Antibiotikaresistenzen

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1 Antibiotikaresistenzen Stand: Jahrgangsstufen Fach/Fächer Übergreifende Bildungsund Erziehungsziele Zeitrahmen Benötigtes Material 13 (Ausbildungsrichtung Sozialwesen) Biologie Alltagskompetenz und Lebensökonomie, Gesundheitsförderung ca. 40 Minuten Recherchematerial (analog oder digital) zum Einsatz von Antibiotika in der Lebensmittelindustrie Optional: Packungsbeilagen von Antibiotika Kompetenzerwartungen Diese Aufgabe unterstützt den Erwerb folgender Kompetenzen: Die Schülerinnen und Schüler vertreten eine eigene Meinung basierend auf dem individuellen Wertesystem und unter Berücksichtigung beeinflussender Faktoren und setzen sich mit verschiedenen Standpunkten auch zu aktuellen biologischen Fragestellungen kritisch auseinander. (B13 1) beschreiben die Wirkungsweise von Antibiotika, stellen daraus individuelle und gesellschaftliche Risiken einer nichtsachgemäßen Verwendung (z. B. Resistenzbildung) dar und begründen auf dieser Basis verantwortungsvolle Umgangsweisen mit Arzneimitteln. (B13 4) Seite 1 von 5

2 Aufgabe Umstrittener Einsatz von Antibiotika Antibiotika werden in der Medizin eingesetzt, um bakterielle Infektionen zu behandeln. Abgesehen von möglichen Nebenwirkungen ist zudem das steigende Risiko zu bedenken, dass das Antibiotikum gar nicht die erwünschte Wirkung erzielt. Immer lauter werden die Warnrufe vor resistenten Keimen. Damit sind Bakterien gemeint, die gegen die Wirkung bestimmter Antibiotika unempfindlich sind. Bleiben sämtliche gängige Antibiotika wirkungslos, spricht man von multiresistenten Bakterien, was in der Medizin ein immer größer werdendes Problem darstellt. Eine der Ursachen, die zu einer Zunahme der Multiresistenz führen, ist die Missachtung von Verschreibungs- und Einnahmeempfehlungen. 1. Ermitteln Sie aus den Hinweisen einer typischen Packungsbeilage eines Antibiotikums Ursachen für die Entstehung von resistenten Keimen und begründen Sie Ihre Auswahl fachgerecht. Beispiel einer Packungsbeilage Ein Arzneistoff, welcher heute in der Medizin als Antibiotikum eingesetzt wird, ist das Cefuroxim. Eine Packungsbeilage zu diesem Medikament enthält eine Fülle von Informationen und Angaben, weshalb hier nur eine stark gekürzte und überarbeitete Version verwendet wird. Mit folgenden Angaben, welche für Antibiotika typisch sind, ist zu rechnen: Patienteninformation Diese Tabletten enthalten den Wirkstoff Cefuroxim, ein Arzneimittel aus der Gruppe der sogenannten Antibiotika (Cephalosporine). Cefuroxim ist verschreibungspflichtig und darf nur auf ärztliche Anweisung angewendet werden. Ihr Arzt legt fest, welche Wirkstärke und Darreichungsform für Ihre Behandlung geeignet sind. Diese Tabletten werden üblicherweise angewendet bei - akuter Rachen- und Mandelentzündung verursacht von Streptokokken-Bakterien, - akuter Mittelohrentzündung, - akuter bakterieller Nasennebenhöhlenentzündung, - akuter Form einer chronischen Bronchitis, - Infektionen der Haut und des Weichteilgewebes, - Infektionen der Niere und/oder ableitenden Harnwege, - Frühstadium der Lyme-Borreliose (vorwiegend durch Zeckenbisse ausgelöste Infektion). Schwangerschaft Fragen Sie vor der Einnahme/Anwendung von allen Arzneimitteln Ihren Arzt oder Apotheker um Rat. Zu einer Anwendung von Cefuroxim am Menschen in der Schwangerschaft liegen bislang keine ausreichenden Erfahrungen vor. Bisher wurden keine schädigenden Wirkungen auf das ungeborene Kind beschrieben. Sie sollten Cefuroxim dennoch in der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Drittel, nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko- Abwägung durch den behandelnden Arzt anwenden. Cefuroxim kann zu Erbrechen und Durchfall führen. In diesem Fall kann die Wirksamkeit von Cefuroxim und/oder anderer von Ihnen eingenommener Arzneimittel (wie z. B. die empfängnisverhütende Wirkung der sogenannten "Antibabypille") beeinträchtigt werden. Fragen Sie hierzu bei Bedarf Ihren Arzt oder Apotheker. Stillzeit Der Wirkstoff geht in die Muttermilch über. Sie dürfen Cefuroxim daher nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt anwenden. Der gestillte Säugling sollte auf mögliche Irritationen der Darmflora und Sprosspilzbesiedelung hin beobachtet werden. Bei Einnahme von Cefuroxim zusammen mit Nahrungsmitteln und Getränken Die Aufnahme und Verteilung und somit die Verfügbarkeit des Arzneimittels sind erhöht, wenn die Einnahme nach einer Mahlzeit erfolgt. Seite 2 von 5

3 Wie ist Cefuroxim einzunehmen? Nehmen Sie Cefuroxim-Tabletten immer genau nach Anweisung des Arztes ein. Bitte fragen Sie bei Ihrem Arzt oder Apotheker nach, wenn Sie sich nicht ganz sicher sind. Art und Dauer der Anwendung Sie sollen Cefuroximtabletten im Abstand von 12 Stunden einnehmen. Nehmen Sie die Tabletten kurz nach einer Mahlzeit ein, da die Aufnahme aus dem Darm dann am besten ist. Welche Nebenwirkungen sind möglich? Wie alle Arzneimittel kann Cefuroxim Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt: - sehr häufig: mehr als 1 von 10 Behandelten - häufig: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten - gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von Behandelten - selten: weniger als 1 von 1 000, aber mehr als 1 von Behandelten - sehr selten: weniger als 1 von Behandelten, einschließlich Einzelfälle - Häufigkeit nicht bekannt: Häufigkeit kann aus den verfügbaren Daten nicht berechnet werden Welche Nebenwirkungen können im Einzelnen auftreten? (Hier werden nur die häufigen angeführt!) Häufig Vorübergehender Anstieg von Leberenzymen im Serum (AST, ALT) und LDH, Eosinophilie, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, Entzündung der Mund- und Scheidenschleimhaut, teilweise verursacht durch Hefepilz (Candida)-Superinfektionen Die Behandlungsdauer (normalerweise 5 bis 10 Tage) richtet sich nach der Schwere und dem Verlauf der Erkrankung. Die Behandlung sollte mindestens zwei Tage über das Abklingen der Symptome hinaus durchgeführt werden. Dosierung und Art der Verabreichung richten sich nach der Schwere der Infektion, der Empfindlichkeit des Erregers und dem Allgemeinzustand des Patienten. Auswirkungen, wenn die Behandlung mit Cefuroximtabletten abgebrochen wird Um das Fortbestehen bzw. erneute Auftreten der Infektion zu vermeiden, sollten Sie Cefuroximtabletten regelmäßig und in der von Ihrem Arzt verschriebenen Dosierung einnehmen. Wenn Sie weitere Fragen zur Anwendung des Arzneimittels haben, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Das Arzneimittel darf nicht im Abwasser und sollte nicht im Haushaltsabfall entsorgt werden. Fragen Sie Ihren Apotheker, wie das Arzneimittel zu entsorgen ist, wenn Sie es nicht mehr benötigen. Diese Maßnahme hilft, die Umwelt zu schützen. Aber nicht nur in der Humanmedizin kann der nichtsachgemäße Gebrauch von Antibiotika zur Resistenzbildung beitragen, auch der Einsatz in der Lebensmittelindustrie ist eine ernstzunehmende Ursache. 2. Informieren Sie sich über typische Einsatzmöglichkeiten von Antibiotika in der Lebensmittelindustrie und erklären Sie, wie diese die Entstehung von resistenten Keimen begünstigen. 3. Erarbeiten Sie aus den gewonnenen Erkenntnissen aus Aufgabe 1 und 2 drei begründete Forderungen, um der Entstehung von resistenten Keimen entgegenzuwirken. Halten Sie dabei auch fest, wer Ihrer Meinung nach was tun oder verändern müsste und diskutieren Sie Ihre Positionen in der Gruppe. Variante zu 3.: Erarbeiten Sie aus den gewonnenen Erkenntnissen aus Aufgabe 1 und 2 drei begründete Forderungen, um der Entstehung von resistenten Keimen entgegenzuwirken. Verfassen Sie einen Brief mit Ihren Forderungen an die Ihrer Meinung nach zuständige Stelle. Seite 3 von 5

4 Hinweise zum Unterricht Illustrierende Aufgaben zum LehrplanPLUS Zuvor könnte die Aufgabe Antibiotikaeinnahme bearbeitet werden. Aktuelle Fälle und die Berichterstattung darüber in den Medien könnten im Unterricht aufgegriffen werden. Die Schülerinnen und Schüler bringen eigene Packungsbeilagen oder auch Berichte über resistente Keime bzw. dadurch verursachte Erkrankungen mit und werten diese aus. Beispiele für Produkte und Lösungen der Schülerinnen und Schüler Zu 1. Z. B.: Auf Seiten der Patienten ist die unzuverlässige Medikamenteneinnahme eine bedeutsame Ursache für die Entstehung von resistenten Keimen: Kommt es zu einer Unterdosierung oder zu einer vorzeitiger Beendigung der Behandlung werden die Erreger unter Umständen nur teilweise abgetötet. Die überlebenden Bakterien sind oft diejenigen mit einer erhöhten natürlichen Resistenz, welche sie bei ihrer Vermehrung über die Erbanlagen weitergeben. Somit erzielt das eingesetzte Antibiotikum, bei einer oft notwendigen erneuten Behandlung, keinen Erfolg mehr. Nicht die Person, sondern der Krankheitserreger wird gegen das Antibiotikum resistent. Wird die Einnahme eines Antibiotikums vorzeitig abgebrochen, haben die bis dahin überlebenden, meist resistenteren Erreger nun keine Konkurrenz mehr und können sich gut vermehren. Eine unvollständige Einnahme bewirkt somit eine Selektion der resistenteren Keime, welche die vorgeschriebene Dosierung nicht überlebt hätten. Ein Rückfall ist zu erwarten. Die nun resistenten Erreger können zudem auch auf andere Menschen übertragen werden. Multiresistente Erreger entstehen, wenn sich Vorgänge, die zur Resistenzbildung führen, in Anwesenheit noch weiterer Antibiotika wiederholen. Auf Seiten der Ärzte ist der häufige, oft unnötige Einsatz von Antibiotika bzw. auch der Einsatz für diese Erkrankung ungeeigneter Antibiotika eine bedeutsame Ursache für die Entstehung von resistenten Keimen: Nach wie vor passiert es, dass bei viralen Infekten Antibiotika verschrieben werden, obwohl Antibiotika gegen Viren nicht helfen. Dies begünstigt die Vermehrung solcher Bakterien, die aufgrund natürlicher Mutationen zufällig resistent sind. Auch werden immer wieder keine spezifischen, sondern sehr breit wirksame Antibiotika verschrieben. Dieser häufige Einsatz fördert wiederrum die Selektion von multiresistenten Keimen. Im Ernstfall kann es dann passieren, dass später dieses hochwirksame Medikament nicht mehr wirkt. Zu 2. Z. B.: Da bei der sogenannten Intensivtierhaltung die Infektionsgefahr steigt, werden häufig Antibiotika z. B. dem Tierfutter beigemischt, um den Ertrag zu steigern. Viele dieser Antibiotika sind eng verwandt mit den Antibiotika, welche in der Humanmedizin eingesetzt werden. Beim Verzehr des Fleisches bzw. u. U. auch beim Verzehr tierischer Produkte nimmt der Mensch geringe Mengen davon auf, welche die Selektion fördern. Dadurch können sich wiederum resistente Bakterienstämme entwickeln, die Behandlungserfolge in der Humanmedizin erschweren können. Seite 4 von 5

5 Zu 3. Diskussionspunkte könnten sein: Bessere Aufklärung der Patienten über Einnahme- und Dosierungsempfehlungen Bessere Aufklärung der Ärzte über Verschreibungs-, Einnahme- und Dosierungsempfehlungen Steigende Bereitschaft der Patienten alternative Behandlungen auszuprobieren Stärkere Verbote und Kontrollen bei der Lebensmittelindustrie Ausstieg aus der Intensivtierhaltung fördern Bessere Verbraucherinformation Deklarationspflicht bei Lebensmitteln Entwicklung von neuen Antibiotika gegen bereits resistente Keime Anregung zum weiteren Lernen Umfang, Schriftgröße und Verständlichkeit von Packungsbeilagen könnten kritisch hinterfragt werden. Wie häufig werden Sie gelesen? Fallbeispiele von Krankheitsverläufen sammeln. Beispiele für Multiresistente Keime, z. B. MRSA, besprechen. Evtl. könnten hier auch Erfahrungen aus dem Praktikum aufgegriffen werden. Seite 5 von 5