Fahrplan für die Vorlesung
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- Nelly Hausler
- vor 5 Jahren
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1 Fahrplan für die Vorlesung Einführung in die Grundfragen der VE Kurze Zusammenfassung 1. Gegenstandsbereiche der VE und Definitionsversuch (Was ist das Spezifische der VE?) 2. Vergleiche in der VE 3. Funktionen des Vergleichs Methodologische Reflexion 4. Literatur
2 Komparative, grenzüberschreitende Ausrichtung der VE stellt das Fundament der Fachdisziplin dar. Und auch wenn Vergleichen zu den Grundkategorien wissenschaftlichen Argumentierens in verschiedenen Zusammenhängen gehört, so werden damit in der VE vor allem internationale Ländervergleiche assoziiert.
3 VE ist demnach zunächst das, was andere wissenschaftliche Zugriffe in ihren Augen nicht sind! 1. Die VE bezieht sich auf die Gesamtheit von Erziehung und Bildung mit einer bestimmten, für sie charakteristischen Perspektive die des Vergleichs. (Brillen-Modell) 2. Die VE bearbeitet einen bestimmten Ausschnitt von Erziehung und Bildung dadurch, dass internationale und interkulturelle Praxen von Erziehung und Bildung in den Blick genommen werden. (Torten-Modell)
4 Das Dreiergespann natio-ethno-kulturell (nach (Mecheril 2004) markiert in der VE genau die Art der Fremdheit bzw. Alterität oder Andersheit, mit der sich das Wissenschaftsgebiet beschäftigt.
5 VE ist a) ein pluridisziplinär ausgreifender Teilgebiet der EW, b) sie untersucht Phänomene von Bildung und Erziehung in verschiedenen Regionen, Ländern oder Kontinenten, c) in ihren Beziehungen zum gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontext, d) im Hinblick auf Ähnlichkeiten und Unterschiede, e) um sowohl den einmaligen Charakter jedes Phänomens im jeweiligen Bildungssystem besser verstehen zu können f) als auch zugleich gültige oder wünschenswerte Generalisierungen zu finden, g) dies geschieht letztlich mit dem Endziel, Bildung und Erziehung zu verbessern. (Definition nach Henk van Daele: L'éducation comparée. Paris 1993, S. 16f.)
6 Der Vergleich ist ein logisches und nützliches Instrument, dessen man sich in einem induktiven Gedankengang bedient, um Probleme zu lösen, die sich im Verlauf einer wissenschaftlichen Recherche stellen. Der wissenschaftliche Vergleich ist damit ein methodisch kontrolliertes Verfahren, das durch Gegenüberstellen und Vergleichen sowohl das Allgemeine in den Besonderheiten als auch die Unterschiede herausarbeitet.
7 Zum Vergleich als Methode der EW Die großen Fragen der Erziehung, welche zur Zeit die Nation bewegen, können nicht allgemeingültig für alle Zeiten und Völker entschieden werden, sondern sie können nur auf Grund der genaueren fachmännischen Kenntnis von Geschichte und jetzigem Leben der Erziehung durch eine Art von künstlerischem Handeln, in dem die Gabe des Staatsmannes und des Pädagogen zusammenwirken, ihre Behandlung finden. (...) Alsdann wird eine vergleichende Betrachtung der Erziehungssysteme anzustellen sein und sie wird ergeben, daß hier die Einzelformen durch die voranschreitende Entwicklung der Menschheit miteinander verbunden sind. In gewissen Grenzen wird es hierdurch möglich, die Tendenz in der Entwicklung der Erziehung zu bestimmen und so unsere wissenschaftlichen Einsichten für die Leitung des Unterrichtswesens zu benutzen. (Dilthey 1962, S. 81)
8 Mit anderen Worten zum tertium comparationis: Die Definition eines tertium comparationis verbunden mit der Präzision einer Hypothese ist die Voraussetzung für den systematischen Vergleich. Das tertium comparationis ist gleichsam der Bezugspunkt, der den Vergleich konzentriert auf eine spezielle Aufgabenstellung in methodologisch begründeter Form erlaubt. (Röhrs 1975, S. 99)
9 Ein wichtiger Vertreter der internationalen EW und der Reformpädagogik, Hermann Röhrs, definiert das Tertium Comparationis als:... das den Vergleich ermöglichende Gemeinsame als übergeordnete Beziehungsgröße. Er wird entwickelt, indem die Vergleichsobjekte und die dem Vergleich zugrundeliegende Fragestellung in bezug zu dem zu erwartenden Erkenntnisgewinn gesetzt werden. Konkret bedeutet das, dass für jeden Vergleich eine Aufgabenstellung neu definiert wird, die den systematischen Vergleich erst erlaubt... (Röhrs 1975, S. 99)
10 Und so schreibt Lê Thàn Khôi: Die vergleichende Erziehungswissenschaft ist wie alle Sozialwissenschaften idiographisch, d.h. sie untersucht individuelle Erscheinungen, während sie sich gleichzeitig bemüht, nomothetisch zu sein, d.h. wiederholt auftretende und allgemeingültige Aspekte der Tatbestände aufzuzeigen und deren Gesetzmäßigkeiten zu beschreiben. (ders., 1981, S. 33)
11 Konträre Positionen zu internationalen Vergleichen und ihre Entsprechung in den zwei Grundfunktionen der Wissenschaft idios und nomoi..diejenigen, die glauben, daß man aus dem Studium ausländischer Bildungssysteme und -aktivitäten profitieren kann, und diejenigen, die nicht dieser Meinung sind. Die letzteren begründen ihre Skepsis und ihre Meinung damit, daß Bildung und Erziehung idiosynkratischer Natur seien, d.h. eine besondere und eigenartige Mischung spezifischer Elemente darstellen. Es ist nicht nur so, wird behauptet, dass jede Nation das Bildungswesen besitzt, das sie verdient, sondern daß jede Nation und jedes Land das eigene Bildungs- und Erziehungswesen aus einer einzigartigen Konstellation der historischen und kulturellen Umstände generiert, so daß nichts Wesentliches und Wertvolles durch ein Lernen vom Ausland gewonnen werden könne.... Die Vertreter der anderen Auffassung verweisen dagegen auf die gemeinsamen historischen Ursprünge, ähnliche Funktionen sowie die heutigen Potentiale, aber auch Herausforderungen an Bildung und Erziehung. (Noah 1991, S. 29)
12 Funktionen des Vergleichs (nach Hörner 1997, S. 70) BESONDERHEIT Idios UNIVERSALITÄT Nomoi Theoretisches Interesse 1. Idiographisch 4. Experimentell Praktisches Interesse 2. Melioristisch 3. Evolutionistisch
13 Literatur s. Angaben zur Vorlesung 2 und Lê Thàn Khôi: L`education comparèe. Paris Schriewer, J.: Vergleichende Erziehungswissenschaft. In: Tenorth, H.-E./Tippelt, R. (Hg.): BELTZ Lexikon Pädagogik. Weinheim, Basel 2007, S. 748f.
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