Handrohre und Stabbüchsen bis 1600

Transkript

1 Handrohre und Stabbüchsen 1350 bis 1600

2 Was sind Handrohre? Handrohre sind frühe leichte Handfeuerwaffen, welche durch eine Person gehalten und abgefeuert werden konnten. Sie wurden für die Belagerung und die Verteidigung von befestigten Anlagen sowie auch für den Angriff eingesetzt. Ein richtiges Zielen war noch kaum möglich. Bei den Handrohren unterscheidet man zwischen den kurzen Ausführungen, welche von der Person gehalten wurden und den langen Ausführungen, die wie eine Pike auf dem Boden schräg abgestützt wurden. Sie wurden zwischen 1300 und 1600 mit Zündloch und Pulverpfanne eingesetzt und später durch Musketen und Pistolen abgelöst.

3 Um 1340: Loshult-Rohr 1861 im schwedischen O rt Loshult gefunden Keulenförmiges, 30 cm langes Bronzerohr Bohrung mit erweitertem Pulverraum, zylindrischem Mittelteil und konisch sich erweiterndem Mündungsteil Statens Historika Museum, Stockholm

4 Um 1350: Bronze-Rohr Schweres in Bronze gegossenen Rohres mit konischer Muffe. Schäftung war vermutlich ein 2 bis 3 m langer Holzstab Stabbüchse diente dem Bogenbeschuss von befestigten Anlagen Privatsammlung

5 Um 1375: Eisernes Faustrohr, Tschechien Herkunft: Trübau, Mähren Achtkantohr mit Verstärkung im Pulverkammer-und Mündungsbereich Kreuzförmige Pulvernut mit Zündloch. Rohr im Mittelbereich durch Explosion gerissen Länge 376 mm Kaliber 32 mm Städtisches Museum Moravska Trebova, Tschechische Republik

6 Um 1375: Vierläufige Stabbüchse, Bern Vier Eisenläufe mit einer konischen Muffe zusammengeschmiedet. Drei glühend aufgezogene Verstärkungsringe. Konische Muffe zur Befestigung eines Holzstabes. Waffenlänge: 555 mm Lauflänge: 100 mm Kaliber: 9.5 mm Bernisches Historisches Museum

7 Um 1390: Kurzes Stabrohr, Wien Aus eisen geschmiedetes Rohr mit Vierkantdorn für Befestigung von Holzstab Kleine Pulverpfanne mit Funkenschild Lauflänge: 230 mm Bohrung: 211 mm Kaliber: 23 mm Heeresgeschichtliches Museum, Wien

8 Um 1390: Berner Handbüchse Kurzer, achtkantiger Lauf mit obenliegendem Zündloch Kleine Q uerrinne für Befestigung eines Feuerschildes Laufbefestigung durch zwei Eisenbänder Lauflänge: 167 mm Kaliber: 29 mm Gewicht: kg Bernisches Historisches Museum

9 Vor 1399: Tannenberg-Stabbüchse 1849 aus im Jahre 1399 zerstörter Raubritterburg Tannenberg ausgegraben Bronze-Achtkantlauf O benliegende nach rechts verschobener flache Pulverpfanne Länge: 320 mm Pulverraum: 9 x 118 mm Kaliber: 17.3 mm Germanisches Museum Nürnberg

10 Um 1405: Langes Handrohr mit Stützgabel Lange Stabbüchse nach Zeichnung von Rudolph Schmidt, Basel, 1875 G ut tragbare Belagerungswaffe für Bogenschuss Typische Daten: Gesamtlänge: 2-4 m Lauflänge: mm Kaliber: mm Q uelle: Buch Die Handfeuerwaffen, Rudolph Schmidt 1875

11 Um 1425: Stangenbüchse, Tabor Runder aus Eisen geschmiedeter Lauf mit kleinem Mündungswulst Zündloch auf O berseite Lange, angeschmiedete konische Muffe für Holzstabbefestigung Museum der Hussitischen Revolutionsbewegung, Tabor

12 Um 1435: Bronze Stabbüchse, Kurisches Haff 1871 im Kurischen Haff, Preussen, mit O riginalholzstab und -ladestock gefunden Achtkantiger Bronzelauf Pfannentrog mit Pfannendeckel Ladestock in Bohrung Muzeum Wojska Polskiego, Warschau

13 Um 1450: Stabbüchse, Spanien G eschmiedetes Eisenrohr 8 Verstärkungsringe Verstärkte Pulverkammer Zündloch mit Pulvermulde G elenktülle mit Arretierbolzen, abklappbar Länge: 455 mm Kaliber: 12 mm Gewicht: 2.9 kg Zeughaus-Waffensammlung, D

14 Um 1450: Italienische Handbüchse G eschmiedeter Eisenlauf O benliegendes Zündloch Trompetenförmige Mündung Verzierung Meisselarbeit Schaft späteren Datums Lauflänge: 1170 mm Kaliber: 22 mm Q uelle: Aldo C. Cimarelli, Armes ä Feu de Collection

15 Um 1450: Freienstein Handrohr 1975 in Burgruine Freienstein ausgegraben Längsriss durch Explosion Abgesprengtes Laufende Zündloch fehlt Laufrestlänge: 280 mm Ursprünglich: ca.320 mm Kaliber: 18 mm Schweizerisches Landesmuseum, Zürich

16 Um 1460: Handrohr, Augsburg? Achtkantiges Rohr O benliegende Zündloch Rückseitiges Feuerschild Eisenband-Rohrbefestigung Eingemeisselte Verzierungen Rohrlänge: 148 mm Kaliber: 19 mm Gewicht: 2.5 kg Zeughaus-Waffensammlung, D

17 Um 1470: Geschäftete Handbüchse, Tiber Im Tiber, Rom, gefunden Rohr aus 2 gegeneinander verdrehten Lagen O benliegendes Zündloch 9 Verstärkungsringe Rohrriss beim Pulveraum Waffenlänge: 755 mm Lauflänge: 250 mm Kaliber: 23 mm Bernisches Historisches Museum

18 Um 1500: Kleines geschäftetes Handrohr Achtkantiges Eisenrohr Rechts versetztes Zündloch im Befestigungsband Breiter Kolben für Achselanschlag Waffenlänge: 335 mm Kaliber: 15 mm Gewicht: 0.94 kg Zeughaus-Waffensammlung, D

19 Um 1500: Mönchbüchse mit Funkenzündung Älteste erhaltene Feuerwaffe mit Funkenzündung durch Pyrit auf feilenähnlichem Reibstahl Untenliegender Ring für Einstellung von Pyrit-Anpressdruck Waffenlänge: 320 mm Lauflänge: 278 mm Kaliber: 11.8 mm Rüstkammer Dresden, Deutschland

20 Um 1520: Handrohr Rundes aus Eisen geschmiedetes Rohr Pulvermulde mit Zündloch Eingemeisselte einfache Dekoration Lauflänge: 180 mm Kaliber: 25 mm Gewicht: 2.05 kg Zeughaus-Waffensammlung, D

21 Um 1570: Mehrfach-Stabbüchse, Henry VIII. Als Stich- oder Schlagwaffe verwendbare Stabbüchse, König Henry VIII., England 3 Läufe 9 radial angeordnete Spitzen Um 1570 war diese Waffenbereits veraltet Museum Tower, London

22 Ende