Information. Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung. Stand: April

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1 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Stand: April

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3 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Vorwort X Vorwort Qualifikation neu denken Viele Wege führen zum Ziel Die Unternehmen brauchen qualifizierte Mitarbeiter in ausreichender Anzahl, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Nach unserer Studie Arbeitslandschaft 2035 besteht Gefahr, dass bereits 2020 in Bayern ca Fachkräfte fehlen werden, davon Personen mit beruflicher Bildung. Es gilt daher, vor allem diesem Sektor erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Teilqualifizierungen können hierbei ein wichtiger Ansatzpunkt sein, denn oftmals sind Berufsabschlüsse für gering qualifizierte Beschäftigte und Langzeitarbeitslose in einem ersten Schritt nicht erreichbar. Durch ihren modularen Aufbau gibt die Teilqualifizierung den Teilnehmern die Möglichkeit, sich ggf. auch berufsbegleitend für Teilbereiche der Facharbeitertätigkeit weiterzubilden und ihr Einsatzfeld zu erweitern oder auch grundlegend zu verändern. Wer alle Bausteine durchläuft, hat anschließend die Möglichkeit, sich für die externe Facharbeiterprüfung anzumelden. Die bayerischen Arbeitgeberverbände bieten deshalb in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft e. V. seit mehreren Jahren Teilqualifizierungen an, um an- und ungelernte Beschäftigte und Arbeitssuchende für den Arbeitsmarkt fit zu machen. Die Teilqualifizierung ist ein gutes Instrument für einen erfolgreichen Einstieg in Arbeit und die berufliche Weiterbildung im Betrieb. Das vorliegende Informationspapier zeigt die Chancen auf, die sie für alle Beteiligten bietet, und enthält weiterführende Informationen. Bertram Brossardt 21. April 2015

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5 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Inhalt X Inhalt 1 Ausgangslage Fachkräftebedarf und Arbeitsmarkt der Zukunft Chance Teilqualifizierung Wie Teilqualifizierungen wirken Geringqualifizierte aktivieren Brücke zu mehr Qualifikation schlagen Teilqualifizierung konkret Beispiele aus dem Angebot für Teilqualifizierung Aufbau und Inhalte einer Teilqualifizierung an zwei Beispielen Fördermöglichkeiten nutzen Fachkräftebedarf sichern Fördermöglichkeiten für Geringqualifizierte Fördermöglichkeiten für qualifizierte Ältere Fördermöglichkeiten für qualifizierte Jüngere Fazit Ansprechpartner Impressum... 15

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7 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Ausgangslage 1 1 Ausgangslage Ressourcen besser nutzen warum wir Teilqualifizierung brauchen 1.1 Fachkräftebedarf und Arbeitsmarkt der Zukunft Jede erfolgreiche Strategie zur Fachkräftesicherung muss neben einer geregelten Zuwanderung und einem leistungsfähigen Bildungssystem neue Wege in der Ausbildung und der beruflichen Bildung enthalten. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften ist groß. Und er wird in den kommenden Jahren weiter steigen, wie die Studie Arbeitslandschaft 2035 der vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. deutlich aufzeigt. Verschiedene Entwicklungen tragen dazu bei, dass für die Wirtschaft in Deutschland und Bayern eine wichtige Ressource knapper wird: Fachkräfte, die mit ihrer Qualifikation und ihrem Können zum wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand unserer Gesellschaft maßgeblich beitragen. Demografische Entwicklung: Die Zahl der Erwerbspersonen wird hierzulande in den nächsten Jahren stark sinken. Immer weniger junge Menschen kommen nach. Mit einem insgesamt sinkenden und alternden Arbeitskräftepotenzial werden sich die bereits heute erkennbaren strukturellen Fachkräfteengpässe weiter verschärfen. Berufliche Anforderungen: Die Nachfrage nach gering qualifizierter Arbeit sinkt, gleichzeitig steigen die Anforderungen in Sachen Qualifikation und Können immer weiter an. Einstieg in den Beruf: Durch die wachsenden Anforderungen an einfache Tätigkeiten erhöht sich die Eintrittsschwelle für Geringqualifizierte ohne Berufsausbildung stetig. Ausbildungsreife: Untersuchungen zeigen, dass rund 15 bis 20 Prozent aller Jugendlichen beim Verlassen der Schule nicht ausbildungsfähig sind. Schulbildung: Bundesweit verlassen jährlich noch immer rund Schüler die Schulen ohne Abschluss. In Bayern hatten zuletzt rund Schulabgänger keinen Hauptschulabschluss (rund 4,4 Prozent). Die vbw Studie Arbeitslandschaft 2035 zeigt, dass bereits im Jahr 2020 in Deutschland 1,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen werden, in Bayern werden es sein. Bis 2035 werden die Zahlen weiter ansteigen, dann erwartet Deutschland eine Fachkräftelücke von vier Millionen Menschen, in Bayern werden etwa Erwerbstätige fehlen. Insbesondere im Bereich beruflicher Qualifikationen besteht ein hoher Bedarf, der bereits 2020 in Bayern rund Fachkräfte umfassen könnte. Um den Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu sichern, müssen wir die verfügbaren Arbeitskräfte besser qualifizieren. Aus gesellschaftlicher Sicht ist es zwingend erforderlich, die Menschen über ihren Bildungs- und Ausbildungsweg näher an den Arbeits-

8 2 Ausgangslage Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung markt zu bringen, um das Risiko von Arbeitslosigkeit zu senken und ein Verharren in der Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Über das Modell der Teilqualifizierung bringen sich die bayerischen Arbeitgeber bereits seit Jahren nicht nur aktiv in die Diskussion über erfolgreiche Konzepte zur Fachkräftesicherung ein. Sie haben in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) e. V. pro-aktiv einen ganzen Katalog an Qualifikationsmodulen entwickelt, der sukzessive erweitert wird. Das Angebot wird bereits erfolgreich genutzt und hat sich auf vielen Ebenen bewährt. 1.2 Chance Teilqualifizierung Teilqualifizierungen sind auf Basis anerkannter Ausbildungsberufe in modularisierte Ausbildungsabschnitte gegliedert, die einzeln durchlaufen werden können. Entsprechende Eignung und Bestehen der Prüfungen vorausgesetzt, ist das Ziel die Externenprüfung nach Durchlaufen aller Module. Die Teilqualifizierung erfüllt zwei wichtige Aufgaben: Zum einen ermöglicht sie einen qualifizierten Einstieg in Arbeit, und zum anderen dient sie der nachhaltigen Sicherung von Beschäftigung. Beide Faktoren sind gleichermaßen von Bedeutung, denn Schulabschluss und berufliche Erstqualifikation mögen den traditionellen ersten Schritt in die Arbeitswelt darstellen, entsprechen aber nicht immer dem tatsächlichen Lebenslauf und bieten auch keine Garantie für einen lebenslangen Arbeitsplatz. Für Personen, die vor einem Neueinstieg stehen, beispielsweise nach einer längeren Phase der Erwerbslosigkeit, erweist sich die Teilqualifizierung als neue Chance. Ebenso stellt sie eine Chance für Menschen dar, die als Jugendliche nicht den Zugang zu einer entsprechenden schulischen (Aus-)Bildung gefunden haben, diese aber später nachholen wollen, oder die nicht den Anforderungen an eine duale Ausbildung gewachsen sind. Teilqualifizierungen, wie im Folgenden beschrieben, nützen somit allen Beteiligten: Der Einzelne kann seinen Qualifikationsstand nachhaltig heben und somit den Einstieg zurück in den Arbeitsmarkt oder in eine höherqualifizierte Stelle schaffen. Er verfügt über eine marktgängige, zertifizierte und ausbaufähige Qualifikation. Die Unternehmen gewinnen zusätzliche Fachkräfte. Zudem können Mitarbeiter bereits während der modularen Weiterbildung Aufgaben übernehmen, die bislang höher qualifizierte Kollegen mit erledigen mussten, die sich nun ihrerseits ihren originären Aufgaben zuwenden oder sich ebenfalls weiterqualifizieren können. Menschen ohne oder mit nur geringer Qualifikation werden wieder in den Arbeitsmarkt integriert, und die Gesellschaft profitiert von mehr Beschäftigung und höheren Beiträgen zur Sozialversicherung.

9 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Wie Teilqualifizierungen wirken 3 2 Wie Teilqualifizierungen wirken Schritt für Schritt zu einem qualifizierten Berufsabschluss Teilqualifizierungen richten sich zunächst an an- und ungelernte Arbeitnehmer, die sich in einem bestimmten Berufsbereich qualifizieren wollen, aber auch an branchenfremde Arbeitskräfte, die in neuen Aufgabenbereichen eingesetzt werden sollen. Die Teilqualifizierung steht aber auch für einen stufenweisen Einstieg in das Berufsleben bei Arbeitssuchenden. Sie dient als wirkungsvolle Ergänzung zum bestehenden Ausbildungssystem und begleitet Menschen in den ersten Arbeitsmarkt, die den Einstieg in das duale System verfehlt haben oder die dort bestehenden Ansprüche nicht erfüllen konnten. Insbesondere auch für die Gruppe der Flüchtlinge und Asylbewerber, denen der Weg in die Ausbildung nicht sofort gelingt, ist die Teilqualifizierung eine denkbare Alternative, da sie die Möglichkeit bietet, sich parallel zur Erwerbstätigkeit weiterzubilden. Teilqualifizierung steht aber auch für die Sicherung von Beschäftigung. In der betrieblichen Weiterbildung ermöglicht sie es Unternehmen, ihre Mitarbeiter für einen sich fortentwickelnden Produktionsprozess weiterzubilden und für künftige Berufsanforderungen zu qualifizieren. Werden die Anforderungen im dualen Ausbildungssystem nicht erfüllt, hat das meist vielfältige Gründe. Nicht allen kann allein auf Basis beruflicher Bildung begegnet werden, aber in vielen Fällen erweist sich der modulare Aufbau der Teilqualifizierung als gern und erfolgreich wahrgenommene Chance, im individuellen Tempo auf neuen Wegen zu beruflichem Erfolg zu gelangen. Damit erfüllt die Teilqualifizierung nicht nur den Wunsch der Unternehmen nach qualifizierten Arbeitskräften, sondern auch einen nicht zu unterschätzenden gesellschaftlichen Auftrag: Die wirtschaftlichen Belange und die gesellschaftlichen Aufgaben werden auf mehrere Schultern verteilt. Zahlreiche Geringqualifizierte oder Arbeitssuchende erhalten eine neue Chance und eine Möglichkeit, als Arbeitnehmer in Lohn und Brot zur Sicherung der gesellschaftlichen Sozialstandards beizutragen. Teilqualifizierung orientiert sich am real existierenden Bedarf von Fachkräften. Teilqualifizierung schafft Freiräume für vorhandene Facharbeiter im Unternehmen. Teilqualifizierung hebt brachliegendes Potenzial in der Gruppe Geringqualifizierter. Teilqualifizierung öffnet Horizonte und vermittelt Chancen. Teilqualifizierung baut Brücken zur Vollqualifikation. Teilqualifizierung ergänzt das duale Ausbildungssystem. Teilqualifizierung bietet transparent zertifizierte Weiterbildungsmodule.

10 4 Wie Teilqualifizierungen wirken Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Damit Teilqualifizierung wirkungsvoll eingesetzt und genutzt werden kann, müssen auf Dauer einige Voraussetzungen stimmen: Die Beschäftigungsfähigkeit eines Menschen muss neu definiert werden, die Schwelle von Schule zu Beruf muss neu gestaltet werden, und dieser Prozess muss mit Transparenz und Durchlässigkeit in Bildung und Ausbildung einhergehen. 2.1 Geringqualifizierte aktivieren Geringqualifizierte tragen ein besonders großes Risiko, arbeitslos zu werden, und Langzeitarbeitslose finden trotz aller Erfolge der Agenda 2010 immer noch zu schwer zurück in eine Anstellung. Der Anteil der Menschen, die ohne berufliche Ausbildung arbeitslos sind, liegt seit Jahren auf hohem Niveau. Im Januar 2015 waren bundesweit 1,35 Millionen Menschen ohne Berufsausbildung arbeitslos. Diese Gruppe stellte damit 44,5 Prozent aller Arbeitslosen. In Bayern lag die Zahl der Arbeitslosen ohne Berufsausbildung im Januar 2015 bei ; das waren 40,2 Prozent aller Arbeitslosen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) warnt, dass in Deutschland nahezu jeder zweite Arbeitslose mangels höherer Qualifikation nur Helfertätigkeiten ausüben kann. Dabei entspricht aber nur jeder siebte Arbeitsplatz diesem Qualifikationsniveau mit abnehmender Tendenz. Die Erfahrung in der Kooperation mit den Agenturen für Arbeit zeigt, dass die Instrumente zur Eingliederung in Arbeit besser auf die Gruppe der Langzeitarbeitslosen und Geringqualifizierten abgestimmt werden müssen. Eine der wichtigsten Maßnahmen auf diesem Gebiet ist es, der Erkenntnis Raum zu schaffen, dass die Beschäftigungsfähigkeit eines Arbeitssuchenden nicht ausschließlich an der Tatsache festgemacht wird, dass er bereits eine berufliche Erstausbildung abgeschlossen haben muss. Ähnlich dringlich scheint ein Umdenken bei der Wiedereingliederung von Arbeitslosen, die längere Zeit nicht in Lohn und Brot standen. Ihre Berufsabschlüsse erfahren in einer sich rasant wandelnden Arbeitswelt sehr schnell eine gewisse Entwertung. An sich oder ehemalig qualifizierte Arbeitssuchende stehen damit vor zusätzlichen Hürden: Sie suchen nicht nur einen neuen Arbeitsplatz; sie erfahren auch, dass sie in ihrem angelernten Beruf nochmals und wieder vieles dazu oder neu lernen müssen. Zudem ist in Deutschland die Zahl der Arbeitsplätze mit geringen Qualifikationsanforderungen mit dem Wandel zur Wissensgesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter gesunken. Der Arbeitsmarkt hierzulande ist ein Fachkräftemarkt, der viele Positionen für (hoch-)qualifizierte Arbeitskräfte bereithält, aber immer weniger für gering qualifizierte. Entsprechend problematisch erweist sich dann der Umgang mit der Gruppe der so genannten An- und Ungelernten. Weil Arbeitsplätze mit vergleichsweise geringen Anforderungen als aussterbendes Segment gelten, stehen sie vor scheinbar unüberwindbaren Hürden auf ihrem Weg in oder zurück in den Arbeitsmarkt. So gilt für formal nicht Qualifizierte wie für Arbeitslose, die bereits länger nach einer neuen Anstellung suchen, ein ähnliches Prinzip: über teilqualifizierende und fortbildende Maßnahmen einen neuen oder ersten Weg in den Arbeitsmarkt zu finden. Immer ist

11 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Wie Teilqualifizierungen wirken 5 eine neue Bildungsmaßnahme involviert, die helfen kann und soll, einen wann oder wie auch immer fehlenden Baustein in der beruflichen Bildung maßgetreu zu setzen. 2.2 Brücke zu mehr Qualifikation schlagen Die Bezeichnung gering qualifiziert ist kein Synonym für mangelnde Bildung. Eine nicht unerhebliche Zahl von Schul- oder Hochschulabgängern ohne Zeugnis oder Aussteigern aus einer Berufsausbildung verfügt über ein beachtliches Bildungsniveau. Teilqualifizierung kann in diesen Fällen helfen, sich auch fachlich gezielt weiterzubilden und zertifizierte Abschlüsse auf unterschiedlichen Qualifikationsebenen zu erzielen. Die bayerischen Arbeitgeberverbände bieten den Unternehmen mit der Teilqualifizierung bereits seit 2007 ein wirkungsvolles Instrument, ihren Bedarf an Fachkräften zu sichern. Ein ganzes Bündel an Qualifizierungsmaßnahmen ist detailliert aufeinander abgestimmt. Das Service-Angebot umfasst die berufsbegleitende Qualifizierung von Beschäftigten, ein modulares Teilqualifizierungskonzept mit hohem Qualitätsstandard, eine schnelle betriebs- und bedarfsorientierte Qualifizierung, die Vermittlung von Fachkräften mit Teilqualifizierung. Mit Hilfe dieser Maßnahmen, die auf Wunsch auch nahtlos ineinander übergreifen können, haben Unternehmen die Möglichkeit, ihre Belegschaft exakt auf die Entwicklung des Unternehmens einzustimmen und engagierte wie erfolgreiche Teams zusammenzustellen. Das Konzept der Teilqualifizierung schafft die Möglichkeit, auch Arbeitsplätze unterhalb der Facharbeiterebene zu besetzen. Mitarbeiter mit abgeschlossenen Teilqualifizierungsmodulen können einfachere Aufgaben übernehmen und voll ausgebildete Fachkräfte wirkungsvoll entlasten. Dies unterstützt sowohl eine möglicherweise erforderliche Spezialisierung von Fachkräften als auch die nachhaltige Sicherung einer für das Unternehmen perfekt qualifizierten Belegschaft. Die bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber bayme vbm und die vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. haben in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) e.v. bereits für eine Vielzahl von Branchen Teilqualifizierungen entwickelt und erweitern dieses Angebot stetig. Mit dem Gütesiegel Qualifiziert in Bayern von bayme vbm, vbw und bbw gibt es eine Garantie für die Qualität von Teilqualifizierungsangeboten. Jede Teilstufe wird, nach der theoretischen und praktischen Unterweisung, durch eine Prüfung abgeschlossen und die erfolgreiche Teilnahme mit einem bbw-bayme vbm / bfz-bayme vbm oder bbw-vbw / bfz-vbw Zertifikat belegt. Durchläuft ein Teilnehmer alle Module einer Teilqualifizierung mit Erfolg, kann er sich zur Externenprüfung anmelden und hat dann noch die Möglichkeit, an einem zusätzlichen Vorbereitungslehrgang zur Facharbeiterprüfung teilzunehmen.

12 6 Wie Teilqualifizierungen wirken Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Zertifikat: Qualifiziert in Bayern Auf Bundesebene haben die Arbeitgeberverbände und Bildungswerke der deutschen Wirtschaft mit der Arbeitgeberinitiative Teilqualifizierung das gemeinsame Gütesiegel Eine TQ besser! etabliert. Es garantiert Teilnehmern und Unternehmen, dass alle Teilqualifizierungen bundesweit nach einem gemeinsamen Konzept entwickelt und mit kompatiblen sowie einheitlichen Standards durchgeführt werden. Sämtliche Teilqualifizierungsmodule schließen mit einer Prüfung, einem Zertifikat und einer Fachkräftebezeichnung ab. Zertifikat: Eine TQ besser!

13 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Teilqualifizierung konkret 7 3 Teilqualifizierung konkret Modelle und Initiativen entwickelt in Zusammenarbeit mit dem bbw Die Fachkräftesicherung gilt in der Wirtschaft heutzutage als eine der vorrangigen Aufgaben. Zu groß zeigt sich die Schere zwischen den Anforderungen an den Arbeitsplätzen der Gegenwart und der Zukunft einerseits und der Zahl der Erwerbspersonen mit einer entsprechenden Ausbildung andererseits. Die Teilqualifizierung erweist sich hier als nachhaltig wirkungsvolles Werkzeug bei nahezu allen Anstrengungen, bereits bestehende oder sich abzeichnende Qualifikationslücken zu schließen. Schon seit vielen Jahren bieten bayme vbm und vbw mit der bbw-gruppe ein breitgefächertes Angebot von interessanten Teilqualifizierungen in den unterschiedlichsten Bereichen an. Die Teilqualifizierung von Mitarbeitern ist ein wichtiger Ansatz zur Sicherung des steigenden Fachkräftebedarfs in den Betrieben. 3.1 Beispiele aus dem Angebot für Teilqualifizierung Mit dem Angebot der Teilqualifizierung werden bekannte Ausbildungsberufe zum Facharbeiter modular aufgegliedert. Jedes Modul ist in sich geschlossen und endet mit einer standardisierten Prüfung. Sind alle Module einer Teilqualifizierung erfolgreich durchlaufen, kann sich der Teilnehmer zur Externenprüfung anmelden. Das bbw bietet bei Bedarf hierzu noch einen separaten Vorbereitungslehrgang an. Durch den modularen Aufbau der einzelnen Teilqualifizierungen kann die Weiterbildung ideal an den Bedarf des Unternehmens und die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Arbeitnehmer angepasst werden. Mitarbeiter können bereits nach dem ersten Modul in der betrieblichen Praxis effektiv eingesetzt werden. In zahlreichen Produktions- und Dienstleistungsbranchen hat sich das Modell der Teilqualifizierung bereits sehr erfolgreich bewährt. Insbesondere im Bereich Metall haben einige Teilqualifizierungen schon heute einen hohen Stellenwert. Die Bandbreite der Module reicht von der Fachkraft für Metallbearbeitung über Anwender für Prüf-, Messund Regeltechnik bis hin zur Fachkraft für Steuerungstechnik und zum Vorbereitungslehrgang auf die Facharbeiterprüfung Industriemechaniker. Ähnlich erfolgreich ist die berufsbegleitende Teilqualifizierung zum Maschinen- und Anlagenführer. Im Bereich Elektro sind die Teilqualifizierungen ähnlich strukturiert. Auch hier können die einzelnen Qualifikationsmodule in einen Vorbereitungslehrgang auf die Facharbeiterprüfung zum Elektroniker münden. Genauso sorgfältig strukturierte und betriebsorientierte Teilqualifizierungen stehen zum Beispiel für die Branchen Handel, Hotel und Gaststätten, Kunststoff, Systemgastronomie, Lager und Logistik, Landschafts- und Gartenbau sowie Bürokommunikation zur Verfügung.

14 8 Teilqualifizierung konkret Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Derzeit bestehen in Bayern über alle Branchen hinweg für 28 Berufe Angebote zur Teilqualifizierung (sowohl zwei- als auch dreijährige Ausbildungen; sowohl bayme vbm als auch vbw), wobei bei Bedarf auch weitere Berufe für die Teilqualifizierung aufbereitet werden können. Dieser Weg hat sich als ein wahres Sesam-Öffne-Dich für viele Herausforderungen in der Wirtschaft erwiesen. Teilqualifizierung ermöglicht nicht nur die schnelle Lösung eines kurzfristigen Problems, sondern erlaubt dem einzelnen Mitarbeiter wie dem ganzen Unternehmen eine langfristige Lösung für die gemeinsame Bewältigung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Herausforderungen. Damit zeigt sich die Teilqualifizierung als klassische Win-Win-Situation: Jeder, der an diesem Prozess beteiligt ist, gewinnt an Können, Kompetenz und Wettbewerbsfähigkeit. 3.2 Aufbau und Inhalte einer Teilqualifizierung an zwei Beispielen In jeder Fachrichtung gestaltet sich der Aufbau einer Teilqualifizierung gleich. Sie beginnt stets mit einer Grundqualifikation, es sei denn, der Interessent bringt bereits eine zeitlich und fachlich nachweisbare praktische Berufserfahrung mit. Auf der Grundqualifikation bauen dann die einzelnen Fachmodule auf. Wurden alle diese Fachkraftabschlüsse erfolgreich abgeschlossen, kann bei Interesse auch noch der Vorbereitungslehrgang auf die Externenprüfung zum Facharbeiter absolviert werden oder aber sich direkt zur Externenprüfung angemeldet werden. Die zwei folgenden Abbildungen verdeutlichen den Ablauf und die Flexibilität des Prinzips der Teilqualifikation anhand von zwei völlig unterschiedlichen Ausbildungsgängen: Teilqualifizierung Industriemechaniker Teilqualifizierung Fachlagerist Sie führen über mehrere Module zur Facharbeiterprüfung vor der jeweiligen Kammer.

15 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Teilqualifizierung konkret 9 Teilqualifizierung: Beispiel Industriemechaniker

16 10 Teilqualifizierung konkret Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Teilqualifizierung: Beispiel Fachlagerist

17 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Teilqualifizierung konkret Fördermöglichkeiten nutzen Fachkräftebedarf sichern Um ihren eigenen Fachkräftebedarf unternehmensspezifisch und individuell zu sichern, stehen den Unternehmen zahlreiche Angebote für die Teilqualifikation zur Verfügung. Die Arbeitgeberverbände informieren ihre Mitglieder schon seit Jahren zu den verschiedenen Teilqualifizierungsangeboten und den mit ihnen verbundenen Fördermöglichkeiten. Seit Januar 2009 wurde als schneller und effizienter Service zusätzlich eine Telefonhotline zum Thema geschaltet. Sie erreichen die Hotline unter der Telefon-Nummer Sie ist von Montag bis Freitag von 08:30 bis 18:30 Uhr besetzt. Im Einzelnen bestehen folgende Fördermöglichkeiten durch die Bundesagentur für Arbeit: Fördermöglichkeiten für Geringqualifizierte Geringqualifizierte können nach 81 Abs. 2 und 5 SGB III durch die Übernahme der Weiterbildungskosten von bis zu 100 Prozent und für die weiterbildungsbedingte Ausfallzeit mit einem Arbeitsentgeltzuschuss von bis zu 100 Prozent gefördert werden. Geringqualifizierte sind Personen ohne anerkannten Berufsabschluss oder Personen mit Berufsabschluss, die aber mehr als vier Jahre als An- oder Ungelernte beschäftigt waren (inkl. Anrechnung von Zeiten der Arbeitslosigkeit, Kindererziehung, Angehörigenpflege). Die Höhe des Arbeitsentgeltzuschusses orientiert sich am Umfang der Ausfallzeiten aufgrund der Weiterbildung. Bei der Zuschusshöhe wird das Interesse des Arbeitgebers an der Weiterbildung berücksichtigt. Für die Teilnahme an berufsanschlussfähigen Teilqualifikationen wurde die Höhe des Zuschusses durch eine Staffelung festgelegt: 1.Teilqualifikation: mindestens 50 Prozent 2.Teilqualifikation: mindestens 60 Prozent 3.Teilqualifikation: mindestens 75 Prozent 4.Teilqualifikation (und jede weitere aufbauende Teilqualifikation): 100 Prozent Um die berufsabschlussbezogene Weiterbildung Geringqualifizierter weiter zu stärken, wurde im April 2015 eine zusätzliche Fördermöglichkeit für Geringqualifizierte über das Programm WeGebAU der Bundesagentur für Arbeit eingeführt, die den Erwerb berufsqualifizierender Abschlüsse besser mit der Berufstätigkeit im Betrieb verknüpfen soll. Mit dieser neuen Säule in WeGebAU können geringqualifizierte Beschäftigte in allen Betrieben unabhängig von der Größe des Betriebs mit der Übernahme der Weiterbildungskosten von bis zu 100 Prozent und einem Arbeitsentgeltzuschuss von bis zu 100 Prozent gefördert werden. Ob die modular ausgestaltete Ausbildung inner- oder außerbetrieblich erfolgt, ist dabei unerheblich, d. h. die Ausbildung kann an unterschiedlichen Lernorten bzw. wechselnd an verschiedenen Lernorten durchgeführt werden (im Betrieb, bei einer Bildungseinrichtung, bei einer überbetrieblichen Schulungs-

18 12 Teilqualifizierung konkret Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung stätte). Die bei innerbetrieblichen Weiterbildungen geltende Förderobergrenze von 50 Prozent findet keine Anwendung. Für die Förderhöhe des Arbeitsentgeltzuschusses gelten unter Berücksichtigung der tatsächlichen weiterbildungsbedingten Ausfallzeiten folgende Parameter: 1.Teilqualifikation: mindestens 50 Prozent 2.Teilqualifikation: mindestens 60 Prozent 3.Teilqualifikation: mindestens 80 Prozent 4.Teilqualifikation: mindestens 90 Prozent 5.Teilqualifikation (und jede weitere aufbauende Teilqualifikation): 100 Prozent Fördermöglichkeiten für qualifizierte Ältere Für qualifizierte Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen (bis 250 Mitarbeiter), die das 45. Lebensjahr vollendet haben, besteht die Möglichkeit, dass nach 82 SGB III Weiterbildungskosten ganz oder teilweise übernommen werden. Ein Arbeitsentgeltzuschuss wird nicht gewährt Fördermöglichkeiten für qualifizierte Jüngere Befristet bis Ende 2019 besteht auch für qualifizierte jüngere Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen (bis 250 Mitarbeiter), die das 45. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, eine Fördermöglichkeit nach 82, 131a SGB III. Voraussetzung ist, dass der Arbeitgeber den überwiegenden Teil der Ausfallzeiten trägt. In diesem Fall können bis zu 50 Prozent der Lehrgangskosten gefördert werden.

19 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Fazit 13 4 Fazit Teilqualifizierung: Erfolg auf der ganzen Linie Das heute bestehende Angebot an Möglichkeiten, Menschen über Teilqualifizierung in Arbeit zu bringen oder ihre Beschäftigung zu sichern, ist so umfassend wie erfolgreich. Unsere über Jahre hinweg gesammelten Erfahrungen auf dem Gebiet der Teilqualifizierungen kommen dem wachsenden Bedarf an beruflicher Bildung entgegen und bieten neue Lösungswege. Unsere Wirtschaft braucht qualifizierte Fachkräfte, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Teilqualifizierungen dienen dabei als wirkungsvolle Ergänzung zum bestehenden Ausbildungssystem. Wichtig ist in erster Linie, dass sie als respektable Wege der beruflichen Bildung akzeptiert werden. Sie müssen zu diesem Zweck modular aufgebaut sein, transparent in Inhalt und Gewichtung, und zuverlässige Zertifizierungen gewähren. So tragen sie wirkungsvoll dazu bei, Menschen aus bestehender Arbeitslosigkeit zu führen und vor drohender Arbeitslosigkeit zu bewahren. Teilqualifizierungen, wie sie von den bayerischen Arbeitgeberverbänden in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) e. V. entwickelt wurden, bilden deshalb auch einen wichtigen Baustein im Aktionsprogramm Fachkräftesicherung der vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Die hier entwickelten Maßnahmen haben sich über Jahre mehr als bewährt und beweisen heute auf breiter Ebene, dass Gesellschaft und Wirtschaft in engem Schulterschluss und in der Bereitschaft, gemeinsam neue Wege zu suchen und zu beschreiten, vor allem dann erfolgreich sind, wenn sie engagiert, flexibel und offen auf die sich abzeichnenden Herausforderungen zugehen. Der sich hieraus ergebende Nutzen dient dem Wohl aller Beteiligten. Bedeutet die Teilqualifizierung für die einen die schon verloren geglaubte Chance auf eine gesellschaftliche und ökonomische Teilhabe, eröffnet sie den anderen eine Fülle an Möglichkeiten, für das eigene Unternehmen eine maßgeschneiderte Belegschaft von höchster Kompetenz zusammenzustellen. Mit einem gut aufeinander abgestimmten Team lassen sich sowohl schwierige Zeiten leichter überstehen als auch die erforderlichen Kräfte für starkes wirtschaftliches Wachstum schneller aufbringen. Teilqualifizierung ist eine richtungweisende Maßnahme in Sachen beruflicher Bildung bzw. Weiterbildung. Sie bietet großen Nutzen für alle. Sie schöpft enormes Potenzial. Sie baut Zukunft!

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21 Information Fachkräftesicherung Chance Teilqualifizierung Ansprechpartner / Impressum 15 Ansprechpartner Dr. Bernhard Paa Abteilung Sozial- und Gesellschaftspolitik Telefon Telefax bernhard.paa@vbw-bayern.de Impressum Alle Angaben dieser Publikation beziehen sich grundsätzlich sowohl auf die weibliche als auch auf die männliche Form. Zur besseren Lesbarkeit wurde meist auf die zusätzliche Bezeichnung in weiblicher Form verzichtet. Herausgeber: Weiterer Beteiligter: bayme Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro e. V. vbm Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Bildungswerk der bayerischen Wirtschaft (bbw) e.v gerber.dagmar@bbw.de Max-Joseph-Straße München bayme vbm vbw April 2015