Fleder- Kurzinfo mäuse. Fledermausschutz im Wald - Hinweise für die Praxis. Ulf Rahmel
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- Jonas Weiß
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1 Fledermausschutz im Wald - Hinweise für die Praxis Ulf Rahmel Fleder- Kurzinfo mäuse Anzahl Arten: weltweit ca in Deutschland 23 in Niedersachsen 19 flugfähige Säugetiere Lebenserwartung 5 bis >35 (60) Jahre Nahrung: Insekten, Spinnen Orientierung: u.a. mit Ultraschall Winterschlaf von Nov. bis März/April Weibchen bilden im Sommer Kolonien 1 (2) Jungtier pro Weibchen und Jahr Männchen leben einzeln oder in kl. Gruppen Begattung: ab Spätsommer Eisprung und Befruchtung: März-Mai Geburt: Mai/Juni 1
2 Jahre Fledermäuse in Deutschland Grube Messel Orientierung: Fledermäuse rufen im Ultraschallbereich technischer Prozess situationsabhängig hohe Variation begrenzte Reichweite Raumgedächtnis Erdmagnetfeld 2
3 Akustische und räumliche Einnischung 3
4 Braunes Langohr Bechsteinfledermaus Nahrungsspektrum nach DIETZ 1998, WOLZ
5 Wasserfledermaus Nahrungsspektrum nach DIETZ 1998, WOLZ 1992 Nahrungspassage bei aktiver Wasserfledermaus ca. 35 min. Zusammensetzung eines durchschnittlichen Insekts: 70 % Wasser, 17,8 % Protein, 4,6 % Fett, 2,2 % Kohlenhydrat, 3,8 % Chitin nach Neuweiler
6 Waldbindung bei Fledermäusen und was hat die Forst damit zu tun? Gruppe 1 Quartiere fast ausschließlich in Bäumen Art Quartierstandorte Bevorzugte Jagdgebiet Wald Gebäude Wald Hecken Gewässer Offener Luftraum Bechsteinfledermaus X X Gr. Mausohr (m) X X Gr. Abendsegler X X X Wasserfledermaus X X Fransenfledermaus X X X X Rauhautfledermaus X X X X X Braunes Langohr X X X X Mopsfledermaus X X X X Gr. Bartfledermaus X X X X Teichfledermaus (m) X X X X Kleinabendsegler X X Lichtungen X X Gr. Mausohr (w) X X Kl. Bartfledermaus X X X Zwergfledermaus X X X Mückenfledermaus X X X Graues Langohr X X X Breitflügelfledermaus X X Nordfledermaus X X Teichfledermaus (w) X X 6
7 Gruppe 1: Quartiere fast ausschließlich in Bäumen Gruppe 2: Quartiere regelmäßig oder fakultativ in Bäumen Art Quartierstandorte Bevorzugte Jagdgebiet Wald Gebäude Wald Hecken Gewässer Offener Luftraum Bechsteinfledermaus X X Gr. Mausohr (m) X X Gr. Abendsegler X X X Wasserfledermaus X X Fransenfledermaus X X X X Rauhautfledermaus X X X X X Braunes Langohr X X X X Mopsfledermaus X X X X Gr. Bartfledermaus X X X X Teichfledermaus (m) X X X X Kleinabendsegler X X Lichtungen X X Gr. Mausohr (w) X X Kl. Bartfledermaus X X X Zwergfledermaus X X X Mückenfledermaus X X X Graues Langohr X X X Breitflügelfledermaus X X Nordfledermaus X X Teichfledermaus (w) X X Gruppe 1: Quartiere fast ausschließlich in Bäumen Gruppe 2: Quartiere regelmäßig oder fakultativ in Bäumen Art Quartierstandorte Bevorzugte Jagdgebiet Wald Gebäude Wald Hecken Gewässer Offener Luftraum Bechsteinfledermaus X X Gr. Mausohr (m) X X Gr. Abendsegler X X X Wasserfledermaus X X Fransenfledermaus X X X X Rauhautfledermaus X X X X X Braunes Langohr X X X X Mopsfledermaus X X X X Gr. Bartfledermaus X X X X Teichfledermaus (m) X X X X Kleinabendsegler X X Lichtungen X X Gruppe 3: Quartiere regelmäßig in Gebäuden Gr. Mausohr (w) X X Kl. Bartfledermaus X X X Zwergfledermaus X X X Mückenfledermaus X X X Graues Langohr X X X Breitflügelfledermaus X X Nordfledermaus X X Teichfledermaus (w) X X 7
8 Jahreszeitliche Aspekte Balzzeit Jahresverlauf Überwinterung J N D F O M S A J Wochenstubenzeit J M A Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Funktionen von Baumquartieren im Jahresverlauf Sommer - Wochenstubenquartiere (Weibchen mit Jungen) - Männchenquartiere im Sommer (soziale Gruppen, z.b. Wasserfledermaus) - Männchenquartiere im Sommer (Einzeltiere, z.b. Bechsteinfl. und Mausohr) Spätsommer - Soziale Gruppenquartiere (Männchen, Weibchen, Junge des Jahres, z.b. Abendsegler) - Quartiere solitärer balzender Männchen - Zwischenquartiere sozialer Gruppen auf dem Zug Winter - Soziale Gruppenquartiere (Männchen, Weibchen, Junge des Jahres, z.b. Abendsegler) - Quartiere einzelner oder weniger überwinternder Tiere 8
9 Jahreszeitliche Aspekte Art / Monat Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Gr. Abendsegler Kleinabendsegler Bechsteinfledermaus Fransenfledermaus Wasserfledermaus Gr. Mausohr (m) Gr. Bartfledermaus Rauhautfledermaus Braunes Langohr Mopsfledermaus Teichflederm. (m) Kritische Zeiten bei Eingriffen Quartiere Legende In Baumhöhlen anwesend Fakultativ in Baumhöhlen anwesend Nicht in Baumhöhlen anwesend Zwischenfazit - 10 von 18 aufgeführten Arten (55%) sind natürlicherweise auf Baumhöhlen als Quartier angewiesen von 18 aufgeführten Arten (72%) nutzen ausschließlich oder in hohen zeitlichen Anteilen Jagdgebiete im Wald. Berücksichtigt man zudem Jagd an Waldsaumstrukturen und Hecken, sind es 83%. - Bäume werden von einzelnen Arten ganzjährig als Quartier genutzt. Die meisten Arten nutzen Baumhöhlen in einer Kernzeit zwischen April und Oktober. - Es besteht in unterschiedlichen Funktionskreisen im Jahresverlauf der Bedarf an sehr unterschiedlichen Höhlentypen (Volumen) nebeneinander. Wald und Bäume B stellen eine elementare und unverzichtbare Lebensgrundlage für r Fledermäuse dar. 9
10 Relevanz des Alters und des Pflegezustandes als Faktoren für die Bedeutung als Quartierstandort Beispiel Bestandsalter Relevanz des Bestandsalter Balzaktivitäten Abendsegler Stadtwald Ikens Park 65 ha 7 ha 10
11 Relevanz des Alters und des Pflegezustandes als Faktoren für die Bedeutung als Quartierstandort Beispiel Pflegezustand Relevanz des Pflegezustandes Wätjens Park ca. 3 Höhlen / ha Wätjens Garten ca. 20 Höhlen / ha 11
12 - Parks- und Wälder W weisen generell eine sehr hohe Bedeutung für f r Fledermäuse auf. - Die Relevanz von Gehölzbest lzbeständen für f r Fledermäuse ist von den Faktoren Alter und Pflegezustand (Parks) bzw. Nutzungsintensität t (Forst) abhängig. - Vor allem Bestände mit hohem Alter und geringem Pflege- /Nutzungsdruck weisen eine hohe Bedeutung als Quartierstandort für f r Fledermäuse auf. Wälder stehen für Fledermäuse mehrheitlich in funktionalem Kontext zum Umland Beispiele: Großes Mausohr Große Bartfledermaus 12
13 Evangelische Kirche Engter Großes Mausohr (w) 0 bis >20 km 13
14 Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus) Großes Mausohr bei der Jagd am Boden 14
15 Große Bartfledermaus Quartier am Waldrand. 200 Tiere fliegen in den Wald. Im Wald hört man die Art mit dem Detektor. Nachweis im Wald = Waldart. Lebensraum grenzt sich durch den Waldrand ab. Große Bartfledermaus 0 bis 10 km 15
16 Vernetzung: Der Hasbruch und sein Umland 16
17 Verteilung von Lebensstätten im Wald. Geklumpt? Gleichverteilt? Großer Abendsegler Nyctalus noctula 17
18 Quartierverbund Wochenstube Abendsegler Bremerhaven > 5 km auseinander Quartierwechsel Malloh Blau = Kleinabendsegler Rot = Abendsegler Hellblau = Wasserfledermaus Z.T. > 5 km auseinander 18
19 Geklumpt oder Gleichverteilung? Entscheidend ist das vorhandene Angebot an Höhlenbäumen und ob es den jahreszeitlichfunktionalen Ansprüchen entgegenkommt. Mehrheitlich dürfte eine gezielte Steuerung der Tiere in bestimmte Baumhöhlen nicht funktionieren. Es reicht aus, wenn ein hinreichend umfangreiches und differentes Angebot an Baumhöhlen in Beständen vorhanden ist (z.b. LOEWE). Die Fledermäuse werden es finden! Großer Abendsegler 19
20 Fledermausrelevante Strukturen in Wäldern 20
21 Große Bäume oder tote Bäume = Fledermausbäume? Nein! Bäume mit Schadstellen sind Fledermausbäume! 21
22 22
23 23
24 Quartier der Großen Bartfledermaus im Hasbruch Kleinabendsegler Große Bartfledermaus 24
25 Bechsteinfledermaus Buche (80-90 Jahre) Quartier Mausohr Männchen 25
26 Buche (40-50 Jahre) Quartier Mausohr Männchen Buche (jüngerer Bestand) Zu jung für Fledermäuse? 26
27 Buche (jung) Quartier Bechstein- Männchen Buche (jung) Quartier Bechstein- Männchen 27
28 Unerfreuliche Beispiele 28
29 29
30 Planung A20 30
31 Ersatzmaßnahmen im Wald Flächenpool, Kompensation etc. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es - bzw. die Frage könnte es der Wald nicht auch allein regeln? 31
32 Wochenstube Großer Abendsegler > 50 Tiere 32
33 Sind Fledermauskästen eine sinnvolle Maßnahme? 1. Es ist unstrittig, dass Fledermauskästen besiedelt werden. 2. Um die ökologische Kontinuität zu gewährleisten, müssten Kästen folgende Anforderungen erfüllen: a) Sie müssen ein geeignetes und dem einer Baumhöhle vergleichbares Mikroklima aufweisen, was i.d.r. nicht der Fall ist. b) Sie müssen von den Tieren angenommen werden, was i.d.r. mehrere Jahre dauern kann, da Informationen über Quartiere tradiert sind. c) Sie müssen eine ähnliche zeitliche Konstanz bieten, wie Baumhöhlen, was i.d.r. nicht der Fall ist. Baumhöhlen entwickeln sich im Laufe von 20 Jahren weiter, Kästen büßen stattdessen ihre Funktion ein. Als Ersatz sind Kästen aus fachlicher Sicht nur in begrenztem Umfang geeignet, so dass ein Ersatz für die Vernichtung einer Lebensstätte mehrheitlich nicht adäquat erfolgen kann. Empfehlungen - Langfristige Entwicklung und Sicherung von höhlenreichen Beständen, in denen die Fledermäuse Quartiertraditionen ausbilden können. - Fledermäuse besiedeln vornehmlich LEBENDE Bäume, sind dabei aber auf Schadstellen angewiesen. - In Wäldern sind nicht nur die aktuellen Funktionsbäume relevant, sondern auch die Bäume, die zukünftig Funktionsbäume werden könnten. 33
34 Gezielte Entwicklung von fledermaustauglichen Strukturen in Wäldern aktive Entwicklung von Strukturen fraglich (Tiere allein entscheiden, welche Struktur tauglich ist) Strukturen können anthropogen verursacht sein Besser: vorhandene, genutzte Strukturen erhalten Geduld haben Prozesse zulassen Fazit: Es Es gibt gibt nichts Bestes, Gutes, außer man tut lässt es! es! 34
35 Fragen? Herzlichen Dank meinem Kollegen Gerhard Mäscher, der viele der Bilder zur Verfügung gestellt hat. 35
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