Arbeitswelt im Wandel: Was hat sich in Österreich in den vergangenen 20 Jahren getan?

Transkript

1 Arbeitswelt im Wandel: Was hat sich in Österreich in den vergangenen 20 Jahren getan? Thomas Leoni (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) CEFEC Linz, 28. September 2017

2 Inhalte der Präsentation Welche Veränderungen und Trends können wir am österreichischen Arbeitsmarkt seit Mitte der 1990er Jahre beobachten? => Versuch einer Antwort in fünf Thesen

3 1. Der Arbeitsmarkt ist größer und die Arbeitswelt vielfältiger geworden (weiblicher, älter und internationaler) bis 2016: Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter +10%, Erwerbspersonen + 21%

4 In % Frauen sind viel stärker als früher am 90 Arbeitsmarkt aktiv Erwerbsquote 50 Beschäftigungsquote Männer Frauen Männer Frauen2 Q: AMS, HSV, ST. AT., WIFO, WIFO-Berechnungen. Männer: Jahre. Frauen: Jahre.

5 Erwerbsquote in % Erwerbsbeteiligung der Älteren steigt vor allem seit frühen 2000er Jahren bis 64-Jährige 50- bis 64-Jährige Jahre Q: HSV, ST. AT., WIFO, WIFO-Berechnungen.

6 In % EU-Beitritt und Osterweiterung haben Zuzug aus dem Ausland befördert Wohnbev mit Nicht-AT-Staatsbürgerschaft Unselbständig Beschäftigte mit nicht-at-staatsbürgerschaft Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Statistik Austria.

7 Gleichzeitig Anstieg von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit Unselbständig Beschäftigte Arbeitslose Q: AMS, HSV, WIFO. Vorgemerkte Arbeitslose und unselbständig Beschäftigte aller Altersgruppen.

8 2. Der Wandel von der industriellen zur postindustriellen Arbeitswelt hat sich fortgesetzt aber in einer Kombination aus Stabilität, inkrementellem Wandel und Umbruch.

9 Strukturwandel in Richtung (personenbezogener) Dienstleistungen Anteil ausgewählter Branchen an der gesamten unselbständigen Aktivbeschäftigung in % 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 Herstellung von Waren 16,6 21,2 Beherbergung und Gastronomie 7,1 9,0 Handel 15,4 16,6 Gesundheit und Sozialwesen 4,4 9,6 Beherbergung und Gastronomie 4,8 5,9 Wirtschaftsnahe DL 6,2 11, Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Statistik Austria, WIFO Berechnungen. Z.T. Unterschiede in der Abgrenzung der Branchen zwischen 1995 und 2016.

10 in % der unselbständig Beschäftigten Strukturwandel spiegelt sich in Qualifikationsstruktur der Beschäftigten 50,0 45,0 40,0 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 max. Pflichtschule Lehrausbildung Höhere Schule Akademische Ausbildung Q: Statistik Austria, HV, AMS. WIFO-Berechnungen. Ohne Personen mit mittlerer Ausbildung (10 bis 15% der Beschäftigten. Folie 10

11 In % Entwicklung der Berufsstruktur nach Tätigkeitsschwerpunkt zeigt nuanciertes Bild Routine Nicht-Routine Manuell Nicht-Manuell Q: Statistik Austria: Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung, WIFO-Berechnungen. 2010/2011 Bruch in der Datenreihe. ISCO , ISCO Bruch in der Datenreihe 2003/04: Umstellung in der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung. Darstellung aus Bock-Schappelwein (2016).

12 Arbeitsplatzbelastungen verändern sich, aber langsam Physische Belastungsfaktoren, die mindestens 25% der Zeit gegeben sind Chemische Produkte Hohe Temperaturen Vibrationen Lärm Ermüdende Haltungen Tragen/Bewegen von Lasten Q: Eichmann und Saupe (2014); EWCS 2015; eigene Darstellung In % der Befragten

13 3. Beschäftigung ist atypischer und prekärer geworden aber nicht in dem Ausmaß, wie oft wahrgenommen.

14 In % der unselbständig Beschäftigten Atypische Beschäftigungsformen: Unterschiedliche Entwicklungspfade Geringfügig Leiharbeit Freie Dienstnehmer Neue SB Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, BMASK; eigene Berechnungen.

15 In % aller Beschäftigten Mehrfache Beschäftigungsverhältnisse nach wie vor die Ausnahme 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 Geringfügig und eine weitere Beschäftigung Zwei oder mehr reguläre Beschäftigungsverhältnisse 0, Q: HVB, Personenbezogene Statistik; Stichtag: 1. Juli, eigene Berechnungen.

16 In % aller Erwerbstätigen Die Betroffenheit durch Arbeitslosigkeit nimmt zu Von Arbeitslosigkeit betroffene Personen

17 dennoch ist (längere) Arbeitslosigkeit auf wenige Personen konzentriert Frauen Männer => Die Hälfte der Arbeitslosigkeitstage entfällt auf 5% der Personen Q: WIFO INDI-DV auf Basis Arbeitsmarktservice Österreich, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und WIFO. Grundgesamtheit der Betrachtung: Erwerbspersonen im Jahr 2000

18 4. Ungleichheiten am Arbeitsmarkt haben zugenommen. => Flexibilisierung, Prekarisierung und Arbeitslosigkeit stark auf Teilsegmente konzentriert

19 in % des Arbeitskräfteangebots nach Ausbildungsgruppen Entwicklung der Arbeitslosenquoten nach Ausbildungsniveau Akademische Ausbildung Höhere Schule Mittlere Ausbildung Lehrausbildung max. Pflichtschule Q: Statistik Austria, HV, AMS; WIFO-Berechnungen Folie 19

20 In % der vom AMS erfassten Personen Seit der Krise deutliche Zunahme an Langzeitarbeitslosigkeit Personen mit Langzeitarbeitslosigkeit

21 In % Instabil Beschäftigte in allen Gruppen bei Einkommensentwicklung benachteiligt 10,0 8, bis ,0 4,0 2,0 0,0-2,0-4,0-6,0 Stabil Beschäftigte Instabil Beschäftigte Insgesamt Q: Eppel, Leoni und Mahringer (2017).

22 5. Gesundheit ist eine zunehmend wichtige Determinante der Beschäftigungsfähigkeit => Aufgrund des demographischen Wandels, aber nicht nur

23 In % Krankenstand der Beschäftigten und der Arbeitslosen 10,0 9,0 8,0 Arbeitslose 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 Beschäftigte 2,0 1,0 0, Q: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger; AMS; WIFO-Berechnungen. Arbeitslose definiert als Summe aus BezieherInnen von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe, SchulungsteilnehmerInnen sowie BezieherInnen von Übergangsgeld und Pensionsvorschuss.

24 Erwerbszustand im Jahr 2014 (in %) Gesundheitliche Belastung beeinträchtigt Erwerbsintegration 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% sonstiges pensioniert arbeitslos gefördert beschäftigt beschäftigt 20% 10% 0% nicht ges. belastet gesundh. belastet nicht ges. belastet gesundh. belastet Beschäftigte des Jahres 2012 Arbeitslose i.w.s. des Jahres 2012 Q.: OÖGKK und WIFO INDI-DV auf Basis Arbeitsmarktservice Österreich, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und WIFO. Die Daten beziehen sich auf Oberösterreich.

25 Schlusswort und Ausblick Dynamischer Wandel koexistiert mit Stabilität und inkrementellen Entwicklungen Last der Flexibilisierung und Prekarisierung ist sehr ungleich verteilt Für diejenigen, die am AM nicht Fuß fassen können, ist die Kluft größer, die Hürde höher geworden

26 Fragen und Anregungen sehr willkommen Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung Arsenal Objekt 20, 1050 Wien (Austria) THOMAS LEONI T: +43-(0) F: +43-(0) auch in der Kaffeepause!