1.Weihnachtsfeiertag 2015, Titus 3,4-7 Liebe Gemeinde, frohe Weihnachten wünschen wir uns in diesen Tagen. An Weihnachten ist der Umgangston

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1 1.Weihnachtsfeiertag 2015, Titus 3,4-7 Liebe Gemeinde, frohe Weihnachten wünschen wir uns in diesen Tagen. An Weihnachten ist der Umgangston untereinander oft freundlicher als zu anderen Zeiten. An Weihnachten können wir ganz besonders wahrnehmen, wie sehr wir angewiesen sind auf Freundlichkeit, Zuneigung und Liebe. Was für ein Geschenk ist es, wenn wir das in diesen Tagen erleben in unseren Familien und im Freundeskreis: Wenn Freundlichkeit nicht nur aufgesetzt ist oder Konflikte überspielt, sondern von Herzen kommt. Kalter Wind, der einem entgegenschlägt, gibt es in unserer Welt genug. Und je nach persönlicher Lebenssituation, erlebt die eine oder der andere unter uns vielleicht im eigenen Leben diesen kalten Wind und hat das Gefühl: Ich muss etwas aushalten, was mich innerlich erstarren lässt. Nach Liebe und Freundlichkeit bedürftig sind wir von der ersten Sekunde an. Nirgendwo kann man das besser sehen als an einem neugeborenen Kind. Bert Brecht schreibt in seinem Gedicht: Von der Freundlichkeit der Welt folgende Zeilen: Auf der Erde voller kalter Wind Kamt ihr alle als ein nacktes Kind Frierend lagt ihr ohne alle Hab Als ein Weib euch eine Windel gab

2 - 2 - Gott sei Dank gibt es Mütter und Väter, die Geborgenheit schenken und ein sicheres Zuhause, wo die Kinder behütet aufwachsen können. Das Bedürfnis nach Geborgenheit hört mit der Kindheit nicht auf. Doch viele Menschen müssen darauf verzichten. Sie werden geboren und der kalte Wind schlägt ihnen von der ersten Sekunde an entgegen. Wenn einschlagende Bomben Alltagsgeräusche sind und Angst und Verzweiflung in den Augen der Eltern ständiger Begleiter sind, dann ist Geborgenheit ein Fremdwort. Flüchtlingskinder, die hier ankommen und langsam Vertrauen in ihr Lebensumfeld fassen, weil sie hier sicher sind sie bringen ihre vergangenen Erfahrungen aus dem Krieg und der Flucht mit. Und Menschen aus der Kriegsgeneration des 2.Weltkriegs werden sich an Ähnliches erinnern Die Weihnachtsgeschichte erzählt davon, wie Gott in Jesus Christus auf diese Erde voller kalter Wind kommt mitten in die Dunkelheit der Welt. Von der Armut eines Stalles erzählt sie. Von Maria und Josef, die wie die Flüchtlinge unterwegs sind, auf der Suche nach einem Ort, wo sie bleiben können. Sie bekommen einen Sohn. Sie nennen ihn Jesus, d.h. übersetzt: Gott rettet. In ihm ist Gott da als Retter, als Heiland der Menschen. Unser Predigttext für heute aus dem Titusbrief entfaltet das Geheimnis von Weihnachten in einer anderer Art und Weise. Indem er ein Loblied, einen Hymnus anstimmt:

3 - 3 - Doch dann erschien die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Rettersund zwar unabhängig von irgendwelchen Taten, die wir in unserer Gerechtigkeit vollbracht hätten. Sondern er hat uns seine Barmherzigkeit geschenkt: Er hat uns gerettet durch das Bad, aus dem wir neu geboren werden. Denn mit diesem Bad erhalten wir das neue Leben durch den Heiligen Geist. Den hat er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter. Durch diese Gnade werden wir von Gott als gerecht angenommen. Und damit werden wir zu Erben des ewigen Lebensso wie es unserer Hoffnung entspricht. (Titus 3,4-7)

4 - 4 - Was gibt es Besseres als ein Loblied anzustimmen, wenn man sich über Gottes Güte und Menschenfreundlichkeit freut und darüber staunt. Es sind doch auch die Lieder in der Weihnachtszeit, in denen wir Vieles ausdrücken können unsere Freude unsere Sehnsucht nach einer friedlicheren, freundlicheren Welt Euch ist heute der Heiland geboren das ist die Botschaft der Engel. Das ist Gottes Geschenk an uns. In unserem Predigttext klingt es anders und meint das Gleiche: Doch dann erschien die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters. Bei einem Geschenk spüre ich, wenn der andere es gut mit mir meint. Geschenke, die von Herzen kommen, schaffen einen Raum der Freundlichkeit und der Freude. Mit einem Geschenk kann ich ausdrücken: du bist mir wichtig! Wer von Herzen schenkt, fragt nicht: was bekomm ich dafür? Doch dann erschien die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes unseres Retters. Gottes Güte und Menschenfreundlichkeit sie wird uns geschenkt. Schon das Alte Testament erzählt davon, wie Menschen ihre Erfahrungen mit der Menschenfreundlichkeit Gottes machen. Und dann wird sie sichtbar in der Geburt Jesu Christi in dem, der Retter und Heiland genannt wird. Was fange ich an mit diesem Geschenk? Wenn ich es auspacke, werde ich vielleicht merken:

5 - 5 - Es geht um mich und mein Leben. Es geht darum, wie ich auf mein Leben schaue. Kann ich mich annehmen, so wie ich bin? Kann ich gnädig auf mich selbst schauen? Gottes Güte und Menschenfreundlichkeit schenkt uns einen gnädigen Blick auf uns selbst und andere. Sie will uns verändern und uns neues Leben schenken. Das neue Leben es ist für jeden Christen zu sehen und zu erfahren in der Taufe so beschreibt es unser Predigttext Ungewöhnlich, dass wir heute am ersten Weihnachtsfeiertag mit dem Text aus dem Titusbrief an unsere Taufe erinnert werden. Die Taufe wird als Bad beschrieben, aus dem wir neu geboren werden. Sie umfasst unser ganzes Menschsein. Durch die Taufe wird uns der Heiligen Geist geschenkt. Weihnachten und Taufe werden miteinander verbunden. Für die meisten ist die Taufe ein Ereignis, das lange zurückliegt. Erinnern können sich die wenigsten daran. Und doch ist die Taufe so etwas wie ein Grundpfeiler unseres Christseins. Es ist wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen: Ich bin getauft! Ich muss mich nicht anstrengen, um das Geschenk der Taufe wahrzunehmen und auszupacken. Es geschieht z.b. in Lebensmomenten, in denen ich spüre: In meinem Leben entsteht ein Freiraum durch den Glauben in diesem Freiraum hat die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes Platz.

6 - 6 - Und das verändert meinen Blick auf mich selbst und auf andere. Es geschieht und wo Menschen solche Erfahrungen machen, ist es Gottes Geschenk. Wir leben in einer Welt, in der viele Menschen sehr gefordert sind in ihrem Alltag in Beruf und Familie. Ehepaare mit Kindern klagen über Doppelbelastung und die Nichtvereinbarkeit von Beruf und Familie. Menschen, die Angehörige pflegen, fühlen sich oft am Rande der Kräfte. Aufgaben zu haben, die einem fordern, kann reizvoll sein doch wenn die Grenzen überdehnt und überschritten werden, entsteht Überforderung, die die Lebensräume eng macht. Und so kann man in eine Spirale von Ängsten und Sorgen hineingeraten. Wenn es so weit ist, ist Hilfe nötig, wie auch immer die aussieht. Und notwendig ist es, dass wir unser Leben in einem anderem neuen Licht sehen-in einem Licht, das nicht von dieser Welt ist. Doch dann erschien die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes unseres Retters. Die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes ist wie ein Licht, das ins Leben fällt. Sie schafft Freiräume, in denen wir Rettung erleben. Z.B. Rettung aus Überforderung und dem Zwang, durch eigene Anstrengung ein gelingendes Leben schaffen zu müssen. Gottes Barmherzigkeit rettet aus solchen Zwängen. Wer die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes an sich selbst erlebt, der wird sie weitergeben an andere.

7 - 7 - Wo die Menschenfreundlichkeit Gottes im Inneren, im Herzen ankommt, kann sie auch nach außen strahlen. So können wir als Christen in einer Welt, die an so vielen Orten menschenfeindlich ist, Zeichen der Menschenfreundlichkeit Gottes setzen. Das geschieht z.b. in iraelischen Krankenhäusern in Galiläa, in denen jeder, der in der Nähe der syrischen Grenze verletzt aufgefunden wird, humanitäre Hilfe erlebt. Es geschieht dort, wo Menschen nach Terror und Gewalterfahrungen zusammenstehen und sich gegenseitig stützen, trauern und Zeichen gegen den Hass setzen. Es geschieht im breiten Engagement für Flüchtlinge an so vielen Orten in Deutschland. In Besigheim sind es immer mehr Menschen, die sich im Freundeskreis Asyl engagieren. Wie werde ich selbst die Menschenfreundlichkeit Gottes in die Welt tragen? Wie wirkt sie sich aus in meiner Familie oder in der Nachbarschaft? Wie kann ich dazu beitragen, dass Menschenfreundlichkeit in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, sich wieder mehr durchsetzt? Das alles kann uns bewegen in dieser Weihnachtszeit, wenn wir die Worte von der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes hören. Gott gebe, dass sie in uns etwas bewegen. In einem Gedicht wird die Menschenfreundlichkeit Gottes so beschrieben:

8 Meistens wird Gott ganz leise Mensch die Engel singen nicht die Könige gehen vorbei die Hirten bleiben bei den Herden Meistens wird Gott ganz leise Mensch von der Öffentlichkeit unbemerkt von den Menschen nicht zur Kenntnis genommen In einer kleinen Zweizimmerwohnung in einem Asylantenheim in einem Krankenzimmer in nächtlicher Verzweiflung in der Stunde der Einsamkeit in der Freude am Geliebten Meistens wird Gott ganz leise Mensch wenn Menschen zu Menschen werden. AMEN