Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Sojabohnen 2014 bis 2017

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1 Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Sojabohnen 2014 bis 2017 Markus Mücke und Christian Kreikenbohm Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau Heimischer Sojaanbau wächst Durch die zunehmende Anzahl an Umstellungsbetrieben und die Ausweitung der Tierhaltung im ökologischen Landbau ist die Nachfrage nach heimisch erzeugten Eiweißfuttermitteln stetig angestiegen. Insbesondere Körnerleguminosen mit einer hohen Eiweißwertigkeit wie die Sojabohne sind gefragt. Diese hohe Nachfrage hat zu stabilen Erzeugerpreisen geführt und macht den Sojabohnenanbau für Ökobetriebe interessant. Der bislang vergleichsweise geringe Umfang von Sojabohnen an der Gesamtackerfläche Niedersachsens steigt kontinuierlich an. Die Sojaanbaufläche ist im Jahr 2017 von 350 ha auf rund 480 ha angestiegen. Etwa dreiviertel der niedersächsischen Sojafläche wird von Ökobetrieben bewirtschaftet. Neben der Ausdehnung der Öko-Sojabohnenfläche nimmt auch der konventionelle Sojaanbau stetig zu. Der Anbau von Sojabohnen unter niedersächsischen Bedingungen ist grundsätzlich möglich, ist aber anspruchsvoll und erfordert ein hohes Interesse an der Kultur. Die aktuellen, auch für den konventionellen Landbau geltenden Sortenempfehlungen auf Grundlage der niedersächsischen Öko-Sortenversuche sind nachfolgend zusammengefasst. Gutes Wachstum schlechte Erntebedingungen Von April bis Anfang Mai 2017 herrschten niedrige bis teils sogar frostige Temperaturen vor. Die Aussaat der Sojabohnen erfolgte 2017 nahezu flächendeckend erst in der zweiten Maiwoche, in eine Phase deutlich ansteigender Temperaturen. Dadurch wurde ein zügiger Aufgang gewährleistet. Die Niederschläge ab Juli führten zu gut gefüllten Hülsen, was ein hohes Ertragspotential erwarten ließ. Durch die anhaltenden hohen Niederschlagsmengen, eine geringe Strahlungsintensität und fehlende Wärme reiften die Sojabohnen allerdings verzögert ab. Stürme und Niederschläge sorgten dafür, dass die Bestände mancherorts ins Lager gingen. Dieser Umstand führte zu erhöhten Ernteverlusten, so dass die herangewachsenen hohen Erträge in der Praxis doch oft niedriger ausfielen. Sortenwahl ist entscheidend Die Grundlage für einen erfolgreichen Anbau bildet die Wahl einer ertragssicheren, kältetoleranten, früh und sicher abreifenden Sojasorte. Eine rasche Jugendentwicklung ist für die Unkrautunterdrückung sehr wichtig. Für Niedersachsen haben sich Sorten der frühen 000-Gruppe bewährt. Die Übergangsreifegruppe mittelfrüh (000/00) birgt bei ungünstiger Witterung das Risiko einer zu späten Abreife. Spätreifere Sorten sind für den norddeutschen Raum nicht zu empfehlen. Sorten der sehr frühen 0000-Gruppe reifen sehr früh ab. Diese Frühreife korreliert allerdings negativ mit dem Ertrag, wodurch deutliche Ertragseinbußen erkauft werden. Ein Anbau ist daher aus wirtschaftlichen Gründen nicht empfehlenswert.

2 Impfen ist Pflicht Für eine ausreichende Stickstofffixierleistung und somit einen erfolgreichen Sojaanbau muss das Saatgut zwingend mit speziellen Sojabohnen-Rhizobien geimpft werden! Die Impfung erhöht und sichert sowohl den Ertrag als auch den Rohproteingehalt. Impfen ist deshalb Pflicht! Bewährt haben sich die Präparate HiStick Soy, Force 48, Biodoz Soja und Rizoliq Top S. Sortenversuche in Niedersachsen In Niedersachsen werden Sojabohnensorten auf zwei Versuchsstandorten bereits langjährig unter ökologischen Anbaubedingungen geprüft. Der Versuch in Klein Süstedt im Landkreis Uelzen wird von der LWK Niedersachsen betreut. Die Hochschule Osnabrück ist für den Soja-Versuch auf ihrem Öko-Versuchsbetrieb Waldhof in Wallenhorst verantwortlich. Beide Institutionen haben das Prüfsortiment gemeinsam abgestimmt. Mit aufgeführt sind zudem die Ergebnisse von der LWK Nordrhein-Westfalen. Sortenempfehlungen für Niedersachsen Merlin ist die älteste im Anbau befindliche Sorte. Sie ist in Niedersachsen langjährig geprüft und besitzt eine hervorragende Kältetoleranz und eine überdurchschnittliche Frohwüchsigkeit in der Jugendentwicklung. Sie reift zügig und sicher ab und tendiert zu überdurchschnittlichen Erträgen. Für den Anbau und besonders für den Einstieg ist Merlin ohne Zweifel erste Wahl. Obelix kann auch im dritten Versuchsjahr mit überwiegend überdurchschnittlichen Erträgen überzeugen. Obelix ist ausgesprochen frohwüchsig und reift ähnlich sicher wie Merlin ab. Eine interessante Sorte, die zweifellos in die engere Wahl gehört. Amandine ist als einzige von den in Niedersachsen geprüften Sorten auch für den Speisesojaanbau geeignet. Die Frohwüchsigkeit liegt auf mittlerem Niveau. Die Abreife ist etwas verzögert, aber noch akzeptabel. Die Erträge schwanken über die Jahre betrachtet und bewegen sich meistens unterhalb des Standardmittels. Amandine tendiert zu überdurchschnittlichen Rohproteingehalten, was ein wichtiges Qualitätskriterium im Speiseanbau ist. Abelina fährt auch im zweiten Versuchsjahr überwiegend überdurchschnittliche Erträge ein. Einen positiven Eindruck hinterlassen zudem die gute Jugendentwicklung und die sichere Abreife. Ein Probeanbau ist überlegenswert. Zu beachten ist allerdings die leicht erhöhte Lageranfälligkeit. Amarok hat ebenfalls das zweite Prüfjahr abgeschlossen und kann in diesem Zeitraum mit überwiegend erfreulichen Erträgen überzeugen. Die Abreife und Frohwüchsigkeit ist gut. Ein Probeanbau kommt in Frage. Alexa hat das zweite Versuchsjahr absolviert. Die Erträge tendieren in diesem Zeitraum auf leicht überdurchschnittlichem Niveau. Der erhebliche Ertragseinbruch in Wallenhorst in diesem Jahr überrascht. Frohwüchsigkeit und Abreife sind bislang positiv aufgefallen. Ein Probeanbau kann in Erwägung gezogen werden. Viola kann an die überdurchschnittlichen Erträge des Vorjahres nicht anknüpfen. Die Frohwüchsigkeit ist durchschnittlich und bei der Abreife ist sie tendenziell später als die Vergleichssorten Obelix und Merlin. Weitere Versuche sind abzuwarten. ES Comandor konnte auf den beiden Versuchsstandorten in 2017 nicht an die Erträge des Vorjahres anknüpfen. Die Jugendentwicklung tendiert auf überdurchschnittlichem Niveau. Weitere Versuche müssen abgewartet werden.

3 Gallec und Lissabon werden seit 2016 nicht mehr geprüft. Sie kommen aber nach wie vor für den Anbau in Frage. Die Abreife ist ähnlich sicher wie bei Merlin und Obelix und die Erträge bewegten sich in den Versuchen um den Mittelwert. Zahlreiche Neuzugänge in den Sortenversuchen Die Sojazüchtung wurde im Verlauf der letzten Jahre deutlich ausgeweitet. Mittlerweile bereichern zahlreiche Züchtungshäuser das Sojabohnensegment. Die Züchter arbeiten auch besonders an frühreifen, für den mittel- und norddeutschen Bereich geeigneten Sorten. Das Sortiment besteht daher aus vorwiegend jungen Sorten, die noch weiter geprüft werden müssen. Insgesamt bestehen gute Voraussetzungen um die Sojabohne im norddeutschen Raum weiter zu verbreiten. Die Sorten GL Melanie, Regina, Coraline, Toutatis und Sculptor sind 2017 neu in die Sortimente aufgenommen worden. Bei den vergleichsweise streuenden Erträgen über die beiden Versuchsstandorte kann derzeit noch keine Sorte hervorgehoben werden. Bei der Frohwüchsigkeit fielen besonders GL Melanie, gefolgt von Toutatis und Sculptor positiv auf. Weitere Versuche sind abzuwarten. Fazit Die Sojafläche in Niedersachsen steigt langsam aber beständig an Sorten mit einer sicheren frühen Abreife sind unbedingt zu bevorzugen Die Futtersorten Merlin, Obelix, gefolgt von Gallec und Lissabon gehören in die engere Wahl Ein Probeanbau ist bei den zweijährig geprüften Sorten Abelina, Amarok und Alexa überlegenswert Für das Speisesojasegment ist Amandine geeignet Eine Saatgutimpfung kurz vor der Saat mit bewährten Impfmitteln ist Pflicht Soja-Netzwerk Das Soja-Netzwerk als ein Projekt im Rahmen der BMEL Eiweißpflanzenstrategie besteht seit Ziel des Gesamtprojektes ist die Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen in Deutschland. Dazu wurde und wird ein bundesweites Netzwerk etabliert, welches dem Wissenstransfer zwischen Forschung, Beratung und Praxis dient. Eingebunden sind 120 ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe aus 11 Bundesländern. Die Gesamtkoordination sowie das Datenmanagement des Verbundprojektes übernimmt die Lfl Bayern. Für Niedersachsen ist die LWK Niedersachsen der zuständige Projektpartner. Auf Leuchtturmbetrieben werden Soja-Demonstrationsparzellen zu verschiedenen Fragestellungen im Sojaanbau angelegt und flankierend Feldtage durchgeführt. Besonders für Neueinsteiger bietet die LWK eine umfassende Soja- Beratung an. Weitere Informationen rund um die Sojabohne erhalten Sie auch unter: Leitfaden zur mechanischen Unkrautregulierung im Sojabohnenanbau Der Fachbereich Ökolandbau hat einen Leitfaden zur mechanischen Unkrautregulierung im Sojabohnenanbau herausgegeben. Unter (Webcode: im Suchenfenster eingeben) steht dieser zur Verfügung.

4 Sortenversuche Sojabohnen im ökologischen Landbau Erträge (86% TM) relativ zum Standardmittel Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Versuchsort / Landkreis Klein-Süstedt Belm Wallenhorst Auweiler Landkreis UE UE UE OS OS REK Bodenart / Ackerzahl S / 25 S / 25 S / 25 ls / 45 ls / 38 ls / 36 lu / 70 Versuchsjahr Sorte / Reifegruppe Züchter /Vertrieb Merlin / 000 Saatbau Linz Amandine / 000 ACW/DSP/IG Pflanzenz Obelix / 000 ACW/DSP/Farmsaat Amarok / 000 InterSaatzucht/BayWa Abelina / 000 Saatbau Linz/IG Pflanzenz Alexa / 000 Probstdorfer Saatz Viola / 000 Probstdorfer Saatz./Saaten Union ES Comandor / 000 Euralis GL Melanie / 000 SZG/Saatzucht Gleisdorf Regina / 000 Saatbau Linz/IG Pflanzenz Coraline / 000 Saaten Union Toutatis / 000 ACW/DSP/BayWa Sculptor / 000 Saaten Union Versuchsmittel 35,6 23,3 26,1 36,5 33,2 25,2 30,9 32,5 39,5 Standardmittel 36,0 23,9 29,5 37,1 35,0 27,5 33,0 30,9 39,2 GD 5% (relativ) 11,9 14,9 16,8 12,3 10,2 15,1 10,0 15,5 6,7 Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökolandbau

5 Sortenversuche Sojabohnen im ökologischen Landbau Rohprotein (% TM) Versuchsort / Klein-Süstedt Landkreis Landkreis UE UE Bodenart / Ackerzahl S / 25 S / 25 ls / 38 ls / 36 Versuchsjahr Sorte / Reifegruppe Züchter /Vertrieb Wallenhorst Nordrhein-Westfalen Merlin / 000 Saatbau Linz 42,8 39,5-41,3 38,5 42,3 39,1 Amandine / 000 ACW/DSP/IG Pflanzenz. 44,6 41,5-43,0 39,6 44,8 41,9 Obelix / 000 ACW/DSP/Farmsaat 45,4 41,2-42,5 39,2 42,8 40,7 Amarok / 000 InterSaatzucht/BayWa 43,1 41,2-44,1 40,1 44,0 42,0 Abelina / 000 Saatbau Linz/IG Pflanzenz. 42,8 39,8-40,1 39,3 43,0 40,4 Alexa / 000 Probstdorfer Saatz. 45,7 41,7-43, Viola / 000 Probstdorfer Saatz./Saaten Union 43,7 40,2-43, ,6 ES Comandor / 000 Euralis 45,6 41,1-43, GL Melanie / 000 SZG/Saatzucht Gleisdorf - 40,6-42, Regina / 000 Saatbau Linz/IG Pflanzenz. - 41,1-43,0-43,6 41,9 Coraline / 000 Saaten Union - 39,5-42, Toutatis / 000 ACW/DSP/BayWa - 39,0-41, Sculptor / 000 Saaten Union - 41,7-41, Versuchsmittel 44,2 40,6 42,4 39,3 43,4 40,9 OS Auweiler REK lu / 70 Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökolandbau

6 Bonitur Massenbildung/Frohwüchsigkeit LSV Öko-Sojabohnen Niedersachsen - Mittel aus 2016 und 2017 Merlin Amandine Obelix Amarok Abelina Alexa Viola Anfangsentwicklung Jugendentwicklung ES Comandor GL Melanie* Regina* Coraline* Toutatis* Sculptor* *= einjährige Ergebnisse je höher die Boniturnote, umso besser die Massenbildung/Frohwüchsigkeit