die mit kleinen baulichen Veränderungen verbunden war. In den folgenden Jahren beschloß man die Errichtung eines Feuerwehrdepots, die Versetzung der Heilandsstatue an der Einmündung der Hochstraße wegen des zunehmenden Verkehres und die Pflasterung der Liesingerstraße, heute Ketzergasse. In den Gemeinderatssitzungen wurden Anträge um Gasthauskonzessionen und Ansuchen um das Heimatrecht neu zugezogener Familien geprüft und entschieden. - Notiert ist auch das sechzigjährige Regierungsjubiläum des Kaisers im Jahre 1908, das mit besonderen Feierlichkeiten gewürdigt wurde. Mit der Beschreibung eines Brandes in der Meierhofgasse (heute Maria-Grengg-Gasse), der die Stallungen der Familien Richter und Stelzer vernichtete, schließt diese Chronik, die leider nur über einen allzu kurzen Zeitraum ausschnitthafte Einblicke in Ortsbild und Leben von Rodaun gewährt. Dr. Hildegunde Suete-Willer Rodaun, im Januar /4

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29 Rodauner Ortschronik 1904 Vorwort Über Anregung des dermaligen Gemeinderates Dr. Maximilian Wimmer, Mitglied des Gemeindeausschusses und auch Ortsschulaufseher und nachdem der edle Gönner und Wohltäter von Rodaun Herr Heinrich Jäger jun. vorliegendes Buch gespendet, unternahm es der Gefertigte in schlichter, wahrheitsgetreuer Weise eine einfache Topographie von Rodaun - beginnend mit Jänner 1904 anzulegen. Dieselbe soll den Zweck haben, denen, die nach uns kommen Nachricht zu geben von allem, das Gesamtinteresse erregenden und tangierenden Vorkommnissen jedweder Art. Zählt auch Rodaun im Bezug auf Einwohnerzahl, Flächenausmaß und kultureller Bedeutung, dermalen nicht gerade zu den bedeutendsten Gemeinwesen von Niederösterreich, so verlohnt es doch vollauf der Mühe, dieses Juwel im Wienerwald, infolge seiner herrlichen Lage, seiner großen Beliebtheit als Sommerfrische und nicht zu vergessen seiner 1/18

30 biedern Bewohner, das festzulegen und der Vergessenheit zu entreißen, was Nützliches geschaffen und angeregt, Interessantes vorgekommen und erlebt wurde. Es soll das hier Niedergeschriebene ein winziger Tropfen sein in dem, was man gemeinhin den Zeitenstrom, die Weltgeschichte nennt. Oberlehrer Lambert Schretter Gemeinde-Ausschuß Hl. Martienne vollständig umgeworfen und arg beschädigt. Statistik: Höhenlage 256m - Das Gemeindegebiet umfaßt 2,10 km² - Anzahl der Wohngebäude Ende Neubauten im Jahre Zusammen 225 Ergebnis der Volkszählung Ende Bewegung der Bevölkerung: Geburtsfälle - 19 Sterbefälle - 27 Trauungen - 11 Aufnahme in den Heimatverband - 7 Familien. Die Ehrenbürgerschaft wurde verliehen an - 3 Personen. Gemeindevertretung: Bürgermeister Karl Striegl 1. Gemeinderat: Johann Stelzer 2. Gemeinderat: Heinrich Sommer 3. Gemeinderat: Josef Windberger sen. ( ) 2/18

31 4. Gemeinderat: Johann Gibley Gemeinde-Ausschüsse: Wilhelm Schreck Richard Merz Dr. Maximilian Wimmer Benedikt Prinz Paul Katzberger Franz Larcher August Bauer Georg Lohmer Josef Lahl Lambert Schretter Ersatzmann: Josef Windberger jun. jetzt Ausschuß Gemeindekassier Gottfried Halbritter Gemeindesekretär: Alexander Kuderna Mitglieder des Ortsschulrates: Kurt Striegl, Vorsitzender Richard Mertz dessen Stelllvertreter Dr. Maximilian Wimmer Schulaufseher, Heinrich Sommer Adalbert Schneider Pfarrer Ignaz Wiedermann Oberlehrer Lambert Schretter Fremdenverkehr: Rodaun hatte im Jahr 1904, 352 Sommerparteien mit zusammen 1254 Personen. Von Epidemien war Rodaun in diesem Jahre verschont. 3/18

32 Rodaun, am 31. Dezember 1904 Mit Gott! Das Jahr 1904 war ein Schaltjahr. Rodaun zählte bei einem Flächenausmaße von 2,10 km², 1314 Einwohner (Volkszählung 1900: 212 Häuser). Auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen wurden in den Gemeindeverband aufgenommen: 7 Parteien. Die Witterung war in den ersten Monaten eine normale, das Frühjahr war geradezu herrlich, sodaß berechtigte Hoffnung vorhanden war, ein gesegnetes fruchtreiches Jahr zu erwarten. Jedoch brachte der Sommer insbesondere Juli und August eine überaus große Hitze, der heißeste Tag war der 15. August. Das Thermometer zeigte in der Sonne C, im Schatten + 33,1 C. Da durch viele Wochen kein ausgiebiger Regen fiel, erlitten die Feldfrüchte besonders Kartoffel, Kraut und Rüben, sowie das Obst durch die herrschende Dürre in ihrer Entwicklung eine beträchtliche Einbuße, die Wiesen glichen nach der ersten Heuernte, welche sehr ergiebig war, verbrannten Heiden, an ein Grummert war nicht zu denken. Die Folge dieser abnormen Hitze war, daß fast alle Lebensmittel, Milch und Butter mitgerechnet eine ganz bedeutende Preissteigerung erfuhren. So kosteten beispielsweise: 4/18

33 1kg Kartoffel Heller, 1 kg Sauerkraut Heller. Die Weinernte fiel qualitativ sehr gut, quantitativ mittelmäßig aus. Der Herbst brachte viele Niederschläge und anhaltenden Regen, der Winter nahm einen zeitlichen Anfang - Mitte November gab es schon Schneefälle und geringen Frost. Im Dezember schlug aber die Witterung um und er war sehr mild bis nach den Weihnachtsfeiertagen, wo wieder Schneefall und starker Frost eintraten. Zufolge Erlasses der k. k. niederösterreichischen Statthalterei vom 20. Oktober von Pr. - Z. 1024/5 wurde die Gemeinde Rodaun mit 1. Jänner 1904 aus der k. k. Bezirkshauptmannschaft Mödling ausgeschieden und dem politischen Bezirke Hietzing-Umgebung einverleibt. Gleichzeitig auch die Nachbargemeinden Kaltenleutgeben, Perchtoldsdorf, Siebenhirten und Vösendorf. Damit wurde auch die hiesige Schule dem Bezirksschulrate Hietzing-Umgebung unterstellt. Unter einem wurde Rodaun dem neuerrichteten k. k. Bezirksgerichte beziehungsweise k. k. Steueramte Liesing zugewiesen. Bei der Neukonstituierung des Bezirksschulrates wurde Bürgermeister Karl Striegl als Ersatzmann gewählt. Am 4. November 1904 starb das langjährige Mitglied des Ausschusses, Gemeinderat Josef Windberger, Realitäten und Hausbesitzer zu Rodaun, an seine Stelle rückte der Ersatzmann Josef Windberger junior. 5/18

34 In der Ausschußsitzung vom 24. März 1904, wurde der einhellige Beschluß gefaßt, die Herren Heinrich Jäger sen. und Heinrich Jäger jun., sowie Frau Berta Kretschy, med. Doktors Witwe, infolge der außerordentlichen Verdienste, welche sich dieselben im Bezug auf die Verschönerung des Ortes, Herstellung von Gehwegen ect. erworben haben, daß Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Die Neuanlage einer Fahrstraße vom Kalksburger-Friedhofe zur Maurerstrasse ist ebenfalls obgenannten zu verdanken. Herr Heinrich Jäger jun. spendete überdies in großmütigster Weise den namhaften Betrag von Kronen für die Errichtung einer neuen Orgel in der hiesigen Pfarrkirche. Mit der Herstellung des neuen Werkes wurde die Orgelbaufirma Joh. M. Kaufmann in Wien betraut. Über Anregung des Gemeindeausschusses W. Schreck wird eine Gasse (früher Feldgasse) im Cottage-Viertel mit "Sauberskirchengasse" benannt werden. Eleonore von Sauberskirchen ließ im Jahre 1740 die hiesige Pfarrkirche und den Pfarrhof erbauen. Im Frühjahr ließ der regierende Fürst Johannes II. von und zu Liechtenstein beim Jesuiten Kollegium eine befahrbare Brücke über die Liesing herstellen und um einem allgemeinen Bedürfnisse zu entsprechen, errichtete die Gemeinde bei der "Aumühle" einen hölzernen Gehsteg. Die Pflasterung der Breitenfurterstraße von Kalksburg bis Liesing mit "Keramitwürfeln" durch den NÖ. Landesausschuß ist ebenfalls erwähnenswert. Über Anregung des Bürgermeisters Karl Striegl wurden im Pfründnerhause der Grosz'schen Stiftung mehrere notwendige Reparaturen und Adaptierungsarbeiten vorge- 6/18

35 nommen. Der Brunnen im Gemeindehause wurde geräumt, zum Teile ausbetoniert und neue Rohre eingesetzt. Das Wasser ist aber dermassen weder zum Trinken noch zum Kochen verwendbar. Zur Beerdigung von Leichen auf dem hiesigen Ortsfriedhof wurde bei der Firma Lovrekl in Liesing ein Versenkungsapparat angeschafft, jedoch für die Benützung desselben beschlossen, eine nach Maßgabe bestimmte Taxe einzuheben. Das ehemalige Schulhaus auf dem Kirchenplatz ging durch Kauf von dem bisherigen Besitzer Fürsten Liechtenstein auf Frau Mücke über, welche das Gebäude in ein schmuckes einstöckiges Sommerhaus umbauen ließ. Beim Graben des Brunnens dortselbst stieß man auf nickelhältiges Gestein angeblich Nickelblüte. Im Laufe des Sommers ließ Herr Gottfried Halbritter im Hofe seines Hauses Hauptstraße Nr. 24 einen Brunnen bohren. Trotzdem dann eine Tiefe von 82 Metern erreicht wurde, zeigte sich doch kein trinkbares Wasser. Am 19. April hielt der neue Pfarrer Herr Ignaz Wiedermann seinen feierlichen Einzug. Zu den notwendigen Adaptionsarbeiten im Pfarrhofe trug die Gemeinde die Summe von 750 Kronen bei. Im gegenseitigen Einvernehmen der Gemeinden Liesing und Rodaun wurde ein Grenzregulierungsplan angelegt, der den Zweck haben soll, eine genaue Grenzbestimmung und zwar zur Ausgestaltung von Strassen und Gassen festzulegen. Zu dem selben Zwecke wurde ein Regulierungsplan für die Kaiserstraße angelegt. 7/18

36 Anläßlich der Vollendung des 30. Dienstjahres im Lehramte wurde dem Oberlehrer Herrn Lambert Schretter, der auch den Gemeindeauschuss als Mitglied angehört, ein von sämtlichen Ausschuß- und Ortsschulratsmitgliedern unterfertiges Gedenkblatt überreicht. Da die Ausgestaltung, beziehungsweise Erweiterung der Schule, für die gesamte Bevölkerung eine eminent wichtige Frage ist, so hat der Ausschuß in der Sitzung vom 4. Oktober 1904 einstimmig den Beschluß gefaßt, für ein Jahr eine provisorische Lehrkraft aus Gemeindemitteln zu honorieren und ein diesbezügliches Ansuchen an den Bezirksschulrat zu richten. Leider wurde dieses Gesuch zur Errichtung der 3. Klasse für dieses Jahr von Landesschulrat abschlägig beschieden. Für den Luegerfond zur Errichtung einer Dr. Karl Lueger- Stiftung in Wien, welche aus Anlaß des 60. Geburtstages des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger errichtet wurde, spendete die Gemeinde den Betrag von 100 Kronen. Bei der im Sommer abgehaltenen 50 jährigen Jubelfeier der Semmeringbahn beteiligte sich Bürgermeister Karl Striegl als Vertreter der Gemeinde an den in Szene gesetzten Festlichkeiten. Eine dringende Notwendigkeit war die Renovierung der Gemeindekanzlei, welche über Anregung des Bürgermeisters durchgeführt wurde, sodaß sich die besagten Räumlichkeiten jetzt in würdiger, schmucker Weise repräsentieren. Der Gemeindeausschuß beschloß ferner die Fußböden in den Klassen der hiesigen Volksschule neu und zwar aus Xylolith herstellen zu lassen. 8/18

37 Der Verein "Humanitas" veranstaltete am 18. Dezember im Schulgebäude eine sehr schöne Christbaumfeier, bei welcher 24 Kinder mit vollständigen Kinderanzügen, Backwerk, Obst und einer Jause beteilt wurden. Die Schuhe für alle oben erwähnte Kinder stellte der Ortsschulrat bei. Das Jahr 1904 schloß mit einem furchtbaren Schneesturm, wobei das Thermometer von + 6 auf - 10 herabsank und an vielen Gebäuden namhafter Schaden angerichtet wurde, unter anderem wurde das neu aufgestellte Steigerübungsobjekt der Feuerwehr eine Spende des Pensionates...? 9/18

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47 Rodauner Ortschronik 1905 Das neue Jahr begann mit einem enormen Schneefall, es folgte darauf durch einige Tage starker Frost, der anhielt bis zum 6. Jänner, an welchem Tage daß Thermometer von - 7 R auf - 6 R stieg, welcher Umstand starkes Tauwetter hervorrief, und der Liesingbach bedenklich anschwoll. Die folgenden Wintermonate verliefen dann normal, ebenso das darauf folgende Frühjahr. Der Monat Mai war geradezu herrlich, die Blütezeit der Obstbäume und Feldfrüchte verlief unter günstigen Witterungsverhältnissen und alle Anzeichen sprachen dafür, daß eine reichliche Ernte zu erhoffen sei. Und diese Hoffnung sollte auch nicht getäuscht werden. Auch der Weinstock lieferte eine gute Ernte, sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Beziehung. Der Herbst brachte viel Regen, so im November und Dez- 1/14

48 ember mitunter auch einige Schneefälle. Der erste Schnee fiel am 26. Oktober, die Temperatur wies aber immer Wärmegrade auf, sodaß der Schnee bald wieder verschwand. Da das Aufspritzen auf den öffentlichen Straßen und Gassen infolge Vorhandenseins mangelhafter Requisiten, welche dazu verwendet wurden, deßhalb beschloß der Ausschuß in der Sitzung vom 17. März 1905, einen neuen Aufspritzwagen bei der Firma Parsche &. Weisse in Liesing zu bestellen, um denselben schon zu Beginn der Sommersaison benützen zu können. Der Ankaufspreis betrug Kronen. Gleichzeitig wurde zur Füllung des Aufspritzwagens beim Liesingbach ein zweckentsprechender Brunnen hergestellt. Am 9. Mai wurde in der Schule der 100. Todestag des großen deutschen Dichters, Friedrich von Schiller in festlicher Weise begangen und die Schulkinder mit einem Büchlein, daß die Biographie des Dichterfürsten enthält, beteilt. Über Anregung des Gemeinde-Beirates Oberlehrer L. Schretter faßte der Ausschuß den einhelligen Beschluß, den Weg längs der Dampftramway bis zum Südbahnhofe zu Ehren Schillers, mit Friedrich Schiller Promenade zu benennen. Am 18. Juni starb nach langer Krankheit im 70. Jahre seines Lebens - Herr Gottfried Halbritter, Kaufmann allhier. Mit dem Hingange dieses wackeren Mannes verlor die Gemeinde einen ihrer besten Bürger, die Familie einen fürsorglichen Vater, seine Freunde einen aufrichtigen Freund. Halbritter bekleidete durch Jahre das Amt eines Gemeindekassiers in der gewissenhaftesten und uneigennützigsten Weise. Der Ausschuß beschloß den hochverdienten Mann zu seinem nun 70ten Geburtstage durch Überreichung eines Gedenk- 2/14

49 blattes zu ehren und wurde dasselbe von dem Magistrats Kalligraphen Johann Hammerschmidt in prachtvollster Weise ausgeführt. Aber leider konnte dann die Übergabe nicht mehr stattfinden, ein plötzlicher Tod rief Herrn Halbritter ins Jenseits, allgemein betrauert, Ehre seinem Andenken! Herr Hans Halbritter, ein Sohn des Verstorbenen, wurde mit der Gemeinde-Kassier-Stelle betraut. Die Hinterbliebenen spendeten ein Bild des Verblichenen, welches im Sitzungssaale aufgehängt wurde. Zufolge Erlasses des k. k. Bezirksschulrates Hietzing-Umgebung wurde im Monat Mai die Neuwahl und die Konstituierung des Ortsschulrates vorgenommen und folgende Herren in diese Körperschaft berufen. Bürgermeister Karl Striegl, Obmann, Heinrich Sommer, Obmann Stellvertreter, August Bauer, Hans Halbritter und Benedikt Prinz Ersatzmänner: Josef Windberger, Josef Färber, Ludwig Hönel, Karl Schultes, Emanuel Weide. Über Vorschlag des Ortschulrates wurde Herr med. Dr. Maximilian Wimmer, Gemeinderat vom k. k. Bezirksschulrate zum Schulaufseher ernannt. Wie schon im Vorjahre in der Ortschronik erwähnt ist, spendete Herr Heinrich Jäger jun. in munifizentester Weise den Betrag von 3200 Kronen zur Neuanschaffung einer Orgel in der hiesigen Pfarrkirche. Herrn Heinrich Jäger sen. hingegen ließ die Außenseite der Pfarrkirche, sowie den Turm nach den Plänen des Archi- 3/14

50 tekten Herrn R. Herz stilgerecht renovieren. Der Helm des Turmes wurde um einen Meter erhöht und erhielt ein Kupferdach, überdies wurden die Zifferblätter renoviert und auf dem Turme ein Blitzableiter angebracht. Das bisherige Schindeldach der Kirche wurde abgetragen und durch ein solides Ziegeldach ersetzt. Frau Dr. Bertha Kietschy, die Schwester, resp. Tochter obgenannter Wohltäter ließ auf ihre Kosten die Kirchenfenster reparieren. Am 30. Juni vormittags fand die feierliche Turmkreuzweihe statt. Und so blickt unser Kirchlein schmuck, in jungfräulichem Weiß von der Höhe des Kirchberges hinaus ins Land, ein Juwel im herrlichen Wienerwald. Aber auch das Innere der Kirche erhielt durch die Aufstellung einer neuen Orgel eine herrliche Zierde. Orgelbaumeister I. K. Kaufmann Wien hat ein Werk geschaffen, daß als mustergültig von erprobten Fachleuten bezeichnet wurde. Vor einem geschmackvollen, dem Baustil des Gotteshauses angepaßten Gehäuse enthält die Orgel 12 klingende Stimmen, mit zwei Manualen und zwar: I. Manual: Prinzipal, Bourdon, Viola di Gamba, Oktav, Mixtur. II. Manual: Geigenprinzipal, Lieblich Gedeckt, Aeoline, Gemshorn. Pedal: Subbaß, Oktavbaß, Violoncello. Überdies sind 11 Collektivdrucker (Kopplungen) für verstellbare Kombinationen vorhanden. Zum bleibenden Angedenken an die unfassenden Renovierungsarbeiten, sowie der Aufstellung der neuen Orgel wurde vom Gemeindeausschuß im Inneren der Kirche, an der linken Seitenwand eine Marmortafel mit folgender Inschrift 4/14

51 angebracht: "Zur Erinnerung an die Neugestaltung der Kirche und die Aufstellung der Orgel im Jahre 1905 durch Herrn Heinrich Jäger sen., Heinrich Jäger jun. und Frau Bertha Kretschy, die Gemeindevertretung von Rodaun." Um die Gemeindefinanzen zu stärken resp. die Einnahmen zu erhöhen, wurde in der Ausschußsitzung vom 29. August beschlossen, ab 1. Oktober auf jeden Hektoliter Bier eine Steuer in der Höhe einer Krone einzuheben. Während der Schulferien wurden in den beiden Klassenzimmern neue Fußböden und zwar aus Xenon-Asbest gelegt. Der Kostenaufwand betrug 1006 Kronen. Im Hofe des Gemeindehause wurden die Trottoirs, Rinnsale und Abzugskanäle teils neu angelegt, teils ergänzt und der Brunnen einer gründlichen Reparatur unterzogen. Am 15. Oktober 1905 fand die Weihe der neuen Orgel statt. Am darauffolgenden Tage wurde die Kollaudierung vorgenommen. Es wohnten derselben als Fachleute die Herren: P. Franz Tybka, Regenschori im Kollegium zu Kalksburg, Rudolf Eckhart, Lehrer in Brunn a. Gebirge, Wilhelm Schmuck, Musiklehrer im Kollegium und Oberlehrer Lambert Schretter, Regenschori in Rodaun, bei. Sämtliche Herren sprachen sich nur lobend über das gelungene Werk aus. Über Auftrag des Gemeindevorstandes wurden von dem hiesigen Architekten Herrn Johann Zagler, zwecks Herstellung eines Friedhoflageplans sämtliche "Einzelgräber" eigene Gräber und Grüfte aufgenommen und der bis heute nicht belegte und sonst auch anderen Zwecken dienende Teil des Friedhofes einer Neugestaltung unterzogen. Einige jetzt in ziemlich unregelmäßiger Richtung laufenden Wege wurden aufgelassen und durch neue Wege und Zugänge ersetzt, die 5/14

52 durch regelmäßige Gruppen für eigene Gräber, einfache und Doppelgrüfte entstanden. Auf diese Weise wurde die Zahl der bereits bestehenden 130 eigenen Gräber um 114, die Zahl der bestehenden 5 Grüfte und 4 Kapellengrüfte um 29 einfache, 20 Doppelgrüfte und 2 Mausoleen vermehrt. Von der weiteren Abgabe sogenannter "Einzelgräber" deren bis jetzt 270 bestehen, wurde Abstand genommen, dagegen wurde für das Institut Sanct Cretienne ein Teil für ca. 25 Grabstellen reserviert. Der auf dieser Grundlage ausgearbeitete Lageplan, sowie Normaltypen für einfache und Doppelgrüfte, nach welchen in Zukunft um Einheitlichkeit und Gleichmäßigkeit in die Anlage zu bringen zu arbeiten ist, wurden genehmigt und die Durchführung der Arbeiten in natura im Frühjahr 1906 vollzogen, bei welcher Gelegenheit auch die alten bestehen bleibenden Wege, die infolge oftmaliger Bekiesung überhöht waren mit den neuen Wegen in gleiches Niveau gebracht wurden. Ein noch erübrigender Teil von ca. 500m² wurde vorläufig von der Belegung ausgeschaltet und zur Anlage eines Reservegartens bestimmt. Gleichzeitig mit der im Herbst 1905 vorgenommenen gründlichen Restaurierung der Umfassungsmauern wurde der Aufbahrungsraum durch Errichtung eines Schornsteines heizbar gemacht und zur Aufbewahrung des Versenkungsapparates und sonstiger Gerätschaften beim Depotgebäude ein kleiner Zubau hergestellt. Infolge mangelhafter Konstruktion stürzte im Schulhofe die Senkgrube ein und mußte dieselbe erneuert und da sich ihr Rauminhalt als unzulänglich erwies auch erweitert werden. (Für diese Arbeit leistete der Maurermeister Paul Katzberger zwei Jahre Garantie.) 6/14

53 Der Christbaum Verein veranstaltete am 17. Dezember im Schulgebäude eine Christbaumfeier bei welcher 24 arme Schulkinder mit vollständigen Anzügen, Obst und Backwerk beteilt wurden. Die Kosten für die Bescherung trug die Gemeinde. Zum Schlusse kann ich sagen, daß das Jahr 1905 ein segensreiches war, viel Gutes und Gemeinnütziges wurde geschaffen durch einträchtige Zusammenwirken. Möge das folgende Jahr unserer Gemeinde nur freudenvolles bringen und die göttliche Vorsehung alles abwenden, was von Übel ist. Das walte Gott! Oberlehrer Schretter Gemeindebeirat 7/14

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61 Rodauner Ortschronik 1906 Mit empfindlicher Kälte, mit durchschnittlich - 6 R. im Monat Jänner stellte sich das neue Jahr ein. Die folgenden Monate bis zum Mai wiesen eine bedeutende Temperaturzunahme auf. Der Mai war im vollsten Sinne der Wortes ein Wonnemonat, für die die Blütezeit der Obstbäume und Feldfrüchte, sowie Weinstockes äußerst günstig und ein gesegnetes Jahr versprechend. Der Sommer brachte viele Niederschläge und mäßige Wärme, welche bis zum Spätherbst anhielt, sodaß für den Weinhauer, sowie für den Feldbauer gute Ernten zu verzeichnen sind. Im November gab es einige empfindlich kalte Tage und der Christmonat brachte starken Frost und ausgiebige Schneefälle. 1/8

62 Über Aufforderung der k. k. Bezirkshauptmannschaft wurde in der Gemeindekanzlei, sowie auf den Bahnhöfen der Wetterprognosedienst eingeführt. Zur Unterbringung der Turngeräte auf dem Sommer- Turnplatz, ließ die Gemeinde einen neuen, zweckentsprechenden Schuppen herstellen. Neuwahlen in die Gemeindevertretung am 11. und 12. Juli. Nachdem die Funktionsdauer der bisher gewählten Mitglieder des Gemeindeausschusses mit Juli 1906 abgelaufen war, wurde, und zwar nach der neuen Gemeindewahlordnung mit vier Wahlkörpern zur Wahl der neuen Gemeindevertretung geschritten. Die Neuwahl welche unter Intervention des k. k. Stadthalterei-Konzepts-Praktikanten Dr. Paul Nikola von Hietzing vorgenommen wurde, hatte folgendes Ergebnis: Bauer August, Halbritter Hans, Kreupel Franz, Katzberger Paul, Sommer Heinrich, Lohmer Georg, Kollmayer Gustav, Polsterer Ferdinand, Schneider Adalbert, Schretter Lambert, Schultes Karl, Stelzer Johann, Striegl Karl, Weniger Alois, Dr. Max Wimmer, Windberger Josef, Zagler Johann. Als Ersatzmänner: Burk Theodor, Dr. Gottfried Starkl, Erthal Franz, Buckl Josef, Kitzberger Leopold, Karceker Karl, Lettner Johann, Oppelmayer Leopold, Zilck Franz, Katzberger Ferdinand. Nachdem Herr Heinrich Sommer sein Mandat niederlegte, wurde der Ersatzmann Herr Johann Lettner als Gemeindebeirat einberufen. Am 2. August erfolgte die Konstituierung der neugewählten 2/8

63 Gemeindevertretung in Anwesenheit des k. k. Bezirkshauptmannes von Hietzing, Herrn Moritz Zander. Mit Stimmeneinheitlichkeit erfolgte die Wiederwahl des Bäckermeisters Karl Striegl zum Bürgermeister, mit überwiegender Stimmenmehrheit die Wahl der Herren: Dr. Maximilian Wimmer, Gemeindearzt und Hausbesitzer zum ersten-, Josef Windberger, Wirtschaftsbesitzer zum zweiten-, Johann Zagler, Architekt und Hausbesitzer zum dritten-, Lambert Schretter, Oberlehrer und Regenschori zum vierten- und Franz Kreupel, k. k. Hilfsämter-Direktions- Adjunkt und Hausbesitzer zum fünften Gemeinderate. Der Kaufmann und Gemeindebeirat Hans Halbritter wurde mit der Funktion eines Gemeindekassiers betraut. Zu Polizeikommissären wurden der Ziergärtner Herr Bartinek Josef und Maler Zink Anton bestellt. Im Laufe des Sommers wurde, Dank der Munifizenz des Ehrenbürgers von Rodaun Herrn Heinrich Jäger die Vorhalle bei der Pfarrkirche entfernt und durch einen stilgerechten Vorbau nach den Plänen des Architekten Richard Merz, ersetzt. Anläßlich der Feier des 50 jährigen Jubelfestes im Jesuitenkollegium zu Kalksburg im Monat Oktober, überbrachte Bürgermeister Striegl mit mehreren Herren der Gemeindevertretung, dem Pater Rektor die Glückwünsche der Gemeinde Rodaun. Über einhelligen Gemeinderatsauschußbeschluß wurde dem jeweiligen Bürgermeister per Jahr der Betrag von 300 Kronen als Representationspauschale votiert. Des weiteren den Mitgliedern der Gemeindevertretung, die 3/8

64 als Kommissionsmitglieder funktionieren der Betrag von 4 Kronen resp. 6 Kronen zugesprochen. Am 11. November 1906 starb der hierorts ansässige Maurermeister und Hausbesitzer Herr Paul Katzberger, langjähriges Mitglied des Gemeindeausschusses nach langer Krankheit. - R. I. P. An seine Stelle rückte der Ersatzmann Wagnermeister Leopold Oppelmayer zum Gemeindebeirate vor. Zum Schlusse will ich noch anführen daß der Beschluß gefaßt wurde, in Rodaun die Wasserleitung einzuführen und mit der Nachbargemeinde Perchtoldsdorf behufs der Vornahme des Anschlusse in Verhandlung zu treten. Somit glaube ich, die wichtigsten Ereignisse und Vorkommnisse aufgezeichnet zu haben in der sicheren Auffassung, daß verschiedene unsere Gemeinde betreffenden, tiefeinschneidenden Anträge und Ankündigungen im nächsten Jahre zur Durchführung gelangen mögen. Oberlehrer Lambert Schretter Gemeinderat 4/8

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69 Rodauner Ortschronik 1907 Anschließend an dem im Vorjahr gefaßten Beschluß der Gemeindevertretung betreffend Versorgung der Gemeinde mit Wasser, wurde ein neungliedriges Komitee gewählt, welchen nachstehende Herren angehören: Architekt Johann Zagler (Obmann), Carl Striegl, Josef Windberger, Lambert Schretter, Dr. Max Wimmer, Franz Kreupel, August Bauer, Ferdinand Polsterer und Adalbert Schneider. Die mit der Gemeinde Perchtoldsdorf eingeleiteten Unterhandlungen zogen sich ungebürlicherweise durch die exorbitanten Forderungen und immerwährenden Abänderungen bereits besprochener Abmachungen in die Länge, so, daß erst nach unzähligen Sitzungen, Besprechungen, commisionellen Verhandlungen ect. erst gegen Schluß des Jahres ein beide Teile befriedigendes Übereinkommen geschlossen werden konnte. Die hierortigen Delegierten mußten hiebei insbesonders jene Punkte der früheren consensmässigen Bedingungen mit Perchtoldsdorf, welche der Gemeinde Rodaun bei der Ein- 1/12

70 haltung ungeheurer Kosten, wie z.b. die Herstellung dreier Auslaufbrunnen und die Bezahlung täglicher 500 hl Wasser von 2 Heller/hl und anderes mehr ausmerzen und an derenstatt Bedingungen erreichen, die der Gemeinde Rodaun nicht nur bis in alle Zeiten das nötige und consensmässig garantiert Wasserquantum zu nicht erhöhbaren Preisen sichern, sondern derselben auch jederzeit freie Hand lassen von Perchtoldsdorf das Wasser zu beziehen oder nicht. Dies konnte auch im vollsten Maße bei den Unterhandlungen gelegentlich der Kolladierung der Perchtoldsdorfer Wasserleitung, welche vom 20. Juni d.j. erfolgte, sowie auch bei den wasserrechtlichen Verhandlungen anlässlich des Anschlusses der Gemeinde Brunn am Gebirge an die Perchtoldsdorfer Wasserleitung und schließlich auch bei der Verfassung des eigenen endgültigen Vertrages zur Durchführung gelangen. Bei dieser Gelegenheit sei mit dem Ausdruck lebhaftester Dankesbezeugung auf die besonders werktätige Unterstützung hingewiesen, welche dem Komitee durch Rat und Tat seitens des Herrn k. k. Bezirkshauptmannes Moritz Zander und der Herren k. k. Statthalter Conzipisten Dr. Paul Nikola und Dr. Robert Knaipp zuteil wurde. Aber auch in anderer Beziehung hatte die Gemeindevertretung Gelegenheit sich in fortschrittlicher Weise zu betätigen, und Zugrobottkosten zu tragen sich bereit erklärte. Eine schon längere Zeit in Schwebe befindliche Tauschangelegenheit betreffend einen Grund für ein Feuerlösch- Requisiten Depot mit dem Kloster Saint Chretienne wurde finalisiert und Architekt Zagler beauftragt, geeignete Pläne für ein solches Depot zu verfassen. Die an der Mündung der Perchtoldsdorfer Strasse in die 2/12

71 Hauptstrasse stehende Heilandstatue, welche an dieser Stelle den gesteigerten Verkehr bedeutend beeinträchtigte, wurde auf den Kirchenplatz übertragen, und dort, umgeben von einer Nadelholz-Gruppe zur Aufstellung gebracht. Die Hälfte der Kosten wurde in anerkennenswerter Weise vom Verschönerungsverein getragen. All diese Unternehmungen stellten an die finanzielle Kraft der Gemeinde bedeutende Anforderungen. Um eine Erhöhung der Umlagen zu vermeiden, wurde bei der Landes- Regierung die Erhöhung der Biersteuer von 1 Krone auf 2 Kronen erwirkt. Durch die Übersiedlung des Herrn Gemeindebeirathes Adalbert Schneider nach Mödling, gelangte das Mandat in die Hände des Herrn Professors am Kollegium Dr. Gottfried Starkl. Gelegentlich der silbernen Hochzeit des Gemeindebeirathes Herrn Johann Nepomuk Stelzer wurde demselben in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Gemeinde das Ehrenbürgerrecht verliehen. Die durch Herrn Heinz Jaeger junior hergestellte Allee längs des Mühlbaches von der Hauptstrasse bis zur Wassergasse und der Promenadegassen die bis zum Wasserleitungsaquädukt führt, wurde "Jaegerweg" benannt. Drei bereits bestehende Gasthausconcessionen wurden im Wege der Übertragung neu verliehen an Herrn Johann Simader, Josef Sittner und Ernst Peer. Wie alljährlich wurden auch heuer 20 Schulkinder mit neuen Schuhen beteilt. Das an Vorkommnissen so reiche Jahr konnte nicht schließen ohne auch der Gemeinde Rodaun in kultureller Hinsicht ein 3/12

72 Geschenk in den Schoß zu werfen. Nach langen Bemühungen gestattete die Unterrichtsverwaltung die Wiedererrichtung der III. Klasse, ein Umstand welcher die Gemeinde veranlaßte, aus dem bis jetzt bestehenden Sitzungssaale das Lehrzimmer für die 3te Klase zu adaptieren. Hierdurch wurde die Creirung eines neuen Sitzungssaales notwendig. Über Vorschlag des Architekten Zagler wurde die Gemeinde Kanzlei in die ehemalige Lehrerwohnung verlegt und die Räume der ersteren als Sitzungssaal in Verwendung genommen. Die durch Herrn Heinz Jaeger junior hergestellte Allee längs des Mühlbaches von der Hauptstrasse bis zur Wassergasse und der Promenadegassen die bis zum Wasserleitungsaquädukt führt, wurde "Jaegerweg" benannt. Drei bereits bestehende Gasthausconcessionen wurden im Wege der Übertragung neu verliehen an Herrn Johann Simader, Josef Sittner und Ernst Peer. Wie alljährlich wurden auch heuer 20 Schulkinder mit neuen Schuhen beteilt. Das an Vorkommnissen so reiche Jahr konnte nicht schließen ohne auch der Gemeinde Rodaun in kultureller Hinsicht ein Geschenk in den Schoß zu werfen. Nach langen Bemühungen gestattete die Unterrichtsverwaltung die Wiedererrichtung der III. Klasse, ein Umstand welcher die Gemeinde veranlaßte, aus dem bis jetzt bestehenden Sitzungssaale das Lehrzimmer für die 3te Klase zu adaptieren. Hierdurch wurde die Creirung eines neuen Sitzungssaales notwendig. Über Vorschlag des Architekten Zagler wurde die Gemeinde Kanzlei in die ehemalige Lehrerwohnung verlegt und die Räume der ersteren als Sitzungssaal in Verwendung genommen. Am...? wurde der Beschluß gefaßt das Haus Conscriptions 4/12

73 Nr. 23, Ecke der Hauptstrasse anzukaufen, zu Demolieren und einen großen Theil zur Verbreiterung der Strasse abzutreten. Der erübrigende Theil wurde von Herrn Carl Muckenschnabel angekauft, und an Stelle des demolierten Hauses ein modernes Eckhaus erbaut. Der überaus desolate Zustand in dem sich die Liesingerstrasse bei schlechtem Wetter und besonders im Winter befindet, veranlaßte die Gemeindevertretung in Gemeinschaft mit der Landesbehörde, den Theil zwischen der Maierhofgasse und dem Kaltenleutgebner Bache zu pflastern und statt des an der rechten Seite befindlichen Grabens eine Canalisierung herzustellen. Als Material für die Pflasterung wurde eine neue, an mehreren Orten erprobte Cementmischung, genannt "Basaltoid" in Anwendung gebracht. Bei dieser Gelegenheit wurden Trottoire verbreitert, und einige höher gelegt. Die dem baldigen Einsturz drohenden Kirchenstützmauer wurde auf Intervention der Gemeindevertretung von der fürsterzbischöflichen Güter-Direktion mit einem Kostenaufwande von Kronen erneuert, zu welchen die Gemeinde Rodaun einen Beitrag von 25% als Ersatz der jedenfalls mehr betragenden Sand -, und für diese Umgestaltung wurde dann ein Betrag von Kronen 2600,- und dem Herrn Lehrer H. Raschensdorfer ein Quartiergeldbeitrag von Kronen 180,- jährlich bewilligt. Auf Grund des Heimatsgesetzes wurden in den Gemeinde- Verband aufgenommen: "Josef Wogritsch, Franziska Bielmaier, Georg Sporer, Leo Barth, Martha Bartl, Anna Ebster, Josef Gran, Georg Pleyer, Wenzel Stupka." Dass der Gemeinde die mit soviel Kosten inaugurierten Unternehmungen zu Nutzen und Frommen gereichen mögen, 5/12

74 wünscht der Chronist Johann Zagler 6/12

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81 Rodauner Ortschronik 1908 Das Jahr 1908 im Zeichen des Jubiläums der 60 jährigen Regierung Seiner Majestät des Kaisers stehend gab auch der Gemeindevertretung Gelegenheit aus diesem Anlasse für den ins Leben zu rufenden Kaiser-Jubiläums-Waisenhaus-Baufond einen Beitrag von 500 Kronen zu widmen, und am Kirchenplatze eine "Kaiser-Eiche" unter festlichem Gepränge zu pflanzen, wovon eine "Marmor-Gedenktafel", welche in der gegenüberliegenden Kirchenmauer angebracht ist, Kunde gibt. In den Frühjahrsmonaten wurde mit der Herstellung der Wasserleitungsarbeiten begonnen und (von der Firma G. Rumpel) in einer Weise ausgeführt, daß bereits am 20. April teilweise mit der Abgabe von Wasser an die Consumenten begonnen werden konnte. Die Rohrlegungsarbeiten, sowie auch die Anschlüsse an die Häuser, Lieferung der nötigen Wassermesser und Ersatzrohre, einschließlich Intercallar Zinsen und Cursdifferenzen bei der Begebung der Pfandbriefe nahmen die Summe von Netto Kronen in Anspruch, welcher Betrag von der Niederösterreichischen 1/12

82 Landes Hypotheken Anstalt als Comunal-Darlehen, rückzahlbar in 54,5 jährlichen Raten aufgenommen wurde. Die Funktionierung der Wasserleitung machte es möglich, daß der nächst dem Haus des Herrn I. A. Fischer bestehende Gemeindebrunnen, dessen Instandhaltung der Gemeinde jährlich Lasten auferlegte, aufgelassen werden konnte; auch wurde beschlossen, nun im Sommer das Bespritzen der Strassen intensiver vornehmen zu können, daß Wasser aus der Wasserleitung zu entnehmen, wodurch die Inanspruchnahme des Schüller'schen Pumpbrunnens und des Gemeindebrunnens nächst der Aumühle entfiel. Gleichwohl wurde aber die zukünftige Wasserversorgung Rodauns nicht aus dem Auge gelassen und der Beitritt zur Concurrenz der Marienthaler Wasserleitung unter Leistung eines 5 jährigen Garantiebeitrages von Kronen 1324,- pro Jahr beschlossen. Ziemliche Aufregung erregte das Projekt einer Unternehmung zur Erbauung einer Zementfabrik auf den "Jawurek-Gründen" in der Kaltenleutgebnerstrasse. Gelegentlich einer Vorerhebung seitens der k. k. Bezirkshauptmannschaft, wurden schon, hervorgerufen durch die Gemeinde-Vertretung zahlreiche Proteste gegen die Errichtung einer solchen Fabrik überreicht. Bei der sodann stattgehabten commisionellen Verhandlung gelang es den Vertretern der Gemeinde im Vereine mit mehreren Privat- Interessenten die Behörden von den immensen Schäden der durch Errichtung einer Zementfabrik in Rodaun der Gemeinde und deren Bewohner zugefügt werden würden zu überzeugen, so zwar, daß wohl diese Gefahr endgültig abgewendet sein dürfte. Am 8. Februar 1908 starb Herr Johann Zankl, Oberlehrer in Pension. Derselbe wirkte vom Jahre 1858 bis 1. Mai 1891 an der hiesigen Schule als Schulleiter und Oberlehrer, sowie als Regens-Chori. Er erreichte ein Alter von 75 Jahren und 2/12

83 wurde am hiesigen Ortsfriedhofe begraben. - R. I. P. Die Taxe für eigene Gräber für Fremde wurde auf 100 Kronen erhöht. Für die Gruft- und Graberhaltungen stifteten die Familien Steinböck Kronen 200,- und die Familie Hell Kronen 1.200,- Dem Zweigverein Liesing des oesterreichischen Hilfsvereines zum goldenen Kreuz wird ein Jahresbeitrag von 20,- Kronen gewidmet. Ferner wurde ein Beschluß gefaßt den Strassendurchbruch in der Verlängerung der Elisenstrasse in die Hauptstrasse aufzulassen, nachdem durch die Munifizenz der Herrn Heinrich Jaeger jun. im Zuge der Liechtensteinstrasse der Mühlbach überbrückt und die Brücke samt den anstossenden Strassentheilen kostenlos in das Eigentum der Gemeinde übergingen. Der im Februar vorigen Jahres gefaßte Beschluß ein neues Feuerwehr-Depot zu bauen, konnte nicht ausgeführt werden, da die eingelaufenen Bau-Offerte die Genehmigung nicht erhielten. Herr Architekt Zagler wird ersucht eine neue Variante auszuarbeiten, während dem Feuerwehr-Kommando die Bewilligung zur Sammlung von Beiträgen erteilt wurde. In besonders feierlicher Weise wurde im Jubeljahre daß Geburtsfest Seiner Majestät des Kaisers begangen. Am Vorabend wurde ein großer Fackelzug arrangiert der sich fast durch alle Strassen, deren Häuser festlich geschmückt und beleuchtet waren, bewegte. Am Festtage wurde ein feierlicher Gottesdienst zelebriert und im neuen Sitzungssaale des Gemeindehauses die erste Sitzung als Festsitzung abgehalten. Herr Gemeinderat Kreupel würdigte in patriotischer Rede die Bedeutung des Tages, welche mit begeisterten Hochrufen auf seine Majestät schloß. Ein Telegramm an die Majestäts- 3/12

84 kanzlei brachte seiner Majestät die Huldigung der Bürgerschaft zur Kenntnis. Ein Bankett beim "Stelzer" beschloß in würdiger Weise die Feier des Tages. Der eigentliche Jubiläumstag ( ) wurde durch eine sollene Beflaggung der Häuser, durch einen Festgottesdienst in der Kirche, und durch eine Schulfeier, in welcher den Kindern die Bedeutung des Tages in entsprechender Belehrung erläutert wurde, gefeiert. Auch das fünzigjährige Regierungs-Jubiläum des Fürsten Johann II. von und zu Liechtenstein gab der Gemeindevertretung Gelegenheit ihre Loyalität zu bekunden, was durch die Absendung eines Huldigungs-Telegrammes und durch Pflanzung einer Jubiläums-Linde neben der Kaisereiche am Kirchenplatz zum Ausdruck gelangte. Am 31. Oktober, dem Tag vor Allerheiligen kam in der Maierhofgasse auf den Realitäten der Herren Stelzer und Richter ein Brand zum Ausbruche der sämtliche dort bestehenden großen, bis in die Kirchengasse reichenden Scheunen und Stallgebäude einäscherte. Ein großes Glück für den Ort bildete die bestehende Wasserleitung, welche es ermöglichte nach großer Anstrengung der erschienenen Feuerwehren den Brand auf die inneren Objekte zu beschränken. In den Heimatverband wurden aufgenommen: Ferdinand Beranek, Johann Platt, Josef Hanna, Josef Lahl, Anton Michel, Johann Proissl, Wilhelm Schweiger, Josef Sosna, Heinrich Sturm. 4/12

85 Den Herrn Dr. Kadlitz wurden die Parzelle II., II., IV., VII., an der Kaltenleutgebnerstrasse, nächst der Neumühle um den Preis von acht Kronen pro Klafter, und dem Herrn Harrand eine Parzelle an der Liesingerstrasse im Ausmaße von 620m² um den Betrag von 2.092,80 Kronen abverkauft. Hier endet die Chronik von Rodaun abrupt ohne weiteren Hinweis. Warum diese Chronik so abrupt abgebrochen wurde und nicht zumindest bis zum Jahresende weitergeführt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis? Trotzdem eine interessante Quelle über einige Jahre von Rodaun. 5/12

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93 Ein Filmemacher als Mörder Kronenzeitung im Juni 1995 Filmemacher hält 23jährige Bankangestellte in seinem Haus gefangen und versenkt sie nach drei Tagen im Fluß Experten warnten vor der "menschlichen Zeitbombe" Psychiater sagte Verbrechen bereits vor 22 Jahren voraus! Zunächst ein aufregendes Kriminalrätsel, dann die Aufdeckung eines makabren Verbrechens und zuletzt die Enthüllung eines beispiellosen Justizskandals: Der "Fall Ott" beschäftigt im Juni 1995 ganz Österreich und wird es wohl noch auf Jahre hinaus tun. Der 38jährige Filmproduzent hält eine 23jährige Bankangestellte gefangen und versenkt sie nach drei Tagen in der obersteirischen Salza. Psychiater warnten bereits vor 22 (!) Jahren vor der "menschlichen Zeitbombe"... Am 4. Juni melden die besorgten Eltern ihre 23jährige Tochter Sonja Svec als vermißt. Und wenden sich auch an die 1/8

94 "Krone". Unsere Lokalredakteurin Alexandra Wehner veröffentlicht das Foto der hübschen Bankangestellten und schreibt: "Möglicherweise ist sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen." Diese düstere Vorahnung sollte sich auf traurige Weise bestätigen. Das Opfer - die Bankangestellte Sonja Svec Am 19. Juni schließlich wird Mordalarm gegeben. Eine 40jährige Wienerin, die in ihrem Auto überfallen, gefesselt und in ein Haus in der Hochstraße in Wien-Liesing (Rodaun) gebracht und dort vergewaltigt wurde, bringt den Stein ins Rollen. Sie kann sich nämlich nach Stunden von den Fesseln lösen, läuft nackt auf den Balkon, und wird von Polizisten befreit. Das Haus gehört dem früheren ORF-Kameramann und Filmproduzenten Wolfgang Ott. Zeugen berichten, daß er mit seinem auffälligen Peugeot-Campingwagen geflüchtet ist. In den Zimmern entdecken Kriminalisten Gegenstände, die aus der Wohnung der seit Wochen abgängigen Sonja Svec stammen. Etwa einen Staubsauger, den die Eltern eindeutig wiedererkennen. Die Großfahndung nach dem 38jährigen läuft an. 2/8

95 24 Stunden später ist die Jagd zu Ende. Zuerst wird in Oberösterreich der Wagen in der Nähe des Attersees gefunden. Wenig später hält Revierinspektor Werner Eigruber (33) vom Posten Schärfling einen Radfahrer an - Wolfgang Ott, der noch versucht, sich als deutscher Tourist auszugeben. Doch dem Gendarmen kommt der Wiener Dialekt des "Deutschen" spanisch vor. Der Filmproduzent wird verhaftet. Zunächst leugnet der Verdächtige, Sonja Svec getötet zu haben, gesteht aber drei Verbrechen. Die Freiheitsberaubung der vermißten Bankangestellten, die er aber an einem Autobahnparkplatz wieder freigelassen habe. Sowie die Vergewaltigung der 40jährigen Wienerin, die nackt auf den Balkon lief, und einer 23jährigen Oberösterreicherin. Der Täter - Wolfgang Ott In seinem Haus hielt Wolfgang Ott die junge Frau gefangen. 3/8

96 Selbstmordversuch in der Zelle Nach diesem Verhör versucht er, sich in seiner Zelle an einem Leintuch aufzuhängen. Doch der Knopf löst sich, der Selbstmordversuch scheitert. Am 23. Juni schließlich wird Sonja Svec gefunden. Ein Kraftwerksmitarbeiter entdeckt bei einer Wehranlage im steirischen Altenmarkt die Leiche der 23jährigen - nackt, gefesselt, mit einem Betonklotz beschwert, treibt sie im Staubecken der Salza. Die Obduktion läßt keinen Zweifel offen, die Bankangestellte ist Opfer eines Gewaltverbrechens. Wolfgang Ott, für den es eng wird, streitet jede Tötungsabsicht ab, gibt aber zu, Sonja in seinem Haus gefangen gehalten und im Campingwagen in die Steiermark verschleppt zu haben. Dort habe er das Schlauchboot aufgeblasen, die 23jährige gefesselt und an einen Betonring gebunden, damit sie ihm nicht entwischen konnte. Auf der Salza sei ein "Unglück" geschehen: Der Betonring wäre ins Wasser gefallen, Sonja ertrunken. Er selbst habe sich schwimmend ans Ufer retten können. Diese Version tischt er auch beim Lokalaugenschein auf, den er teilnahmslos über sich ergehen läßt. Für die Kriminalisten und den Staatsanwalt freilich ist er dringend verdächtig, die Frau getötet zu haben. Sein Verteidiger Dr. Wolfgang Blaschitz empört sich jedenfalls wie alle Österreicher über das Totalversagen unserer Justiz. "Ott ist eine menschliche Zeitbombe", meint der erfahrene Anwalt, "deren Gefährlichkeit von der Justiz trotz aller Warnungen nicht ernst genommen wurde." Tatsächlich warnte ein Psychiater, der bereits vor 22 Jahren ein Gerichtsgutachten über den damals 16jährigen verfassen mußte, vor weiteren Verbrechen des sexuell 4/8

97 schwer verhaltensgestörten Filmers und Extremsportlers. Schon mit zehn Jahren war Ott wegen sexueller Belästigung von Mitschülerinnen aktenkundig geworden, zweimal stand er in der Folge wegen versuchter Vergewaltigungen vor dem Jugendgericht. Zuletzt, vor Sonja Svec, scheiterte eine Beziehung, ging es beruflich steil bergab, wuchsen ihm Schulden über den Kopf. Die "menschliche Zeitbombe", der niemand Beachtung schenken wollte, ist explodiert... Wolfgang Ott beim Lokalaugenschein an der obersteirischen Salza - keine Spur von Reue... Das Wohnmobil, in dem der Filmemacher auf der Flucht war 5/8

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101 Wegen eines Bremsversagens entgleist in Rodaun ein Güterzug: Drei ÖBB-Bedienstete überleben das Unglück nicht, einer wird schwer verletzt. 1/6

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107 Zugunglück in Rodaun/Perchtoldsdorf Silowaggon raste in das Bahnwärterhaus Fast genau an derselben Stelle, wo vor mehreren Jahren drei Menschen bei einer Zugentgleisung starben, gab es Freitag früh in Rodaun/Perchtoldsdorf wieder ein Zugunglück. Während ein in Richtung Liesing fahrender Güterzug den Bahnübergang bei der Hochstrasse passierte, sprang plötzlich ein tonnenschwerer Silowaggon aus den Schienen. Das Monstrum legte sich quer und prallte dabei gegen das Bahnwärterhäuschen beim Übergang. Der Bau wurde schwer beschädigt. Bahnwärter Franz Gänser, 27, aus St. Sebastian bei Mariazell, konnte sich jedoch rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich in den hinteren Teil des kleinen Raumes retten. Er erlitt einen Schock, blieb aber unverletzt. Glücklicherweise stürzte nur ein Waggon des aus Diesellok, vier Silowaggon und einen Dienstwaggon bestehenden Zuges um. Ursache des Unglücks war ein technisches Gebrechen - 1/6

108 ob am Waggon oder an den Schienen, wird untersucht werden. Die Perchtoldsdorfer Hochstraße war bis Freitag abends im Bereich des Bahnübergangs nur erschwert passierbar. Die Kaltenleutgebnerbahn blieb gesperrt. 2/6

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113 Heute mußte die Feuerwehr zu einem Großbrand in Wien- Rodaun, 23, Kaiser-Franz-Josefs-Straße 21, ausrücken. Der Brand brach in einem Holzwarenbetrieb mit Wohngebäude in der "Aumühle" aus, und breitete sich auf eine Fläche von über 800 Quadratmeter aus. 24 Feuerwehrfahrzeuge mit über 90 Mann standen im Einsatz. Bei dem Einsatz wurden vier Feuerwehrleute verletzt. 1/2

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115 Tragödie im Hause des Dichters Hugo von Hofmannsthal Selbstmord seines 28jährigen Sohnes Samstag nachmittag hat sich der älteste Sohn des Dichters Hugo von Hofmannsthal, in der Villa, die seine Familie in Rodaun bewohnt, durch einen Schuß in die Schläfe das Leben genommen. Franz von Hofmannsthal war sofort tot. Man vermutet, daß die Aussichtslosigkeit, sich eine Existenz gründen zu können, den jungen Mann in den Tod getrieben hat. Den Umständen nach zu schließen, hat der Unglückliche in einer plötzlichen Depression gehandelt. Die Nachricht von dem tragischen Ende des jungen Mannes wird in der Wiener Gesellschaft das größte Aufsehen erregen und innigste Teilnahme wendet sich dem Vater zu, der in der ganzen Welt große Sympathien besitzt. Wir erfahren zu der Tragödie, die sich Samstag nachmittag gegen 4 Uhr abgespielt hat, folgende Einzelheiten: Das Ehepaar Hugo und Gertrude von Hofmannsthal bewohnt 1/8

116 seit mehr als fünfundzwanzig Jahren eine Villa in der Stelzergasse in Rodaun. Außer dem jungen Franz besitzt das Ehepaar noch einen jüngeren Sohn und eine Tochter. Diese ist seit Jahren mit einem Engländer verheiratet und lebt im Ausland. Während die Tochter dem Vater in vieler Beziehung ähnlich ist und gleich ihm eine große schriftstellerische Begabung hat, waren die beiden Söhne ganz anders geartet. Sie zeigten keine Anlage zur Schriftstellerei und wollten sich kommerziellen Berufen zuwenden. Franz von Hofmannsthal war nach mehrjährigem Mittelschulstudium in das Bankhaus Liebig &. Co. als Beamter eingetreten. Nach der Inflation gab er diese Stellung auf und ging auf Reisen. Er machte eine Reise um die Welt, auf der er auch Amerika besuchte. Um das Hotelgewerbe zu erlernen, war er eine Zeitlang im Hotel Adlon in Berlin tätig. Franz von Hofmannsthal wird als fröhlicher, lebenslustiger Mensch geschildert. Er lebte auf sehr großem Fuß, obwohl im seine Eltern zur Sparsamkeit anhielten. Er war ein leidenschaftlicher Sportsmann, ein glänzender Autofahrer und hat oft in großer Gesellschaft Autotouren unternommen. Er war, obwohl er ein bildhübscher Mensch war, niemals in Frauenaffären verwickelt. Seine leichtlebige Art ließ ihn eher kurze Abenteuer suchen, die eben so schnell liquidiert wurden, wie sie entstanden waren. Währen Hugo von Hofmannsthal mit seiner Frau ständig in Rodaun lebte und in Wien nur ein Absteigquartier bei den Eltern seiner Frau in der Operngasse hatte, waren die beiden Söhne erst vor wenigen Tagen nach Wien gekommen. Raimund, der erst dreiundzwanzig Jahre alt ist, wohnte im Etablissement Stelzer in Rodaun, und Franz zog sofort nach seiner Ankunft in Wien zu seinen Eltern in die Villa. Die Reisen der beiden jungen Leute hatten den Zweck, sie für eine Tätigkeit vorzubereiten, mit der sie sich selbst ihr Brot verdienen können. 2/8

117 Franz von Hofmannsthal hat aber keine Möglichkeit gesehen, irgendwo unter zu kommen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Überzeugung ihn niedergedrückt hat, so daß er sich in einer plötzlichen Depression das Leben genommen hat. Niemand hätte gedacht, daß der junge Mann, der ein durchaus heiteres Wesen zur Schau trug, Selbstmord begehen würde. Er hat noch eine Viertelstunde vor der Tat mit der Dienerschaft gesprochen. Das letzte, was er verlangte, war ein Badetuch. Dann zog er sich auf sein Zimmer zurück. Plötzlich - es war Samstag gegen vier Uhr nachmittags - hörte man eine Schußdetonation und dem Chauffeur, der rasch in das Zimmer des jungen Mannes eilte, bot sich ein entsetzliches Bild. Im Fauteuil saß Franz von Hofmannsthal. Er hatte sich mit einer Steyrpistole eine Kugel in die rechte Schläfe geschossen. Die Kugel hat den Kopf auf der anderen Seite wieder verlassen. Vor dem Bewußtlosen lag ein englisches Buch, in dem er knapp vorher noch gelesen hatte. Es wurde sofort ein Arzt berufen, der jedoch keine Hilfe mehr bringen konnte. Nach einer halben Stunde war Franz von Hofmannsthal, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, gestorben. Man glaubt, daß ihn die schwüle Atmosphäre vor dem Gewitter in eine plötzliche Depression versetzt hat. Er hat keinerlei Abschiedsbriefe hinterlassen und das einzige, was zur Aufklärung des Motivs dienen könnte, ist der Brief eines Verwandten an ihn, in dem es unter anderem heißt, daß Franz jetzt bereits 26 Jahre alt sei und daran gehen müsse, sich selbst zu erhalten. Er könne nicht ewig vom Geld seiner Eltern leben. Es ist möglich, daß Franz von Hofmannsthal diesen gutge- 3/8

118 meinten Rat mißverstanden hat, daß er fürchtete, sein luxuriöses Leben nicht weiter führen zu können. Als er dann seit einem Jahre zum ersten Maler wieder bei seinen Eltern weilte, muß er in einem Anfall völliger Hoffnungslosigkeit zu dem furchtbaren Entschluß gekommen sein, sich das Leben zu nehmen. Der Totenbeschauschein stellt fest: Franz von Hofmannsthal, Privatbeamter, ledig, katholisch, geboren 3. November Schuß durch den Kopf. Selbstmord in Sinnesverwirrung. Ein fremdes Verschulden an dem Tode des jungen Hofmannsthal ist ausgeschlossen. Das tragische Ende ihres Sohnes hat den Dichter Hugo von Hofmannsthal und seine Gattin so sehr erschüttert, daß sie einem Nervenzusammenbruch nahe waren. Es mußte daher der Bruder des Toten, Raimund alle im Augenblick notwendigen Vorkehrungen treffen. Erst als Franz in den Sarg gelegt worden war, kamen die Eltern, um sich von ihrem toten Kinde zu verabschieden. Franz von Hofmannsthal über seinen Vater Der Verblichene war im vorigen Jahr als Volontär im Empfangsbüro des Hotels Adlon in Berlin tätig. Damals hat er in einer Publikation sich über seinen Vater Hugo von Hofmannsthal geäußert. Er schrieb unter dem Titel: Die Schale mit den Edelsteinen "Zu diesem Kreise um George gehört auch Hugo von Hofmannsthal, der, aus einer Wiener aristokratischen Familie stammend, mit seinen ersten feinsinnigen Gedichten in der Wiener Gesellschaft großes Aufsehen erregte. In seinem 4/8

119 Schlosse in Rodaun sitzt er und während er arbeitet, wühlt er mit den Händen in einer Schale mit Edelsteinen."...Das haben wir als Kinder in Literaturgeschichte über unseren Vater gelesen und natürlich auch geglaubt, und ich erinnere mich genau, daß ich sehr lange noch mit meinem Vater die Vorstellung von einem kleinen Stern, der um den großen Stern Stephan George kreist, verbunden habe. Später dann, als wir größer und vernünftiger geworden sind und unseren Vater eigentlich erst kennen und bewundern gelernt haben, ist diese Vorstellung natürlich geschwunden. Aber mit geht es auch heute noch so, daß ich, komme ich in sein Arbeitszimmer, irgend etwas Übernatürliches erwarte und mich gar nicht wundern würde, wenn plötzlich kleine Zwerge eine große Schale mit Edelsteinen bringen würde, in denen "Hofmannsthal, während er arbeitet, mit seinen aristokratischen Händen wühlt". Sonst bin ich aber lange nicht so romantisch. "Wiener Sonn- und Montags-Zeitung" vom 15. Juli 1929 Ausgabe Nr. 29 5/8

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123 Hugo von Hofmannsthal einem Schlaganfall erlegen Rodaun, Montag den 15. Juli 1929 Vier Stunden nach dem Begräbnis seines Sohnes Franz an Gehirnblutung gestorben. Der Dichter Hugo von Hofmannsthal ist gestern abends 10 Minuten nach 7 Uhr in Rodaun einem Gehirnschlag erlegen, den er 5 Minuten vor 3 Uhr nachmittags erlitten hatte, als er sich in Begleitung seiner Gattin in die Kirche zur Einsegnung der Leiche seines Sohnes Franz begeben wollte. Er verlor nach wenigen Minuten das Bewußtsein. Obermedizinalrat Dr. Wimmer, ein alter Freund der Familie, der auch bei dem Selbstmord des Sohnes interveniert hatte, erschien sofort bei dem Bewußtlosen und nahm einen Aderlaß vor, der aber leider keinen Erfolg hatte. Hugo von Hofmannsthal starb vier Stunden später, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. An seinem Sterbebett weilten seine Gattin und sein jüngerer Sohn Raimund, während die Tochter in Heidelberg weilt. Das Begräbnis dürfte 1/12

124 morgen, Mittwoch, in Rodaun stattfinden, da es Hofmannsthals Wunsch gewesen war, in Rodaun begraben zu werden. Hugo von Hofmannsthal nach dem Begräbnis seines Sohnes einem Schlaganfall erlegen Der Dichter auf dem Wege zum Friedhof von Unwohlsein befallen und einige Stunden später gestorben. - Gehirnblutung mutmaßlich die Todesursache. Der Dichter Hugo von Hofmannsthal ist gestern, wenige Stunden nach dem Begräbnis seines älteren Sohnes Franz, der sich, wie berichtet, Samstag erschossen hatte, im 56. Lebensjahre einem Schlaganfall erlegen. Die erschütternde Nachricht ist gestern spät abends aus Rodaun in Wien eingelangt und hat zu verschiedenen falschen Gerüchten über die Umstände, unter denen Hugo von Hofmannsthal aus dem Leben geschieden ist, Anlaß gegeben. Es steht jedoch fest, daß sich Hugo von Hofmannsthal, den das tragische Ende seines Sohnes aufs tiefste aufgewühlt hatte, mit dem Aufgebot aller Willenskraft aufraffte, um an der Leichenfeier des Sohnes teilzunehmen. Die Widerstandsfähigkeit des in seinem Innersten getroffenen Vaters war jedoch offenbar erschöpft. Hugo von Hofmannsthal wurde, als er sich in Begleitung seiner Gattin zum Begräbnis begab, von Unwohlsein befallen, mußte sogleich nach Hause gebracht werden und starb um viertelacht Uhr abends, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Nach ärztlicher Ansicht ist der Dichter einer Gehirnblutung erlegen. Mit tiefster Ergriffenheit wird man von dem Verhängnis, das die Familie Hofmannsthal so plötzlich erfaßte, vernehmen. Samstag hat der Selbstmord des älteren Sohnes Franz von Hofmannsthal die Eltern und die Geschwister in schmerzlichste Trauer versetzt, und gestern, wenige Stunden, nachdem der unglückliche Sohn zur letzten Ruhe bestattet 2/12

125 worden war, ist der Vater, der berühmte Dichter, jäh dahin gerafft worden. Mit dem Schmerze um den Verlust, den die Gesamtheit durch den Tod des Dichters erleidet, verbindet sich inniges Mitgefühl für die Gattin des Dichters und für die ganze Familie. Der Dichter und seine Werke Der tragische Hingang Hugo von Hofmannsthals beraubt Österreich eines Dichters, der auf einer stolzen Höhe seines Schaffens stand und dessen Name weit über das engere Vaterland hinaus zu internationaler Bedeutung gelangt war. Hofmannsthal stand erst im 56. Lebensjahr und war seit vier Jahrzehnten berühmt. Unter dem Pseudonym "LORIS" veröffentlichte er seine ersten Dichtungen, und hinter diesem Pseudonym verbarg sich ein Siebzehnjähriger und nicht ein Mann "so zwischen 40 und 50 etwa", wie Hermann Bahr damals vermutet hatte. Die Täuschung war eine begreifliche, denn seine ersten Werke, das "Gestern" der "Tod des Tizian", der "Tor und der Tod" berechtigten zur Annahme, daß hier einer längst schon alle jugendliche Wirrnis überwunden hätte. Damals in den ersten neunziger Jahren, stand Deutschlands Dichterjugend im Zeichen stürmischen Entwicklungskampfes, in den Dialogen jener Hofmannsthal'schen Akte aber deklamierten Renaissancemenschen Verse edelsten Wohlklanges, die Leidenschaften waren verhalten und gepflegt, der Dichter glitt am Naturalismus seiner Zeit vorüber, ohne von ihm gestreift zu werden, ähnlich wie Stephan George, zu dessen Kreis Hofmannsthal von allem Anfang an gehörte, und in dessen "Blättern für die Kunst" er mit feierlicher Gebärde seine Werke zelebrieren durfte. Man stand vor dem Wunder, daß hier ein kaum 20jähriger Vollendetes auf einem Wege schuf, der nicht der Weg der literarischen Mode war. Denn die Mode trug sich damals betont demokratisch, und bei keinem andern konnte man aristokratischere Kunst finden, als beim jungen Hofmannsthal. 3/12

126 Das war der Anfang, ganz Großes und ausnehmend Hohes versprechend. Den Frühwerken folgen weitere Versdramen, weiter Gedichte von prunkvoller, wenn auch etwas blutleerer Schönheit, die sich durch edlen Schliff des Wortes auszeichneten. Bald wandte er sich immer verlangender dem Drama zu, aber es entspricht seinem bis ins feinste entwickelten Empfinden für die Form, daß er seine großen und nachhaltigen Bühnenerfolge nicht eigener Erfindung, sondern Nachschöpfungen, freien Verarbeitungen fremder Werke oder Stoffe verdankt. Schon der 25jährige dramatisierte im "Bergwerk zu Falun" eine Erzählung E.T.A. Hofmanns, später gelangte er zu Sophokles ("Elektra" und "Ödipus und die Sphinx"), in "Jedermann" zu englischem Vorbild und im "Großen Welttheater" zu Calderon. Zu Richard Strauß berühmten Opern schreibt er die Texte und wird dadurch in aller Welt berühmt. So oft er sich im letzten Jahrzehnt auf der Bühne mit eigenen Schöpfungen einstellte, wie mit "Christinas Heimkehr" und dem "Unbestechlichen", sah man Dramen, deren Absicht, das so sehr vermißte deutsche Lustspiel feineren Stils zu schaffen, einen auf das freundlichste und sympathischste ansprach, deren leises dramatisches Leben dauernde Wirkung aber nicht ermöglichte. Hugo von Hofmannsthal entstammte einer alten Wiener Familie und wurde am 1. Februar 1874 geboren. Er studierte an der Universität seiner Vaterstadt Jura und romanische Philologie und promovierte zum Doktor Phil. Seit vielen Jahren lebte er in Rodaun. Die Verbindung Hofmannsthals, des vornehmen Wiener Dichters, mit Richard Strauß, dem Grandseigneur unter den Tondichtern, ergab sich geradezu naturnotwendig. Sie ging hervor aus einer geistigen Verwandtschaft, die zu gemeinsamen Schaffen führte. Denn Beginn bildete Hofmannsthals Nachdichtung der "Elektra", Strauß, der mit der "Salome" zum erstenmal den kühnen, bis dahin ohne Beispiel da- 4/12

127 stehenden Versuch unternommen hatte, die Dichtung eines Großen nahezu ohne Änderung in Töne zu setzen, und sozusagen dem landläufigen Opernlibretto den Krieg zu erklären, fand sich durch die "Elektra"-Dichtung des Wiener Dramatikers aufs höchste angeregt. Damals kamen die beiden Männer zum erstenmal zusammen, und aus dieser gemeinsamen Arbeit ergab sich eine dauernde Verbindung. Strauß drängte es, dem düsteren Werke ein Heiteres folgen zu lassen, und führte so Hofmannsthal auf ein Gebiet, das ihm bis dahin Fremd gewesen war. Damals entstand der "Rosenkavalier", der die volkstümlichste Schöpfung des Meisters werden sollte und der seinen Ruhm in alle Länder trug. Der Anteil des Dichters an dem Welterfolg des Werkes ist unbestritten. Poetisch höher steht aber zweifellos "Ariadne auf Naxos". Hier war Hofmannsthal ganz in seinem Element. Vorzüglich in den heroischen Partien der Oper. Der Befassung mit den "Märchen aus den 1001 Nächten" - Hofmannsthal hat bekanntlich die große Ausgabe des Insel-Verlages mit einer feinsinnigen Einleitung versehen - verdankt die phantastische Oper "Die Frau ohne Schatten" ihre Entstehung, eine Dichtung voll Gedankentiefe und reich an Straußscher Schönheit. Den Abschluß der gemeinsamen Tätigkeit der beiden Meister bildete die "Ägyptische Helena". Die Tragödie des jungen Hofmannsthal In aller Stille begraben.-ungeheure Anteilnahme der Bevölkerung Rodauns. Gestern fand in Rodaun, wo die Familie Hofmannsthal seit 25 Jahren wohnt, das Leichenbegängnis Franz von Hofmannsthals statt. Man hatte davon Abstand genommen, einen größeren Kreis von Bekannten zu verständigen, und war bemüht, den Toten feierlich, aber mit möglichst wenig Aufsehen zu bestatten. Allein die Familie und die Söhne sind im Ort überaus beliebt, und so fand sich gestern um 3 Uhr vor 5/12

128 der Rodauner Kirche, in der die Leiche aufgebahrt lag, eine große Menschenmenge ein. Der Ortsgeistliche Pfarrer Leb zelebrierte eine kurze Messe, und dann wurde der schwere Metallsarg auf den Kirchenplatz getragen, wo sich der Trauerzug bildete. An der Spitze schritt ein Wegmacher, dann folgten zwei Vorreiter mit großen Laternen und der mit Kränzen über und über beladene Blumenwagen. Schließlich kamen die sechzehn Leichenträger, die - immer je acht Mann - den schweren Sarg auf den Schultern hatten. Dann schloß sich ein kleiner Zug von Verwandten und Freunden des Dichters, beziehungsweise des Toten an. Hugo von Hofmannsthal und seine Frau waren nicht in die Kirche gekommen, und man erfuhr erst viel später, daß der Dichter auf dem Wege plötzlich erkrankt war. Von der Familie waren bloß der jüngere Sohn und die Mutter des Dichters anwesend. Der Zug bewegte sich durch den ganzen Ort, von der Kirche zum Friedhof, und überall standen an der Fahrbahn teilnehmende Menschen. Im Friedhof wurde die Leiche abermals eingesegnet und dann in das Grab gesenkt. Unter Tränen nahmen die nächsten Verwandten und Freunde Abschied von dem jungen Toten. Die greise Haushälterin der Familie, die sowohl Franz als auch den jüngeren Raimund auferzogen hat, erlitt einen Weinkrampf und stieß laute Schreie aus. Nachdem sich der Zug bereits aufgelöst hatte, kamen immer und immer zumeist junge Leute, die von Franz von Hofmannsthal Abschied nehmen wollten. Eine Viertelstunde vor der Tat Alle die den jungen Franz von Hofmannsthal kannten, rühmen seine Gutherzigkeit und berichten, daß er viel für Arme tat. Man schildert ihn als liebenswürdigen Menschen mit überaus schätzenswerten Charaktereigenschaften und wirft die Frage nach dem Anlaß zu dem tragischen Entschluß 6/12

129 stets von neuem auf. Niemand ahnte etwas von den selbstmörderischen Plänen des jungen Hofmannsthal, und wenn er auch in letzter Zeit etwas kummervoll erschien, fiel dies keineswegs auf, da er als sehr empfindsam, und daher seelischen Erschütterungen leicht zugänglich galt. Samstag weilte Franz Hofmannsthal eine Viertelstunde vor der Tat noch bei dem Kaufmann neben der väterlichen Villa und scherzte über Weinsorten. Er schien in bester Laune, plauderte und verließ dann den Laden, um sich nach Hause zu begeben. Man kann den Grund für den Selbstmord - mit Rücksicht auf die gute Laune des Verstorbenen in seiner letzten Stunde - nicht erklären, und da er auch keinerlei Abschiedsbriefe hinterlassen hat, glaubt die Familie, er habe in einer plötzlichen Depression und Sinnesverwirrung gehandelt, die ihm seine Berufslosigkeit weit schrecklicher erscheinen ließ, als er sie selbst in ruhigen Augenblicken beurteilte. Ein großer Teil der Rodauner Bevölkerung glaubt aber, daß es sich um eine Liebestragödie handle, weil Franz Hofmannsthal vor einem Jahr auf seiner Rheinlandreise angeblich ein junges, armes Mädchen kennen und lieben gelernt hatte. Man meint, er habe sich nicht getraut, seinen Eltern hiervon zu erzählen, weil er Widerstand befürchtete, und man will sogar wissen, daß er vor kurzer Zeit wieder in Deutschland gewesen sei und mit dem Mädchen über die Aussichtslosigkeit der Beziehungen gesprochen habe. Gewiß ist, daß das Rätsel der Tat nur verständlich erscheint, wenn man annimmt, daß der junge Mann in einem plötzlichen Anfall tiefster Depression den letzten Rest von Lebensmut verlor. "Kleinen Volks-Zeitung" Nr. 194 vom Dienstag, 16. Juli /12

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141 Kalkbrenner 1862 Die in unserer Gegend reichlich vorhandenen Kalkfelsen und das billige Brennholz boten den Kalkbrennern die Möglichkeit, gebrannten Kalk zu erzeugen. Die Öfen, einst aus Kalkstein, später aus Ziegeln gemauert, bildeten ein Gewölbe, das als Heizraum diente. Als oberer Abschluss wurde eine Reisigschicht gebracht, in jüngster Zeit allerdings feuerfeste Ziegel. Üblicherweise wurde der Ofen von Sonntag abend bis Donnerstag früh geheizt. Hierbei verwandelt sich der Kalkstein in gebrannten Kalk, der noch warm auf Truhenwagen verladen wurde und in die umliegenden Dörfer oder einen der Kalkmärkte in Wien transportiert wurde. An Stelle der vielen kleinen Kalkbrennereien sind im 20. Jahrhundert einige wenige Großunternehmen getreten. Die Geschichte der Kalknutzung Kalkstein und Marmor wurden schon in der Antike abgebaut und verarbeitet. Die 137 Meter hohe Cheopspyramide ist aus 1/12

142 über 2 Millionen mächtigen Kalksteinblöcken gebaut. In der Bibel wurden die Begriffe "Kalkmörtel" und "Kalktünche" verwendet. Der griechische Philosoph Theophrast (geb. um 327 vor Chr.) berichtete über das Brennen von Kalk zu Branntkalk und über die Herstellung von Kalkmörtel. Der lateinische Name calx taucht bei Gaius Plinius dem Älteren (23-79 n. Chr.) auf. Die Römer führten den Kalk als Baustoff in Germanien ein und entwickelten die Kalkbrenntechnik zu einem hohen industriellen Standard. In Deutschland kann in Bad Münstereifel eine römische Kalkbrennerei besichtigt werden. Beim Kalkbrennen werden rohe, vom Steinbruch kommende Kalksteine auf C erhitzt. Der Ofen ist innen mit Steinen aus Kalk gemauert und außen mit Erde umgeben, damit der Ofen dem Druck des Füllmaterials standhält. Die zu brennenden Kalksteine werden über dem Gewölbe vorsichtig aufeinander geschichtet. Die Feuerung erfolgt durch ein Schürloch und dauert mindestens 100 Stunden. Bei diesem Vorgang entweicht Kohlenstoffdioxid, wobei Calciumoxid (CaO) entsteht: CaCO > CaO + CO2 Man erhält einen weißlichen, porösen Stoff (Calciumoxid), der leicht zerbröckelt werden kann. Gibt man zu dem gebrannten Kalk portionsweise Wasser, erhält man gelöschten Kalk (Calciumhydroxid). Bei diesem Vorgang, der auch als "Kalk löschen" bezeichnet wird, entsteht viel Hitze, die so groß werden kann, dass die Lösung zu sieden beginnt. Als Produkt erhält man ein weißes, lockeres Pulver: CaO + H2O -----> Ca(OH)2 Gibt man Wasser im Überschuss und die dreifache Menge an Sand dazu, erhält man Kalkbrei, der als Mörtel geeignet ist. Beim Abbinden reagiert der Kalkbrei mit dem Kohlenstoff- 2/12

143 dioxid der Luft und bildet wieder kristallinen, harten Kalk: Ca(OH)2 + CO > CaCO3 + H2O Kalk war früher das wichtigste Rohmaterial zur Herstellung von Mörtel. Gelöschter Kalk fand Verwendung als Düngemittel, zur Herstellung von Wandfarben oder als Frostschutzmittel für Obstbäume. Kalkmilch, eine wässrige Lösung von gelöschtem Kalk in Wasser diente zur Bekämpfung von Schädlingen an Obstbäumen. Filtriert man die Kalkmilch, erhält man eine klare Lösung von Kalkwasser, die im chemischen Labor zum Nachweis von Kohlenstoffdioxid verwendet wird. Die Lösung trübt sich beim Durchleiten von Kohlenstoffdioxid weißlich. Aufgrund der vielfältigen Erscheinungsformen des Kalks wurde erst spät die "Grundsubstanz" entdeckt. Erasmus Bartholinus unternahm im Jahre 1669 physikalische Untersuchungen am Kalkspat vor, und erst im Jahre 1804 führte Buchholz eine korrekte chemische Analyse durch. Die Chemiker nennen diese Grundsubstanz heute Calciumcarbonat, die Mineralogen sprechen von Calcit (=Kalkspat) oder bei veränderter Strukur von Aragonit. Die Geologen oder die Petrographen bezeichnen Steine, die aus dieser Grundsubstanz aufgebaut sind, als Kalkstein oder Marmor. 3/12

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153 120 Jahre Kaltenleutgebener-Bahn Am "Kaisergeburtstag", dem 18. August 1883, dampfte der erste Eisenbahnzug auf der neu errichteten Strecke von Liesing nach Kaltenleutgeben - genau vor 120 Jahren. Die rund sieben Kilometer lange Bahnlinie führte - so wie noch heute - fast zur Gänze über Perchtoldsdorfer Gebiet und war derart erfolgreich, daß die Planer den Schienenstrang über Sulz nach Preßbaum und damit zur Westbahn verlängern wollten. In einem Film mit Hans Moser und Heinz Rühmann kam 1935 die Kaltenleutgebener-Bahn ebenso vor wie bei einem Schi-Großereignis in Kaltenleutgeben mit Toni Sailer Die ursprünglich dichte Zugfolge mit Ausflüglern wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts immer geringer, so daß 1951 der reguläre Personenverkehr eingestellt wurde. Heute ist nur noch der Güterverkehr zur Perlmooser Zementfabrik von Bedeutung und hin und wieder eine Oldtimerfahrt der Eisenbahnfreunde. Mit dem Ausbau der Industrien in Österreich in der ersten 1/6

154 Hälfte des 19. Jahrhunderts ging jener der Verkehrsverbindungen, insbesondere der Eisenbahnen, konform: Der Bau der Südbahn von Wien bis Wiener Neustadt begann 1839; zwei Jahre später wurde eine Station in Perchtoldsdorf gebaut und der Ort an das Schienennetz angeschlossen. Allerdings lag das Bahnhofsgebäude etwa zwei Kilometer vom Ortszentrum entfernt - und ist noch heute zu sehen: Das schönbrunngelbe Haus neben der Südbahnbrücke, zur Aspettensiedlung hin gelegen. Der Kaplan und Heimatforscher Adam Latschka ( ) überliefert uns in seiner 1884 erschienen Ortsgeschichte auch die Begründung dafür: (...) auf meine Frage, wer die Schuld daran habe, erhielt ich die Antwort: "Einige Herren von Perchtoldsdorf, die fürchteten, daß durch die Heizung der Lokomotive der Ort in Gefahr komme." Um 1880 wurde zunächst von der Münchener Lokomotivbaufabrik Krauß &. Comp. der Plan gefaßt, die südwestlich Wiens gelegenen Orte mit einer Lokalbahn zu verbinden. Diese Bahn sollte vom Linienwall in Wien über Hietzing, Lainz, Speising, Mauer, Rodaun, Perchtoldsdorf, Brunn nach Mödling bis in die Hinterbrühl nebst Stichstrecke von Rodaun nach Kaltenleutgeben führen. Gegen dieses Projekt erhob die k. k. privilegierte Südbahngesellschaft jedoch Einspruch, mit dem Ergebnis, daß nun ein richtiger Wettlauf um den profitablen Bahnbau im Südwesten Wiens einsetzte. Die Südbahn erhielt 1882 die Konzession für die Strecke Liesing-Kaltenleutgeben, Krauß &. Comp. errichtete im Gegenzug die Dampftramway von Hietzing nach Perchtoldsdorf, die im Oktober 1883 eröffnet, 1887 nach Mödling verlängert und 1921 elektrifiziert wurde. Unter der Linienbezeichnung 360 war diese 1967 eingestellte Straßenbahn eines der Hauptverkehrsmittel der Region. Zunächst war eine nur meterspurige Schmalspurbahn nach Kaltenleutgeben vorgesehen; aus Kostengründen entschied man sich jedoch für den Bau einer Vollbahn, deren Ausfahrt 2/6

155 vom südlichen Stockgeleise des Bahnhofes Liesing problemlos herzustellen war. Der Zweck der Bahn war eine direkte Anbindung der Orte Perchtoldsdorf, Rodaun und Kaltenleutgeben an die Hauptlinie Wien Triest. Ihre eigentliche Bedeutung lag und liegt in der Verbesserung des Zuganges zu den Steinbrüchen des Kaltenleutgebener Tales, wenngleich auch die Kaltwasser-Heilanstalten in Kaltenleutgeben - laut Projektbeschreibung ebenfalls ein Grund zur Errichtung der Bahn - wie der Fremdenverkehr überhaupt bis zum Zweiten Weltkrieg eine große Rolle spielten. Nachdem mit Krauß &. Comp. die Probleme wegen der Linienkreuzung mit der Dampftramway und späteren Linie 360 im Bereich der heutigen Donauwörther Strasse beigelegt werden konnten, wurde die Strecke in weniger als einem Jahr errichtet. Von der Ausfahrt aus dem Bahnhof Liesing führte die Strecke in vorherrschend westlicher Richtung über Perchtoldsdorf und Rodaun in das Tal der Dürren Liesing, die aus diesem Anlaß ein neues Bachbett erhielt, und über die Stationen Neumühle und Waldmühle nach Kaltenleutgeben. Streckenweise betrug der Steigungsgrad der Strecke 28 Promille und war damit höher als bei der Semmeringbahn. Dank der klugen Trassierung mußten nur vier Kunstbauten errichtet werden: in Perchtoldsdorf die Überquerung der Hochquellenwasserleitung und drei zur Überquerung der Dürren Liesing, davon zwei zwischen Rodaun und Neumühle und eine kurz vor dem Bahnhof Kaltenleutgeben. Auf Perchtoldsdorfer Gemeindegebiet standen ursprünglich drei Stationen: die Bahnhöfe Perchtoldsdorf, Rodaun, Waldmühle sowie die Haltestelle Neumühle. Von diesen drei in den Jahren 1882/83 errichteten Bahnhöfen und einer Haltestelle ist nur noch einer erhalten, nämlich der Bahnhof Perch- 3/6

156 toldsdorf in der Feldgasse. Die Bahnhofsgebäude wurden eingeschossig und in Holzriegelwandbauweise mit Ziegelfachwerk errichtet. Ihre Architektur wurde dem Zeitgeist der romantischen Fachwerkhäuser des Historismus nachempfunden. In 18 Minuten von Liesing nach Kaltenleutgeben Das Angebot im Reisezugverkehr war im Laufe der Zeit sehr unterschiedlich. So wurden etwa 1885 täglich zwanzig Zugpaare mit einer Fahrzeit von 24 Minuten geführt. An Sonn- und Feiertagen setzte man auch direkte Züge vom Südbahnhof nach Kaltenleutgeben ein. Im Jahre 1936 verkehrten nur mehr neun Zugpaare, wobei in diesem Jahr die kürzeste Fahrzeit von 18 Minuten erreicht werden konnte. Obwohl die Strecke den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet überstanden hatte, wurde am 29. Jänner 1951 der Personenverkehr aus Kohlemangel eingestellt. Die offizielle Einstellungsverfügung mit gleichzeitiger Auflassung des Bahnhofes Kaltenleutgeben erfolgte am 25. Mai 1951, jedoch wurde dadurch der Bedarfsverkehr nicht berührt. Anläßlich einer internationalen Schi-Großveranstaltung in Kaltenleutgeben, an der auch Toni Sailer und Thea Hochleithner teilnahmen, verkehrten am 25. und 26. Februar 1956 die letzten Sonderzüge, die wiederum direkt vom Südbahnhof abfuhren. Der Güterverkehr zur und von der Perlmooser Zementfabrik (heute Lafarge Perlmooser AG) geht ungehindert bis heute weiter. Dampfsonderfahrten gibt es nach wie vor - so auch zum 120 Jahr-Jubiläum. Daran nahmen auch die Bürgermeister von Perchtoldsdorf, und Kaltenleutgeben sowie der Bezirksvorsteher von Wien-Liesing teil. Im Jahre 1947 hatte die Wiener Straßenbahn in dem auf 4/6

157 Perchtoldsdorfer Gebiet gelegenen Bahnhof Rodaun eine Verladestelle für Straßenbahnfahrzeuge errichtet, um die Garnituren in das Karosseriewerk Gräf &. Stift in Liesing zur Reparatur überstellen zu können. Das für Eisenbahnfreunde interessanteste Ereignis war 1949 die Übernahme der von New York über Rotterdam nach Wien gelieferten Straßenbahntriebwagen, die in Wien bis 1969 unter der Bezeichnung "Z" oder "Amerikaner" vom Schottenring bis Floridsdorf verkehrten. Ein schwerer Unfall und das Ende eines Bahnhofs Im Jahre 1982 ereignete sich im Bahnhof Rodaun ein schweres Zugunglück mit zwei Todesopfern - das erste in der Geschichte der Strecke überhaupt - in dessen Folge der Rodauner Bahnhof zerstört wurde und abgerissen werden mußte. Der Bahnhof Neumühle teilte das gleiche Schicksal, wie auch die Haltestelle Neumühle. In den Neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Bahnhofsgebäude Waldmühle abgebrochen, um Platz für zwei neue Rundsilos zu schaffen. So ist von der Nebenbahnherrlichkeit vergangener Jahre - sie kam 1935 in der Kinoproduktion "Eva" mit Haus Moser und Heinz Rühmann auch zu Spielfilm Ehren - nur mehr der Perchtoldsdorfer Bahnhof geblieben. Es bleibt zu hoffen, daß das noch weitgehend in seiner ursprünglichen Substanz erhaltene Gebäude mit seinen Fensterläden und Fachwerkselementen nicht auch der Spitzhacke zum Opfer fällt, sondern als letzter Zeuge dieses einst so wichtigen Nahverkehrsmittels erhalten bleibt. Mag. Gregor Gatscher-Riedl P-Dorf Rundschau 7-8 / /6

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159 Das einzigartige Rodauner Nikolausspiel fand am 7. Dezember 2002 um vor der Rodauner Bergkirche statt. Wir erlebten ein "Wechselbad" von Stimmungen zwischen besinnlicher Andacht und Trinkliedgesang, Tanzmusik und Totenstille, Blitz und Donnerschlag, Feuerbrunst und Gänsehaut, Hexengekreische und Teufelsgebrüll, Kettengerassel und Orgelmusik, Chorgesang und Harfenklang. 140 Laiendarsteller, Sänger, Licht- und Tonkünstler organisierten nach einer zweijährigen Pause nun bereits zum vierten Mal dieses bewegende Ereignis für jene Menschen, die das Staunen wieder lernen und das Geheimnis der Mythen neu entdecken wollten. Spektakuläre Lichteffekte trugen dazu bei, dem Besucher beim Auftritt des Todes, dem Tanz der Hexen und der Teufel und dem höhnischen Gelächter Luzifers die tief greifende Botschaft dieses Spieles bewußt zu machen. Im letzten Augenblick rettete Nikolaus die Situation auch diesmal wieder mit seinen Lichtgestalten Glaube, Liebe und 1/6

160 Hoffnung. Im Spiel bildeten der Gesang des Chores, begleitet vom Fackellicht den feierlichen Ausklang. Die Kinder drängten sich um den Nikolaus, der aus einem großen weißen Sack seine Gaben verteilte. Dennoch blieb es eine Geschichte mit offenem Ende, denn die Dunkelheit wird nach wie vor, wie wir alle wissen, in unserer Umgebung bleiben. 2/6

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165 Gemeine Gottesanbeterin Ordnung: Fangschrecken Familie: Gottesanbeterinnen Deutscher Name: Gemeine Gottesanbeterin Lateinischer Name: Mantis religiosa Allgemeines: Die Gemeine Gottesanbeterin wird in der Artenschutzverordnung als "besonders geschützte Art" unter Schutz gestellt und wird in der "Gefährdeten Liste der Geradflügler Österreichs" in die Gruppe 3 eingruppiert. Kennzeichen: Die Gemeine Gottesanbeterin hat als typische Vertreterin ihrer Familie einen kleinen sehr beweglichen Kopf und eine auffallend gestreckte Vorderbrust. Das erste Beinpaar ist zu Fangbeinen ausgebildet, das heißt es ist verlängert und an den Schienen mit Dornen und Zähnen versehen. An der 1/4

166 Innenseite der Hüften befindet sich ein dunkler Fleck, der oft weiß gekernt ist. Die Flügel überragen bei beiden Geschlechtern die Hinterleibsspitze. Es gibt grüne und hellbraune Exemplare. Die Männchen sind deutlich kleiner als die Weibchen. Die Tiere verharren oft stundenlang bewegungslos in der Vegetation und warten auf Beute. Dabei sind die Vorderbeine erhoben und geschlossen "wie zum Gebet", worauf sowohl der deutsche als auch der wissenschaftliche Namen zurückzuführen sind. Körperlänge: Weibchen: mm, Männchen: mm. Lebensraum: Warme und trockene Biotope mit hohen Wiesen und Sträuchern, in warmen Gebieten auch im Gebirge bis 1700m. Entwicklung: Im Spätsommer, etwa 2 Wochen nach der letzten Häutung, werden die Gemeinen Gottesanbeterinnen geschlechtsreif. Während der Paarung springt das Männchen auf den Rücken des Weibchens und klammert sich mit den Schienen und Schenkeln seiner Fangbeine am Mittelbrustbereich des Weibchens fest. Die Paarung kann mehrere Stunden dauern. Gelegentlich kommt es vor, daß dem Männchen noch während der Kopulation der Kopf vom Weibchen abgefressen wird (sexueller Kannibalismus). Die Paarung wird trotzdem weiter vollzogen. Einige Tage nach der Paarung beginnt das Weibchen mit der Eiablage. Hat es eine geeignete Stelle gefunden, werden nun etwa 100 Eier abgelegt und mit einem aus dem Hinterleib austretenden schaumigen Sekret "eingeschäumt". Das Sekret erhärtet an der Luft und es entsteht eine bräunliche Eikapsel, die etwa mm lang 2/4

167 und mm dick ist. Bei ersten stärkeren Nachtfrösten sterben die erwachsenen Tiere ab und nur die Eier überwintern in der Eikapsel. Dabei können sie sehr tiefe Temperaturen (auch noch - 34 C) überleben. Im Frühjahr schlüpfen die Larven und entwickeln sich über 7 Häutungen bis zum Sommerende zu den erwachsenen Gottesanbeterinnen. Ernährung: Andere Insekten, Spinnentiere, in Ausnahmefällen auch kleine Wirbeltiere. Die Tiere fressen auch eigene Artgenossen (Kannibalismus). Verbreitung: In Europa im gesamten Mittelmeergebiet, in Mitteleuropa nur in besonders warmen und trockenen Lokalitäten, außerdem in warmen Gebieten von Asien, Afrika, Nordamerika und Australien. 3/4

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169 Rodaun, Kalksburg und Mauer sind Biosphärenparkgemeinden Ab sofort sind Rodaun, Kalksburg und Mauer "Biosphärenpark-Gemeinden". Vor kurzem hat nämlich die UNESCO den Wienerwald offiziell als Biosphärenpark anerkannt. Insgesamt gibt es auf der Welt nunmehr 481 derartige Parks. Die Freude bei Bezirksvorsteher Manfred Wurm ist entsprechend groß: "Ich habe mich sehr für die Biosphärenpark- Idee engagiert und freue mich, daß das nicht vergebens war." Ein Biosphärenpark besteht aus drei Zonen: einer Kernzone, in der die Natur möglichst unberührt sich selbst überlassen bleibt, einer Pflegezone, in der Wiesen, Wälder und Weingärten naturnah bewirtschaftet werden und die auch zur Naherholung dienen, sowie den so genannten Entwicklungszonen, in denen sich die Siedlungsgebiete befinden. Der 23. Bezirk hat Anteil an allen drei Zonen. Zur Kernzone gehört das Gütenbachtal, in dem sich nach und nach natur- 1/2

170 belassene Urwälder bilden werden; zur Pflegezone gehören beispielsweise der Maurer Wald, der Zugberg und die Weinberge. Apropos Weinberge: Die Weinanbauflächen sollen laut Biosphärenpark-Genehmigung jedenfalls erhalten und weiter bewirtschaftet werden. Der Weinbau gehört zur typischen und erhaltenswerten Kulturlandschaft im Wienerwald. "Der Biosphärenpark Wienerwald ist ein Projekt, das zeigen soll, wie man nachhaltig mit der Natur umgehen kann, indem man sie nutzt und sie erlebbar macht, ohne sie zu zerstören", so Wurm. Im Gütenbachtal sollen sich "Urwälder" entwickeln. Aus der "Wiener Bezirkszeitung" Bezirksvorsteher Manfred Sturm Ausgabe 12/2005 2/2

171 Georg Springer wurde 1946 in Wien geboren, war begeisterter "Stehplatzler" in der Staatsoper, erlangte bei Schultheateraufführungen in Rodaun lokalen Ruhm ("als Bibinski in Ninotschka"), fieberte bei Rapid-Spielen stets mit und studierte schließlich Jus. Er war Assistent an der Uni, wechselte aber 1978 in den Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes wurde Springer, damals auch Präsident der Freunde der Wiener Staatsoper, von Rudolf Scholten als stellvertretender Generalsekretär in den Bundestheaterverband geholt wurde er Generalsekretär. Seit 1999, also seit der Ausgliederung der Bundestheater, ist er Geschäftsführer der Bundestheater-Holding. Sein Vertrag läuft bis "Ermöglicher zum Ruhm anderer" Georg Springer über seine Aufgabe als Holding-Chef, seine Auftritte als Statist und Budgetprobleme. KURIER: Wann sind Sie zuletzt in der Wiener Staatsoper als Statist aufgetreten? 1/4

172 SPRINGER: Vor zwei Jahren, mit dem damaligen Präsidenten der Architektenkammer, Peter Scheifinger, in der "Tosca". Sofort habe ich von einem Bühnenarbeiter gehört: "Typisch Holender! Jetzt muß schon der Springer statieren, weil der Holender Geld spart." Ich werde auch demnächst mit A. Zeilinger, wieder in der "Tosca", statieren. Wir sind draufgekommen, daß wir das einst bei einer "Palestrina" -Premiere gemacht haben. Wollten Sie selbst je Künstler werden? Ich habe immer davon geträumt, etwas mit Theater zu tun zu haben. Ich habe als Kind oft Theater gespielt, in der Schule, in der Pfarre Rodaun. Dann habe ich Singen gelernt, oft statiert. Aber meine Mutter sagte: Zuerst mußt etwas Anständiges lernen, dann kannst tun, was du willst. So habe ich Jus studiert. Wie wird man Chef der Bundestheater-Holding? Durch Zufall. Was macht man in dieser Funktion? Die Holding ist für die strategische Führung des Gesamtbetriebes zuständig. Allein im letzten Jahr, in dieser angespannten budgetären Situation, hat man wieder gesehen, wie wichtig sie ist. Wir führen laufendes Controlling durch, sind als Konzernspitze für die Instandsetzung der historischen Bausubstanz verantwortlich, für das kollektive Arbeitsrecht. Und als Mutter und 100-Prozent-Eigentümerin der Bühnengesellschaften und Mehrheitseigentümerin der Theaterservicegesellschaft übt die Holding die Gesellschafterrechte aus und hat die volle Verantwortung. Wie ist Ihr Verhältnis zu den Direktoren der Häuser? 2/4

173 In formalem Sinn hat sich das gewandelt. Vor der Ausgliederung waren es gleichberechtigte Partner, jetzt sind es Geschäftsführer nachgeordneter Gesellschaften. Aber das hat mit den faktischen Verhältnissen nichts zu tun. Ohne Kooperationswillen, Partnerschaft, Mut, auch Unpopuläres zu machen, würde das nicht funktionieren. Wenn die Chemie nicht stimmt, wäre das schlecht. Das Verhältnis war mit allen bisherigen Direktoren gut, aber nicht immer ohne Spannungen. Entscheidend ist aber das Ergebnis der Zusammenarbeit. Und das ist sehr befriedigend. Wie bringt man so viele Interessen unter einen Hut? Sind Sie vor allem Mediator? Mehr noch. Man ist ein Ermöglicher, aber nicht zum eigenen Ruhm, sondern zum Ruhm anderer. Wie sinnvoll ist die Zusammenführung der Ballette der Staats- und Volksoper? Ich habe seit 1988 dafür gekämpft, dass das Ballett, damals primär der Staatsoper, Autonomie bekommt. Spät genug ist das endlich erreicht. Dass es nun durch die Zusammenführung auch Synergieeffekte gibt, ist ein willkommener Nebeneffekt und erhöht die Schlagzahl. Das Ballett führte lange ein Stiefmütterchen-Dasein. Aber Stuttgart und Berlin haben vorgezeigt, wie man höchste Qualität erreicht. Da kann Wien mitspielen. Wie sieht die finanzielle Situation der Bundestheater aus? So schlimm wie in der Öffentlichkeit kolportiert? Es ist teilweise ein hochdramatisiertes Bild entstanden, das sich von der Realität entfernt. Faktum ist aber, dass die Basisabgeltung seit 1999 im Gegensatz zu den Personal- und Materialkosten nicht gestiegen ist und der Fluß immer dünner wird. Der Eigentümer (der Bund, Anm.) ist sich aber 3/4

174 hoffentlich bewußt, daß es so nicht weitergehen kann. Das Limit ist 2006 erreicht. Ich rechne 2007 mit einer Erhöhung. Klaus Bachler wechselt 2008 als Opernchef nach München, will aber bis 2009 auch das Burgtheater leiten. Ihr Kommentar? Das ist nur kalendarisch ein Problem. Für Bachler ist das eine große Belastung, aber nicht unüblich. Ihr Wunsch für die Zukunft? Daß die Bundestheater wie bisher aus dem tagespolitischen Streit herausgehalten werden und daß sie ihrer Qualität entsprechend künstlerisch und wirtschaftlich abgesichert werden. Gert Korentschnig Kurier /4

175 "Letter in the Stars" - Catriel und Hilde Fuchs Hilde und Catriel Fuchs sind beide 1925 in Wien geboren. Catriel mußte mit 13 Jahren Zwangsarbeit in einer Ziegelfabrik leisten gelang ihm die Flucht nach Palästina. Hilde gelang unter schwierigsten Bedingungen schließlich auch die Ausreise nach Israel. Hilde und Catriel Fuchs in Ihren Jugendjahren Auf unseren ersten Brief an das Ehepaar Fuchs in Israel vom 31. März 2004 erhielten wir am 21. April als Antwort von eine 1/18

176 Ansichtskarte aus Haifa Sie schrieben: Sendet unsere herzlichen Grüße zu den Sternen... Liebe Yvonne, Tanja, Ines, Stephanie, wir - das heißt meine Frau und ich - haben uns über euren lieben Brief sehr gefreut. Er war seit dem 31. März zwanzig Tage unterwegs und ist gestern bei uns eingetroffen. Ich, Karl Catriel Fuchs, beantworte ihn zuerst, da meine Frau eine sehr schwere Grippe hat, zittrig und mit hohem Fieber. Sie wird euch bald selbst ausführlich schreiben. Ob wir beide euch eine Lebensweisheit mitteilen können, weiß ich nicht, jedoch Lebenserfahrungen, Erinnerungen bestimmt. Wir planen einen längeren Österreichbesuch im Frühherbst, vielleicht gelingt uns ein Treffen, was uns sehr freuen würde. Bitte sendet unsere herzlichen Grüße zu den Sternen, es bewegt uns sehr, daß ihr Interesse an unserer Vergangenheit - die die auch aller Österreicher ist - habt. Eure Hilde und Euer Catriel Fuchs Wir sind sehr über Euren Einsatz berührt! Haifa, 10. Juni 2004 Ihr alle Lieben! Euer letzter Brief - leider undatiert - und unserer vom 25. Mai müssen sich gekreuzt haben. Wollen wir also unsere Korrespondenz irgendwie ins Lot bringen. Jedenfalls wißt ihr nun, wie Hilde Fuchs aussieht, besser gesagt, wie sie vor einigen wenigen Jahren aussah. Ich werde versuchen, 2/18

177 neuere Fotos von uns beiden zu finden. Ich habe das Fotografieren schon des Längeren aufgegeben. Wir haben Alben und Kartons voll mit ungeordneten Erinnerungen aus verschiedenen Ländern und Jahrzehnten, die wir uns vornahmen, an einem regnerischen Tag zu ordnen. Nun; - Wir verloren unsere Familien, unsere Kindheit, unsere Heimat. Wir sind sehr über euren Einsatz berührt! Regnerische Tage gab es schon viele, doch die Fotos modern weiter in ihren Kartons. Alle diese Fotos kamen über eine Zeitspanne von etwa 60 Jahren zusammen, nur wenige aus unserer frühen Kindheit haben Flucht, Kriege und andere Katastrophen überstanden. Wir sind sehr über euren Einsatz, euer Interesse und eure Gefühle für unsere Generation und diversen Schicksale berührt und danken euch dafür, daß ihr von uns wissen wollt, wie es war. Es gibt tausende Bücher und Dokumentationen über diese Zeit des Grauens und Horrors. Zeitzeugen und Überlebende verschwinden selbstverständlich immer schneller und damit leider - wenn auch verständlich - das allgemeine Interesse und Mitgefühl der jüngeren Generationen. Wir wollen gerne versuchen, euch - herausgegriffen aus den Millionen tragischer Schicksale - mit unseren persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen einen Einblick in diese noch immer unbegreifliche Zeit der abgrundtiefen Ängste, Panik, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu vermitteln. Dabei sind wir relativ "glimpflich" davongekommen, wir waren nicht im Konzentrationslager, wir verloren "nur" unsere Familien, unsere Kindheit, unsere Zugehörigkeit zu dem, was wir für unsere Heimat, unser Volk hielten, und den Glauben an Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Göttlichkeit. Es wäre schön, wenn wir zu persönlichen Gesprächen zusammen kommen könnten - wir werden während unseres bevorstehenden Österreichbesuches (Mitte August bis Mitte Oktober) versuchen mit euch Kontakt aufzunehmen und euch im Waldviertel zu treffen. Wir haben weder Fax, Computer, Internet oder , nur Telefon. Das klingt vielleicht nicht ganz nach "modernen" Menschen, jedoch sind wir keinesfalls Steinzeitfiguren, begnügen uns 3/18

178 eben mit Telefon und normaler Post, was - zugegeben - weder supermodern und sicherlich nicht sehr schnell und effizient ist. Zu meiner Geschichte also, selbstverständlich stark verkürzt, denn dies ist nicht die Zeit für eine Autobiographie von 300 Seiten. Hoffen euch bald persönlich kennen zu lernen, Mit lieben Grüßen Catriel Fuchs PS: Brief von Hilde Fuchs folgt sehr bald! Lebensgeschichte von Catriel Fuchs Ich wurde im Dezember 1925 in Wien geboren, verbrachte meine ersten vier Lebensjahre in Landsee (St. Martin) im Burgenland und übersiedelte anschließend nach Rodaun, das damals noch zu Niederösterreich gehörte, wo ich auch die erste und zweite Volksschulklasse besuchte. Und damit bin ich ein G'scherter. Wir - Vater, Mutter, meine kleine Schwester Ruth und ich - waren die einzige jüdische Familie in Rodaun und lebten in ziemlich ärmlichen Verhältnissen. Ich verstand nie richtig, warum ich nicht mit allen anderen Schülern in die Bergkirche gehen durfte und hin und wieder "Gottesmörder" geschimpft wurde. Mein Vater, Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, in dem er ein Auge verlor, war oft und länger unterwegs, und ich weiß eigentlich fast nichts über ihn. Irgendwann in den frühen Dreißigerjahren sah er sich veranlaßt oder gezwungen, aus Österreich zu fliehen; wahrscheinlich als Schutzbündler aus politischen Gründen. Ich sah ihn leider nie wieder. Da unsere Mutter uns nicht erhalten und versorgen konnte, 4/18

179 wurden wir gnadenhalber als "Halbwaisen" in Wiener Waisenhäusern untergebracht. Ich besuchte die Schule in der Selzergasse im 14. Bezirk bis zur dritten Hauptschulklasse. Abgesehen von einigen Straßenraufereien, gelegentlichen Beleidigungen und rassistischen Demütigungen durch manche Mitschüler im Großen und Ganzen auf ganz normale Weise. Meinen damaligen Mitschülern verzeihe ich gerne, sie waren meines Alters und haben die Vorurteile und Verleumdungen von ihren Eltern gehört. Die meisten von ihnen fanden den Tod auf den Schlachtfeldern Rußlands, Frankreichs und Afrikas. Und dann - nach dem Anschluß im Jahr war alles plötzlich radikal anders. Wir wurden aus der Schule ausgeschlossen und zu "Freiwild" erklärt. "Juden und Hunden ist der Eintritt verboten", Ausgangssperre, Schindereien, das Waisenhaus wurde beschlagnahmt, wir wurden auf die Straße gesetzt und waren jugendlichen Schlägertruppen schutzlos ausgeliefert. Meine Mutter wurde aus Rodaun verbannt, welches dann stolz als "Judenrein" erklärt wurde. Sie fand nur im 2. Bezirk eine Einzimmerwohnung, die sie mit einer anderen Frau teilen mußte. Mit anderen willkürlich aufgegriffenen Frauen, älteren, oft gebrechlichen Personen und Kindern wurde sie des Öfteren gezwungen, eine der Brücken über den Donaukanal mit einer Zahnbürste zu putzen, unter dem Gespött der SA und Teilen der Bevölkerung. Ich wurde dreizehneinhalbjährig zur Zwangsarbeit eingezogen und arbeitete in einer Ziegelfabrik und bei einer Baufirma. Der "große Krieg" war schon ausgebrochen, und meine "Mitarbeiter" waren polnische und französische Kriegsgefangene. Ende 1939 gelang es der Israelitischen Kultusgemeinde - nach Bestechung und Bezahlung an die Gestapo - einer Gruppe Jugendlicher die Flucht über das Karawankengebirge zu Fuß nach Jugoslawien zu ermöglichen. Allerdings wurde ich 5/18

180 bei Maribor in Slowenien von der Gendarmerie eingefangen und zurück in das "Großdeutsche Reich" abgeschoben. In Wien um Mitternacht angekommen, klopfte ich bei meiner Mutter an, die zuerst sicher war, daß ein so spätes Klopfen nur die Gestapo sein konnte, um sie zum Abtransport nach Osten zu holen. Als sie mich, den sie schon in Sicherheit im Ausland glaubte, sah, fiel sie fast in Ohnmacht. Ich lebte als "U-Boot" einige Monate in Wien, konnte dann noch einmal - im harten Winter abenteuerlich nur in kurzer Hose und Hemd, über Berge und durch Wälder bis Zagreb fliehen, wo mich die dortige jüdische Gemeinde sofort nach meiner Ankunft mit 40 Grad Fieber und Lungenentzündung ins Krankenhaus brachte und mich weiter betreute. Auch dort lebte ich ein illegales Untergrund-Dasein, wurde einige Male von der Polizei bei Razzien erwischt, tagelang mit Illegalen aller Arten in Zellen gesperrt, die für zehn Insassen bestimmt waren und mit wiederholter Abschiebung bedroht. Jedes Mal jedoch wurde ich von der Gemeinde gegen gehörige Bestechung befreit. Welches Glück ich eigentlich hatte! Einzelheiten würden hier zu weit führen. Mit dem letzten schon versiegelten Zug verließen wir Jugoslawien, als deutsche Truppen schon Belgrad bombardierten. Unser Zug wurde dann kurz nach der griechischen Grenze von italienischen Flugzeugen beschossen, wobei mir alle meine Familienfotos, Schulzeugnisse und Dokumente verloren gingen, als wir im Dreck neben der Böschung Deckung nahmen. Nun war es endgültig - meine offizielle Persönlichkeit war ausgelöscht, futsch - es gab mich nicht mehr. 6/18

181 Abenteuerlich ging es weiter durch die Türkei, Syrien und den Libanon, bis ich im damaligen Palästina ankam und in einem Kibbutz aufgenommen wurde. Ich lernte eine neue Sprache (nach Serbisch) - die hebräische, arbeitete in der Landwirtschaft und gewann langsam meine Selbstachtung und mein Selbstvertrauen wieder. Kaum 18 Jahre alt, meldete ich mich als Freiwilliger zur britischen Kriegsmarine. Nach Kriegsende und meiner Demobilisierung war ich Mitglied der Untergrundorganisation "Hagana" und von 1947 bis 1950 Soldat der regulären israelischen Armee. Als ich schon in britischer Matrosenuniform war und überzeugt davon, daß ich den Krieg nicht überleben werde, beschlossen Hilde und ich 1944 zu heiraten. Ich überlebte jedoch und 1948 wurde unser Sohn Josef geboren (nach Hildes Vater benannt) und 1952 unsere Tochter Ruth-Helene (nach meiner Schwester und Mutter benannt). Von meiner gesamten Familie (Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Kusinen und Großeltern) hat niemand überlebt - ich sah keinen je wieder. Nach längeren Nachforschungen meldete mir das Rote Kreuz nur, daß meine Mutter und Schwester (12jährig) im Jahre 1942 in Minsk ermordet wurden. Nun, ich meine, fürs Erste wäre es mit diesem knappen Tatsachenbericht genug. Über die Ängste, das Mutterseelenallein sein, das Gefühl des totalen Verlassenseins und die Aussichtslosigkeit damals, das langsame Wiedergewinnen von Selbstvertrauen, Dazugehörigkeit und Selbstachtung können wir uns ja in Zukunft unterhalten, sowie über alles, was euch 7/18

182 interessieren sollte. Hoffend euch bald persönlich kennen zu lernen. Mit lieben Grüßen Catriel Fuchs PS: Brief von Hilde Fuchs folgt sehr bald! Haifa, 23. Mai 2004 Liebe Mädel, vor allem will ich mich für die so späte Antwort auf euren lieben Brief (mit so liebem Foto) entschuldigen. Ich hatte eine schwere Grippe mit Komplikationen und es dauerte sehr lange, bis ich mich wieder einigermaßen erholt hatte. Ich hoffe sehr, daß ich euch durch meine späte Antwort nichts verdorben habe. Wir planen diesen Sommer nach Wien zu kommen und haben bereits für den 16. September bis 16. Oktober gebucht. Hoffentlich kommt nichts dazwischen, das uns diesen Plan verdirbt. Sollte es für euch noch von Interesse sein, so würden wir euch gern kennen lernen und sind gerne bereit nach Waidhofen zu kommen. Meine Personalien sind (ganz kurz): geboren am 15. März 1925 in Wien, geflüchtet im November 1939 mit einer Kinderund Jugendgruppe und angekommen im April 1941 im damaligen Palästina. Ich hoffe, daß wir uns doch kennen lernen können und bis dahin liebe Grüße an euch alle und eure Geschichtslehrerin. Herzlichst, Hilde Fuchs 8/18

183 Die junge, blonde, blauäugige Schülerin Hilde Figer (verh. Fuchs) entsprach so gar nicht dem Nazibild einer jüdischen Schülerin. Als die Gestapo in ihrer "Ersatzschule" Fotos für die Hetzzeitung "Der Stürmer" machte, wurde sie aus der Klasse geschickt /18

184 Haifa, 16. Juni 2004 Liebe Mädel, wie bereits erwähnt haben sich unsere Schreiben gekreuzt und so - eurem Wunsch entsprechend - erzähle ich euch in Kürze aus meiner Lebensgeschichte. Ich wurde am 15. März 1925 in Wien als Tochter von Josef und Klara Figer geboren, wuchs als Einzelkind in einer gutbürgerlichen, assimilierten Familie auf, umgeben von liebenden Tanten, Onkeln und Großeltern. Ich hatte eine schöne, unbeschwerte Kindheit. Wir wohnten im 2. Wiener Gemeindebezirk in einer Mietwohnung; ich spielte mit den christlichen Nachbarskindern und ging in deren Wohnung ein und aus, nahm an ihren Festen (Ostern, Weihnachten...) fast als Familienmitglied teil und ging auch des Öfteren mit unserer Hausgehilfin, die ich heiß liebte und die mir wie eine Mutter war, in die Kirche. Meine Eltern waren in ihrer Delikatessenhandlung sehr beschäftigt, doch ich wuchs gutbehütet, sehr geliebt und verwöhnt auf. Mit sechs Jahren besuchte ich die Volksschule am Sterneckplatz und war auch dort fast ausschließlich mit christlichen Mädchen befreundet. Mit einer davon bin ich heute noch in Verbindung. Ich war eine Vorzugsschülerin, meine Zeugnisse bestanden fast nur aus Einsern (bis auf Turnen...) Damals war schon mein sehnlichster Wunsch, Ärztin zu werden. Daraus wurde natürlich nichts. Nach vier Jahren Volksschule ging ich ins Novara-Gymnasium für Mädchen. Dort traf ich erstmalig, obwohl nicht persönlich, auf Anti- 10/18

185 semitismus. Wir hatten eine Turnlehrerin, die - wie sich dann herausstellte - Mitglied der NSDAP war und jüdische Schülerinnen regelmäßig beschimpfte. Da ich vom Aussehen her weder "jüdisch" aussah, noch meine Vor- und Familiennamen jüdisch klangen (Mathilde Figer), entging ich den Beleidigungen und Beschimpfungen. Am 12. März 1938 kam es zum Anschluß Vorher noch gab es eine Zeitlang Demonstrationen der Schülerschaft, fast ausschließlich für Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg. Wir trugen stolz die 3-Pfeile Abzeichen, hielten Ansprachen und auch ich nahm wie die meisten Schülerinnen als begeisterte Anhängerin der Sozialdemokratischen Partei für mein geliebtes Österreich teil. Viel verstand ich allerdings nicht von der Politik, ich wußte nur, daß hier etwas Verhängnisvolles auf uns alle zukam. Wie entsetzlich es für die jüdischen Bürger werden sollte, konnte ich natürlich nicht ahnen. Zuhause waren sie nicht besorgt, mein Vater beruhigte meine Mutter damit, daß er als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg gedient hatte und somit nichts zu befürchten hätte. Aber sehr bald begannen die verschiedenen Maßnahmen, noch "harmlos" im Vergleich zu dem, was kommen würde. Die jüdischen Schüler-Innen wurden aus den Schulen ausgeschlossen, unser Geschäft wurde "zwangsarisiert", das heißt einfach enteignet. Wir mußten die Wohnung verlassen. Ich, die ich nie etwas mit der zionistischen Bewegung, der historischen Rückkehr nach Palästina zu tun hatte, mußte jetzt auf den Straßen das Gejohle und die Rufe: "Saujuden, schleicht's euch nach Palästina!" hören. Meine Mutter trat einem zionistischen Klub bei, mein Vater aber wollte davon nicht's wissen. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Mißhandlungen, Enteignungen, Aussperrungen usw. 11/18

186 Eine Welt brach zusammen. Meiner Mutter wurde geraten, nach Warschau zu fahren, da angeblich "irrtümlicherweise" das Zertifikat, das Einreisedokument nach Palästina, welches sie erworben hatte, dorthin geschickt wurde. Das tat sie auch, konnte aber nicht mehr nach Wien zurückkehren und fand dort den Tod. In ihrem letzten Brief an mich schrieb sie, daß sie mit anderen in ein Ghetto mußte. Und dann, am 9. November, kam die Kristallnacht, über die ihr sicher gelernt habt. Mein Vater wurde, wie tausende andere auch, verhaftet und in das KZ-Dachau verschickt. Es gelang mir, nach fast dreieinhalb Jahren, ihn zu befreien - als geschundenen, gebrochenen Mann. Er mußte binnen 48 Stunden das Großdeutsche Reich verlassen, es gelang ihm, nach Frankreich zu fliehen, wo er endgültig von den Nazis eingeholt, ins KZ-Ausschwitz verfrachtet und dort ermordet wurde. Ich blieb mutterseelenallein in Wien, in einer von der Gestapo total verwüsteten Wohnung zurück, war 14 Jahre alt und meine gesamte Familie war zerstört und vertrieben. Die verschiedenen zionistischen Bewegungen begannen langsam die verstörten Kinder und Jugendlichen einzusammeln. Die Gestapo erlaubte damals noch die Errichtung einer Art Schule und Hort in der Marc-Aurel-Straße, nur wenige Minuten vom Gestapo-Hauptquartier entfernt. Dort versuchten jüdische Lehrer und Professoren, aus ihren früheren Posten fristlos entlassen, uns in dieser "Ersatzschule" etwas Allgemeinwissen sowie Informationen über Zionismus, Landwirtschaft etc. zu vermitteln. Des Öfteren hatten wir "hohen Besuch" von Gestapo und SA sowie von der Hetzzeitung "Der Stürmer", welche sich auf Verleumdungen, verunstellte Fotos von Juden, die wie "typische" Hebräer aussahen, spezialisierte. Ich wurde immer 12/18

187 aus der Klasse geschickt, da meine blonden Zöpfe, blauen Augen und "germanisch-arischen" Gesichtszüge nicht in ihr Konzept des jüdischen "Untermenschen" paßten. In meiner kindlichen Naivität war ich darüber betrübt, denn ich wollte doch auch in die Zeitung kommen! Eines Tages im November 1939 wurde meine Jugendgruppe zur plötzlichen Abreise aufgerufen. Man sagte uns, daß wir per Schiff nach Palästina fahren würden. Eines Abends fanden wir uns am Ostbahnhof ein, bestiegen den Zug - und da erfaßte mich plötzlich die Panik. Ich versuchte aus dem fahrenden Zug zu springen, wurde aber zurückgerissen und weinend und schreiend in ein Abteil gebracht. Nun, wir kamen in Bratislava an und wurden vorerst in einer aufgelassenen Munitionsfabrik interniert, von bewaffneten Mitgliedern der faschistischen Hlinka-Garde bewacht. Die Situation war sehr angespannt, niemand konnte uns die Ursache der Verzögerung der Weiterfahrt erklären. Allein schon wegen des bevorstehenden, gefürchteten Zufrierens der Donau standen wir unter Zeitdruck, der täglich dringender wurde. Zudem stellten die slowakischen Behörden ein Ultimatum und drohten mit Abschiebung der Gruppe an die deutsche Grenze, was mit Sicherheit unseren Abtransport in ein KZ zur Folge gehabt hätte. Endlich nach zehn Tagen brachte man uns in den Hafen und wir bestiegen den Donaudampfer "Uranus". Die Raumnot und das Gedränge waren enorm, und gleich nach dem ersten "Mittagessen" setzten bei uns allen schwere Durchfälle ein. Wir waren überzeugt, daß uns die Mannschaft absichtlich etwas in das Essen getan hatte. Es war fürchterlich, wir alle litten an Durchfall, Erbrechen, Fieber und Magenkrämpfen. Nach kurzer Fahrt wurde das Schiff an der ungarischen Grenze angehalten und in Richtung Heimat zurückgeschickt, fuhr aber schließlich nur bis Bratislava, wo es vor Anker ging. Es herrschte eine schwere Stimmung, bis dann nach 13/18

188 einiger Zeit doch die Erlaubnis zur Weiterfahrt kam. An der jugoslawischen Grenze wurde uns jedoch wieder die Durchfahrt verweigert und so kamen wir wieder in Bratislava an, wo wir im Winterhafen ankerten. Die Stimmung an Bord war entsetzlich, wir waren verzweifelt und ich weinte mich jeden Abend vor Sehnsucht nach zu Hause in den Schlaf. Schließlich war unsere Abfahrt für den 13. Dezember geplant. Da aber weigerte sich die DDSG die Weiterfahrt mit der "Uranus" zu ermöglichen. So wurden wir nach langem Hin und Her in jugoslawischen Gewässern mitten auf der Donau auf drei jugoslawische Schiffe umgeschifft. Weiter ging dann die Reise, endete jedoch bald wieder im Hafen des Dreiländerecks Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien. Wir existierten unter den härtesten Bedingungen, schöpften durch die Luken eisiges Donauwasser, um uns zu waschen, Zähne zu putzen usw. Wir litten seelisch und körperlich. Am 29. Dezember teilte man uns mit, daß wir wiederum zurückfahren müßten. Da der Eisgang begann, erhielten wir aber dann doch die Erlaubnis flußaufwärts im Winterhafen von Kladovo, einem kleinen Lehmhüttendorf, zu überwintern. Wir saßen fest! Wir, das war ein Transport von etwa Menschen, verteilt auf drei kleine Donauschiffe, unter unerträglichen Bedingungen, in einem außergewöhnlich harten Winter. Wir froren, hungerten und zweifelten, ob wir jemals von dort wegkommen würden. Ich fühlte mich total verlassen, und in meiner Verzweiflung wollte ich ein Ende machen und in die Donau springen, konnte jedoch zurückgehalten werden. Ich will hier nicht auf Einzelheiten eingehen, der Bericht würde sonst viel zu lang werden. Ende März 1940 wurden die Schiffe in den Sommerhafen, direkt am Ort, verlegt. Wir erhielten Passagierscheine zum 14/18

189 Landgang. Unsere drei Schiffe mußten im Mai geräumt werden, weshalb wir vorübergehend in Barackenlager untergebracht wurden. Uns Jugendlichen wurden Zelte zugewiesen. Dort blieben wir bis Ende Mai und wurden dann auf einen umgebauten Kohlenschlepper umgesiedelt. Wir mußten in Schichten auf den Pritschen schlafen; eine Nacht saß ein Teil auf den Bänken, der andere Teil lag auf dem eisig kalten Boden, zu zweit auf einer ganz dünnen Decke, zugedeckt mit einer ebenso dünnen Decke; die nächste Nacht verlief dann umgekehrt. Wir froren und hungerten jämmerlich, versuchten aber trotz allem ein "normales" Leben zu arrangieren. Unsere Jugendführer versuchten dieser schwierigen Aufgabe so gut wie möglich gerecht zu werden. Inzwischen hatte sich der Transport auf Personen vergrößert, und im September 1940 wurden wir in das Städtchen Sabac verfrachtet. Nun begann die Zeit der Gerüchte, Hoffnungen und Enttäuschungen: ein ständiges Wechselbad zwischen Hoffnung auf baldige Weiterfahrt und darauf folgende Enttäuschung. So vergingen die Monate, bis endlich - nur wenige Wochen vor dem deutschen Überfall auf Jugoslawien - nur Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren im Februar 1941 die ersehnten Einreisezertifikate nach dem damaligen Palästina bekamen. Betroffen waren etwa 120 Kinder und etliche ältere Personen. Ende März war unsere Odyssee zu Ende. Für die ca Zurückgebliebenen war sie auch zu Ende, allerdings endgültig, denn sie alle wurden von deutschen Kommandos ermordet. Wir gelangten mit kurzen Unterbrechungen auf dem Landweg mit der Bahn über die Türkei und Syrien nach Haifa (Palästina), wo wir eine Zeitlang von den britischen Behörden in einem Auffanglager interniert wurden. Unser Leben war gerettet! 15/18

190 Da ich völlig allein war, kam ich in einen Kibbuz und lernte dort meinen Mann (auch Wiener) kennen. Wir heirateten im März 1944, als er bereits in Uniform der Royal Navy (der britischen Kriegsmarine) war und bald außer Landes geschickt wurde. Ich verließ den Kibbuz und suchte Arbeit und Unterkunft in der Stadt Haifa, einer Hafenstadt. Ich hatte aber nichts gelernt, denn als Jüdin mußte ich die Schule in Wien vorzeitig verlassen. Ich ging als Haushaltshilfe und Kindermädchen arbeiten, aber die Zeiten waren schlecht, und so blieb ich oft ohne Arbeit, hatte keine Unterkunft und verbrachte die Nächte in Hauseingängen, auf den Stufen sitzend, bei jedem Geräusch aufschreckend. Ich hungerte und fror wieder, erkrankte schwer und wurde letztendlich von einer Hilfsorganisation aufgelesen und bewußtlos zu einer Familie gebracht, die mich aufnahm und bei der ich später den Haushalt und die beiden Kinder betreute. Dort fand ich wieder so etwas wie eine Familie und verlor langsam meine Traurigkeit und den nagenden Schmerz meiner Entwurzelung. Im Jahre 1946 rüstete mein Mann ab und wurde ins zivile Leben entlassen. Wir suchten uns eine kleine Unterkunft, um unser gemeinsames Leben zu beginnen. Da wir beide absolut mittellos waren, waren wir froh, als wir in eine winzige aufgelassene Waschküche, die in einem Hinterhof stand, einziehen konnten, zwar ohne Strom und ohne Wasser, welches wir uns in Kübeln holten. Nach der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1947 brach der Befreiungskrieg aus. Mein Mann wurde sofort mobilisiert, ich war gerade mit unserem Sohn schwanger. Wir fanden eine etwas schönere, wenn auch winzige Dachwohnung. Der Krieg war 1950 zu Ende, wir hatten einen Staat - Israel, und wir begannen auf ein besseres Leben zu hoffen. 16/18

191 1952 wurde unsere Tochter geboren, und wir schlugen uns mit allerlei Arbeiten und Jobs durch. Es folgten - wie bekannt - weitere Kriege, die Illusionen verflogen. Mein Mann fand einen verantwortungsvollen Posten, die Kinder wuchsen heran und wurden Erwachsene, und wir wurden alt und älter. Endlich konnten wir wieder nach Österreich bzw. Wien fahren, und unsere Liebe und Heimatgefühle zu Land und Stadt erwachten wieder in uns. Neue Nachfolgegenerationen sind nun da, die wir nicht für die fürchterlichen Verbrechen ihrer Väter und Großväter pauschal verantwortlich machen. Wir haben unzählige gute Freunde gewonnen und hoffen noch lange und öfter nach Österreich kommen zu können. Wir freuen uns über euer Interesse an unserem Schicksal und darauf, daß wir euch hoffentlich bald näher kennen lernen können. Meine Lebensweisheit: Gegen Schicksal kann man nur schwer kämpfen. Liebe Grüße an euch alle, ich freue mich euch kennen zu lernen herzlichst Hilde Fuchs 17/18

192 18/18

193 Ich dachte an die goldenen Zeiten Das Groteske ist absolute Komik - Charles Baudelaire Inhalt Aus der Sicht seiner Frau hat Bohumil Hrabal, der Autor des Romans "Ich habe den englischen König bedient", die Geschichte seiner eigenen Ehe geschrieben - ein Buch über eine ganz und gar ungewöhnliche Liebe. Eliska hat es nicht leicht mit ihrem Mann: Wenn er, der unerwartet erfolgreiche Schriftsteller, beispielsweise sein Honorar im Einkaufsnetz durch die Straßen Prags trägt, bleibt ihr fast das Herz stehen. Oder als er, auf einer Lesereise im Ausland, die Flughafenarbeiter mit einer schweren Last einfach in eine falsche Richtung lotst und dafür fast Prügel bezieht... Das Leben mit solch einem Mann ist für Eliska nicht einfach, aber schön, es gilt für sie wie für jedermann der Hrabalsche Satz: "Diese Welt ist schön, zum Verrücktwerden schön, nicht daß sie es wäre, aber ich sehe sie so." 1/12

194 Wie nebenbei entsteht so ein burlesker Gesellschaftsroman, der auch vor einer unkonventionellen Schilderung des "Prager Frühlings" nicht zurück schreckt, dessen Niederschlagung im August 1968 Bohumil Hrabal übrigens zusammen mit Heinrich Böll erlebt hat. Wie schon in dem Roman Hochzeiten im Hause gelingt es Hrabal, die Menschen in Prag auf seine ganz besondere, humorvoll-kauzige Weise zu beschreiben. "Er hatte seinen Stil gefunden, Tränen standen ihm in den Augen, er war über sich selbst gerührt, und in diesem Augenblick hatte ich, wie auch alle anderen im Saal, nicht den Eindruck, sondern die Gewißheit, mein Mann war die Nummer eins, der Champion, der Weltmeister im Erzählen..." 1. Kapitel Das Vorabexemplar des ersten Buches meines Mannes wollte und wollte nicht kommen, er hatte sogar zu trinken aufgehört und brüllte nachts, er werde aus dem Fenster springen, er werde sich vor einen Zug werfen, da zog ich an meinem nächsten freien Tag mein Paradekleidchen und meine roten Schuhe mit den Stöckelabsätzen an, ich nahm meinen Regenschirm und machte mich auf den Weg zum Verlag. Als ich vor dem Leiter dort stand und sagte, wer ich sei, zeigte ich mit dem Regenschirm in Richtung Liben, zum Damm, zur Nummer vierundzwanzig und sagte... Hören Sie gut zu, dort irgendwo liegt mein Kleinod, er säuft nicht mehr und hat nicht mal mehr die Kraft, sich unter einen Zug zu werfen, weil das Vorabexemplar seines berühmten Bändchens einfach nicht kommen will... Gehn Sie ruhig mal hin und schauen sich an, wie Sie meinen Mann zugerichtet haben! Und ich stand da, mit geschminkten Augen, in der Grundposition einer Ballerina, mein vorgeschobenes rotes Schühchen blitzte, und ich jagte diesem Leiter tatsächlich einen Schreck ein, er griff zum Telefonhörer und 2/12

195 wiederholte mehrmals hintereinander... Ja... ja... ja... dann legte er auf und sagte, das Exemplar sei bereits unterwegs... und ich sagte, natürlich, unterwegs, doch bis es soweit ist, verendet mein Kleinod dort, ich hole es lieber selbst... wo ist denn dieses "Perlchen auf dem Grunde?" Und so geschah es, daß der Verlagsleiter höchst persönlich zu mir sagte, ich verstehe Sie ja, ich konnte es auch kaum erwarten, bis mein erster Gedichtband erschien, ich wollte mich auch vor den Zug werfen und dachte an die letzten Dinge des Menschen... Und er hob nochmals den Hörer ab, und nach einer Weile kam ein Angestellter und brachte mir dieses Exemplar, das der Verlag eigentlich nicht aus den Händen geben durfte. Und ich verließ das Gebäude und schritt durch die Nationalstraße, und in einer Konditorei ließ ich dieses "Perlchen auf dem Grunde" in Seidenpapier einschlagen und mit einem Bändchen umwickeln, als sei es ein Geschenk... Dann stolzierte ich über den Wenzelsplatz, in der einen Hand den Regenschirm und in der anderen das mit dem roten Bändchen umwickelte "Perlchen auf dem Grunde", ich schritt aus und träumte davon, wie schön es sein wird, wenn dieses Büchlein erschienen ist und mein Mann mit mir durch die Stadt spaziert und dieses "Perlchen auf dem Grunde" in den Schaufenstern der Buchläden ausliegt, was für einen Festschmaus ich bereiten werde, eine Hochzeit im Hause, der Sekt wird spritzen, als hätte mein Mann die Formel Eins gewonnen... Und dann hatte ich eine Idee, und ich ging in die Spalena-Gasse, zur Altstoff-Sammelstelle, wo mein Mann im Schein der Glühbirnen vier Jahre lang Altpapier gepackt hatte, ich betrat das Büro, und es war die Leiterin da, ja, sie, die meinen Mann gefeuert hatte, es war auch jener Kaderreferent anwesend, der meinen Mann einen Drückeberger geschimpft hatte, weil er ein Stipendium vom Literaturfonds des Schriftstellerverbands erhalten hatte und nur noch halbtags arbeitete... und ich löste die rote Schleife und zeigte den blauen Einband herum und vor allem den Namen meines Mannes... und ich sagte... jetzt sehen Sie es mit eigenen Augen, mein Mann ist ein Schriftsteller und keineswegs das, 3/12

196 als was ihr ihn hier beschimpft habt... Und ich packte das "Perlchen auf dem Grunde" wieder ein, wickelte das rote Bändchen darum und ging mit dem Schirmchen hinaus, auf dem Hof drehte ich mich noch einmal zum Fenster hin und hielt das Päckchen in die Höhe und sah, daß alle wie vom Blitz getroffen dasaßen, das hatten sie nämlich nicht erwartet... Und "Am Damm" standen die Fenster unserer winzigen Wohnung sperrangelweit offen, auf den Stufen vor der Tür saß Pepícek wie ein kahler Riesenvogel aus dem Zoo und paffte, er trug eine Brille wie zwei Joghurtgläser, und mein Mann war gerade wieder einmal von den Toten auferstanden und spülte das Geschirr... ich trat ein und legte das Päckchen mit der roten Schleife andächtig auf den Tisch, dicht neben die beiden Gläschen und die angebrochene Flasche Brandy... Rat mal, was da drin ist? sagte ich... Doch mein Mann spülte weiter und sagte... Ich weiß, aber unterdrückte Verzückung ist Edelmut! Pepícek und ich haben abgemacht, daß wir, wenn du zu deinem Bruder nach Wien fährst, nicht nur unsere Zimmer, sondern auch die Tür und die Fensterrahmen und die Stühle weiß streichen wollen, damit es hier heller wird, damit mein schwarzer Humor sich weiß färbt... Und der kleine Pepícek trat ein, und seine beiden ins Brillengestell eingepaßten Joghurtgläser blitzten und schleuderten ihre Reflexe durch unsere düstere Wohnung, und er sagte... Doktor, noch einen Brandy... und streckte sein Glas hin, das wie die Brille funkelte... In einer Viertelstunde sollte mein Schnellzug nach Wien abfahren, ich stand auf dem Bahnsteig, als mein Mann mit seinem Einkaufsnetz angerannt kam, und ich hatte den Eindruck, daß er schon wieder betrunken war, er war aber trunken von seinem Büchlein, von seinem Vorabexemplar, er half mir in den Waggon und grölte... Das ist ein Goal! Eine Auflage von zwanzigtausend... und jetzt müssen alle diese Pakete wieder ausgepackt werden, sieben Lektoren haben 4/12

197 den Text überwacht, und dennoch hat sich der Druckfehlerteufel eingeschlichen! Stell dir vor! Im Text steht der Satz: "...und im Graben lag silbrig glänzend die Motorhaube des NSU Sport Marx..."! Dabei muß dort stehen: "...und im Graben lag silbrig glänzend die Motorhaube des NSU Sport Max"! Sieben Mädchen müssen nun die zwanzigtausend Seiten suchen und dieses "r" retuschieren und mit der Feder ein Pünktchen malen... Und dann wieder alles zu Zwanzigerstapeln verpacken... schrie mein Kleinod, und ich errötete... Sei doch still, ich bitte dich... Der Schaffner pfiff schon, mein Mann stand auf, und ich staunte, und auch den Mitreisenden fielen fast die Augen aus dem Kopf... Das ganze Einkaufsnetz war voller Hundertkronenscheine... Und der Schaffner pfiff nochmals, und mein Mann sprang auf den Bahnsteig hinaus und schwenkte sein Einkaufsnetz, es sah aus, als trüge er Spinat nach Hause... und der Zug fuhr an und mein Mann lief neben dem Fenster her und erklärte... Schau... man hat mir einen Vorschuß gegeben, zehntausend Kronen... Pepícek und ich werden das Haus anstreichen... und dann blieb er stehen und ließ das Einkaufsnetz kreisen, und die grünen Scheine glänzten tatsächlich wie Spinat... Als ich Platz genommen hatte, sagte die Frau, die mir gegenübersaß... Der Herr Gemahl ist ein lustiger Kerl, Sie erleben wohl so allerlei mit ihm, nicht wahr? Ganz gemächlich und gemütlich fuhr der Zug in den Franz- Josefs-Bahnhof ein, ich stand im Gang, und auf dem Bahnsteig wartete mein Bruder Karel, Karli... Als ich mit den Koffern ausgestiegen war, flog Karel mir entgegen, und schon lagen wir uns in den Armen, ich lehnte mein tränenüberströmtes Gesicht zurück, ja, wir waren es, Karli und ich... und nach so vielen Jahren sahen wir uns wieder. Als ich aus den Tränen heraus geschwommen war, sah ich es, jawohl, Karli war elegant wie eh und je, er trug wie eh und je die besten Anzüge, die edelsten Schuhe, ein blitzsauberes Hemd und eine lässig gebundene Krawatte. Sein Haar hatte sich zwar gelichtet, war aber immer noch kastanienbraun 5/12

198 und leicht gewellt, er duftete nach Kölnischwasser und hatte die Narbe am Kinn überpudert, diese Narbe, die von einem Granatsplitter irgendwo dort an der Ostfront herrührte... Und dann verfrachteten wir die Koffer in einen Simca, und dieser Simca war genauso blank gewienert wie Karlis Schuhe, überhaupt wie der ganze Karli, mein Bruder, den ich seit Kriegsende nicht mehr gesehen hatte, eigentlich hatten wir nie Gelegenheit, einander richtig zu sehen, weil Papa früher nicht gewollt hatte" daß Karli tschechische Kameraden hatte und mit tschechischen Mädchen befreundet war, dennoch war Karli in Prag Mitglied der tschechischen Ruderklubs gewesen, und obwohl mein Vater wünschte, Karli solle sich um unsere Furnierholzfabrik kümmern, zog er es vor, mit seinen Freunden und hübschen Mädchen in Prag tanzen zu gehen... Und nun fuhr er mich in seinem Simca durch Wien, natürlich nur durch die Kärntnerund die Mariahilfer Straße, und ich war geblendet von den breiten Straßen mit den schönen Geschäften und all den Menschen, die ihren Beschäftigungen nachgingen, eine Weile standen wir im Stau, und dieses Wien erstaunte mich und schien mir noch viel schöner, als ich es in Erinnerung hatte von damals, als wir in Breclav, in Lundenburg mit den Freundinnen in den Schnellzug stiegen, um nach Wien zu fahren und die Schule zu schwänzen... doch das war zu Beginn des Kriegs gewesen... Und dann stieg ich in Rodaun am Stadtrand von Wien aus, meine Schwägerin hieß mich willkommen, und ich erkannte sofort, daß sie es war, die Karli im Zaum hielt, daß sie es war, die nicht nur zu Hause, sondern überall das Zepter schwang, sie war eine reizende Frau, so ein Wiener Typ, wie ein Kegel sah sie aus und lächelte, doch war es keineswegs ein Lächeln, das Freude über meine Ankunft verriet, meine Schwägerin beruhigte sich erst, als ich sagte, ich sei nur für diese dreizehn Tage gekommen und würde wieder zurück kehren, ich sei jetzt in Prag zu Hause... ich sah, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel, und sie lächelte glücklich, daß ich nicht vorhatte, für immer hier in Österreich zu bleiben... Und Karli hatte inzwischen 6/12

199 seine Schuhe ausgezogen und Schuhspanner hinein gesteckt, er polierte sie mit einem Flanellappen und zog dann seine Pantoffeln an, auch ich mußte Hausschuhe anziehen und saß dann im Herrenzimmer, die Küchentür stand offen, und die Küche war ganz weiß, wie beim Zahnarzt sah es dort aus, und meine Schwägerin band sich eine weiße Schürze um und bereitete das Abendessen zu, sie saß auf einem weißen, mit Chromleisten verzierten Drehstuhl und öffnete das weiße Lacktürchen des weißen Küchenschranks, in satten Farben leuchteten dort die Gewürze, auch die Mohrrüben, die sie raspelte, strahlten vor lauter Frische, und die Büschel grüner, gekräuselter Petersilie ebenfalls... und dann tischte sie uns Naturschnitzel auf, sie selbst machte gerade eine Mohrrübenkur... Und Karli fragte mich leise, ob Prag immer noch so schön sei wie damals, als er jung war, als er an der Hochschule studierte und im Studentensportklub Tennis und Basketball spielte? Und ob im Herzchen und im "Bal Negre" noch immer getanzt werde? Und was Julis mache? Und der Tanzsaal Moldau im ersten Stock? Und vor allem, ob die Achterregatten der Stadt Prag noch stattfanden? Und als ich ihm sagte, daß ich Serviererin im Grill des Hotels Palace war, da strahlte er, ob man im ersten Stock des Palace noch immer so gut esse?... Also wohnte ich bei Karli in Rodaun, und jeden Abend wartete ich vor seiner Firma in Rodaun auf ihn, ich sah, wie er immer um halb sechs noch einige Male im weißen Kittel über den Hof dieser Wiener Holzfirma lief, Vater war tot, und ich war froh, daß er Karli nicht sah, der Vaters Firma hätte übernehmen können, es aber vorzog, mit schönen Fräuleins und seinen Kameraden durch Prag zu flanieren, anstatt sich Vaters Firma zu widmen... Karli wußte vermutlich im voraus, wie alles enden würde, schließlich hatte Vater alles verloren, weil er nicht damit gerechnet hatte, daß die Deutschen diesen Krieg verlieren könnten, denn als ich mit Karli Salzburg besuchte, zeigte er mir eine schöne Villa dort, für die Vater das Geld gehabt hatte, die er hätte erwerben können, doch wozu, damals im Jahre vierunddreißig, als er in Hodonín, in Göding ja eine viel schönere 7/12

200 Villa besaß... und vor allem wäre Vater nie der Gedanke gekommen, daß es mit ihm solch ein Ende nehmen könnte und nicht nur mit ihm, sondern mit der ganzen Familie samt Lizaj und Onkel Wulli... Und so war ich mit Karli jeden Tag an einem anderen Ort, einmal waren wir im Hotel Sacher, einmal fuhren wir nach Thallern Brathendl essen, dann wieder ins Cafe Demel, wo die Serviererinnen einen mit "Haben schon gewählt" ansprachen... Und dann war ich mit Karli aus Neugier noch im Cafe Hawelka und in Grinzing, und ein andermal fuhren wir nach Klosterneuburg, oder wir promenierten auf der Kärntner Straße und über den Graben, und ich war geblendet von diesem Wien und seinen Geschäften und dem wunderschönen Wiener Deutsch, und einige Male wurde mir schwer ums Herz, und ich wünschte mir, wenn ich mein Leben nach dem Krieg nochmals hätte neu beginnen können, dann wollte ich nirgendwo sonst leben, nur hier in Wien, ich fühlte mich wie zu Hause, alle Menschen hier kamen mir wie die Menschen vor, mit denen ich bis zu jenem Jahre fünfundvierzig zusammen gelebt hatte, denn meine Mutter war Österreicherin, Tochter eines Oberförsters, und je mehr ich von Wien begeistert war, desto öfter berichtigte mich meine Schwägerin und behauptete, das habe ja alles seine Richtigkeit, in Wien müsse man aber arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten, sie müsse in ihrer Schuhfabrik jeden Tag bis sechs Uhr abends arbeiten... und Karli sagte zu mir... Ich bin ein Fremder hier geblieben, mich hat dieses Wien nicht akzeptiert, mein Leben in Wien, das ist der Weg zur Arbeit und wieder zurück, fernsehen und früh zu Bett, damit ich früh am Morgen in der Firma bin und bis halb sechs schufte und schufte... Ich bin ein Fremder hier, nur in den Urlaub kann ich fahren, wohin ich will, in den Ferien kann ich in jedem x-beliebigen Meer baden, zu Weihnachten kann ich eine Woche Ski fahren, wo immer es mir gefällt... Doch in dieser Stadt hier bin ich ein Fremder, ein Sudetendeutscher, obwohl ich meine schönsten Jahre mit tschechischen Freunden und tschechischen Fräuleins in Prag verbracht habe, in Prag war ich zu 8/12

201 Hause, bis Hitler kam, den anzuschauen auch unsere Mama gefahren ist, damals, als er durch Wien fuhr, ich erinnere mich, als sie wieder zu Hause war, weinte sie vor Glück, daß sie Hitler gesehen hatte, es weinten vor Glück auch Lizaj und Tante Písinka, die letztes Jahr gestorben ist, ich aber habe gleich gewußt, das war das Ende mit den Prager Mädchen, mit den Prager Kameraden... und weil wir in den Sudeten wohnten, waren wir Deutsche und mußten an die Front... das erzählte Karli mir leise immer und immer wieder, und mit einem Taschentuch verdeckte er die weggeschossene Stelle an seinem Kinn... Nach Prag fuhr ich etwas weiser zurück. Im Franz-Josefs- Bahnhof stand ich mit Tränen am Fenster des Vindobona, Karli hatte mir ein neues Kostüm, einen Koffer voll Wäsche und Geschenke gekauft, jetzt stand er auf dem Bahnsteig und sah zu mir hoch, er lächelte mich an, stand da wie ein geknickter Marionettenkönig, die Schwägerin war wie immer im Kostüm, sie hielt meine Hand und lächelte mich an, das war eine Frau, wie Karli sie brauchte, sie zeigte keine Gefühle, und nichts konnte sie erschüttern, sie kannte ihren Wert und wußte, daß Karli ohne sie nicht nur nicht zurecht käme, sondern den Verstand verlöre... Ein Pfiff, und der Schnellzug fuhr an, Karli weinte, er tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen und das Kinn trocken, die Schwägerin lächelte und war sichtlich froh, daß ich endlich nach Prag zurückfuhr, damit sie sich von meinem dreizehntägigen Aufenthalt erholen konnte, und dann sah ich noch, wie Karli sich nieder beugte und mit dem Taschentuch leicht über das Hosenbein und dann über die Spitzen seiner glänzenden Schuhe wedelte... Am Bahnhof in Prag erwartete mich mein Mann, er hatte Fältchen rund um den Mund und gab mir nicht einmal einen Kuß, ich wich vor ihm zurück, denn er roch nach Bier, schuldbewußt lächelte er und trug meine Koffer, und da alle Taxis unterwegs waren, fuhren wir mit der Straßenbahn, ich 9/12

202 schaute hinaus und sah, daß Prag tatsächlich herunter gekommen und von Papier übersät war, und vor allem sah ich, daß Röhrenkonstruktionen alle möglichen Straßen verschandelten, und wie die Prager Peripherie allmählich ins Zentrum vorrückte, Wohnwagenparks, die von mit Draht zusammen gehaltenen Brettern, Balken und Traversen umzäunt waren, ich wunderte mich nur, daß mir das bisher nicht aufgefallen war, im Zentrum von Prag sah es aus wie in Wien, wie in dem Wien an der Peripherie... Und mein Mann wurde eins mit dem, was ich da draußen in den Straßen sah, irgendwie wurde mir bewußt, daß mein Mann in seinem Inneren mit alldem übereinstimmte, er dachte und kleidete sich genauso, wie diese Prager Straßen und Platze ausgestattet waren... Und als wir aus der Straßenbahn gestiegen und in unsere Gasse eingebogen waren, da taumelte ich leicht, erst jetzt bemerkte ich, daß alle diese Häuschen, alle diese Häuser dem Verfall nahe waren, daß die Mauern bröckelten, bei jedem zweiten Haus das Abflußrohr geplatzt war und die Gasse mit Unrat voll lag... Dann empfing mich der feuchte Hausflur und die vom Hof herein wehende Kühle, Frau Beranova hatte wieder einmal den Wasserhahn geöffnet und schüttete unter gewaltigem Plätschern einen Eimer nach dem anderen auf das Pflaster unterhalb ihrer Fenster... sie kehrte das Wasser mit einem Reisigbesen in den Rinnstein und hieß mich willkommen... Ich will gar nicht hören, wo Sie waren! Wissen Sie, ich habe zwanzig Jahre in Hamburg gelebt!... Ich stieg die Stufen hinauf, und da sah ich es! Hinter den herunter wallenden Ranken und Zweigen der wilden Reben, die vom Dach und den gespannten Drähten herunter hingen, leuchteten eine weiße Tür und weiße Fensterrahmen... und ich lächelte meinem Mann zu... und als ich unser Heim, unser Zuhause betrat, blitzten die weißlackierten Blechstühle und der Tisch und die mit Kalk verputzten Wände durch die Dämmerung, und alles, was in Reichweite des Spiegels stand, spiegelte sich noch einmal in ihm, und so standen in unserer Wohnung zahllose Stühle und Tische... und auf dem Tisch leuchtete noch immer dieses mit 10/12

203 einem roten Bändchen umwickelte Päckchen, dieses Päckchen mit dem Vorabexemplar, genauso, wie ich es aus dem Verlag gebracht hatte... Mein Mann streckte mir sein Gesicht entgegen, ich küßte es... und sagte... Na? Und mein Mann... Die "Perlchen" sind gestern erschienen und waren schon am selben Tag vergriffen... Über dieser Anstreicherei mit Lackfarben, von diesen zahllosen Brandys, die Pepícek zusammen mit meinem Mann getrunken hatte, war er, der in Liben, beim Herrn Vanista und bei meinem Mann immer mit den Füßen auf der Sitzbank in der Hocke gesessen hatte, über alldem also war dieser Pepícek gestorben. Man fand ihn erst nach einer Woche in seiner Wohnung dort in der Slovankastraße, er war einsam und allein gewesen, seine Verwandten lebten irgendwo in Kanada, und so meldete der Herr Vanista dem Volksausschuß, er werde sämtliche Begräbniskosten übernehmen... Und dann machten wir uns auf den Weg zu dem kleinen Aufbahrungssaal des Krematoriums, der Herr Vanista hatte seine Gitarre mitgenommen, und da stand der Sarg mit einem Schildchen, auf dem man lesen konnte, daß darin der Josef Sviatek lag... und dann kam ein Angestellter und wiederholte, was auch schon in der Todesanzeige gestanden hatte... und dann legte ich den einzigen Blumenstrauß auf den Sarg, und der Herr Vanista nahm seine Gitarre, er trat vor den Sarg, verneigte sich vor Pepícek Sviatek, stellte einen Fuß auf die Stufe und stimmte nach einigen Akkorden Pepíceks Lieblingslied an... "Mein Liebchen aus der Vorstadt, wie lächelst du so wunderschön..." Dieser Herr Vanista sang so gefühlvoll, wie er früher und auch heute noch in seinem Gasthaus "O sole mio" sang, mit einem Tenor wie Benjamino Gigli... er sang vom Liebchen aus der Vorstadt, und durch den schwarzen Samt, der sich in der Mitte geteilt hatte, traten die Angestellten hervor und lauschten, wie schön und gefühlvoll der Herr Vanista sang... während der Sarg langsam in der geöffneten Wand verschwand... 11/12

204 War das eine Freude, als mein Mann seine Autorenexemplare im Taxi nach Hause brachte, war das eine Freude! Er hatte auch gleich noch sechzig Stück dazu gekauft und die Pakete sofort ausgepackt und ein Buch neben das andere gelegt, wie Kacheln, ich sah es und wollte meinen Augen nicht trauen, daß mein Kleinod ein solcher Kindskopf war. Und dann signierte er alle diese Bücher... und er zwang mich, eines davon in die Arme zu nehmen und dieses sein Neugeborenes herumzutragen, das mache man so, Vitezslav Nezval habe seine Geliebten auch dazu gezwungen, es als Ehre zu empfinden, wenn ein Dichter ihnen sein Kindchen in die Arme legt, denn, wie mein Kleinod mir mit einer Träne im Auge sagte, für einen Schriftsteller seien seine Bücher die wahren Kinder, er sei nicht nur ihr Vater, sondern auch ihre Frau Mama, ja mehr noch als eine Mutter, und mein Mann zeigte auf sich, auf seinen Bauch und seinen Kopf, so ein Schriftsteller trage sein künftiges Kindlein nämlich länger als neun Monate mit sich herum, und wie eine Mutter fühle er, wie es in ihm größer werde, wie es sich herumdrehe, wie es strample, und er mache sich solche Sorgen, ob das Kind, dieses Kindlein, nicht etwa schwachsinnig sei? Ob es auch gut aussehen werde... So faselte mein Mann, seine Büchlein lagen auf dem ganzen Fußboden verstreut, und ich machte große Augen und sagte... Im Ernst? Das ist doch unmöglich... Tut dir nicht etwa der Schädel weh?... Wer hätte das gedacht... Und wenn dir was passieren sollte, in welches Irrenhaus möchtest du eingeliefert werden? Nach Berkovice? Oder nach Bohnice? Aus dem Buch: "Ich dachte an die goldenen Zeiten" von Bohumil Hrabal Suhrkamp Verlag, /12

205 Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk Inhaltsverzeichnis 01. Rodaun um Aus dem Wr. Tagblatt 13. Oktober Rodaun 03. Hugo Freiherr v. Lederer an den Rodauner Bürgermeister Vorwort zur Gemeindechronik von Rodaun ( ) 05. Rodauner Ortschronik Anno Rodauner Ortschronik Anno Rodauner Ortschronik Anno Rodauner Ortschronik Anno Rodauner Ortschronik Anno Anno 1995 Ein Rodauner Filmemacher als Mörder 11. Anno Entgleist in Rodaun ein Güterzug 12. Anno 1982 Zugunglück in Rodaun/Perchtoldsdorf 13. Anno 1958 Großbrand in der Rodauner "Aumühle" 14. Anno Tragödie im Hause des Dichters Hugo v. Hofmannsthal 15. Anno 1929 Hugo v. Hofmannsthal einem Schlaganfall erlegen 16. Anno Der Tod des Dichters Hugo v. Hofmannsthal 17. Anno Selbstmord des älteren Sohnes von Hugo v. Hofmannsthal 18. Rodauner Kalkbrenner Anno Anno Jahre Kaltenleutgebener-Bahn 20. Anno 2002 Das Rodauner Nikolausspiel "Mysteria" 21. Anno 2004 Eine Gottesanbeterin in Rodaun 22. Anno Rodaun, Kalksburg und Mauer sind Biosphärenparkgem. 23. Georg Springer Lokaler Ruhm in Rodaun 24. Letter in the Stars Catriel und Hilde Fuchs 25. Ich dachte an die goldenen Zeiten Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk

206 Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk Heimatkunde Rodaun / Alfred Walk

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