Man kann Menschen nur verstehen, wenn man sie als Produkte der Evolution sieht...
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- Nicolas Kaufman
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1 Man kann Menschen nur verstehen, wenn man sie als Produkte der Evolution sieht... Thomas Junker DIE EVOLUTION DES MENSCHEN C. H. Beck Wissen München: C. H. Beck Verlag, Seiten. 23 Abb. ISBN Preis: 7.90 Warum gibt es Menschen? Wie lassen sich ihre körperlichen Merkmale und typischen Verhaltensweisen von der Sexualität und Aggression bis zur Intelligenz und Kunst erklären? Das Buch zeigt, wie diese uralten und zugleich höchst aktuellen Rätsel durch die neuesten Erkenntnisse der Evolutionsbiologie gelöst werden können.
2 Thomas Junker INHALT Die Deutungsmacht der Evolutionsbiologie Homo sapiens? Pan sapiens! Welche Beweise gibt es für die Primaten-Abstammung der Menschen? Von Affen zu Menschen Der letzte gemeinsame Vorfahre ein Schimpanse? Die aufrecht laufenden Menschenaffen Die ersten Menschen Afrika und die Eroberung der Welt Krieg oder Liebe? Urheimat im Kaukasus Die Eroberung der Welt Neandertaler und Cro-Magnons Ein neues Modell Das evolutionäre Erbe: Fast Food und Othello-Syndrom Der Sinn des Lebens Fehlernährung und Übergewicht Das Othello-Syndrom Machiavelli und Leonardo da Vinci: Intelligenz als Anpassung Schädelmessungen Leonardo sche Intelligenz Machiavelli sche Intelligenz Fleisch, Feuer und die Entstehung der ersten Menschen Sexualität und Strategien der Reproduktion Warum Sexualität? Kampf und Kooperation der Geschlechter Cosi fan tutte? Die Don Giovanni-Strategie Die Evolution des menschlichen Paarungssystems
3 Die Evolution des Menschen Gesellschaft und Macht Nutzen und Kosten sozialer Gruppen Verwandtenselektion und Bündnisse auf Gegenseitigkeit Familienbande: Ein Feind der Menschheit? Die Erfindung des Feigenblattes Kultur: Das zweite Vererbungssystem Was ist Kultur? Schimpansen- und Menschen-Kulturen Die ältesten Belege: Steinwerkzeuge Kommunikation und Sprache Kunst: Die Notwendigkeit des Luxus Die Neolithische Revolution Europa: Kulturelle oder genetische Expansion? Die biologische Zukunft der Menschheit Weiterführende Literatur Register
4 Thomas Junker LESEPROBE Die Deutungsmacht der Evolutionsbiologie Man kann Menschen nur verstehen, wenn man sie als Produkte der Evolution sieht. Liebe, Eifersucht und Hass, Freundschaft und Verrat, Angst und Mut, Aggression und Kooperation die menschlichen Emotionen und Verhaltensweisen sind Teil ihrer Natur. Betrachtet man den inneren Bau, die physiologischen Vorgänge und das Aussehen des menschlichen Körpers, so sind die biologischen Notwendigkeiten nicht zu übersehen; ignoriert man sie aus Nachlässigkeit oder unter Zwang, kommt es zu Schädigungen und Krankheiten. Vererbung und Anpassung, Geschichte und Umwelt sind die elementaren Ursachen, aus denen sich Entstehung und Funktion der Merkmale aller Lebewesen erklären lassen. Wie bei jedem Tier so müssen auch beim Menschen Fühlen, Denken und Verhalten bis ins Detail mit dem Körper abgestimmt sein. Für die Evolutionsbiologie sind Menschen eine Tierart unter vielen, mit Eigenschaften, die sich als Anpassungen an eine frühere oder die heutige Umwelt erklären lassen. Diese Sichtweise ist vielfach ungewohnt und auf den ersten Blick kontraintuitiv, weil sie konventionellen Denkschablonen widerspricht. Zugleich hat sie eine ganze Reihe unschätzbarer Vorteile. So ermöglicht es die distanzierte, vergleichende Betrachtung, einen objektiven, d.h. wissenschaftlichen Standpunkt auch bei Fragen einzunehmen, bei denen individuelle und gesellschaftliche Illusionen weithin dominieren. Besonders deutlich wird dies bei den Themen Sexualität, Kultur, Moral und Aggression, es lässt sich aber auch in vielen anderen Bereichen beobachten. Die Evolutionsbiologie kann Antworten auf die Fragen nach der Natur der Menschen und nach der Rolle der Kultur geben, da sie diese in lösbare Teilprobleme zerlegt: Was sind Menschen und wie sind sie entstanden? Warum gibt es überhaupt Menschen? Wie lassen sich Körperbau, Aussehen und Verhalten im Einzelnen erklären? Warum unterscheiden sich die Menschen der verschiedenen Erdteile und Länder? Warum unterscheiden sich Frauen und Männer in Merkmalen wie Größe und Behaarung? Warum in ihrem Verhalten? Warum werden Menschen krank, warum sterben sie? Warum legen sie so viel Wert auf ihre Freiheit? [...]
5 Die Evolution des Menschen Wie weit reicht die Methode der Evolutionsbiologie? Eine Grenze sind kulturell erworbene, d.h. erlernte Verhaltensweisen (wobei die Fähigkeit zu Lernen und damit zur Kultur selbst eine biologische Anpassung ist). In einigen Fällen lässt sich relativ leicht unterscheiden, ob ein Verhalten genetisch oder kulturell determiniert ist. So ist die Tatsache, dass man in Großbritannien auf der linken, in anderen Ländern auf der rechten Straßenseite fährt, erlernt und nicht durch ein britisches Linksfahr-Gen bestimmt. Andererseits basieren Hunger, Durst, Schlafbedürfnis und andere grundlegende Gefühle auf einem genetischen Programm und können durch Erziehung nur oberflächlich modifiziert werden. In wieder anderen Fällen sind der kulturelle und der genetische Anteil eng verwoben. Warum etwa bekleiden sich Menschen auch in Situationen, in denen es die äußere Umwelt nicht erfordert? Allgemein formuliert führt dies zu der heiß diskutierten Frage: Wie formbar ist die biologische Natur der Menschen durch die Gesellschaft, durch Erziehung und geistige Beeinflussung? Um die Reichweite und Deutungsmacht der evolutionsbiologischen Erklärungen beurteilen zu können, muss man sie testen. Dieser Test ist das Leitmotiv des Buches: Beispielhaft zeigt er, wie erfolgreich die Evolutionsbiologie menschliche Eigenschaften bereits heute erklären kann, wo offene Fragen und ungelöste Probleme sind und wo sie (noch?) an Grenzen stößt. (S. 7-9)
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