Wo geht`s hier zur Freiheit? Kindheit heute zwischen Institutionen, Bildungsanforderungen und Freizeit
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- Kathrin Meissner
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1 Wo geht`s hier zur Freiheit? Kindheit heute zwischen Institutionen, Bildungsanforderungen und Freizeit Dr. Alexandra Langmeyer & Ursula Winklhofer Deutsches Jugendinstitut München Fachtagung der Jugendorganisationen des Bund Naturschutz (JBN) am
2 Kindheit heute: Veränderte familiale Lebenswelt Aufwachsen in verschiedenen Familienformen erleben öfter Übergänge von einen Familienform in eine andere erleben häufiger Scheidung der Eltern: Fragilität Aber: positive Bewertung von Wohlbefinden unabhängig von Familienform 2
3 Kindheit heute: Veränderte familiale Lebenswelt Das Erziehungsklima in Familien wird liberaler und kindzentrierter Das macht sie, wenn sie müde ist. 3 3
4 Kindheit heute: Veränderte familiale Lebenswelt Rückgang: Konformität als Erziehungsziel (Gehorsam und Unterordnung) Autoritäre Haltung Körperliche Bestrafung Eingeschränktes Lob Zunahme: Selbstentfaltung als Erziehungsziel (Selbständigkeit und freier Wille) Nachgiebigkeit Ausdruck von Gefühlen Liebevolle Zuwendung Wandel des Eltern-Kind-Verhältnisses: vom Befehls- zum Verhandlungshaushalt 4
5 Kinderrechte UN-Kinderrechtskonvention (1989) Definition Kinder: Menschen, die das 18. Lebensjahr noch nicht abgeschlossen haben 10 Grundrechte von Kindern: sichere Umgebung ohne Diskriminierung Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung, medizinischer Versorgung und Ausbildung Mitsprache bei Entscheidungen Kindern soll jene Umwelt geboten werden, die ihnen hilft, das Beste aus ihrem Leben zu machen 5
6 Das Recht auf Spiel und Freizeit UN-Kinderrechtskonvention Artikel Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben. Die Vertragsstaaten achten und fördern dieses Recht weitere Ausführungen im General Comment (2013) 6
7 Kinder in Institutionen: U3 7
8 Ganztagsschule 30,6 % der Schüler und Schülerinnen nehmen am Ganztagsbetrieb teil (Grundschule & Sek I) 8
9 Ganztagsschule: Grundschule 9
10 Ganztagsschule: Sekundarstufe I 10
11 Abiturregelung: G8 vs G9 Schulzeitverkürzung bei nahezu unveränderten fachbezogenen Anforderungen weniger außerschulische Freizeit, insbesondere Oberstufenschüler (Böhm-Kaspar et al., 2011, Milde-Busch et al. 2010) weniger strukturierte Freizeit (z.b. Sportverein) im G8- Bildungsgang (Blumentritt et al., 2014) Aber: keine Unterschiede hinsichtlich schulbezogenen Tätigkeiten in der außerschulischen Freizeit (Blumentritt et al., 2014) 11
12 Hausaufgaben Hausaufgaben nach Alter der Kinder 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 6 bis unter 7 Jahre 7 bis unter 8 Jahre 8 bis unter 9 Jahre 15 Minuten oder weniger 16 bis 30 Minuten 31 bis 60 Minuten Mehr als 60 Minuten Quelle: DJI-Survey AID:A II 2014; eigene Berechnungen 12
13 Stress durch Schule Wovon fühlst du dich gestresst? Elefanten- Kindergesundheitsstu die 2011/2012 Alter: 7-9 Jahre 13
14 Zeitverwendung von Kindern und Jugendlichen Cornelißen & Blanke (2004) 14
15 Zeitverwendung von Kindern und Jugendlichen Cornelißen & Blanke (2004) 15
16 Freizeittypen (World-Vision Kinderstudie 2013) 16
17 Zunahme bildungsorientierter bzw. kultureller Aktivitäten Quelle: MediKuS-Studie 2011/
18 a day time to a play day time to play all Zeit girlszum Spielen 44.9(9-11 Jahre) boys 49.9 Ich habe genug Zeit zum Spielen all all girls girls boys boys all % 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% very true a bit true not true girls boys Quelle: Re-play Projekt
19 Zeit zum Spielen (12-16 Jahre) Ich habe genug Zeit zum Spielen all girls boys % 20% 40% 60% 80% 100% very true a bit true not true Quelle: Re-play Projekt 19
20 Spielorte wo spielen Kinder und Jugendliche? 6-8 Jahre (n=91) häusliches Umfeld: Garten/Hof (90%) zu Hause (85%) bei Freunden (88%) Spielplatz (80%) Schule (77%) Jahre, oft (n=249) zu Hause (48%) Sportplatz/Bolzplatz (33%) bei Freunden (27%, 66% manchmal) Garten/Hof (26%) im Einkaufszentrum/Geschäften (21%) in der Schule (21%) 9-11 Jahre, oft (n=170) Garten/Hof (47%) zu Hause (36%) Spielplatz und Sportplatz (je 34%) Schule (34%) bei Freunden (22%, 72% manchmal) Quelle: Re-play Projekt 20
21 Wo treffen Kinder Freunde? Quelle: World-Vision Kinderstudie,
22 Abhängigkeit kindlicher Erfahrungswelten von sozialer Herkunft: Vereinsmitgliedschaft Unterschicht Untere Mittelschicht Vereinsmitgliedschaft Mittelschicht Obere Mittelschicht keine Vereinsmitgliedschaft Oberschicht Quelle: Leven/Schneekloth 2010, Datenbasis: World Vision Kinderstudie 2010, Angaben in Prozent 22
23 Abhängigkeit kindlicher Erfahrungswelten von sozialer Herkunft: Zufriedenheit mit Freizeit Nach Schicht: Oberschicht Obere Mittelschicht Mittelschicht Untere Mittelschicht Unterschicht 0% 20% 40% 60% 80% 100% negativ bis neutral positiv sehr positiv Quelle: World-Vision Kinderstudie, 2013, eigene Darstellung 23
24 Abhängigkeit kindlicher Erfahrungswelten von sozialer Herkunft: Zufriedenheit mit Freizeit Nach Armutserleben: Konkretes Armutserleben Beschränkungen keine Armutserfahrung 0% 20% 40% 60% 80% 100% negativ bis neutral positiv sehr positiv Quelle: World-Vision Kinderstudie, 2013, eigene Darstellung 24
25 Fazit Das Zusammenleben in Familien hat sicher verändert Kinder dürfen mehr mitbestimmen und -entscheiden Institutionalisierung von Kindheit: steigende Einbindung in frühe Bildung und Betreuung, zunehmender Besuch von Ganztagsschulen Kinder haben weniger Zeit, die sie selbstbestimmt gestalten können höhere Anforderungen an kindliche Bildung und Förderung von Anfang an, Ambivalenz: Leistungsdruck, aber verstärkte Förderung die wenige, verfügbare Zeit ist meist sehr strukturiert Freizeit als Bildungszeit: Freizeit wird für vielfältige Bildungsaktivitäten genutzt, z.b. durch kulturelle, musische, sportliche Aktivitäten Bedingungen des Aufwachsens und Erfahrungswelten abhängig von sozialer Herkunft 25
26 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: 26
27 Fragen zur Diskussion Was bedeuten die vorgestellten Ergebnisse zur veränderten Kindheit für den Bund Naturschutz und andere Jugendorganisationen bzw. für die Umweltbildung? Wie können Kinderrechte (besser) umgesetzt werden? Wie können Kindern und Jugendlichen mehr Freiräume gewährt werden? Was bedeutet es für Jugendorganisationen, dass das Erleben von Freizeit abhängig ist von der sozialen Herkunft der Kinder (Schicht, Armut)? Wie können diese Kinder erreicht werden? 27
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