1. Der Bedarf des Hundes

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1 Grundlagen einer Rationsgestaltung BARF und Selberkochen 1. Der Bedarf des Hundes Grundlage aller Rationsberechnung, jeder Futterkonzeption etc. ist der Nährstoffbedarf des Hundes die meisten Bedarfszahlen beziehen sich auf das metabolische Körpergewicht (metab. KG) und nicht auf das Körpergewicht o Formel zur Berechnung des metab. KG aus Körpergewicht: metab. KG = Körpergewicht 0,75 o ein Hund mit 15 kg Körpergewicht hat ein metab. KG von 15 0,75 = 7,62 Bedarf gibt es für: Wasser o wichtigster Bedarf vieler Lebewesen auf dem Planeten (Säugetiere bestehen zu über 2/3 aus Wasser) o durchschnittlich 50 ml/kg Körpergewicht in 24 h (alles zusammengerechnet, also trinken, Wassergehalt im Futter etc.) o Ration bzw. Futter muss diesen Bedarf NICHT decken, da Durst sehr starker Regulator der Wasseraufnahme > weniger Wasser in Ration, mehr trinken und umgekehrt, d. h. Hunde, die mit Trockenfutter ernährt werden, trinken mehr als jene, die Nassfutter bekommen. Das ist ganz normal und hat nur etwas mit dem Feuchtigkeitsgehalt des Futters zu tun. o Wasser IMMER ad libitum (so viel der Hund will/braucht) Energie o Energiebedarf von Säugetieren besteht aus Erhaltungsbedarf + Leistungsbedarf, abhängig von: Körpergröße (z. B. Rasse) Aktivität (z. B. Rasse, Kastrationsstatus) Aufgaben (z. B. Arbeitshunde, Sporthunde) individuelle Faktoren (z. B. Gemüt, Fell) usw. o alle Gleichungen sind IMMER nur Annäherungen an den tatsächlichen Bedarf o Energieverlust über die Körperoberfläche ist wichtiger Einflussfaktor, daher brauchen große Tiere (weniger Körperoberfläche/Gesamtgewicht) relativ gesehen weniger Energie als kleine Tiere (weniger Körperoberfläche/Gesamtgewicht) o Für Interessierte: Gesetz von Kleiber Bergmann`sche Regel

2 o beim Hund wird immer mit umsetzbare Energie (ME) gerechnet o Formel zur Berechnung des Energiebedarfs des Hundes: Energiebedarf Hund = 0,5 MJ ME x metab. KG o ein Hund mit 7,62 kg metab. KG (15 kg Gewicht) hat einen Energiebedarf von 7,62 x 0,5 MJ ME = 3,81 MJ ME Aminosäuren (Proteine) o Proteinbedarf eines Hundes wird angegeben in verdauliches Protein, da nicht alle Proteine tatsächlich im Organismus ankommen. o Formel Berechnung Proteinbedarf Hund (wir reden hier immer vom mittelalten erwachsenen Hund ohne besondere Bedürfnisse): Proteinbedarf Hund = 5 g verd. Protein/kg metab. KG/Tag o ein 15 kg schwerer Hund > 15 0,75 kg = 7,62 kg metab. KG > 7,62 x 5 g verd. Protein = 38,1 g verd. Protein am Tag Fettsäuren (Öle) o Bedarf wird in der Praxis an der Omega-6-Fettsäure Linolsäure festgemacht. o Voraussetzung: hochwertiges Öl mit ausreichendem Linolsäuregehalt, z. B. Sonnenblumenöl Distelöl Sojaöl Rapsöl Hanföl o Nicht so gut geeignet sind die modernen Öle wie z. B. Kokosfett, Palmöl, aber auch Olivenöl ist nicht so gut. o 5-10 ml (ungefähr 1-2 Teelöffel)/10 kg Körpergewicht am Tag, wenn gutes Öl (siehe oben) (kommt auf Fettgehalt des Fleischs an) Vitamine und Mineralstoffe o Es gibt für alle Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine Bedarfszahlen > eine so detaillierte Bedarfsanpassung ist aber sehr komplex und i. d. R. nur mit Excel-gestützter Kalkulation (oder speziellen BARF-Rechnern) sinnvoll möglich. o Daher konzentrieren wir uns hier auf den wichtigen Mineralstoff Calcium, der Bedarf kann gedeckt werden durch: Knochenfütterung (nicht so gut, wegen niedriger Verträglichkeit und unsicheren Calciumgehalten) Mineralfutter (besser ) o Phosphat ist durch Fleisch abgedeckt o Andere Mineralstoffe und Vitamine bitte durch ein kommerzielles Mineralfutter sicherstellen. Hierbei beachten, dass es zur Ration passt (mit/ohne Knochenfütterung, mit/ohne Leber in der Ration etc.)

3 o Leber enthält viel Vitamin A und D und schmeckt gut, aber die Gehalte können ruckzuck zu viel sein, daher max. 10 % der Ration (eher weniger) o Versorgung durch Algen usw. (Jod!) bitte nur bei bekanntem Jodgehalt, keine Frei-Schnauze-Produkte, sondern Produkte, die zur Ergänzung bei BARF gedacht sind (inkl. Dosierung), z. B. Seealgenpulver; am besten EINE passende Mineralstoffmischung, die auch Jod abdeckt. o Bezugsquelle z. B. oder Fasern o Wir wissen: Rohfasern müssen sein, damit die Darmtätigkeit angeregt wird, (gesunde) Bakterien im Darm werden ernährt o Karotten, Pastinake (fast dreimal mehr!), Äpfel etc., am besten geraspelt o Weizenkleie u. ä. o auch Laktulose möglich (schmeckt neutral, kann exakt gesteuert werden) o Kräuter 2. Die Zusammenstellung der Ration Die Ration MUSS bedarfsdeckend sein. Der Nährstoffgehalt der Ration wird Schritt für Schritt zusammengesetzt, bis die Bedarfsdeckung erreicht ist. Problem bei BARF: Verzicht auf kohlenhydrathaltige Rohstoffe (Nudel, Kartoffeln, Reis) und Verwendung stark proteinhaltiger Rohstoffe (Fleisch, Innereien). Dadurch Deckung der Energie häufig mit starker Überversorgung an Proteinen vergesellschaftet.

4 Rationszusammenstellung Übersicht 1. ca. 45 % proteinhaltige Rohstoffe (bei BARF ca %) Fleisch (auch Herzen) Innereien (z. B. Pansen, Blättermagen, KEIN Kehlkopf > Jod durch Schilddrüse!, Nieren, Lungen etc.) Milchprodukte (z. B. Käse, Milch) Eier 2. ca. 45 % Kohlenhydrat-Energieträger Nudeln, Kartoffeln, etc., alles gekocht 3. ca. 5 % Öle Pflanzenöle (wie oben genannt) 4. ca. 5 % faserreiche Rohstoffe und Gemüse Karotten, Pastinake, Äpfel, Birnen, Kleie, etc. 5. vitaminisiertes Mineralfutter nach Herstellerangaben verwenden, nicht frei Schnauze stark mineralstoff- oder vitaminhaltige Rohstoffe einsetzen Praktische Umsetzung 1. ca. 45 % proteinhaltige Rohstoffe (bei BARF ca %) Proteinbedarf (eigentlich Aminosäurebedarf, aber in der Praxis rechnet man mit Proteinen, da die Gehalte bekannt sind, während Aminosäuresequenz meist nicht bekannt ist) eines Hundes wird in verdauliches Rohprotein angegeben. Durchschnittliche Verdaulichkeit von Proteinen liegt bei 85 %, Muskelfleisch höher, Bindegewebe niedriger Formel verdauliches Protein : 1 g Protein > 1 x 0,85 = 0,85 g verdauliches Protein 100 g Kochschinken von der Pute enthalten ca. 22 g Protein, 22 g x 0,85 = 18,7 g verdauliches Protein 38,1 g verd. Protein: 18,7 verd. Protein (in 100 g Schinken) = 2,01 Ein Hund mit 15 kg müsste 2,01 mal 100 g Schinken fressen, um seinen Proteinbedarf zu decken, also 200 g. 2. ca. 45 % Kohlenhydrat-Energieträger (entfällt bei BARF) Bruttoenergie (wieviel ist theoretisch im Futter) > verdauliche Energie (Bruttoenergie abzüglich der Energie, die unverdaut wieder ausgeschieden wird) > umsetzbare Energie (verdauliche Energie

5 abzüglich der Energie, die über die Nieren und als Blähungsgas verloren geht) Berechnung der Bruttoenergie: 1. Schritt Berechnung der Kohlenhydrate (sind nicht angegeben auf der Verpackung) in %: 100 % - Rohprotein % - Rohfett % - Rohfaser % - Rohasche % - Feuchtigkeit % = Kohlenhydrate % 2. Schritt Berechnung der Energie aus Kohlenhydraten, Rohfasern, Proteinen und Fetten (alle Energieträger im Rohstoff): a. Energie aus Kohlenhydraten = Kohlenhydrate (%) x 17,2 kj/g Futter Kohlenhydrate 15 % > 15 x 17,2 = 258 kj/g Rohstoff b. Energie aus Rohfasern = Rohfaser (%) x 17,2 kj/g Futter Rohfaser 3 % > 3 x 17,2 = 51,6 kj/g Rohstoff c. Energie aus Proteinen = Rohprotein (%) x 23,9 kj/g Futter Rohprotein 25 % > 25 x 23,9 = 597,5 kj/g Rohstoff d. Energie aus Fetten = Rohfett (%) x 39,4 kj/g Rohstoff Rohfett 14 % > 14 x 39,4 = 551,6 kj/g Rohstoff 3. Schritt Addition der einzelnen Energiemengen: Energie aus Kohlenhydraten + Energie aus Rohfasern + Energie aus Proteinen + Energie aus Fetten = Gesamtbruttoenergie

6 258 kj + 51,6 kj + 597,5 kj + 551,6 kj = 1458,7 kj/g Futter ein Gramm Rohstoff enthält 1458,7 kj Energie 3. ca. 5 % Öle Sonnenblumenöl Distelöl Sojaöl Rapsöl Hanföl andere pflanzliche Öle mit hohem Linolsäuregehalt 4. ca. 5 % faserreiche Rohstoffe und Gemüse Karotten, Pastinake, Äpfel, Birnen, Kleie etc. 5. vitaminisiertes Mineralfutter Bezugsquellen siehe oben Sonstiges Rationsgestaltung besonders im Krankheitsfall oder in bestimmten Lebensphasen (Welpen, Junghunde, trächtige oder laktierende Hündinnen) überprüfen lassen, da hier komplexere Anforderungen an Fette Mangelerscheinungen machen sich oft erst nach Jahren bemerkbar. nur 1/3 aller (BARF-)Rationen ist gut, 1/3 leichte Mängel, 1/3 grobe Mängel Hygiene! Mit Unterstützung von