1. Wie bewertet sie das Konzept und Angebot des gemeinnützigen Unternehmens Teach First?

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1 Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / Kleine Anfrage des Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD und Antwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Engagement der ggmbh Teach First Deutschland an Schulen in Baden-Württemberg Kleine Anfrage Ich frage die Landesregierung: 1. Wie bewertet sie das Konzept und Angebot des gemeinnützigen Unternehmens Teach First? 2. Inwiefern und unter welchen Bedingungen sieht sie in diesem Konzept und Angebot von Teach First eine Bereicherung des baden-württembergischen Schulsystems im Sinne eines pädagogischen, gesellschaftlichen oder organisatorischen Mehrwerts? 3. Seit wann, in welcher Form und in welchem Umfang arbeitet sie mit Teach First zusammen, mit Angaben zum Zeitpunkt, zur Dauer, zur Anzahl der eingesetzten Teach First-Fellows und der beteiligten Schulen sowie zur finanziellen Unterstützung des Unternehmens bzw. der Entlohnung der Teach First-Fellows? 4. Welche Tätigkeiten übten bzw. üben die Teach First-Fellows an den Schulen aus? 5. Welche Ausbildung hatten bzw. haben diese Teach First-Fellows vorzuweisen? 6. Auf welcher Vertragsgrundlage wurden bzw. werden diese Teach First-Fellows angestellt? 7. Wurde der Einsatz von der Landesregierung evaluiert und wenn ja, mit welchem Ergebnis? Eingegangen: / Ausgegeben: Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Der Blaue Engel. 1

2 8. Wie viele der Teach First-Fellows, die an baden-württembergischen Schulen eingesetzt waren, haben sich für ein Lehramtsstudium entschieden und sind in den Schuldienst zurückgekehrt? Dr. Fulst-Blei SPD Begründung Die gemeinnützige GmbH Teach First ist seit über zehn Jahren in Deutschland aktiv. Die ursprünglich in den USA gegründete Bildungsinitiative sendet interessierte junge Menschen, vorwiegend Studierende und junge Absolventinnen und Absolventen, an Schulen, um die Lehrkräfte dort im Schulalltag zu unterstützen. Diese Kleine Anfrage soll dabei helfen zu eruieren, inwieweit das Modell von Teach First zur Unterstützung der Schulen in Baden-Württemberg beitragen kann und welche Bedingungen hierfür erfüllt sein müssen. Antwort Mit Schreiben vom 3. August 2018 Nr. Az. I/ /2 beantwortet das Minis - terium für Kultus, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie bewertet sie das Konzept und Angebot des gemeinnützigen Unternehmens Teach First? 2. Inwiefern und unter welchen Bedingungen sieht sie in diesem Konzept und Angebot von Teach First eine Bereicherung des baden-württembergischen Schulsystems im Sinne eines pädagogischen, gesellschaftlichen oder organisatorischen Mehrwerts? Für die Auswahl der Schulen sowie die Einstellung und Beschäftigung von Fellows sind die beigefügten Regelungen vom 5. März 2013 ausschlaggebend (Anlage 1). Ausgewählt werden die Fellows in einem komplexen Prozess aus Online-Bewerbung, Telefon-Interview und einem Assessment Center. Fellows müssen einen hervorragenden Studienabschluss, soziale Kompetenzen und eine persönliche Eignung für ihre Tätigkeit an der Schule mitbringen. Die Fellows werden durch TFD in einem dreimonatigen Vorbereitungsprogramm auf ihren Einsatz durch eigene Trainer intensiv vorbereitet. Nach einem E-Learning-Kurs mit einem Schulpraktikum folgt eine sechswöchige Sommerakademie, die zur entsprechenden Vertiefung ihrer praktischen Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit Jugendlichen führt. An den Schulen werden sie zusätzlich schulintern aber auch von speziell ausgebildeten und ausgewählten TFD-Tutoren in ihrer Tätigkeit begleitet. Die Auswahl der Schulen erfolgt durch das jeweilige Regierungspräsidium unter Beteiligung der Bezirkspersonalvertretung in Absprache mit Teach First Deutschland. Das Kultusministerium bewertet das hohe fachliche und soziale Engagement der Fellows im Rahmen des Programms der Pädagogischen Assistenten durchweg als äußerst positiv und für die Schülerinnen und Schüler der Hauptschulen/Werkrealschulen als außerordentlich gewinnbringend und zielführend. 2

3 Die Fellows unterstützen die Lehrkräfte an den Hauptschulen/Werkrealschulen in den Fächern Deutsch und Mathematik in besonderem Maße. Dies ist von großer Bedeutung, da die Schülerinnen und Schüler der Hauptschule/Werkrealschule in beiden Fächern deutlichen Förderbedarf aufweisen. Zudem erfahren die Lehrkräfte durch den Einsatz der Teach-First-Fellows eine wertvolle Entlastung. Die somit frei gewordenen Ressourcen können sie gewinnbringend in die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern, die nicht von Fellows betreut werden, investieren. Die Integrationsarbeit von Schülerinnen und Schülern mit Deutsch als Zweitsprache wird in großem Umfang von den Hauptschulen/Werkrealschulen geleistet, die auch in diesem Bereich von der Arbeit der Fellows profitieren. 3. Seit wann, in welcher Form und in welchem Umfang arbeitet sie mit Teach First zusammen, mit Angaben zum Zeitpunkt, zur Dauer, zur Anzahl der eingesetzten Teach-First-Fellows und der beteiligten Schulen sowie zur finanziellen Unterstützung des Unternehmens bzw. der Entlohnung der Teach First-Fellows? Grundlage für die Zusammenarbeit des Kultusministeriums mit Teach First Deutschland ist die Gemeinsame Erklärung zwischen dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg und Teach First Deutschland ge - meinnützige GmbH (TFD) vom 29. Juni 2010 (s. Anlage 2). Seit Beginn des Schuljahrs 2010/2011 arbeiten Teach First-Fellows über das Programm Pädagogische Assistentinnen und Assistenten an Werkreal- und Hauptschulen in sozialen Brennpunkten. Das Projekt begann an 16 Schulen und wurde 2012 auf 20 Stellen mit 25 Fellows erweitert. Das Programm Teach First ist derzeit finanziell an das Programm der Pädagogischen Assistenten angegliedert und auf insgesamt 20 Stellen mit einem jeweiligen Beschäftigungsumfang von 80 Prozent begrenzt. Die Entlohnung der Teach First Fellows erfolgt über das Programm Pädagogische Assistenten aus Lehrerstellen (A 12) bei Kapitel Der Arbeitsvertrag von Teach First Fellows wird in der Regel gemäß 14 Abs. 2 TzBfG (Gesetz über Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverträge) jeweils vom Freitag vor Beginn des Unterrichts nach den Sommerferien (allgemeiner Einstellungstermin) für die Dauer von zwei Jahren bis zum letzten Unterrichtstag vor Beginn der Sommerferien geschlossen. Entgegen den Regelungen bei den regulären Pädagogischen Assistenten ist für die Zuweisung eins Fellows nicht erforderlich, dass die Schule im entsprechenden Umfang auf Lehrerstunden verzichtet. 4. Welche Tätigkeiten übten bzw. üben die Teach First-Fellows an den Schulen aus? Die Fellows erteilen keinen eigenständigen Unterricht. Sie unterstützen die Lehrkräfte im Bereich der individuellen Förderung, insbesondere in den prüfungsrelevanten Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch, der Sprachförderung und bei unterschiedlichen außerunterrichtlichen Angeboten, beispielsweise im Rahmen der Ganztagsbetreuung und bei verschiedenen Maßnahmen der beruflichen Orientierung. Die Fellows konzentrieren ihre Arbeit auf Übergänge von Schülerinnen und Schülern nach Klasse 9 bzw. 10 in eine duale Berufsausbildung oder in eine weiterführende Schule, unterstützen die Vorbereitung von Schülerinnen und Schülern mit Deutsch als Zweitsprache auf eine erfolgreiche Teilnahme am Regelunterricht und den Übergang in eine Ausbildung und haben ein festes Einsatzprofil. Sie arbeiten ca. die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Unterricht und die andere Hälfte im außerunterrichtlichen Bereich, evaluieren ihre Arbeit und diagnostizieren die Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler, schaffen Vernetzungsangebote im schulischen Umfeld und bauen Kooperationen auf. Zusätzlich engagieren sich seit 2014 Fellows im Projekt Work Hard Get Smart, das von ihnen eigenverantwortlich organisiert und durchgeführt wird. Die vier - tägigen Lerncamps finden jeweils in den Osterferien statt und dienen der Vorbereitung von Schülerinnen und Schülern auf die Haupt- bzw. Werkrealschulabschlussprüfung in Baden-Württemberg. 3

4 5. Welche Ausbildung hatten bzw. haben diese Teach First-Fellows vorzuweisen? Bei den Fellows, die an den Hauptschulen/Werkrealschulen in Baden-Württemberg eingesetzt werden, handelt es sich um Absolventen unterschiedlicher Studien - richtungen, die über überdurchschnittliche Studienabschlüsse sowie über vielfäl - tige Zusatzqualifikationen verfügen. 6. Auf welcher Vertragsgrundlage wurden bzw. werden diese Teach First-Fellows angestellt? Es wird auf die Ziffer 3 verwiesen. 7. Wurde der Einsatz von der Landesregierung evaluiert und wenn ja, mit welchem Ergebnis? Teach-First-Deutschland hat in den Jahren 2017 und 2018 nach vorheriger Freigabe durch das Kultusministerium Schulleiterbefragungen durchgeführt. Die Auswertung der Schulleiterumfrage aus dem Jahr 2017 hat ergeben, dass sowohl die Arbeit der Fellows als auch die Zusammenarbeit mit TFD von den Schulleitungen als sehr positiv wahrgenommen wird. Als besonders bedeutend wird der Einsatz der Fellows in den Bereichen Differenzierung im Unterricht, individuelles Lernen, Inklusion, Ganztagsbetreuung und Berufsorientierung ange - sehen. Die Schulleiterbefragung aus dem Jahr 2018 wird derzeit noch ausgewertet. 8. Wie viele der Teach First-Fellows, die an baden-württembergischen Schulen eingesetzt waren, haben sich für ein Lehramtsstudium entschieden und sind in den Schuldienst zurückgekehrt? Nach Angaben von Teach-First-Deutschland haben seit Beginn des Programms insgesamt elf Fellows ein Lehramtsstudium aufgenommen. Dr. Eisenmann Ministerin für Kultus, Jugend und Sport 4

5 Anlage 1 5

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