FACHGESPRÄCH: EU-AGRARREFORM - FAIRE LANDWIRTSCHAFT GESTALTEN!
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- Valentin Holst
- vor 5 Jahren
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1 Ökologisierung der Landwirtschaft durch die EU-Agrarreform? Was bringen eine erweiterte Fruchtfolge und der Anbau von Eiweißpflanzen für die Umwelt? Tilman Uhlenhaut FACHGESPRÄCH: EU-AGRARREFORM - FAIRE LANDWIRTSCHAFT GESTALTEN! am von Uhr BÜNDNIS 90 DIE GRÜNEN Niedersächsischer Landtag 1
2 Grundlage für eine neue Agrarpolitik Prinzip: Bestmögliche Nutzung begrenzter Ressourcen statt maximale Verwertung durch lineare Ausdehnung Prinzip: Öffentliche Gelder nur für gesellschaftliche Leistungen einer multifunktionale Landwirtschaft nicht für Erzeugung nach ordnungsrechtliche Regeln und nicht für den Export! 2
3 EU-Agrarreform faire Landwirtschaft gestalten! Die grundsätzlichen Forderungen der Plattformverbände für eine neue EU Agrarpolitik: Mindeststandards anheben 10 % Vorrangfläche für Ökologie weite Fruchtfolgen Ausgeglichene N- und Humus-Bilanzen Ausschluss der Agro-Gentechnik Grünlanderhalt Tierschutzstandards anheben 3
4 EU-Agrarreform faire Landwirtschaft gestalten! Die grundsätzlichen Forderungen der Plattformverbände für eine neue EU Agrarpolitik: und Faire Marktregeln einführen Mengenregulierung ermöglichen Kennzeichnung deutlich verbessern Intervention abschaffen Gezielte Förderung für regionale Verarbeitung / Vermarktung Direkte und indirekte Exportsubventionen abschaffen International: Eco-Fair-Trade Regeln Verbände-Plattform
5 Was bringen eine erweiterte Fruchtfolge und der Anbau von Eiweißpflanzen für die Umwelt? 1. Fruchtfolge Rückblick Wirkungen weiter Fruchtfolgen 2. Eiweißpflanzen in der Fruchtfolge Gründe für die Entwicklung und Folgen Hemmnisse Körnerleguminosen Warum werden Eiweißpflanzen trotzdem angebaut? Rolle von Soja Anbau in Deutschland 3. Bedeutung der Tierhaltung 4. Eiweißstrategie 5
6 Rückblick Brache als Fruchtfolgeglied: Antike und frühes Mittelalter Zweifelderwirtschaft Getreide - Brache Brache kommt in die Nutzung: Seit Mittelalter (ab ca. 1100) Dreifelderwirtschaft Wintergetreide Sommergetreide Brache (Viehweide) Brache wird durch zusätzliches Fruchtfolgeglied abgelöst 18. Jahrhundert Dreifelderwirtschaft Wintergetreide-Sommergetreide-Brache (Rotklee, später Kartoffeln, Rübsen, Hülsenfrüchte) 19. Jahrhundert Fruchtfolgewirtschaft Ökologischer Landbau Frühes 20. Jahrhundert Fortentwicklung/ Optimierung der Fruchtfolge als ein wichtiges Element einer nachhaltigen Wirtschaftsweise Brache kehrt kurzzeitig zurück Spätes 20. Jahrhundert obligatorische Stilllegung 1. Fruchtfolge 6
7 1. Fruchtfolge Wirkungen Gesundung Minderung Befallsdruckes, Bodenmüdigkeit, Unverträglichkeiten Bodenstruktur Durchwurzelung, Belüftung, Wasserführung, Erosion, Verdichtung Nährstoff Bindung von Nährstoffen durch Leguminosen 7
8 Wirkungen 1. Fruchtfolge Ökologische Wirkungen Reduktion des Einsatzes von PSM Reduktion mineralischer Dünger (N / P) mehr Bodenleben Vielfalt Begleitflora und fauna höhere Humusgehalte / C-Gehalte 8
9 Wirkungen 1. Fruchtfolge Ökologische Wirkungen weiter steigende Filter- und Pufferleistung Natürliche Nährstoffbindung weniger Klimagase direkt und indirekt (200 l Erdöl/ ha KL) Erhalt der Bodenstruktur, Belüftung Wasserbindungsfähigkeit weniger Nährstoffeinträge in Oberflächengewässer 9
10 2. Eiweißpflanzen in der Fruchtfolge Gründe für aktuelle Entwicklung und Folgen Hemmnisse Körnerleguminosen Warum werden Eiweißpflanzen trotzdem angebaut? Rolle von Sojaanbau in Deutschland 10
11 Gründe für die Entwicklung und Folgen Eiweißanbau in EU wurde u.a. freiem Getreidehandel geopfert Kennedy-Runde Gatt Getreidemarktordnung Zollfreiheit für Soja Einfuhr in die EU Uruguay-Runde Blair-Haus-Abkommen 1992 Obergrenze Sojaschrotäquivalente bei Nebenprodukten aus Stilllegung 2. Eiweißpflanzen in Fruchtfolge Massiver Zuwachs Sojaanbau USA und Südamerika 11
12 2. Eiweißpflanzen in Fruchtfolge Sojabohnen Produktion Top 3 tausend t USA Brazil Argentinia / Uhlenhaut, 2011 aus faostat 1/2011
13 Sojabohnen Import 2008 Top Eiweißpflanzen in Fruchtfolge Area Quantity (tonnes) Value (1000 $) 1 China Japan Netherlands Mexico Spain Argentina Thailand Italy Republic of Korea abgerufen
14 Gründe für Entwicklung und Folgen 2. Eiweißpflanzen in Fruchtfolge Folgen Wirtschaftlichkeit von Eiweißpflanzenanbau gegenüber anderen Ackerfrüchten deutlich gesunken Soja - Eiweißquelle für Futter betriebswirtschaftlicher Zucht, Wissen nimmt ab Züchtungsforschung bei Eiweißpflanzen: Keine Nachfrage, keine Forschung? Vortrag Peter Wehling (JKI) Rückgang Eiweißpflanzenanbau in EU Eiweißlücke Beispiel: nur auf 3 % der Ackerfläche werden Eiweißpflanzen in Deutschland angebaut 14
15 2. Eiweißpflanzen in Fruchtfolge 15 Stockinger 2009
16 2. Eiweißpflanzen in Fruchtfolge Hemmnisse Körnerleguminosen-Anbau Schwankende Erträge Schwankende Proteinqualitäten Selbstunverträglichkeiten in der Fruchtfolge Langsame Jugendentwicklung Schädlinge und Krankheiten Anspruchsvoller Anbau Hohe Saatgutkosten 16
17 2. Eiweißpflanzen in Fruchtfolge Warum werden trotzdem Eiweißpflanzen angebaut? Wichtiger Bestandteil der Wirtschaftsweise / Auflagen ökologischer Landbau - Kreislaufwirtschaft NEULAND Nachvollziehbarkeit der Erzeugung faire Milch ohne Gentechnik Landliebe ohne Gentechnik 17
18 2. Eiweißpflanzen in Fruchtfolge Warum noch? Aufbau geschädigte Böden Wiederaufbau Bodengare und Bodenstruktur Humusaufbau Zunahme des Bodenlebens Nährstoffe Bedeutung für pfluglose Bodenbearbeitung 18
19 Warum werden voraussichtlich wieder mehr Eiweißpflanzen angebaut? Bei sich wandelnden Rahmenbedingungen Substitution von N- Düngern - Knöllchenbakterien (Leguminosen) bis zu 300 kg N Substitution von Importfuttermitteln - wachsendes Interesse Bauern- und Verbraucher Wachsende Bedeutung von Bodenfruchtbarkeit / Humusgehalt - knapper Ernährungssicherheit - zunehmender Bedarf an Filter- und Pufferleistung energiearme Bewirtschaftungsmethoden 2. Eiweißpflanzen in Fruchtfolge Umstellung Ernährung von tierischem auf pflanzlichen Eiweiß - Reduktion der Verluste vom Acker - Teller 19
20 2. Eiweißpflanzen in Fruchtfolge Rolle von Sojaanbau in Deutschland Sojaeiweiß im Futter nicht leicht zu ersetzen! wachsender Sojaanbau in Deutschland knapp 3000 ha Standorte / Klima (Körnermais) Hemmnisse siehe Körnerleguminosen 20
21 3. Bedeutung der Tierhaltung Entwicklung zur Massenproduktion nur möglich durch Strukturpolitik hin zur agrarindustrieller Produktionsweise billige Energiepreise interessengesteuerte politische Entscheidungen der Industrienationen (s.o.) Bereitstellung von Flächen für Futterproduktion auf Kosten von Hunger, Natur und Klima aufrechterhalten der Entwicklungsunterschiede auf der Welt Verschwendung von hochwertigen Nährstoffe durch Verfütterung Derzeitiger Futterbedarf für agrarindustrielle Produktion kann nicht Maßstab für eine Eiweißstrategie in Europa sein! 21
22 4. Eiweißstrategie als Teil der EU-Agrarpolitik Für den Klimaschutz und als Grundlage einer europäischen Eiweiß-Strategie sind folgende Ziele entscheidend: Ein Fünftel der Ackerfläche ist für den Anbau von Leguminosen (z.b. Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen, Luzerne u.a.) sowie entsprechende Gemenge (inklusive Kleegras) vorzusehen. Initiativebericht des EP 22
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Tilman Uhlenhaut Landwirtschaftsreferent BUND Niedersachsen e.v. * Goebenstraße 3a * Hannover tilman.uhlenhaut@nds.bund.net 23
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