Pharmakologische Grundlagen
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- Gudrun Seidel
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1 Pharmakologische Grundlagen Die Pharmakologie ist die Wissenschaft von den Wechselwirkungen zwischen Stoffen und Lebewesen (Zitat: Wikipedia) Wertung der Stoffe: Arzneistoffe (Pharmakologie) Giftstoffe (Toxikologie) Was ist das nit gifft ist / alle ding sind gifft und nichts ohn gifft / Allein die dosis macht das ein ding kein gifft ist (Zitat: Paracelsus)
2 Grundlegende Begriffe in der Pharmakologie und Toxikologie Pharmakon: Stoff: Dosis: Stoff in biologisch wirksamen Konzentrationen chemisches Element oder Verbindung Pflanzenbestandteile Tierbestandteile Mikroorganismen (Bestandteile/Stoffwechselprodukte) Verabreichte Menge eines Stoffs Konzentration: Konz. eines Stoffs (Plasma / Wirkort) Wirkung: Biosystem: Summe der durch eine definierte Menge eines Stoffs induzierte Änderung des Ausgangszustands eines biologischen Systems wichtig: Wirkqualität / Wirkstärke Lebewesen -- Organ -- Zelle -- subzelluläre Struktur
3 Allgemeine Bemerkungen zu Pharmaka Ein Pharmakon kann pflanzlichen, tierischen, mikrobiellen oder synthetischen Ursprung haben. Auf Grund der Herkunft ist keine Abschätzung seiner Wirksamkeit oder Toxizität möglich! ( chemische Keule versus sanfte natürliche Medizin ) Wirkung hängt allein von der Struktur des/der wirksamen Stoffe(s) ab Grundsätzlich sind Arzneimittel mit einem Wirkstoff besser zu steuern als feste (fixe) Kombinationen, aber eine Kombinationstherapie ist häufig erforderlich.
4 Arzneimittel = Medikament galenische Zubereitung enthält : Wirkstoff(e) (Pharmakon) Hilfsstoffe : z.b. Füllstoffe Farbstoffe Geschmackskorrigenzien Hüllstoffe etc. Freiname: z.b. Acetylsalicylsäure Handelsname: z.b. Aspirin R
5 Informationen über Arzneimittel Rote Liste (55. Ausgabe 2015) Überblick über in Deutschland zugelassene Arzneimittel (erfasst etwa 95% von Fertigarzneimitteln von 428 pharmazeutischen Unternehmen) Medikamente / Präparate / 1973 Wirkstoffe Einteilung nach Indikations-/ Stoffgruppen: keine Wertung; enthält u.a.: Zusammensetzung, Indikation, Dosis, Kontraindikationen, Wechselwirkungen, Unerwünschte Wirkungen, Packungsgrößen, Preis Fachinformationen (Passwort!)
6 Arzneimitteltherapie-Informationssystem (ATIS) Am Institut für Klinische Pharmakologie der MHH, in Zusammenarbeit mit KV Niedersachsen Es werden Anfragen beantwortet zu : -Arzneitherapieprobleme in der Schwangerschaft -Anfragen zu Indikationen und Kontraindikationen -Unerwünschte Arzneimittelwirkungen -Erörterung pharmakotherapeutischer Alternativen -Dosisanpassung -Arzneimittelinteraktionen
7 Pharmakologie und Toxikologie sind quantitative Wissenschaften Beide analysieren Dosis-(Konzentrations-)Wirkungs- Beziehungen
8 Häufig verwandte Dosis- oder Konzentrationsangaben ED 50 EC 50 TD 50 LD 50 LD 50 /ED 50 Dosis, bei der 50% der maximalen Wirkung auftritt oder bei der 50% der Individuen eines Kollektivs eine Wirkung zeigen entsprechend, nur Konzentration entsprechend, toxische Wirkung Dosis, bei der 50% der Individuen eines Kollektivs getötet werden Therapeutische(r) Quotient / Breite
9 Indikationen für den Einsatz von Arzneimitteln -Heilung eines Leidens (Penicillin bei Streptokokken-Angina) -Linderung eines Leidens (Morphin bei Tumorschmerzen) -Vorbeugung (Prophylaxe) vor einer Krankheit (Fluorid zur Verhütung von Karies) -Diagnostik (Röntgenkontrastmittel)
10 Auswahlkriterien für Arzneimittel -Wirksamkeit / richtige Indikation (z.b. Diclofenac bei Entzündungsschmerz) -Sicherheit / keine schweren unerwünschten Wirkungen (z.b. kein Thalidomid bei Schwangeren) -Nutzen für den Patienten Berücksichtigung individueller Gegebenheiten z.b. keine COX-2-Hemmer bei kardiovaskulären Risikofaktoren)
11 Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) Typ A - UAW vorhersehbar (70-80%) Ursache liegt im Pharmakon -Toxizität durch zu hohe Dosierung oder verminderte Ausscheidung -Wirkmechanismus-bedingte unerwünschte Effekte -Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln -Veränderter Metabolismus durch Alter, Krankheit Typ B - UAW nicht vorhersehbar (20-30%) Ursache liegt im Patient -Unverträglichkeit durch übersteigerte Reaktionen -Idiosynkrasie durch genetisch bedingte abnorme Reaktionen -Allergie durch Immunreaktionen gegen Arzneimittel -Pseudoallergie durch direkte Aktivierung allergischer Effektormechanismen
12 Arzneimittel Wichtige Tatbestände, die rechtlich festgelegt sind: Arzneimittel als Ware: Arzneimittelbegriff (was sind Arzneimittel im Sinne des Gesetzes) Wer darf Arzneimittel : herstellen in Verkehr bringen verschreiben Es gibt: frei verkäufliche Arzneimittel Apotheken-pflichtige Arzneimittel Verschreibungs-pflichtige Arzneimittel Zulassung von Arzneimitteln : Präklinische Arzneimittelprüfung Klinische Arzneimittelprüfung Verschreibung von Arzneimitteln
13 Zulassung von Arzneimitteln oder : der lange Weg vom Stoff zur Arznei Auffinden eines Stoffes mit neuer, interessanter Wirkung Präklinische Prüfung Klinische Prüfung Phase I bis III Zulassung : Fertigarzneimittel( )dürfen nur in Verkehr gebracht werden, wenn sie durch die zuständige Bundesbehörde zugelassen sind Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Paul-Ehrlich Institut für Sera und Impfstoffe (PEI) Europäische Arzneimittelbehörde, London Die Zulassung erfolgt für eine bestimmte Indikation, neue oder erweiterte Indikationen erfordern eine neue (erleichterte) Zulassung.
14 Präklinische Prüfung (so nicht im Gesetz benannt) Analytische Prüfung: Ergebnisse physikalischer Versuche chemischer Versuche biologischer Versuche mikrobiologischer Versuche sie sollen Rückschlüsse auf die Qualität (Reinheit, Stabilität in Lösung etc.) erlauben. Prüfung der angewandten Methoden, vor allem bei Biologika Pharmakologische Prüfung: Wirksamkeit in Laborversuchen (Zell- und/oder Organkultur), in Tierversuchen sie sollen Rückschlüsse auf den Nutzen im Menschen erlauben Toxikologische Prüfung Akute Toxizität Langzeit (=chronische) Toxizität sie sollen Rückschlüsse auf Unbedenklichkeit beim Menschen erlauben
15 Klinische Prüfung Voraussetzungen : Präklinische Ergebnisse (Tierversuche) zeigen, dass für Probanden oder Patienten kein schwerwiegendes Risiko besteht Es liegt ein von einer Ethikkommission genehmigter Prüfplan vor Zustimmung des Probanden/Patienten nach Aufklärung kein Zwang für Teilnahme Abschluß einer Versicherung Phase I (meist kleine Gruppen von gesunden Probanden) Ziel : Anhaltspunkte zu: Verträglichkeit (unerwünschte Wirkungen) Wirkung Pharmakokinetik Dosierung
16 Phase II ( Patienten) Ermittlung der : Therapeutischen Wirkungen Unbedenklichkeit (Vertretbarkeit von Risiken) wirksamen Dosisbereiche Phase III ( Patienten, heute meist multizentrisch ) Prüfung gegen Standardpräparat oder Placebo ähnlich wie Phase II Zulassung als (zunächst verschreibungspflichtiges) Arzneimittel Phase IV (viele Tausend Patienten) Prüfung unter Zulassungsbedingungen Erfassung von: Langzeitwirkungen,~unerwünschte Wirkungen, seltene unerwünschte Wirkungen
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