Faszination: 'Nervensäge'

Transkript

1 Faszination: 'Nervensäge' Newsletter Januar 2019 Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. (A. Guide)

2 "Wozu?" "Im neuen Jahr möchte ich eine Führungsposition als Teamleiter übernehmen", forderte Peter beim herbstlichen Qualigespräch. Peter's Vorgesetzter, ein kleiner, unscheinbarer Mann mit schütterem Haar fragte ihn darauf ruhig: "Wozu?" Mit dieser Frage hatte Peter nicht gerechnet. Was liegt unter der Oberfläche verborgen? Zuhause angekommen, hätte Peter diese Frage gleich selbst nutzen können: Er war müde vom ganz normal verrückten Arbeitstag und wollte in Ruhe fernsehen. Punkt genau zu dieser Zeit wirft seine Beate den alten lärmigen Staubsauger an. Eine Stunde später, just als die brandneue Folge 12 von "Goldrausch in Alaska" anläuft, Peter's absolute Lieblingssendung, klingt es freundlich aus dem Esszimmer: "Peter, Kinder das Essen ist serviert." Genervt geht Peter essen. Oberflächlich betrachtet könnte man Beate, aus Peters Augen, als eine Nervensäge sehen. Schliesslich hätte sie, während dem die beiden blondschöpfigen Zwillinge in der Schule waren, genug Zeit gehabt, sich um den Haushalt zu kümmern. Dann wäre das Essen früher fertig gewesen und der Staubsauger hätte Peter ebenfalls nicht genervt. Nach dem Essen, als die Zwillinge bereits von wilden Abenteuern träumten, spricht Peter seinen Unmut an und es kommt zu Anklagen, Schimpfereien und gegenseitigen Vorwürfen. Der Haussegen hängt schief. Das Stören ist eine Tatsache. Peter blieb bei der Tatsache hängen, was im Streit endete. Wenn wir uns von der Tatsache lösen, können wir unter die Oberfläche sehen und klären, wozu in diesem Falle gestört wurde. "Wozu?" anstatt "Warum?" Die Frage "Warum?" sucht in der Vergangenheit nach Rechtfertigungen. Die Frage "Wozu?" schaut in die Zielrichtung und will die Beweggründe erklärt sehen. Wozu ist selbstbestimmt und lässt uns nicht in die Falle tappen, andere für Misserfolge, Leiden, Unglück, u.v.m. verantwortlich zu machen. Merken Sie den Unterschied: "Warum hast du das getan?" vs. "Wozu hast du das getan?" Bewusst oder Unbewusst? Findet das Stören bewusst oder unbewusst statt? Dreikurs1) sagt dazu: Die meisten unserer Tendenzen, Absichten und Motive bleiben unbewusst. 2/5

3 Wozu dient das Verhalten? Was für ein Ziel verfolgt Beate? Wir unterscheiden zwischen vier sogenannten Nahzielen1): Der Kernpunkt: Betrachten wir das Wollen und Handeln unter dem Gesichtspunkt der vier Nahziele, hilft es uns zu verstehen, wozu jemand etwas (unbewusst) tut. Das wiederum schafft Entspannung: "Aha, jetzt verstehe ich wozu er/sie sich so verhält!" "Das Ziel erklärt das Benehmen. Menschliches Tun und Lassen ist letzten Endes immer nur von der Frage des "Wozu?" beherrscht." (Rudolf Dreikurs) Die Nervensäge verstehen statt verurteilen Welches Ziel wird in diesem Fall mit dem (unbewussten) störenden Verhalten verfolgt? 1. Möchte Beate Aufmerksamkeit erregen? 2. Möchte Beate Überlegenheit gewinnen? 3. Übt Beate Vergeltung aus? 4. Zieht Beate sich zurück? "Fühlst du dich alleine gelassen?" oder "Habe ich etwas getan, was dich verletzt hat?" Mit solchen Fragen können wir ergründen und bewusst machen, welches Ziel, bewusst oder unbewusst, verfolgt wird. Hier beginnt das Verstehen und endet das Streiten. Selbstcoaching Es kann nicht schaden, wenn wir diese Methode für uns selbst anwenden. Da die fünf Nahziele als negativ bewertet werden, gesteht man sich diese nur ungern ein. Das wiederum erschwert die Entdeckungsreise in unsere eigenen Beweggründe. Wer interessiert ist, tiefer in sich einzutauchen, empfehle ich das Buch 'Selbsterziehung' von Erik Blumenthal oder ein Coaching. 1) Dreikurs, Grundbegriffe der Individualpsychologie 3/5

4 Lebensqualität & Zufriedenheit Meine Ausbildungskollegen und kolleginnen sahen mich in der Rolle als 'Begleiter in einer schwierigen und gefährlichen Expedition'. Folgende Eigenschaften sprachen sie mir zu: Vertrauenswürdig, mutig, überlegt, optimistisch und führungsstark. Mit diesen Zutaten und einer gesunden Prise Humor und Intuition freue ich mich auf eine Entdeckungsreise mit Ihnen. Schreiben Sie mir, was Sie bewegt. Der Glückliche sucht nicht Ein Mann in mittleren Jahren fragte einen Weisen: "Warum ist das Glück wie ein Regenbogen, wie ein Sonnenuntergang, wie eine Sternschnuppe? Grossartig wunderbar, doch viel zu schnell vorbei. Warum kann es nicht so sein wie das Tageslicht, wie das Gras, wie die Bäume? Immer da, jeden Augenblick sichtbar, jeden Tag zu erleben." "Aber das ist es doch", sagte der Weise und lächelte. "Das Glück ist wie dein eigener Atem. Es ist immer anwesend, immer zugänglich." "Nein", widersprach der Besucher energisch. "Es ist selten und vergänglich. Und es vergeht immer zu schnell. Ich habe einige Frauen geliebt in meinem Leben. Jede von ihnen hat mich auf ihre Weise glücklich gemacht, doch nach einer Weile ging das Glück fort und hinterliessnur Leere und Traurigkeit. Und die Sehnsucht danach, es noch einmal zu erleben." "Wir sprechen nicht von derselben Art von Glück", stellte der Weise fest. "Du sprichst vom befriedigten Verlangen, das uns durchaus glücklich machen kann. Doch diese Art von Glück ist nur von kurzer Dauer. Es ist im Grunde nur gesättigtes Verlangen, das sich schon bald wieder auf die Suche nach neuen Zielen begibt." "Ist Glück denn nicht immer gesättigtes Verlangen?" fragte der Mann. 4/5

5 "Nein. Wahres Glück ist die Befreiung vom Verlangen. Es sucht nicht, sondern hat gefunden. Es geht nicht auf Reisen, sondern bleibt, wo es ist. Es verlangt nicht, sondern ist zufrieden mit dem, was es hat", erklärte der Meister. "Wenn du das liebst, was du hast, bist du glücklich. Wenn du das liebst, was du haben willst, bist du solange unglücklich, bis du es hast. So machst du dich zum Sklaven deiner Begierden. Der Glückliche ist ein freier Mensch. Er findet das, was der Verlangende an anderen Orten und in der Zukunft sucht, im Hier und Jetzt. Das macht ihn unabhängig, macht ihn frei. Das macht ihn glücklich. Der Glückliche such nicht weil er gefunden hat." 5/5