Predigt am , zu Römer 7,14ff.
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- Gerd Grosser
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1 Predigt am , zu Römer 7,14ff. Paulus schreibt: 14 Es steht außer Frage: Die Tora ist»geistlich«, sie kommt von Gott. Wir aber sind»fleischlich«, das heißt schwache Menschen, der Macht der Sünde ausgeliefert. 18 Wir bringen es zwar fertig, uns das Gute vorzunehmen; aber wir sind zu schwach, es auszuführen. 19 Wir tun nicht das Gute, das wir wollen, sondern gerade das Böse, das wir nicht wollen. 22 In meinem Innern stimme ich der Tora Gottes freudig zu. 23 Aber in meinen Gliedern, in meinem ganzen Verhalten, sehe ich eine andere Tora am Werk. Diese Tora liegt im Streit mit der Tora, die ich innerlich bejahe, und macht mich zu ihrem Gefangenen. Es ist die Tora der Sünde, die in meinen Gliedern regiert und mir mein Verhalten diktiert. 24 Ich unglückseliger Mensch! Wer rettet mich aus dieser 25 Gott sei gedankt durch Jesus Christus, unseren Herrn: Er hat es getan! Nun diene also ich, ein und derselbe Mensch, mit meinem bewussten Streben der Tora Gottes, aber mit meinen Gliedern der Tora der Sünde. Liebe Gemeinde, Anfang Oktober war der jüdische Feiertag "Simchat Tora" Freude an der Tora. Und Tora meint die 5 Bücher Mose. Für Tora kann man auch Weisung sagen, oder wie es dann 1
2 im Griechischen und Lateinischen oft wiedergegeben wird: Gesetz. An Simchat Tora endet die jährlich sich wiederholende wöchentlich fortgesetzte Komplettlesung der 5 Bücher Mose und im gleichen Gottesdienst beginnt sie wieder von vorn. Freude an der Tora, an der Bibel, das war es auch, was Martin Luther Freude gemacht hat, die Bibel, die Schrift. Sola Scriptura allein die Schrift war für ihn der Maßstab für den Glauben. Zu einem eigenen Fest hat es allerding die Bibel, die Luther so hoch schätzte in der evangelischen Kirche in den letzten 500 Jahren nicht gebracht. Im Gegenteil: Die Bibel ist evangelischen Christen weitgehend unbekannt. Sie steht in vielen Wohnungen, sie ist das meistverbreitete und meistgedruckte Buch der Welt, aber sie ist auch das am wenigsten gelesene Druckerzeugnis. Während es früher noch in allen Gemeinden Bibelstunden und Bibelkreise gab, so ist dies heute weitgehend ausgestorben, bzw. die Beschäftigung einiger weniger Unerschütterbaren. Dabei ist die Bibel ein Schatz menschlicher und göttlicher Weisheit. Die Tora, die Weisung, das Gesetz ist geistlich, es kommt von Gott selbst. Die Tora ist heilig, ein Geschenk 2
3 Gottes an die Menschheit. Das sind die Worte des Apostels Paulus. Er schätzte die Tora hoch ein, genau wie Jesus, der sie immer wieder las und auslegte und daraus Verhalten und Lebensweise ableitete. Vor ungefähr 500 Jahren, zur gleichen Zeit, als Luther die Tora studierte und als Professor in Wittenberg lehrte, entstand im Judentum die Tradition am Fest Simchat Tora die Schriftrollen durch die Synagoge zu tragen und dazu zu tanzen und zu singen. Ein wunderbar fröhlicher Gottesdienst mit Prozession und Tanz und Gesang. Und die Kinder werden mit Süßigkeiten beschenkt. Freude an der Tora! Auf das Fest der Tora-Freude und den Reformationstag mit der dunklen Erinnerung an Luthers Sola Scriptura folgt kurze Zeit später der 9. November. Der Tag, an dem vor 80 Jahren die heilige, gute, geistliche, von Gott gegebene Tora, die Torarollen in Deutschland, mit Füßen getreten und massenweise verbrannt wurden und als die Verehrer der Tora, die wir Christen eigentlich auch sein sollten, gedemütigt und schließlich ein paar Jahre später massenweise ermordet wurden. In meinem Innern stimme ich der Tora Gottes freudig zu. Aber in meinen Gliedern, in meinem ganzen Verhalten, sehe ich eine andere Tora am Werk. Diese Tora liegt im Streit mit der Tora, die ich innerlich bejahe, und macht 3
4 mich zu ihrem Gefangenen. Es ist die Tora der Sünde, die in meinen Gliedern regiert und mir mein Verhalten diktiert. Ich unglückseliger Mensch! Wer rettet mich aus dieser Paulus beschreibt das Spannungsfeld, in der der Mensch existiert. Die Tora der Sünde, ist der uns Menschen eigene und in jedem Menschen vorhandene Drang zur Macht über andere. Die Ursünde, wenn man so will, zu sein wie Gott, größer zu sein, als andere, den anderen beherrschen wollen. Wie viele Beziehungen scheitern daran, wie viele Kriege sind dadurch entstanden. Wieviel Tod und Elend wird dadurch verbreitet. Die Tora der Sünde gebiert die Höllen auf Erden. Und wir sind daran beteiligt. Wegen dieser Tora der Sünde ist Jesus gestorben. Weil Menschen um ihre Macht fürchteten, als er seine Tora Gottes, die Tora des Heilens, des Friedens, der Gerechtigkeit, des Mitgefühls, des sozialen Ausgleichs verkündete. Weil Jesus der Versuchung der Macht, dieser über die ganze Welt verbreitete Tora der Sünde, widerstanden hat, weil er in seinem Leben nur die Tora Gottes hat Geltung gewinnen lassen, deshalb musste er sterben. 4
5 Durch die Taufe, durch unseren Glauben, der durch Jesus gekommen ist, wechseln wir auf seine Seite. Ich unglückseliger Mensch! Wer rettet mich aus dieser Gott sei gedankt durch Jesus Christus, unseren Herrn: Er hat es getan! Nun diene also ich, ein und derselbe Mensch, mit meinem bewussten Streben der Tora Gottes, aber mit meinen Gliedern der Tora der Sünde. Durch den Glauben wissen wir, es ist möglich wie Jesus der Tora Gottes zu dienen, barmherzig zu sein, Liebe zu üben, für Gerechtigkeit einzutreten. Wir werden die Tora der Sünde nicht beseitigen, nicht bei uns selbst, nicht in der Welt. Aber wir haben Gottes Geist, den Geist, der Jesus beseelte und ihm die Kraft gab, der Versuchung der Macht zu wiederstehen, der gibt auch uns die Kraft zum Leben nach der Tora Gottes, wie Jesus es uns gelehrt hat. Und was steht in der Tora, in der guten Weisung Gottes, in seinem heiligen Gesetz? Und was hat Jesus uns gelehrt? Bibel lesen! Am besten mit anderen gemeinsam Das wäre mal eine gute Idee. 5
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