VKU LG Ost JFT am 30./ in Osterfeld. Neue Herausforderungen bei der Verwertung von Komposten
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- August Bäcker
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1 VKU LG Ost JFT am 30./ in Osterfeld Neue Herausforderungen bei der Verwertung von Komposten (DüV - Fremdstoffe - TA Luft) Dr. Hubert Seier, DSC GmbH, Selm Vorsitzender Fachausschuss Biologische Abfallbehandlung beim VKU e.v.
2 Gliederung Was gibt es zu hören? 1 Einführung Gründe für die getrennte Erfassung Entwicklung der Sammlung und Verwertung 2 Alte und aktuelle Herausforderungen Düngerecht, Fremdstoffe, TA Luft Die Werthaltigkeit des Kompostes und Absatzwege 3 Fazit 2
3 Gründe für die getrennte Bio- und Grüngutsammlung KrWG fordert die getrennte Sammlung und Verwertung Stoffliche Bioabfallverwertung ist das Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft (echtes Recycling) Ca. 50 % aller Siedlungsabfälle sind Bioabfälle Bio- und Grüngut stellen mit ca. 30 Mio Mg das größte Wertschöpfungspotential in der Abfallwirtschaft dar. Ca. 10 Mio Mg/a werden seit Jahren erfasst 5 Mio Mg/a Kompost werden produziert Größter Abnehmer ist die Landwirtschaft Ständige Hemmnisse belasten die Biobranche Trotzdem weiterer (langsamer) Anstieg der Mengen 3
4 Sammlung und Verwertung Entwicklung der Erfassung in Deutschland Beginn der getrennten Sammlung 1983 erste Biotonne 1983 in Witzenhausen bis Mitte der 90-iger steter Anstieg der Mengen Entwicklung seit ca ziemlich konstant. Im Jahre 2000 erstmals > 100 Kg/E*a Seitdem liegt die Menge bei Kg/E*a Pflicht (KrWG) seit Ausbau noch schleppend heute ca. 130 kg/e*a Um die 200 kg/e*a zu erreichen (selbstverständlich mit bester Qualität) bedarf es weiterer Anstrengungen! 4
5 Herausforderungen bei der Verwertung Diskussionen über Sinnhaftigkeit begleiten die Biophilen ständig Seit Beginn (1983) der getrennten Sammlung bis heute Schadstoffe, Störstoffe, Gerüche, Keime Pilze - Sporen BioAbfV, Dioxine, PFT - Skandal, EEG, BSE - Krise etc. Letztlich wurde die getrennte Erfassung aber stetig ausgebaut Aktuelle Herausforderungen Düngerecht Speziell DüV (wurde auf der JFT 2016 vorgetragen...) Fremdstoffe (DüMV) - Kunststoffe Mikroplastik etc. TA Luft - zur Zeit Novelle - neuer Stand Sehr anspruchsvolle Grenzwerte 5
6 Düngerecht (Stand 08/2018) Düngegesetz...seit in Kraft Düngemittelverordnung Verordnung über das Inverkehrbringen von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln vom Düngeverordnung (seit in Kraft) Verordnung über die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis beim Düngen... Stoffstrombilanzverordnung (seit in Kraft) über den Umgang mit Nährstoffen im Betrieb und zur Änderung weiterer Vorschriften... 6
7 Düngegesetz (2.Juni 2017) 1 Zweck des Gesetzes ist es 1. die Ernährung von Nutzpflanzen sicherzustellen, 2. die Fruchtbarkeit des Bodens, insbesondere den standort- und nutzungstypischen Humusgehalt, zu erhalten oder nachhaltig zu verbessern, 3. Gefahren für die Gesundheit von einen nachhaltigen und ressourceneffizienten Umgang mit Nährstoffen Rechtsakte der Europäischen Gemeinschaft... umzusetzen oder durchzuführen. 7
8 Düngemittelverordnung vom Verordnung über das Inverkehrbringen von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln 1 Begriffsbestimmungen 2 Geltungsbereich 3 Zulassung von Düngemitteltypen 4 Inverkehrbringen von Wirtschaftsdüngern, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln 5 Anforderungen an die Seuchen- und Phytohygiene 6 Anforderungen an die Kennzeichnung 6a Kennzeichnung bei EG-Düngemitteln 7 Toleranzen 8 Ordnungswidrigkeiten 9 Übergangsvorschriften 10 Inkrafttreten, Außerkrafttreten 8
9 Düngemittelverordnung vom Grenzwerte für Komposte Organische Schadstoffe: Grünland - Grenzwert: 8 ng WHO - TEQ/kg TM Dioxine und dl - PCB Ackerland - Grenzwert: 30 ng WHO - TEQ/kg TM Dioxine und dl - PCB Fremdbestandteile: (nach Anlage 2 Tabelle 8.3 gelten) a) Steine > 10 mm: Grenzwert: 5,0 % TM b) Altpapier, Karton, Glas, Metalle und nicht verformbare Kunststoffe > 2 mm: Grenzwert: 0,4 % TM c) Sonstige Kunststoffe (Folien) > 2 mm: Grenzwert: 0,1 % TM Übergangsregelung bis nach alter Verordnung (0,5 % TM Fremdstoffe) 9
10 Ursachen von Fremdstoffen Ursachen Fremdstoffeinträge durch: Regionale Unterschiede bei Trennvorgaben Unterschiedliche Verwertungsanforderungen und Vermarktungsziele Keine eindeutigen Definitionen für Fremdstoffe im Input Bisher Keine einheitlichen Methoden zur Bestimmung von Fremdstoffen im Input (...jetzt aber Methoden der BGK...) Annahmekriterien mehrheitlich nicht definiert, Vollzug schwierig Qualitätskontrolle beim Sammeln ist oft ungenügend Nur visuelle Kontrolle reicht nicht aus (siehe nächste Folie) Unachtsamkeit/geringes Interesse der Bürger ist zu beobachten Anlagen sind für hochwertige Verwertung nicht konzipiert: z.b. Zerkleinerung der Kunststoffe in der Aufbereitung Handhabung Siebüberlauf (...Rückführung...) Feinaufbereitung oft old school 10
11 Inputqualitäten reine Sichtung ist schwierig Quelle: EdDE Studie ,5 Gew.% 1,0 Gew.% 5,0 Gew.% 10,0 Gew.% 11
12 Möglichkeiten zur Vermeidung von Fremdstoffen Handlungsempfehlungen der EdDE Studie Siehe nachfolgende Folien Zusätzlich Bestimmung der Sortenreinheit von Biogut (BGK) Chargenanalyse - Gebietsanalyse Ausschreibungen anpassen Gassner Gutachten im Auftrag BGK e.v. Siehe Gute und effiziente Öffentlichkeitsarbeit durchführen Aktion Biotonne (REWE und Einzelhandel) Wir für Bio (ca. 20 Norddeutsche Entsorger) 12
13 Handlungsempfehlungen für die öre Quelle: EdDE-Studie 2016 (ergänzt...) Reduktion des Eintrages an der Quelle Kontrolle von Biotonnen - mind. stichprobenartig, mit Feedback zu Bürgern, besser ständige Kontrollen (z.b. Detektionssystem von M&F nächste Folie) Einheitliche Definitionen und einfache, plausible Trennvorgaben (übernächste Folie) Bei der Sammlung ist Qualitätssicherung notwendig besonders hinsichtlich Fremdstoffen Bei Ausschreibung der Verwertung Fremdstoffgehalte fixieren (relevant für AN und AG) Effektive Öffentlichkeitsarbeit unter Einbeziehung von Multiplikatoren 13
14 Direkte Reaktion durch Fremdstoffdetektion Großteil (bis zu 85 %) der Verunreinigungen stammt aus wenigen (< 5 %) Behältern Biotonnen detektieren und reagieren auch zur Motivation aller Richtignutzer Dies kann erfolgen durch: z.b. automatische Detektionssysteme l M&F 14
15 Regionale Unterschiede - Trennvorgaben Biotonne: Ja Biotonne: Nein Landkreis A Landkreis B Landkreis C Landkreis D Landkreis E rohe und gekochte Speisereste, auch Fleisch und Käse Eierkartons und Obstschalen aus Holzschliff Holzasche Hecken- u. Rasenschnitt, Laub Maisstärkefolienbeutel Essensreste, auch Gekochte Gartenabfälle (inkl. Rasenschnitt, Laub) Rohe oder gekochte Speisereste Speisefett (z.b. Frittier Fett) Holzspäne (unbehandelt) Brotreste, Eierschalen, feste Speisereste, Filtertüten, Kaffeesatz Rasenschnitt, Blätter, Äste etc. Plastiktüten - auch nicht als Verpackung für Bioabfälle Biofolientüten, Maisstärkefolientüten Späne / Holzwolle aus behandeltem Holz Kohlenasche Altfett (Fritierfett, Pflanzenöl) Leder behandeltes Holz Katzen-, Kleintierstreu Erde, Sand, Kies, Steine Flüssige Speisereste Straßenkehricht Kamin- und Ofenasche Fleischabfälle, flüssige Essensreste
16 Handlungsempfehlungen Anlagen Quelle: EdDE-Studie 2016 (ergänzt) Anlagenkonzeption: Hochwertiges Produkt als Zielgröße (Konzeption vom Produkt her) Berücksichtigung des regionalen Marktes und dessen Produktanforderungen Behandlungsanlagen: Klare Regelungen für Anlieferung / Rückweisung Qualitätsmanagement besonders unter Fremdstoffaspekten Überprüfung der Prozesskette im Hinblick auf Fremdstoffproblematik insb. Zerkleinerung, Siebung, Sichtung, Rückführung von Siebüberlauf etc. (hier muss sicherlich nachgerüstet werden) 16
17 Düngeverordnung Heute nur Kurz da 2016 ausführlich... 1 Geltungsbereich Die Verordnung regelt 1. die gute fachliche Praxis bei der Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, 2. das Vermindern von stofflichen Risiken durch die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und auf anderen Flächen, soweit diese Verordnung dies ausdrücklich bestimmt. 17
18 Kompost und Stickstoffverfügbarkeit...Zur Erinnerung: Düngesetz 1 Zweck......Humusgehalt des Bodens.. nachhaltig verbessern... Kompost TS Nährstoffe gesamt Stickstoff Stickstoff Verfügbarkeit kurzfristig mittel-langfristig wird dauerhaft in Humus Festgelegt 1. Humuserhalt oder Humusaufbau C-Sequestrierung CO 2 -Senke im Boden 10 Teile C und 1 Teil N = Grundgerüst von Dauerhumus
19 Fazit DüV und StoffBilV Kompost bräuchte eigentlich eine grundsätzliche Neubewertung (Entweder über Definition Humusdünger oder Beschreibung der N-Verfügbarkeit) Dabei wäre eine Neubewertung gerade auch in Bezug auf die Risikopotenziale für den Gewässerschutz äußerst sinnvoll! Die Länder haben in der DüV und der StoffBilV Freiheitsgrade, die aber unterschiedlich genutzt werden... 19
20 StoffBilV gilt ab Die StoffBilV gilt ab für einige und ab für alle Betriebe Nach DüV und StoffBilV sollen Länder die Inhalte regeln: In einigen Bundesländern (z.b. Hessen, NRW, NdS) werden künftig nur 30 % des Gesamt N ( = 70 % Verluste") im Nährstoffvergleich angerechnet In anderen Ländern (z.b. Mecklenburg - Vorpommern, Brandenburg u.a.) wird noch diskutiert, gegeben falls auch 100 % Gesamt N im Nährstoffvergleich zu berücksichtigen... 20
21 Novelle TA Luft Der aktuelle Entwurf zur Novelle der TA Luft vom enthält im Vergleich zu der gültigen Version der TA Luft (24. Juli 2002) u.a. folgende Aspekte in Bezug auf biologische Abfallbehandlungsanlagen: neue Grenzwerte (TOC im speziellen Teil) siehe nächste Folie verschärfte Grenzwerte (z.b. Ammoniak (10 mg/m 3 statt 30), Bioaerosole) verschärfte bauliche Anforderungen (z.b. geschlossene Rotte ab 30 Mg/d) Integration der GIRL in die TA Luft verschärfte betriebliche Anforderungen (z.b. Energieeffizienz) Diese Neuerungen bedeuten grundsätzlich: höhere Kosten - ohne höheren Nutzwert technisch schwer realisierbare Anforderungen 21
22 Novelle TA Luft, Hauptänderungen speziell für Kompostwerke und Vergärung Anlagen zur Erzeugung von Kompost aus organischen Abfällen Neue Anforderungen (TOC Grenzwerte): 250 mg TOC/m 3 anstreben 400 mg TOC/m 3 unterschreiten (Messung 1x/a...?) Anlagen zur Vergärung, Kombi-Anlagen und Kofermentation Neue Anforderungen (TOC Grenzwerte): bei 10 Mg/d bis < 50 Mg/d: 250 mg TOC/m mg TOC/m 3 bei > 50 Mg/d: 200 mg TOC/m 3 (Berliner Anlage) (Als JAHRESMITTELWERT bei kontinuierlicher Messung nur bei Neuanlagen! ) 22
23 Bio- und Grüngutverwertung Wert und Verwertung der entstandenen Produkte 23
24 Zusammensetzung RAL-gütegesicherter Komposte (Trockensubsanz) Quelle: VHE (2.691 Proben aus 2008) 24
25 Inhaltsstoffe und Wirkung vom Kompost (Quelle: VHE, Michael Schneider, verändert) Kompost / Gärprodukt Inhaltsstoffe basisch wirksame Humus Hauptnährstoffe Spurenelemente Bodenanteile Bestandteile Wirkungen Pflanze Boden Umwelt gute Pflanzenernährung phytosanitäre Wirkung stärkt Pflanzenwachstum führt zu Bodenvermehrung stoppt Bodenversauerung Wasserspeichervermögen steigt Nährstoffspeichervermögen stabilisiert Bodengefüge vermindert Bodenerosion erhöht Biodiversität erhöht Bodenfruchtbarkeit schnellere Bodenerwärmung leichtere Bodenbearbeitung Ressourcenschonung Energieeinsparung Torfschonung CO 2 Bindung im Boden Schadstoffeinträge werden vermindert (ahu - Gutachten) Komposteinsatz verhindert NO 3 - Verlagerung 25
26 Absatz gütegesicherter Kompost 2015 Quelle: BGK 5 Mio Mg Kompost 3 Mio Mg in Landwirtschaft und 0,9 Mio Mg in Erdenwerke... Bei weiterem Ausbau (200 Kg/E*a) entstehen 8 Mio Mg Kompost also zusätzlich 3 Mio Mg Erdenwerke und Hobbygarten 8 Mio Mg Torf/a werden in Deutschland verbraucht Wenn 20 % ersetzt werden Landschaftsbau 8% Erwerbsgarten 2% Sonstiges 2% Sonderkulturen 3% Landwirtschaft Ist und bleibt der wichtigste Abnehmer... Der Großteil der zusätzlichen 3 Mio Mg muss hierhin! 2 Hauptargumente 1,6 Mio Mg/a Kompost Potenzial dann ca. 0,7 Mio Mg/a...aber auch nicht mehr! Hobbygarten 7% Stichwort brauner Punkt Schale ist die Verkaufs- Verpackung der Kartoffel (Rücknahme-Pflicht) Potential im Hobbygarten wäre politisch machbar Stichwort E10 und Biodiesel...seit 2007 Biokraftstoffquotengesetz (6,5% Rapsdiesel) Z.B....jeder Sack Gartenerde enthält min 30% Kompost... Erdenwerke 18% Landwirtschaft 60% Stichwort: Grundversorgung auf EE - Flächen mit Kompost Anbauflächen 2015: 1,4 Mio ha für Biogas 0,7 Mio ha für Rapsdiesel 0,2 Mio ha für Bioethanol ==> 2,3 Mio ha (10 Mg Kompost/a) 23 Mio Mg Kompost/a!!! 26
27 Fazit für die Zukunft! 11 KrWG fordert die getrennte Erfassung und deshalb: Wer Kreislaufwirtschaft will, muss Komposteinsatz fördern Herstellung bester Qualitäten ist dabei zwingend erforderlich (ständige Kontrolle...) Kompost endlich als hochwertigen Humusdünger definieren Damit würde der Nutzen für die Landwirtschaft noch stärker herausgestellt... (z.b. sandige Böden...Gülle + Kompost!) Zum Titel: Neue Herausforderungen bei der Verwertung...? Getrennte saubere Erfassung als conditio sine qua non A+B - Zwang für Biotonne mit niedriger (bis 0 ) Gebühr Düngerecht und TA Luft praxisgerecht umsetzen Denn die getrennte Sammlung ist nachhaltig und einfach. 27
28 Zitat Albert Einstein dt. Physiker Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden, aber nicht einfacher! 28
29 Ende des Vortrages Danke für ihre Aufmerksamkeit! Für Fragen und Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung Jetzt und Hier Oder später Dr. Hubert Seier, DSC GmbH Ernst-Kraft-Str. 17, Selm / / hs@dscgmbh.de 29
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