Aspekte der psychischen Gefährdungsbeurteilung

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Steffen Böhm
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1 Aspekte der psychischen Gefährdungsbeurteilung Katja Röder M.A. Sportwissenschaft Fachkraft für Arbeitssicherheit TÜV Thüringen 2. November 2018 TÜV Thüringen

2 Aspekte der psychischen Gefährdungsbeurteilung Hintergrund Rechtslage Begriffsklärung - Belastungen vs. Beanspruchungen Vorgehensweise Gefährdungsbeurteilung psych. Belastungen Weiterführende Literatur

3 Anteile der zehn wichtigsten Krankheitsarten an den AU-Fällen an den AU-Tagen Quelle: AU-Daten der DAK-Gesundheit 2016

4 AU-Tage und AU-Fälle aufgrund psychischer Erkrankungen im Jahresvergleich

5 Die fünf wichtigsten Einzeldiagnosen bei psychischen Erkrankungen

6 Rechtslage Änderung des ArbSchG im Jahr 2013

7 Rechtslage Nach dem Arbeitsschutzgesetzt (ArbSchG) und der Unfallverhütungsvorschrift Grundsätze der Prävention (DGUV Vorschrift 1) sind alle Arbeitgeber unabhängig von der Anzahl der Mitarbeiter/innen dazu verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen.

8 Rechtslage - Arbeitsschutzgesetzt

9 Rechtslage - Arbeitsschutzgesetzt 5 des ArbSchG regelt die Pflichten des Arbeitgebers zur Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen und konkretisiert mögliche Gefahrenursachen und Gegenstände der Gefährdungsbeurteilung. Themenfelder: Grundlegende organisatorische Faktoren Gefährdungen durch Arbeitsplatzgestaltung Physikalische Gefährdungen Biologische Gefährdungen Chemische Gefährdungen Psychische Belastungsfaktoren

10 Rechtslage Umsetzungsrichtlinie DIN EN ISO Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung

11 Begriffsklärung Belastung - Beanspruchung

13 Psychische Belastungsfaktoren bei der Arbeit

Belastungs-Beanspruchungs-Modell (Richter 2000) positiv: Aktivierung, Leistungssteigerung positiv: Weiterentwicklung körperlicher und geistiger Fähigkeiten Psychische Belastungen

15 Belastungs-Beanspruchungs-Modell (Richter 2000) positiv: Aktivierung, Leistungssteigerung positiv: Weiterentwicklung körperlicher und geistiger Fähigkeiten Psychische Belastungen (Stressoren) Psychische Beanspruchung Langfristige Folgen Individuelle Leistungsfähigkeit (Ressourcen) negativ: Ermüdung, Stress, Leistungsverlust negativ: Psychosomatische Erkrankungen, Ausgebranntsein

16 Belastungs-Beanspruchungs-Modell (Richter 2000)

17 Zwischenfazit Bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung steht die Beurteilung und Gestaltung der Arbeit in Bezug auf die psychische Belastung im Vordergrund. Es geht NICHT um die Beurteilung der psychischen Verfassung oder Gesundheit der Beschäftigten. Die Gefährdungsbeurteilung leistet einen wichtigen Beitrag zur menschengerechten Gestaltung von Arbeit und daraus folgend zum Erhalt der Gesundheit, Motivation und Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter.

18 Kategorien von Verfahren zur Analyse psychischer Belastungen

19 Prozessbeschreibung zur psychischen Gefährdungsbeurteilung

20 1. Vorbereitung Vorgehen planen, Voraussetzungen schaffen Sensibilisierung Kenntniserwerb / Qualifizierung Planung der Vorgehensweise in allen Schritten Ermittlungsmethoden und Messinstrumente festlegen Planungsschritte für die Entwicklung, Umsetzung und Wirksamkeitskontrolle bei eventuellem Maßnahmenbedarf festlegen Pilotbereich festlegen Kommunikation des Vorhabens (Sinn und Zweck, grober Ablauf, zeitlicher Rahmen) an die Mitarbeiter

21 1. Vorbereitung Festlegen von Tätigkeiten / Bereichen Tätigkeiten/ Bereiche mit Arbeitsbedingungen, die in Bezug auf die psychische Belastung gleichartig sind, können zu einer Einheit zusammengefasst werden. Die Bildung von Einheiten muss nachvollziehbar begründet sein. Beispiele: Verwaltung, Produktion, Lager, Außendienst, Baustelle etc.

22 2. Ermittlung Auswahl der Erhebungsinstrumente

23 2. Ermittlung Vor- und Nachteile der Erhebungsinstrumente

24 2. Ermittlung Verfahrenstiefen der Erhebungsinstrumente

25 Zwischenfazit Der Gesetzgeber macht keine Vorgaben zum Ermittlungsinstrument Die zum Einsatz kommenden Instrumente und Workshop-Konzepte müssen zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen geeignet sein. Alle psychischen Belastungsfaktoren, die bei den Tätigkeiten und Bereichen relevant sind, müssen erfasst werden.

26 2. Ermittlung Prüfliste Psychische Belastungen UVB, 2015

27 2. Ermittlung Prüfliste Psychische Belastungen UVB, 2015

28 3. Beurteilung der psychischen Belastungen Ziel ist es einzuschätzen, ob Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind und wenn ja, welche dies sein können. Die Beurteilung muss sachlich begründet und die Vorgehensweise nachvollziehbar sein.

29 3. Beurteilung

30 3. Beurteilung Prüfliste Psychische Belastungen UVB, 2015

3. Beurteilung Analyse-Workshop Moderierter Analyse-Workshop Teilnehmerkreis definieren alle MA der Abteilung, freiwillige, gewählte oder vorgeschlagene Vertreter der Abteilungen; Leitungsebenen

31 3. Beurteilung Analyse-Workshop Moderierter Analyse-Workshop Teilnehmerkreis definieren alle MA der Abteilung, freiwillige, gewählte oder vorgeschlagene Vertreter der Abteilungen; Leitungsebenen separat Wichtig: enge Zusammenarbeit mit BR und GF Ablauf: 1. Auswertung der Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung 2. Feststellung der Hauptfelder 3. Ursachenermittlung und Clusterbildung 4. Lösungsfindung 5. Gewichtung der Lösungen (bspw. zeitlicher oder finanzieller Aufwand etc.)

32 Lösungsfindung Arbeitsbelastungen individuelle Ressourcen Stressoren ermitteln und Lösungsansätze zur Abmilderung erarbeiten. Förderung und Stärkung der individuellen Leistungsfähigkeit.

33 Prozessbeschreibung zur psychischen Gefährdungsbeurteilung

34 4. Maßnahmenentwicklung und -umsetzung Die Maßnahmen müssen aus den Ergebnissen der Beurteilung abgeleitet und nachvollziehbar begründet sein. Gefahren sind an ihrer Quelle zu bekämpfen und individuelle Schutzmaßnahmen sind nachrangig zu anderen Maßnahmen. (T-O-P- Prinzip) Berücksichtigung möglicher Auswirkungen auf andere Arbeitsbereiche oder Verschiebungen von Belastungsproblemen. Priorisierung und Umsetzungsterminierung der Maßnahmen

35 Prozessbeschreibung zur psychischen Gefährdungsbeurteilung

36 5. Wirksamkeitskontrolle Überprüfung ob die getroffenen Maßnahmen wirksam sind (Grundpflicht des Arbeitgebers gemäß 3 ArbSchG). Fragestellung: Hat sich die psychische Belastungssituation nach Umsetzung der Maßnahmen in der gewünschten Weise verändert? Fällt die Wirksamkeitskontrolle negativ aus, sind weitergehende oder andere Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, um die Gefährdung zu reduzieren.

37 6. Aktualisierung & Fortschreibung Es ist empfehlenswert, die Aktualität der Gefährdungsbeurteilung in regelmäßigen Abständen zu prüfen. Sie ist zu aktualisieren, wenn sich die der Gefährdungsbeurteilung zugrundeliegenden Gegebenheiten geändert haben. ( 3 Abs. 1 ArbSchG)

38 Begleitende Dokumentation Alle Betriebe sind gesetzlich zu einer Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung verpflichtet ( 6 ArbSchG). Dokumentationsinhalte: Beurteilung der Gefährdungen Festlegung konkreter Arbeitsschutzmaßnahmen einschließlich Terminen und Verantwortlichen Durchführung der Maßnahmen Überprüfung der Wirksamkeit Datum der Erstellung

40 Literaturverweise DIN EN ISO Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung (Teile 1 bis 3) BDA (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) - Die Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz Besonderer Schwerpunkt: psychische Belastung. Praxisleitfaden für Arbeitgeber (2013) GDA (Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie) - Arbeitsschutz in der Praxis. Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (2017) DAK Gesundheitsreport 2017

41 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Katja Röder Tel: 0151 / katja.roeder@tuev-thueringen.de

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